Links 2010 – Veränderung durch Bewegung Von Franziska Drohsel, Juso-Bundesvorsitzende Herausforderungen und Probleme von Jugendlichen heute – über einen erfolgreichen Jugendkongress. Titelthema Am 19. März kamen über 500 Leute aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin- Neukölln in der Ernst-Abbe-Schule zusammen, um unseren Kongress gemeinsam beginnen zu lassen. Den Ort hatten wir nicht nur gewählt, weil Neukölln ein Teil Berlins ist, in dem die Probleme dieser Gesellschaft auf der Straße sichtbar sind, sondern auch, weil in der Ernst- Abbe-Schule in den 20er-Jahren unter der Leitung von Fritz Karsen die ersten Versuche einer Gemeinschaftsschule ausprobiert und zudem Abitur kurse für Arbeiterkinder angeboten wurden. Den Freitagabend diskutierten wir über die Situation junger Menschen mit Prof. Dr. Michael Hartmann, Dr. Gaiser vom Deutschen Jugendinstitut und Markus Etscheid-Stams vom BDKJ. Wir arbeiteten in der Diskussion heraus, dass die Probleme der Gesellschaft sich in der Situation der Jugend spiegeln. Insbesondere die Spaltung zwischen Arm und Reich manifestiert sich eben auch in Unterschieden zwischen den jungen Menschen. So richtig es ist, über konkrete Veränderungen nachzudenken, bleibt es auch richtig, die grundsätzliche Perspektive, eine Alternative zur bestehenden Gesellschaftsordnung, nicht aus dem Blick zu verlieren. Am nächsten Morgen hatten wir drei Konferenzen zu den Themen Unsicherheit, Ausgrenzung und Leistungsdruck. Danach ging es in die vielen Workshops. Gerade die Arbeit in den Workshops zeigte, dass die Diskussion in kleineren Gruppen nicht nur intensiver ist, sondern auch viel mehr Spaß bringt. Am Abend hatten wir unter dem Motto „Talk der Arbeiterjugenden“ befreundete Verbände eingeladen. Das Gespräch mit der Naturfreundejugend, der AWO Jugend, der IG-BHE-Jugend und den Falken zeigte, dass wir eine gemeinsame Tradition haben, die in allen Jugendverbänden eine große Rolle spielt. Darüber hinaus bestehen bei den Themen und Positionen viele Gemeinsamkeiten. Danach ging es zur Party, dem Tanztee, nach Friedrichshain. Am Sonntag diskutierten wir mit außerparlamentarischen Gruppen die Möglichkeit von sozialem Protest gegen Schwarz-Gelb. Dabei waren der AK Vorratsdatenspeicherung, ausgestrahlt, Attac und ein Vertreter des Bildungsstreiks. Wir waren uns schnell darüber einig, dass Protest gegen Schwarz-Gelb selbstverständlich notwendig ist. Darüber hinaus diskutierten wir das Spannungsverhältnis in Bündnissen zwischen unterschiedlichen Positionen und Aktionsformen. Herausgestellt wurde dabei, dass Vertrauen und die Akzeptanz von Verschiedenartigkeit bei einer gleichzeitig klaren Linie, wie weit das Gemeinsame geht, Grundlage für gute Bündnispolitik ist. Dresden ist in diesem Sinne beispielhaft. Hier war es schließlich gelungen, über sämtliche Strömungs-, Partei- und Verbandsgrenzen hinweg zu einer gemeinsamen, sehr erfolgreichen Strategie zu gelangen, bei der man sich nicht in „gute“ und „böse“ Protestierende hat spalten lassen. Alles in allem ein aus meiner Sicht großartiger Kongress. Es hat sich gezeigt, dass es lohnt, zusammenzukommen und gemeinsam um die richtigen Fragen, Erklärungen und Lösungen zu ringen. Das Papier zum Kongress vom Juso-Bundesvorstand ist online unter www.links2010. de abrufbar. Wir sind gespannt auf die weitere Diskussion und hoffen, dass dieser Kongress erst der Auftakt war. • 6 Update 10.2 | April 2010
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