Strafprozessordnung (StPO) - Kölner Anwaltverein
Strafprozessordnung (StPO) - Kölner Anwaltverein
Strafprozessordnung (StPO) - Kölner Anwaltverein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Oberlandesgericht, 1. Strafsenat Seite 4<br />
Dezember 2004 - Januar 2005<br />
bar macht, selbst wenn keine Verhandlungsunfähigkeit besteht (ständige Senatsrechtsprechung,<br />
vgl. nur Senat VRS 96, 451; VRS 98, 150; vom 25.04.2002 – Ss 38/02). Zur<br />
Glaubhaftmachung der Krankheit genügt in der Regel die Vorlage eines privatärztlichen<br />
Attestes (OLG Düsseldorf VRS 71, 292; ständige Senatsrechtsprechung, vgl. nur SenE<br />
vom 25.04.2002 – Ss 38/02). Dem ärztlichen Attest vom 17.08.2004 ist zu entnehmen,<br />
dass bei dem Angeklagten in dem Zeitraum, in den die Berufungshauptverhandlung fiel,<br />
eine Magen- und Darmerkrankung vorlag. Die Diagnose des Arztes ist mit dem Entschuldigungsvorbringen<br />
des Angeklagten ohne weiteres in Einklang zu bringen. Anhaltspunkte<br />
für die Annahme, es handele sich um ein durch Täuschung der Arztes erschlichenes oder<br />
ein erbetenes „Gefälligkeitsattest“ (vgl. SenE VRS 97, 362, 365; vom 16.10.2001 – Ss<br />
416/01 und vom 25.04.2002 – Ss 38/02), sind nicht ersichtlich.<br />
Damit hat der Angeklagte die Unzumutbarkeit einer Teilnahme an der Hauptverhandlung<br />
glaubhaft gemacht.<br />
…<br />
Durch die Gewährung der Wiedereinsetzung, über die gemäß § 342 Abs. 2 Satz 2 <strong>StPO</strong><br />
vorab zu befinden ist, ist das Verwerfungsurteil vom 18.08.2004 beseitigt und die Revision<br />
gegenstandslos (SenE vom 16.10.2001 – Ss 416/01; Meyer-Goßner, <strong>StPO</strong>, 47. Auflage,<br />
§ 329 Rn. 44, § 342 Rn 2 m. w. N.).<br />
§ 345 <strong>StPO</strong><br />
Revisionsbegründung; Unterschrift des Verteidigers<br />
SenE v. 14.12.2004- 8 Ss 433/04 -<br />
Nach § 345 Abs. 2 <strong>StPO</strong> kann die Revision u.a. durch eine von dem Verteidiger unterzeichnete<br />
Schrift begründet werden. Insoweit ist zur wirksamen Unterzeichnung ein die<br />
Identität des Unterschreibenden ausreichend kennzeichnender individueller Schriftzug erforderlich,<br />
der sich nicht als Namenskürzel (Paraphe) darstellt, sondern charakteristische<br />
Merkmale einer Unterschrift mit vollem Namen aufweist und die Nachahmung durch einen<br />
Dritten zumindest erschwert (BGH NJW 88, 713; OLG Düsseldorf NStZ – RR 2000, 371 =<br />
VRS 99, 438; OLG Düsseldorf JMBl NW 02, 54 [55]; SenE vom 23.02.2001 – Ss 47/01 –<br />
B; SenE v. 09.11.2004 - 8 Ss 440/04 -).<br />
Dazu bedarf es zwar nicht der Lesbarkeit des Schriftgebildes; ausreichend ist vielmehr,<br />
dass jemand, der den Namen des Unterzeichnenden und dessen Unterschrift kennt, den<br />
Namen aus dem Schriftbild heraus lesen kann (OLG Düsseldorf JMBl. NW 02 5455). Das<br />
setzt allerdings voraus, dass mindestens einzelne Buchstaben zu erkennen sind, weil es<br />
sonst am Merkmal einer Schrift überhaupt fehlt (BGH NJW 85, 1227; ständige Rechtsprechung<br />
auch des Senats, zuletzt SenE vom 07.12.2004 – 8 Ss 427/04 -, vgl. auch<br />
Meyer-Goßner, <strong>StPO</strong>, 47. Aufl., Einleitung Rdnr. 129 und Kukein in Karlsruher Kommentar,<br />
<strong>StPO</strong>, 5. Aufl., § 345 Rdnr. 12, jeweils mit weiteren Nachweisen).<br />
Eine diesen Anforderungen genügende Unterschrift weist der Verteidigerschriftsatz vom<br />
16. Juni 2004 nicht auf. Er ist handschriftlich lediglich mit Zeichen versehen, die keinerlei<br />
Ähnlichkeit mit einem einzigen Buchstaben oder mit einer Buchstabenfolge aus dem Namen<br />
„G“ aufweisen.