Programm Kolleg Friedrich Nietzsche 2013 - Klassik Stiftung Weimar
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Fellows in residence<br />
37<br />
Anna L. Roethe<br />
»Im Doppelgehirn der Kultur«: Kulturphilosophische Grundlagen<br />
einer medizinischen Poetik zwischen Wissenschaft und Kunst im<br />
Anschluss an die Schriften <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong>s<br />
Die Behandlung der Themen »Krankheit« und »Sterben« hat in der<br />
Kulturgeschichte eine lange Tradition. Parallel zu den wissenschaftshistorischen<br />
Entwicklungen unterliegt jedoch auch sie einer Reihe von<br />
einschneidenden Paradigmenwechseln. Gerade in der Gegenwartskultur<br />
des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts lässt sich eine<br />
Vielzahl von Beispielen aus Literatur und anderen Medien anführen,<br />
die exemplarisch für eine neue Form der »Wissenspoetik« zu stehen<br />
scheinen und den intensiven Dialog zwischen poetischen und wissenschaftlichen<br />
Darstellungsmitteln zum ästhetischen Gestaltungsprinzip<br />
erheben. Das Fellowship am <strong>Kolleg</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>Nietzsche</strong> intendiert die<br />
Untersuchung einer kulturphilosophischen Modellbildung, die im<br />
Anschluss an <strong>Nietzsche</strong>s Überlegungen zu einem »Zweikammersystem<br />
der Kultur« (Rüdiger Safranski) nicht nur den Wissenstransfer aus den<br />
Fachdisziplinen (wie etwa der Medizin) in die Kunst in den Blick<br />
nimmt, sondern auch umgekehrt nach den Einflussnahmen künstlerischer<br />
Darstellungspraxis auf die wissenschaftliche Kommunikation und<br />
Methodik fragt. Die philosophischen Grundlegungen in <strong>Nietzsche</strong>s<br />
Schriften, in vorderster Linie in Menschliches, Allzumenschliches bieten<br />
einen Ausgangspunkt für die Analyse wissenschafts- und kunsttheoretischer<br />
Implikationen, entlang deren Wirkungsgeschichte im 20. Jahrhundert<br />
sich ein erstes kulturwissenschaftliches Modell einer »medizinischen<br />
Poetik« erarbeiten lässt.<br />
Anna L. Roethe ist Literatur-/Kulturwissenschaftlerin und Ärztin. Sie<br />
studierte Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft,<br />
Jüdische Studien und Medizin in Berlin und Potsdam und<br />
schloss ihr Magisterstudium mit einer Arbeit zum Thema Die Anatomie<br />
des Stils. Konzepte zur praktischen Anwendung von Stiltheorien in der<br />
postmodernen Literaturwissenschaft am Beispiel von Judith Hermann<br />
und Wilhelm Genazino ab. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u. a. Literatur-,<br />
Kultur- und Wissenschaftstheorie sowie interdisziplinäre Berührungsbeziehungen<br />
zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Seit<br />
<strong>2013</strong> ist sie Mitglied im PhD-Net Das Wissen der Literatur an der<br />
Humboldt-Universität zu Berlin.