BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII
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tenteils mit Metall gefüllte Phalangen vom "SChild" in Schleswig (Ulbrlcht 1'184, S. 6},<br />
rar. 47). 'liarum dort und 1m Rostocker Material Stücke ohne Füllung blieben, findet "-eine<br />
eindeutige Erklärung. Möglicherwe ise haben sich Füllungen oder Metallsti fte gelockert un d<br />
sind herausgefallen. Rön t genologisch erfaßte Restspuren von Meta ll ( Ulbricht 1984, Ta f .<br />
47,~) (Abb ' }'I) lassen dies annehmen.<br />
Alle an den knochen vorgenommenen Veränderungen wird man vorwiegend mIt einseitig geschäfteten<br />
Eisenmessern ausgeführt haben, wi e sie i ~ Mittelalter allgemein in Gebrauch waren.<br />
So wurden beispielsweise aus den Si edlungen de s 9./10. Jh. von GroO Raden, Kr. Sternberg,<br />
I~O Messer geborgen (Schuldt 1'180, s. 22 ). Oie g l eichmäßige, wohl gerundete Form eines loches<br />
läßt außerde~ den Einsatz eines 80hrers vermuten.<br />
Schließlich zeiChnet die Phalangen eine mehr oder wen iger abgenutzte Obe rfläche aus, die<br />
auf Gebrauch hinweist. Es fallen vor allem abgestoßene und ausgebroc hene Ecken und Kanten<br />
des Knochens vo r nehmlich im Proximalbereich auf. Vier besonders kräftige Exemplare sind<br />
davon in extremer Wei se betroffen, denn bei ihnen ist ein Stadium na hezu kantengerundeter<br />
Abnutzung sowohl proximal als auch distal erreicht ( Abb.I 'I)' Feine Kratzer und Eindrücke<br />
zusammen mit Oberflächenpatina vers tärken den Eindruck Ihres Geb r auchs.<br />
Oie Phalangen gehören zu mehre r en Rinde r n unterschiedlichen Alters und Gr öße . Bei vier<br />
Stücken zeugen drei lose und eine verlor en gegangene prOximale Epiphyse von dem noch nicht<br />
vollständig abgeschlossenen Prozeß der Epiphysenfugenverknöcherung, der bei Hausrindern<br />
mit etwa 1,~ bis 2 Jahren stattf indet (Habe rmehl 1'17~, S. 104). Oie übrigen }} Phalangen<br />
mit verknöchertem Ep iphysenfugenknorpel und abgeschlossenem längenwachstum vertreten naCh<br />
ihrer Anzahl mindes tens fünf Rinder 1m Alter über zwei Jahre. Diese Gesamtan~hl von sechs<br />
Ti e r en diffe r iert kaum von der nach loge der knochen im S"-el ettverband de s Fußes ~r~itte l <br />
ten Mlndestanzahl von sieben Individuen . Eine höhere Anzahl ist jedoch nicht auszuschließen,<br />
da zwar die Trennung ZwiSChen vorderen und hinteren ers ten Phalangen naCh der Methode von<br />
Oottrens (1946) einigermaßen s'lcher du r chzuführ en is t , die Un t e r scheidung von inneren und<br />
äußeren ersten Phalangen der beiden Körperselten aber in folge der korros ions erscheinungen<br />
erhebliche Schwierigkeiten bereitet:<br />
vordere Phalangen<br />
hintere Phalangen<br />
rechts außen rechts außen ,<br />
rechts innen 2 rechts innen 7<br />
links außen 1 links außen ,<br />
links i nnen , l inks Innen ,<br />
nicht zuzuordnen 7 nicht zuz uordnen<br />
•<br />
Soweit der Erhaltungszustand es zuließ, sind die Knochen ve rmes sen worden . Für die wichtigsten<br />
Meßstrecken liegen folgende Variationsbereiche der Werte vor (Angaben in ~III);<br />
vordere 1. Phahngen<br />
hintere 1. Phahngen<br />
Größte länge periphe r e<br />
Hälfte 4'1,0 54, °<br />
~o, 0 ~9, ° (62,0)<br />
Größte Br eite proxima l 23, ~<br />
27, ° 22 ,0 27, ~<br />
Kleinste Brei t e Diaphyse 19,0 23,0 18,0 24, ß<br />
Größte Breite distal 2},O 26,0 20,0 24, °<br />
Diese Maße , noch mehr aber die in Beziehung zu r gröOten länge der peripheren Hälfte gesetzten<br />
übrigen MeOgr ößen unterstützen die vorgenommene Zuordnung der Exemplare zu vorderen<br />
bzw. hinte ren e r sten Phalangen. Sie sind Ausdruck der größeren länge und Schlankheit der<br />
hinteren I. Zehenknochen gegenüber den vo rde r en. Mit Ihren Maßen passen sie In den Rahmen<br />
vermessene r Phalangen aus mittelal terlichen Fundkomplexen ( Waleher 1978, S. 66 ff.; Boessnec<br />
k/D r iesch 1979, S. 80; SC hmidt-Pauly 19BO, S. 7}; Prillor! 198~, Tab. 197 ).<br />
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