das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Wolfgang Fritz Haug DER ZEITUNGSROMAN oder
Der Kongreß der Ausdrucksberater
»Warum nennst Du
Buch einen Roman?«
das
»Hast Du das alles erfunden?«
»Man fragt sich, wen Du
mit den Personen meinst,
wer hinter Kurt Rheuma
oder Kurt Georg Biermann
steckt.«
»Eine ganz andere Frage:
Warum kommt das Volk
nicht zu Wort?Warum läßt
Du die nicht sprechen, die
alles produzieren«?
»Meinst Du in Sprichwörtern
und gewissen entlarvenden
Benennungen?«
»Aber schläft das Volk nicht
in Wirklichkeit?«
»So wie man im Alltag sagt 'erzähl mir keinen
Roman ~ " ist hier der Roman dargestellt, den uns die
Zeitung erzählt.«
»Nein und ja. Nein, denn fast jeder Text ist um ein Zitat
herum aufgebaut, das ich in der Zeitung gefunden
habe. In diesem Sinne kann man sagen, es ist gefunden,
aber nicht erfunden. Ja, denn die Zeitung berichtet alles
anders, vor allem verschweigt sie ihren eignen Roman
und dessen Fabrikation. Insofern ist alles erfunden.«
»Niemand bestimmtes, sondern ich habe, wie es von einem
antiken Bildhauer erzählt wird, geeignete Züge von
vielen Personen genommen und zu Kunstfiguren zusarnmenmontiert.
Auch die Zeitungen sind - trotz der
etwas plumpen Anspielung bei der 'Fabrikanten-Zeitung
(Fa.-Z.)' - aus verschiedenen Zeitungen zusammenmontiert.
Man sollte also nie fragen, wer gemeint
ist, sondern immer, was gemeint ist. Auf den Zusammenhang
in diesem Durcheinander kommt es an.«
»Wenn Du unter 'Volk' diejenigen verstehst, die nicht
herrschen und nicht die Werktätigen ausbeuten, dann
kommt das Volk im Zeitungsroman dauernd vor.«
»Ja, aber nicht nur. Das Volk ist das, um was die Ausdrucksberater
und die von ihnen beratenen Politiker
und Versilberer ständig herumsprechen. Ihre Aktionen
sind immer Reaktionen auf das Volk.«
»Es gibt vorwegnehmende Reaktionen, also solche, die
auf erwartete Aktionen im voraus reagieren, um ihnen
zuvorzukommen.«
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