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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Kunst- und Kulturwissenschaften 273<br />

nur unvollkommen vermitteln, trotzdem spürt der Leser, mit welch' persönlicher Anteilnahme<br />

Mayer seine Themen bearbeitet hat. Besonders deutlich wird dies bei den<br />

Gedenkreden auf Ricarda Huch (35-39), Thomas Mann (107-125) und Ernst Bloch<br />

(279-285). Offensichtlich geprägt durch die Zeitgenossenschaft sind aber auch »Nach<br />

dem Urteil im Nürnberger Prozeß« (23-35), »Die deutsche Literatur und der Scheiterhaufen.<br />

Bücherverbrennung nach 15 Jahren« (39-53), »Zur Gegenwartslage unserer Literatur«<br />

(125-135), »Bildung, Besitz und Theater« (157-179), .Im Dickicht der ZwanzigerJahre.<br />

Erinnerung und Deutung« (245-279) und natürlich die 1945 gehaltene Rede<br />

»Das Wort der Verfolgten« (19-23).<br />

Sie alle, wie auch die Beschäftigung mit »Goethe in unserer Zeit« (53-77), »Das Ideal<br />

und <strong>das</strong> Leben. Eine Schiller-Rede« (77-107), .Platon und die finsteren Zeiten. Über<br />

die Möglichkeiten einer Akademie im heutigen Deutschland« (135-157), .Zwei Bäume<br />

der Erkenntnis. Über die Wechselbeziehung von Kunst und Wissenschaft« (179-199),<br />

.Das deutsche Selbstempfinden. Gedanken zum 125jährigen Bestehen des Germanischen<br />

Nationalmuseums in Nürnberg« (225-245) und schließlich »Georg Büchner in<br />

unserer Zeit« (199-225) sind gezeichnet von dem Streben, Literatur und literarische<br />

Tendenzen im Rahmen wissenschaftlicher, gesellschaftlicher, geschichtlicher und kulturpolitischer<br />

Entwicklungen darzustellen. Erst dieses überall erkennbare Bemühen um<br />

eine dialektische Sichrweise ermöglicht es dem Rezipienten, falsche Vorstellungen über<br />

»goldene Zeitalter« zu korrigieren (dies gilt insbesondere für Mayers Beschäftigung mit<br />

den zwanziger Jahren), um neue Fragen stellen zu können. Das Schlagwort von der<br />

.deutschen Misere« wird unmittelbar plastisch: .Wie sonderbar: all diese kulturellen<br />

Tätigkeiten, Gedanken und Empfindungen stehen im Schatten einer politischen und<br />

gesellschaftlichen Niederlage« (231).<br />

Die Anlage der Reden macht <strong>das</strong> Buch auch heute interessant für »Nachgeborene«,<br />

die den größten Teil der angesprochenen Ereignisse nicht miterlebt haben. Einige Passagen<br />

eignen sich für Einführungsveranstaltungen im universitären Bereich oder für die<br />

Arbeit in der gymnasialen Oberstufe, da Mayer es verstanden hat, trotZ der Komplexität<br />

mancher ThemensteIlungen verständlich zu reden. Natürlich kann man keine wissenschaftlich<br />

erschöpfende Erarbeitung der behandelten Themen erwarten. Der Betrachter<br />

gewinnt jedoch aufgrund der Klarheit von Gedankenführung und Sprache ihm<br />

bereits bekannten Einsichten neue Aspekte ab.<br />

Allerdings muß eingewandt werden, daß es besonders für jüngere Leser hilfreich wäre,<br />

die Hintergrundinformationen zu den politischen und kulturellen Gegebenheiten,<br />

die auf die Reden Einfluß genommen haben, umfangreicher dargestellt zu bekommen.<br />

Allein ein kurzer Verweis auf Anlaß, Ort und Erstpublikation reicht dafür nicht aus.<br />

Die meisten Abhandlungen wurden bereits an anderer Stelle veröffentlicht.<br />

Günter Alfs (Hude)<br />

Kunst- und Kulturwissenschaften<br />

Prokop, Dieter: Faszination und Langeweile. Die populären Medien. Deutscher<br />

Taschenbuch Verlag und Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1979<br />

(212 S., br., 12,80 DM).<br />

»Faszination« (»Aufmerksamkeit bei wachem Ich«, 1) und »Langeweile« - <strong>das</strong> scheinen<br />

in der Tat treffende Kategorien, um die diffusen Bedürfniskonstellationen zu charakterisieren,<br />

die den Medienkonsum stimulieren und prägen. Zahlreiche empirische<br />

Erhebungen stießen wiederholt auf ein rastloses Unbehagen, eine unerklärliche Wut<br />

oder eine fast schon defätistische Hingabe an die Massenkulturwaren, und es gibt wohl<br />

kaum jemand, der an sich bisweilen nicht ähnliche Regungen beobachten kann.<br />

DAS ARGUMENT 120/1980 ~

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