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Programm Kolleg Friedrich Nietzsche 2013 - Klassik Stiftung Weimar

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Rosella Attolini<br />

Über <strong>Nietzsche</strong> mit Giorgio Colli<br />

Gäste<br />

43<br />

Die kritische Ausgabe der <strong>Nietzsche</strong>-Werke, die Giorgio Colli zusammen<br />

mit Mazzino Montinari seit den 60er Jahren realisierte, beabsichtigte<br />

nicht nur, die falsche Maske, die dem Philosophen im Laufe der<br />

Jahre des Nationalsozialismus gegeben wurde, wegzunehmen, sondern<br />

überhaupt durch die Verbreitung seines Denkens fortzusetzen, was<br />

<strong>Nietzsche</strong> beginnen wollte: den Kampf gegen den Ruin des Menschen.<br />

Nach Colli ging es darum »nicht nur einfach <strong>Nietzsche</strong> zu verstehen,<br />

aber etwas in seiner Richtung zu tun«. Colli zeigte eine geistige Verwandtschaft<br />

mit <strong>Nietzsche</strong>. Er dachte, dass dieser Philosoph »unsere<br />

Gedanken über das Leben auf ein höheres Allgemeinniveau gehoben<br />

hat…so dass wir nun gezwungen sind, von der Ebene auszugehen, die<br />

er uns angewiesen hat.« Die Lektüre von Collis Dopo <strong>Nietzsche</strong> (1974)<br />

und La ragione errabonda. Quaderni postumi (1982), öffnet den Weg,<br />

seinen Dialog mit dem Philosophen zu entdecken. Colli hat <strong>Nietzsche</strong><br />

kritisiert, weil er über die wichtigsten philosophischen Probleme, wie<br />

beispielswiese die Bedingungen der Erkenntnis, nicht nachgedacht<br />

habe. Er, behauptet Colli, habe zwar die Dogmen der Vernunft kritisiert,<br />

aber nicht Vernunft an sich. Colli denkt, dass <strong>Nietzsche</strong>s Argumente<br />

in Wirklichkeit Intuitionen, nicht Deduktionen seien, deswegen<br />

sei er eigentlich kein richtiger Philosoph: “er konnte keine theoretische<br />

Struktur finden, um seinen dyonisischen Optimismus zu stützen”.<br />

Durch eine Neuinterpretation des Apollinischen und des Dionysischen<br />

hat Colli die Intuitionen <strong>Nietzsche</strong>s weiterentwickelt und <strong>Nietzsche</strong>s<br />

Beziehung mit Schopenhauers Philosophie betont. Der »Wille zur<br />

Macht« ist nach Colli nur ein anderer Name für den »Wille zum<br />

Leben« und nicht ein ernster Aspekt in <strong>Nietzsche</strong>s Philosophie.<br />

So hat Colli eine neue Anschauung der Dinge und eine eigene Philosophie<br />

hervorgebracht, in der die Kritik der Vernunft einen wichtigen<br />

Platz findet. Er stützt seine Gedanken auf eine neue Auslegung der<br />

alten Philosophie (die griechische Weisheit). Damit ist für Colli die ganze<br />

Realität rappresentazione, in dem Sinn, dass sie etwas Anderes ausdrückt.<br />

Das beste Beispiel ist die rationale Rede, die Erinnerung an eine<br />

Erfahrung oder ein Objekt bedeutet und versucht diese zum Ausdruck<br />

zu bringen. Wenn bewiesen worden wäre, dass die rationale Rede sich<br />

widersprechen kann und kein Fundament der Wahrheit sein kann, sei<br />

der Weg zur künstlerischen Freiheit gelöscht. Die Kunst kann sich mit<br />

der ursprünglichen Dimension der Realität verbinden, in der es weder<br />

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