das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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182 Tat/ana Chahoud<br />
den Entwicklungsländern selbst stellen nicht nur die betroffenen Länder, sondern die<br />
Menschheit insgesamt vor eine immense Aufgabe. Welche Maßnahmen bzw. welche<br />
Strategie sieht nun der Weltbank-Report vor?<br />
Zunächst stichwortartig zusammengefaßt erstrecken sich die Empfehlungen auf folgende<br />
Bereiche:<br />
- Stärkere Unterstützung des Agrarsektors (Ausbau von Bewässerungsanlagen, verbessertes<br />
Kreditwesen, Einsatz moderner »inputs«, Förderung der Keinbauern etc.), da<br />
nicht nur für die sog. »Low Income Countries«, sondern auch für die »Middle Income<br />
Countries« die Landwirtschaft die wichtigste Beschäftigungsquelle darstellt;<br />
- Aufbau einer exportorientierten Industriestrukrur nach dem Prinzip der klassischen<br />
Außenhandelstheorien;<br />
- stärkere Orientierung der öffentlichen Dienstleistungen (Transport und Verkehr,<br />
Wohnungsbau, Bildungs- und Gesundheitswesen) an den Bedürfnissen der armen Bevölkerungsschichten;<br />
- Familienplanung als komplementäre Maßnahme zur Begrenzung der Zahl zukünftiger<br />
Arbeitskräfte (46ff.).<br />
Da die Agrarstrategie der Weltbank u.a. Gegenstand des vorjährigen WeItentwicklungsberichtes<br />
war6, sei an dieser Stelle nur etwähnt, daß es sich im wesentlichen um<br />
die Strategie der »Grünen Revolution« mit einigen Modifikationen zugunsten besitzender<br />
Klein- und Miccelbauern handelt. - Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Studie<br />
liegt jedoch auf der Industrialisierungsstrategie bzw. den sozioökonomischen Entwicklungsperspektiven<br />
in den städtischen Ballungszentren. Den optimalen Industrialisierungsweg<br />
sieht der Weltbank-Report nur dann gegeben, wenn sich die Entwicklungsländer<br />
in eine internationale Arbeitsteilung eingliedern, die sich im wesentlichen<br />
an den Prinzipien der klassischen Außenhandelstheorie orientiert:<br />
.Countries that have used foreign trade opportunities tO capitalize on natural advantages, such<br />
as their location and plentiful supplies of cheap labor, or on acquired advantages such as skills<br />
and technical capabilities have developed more quiekly and avoided eyclical foreign exchange<br />
crises more successfully than similarly endowed countries that have excluded foreign campetition<br />
and prorecred domestie production beyond rhe initial erearion of an indusrrial base. ( ... )<br />
The exrent co wh ich countries have recognized and adhered co this principle has been a key factot<br />
in the suceess of theit indusrrializarion efforts.« (67)<br />
Maßnahmen der Importsubstitution (d.h. Schutzzölle für den Aufbau der einheimischen<br />
Industrie) werden allenfalls für die erste Anlaufphase mit zeitlicher Befristung<br />
akzeptiert, <strong>das</strong> Hauptschwergewicht sollten die Entwicklungsländer auf Maßnahmen<br />
zur Förderung des Exports legen (67). Mit welchen Unsicherheiten diese Strategie für<br />
die Entwicklungsländer verbunden ist, läßt sich jedoch an anderer Stelle dem<br />
Weltbank-Report entnehmen: >,The recent upsurge of protection (in den kapitalistischen<br />
Industrieländern, d.Verf.) has had substantial adverse effects on developing<br />
countries exports, particularly in c10thing and textiles.« (21) Wohl wissend, daß die Prämissen<br />
der klassischen Außenhandelstheorie - absoluter Freihandel - kaum gegeben<br />
sind, appelliert die Weltbank auch an die Industrieländer, dieser protektionistischen<br />
Entwicklung Einhalt zu gebieten, ein doch wohl zu schwacher Trost für die Entwicklungsländer,<br />
die auf dieser unsicheren Basis ihre Produktionsstruktur entwickeln sollen!<br />
Im einzelnen werden die Entwicklungsländer aufgefordert, ein allgemein günstiges<br />
Investitionsklima zu schaffen sowie »bewährte« Instrumente wie sog. Freie Produktionszonen,<br />
Steuervergünstigungen etc. anzuwenden: »Experience demonstrates that a suc-<br />
DAS ARGUMENT 120.1 lqH()