Das Argument 88 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Zum Streit um die Bildungsökonomie <strong>88</strong>7<br />
dungswillen der Bevölkerung zum Ausgangspunkt ihrer Aktivitäten<br />
macht.<br />
Unschwer läßt sich folgern, daß kombinierte Modelle — etwa das<br />
„Integrierte Angebots-Nachfrage-Modell" — am meisten Anerkennung<br />
finden, denn sie bieten ihre Dienste nach allen Seiten an. Sie<br />
achten die Freiheit des Individuums, ohne die Belange des Kapitals<br />
aus den Augen zu verlieren. Wo die Wünsche des einzelnen vom<br />
Bedarf des Arbeitsmarktes sich zu weit entfernen, können gezielte<br />
Berufslenkungsverfahren (bis in die Schulpläne hinein) den äußeren<br />
Zwang — der etwa bei der Praktizierung des „man-power-Ansatzes"<br />
notwendig wäre — durch „innere" Motivation ersetzen.<br />
Organisator und Vollstrecker der — wie auch immer begründeten<br />
— Bildungsplanung und Politik ist der Staat, dessen ständig wachsender<br />
Aufgabenbereich und auch Anteil am Bruttosozialprodukt<br />
ohne Zweifel neue begriffliche Anstrengungen zu seiner Analyse<br />
notwendig machen<br />
Hält man sich noch einmal vor Augen, daß die Bewegungen im<br />
Bereich der <strong>Theorie</strong> und in der politischen Praxis des Staats Reflex<br />
sein müssen auf einschneidende Vorgänge an der Basis, also in der<br />
Produktion, wird schlagend deutlich, wie weitreichend die Umwälzung<br />
ist, wie notwendig materialistische Gesellschaftswissenschaft<br />
sich damit auseinandersetzen muß. Veränderungen müssen also in<br />
größerem Umfang stattgefunden haben und noch stattfinden in der<br />
Art und Weise zu produzieren, derart, daß der Arbeitskräftebedarf<br />
sich so geändert hat, daß wirtschaftliche Berechnungen über Ausbildungsfragen<br />
auf gesamtgesellschaftlichem Maßstab angestellt werden<br />
müssen, eine Tatsache, die anzeigt, daß teurere Ausbildung offenbar<br />
massenhaft notwendig wird. Es ändern sich also die konkreten<br />
Arbeitsplätze sowie die Reproduktionsbedingungen der Arbeiterklasse<br />
— zumindest im Ausbildungsbereich. Damit ändern sich die<br />
Ausbildungsaktivitäten von Kapital und Staat — sowohl quantitativ<br />
als auch qualitativ —, „Fragmente" gesellschaftlicher Planung sind<br />
erkennbar; mit ihnen treten neue Anforderungen an die Wissenschaften<br />
auf.<br />
Wiewohl an dieser Stelle über die Inhalte im Ausbildungsbereich<br />
noch nichts gesagt werden kann, dürfte auch von den genannten<br />
globalen Bestimmungen her unmittelbar einleuchten, daß die Veränderungen<br />
in der Produktionsweise und die dadurch notwendigen<br />
Versuche gesellschaftlicher Planung in einer Klassengesellschaft von<br />
außerordentlicher Bedeutung für die Klassenauseinandersetzungen<br />
sein müssen.<br />
III. Zum Verlust der Einsicht in die „transitorische Notwendigkeit des<br />
Kapitalismus" bei Altvater und Huisken<br />
Der erste bekanntgewordene Versuch materialistischer Analyse<br />
der Strategien im Bildungsbereich ist der von Altvater und Huisken<br />
11 Verwiesen sei hier auf die — in dieser Zeitschrift noch ausstehende<br />
— Diskussion um die <strong>Theorie</strong> des Staatsmonopolistischen Kapitalismus.