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Das Argument 88 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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946 Besprechungen<br />

einem — wenn auch zeitlich begrenzten — Glauben an Berechtigung<br />

und Wirksamkeit einer sozialistischen Revolution über ein Stadium<br />

der Skepsis zu einer an sich respektablen Vorstellung von einer .humanen'<br />

Revolution, für die er aber keine überzeugende historische<br />

und politische Verankerung findet ..." (173). Im letzten Abschnitt<br />

der Arbeit zeigt sich, daß Horvâths „Wende" um 1933 auch ihre<br />

stilistischen Konsequenzen hatte. Obwohl realistische Stilzüge weiterhin<br />

dominieren, finden Formen der Bildlichkeit wie Symbol und<br />

Allegorie wieder Eingang; ja sogar die Märchenform ist anzutreffen.<br />

Fritz' Arbeit ist vor allem deskriptiv gehalten, sie ist und will nicht<br />

mehr sein als detaillierte Bestandsaufnahme mit nur partieller<br />

Problematisierung der Horvâthschen Ansätze.<br />

Helmuth Widhammer (Regensburg)<br />

Peter, Lothar: Literarische Intelligenz und Klassenkampf.<br />

„Die Aktion" 1911—1932. Pahl-Rugenstein Verlag,<br />

Köln 1972 (221 S., br., 17,80 DM).<br />

Peters Buch, eine detaillierte Analyse der wichtigsten expressionistischen<br />

Zeitschrift „Die Aktion", schließt eine Lücke in der Expressionismus-Forschung,<br />

die die politischen Aspekte der „Aktion" bisher<br />

vernachlässigte. Darüber hinaus leistet Peter einen wichtigen Beitrag<br />

zur Diskussion des Verhältnisses von (literarischer) Intelligenz<br />

und Arbeiterklasse.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchung ist der Politisierungsprozeß<br />

expressionistischer Schriftsteller während des Ersten Weltkrieges.<br />

Peter arbeitet die Möglichkeiten und Grenzen expressionistischer<br />

Gesellschaftskritik heraus, indem er dem konsequenten Antimilitarismus<br />

die „Tendenz zur Ästhetisierung des Politischen" (21), die<br />

„Perpetuierung eines bürgerlichen Kunstideals" (24) und in sich<br />

widersprüchliche idealistische Gesellschaftsauffassungen gegenüberstellt.<br />

Auch gegen Ende des Krieges und im Verlauf der revolutionären<br />

Ereignisse in Europa bleibt — bei allem Bemühen um ein<br />

solidarisches Verhältnis zum Proletariat — das Bewußtsein der<br />

meisten Intellektuellen überlagert von einer ethisch-utopischen,<br />

pazifistischen oder einer revolutionär-utopistischen Grundhaltung, die<br />

die „Revolution als Aufruhr und Rebellion der leidenden Menschheit"<br />

(133), „als geistige und sittliche Bewegung" (ebd.) interpretiert, mit<br />

„an bürgerliche Kategorien gefesselten Vorstellungen von gesellschaftlichen<br />

Inhalten der proletarischen Revolution" (130).<br />

Bei aller Antibürgerlichkeit sind die meisten „Aktions"-Autoren,<br />

so lautet eine Grundthese Peters, an ideologische Strukturen des<br />

Bürgertums letztlich'gebunden und können somit den Übergang zu<br />

proletarischen Schriftstellern nicht vollziehen. Die politische Praxis,<br />

expressionistischer Autoren, z. B. in der „Bremer Räterepublik"<br />

(Ludwig Bäumer, Heinrich Vogeler) und der „Münchener Räterepublik"<br />

(Ernst Toller, Erich Mühsam), die politische Entwicklung der

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