Programm Kolleg Friedrich Nietzsche 2013 - Klassik Stiftung Weimar
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Fellows in residence<br />
31<br />
Kerrin A. Jacobs<br />
Zur Bedeutung von <strong>Nietzsche</strong>s »Einsamkeitsfragmenten«<br />
für die Philosophie der Psychiatrie<br />
Das Forschungsprojekt untersucht philosophische Konzeptionen der<br />
Einsamkeit und folgt der Zielsetzung, ihr explanatorisches und integratives<br />
Potenzial für eine neuartige Systematisierung von Einsamkeitserfahrung<br />
zu nutzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle der<br />
Einsamkeit im Werk <strong>Nietzsche</strong>s. Unbestritten ist <strong>Nietzsche</strong> als großer<br />
Kenner der Entwicklungsgeschichte des Phänomens der Einsamkeit zu<br />
würdigen. Und wenn ein Schaffen auch Spiegel des Gemüts ist, mag<br />
man <strong>Nietzsche</strong> sicherlich zuschreiben, dass er Einsamkeit tief verstanden<br />
haben muss. Obgleich sein Werk keine systematische Bearbeitung<br />
der Einsamkeit enthält, vielmehr eine Vielzahl an »Einsamkeitsfragmenten«<br />
vorfindlich sind, werden basale Aspekte von <strong>Nietzsche</strong>s Einsamkeitskonzeption<br />
rekonstruiert und in ein systematisches Verhältnis<br />
zueinander gestellt. Die Prototypen der Einsamkeit, die <strong>Nietzsche</strong> vorzeichnet,<br />
sind nicht nur auf ihre spezifische Verweisungsqualität hinsichtlich<br />
der geistesgeschichtlichen Entwicklung der Einsamkeitskonzeption<br />
in <strong>Nietzsche</strong>s Werk selbst zu untersuchen, sondern werden in<br />
ihrer konzeptuellen Relation zu anderen Begriffen (wie etwa der Entfremdung)<br />
beleuchtet, die ein ähnlich hohes Potenzial zur Beschreibung<br />
pathogener Prozesse aufweisen. Für die Philosophie der Psychiatrie<br />
sind <strong>Nietzsche</strong>s Einsamkeitsbeschreibungen bedeutsam, weil durch<br />
sie die Dimension des subjektiven Leidens aufgedeckt und begriffliche<br />
Verknüpfungen gelegt werden. Sie stellen wichtige Bezugspunkte für<br />
die Bearbeitung des Einsamkeitskonzepts dar und sind wegweisend für<br />
eine systematische Erfassung der heterogenen Phänomenalität und<br />
Intentionalität pathologischen Einsamkeitserlebens.<br />
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