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Das Argument 88 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Monods Versuch 837<br />

wunderung für Darwin — die rein selektive Erklärung der Evolution"<br />

50 .<br />

Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik drückt die Erkenntnis<br />

aus, daß eine periodisch arbeitende Maschine keine Arbeit auf Kosten<br />

von Wärme (Energie) gewinnen kann, ohne daß ein irreversibler<br />

Prozeß damit verknüpft ist, z. B. daß gleichzeitig Wärme auf einen<br />

kälteren Körper übergeht. Als ein sehr einfaches Beispiel sei auf die<br />

Erfahrung hingewiesen, daß beim Öffnen einer Tür zwischen einem<br />

kalten und einem warmen Zimmer die Wärme von selbst nur vom<br />

warmen auf das kalte Zimmer übergehen kann, bis ein Ausgleich<br />

eingetreten ist. <strong>Das</strong> vorher kältere Zimmer ist nun etwas wärmer geworden,<br />

trotzdem kann diese Wärme z. B. für eine Maschine jetzt<br />

nicht mehr genutzt werden, ohne daß gleichzeitig von einem dritten,<br />

wärmeren Körper wiederum Wärme abgegeben wird usf. Nach Clausius<br />

(1850), den Engels in diesem Zusammenhang häufig zitiert, lautet<br />

der zweite Hauptsatz tatsächlich so, daß Wärme spontan 51 nur von<br />

einem wärmeren auf einen kälteren Körper übergehen kann 52 .<br />

Es stimmt, daß Engels Clausius kritisiert hat, aber in einem anderen<br />

Punkt, nämlich des Schlusses — später von Planck und Gibbs —<br />

von Messungen an experimentell zugänglichen Systemen auf das unendliche<br />

oder besser unbegrenzte Weltall. <strong>Das</strong> Problem, das bis<br />

heute strittig ist, stellt sich so dar: In einem abgeschlossenen System,<br />

wie man es annähernd ideal aufbauen kann, läuft ein spontaner<br />

Wärmeaustausch so lange ab, bis ein Gleichgewichtszustand erreicht<br />

ist. Die Fähigkeit zur weiteren spontanen Änderung ist damit erschöpft,<br />

es muß erst wieder Energie zugeführt werden, wie in dem<br />

Beispiel mit den beiden Zimmern 53 . Sehr wichtig ist hierbei, daß es<br />

sich um ein abgeschlossenes System handelt. Nun ist das Weltall, zumindest<br />

für unsere Maßstäbe, kein abgeschlossenes System und auch<br />

für physikalische Wärmeversuche nicht zugänglich. Trotzdem behaupteten<br />

die genannten Naturwissenschaftler, durch ständig ablaufende<br />

Energieaustauschprozesse, die ja nach dem zweiten Hauptsatz<br />

in Richtung auf einen kälteren Körper verlaufen müßten, würden im-<br />

50 Ebd., S. 53; ebenso auch S. 55.<br />

51 „Spontan" heißt in der naturwissenschaftlichen Terminologie: ohne<br />

zugeführte oder aufzuwendende Arbeit.<br />

52 An der Gerichtetheit dieses Vorgangs zeigt sich sehr gut die Historizität<br />

der Naturvorgänge: jede Herstellung eines ursprünglichen Zustandes<br />

würde eine Veränderung anderweitig in der Natur erzwingen, da<br />

hierzu Energie notwendig ist. Es ergibt sich daher, daß ein Zustand der<br />

Welt, der der Vergangenheit angehört, sich grundsätzlich nie wieder einstellen<br />

kann (vgl. Wilhelm H. Westphal: Physik. Ein Lehrbuch. Berlin/<br />

Göttingen/Heidelberg 1959, S. 265).<br />

53 Man kann sich den gleichen Vorgang auch in einem System vorstellen,<br />

in dem es nicht um Wärmeenergie, sondern Bewegungsenergie<br />

geht: läßt man einen Stein vom Tisch fallen, so fällt er bis auf den Boden<br />

und bleibt liegen, d. h. er befindet sich in einem Gleichgewichtszustand,<br />

der diesem System entspricht (Höhe des Tisches etc.). Ohne Energie aufzuwenden,<br />

wird der Stein niemals wieder auf den Tisch „hochfliegen".

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