update 10.2.pdf - Jusos
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Der Post-Kopenhagen-Prozess.<br />
Ein europäischer Weg<br />
Vorwärts?<br />
Von Sina Tiedtke, stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende<br />
Umwelt<br />
Wie geht es nach der ernüchternden klimaschutzpolitischen Bilanz weiter?<br />
25 Staaten, darunter Deutschland, haben<br />
in Kopenhagen noch in der letzten Nacht<br />
eine Vereinbarung ausgearbeitet, aber das<br />
Hauptziel ist verfehlt worden, ehrgeizige<br />
Klimaziele von 193 Mitgliedsstaaten für<br />
den Zeitraum ab 2013 zu vereinbaren, um<br />
den dann abgelaufenen Kyoto-Vertrag<br />
zu ersetzen. Diese Vereinbarung (Copenhagen<br />
accord), die viele als einen unzureichenden<br />
Minimalkonsens ansahen,<br />
wurde dann auch vom Plenum nicht angenommen,<br />
sondern nur zur Kenntnis genommen.<br />
Dennoch wird diese Vereinbarung<br />
von 50 Staaten ge tragen.<br />
Die Vereinbarung enthält keine spezifischen<br />
Ziele zur Treibhausgasverminderung<br />
bis 2050 oder 2010. Das Ziel<br />
Deutschlands und der EU, die klimaschädlichen<br />
Treibhausgase bis 2050 zwischen<br />
80 und 95 % abzubauen, ist damit<br />
gescheitert. Allerdings erkennt der Text<br />
erstmals an, dass die Weltgemeinschaft<br />
die Erwärmung der Erde auf ein Plus von<br />
2 Grad begrenzen sollte, um die<br />
schlimmsten Folgen des Klimawandels<br />
abzuwehren. Im Text ist auch beschrieben,<br />
wie die Reduktionen gemessen werden<br />
sollen und dass sie die Entwicklungsländer<br />
in den drei Jahren bis 2012 mit<br />
30 Mrd. US-Dollar unterstützen werden,<br />
um ihnen beim Klimaschutz und bei der<br />
Anpassung an den Klimawandel zu<br />
helfen.<br />
Zur Überwindung der festgefahrenen<br />
internationalen Klimaschutz-Verhandlungen<br />
sollen Anfang Mai die Umweltminister<br />
aus 45 Staaten informell auf dem<br />
Petersberg zusammenkommen. Durch<br />
vertrauensbildende Gespräche sollen die<br />
Weichen für ein Weltklima-Abkommen<br />
gestellt, aber noch keine Beschlüsse gefasst<br />
werden. Die dort vertretenen Staaten<br />
repräsentieren die verschiedenen<br />
Weltregionen. Es ist davon auszugehen,<br />
dass neben der EU, den USA und China<br />
zahlreiche Schwellenländer sowie Entwicklungsländer<br />
dabei sein werden. Vor<br />
und nach diesem Treffen sind bisher<br />
schon einige Zwischenkonferenzen auf<br />
Arbeitsebene unter Regie der Vereinten<br />
Nationen avisiert. Nach der enttäuschenden<br />
Klimakonferenz von Kopenhagen<br />
mit Mini-Ergebnissen ist die Ministerrunde<br />
die erste größere Konferenz, um<br />
den möglichen Erfolg von Mexiko zu erleichtern.<br />
Dort findet vom 29. November<br />
bis 10. Dezember in Cancún die offizielle<br />
Kopenhagen-Folgekonferenz statt.<br />
Die von der EU-Kommissarin für<br />
Klimaschutz, Connie Hedegaard (EVP),<br />
vorgestellte neue Post-Kopenhagen-Strategie<br />
soll die in der rechtlich nicht verbindlichen<br />
Kopenhagener Vereinbarung<br />
enthaltenen Zusagen in die Tat umsetzen<br />
und Finanzmittel für die Entwicklungsländer<br />
mobilisieren. Eine genaue Analyse<br />
des Scheiterns des Klimagipfels fehlt völlig.<br />
Außerdem erkennt die Kommissarin<br />
an, dass sich „der Abschluss des Übereinkommens<br />
wegen Differenzen zwischen<br />
den Ländern bis 2011 verzögern könnte“.<br />
Damit gibt sie den ehrgeizigen klimapolitischen<br />
Führungsanspruch der EU auf<br />
und schwächt damit die für ein rechtlich<br />
verbindliches Klimaschutzabkommen bereits<br />
für 2010 notwendige starke Verhandlungsposition<br />
der EU.<br />
Um schon in Mexiko erfolgreich sein<br />
zu können, muss die EU Führung im Klimaschutz<br />
wieder zurückgewinnen, bei<br />
den bereits gemachten Zusagen Glaubwürdigkeit<br />
beweisen und auf dem Weg<br />
nach Mexiko neue Partner finden. Die in<br />
der Vereinbarung von Kopenhagen vereinbarten<br />
Hilfen für die Entwicklungsländer<br />
sollten auch ohne ein verbindliches<br />
Klimaschutzabkommen bereits anlaufen<br />
können. Außerdem sollte die EU Führung<br />
beweisen, indem sie das Reduktionsziel<br />
einseitig auf 30 % erhöht.<br />
Wünschenswert wäre außerdem die Entwicklung<br />
einer neuen europäischen Klimaschutzdiplomatie.<br />
Grundsätzlich muss die EU bereits in<br />
Cancún für ein rechtlich verbindliches<br />
Klimaschutzabkommen eintreten. Eine<br />
klimaschutzpolitische Verschiebetaktik<br />
Jahr um Jahr gefährdet die regionale und<br />
globale Sicherheit und lässt nicht nur die<br />
wirtschaftlichen, sondern auch die sozialen<br />
und ökologischen Kosten, vor allem<br />
für die ärmere Bevölkerung sowohl der<br />
Industrie- als auch der Entwicklungsländer,<br />
weiter steigen.<br />
•<br />
10 Update 10.2 | April 2010