Teil A - Bund deutscher Baumeister NRW
Teil A - Bund deutscher Baumeister NRW
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[ Hamm ]<br />
Stadtumbau<br />
Bahnhofsquartier<br />
Ein Projekt der Stadt Hamm,<br />
gefördert durch den <strong>Bund</strong><br />
und das Land Nordrhein-Westfalen.<br />
Stadtumbaukonzept für das<br />
Bahnhofsquartier in Hamm
Koordination:<br />
Stadt Hamm<br />
Stadtplanungsamt<br />
Abteilung<br />
Projektentwicklung/<br />
Abteilung Verwaltung,<br />
Stadterneuerung und<br />
Bodenordnung<br />
Gustav-Heinemann-Straße 10<br />
59063 Hamm<br />
Heinz-Martin Muhle<br />
Andrea Wickel<br />
Helmut Deißler<br />
Simone Düchting<br />
Bearbeitung:<br />
Junker und Kruse<br />
Stadtforschung � Planung<br />
Markt 5<br />
44137 Dortmund<br />
Fon 02 31/55 78 58-0<br />
Fax 02 31/55 78 58-50<br />
info@junker-kruse.de<br />
www.junker-kruse.de<br />
Rolf Junker<br />
Tobias Hundt<br />
[ Hamm ]<br />
Stadtumbau<br />
Bahnhofsquartier<br />
Ein Projekt der Stadt Hamm,<br />
gefördert durch den <strong>Bund</strong><br />
und das Land Nordrhein-Westfalen.<br />
In Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung<br />
der Metro Group Asset Management.<br />
Stadtumbaukonzept für das<br />
Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Herausgeber:<br />
Stadt Hamm<br />
Der Oberbürgermeister<br />
Noweck+Pahmeyer<br />
Architekten BDA<br />
Soester Straße 208<br />
59071 Hamm<br />
Fon 02 381/98 07 77<br />
Fax 02 381/98 07 79<br />
info@noweck-pahmeyer.de<br />
www.noweck-pahmeyer.de<br />
Volker Pahmeyer<br />
Dortmund/Hamm, Oktober 2005
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Inhalt<br />
Seite 3<br />
Vorwort ........................................................................................................... 5<br />
<strong>Teil</strong> A - Rahmenbedingungen und Analyse<br />
1 Einleitung ............................................................................................ 7<br />
1.1 Hintergrund: Die aktuellen Rahmenbedingungen der<br />
Stadtentwicklung ............................................................................... 7<br />
1.2 Das Programm Stadtumbau West und seine gesetzlichen<br />
Grundlagen ......................................................................................... 8<br />
2 Rahmenbedingungen des Stadtumbaus in Hamm ............................ 10<br />
2.1 Allgemeine Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung ................ 10<br />
2.2 Rahmenbedingungen des Einzelhandels ......................................... 11<br />
3 Das Stadtumbaugebiet Bahnhofsquartier im Kontext gesamt-<br />
städtischer Planungen ...................................................................... 13<br />
3.1 Planungen und Projekte in Hamm (Gesamtstadt) ............................ 13<br />
3.2 Planungen und Projekte in der Hammer Innenstadt ........................ 16<br />
3.3 Auswahl und Abgrenzung des Stadtumbaugebietes nach<br />
§ 171b BauGB .................................................................................... 16<br />
4 Das Bahnhofsquartier in Hamm: eine Analyse ................................. 18<br />
4.1 Profil und städtebauliche Struktur ................................................... 19<br />
4.2 Entwicklung und stadträumliche Funktion ....................................... 21<br />
4.3 Funktions- und Nutzungsdefizite als Ausgangspunkt für<br />
Stadtumbau West .............................................................................. 22<br />
4.4 Einzelhandelsprofil ........................................................................... 26<br />
4.5 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen ............................................ 27<br />
5 Relevante Planungen und Konzepte ................................................ 28<br />
5.1 Rahmenplan Hamm-Mitte ................................................................ 28<br />
5.2 Einzelhandelskonzept ...................................................................... 29<br />
5.3 Städtebauliches Gutachten und weitere Bebauungsvorschläge<br />
Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache ............................................... 30<br />
5.4 Parkraumkonzept für das Bahnhofsumfeld ..................................... 31<br />
5.5 Stärkungskonzept Bahnhofsquartier ............................................... 31<br />
<strong>Teil</strong> B - Konzeption<br />
6 Arbeitsorganisation .......................................................................... 33<br />
7 Stadtumbaustrategie ........................................................................ 34<br />
7.1 Perspektive für das Bahnhofsquartier ............................................. 34<br />
7.2 Anstoß und Steuerung des Wandlungsprozesses ............................. 35<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 4<br />
8 Fokuspunkte des Stadtumbaus ......................................................... 38<br />
8.1 Nachnutzungsstrategie und Nutzungsideen Horten-Gebäude ......... 38<br />
8.1.1 Entwicklungsstrategie und favorisierte Ankernutzungen ................ 39<br />
8.1.2 Vorentwurf und Baukosten .............................................................. 40<br />
8.1.3 Eigentumsmodelle und Fördermodalitäten ...................................... 44<br />
8.1.4 Weitere Nutzungsideen ..................................................................... 45<br />
8.1.5 Studentisches Projekt der Universität Dortmund ............................. 47<br />
8.2 Nutzungsideen Kaufhalle .................................................................. 48<br />
8.3 Entwicklungsmöglichkeiten Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache .. 49<br />
8.4 Umbau Neue Bahnhofstraße ............................................................. 50<br />
8.5 Umgestaltung Bahnhofstraße ........................................................... 52<br />
9 Zusammenfassung der bisherigen Stadtumbauplanungen .............. 54<br />
10 Weiteres Vorgehen ............................................................................ 55<br />
11 Quellen .............................................................................................. 56<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Vorwort<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 5<br />
Das Bahnhofsquartier stellt einen wichtigen Baustein der Hammer Innenstadt dar. Bür-<br />
ger und Besucher unserer Stadt können hier verschiedene Einrichtungen des Handels<br />
sowie Dienstleistungs- und gastronomische Angebote nutzen. Die Umgestaltung des<br />
Willy-Brandt-Platzes und des Bahnhofs sowie die Errichtung des Technischen Rathau-<br />
ses mit über 700 Arbeitsplätzen waren wichtige Marksteine, um das Bahnhofsquartier<br />
städtebaulich und funktional aufzuwerten. Auch die Etablierung des Kulturbahnhofs<br />
hat zur Attraktivierung beigetragen. Diese Maßnahmen zeigen das große öffentliche<br />
Interesse an einer dauerhaften Aufwertung des Bahnhofquartiers als Tor zur Hammer<br />
Innenstadt.<br />
Trotz dieser Erfolge und weitergehender Anstrengungen zur Verbesserung der Situation<br />
besteht weiterhin Handlungsbedarf. Die Leerstände der ehemaligen Kaufhäuser Horten<br />
und Kaufhalle belasten genauso wie städtebauliche Missstände nach wie vor das Image<br />
des Quartiers. So wird z. B. die Neue Bahnhofstraße mit ihren offenen Blockrückseiten<br />
ihrer repräsentativen Funktion als wichtiger Stadteingang nicht gerecht. Auch der na-<br />
hezu brachliegende Baublock Stadtbad / Alte Feuerwehrwache / Altes Elektrizitätswerk<br />
muss durch neue Nutzungsbausteine reaktiviert und städtebaulich integriert werden.<br />
In dem Ende 2004 von der Verwaltung erarbeiteten „Stärkungskonzept Bahnhofsquar-<br />
tier“ wurden erste Planungs- und Handlungserfordernisse beschrieben. Das vorlie-<br />
gende Stadtumbaukonzept konkretisiert diese und zeigt eine realistische Perspektive<br />
für das Bahnhofsquartier auf. Mit Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen<br />
ergeben sich mit dem Förderprogramm Stadtumbau West neue Möglichkeiten, eine<br />
Trendwende herbeizuführen und das Quartier dauerhaft aufzuwerten. Das Stadtumbau-<br />
konzept zeigt hier erste Möglichkeiten auf.<br />
Aufbruchstimmung signalisieren – dies ist von großer Bedeutung für das Quartier. Den<br />
Anliegern und Eigentümern muss Mut zu Investitionen gemacht werden, dazu sind<br />
deutliche Zeichen des Aufbruchs notwendig. Auch Kunden und Besucher werden dies<br />
honorieren. Daher sind temporäre Zwischennutzungen für bestimmte Flächen oder die<br />
künstlerische Inszenierung von Räumen wichtige Methoden, um das Quartier wieder in<br />
das Bewusstsein der Hammer Bevölkerung zu bringen und auch regional Aufmerksam-<br />
keit zu erzeugen. Hierzu unterbreitet das vorliegende Konzept erste Vorschläge.<br />
Insgesamt wird durch das Förderprogramm Stadtumbau West eine Möglichkeit geboten,<br />
einen Beitrag zur Aufwertung und dauerhaften Stabilisierung im Hammer Bahnhofs-<br />
quartier zu erreichen.<br />
Thomas Hunsteger-Petermann<br />
Oberbürgermeister<br />
Rita Schulze Böing<br />
Stadtbaurätin<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
<strong>Teil</strong> A<br />
Rahmenbedingungen<br />
und Analyse
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Hintergrund: Die aktuellen Rahmenbedingungen der<br />
Stadtentwicklung<br />
„Strukturwandel“ – kaum ein Begriff kenn-<br />
zeichnet die aktuelle Entwicklung vieler<br />
Seite 7<br />
<strong>deutscher</strong> Städte und Gemeinden treffender.<br />
In Ostdeutschland sind die zum <strong>Teil</strong> dra-<br />
matischen Folgen der demografischen und<br />
wirtschaftlichen Wandlungs-, das heißt Schrumpfungsprozesse, bereits flä-<br />
chendeckend zu beobachten. Mit dem <strong>Bund</strong>-Länder-Programm Stadtumbau<br />
Ost wurde seitens der Politik auf die Strukturveränderungen auf der Stadt-<br />
entwicklungsebene reagiert, um die Folgen von Deindustrialisierung und<br />
massiven Bevölkerungsverlusten bewältigen zu können.<br />
Inzwischen sind auch in einigen westdeutschen Städten die Folgen des<br />
wirtschaftlichen und demografischen Strukturwandels unübersehbar<br />
– wenngleich dies sicherlich kein grundsätzlich neues Phänomen darstellt.<br />
Dennoch hat die Sensibilität für dieses Thema in den letzten Jahren deutlich<br />
zugenommen, vor allem aufgrund „düsterer“ Prognosen, die verdeutlichen,<br />
dass sich in Zukunft Schrumpfungsprozesse<br />
in westdeutschen Städten drastisch verschär-<br />
fen werden.<br />
Im Gegensatz zu Ostdeutschland ist der Wes-<br />
ten aber weder flächendeckend, noch in ver-<br />
gleichbarer Intensität von Schrumpfung betroffen. Untersuchungen zeigen,<br />
dass altindustrialisierte Regionen wie das Ruhrgebiet deutlich mehr Erfah-<br />
rung mit Schrumpfungsprozessen haben, da diese Prozesse hier bereits seit<br />
Jahrzehnten wirken. Insofern entspricht die Bevölkerungsstruktur hinsicht-<br />
lich Altersaufbau, ethnischer und sozialer Zusammensetzung im Ruhrge-<br />
biet heute bereits der, die in anderen Großstädten erst in einigen Jahren zu<br />
erwarten ist. Das Zusammentreffen von Bevölkerungs-, Arbeitsplatz- und<br />
Kaufkraftverlusten, verbunden mit der gegenwärtigen Konjunkturschwäche,<br />
haben in vielen Städten des Ruhrgebiets zu Investitionszurückhaltung und<br />
damit zu untergenutzten Flächen bzw. leer stehenden Gebäuden geführt.<br />
Insgesamt entsteht eine Negativspirale, in<br />
der Ursache und Auswirkungen teilweise<br />
nicht mehr klar erkennbar sind.<br />
Während allerdings die Schrumpfungsdis-<br />
kussion weitgehend die aktuelle Diskussion<br />
um Stadtentwicklung beherrscht, findet im Einzelhandelsbereich weiterhin<br />
eine enorme Flächenexpansion statt. Da für diese Entwicklung aber die glei-<br />
chen Vorzeichen (Kaufkraftstagnation, Bevölkerungsrückgang) gelten, ist ein<br />
ruinöser Wettbewerb die Folge. So ist aktuell eine Neustrukturierung des<br />
Einzelhandels zu beobachten: Während noch zahlreiche großflächige Ein-<br />
kaufszentren in Planung sind und discountorientierte Angebotsformen mit<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 8<br />
optimalen Größenstrukturen an betriebswirtschaftlich günstigen Standorten<br />
große Zuwächse verzeichnen, sind insbesondere in integrierten Innenstadt-<br />
lagen und in Stadtteilzentren krisenhafte Erscheinungen wie Ladenleerstän-<br />
de und Trading-down-Prozesse zu beobachten. Auch sind bestimmte Be-<br />
triebsformen, zum Beispiel das klassische Warenhaus, besonders betroffen.<br />
Ein Ende des Konzentrationsprozesses im Einzelhandel ist aktuell noch nicht<br />
absehbar.<br />
Die Herausforderungen der Zukunft sind demnach äußerst vielfältig. Inso-<br />
fern ist ein Förderinstrumentarium notwendig, das gezielt auf diese neuen<br />
Herausforderungen abgestimmt ist.<br />
1.2 Das Programm Stadtumbau West und seine gesetzlichen<br />
Grundlagen<br />
„Mit dem Stadtumbau West sollen die Städte<br />
und Gemeinden in die Lage versetzt werden,<br />
sich frühzeitig auf Strukturveränderungen<br />
vor allem in Demografie und Wirtschaft und<br />
auf die damit verbundenen städtebaulichen<br />
Auswirkungen einzustellen.“ Diese Aussage des früheren Ministeriums<br />
für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
(heute Ministerium für Bauen und Verkehr) beschreibt das wesentliche Ziel<br />
des <strong>Bund</strong>-Länder-Programms Stadtumbau West. Die bundesgesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen zum Stadtumbau werden durch die neuen §§ 171a-d<br />
im Baugesetzbuch (besonderes Städtebaurecht) festgeschrieben. In § 171a,<br />
Abs. 3 wird durch die Definition von Stadtumbaumaßnahmen der besondere<br />
Charakter von Stadtumbau deutlich: Stadtumbaumaßnahmen sollen dazu<br />
beitragen, dass die Siedlungsstruktur an die Erfordernisse der Entwicklung<br />
von Bevölkerung und Wirtschaft angepasst wird und nicht mehr bedarfsge-<br />
rechte bauliche Anlagen einer neuen Nutzung<br />
zugeführt oder zurückgebaut werden. Gleich-<br />
zeitig sollen innerstädtische Bereiche als Ein-<br />
zelhandels- und Lebenszentren einer Stadt<br />
gestärkt werden. Stadtumbaumaßnahmen<br />
sollen zudem in Gebieten durchgeführt werden, die von „erheblichen städte-<br />
baulichen Funktionsverlusten“ (§ 171a, Abs. 2) betroffen sind, d.h. wenn ein<br />
dauerhaftes Überangebot an baulichen Anlagen für bestimmte Nutzungen<br />
besteht oder zu erwarten ist. Hier wird deutlich, dass das Stadtumbau-<br />
programm bestands- und innenstadtorientiert ist und dass auch Rückbau<br />
ausdrücklich benannt ist. Damit grenzen sich Regelungen zum Stadtumbau<br />
von anderen Instrumenten des besonderen Städtebaurechts ab. Durch die<br />
Einführung des Instruments der Stadtumbauverträge wird verdeutlicht, dass<br />
bei der Durchführung von Stadtumbaumaßnahmen in verstärktem Maße ein<br />
konsensuales Vorgehen und die rechtzeitige Einbeziehung aller relevanten<br />
Akteure zwingend erforderlich ist.<br />
Der <strong>Bund</strong> förderte zunächst 16 Modellvorhaben zum Stadtumbau West,<br />
davon drei in Nordrhein-Westfalen. Nachdem Erfahrungen mit diesen Pilot-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 9<br />
projekten gesammelt wurden, legte der <strong>Bund</strong> ein eigenständiges Förderpro-<br />
gramm auf, aus dem das Land <strong>NRW</strong> im Rahmen seines Stadterneuerungs-<br />
programms Finanzhilfen von rund 11,4 Mio. Euro (2004/2005) erhält. Die<br />
Stadt Hamm erhält für ihr Stadtumbaugebiet Bahnhofsquartier für das Jahr<br />
2005 eine Förderung von 200.000 Euro für<br />
planerische Maßnahmen. Ein weiterer För-<br />
derantrag wurde gestellt. Für die folgenden<br />
Jahre wurden bereits Fördermittel für inves-<br />
tive Maßnahmen in Aussicht gestellt.<br />
Abschließend gilt es anzumerken, dass es mit Ausnahme der drei Modell-<br />
projekte in <strong>NRW</strong> noch keine Praxiserfahrungen mit Stadtumbauprogram-<br />
men gibt. Den Kommunen der ersten Förderperiode, damit auch der Stadt<br />
Hamm, kommt insofern eine Pionierrolle bei der Anwendung eines neues<br />
Förderinstrumentariums zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Heraus-<br />
forderungen der Stadtentwicklung zu: Mit dem Programm Stadtumbau West<br />
wurde ein zukunftsfähiges Förderinstrument geschaffen, das gezielt auf die<br />
Problematiken der westdeutschen Städte abgestimmt ist und ergänzend zu<br />
anderen Maßnahmen der Stadterneuerung eingesetzt werden kann.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Münster<br />
Dortmund<br />
A1<br />
Köln<br />
Herringen<br />
Bockum-Hövel<br />
A2<br />
Pelkum<br />
Hamm<br />
Mitte<br />
Heessen<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 10<br />
2 Rahmenbedingungen des Stadtumbaus in Hamm<br />
Stadtumbau im Bahnhofsquartier in Hamm hat sich in erster Linie mit Funk-<br />
tions- und Nutzungsdefiziten auseinander zu setzen. Ökonomische Aspekte<br />
stehen im Vordergrund, während demografische Faktoren eher eine unter-<br />
geordnete Rolle spielen. Insofern ist neben allgemeinen Einflussfaktoren<br />
insbesondere auch der Einfluss der Einzelhandelsentwicklung als ein wichti-<br />
ger Auslöser der Nutzungsdefizite im Bahnhofsquartier zu sehen.<br />
2.1 Allgemeine Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung<br />
Rhynern<br />
Werries<br />
Uentrop<br />
Braam-Ostwennemar<br />
Westtünnen<br />
Die Stadt Hamm nimmt im Vergleich zu den<br />
anderen montanindustriell geprägten Städten<br />
in Nordrhein-Westfalen eine Sonderrolle ein.<br />
Hamm gehört zwar politisch zum Ruhrgebiet,<br />
liegt aber außerhalb des engeren Ballungs-<br />
raums in der Ballungsrandzone. Die günstige<br />
Lage der Stadt zwischen dem Verflechtungs-<br />
raum des Ruhrgebiets und dem Münsterland an<br />
überregionalen Straßen- und Schienenverbin-<br />
dungen sowie am Datteln-Hamm-Kanal macht<br />
Hamm zu einem bedeutenden Gewerbe- und<br />
Wohnstandort. Hamm ist nach wie vor Bergbau-<br />
stadt und Montanstandort mit einer entspre-<br />
chenden Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur.<br />
Die Stadt verfügt über ein ländlich geprägtes<br />
Umland; über die Hälfte der Katasterfläche wird heute noch landwirtschaft-<br />
lich genutzt. Dementsprechend ist auch die Siedlungsdichte vergleichsweise<br />
gering (802 Einwohner pro qkm) – eine außergewöhnliche Situation für eine<br />
Großstadt. Ursächlich für diese Situation ist der 1975 erfolgte Zusammen-<br />
schluss von sechs ehemals selbstständigen Gemeinden zur neuen Groß-<br />
stadt Hamm, der mit einer beinahe Verneunfachung der Fläche einher ging.<br />
Hamm verfügt damit über viel Spielraum hinsichtlich aktiver Stadtentwick-<br />
lungspolitik.<br />
Bielefeld<br />
Die nachfolgenden Informationen geben einen kurzen Überblick über we-<br />
sentliche Merkmale der Stadt:<br />
� Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten in <strong>NRW</strong> konnte Hamm bis-<br />
lang eine positive Bevölkerungsentwicklung verzeichnen. Heute leben<br />
rund 183.000 Menschen in Hamm. Für die Zukunft wird ein leichter Be-<br />
völkerungsrückgang erwartet, der im Vergleich mit anderen Großstäd-<br />
ten sehr moderat ausfällt. Für das Jahr 2015 werden, je nach Prognose,<br />
noch 172.000 bis 180.000 Einwohner erwartet. Diese Entwicklung beruht<br />
allerdings nur auf einer positiven Wanderungsbilanz – die Geburtenzahl<br />
reicht bereits heute nicht mehr zum Bestandserhalt aus.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 11<br />
� Stadtteile mit strukturellen oder gar flächenhaften Wohnungsleerstän-<br />
den sind im Hamm, im Gegensatz zu einigen anderen Städten im Ruhr-<br />
gebiet, nicht vorhanden. Nur punktuell lassen sich in einigen Gebäuden<br />
Wohnungen nur noch schlecht vermieten. Für die Zukunft ist allerdings<br />
mit steigenden Leerstandszahlen zu rechnen. Insgesamt ist das Mietni-<br />
veau sehr niedrig und deutlich unter dem vergleichbarer Städte.<br />
� Das verfügbare Einkommen erreicht nur 84% (2001) des Landesdurch-<br />
schnittes, das Primäreinkommen sogar nur gut 78%. Die prozentualen<br />
Anteile haben sich in den letzten Jahren kaum verändert, insofern ist<br />
auch für die Zukunft keine wesentliche Änderung zu erwarten.<br />
� Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den letz-<br />
ten Jahren leicht, aber kontinuierlich zurückgegangen. Hingegen ist<br />
2004 ein leichter Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen. Die Arbeitslo-<br />
senquote lag 2003 mit 14,0% über dem Landesdurchschnitt.<br />
Insgesamt zeigen die Rahmenbedingungen der Stadt Hamm einige negative<br />
Aspekte auf, die allerdings auf die meisten Städte im Ruhrgebiet zutreffen.<br />
Einzig die Bevölkerungsentwicklung und die damit verbundene Wohnungs-<br />
marktsituation hebt sich positiv ab.<br />
2.2 Rahmenbedingungen des Einzelhandels<br />
Ursächlich für die Notwendigkeit des Stadtumbaus in Hamm sind, wie be-<br />
reits im vorherigen Kapitel angedeutet, nicht demografische, sondern in ers-<br />
ter Linie ökonomische Aspekte. Die Entwicklung im Bereich des Einzelhan-<br />
dels ist dabei eine wesentliche Ursache. Nachfolgend sind zur Einschätzung<br />
der Einzelhandelssituation in Hamm einige Strukturdaten aufgeführt:<br />
� Hamm verfügt über eine Verkaufsflächenausstattung von rund 283.000<br />
m² (insgesamt rund 1,6 m² pro Einwohner, Stand: 2003), davon ca.<br />
78.000 in der Innenstadt.<br />
� Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer für Hamm liegt mit<br />
96,7% (2005) unter dem <strong>Bund</strong>esdurchschnitt (=100).<br />
� Starke Konkurrenz durch die Oberzentren Dortmund und Münster so-<br />
wie weitere Mittelzentren in der Umgebung (Ahlen, Werl, Soest, Lipp-<br />
stadt) begrenzen das räumliche Einzugsgebiet der Stadt.<br />
� Die Zentralitätskennziffer für Hamm liegt bei 94,0% (2005). Damit<br />
schafft es die Stadt derzeit nicht, gemäß ihrer mittelzentralen Funktion<br />
ein bedeutender Einkaufsort für ihr Umland zu sein.<br />
� In der Hammer Innenstadt können für Ladenlokale in 1a-Lagen eher<br />
niedrige Mieterlöse erzielt werden. Nach Einschätzung von Brockhoff &<br />
Partner wurden im Jahr 2004 19 bis 38 Euro pro m² (in der Größenkate-<br />
gorie 60 bis 120 m²) bezahlt, für größere Ladenlokale (bis 260 m²) noch<br />
14 bis 19 Euro (insgesamt mit fallender Tendenz). Für westdeutsche<br />
Großstädte ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 12<br />
<strong>Bund</strong>esweit sind seit vielen Jahren bestimmte Trends in der Einzelhandels-<br />
entwicklung zu beobachten: Wesentliche Kennzeichen sind:<br />
� Rückgang der Betriebszahlen (insbesondere im Nahversorgungssektor),<br />
� gleichzeitig deutliche Zunahme der Verkaufsfläche pro Betrieb, das<br />
heißt, ein Konzentrationsprozess findet statt.<br />
� Veränderte Standortpräferenzen einiger Branchen zugunsten nicht inte-<br />
grierter autokundenorientierter Lagen; damit Gefährdung traditioneller<br />
integrierter Standorte.<br />
� Wandel der Nachfrage zugunsten Erlebniseinkauf und Discountorientie-<br />
rung.<br />
� Weitere Expansion von Einkaufszentren (innerstädtisch wie nichtinte-<br />
griert).<br />
� Umsatzstagnation bzw. -rückgang und damit verstärkte Konkurrenz.<br />
Insofern sind die aktuellen Entwicklungstrends eindeutig widersprüchlich:<br />
Auf der einen Seite findet eine enorme (Flächen-) Expansion statt, auf der<br />
anderen Seite führt dies zu Leerständen und Trading-down-Prozessen. So<br />
ist ein Prozess der Polarisierung zu beobachten, der sich auf verschiedenen<br />
räumlichen Ebenen vollzieht: Auf kleinräumiger Ebene innerhalb einzelner<br />
Geschäftslagen in Stadt- oder Stadtteilzentren verlieren Nebenlagen an<br />
Handelsbesatz und damit an Bedeutung, während sich die Hauptlagen meist<br />
konsolidieren können. Dieser Prozess ist auch zwischen einzelnen Zentren<br />
innerhalb einer Stadt zu beobachten. Meist büßen die Stadtteilzentren ge-<br />
genüber der Innenstadt und nichtintegrierten Standorten auf der grünen<br />
Wiese an Bedeutung ein. Auch auf der regionalen (großräumigen) Ebene<br />
sind ebenfalls Polarisierungstendenzen zu beobachten – der Wettbewerb<br />
zwischen einzelnen Städten nimmt zu. Damit verlieren bestimmte Städte<br />
insgesamt als Standort für Einzelhandel an Attraktivität und so als Einkaufs-<br />
orte an Ausstrahlung. Diese Tendenz ist vor allem in Räumen mit starken<br />
Verflechtungen und einem dichten Städtenetz vorhanden.<br />
Auch die Stadt Hamm ist diesen Entwicklungen unterworfen. Vor allem im<br />
Bahnhofsquartier bündeln sich deren negative Auswirkungen, so dass hier<br />
deutliche Funktions- und Nutzungsdefiziten in Verbindung mit städtebauli-<br />
chen Missständen vorhanden sind (ausführliche Informationen hierzu in den<br />
Kapiteln 4.2 und 4.3).<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
3 Das Stadtumbaugebiet Bahnhofsquartier im<br />
Kontext gesamtstädtischer Planungen<br />
Seite 13<br />
Stadtumbau im Bahnhofsquartier ist im Kontext der Situation der Gesamt-<br />
stadt bzw. relevanter Planungen auf gesamtstädtischer Ebene oder auf Ebe-<br />
ne der Innenstadt zu sehen. Dabei ist der Frage nachzugehen, ob außerhalb<br />
des Bahnhofsquartiers weitere Bereiche existieren, in denen (möglicherwei-<br />
se zukünftig) ein konzeptionell-planerischer Eingriff notwendig wird und die<br />
so potenzielle Stadtumbaugebiete darstellen könnten.<br />
Ein Blick auf weitere Planungen und Projekte in der Gesamtstadt (Kapitel<br />
3.1) bzw. in der Hammer Innenstadt (Kapitel 3.2) unterstreicht die Bedeutung<br />
des Stadtumbaus im Bahnhofsquartier. Die Darstellung der stadträumlichen<br />
Funktion des Quartiers erfolgt in Kapitel 4.2.<br />
3.1 Planungen und Projekte in Hamm (Gesamtstadt)<br />
Für die Gesamtstadt Hamm liegt ein „Strukturkonzept zur Stadtentwick-<br />
lung“ vor, das im Vorfeld der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans er-<br />
stellt wurde. Es enthält insbesondere Aussagen zur Flächennutzung, Infra-<br />
struktur / Verkehr, Bauflächen und zur Entwicklung des Stadtraums und des<br />
Grün- und Freiraums. Es werden die Grundzüge der zukünftigen Stadtent-<br />
wicklung aufgezeigt und deren programmatische Schwerpunkte benannt:<br />
� Schwerpunkt „Neue und alte Nachbarschaften“: Weiterentwicklung<br />
des Wohnstandortes Hamm unter Berücksichtigung der Anforderungen<br />
einzelner Bewohnergruppen (zum Beispiel Senioren, Familien). Neben<br />
der Neuausweisung von Wohngebieten sollen auch verstärkt Bestands-<br />
pflege, Modernisierung und Wohnumfeldmaßnahmen betrieben werden.<br />
� Schwerpunkt „Flächen für Arbeit und Wirtschaft“: Profilierung der<br />
Stadt als Standort für Gewerbe und Dienstleistungen. Dabei sollen ins-<br />
besondere Flächen für Wachstumsbranchen in einem ausgewogenen<br />
gesamtstädtischen Gewerbeflächenkonzept entwickelt werden. Dabei<br />
werden die Bereiche Logistik und Gesundheitswirtschaft als schwer-<br />
punktmäßig herausgebildet. Derzeit wird ein „Masterplan für Arbeit“<br />
erarbeitet.<br />
� Schwerpunkt „Mobilität in der Stadt“: Verkehrsentwicklungsplanung<br />
für alle Verkehrsträger zur Gewährleistung der Erreichbarkeit aller<br />
Siedlungsschwerpunkte und Gewerbestandorte. Derzeit wird ein „Mas-<br />
terplan Verkehr“ erarbeitet.<br />
� Schwerpunkt „Vitale Stadt- und Ortsteilmitten“: Sicherung der Funk-<br />
tionsfähigkeit der Innenstadt und der Stadtteilzentren. Schwerpunkt ist<br />
dabei die Gewährleistung einer wohnungsnahen Grundversorgung und<br />
die Steuerung weiterer Einzelhandelsansiedlungen. Grundlage ist das<br />
vorliegende Einzelhandelskonzept.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 14<br />
� Schwerpunkt „Hamm ans Wasser“: Herausarbeiten der Potenziale des<br />
Elementes Wasser bezogen auf die aktive Gestaltung des Strukturwan-<br />
dels. Der Masterplan „Hamm ans Wasser“ stellt dabei die Grundlage<br />
der Planungen dar.<br />
Diese Programmatik zeigt, dass die Stadt Hamm eine umfassende Entwick-<br />
lungsstrategie verfolgt und in vielen Bereichen gleichermaßen aktiv ist.<br />
Aktuell werden im Masterplan „Hamm ans Wasser“ bedeutende Leitlinien<br />
zur thematisch zusammenhängenden Entwicklung eines großen Planungs-<br />
raums aufgestellt. Damit wird ein wichtiger Beitrag zum Strukturwandel<br />
geleistet: Die Hammer Industrielandschaft soll sich den neuen Anforderun-<br />
gen von Arbeiten und Wohnen, Freizeitgestaltung und Tourismus anpassen.<br />
Das Schlüsselprojekt stellt der geplante Lippesee dar, der sich in Zukunft<br />
nördlich der Innenstadt erstrecken und zu einem bedeutenden Schwerpunkt<br />
für Freizeit, Tourismus und Wohnen entwickelt werden soll. Der Lippesee ist<br />
somit das zentrale Leitprojekt der Hammer Stadtentwicklung.<br />
Bezüglich der Flächennutzung werden von der Stadt einerseits Siedlungs-<br />
und Verkehrsflächen, die ihre bisherige Bestimmung verloren haben, um-<br />
gewidmet und einer neuen Nutzung zugeführt, andererseits werden auch<br />
bisher dem Freiraum zuzuordnende Flächen neu für bauliche Zwecke in An-<br />
spruch genommen. Bezogen auf den Komplex Stadtumbau sind jedoch vor<br />
allem die Planungen und Projekte relevant, die sich mit dem Bestand bzw.<br />
dessen Entwicklung befassen. Diese finden sich insbesondere in den Berei-<br />
chen<br />
� Gewerbebrachenreaktivierung / Konversion und<br />
� Stadterneuerung / Wohnen.<br />
Gewerbebrachenreaktivierung / Konversion<br />
Im Bereich Gewerbebrachenreaktivierung ist in erster Linie das Thyssen-Ge-<br />
lände westlich des Bahnhofes von Bedeutung. Da aktuell nur kleinere Be-<br />
reiche tatsächlich brachgefallen sind und der größte <strong>Teil</strong> des Geländes noch<br />
gewerblich genutzt wird bzw. erfolgreich umgenutzt wurde, besteht hier kein<br />
akuter Handlungsbedarf bezüglich Stadtumbau. Eigentümer des Geländes<br />
ist neben der Stadt Hamm und der Firma Thyssen auch der Grundstücks-<br />
fonds <strong>NRW</strong> – insofern ist das Land <strong>NRW</strong> hier bereits mit seinem zentralen<br />
Instrument zur Reaktivierung von Brachflächen aktiv.<br />
Die Konversion von ehemaligen Flächen des Bergbaus wird in Hamm massiv<br />
vorangetrieben. Die Umwandlung der früheren Zechenstandorte Sachsen<br />
und Radbod in Gewerbegebiete konnte erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Für den ehemaligen Ortsgüterbahnhof ist ebenfalls eine gewerbliche Nut-<br />
zung vorgesehen. Ein <strong>Teil</strong> dieses Geländes wird aktuell für eine Baumarkt-<br />
nutzung entwickelt. Für die Flächen der früheren Newcastle-Barracks und<br />
die in absehbarer Zeit frei werdenden Flächen der Paracelsus-Kaserne<br />
werden in Kürze Rahmenkonzepte erarbeitet. Ein solches liegt für die Crom-<br />
well-Barracks bereits vor - hier ist in erster Linie Wohnnutzung geplant.<br />
<strong>Teil</strong>weise sollen dort aber auch, wie auf dem Gelände der Argonner Kaserne,<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 15<br />
Gewerbeflächen entstehen. Weitere Konversionsstandorte befinden sich in<br />
der Entwicklung (Cromwell-Barracks, Newcastle-Barracks, Paracelsus-Ka-<br />
serne).<br />
Insofern liegen für alle Konversionsflächen Handlungskonzepte oder Ent-<br />
wicklungsansätze vor. Im „Masterplan für Arbeit“ (gesamtstädtisches Ge-<br />
werbeflächenkonzept) sind alle Flächen, die gewerblich nachgenutzt werden<br />
sollen, zusammengefasst.<br />
Stadterneuerung / Wohnen<br />
Im Rahmen der Stadterneuerung wurden in den letzten Jahren sukzessive<br />
alle Stadtteilzentren deutlich aufgewertet.<br />
Stadtteile, die hinsichtlich Wohnumfeldverbesserung und Bestandsmoder-<br />
nisierung erhöhten Handlungsbedarf aufweisen, sind der Hammer Wes-<br />
ten und der Hammer Norden. Beide sind in das <strong>Bund</strong>-Länder-Programm<br />
„Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – soziale Stadt“ integriert<br />
und werden im Rahmen der sozial- und bewohnerorientierten Stadtteilent-<br />
wicklung unterstützt. Soziale Maßnahmen und Projekte stehen in Verbindung<br />
mit städtebaulichen Maßnahmen und Aktionen zur Bewohnerbeteiligung. Im<br />
Hammer Norden wurden die Sanierungsmaßnahmen im Wesentlichen ab-<br />
geschlossen. Insgesamt besteht bezüglich Stadtumbau in beiden Stadtteilen<br />
aktuell kein konkreter Handlungsbedarf; mit den vorhandenen Fördermit-<br />
teln wird hier der Bedarf gedeckt.<br />
Zunehmenden Handlungsbedarf weist der Stadtteil Bockum-Hövel auf. Der<br />
im Zentrum von Hövel Anfang der1970er Jahre errichtete, sehr funktional<br />
gestaltete Einkaufsbereich ist durch deutliche städtebauliche Defizite und<br />
funktionale Mängel gekennzeichnet – es sind zahlreiche Leerstände vorhan-<br />
den und Trading-down-Tendenzen zu beobachten. Auch die Sozialstruktur ist<br />
problematisch – insbesondere bei den mehrgeschossigen Wohnanlagen im<br />
Umfeld des Stadtteilzentrums sind negative Entwicklungen zu verzeichnen.<br />
Inzwischen sind dort punktuelle Wohnungsleerstände zu beobachten.<br />
Einen weiteren Bereich mit erhöhtem Problemdruck stellt der Kreuzungs-<br />
bereich Münsterstraße / Heessener Straße (im Hammer Norden) dar.<br />
Hauptproblem stellt hier die sehr starke Verkehrsbelastung dar (rund 38.000<br />
Kfz pro Tag). Die Lärm- und Abgasemissionen mindern die Wohn- und Auf-<br />
enthaltsqualität erheblich. Eine allgemein schlechte Bausubstanz, gestal-<br />
terische Mängel im öffentlichen Raum und die räumlichen „Engpasssituati-<br />
onen“, hervorgerufen durch die Bahnunterführungen, vermitteln zusätzlich<br />
Handlungsbedarf. Leere Ladenlokale und ein fast vollständig leeres Wohn-<br />
hochhaus zeigen auch funktionale Defizite. Mit der Einbeziehung dieses Be-<br />
reichs in das Stadterneuerungsgebiet „Hamm ans Wasser“ sind jedoch die<br />
Voraussetzungen für einen weitergehenden Instrumentenansatz zur notwen-<br />
digen Aufwertung gegeben.<br />
Des Weiteren weist die Siedlung Dasbeck (im Stadtteil Heessen) Hand-<br />
lungsbedarf auf. Hier wurden in den 1950er und 1960er Jahren überwiegend<br />
in Zeilenbauweise stark verdichtete mehrgeschossige Wohnanlagen und<br />
Hochhäuser errichtet. In diesen Strukturen sind bereits Leerstände zu be-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
obachten. Aufgrund der homogenen Altersstruktur der Bewohner und der<br />
vorhandenen Wohnungstypen, die Qualitätsdefizite aufweisen, ist hier in<br />
Zukunft mit weiteren Wohnungsleerständen zu rechnen. Auch im Nahver-<br />
Seite 16<br />
sorgungszentrum sind Trading-down-Tendenzen unübersehbar, hier stehen<br />
einige Ladenlokale leer. Im Rahmen der Erarbeitung des Handlungskonzep-<br />
tes Wohnen werden in der Siedlung Dasbeck und gegebenenfalls in weiteren<br />
problematischen Wohnungsbeständen Lösungsmöglichkeiten zur Minderung<br />
oder Behebung von Auffälligkeiten (zum Beispiel Modernisierungsdefizite,<br />
Leerstände) entwickelt.<br />
3.2 Planungen und Projekte in der Hammer Innenstadt<br />
In der Hammer Innenstadt (außerhalb des Bahnhofsquartiers) wurden in den<br />
letzten Jahren einige Projekte umgesetzt, die zu einer deutlichen Aufwer-<br />
tung und Stärkung geführt haben:<br />
� Gestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum (zum Beispiel Fußgän-<br />
gerzone Weststraße, Santa-Monica-Platz mit umliegenden Straßen und<br />
Marktplatz),<br />
� Ansiedlung eines Multiplexkinos auf dem Chattanoogaplatz,<br />
� Bau der City-Galerie und der Ritter-Passage als verbindende Elemente<br />
zwischen Fußgängerzone und Allee-Center.<br />
Damit konnten einige bislang kritische Bereiche in der Hammer Innenstadt<br />
städtebaulich zufriedenstellend entwickelt werden. Handlungsbedarf bleibt<br />
lediglich in einigen Bereichen, die aber eher einer kleinteiligen spezifischen<br />
Lösung bedürfen und im Wesentlichen von privater Seite umzusetzen sind.<br />
Auch im Bahnhofsquartier wurden wichtige Maßnahmen realisiert. Die An-<br />
siedlung des Technischen Rathauses und des Veranstaltungszentrums „Kul-<br />
turbahnhof“ sowie der Umbau des Bahnhofs und des Willy-Brandt-Platzes<br />
(Busbahnhof) sind hier zu nennen (Näheres in Kapitel 4.1). Diese Projekte<br />
haben die Situation punktuell verbessert. Ein Stopp des Abwärtstrends<br />
konnte bislang aber noch nicht bewirkt werden.<br />
3.3 Auswahl und Abgrenzung des Stadtumbaugebietes nach<br />
§ 171b BauGB<br />
Bezogen auf die insbesondere in Kapitel 3.1 hingewiesenen Stadtquartiere<br />
mit erhöhtem Handlungsbedarf weist das Bahnhofsquartier eindeutig den<br />
größten Problemdruck auf. Hier kumulieren sich städtebauliche und funkti-<br />
onale Defizite in besonderem Maße und es sind bereits deutliche Missstände<br />
zu konstatieren. Während in anderen <strong>Teil</strong>en der Stadt Hamm bereits positive<br />
Entwicklungen angestoßen werden konnten, hat sich insbesondere die städ-<br />
tebauliche und funktionale Situation im Bahnhofsquartier in den letzten Jah-<br />
ren immer weiter verschlechtert, obwohl einige bedeutsame Projekte reali-<br />
siert werden konnten. Das Gefüge aus verschiedenen Problemkonstellatio-<br />
nen ist an dieser Stelle bereits so komplex, dass eine Herangehensweise im<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Abgrenzung des Stadtumbaugebietes<br />
nach § 171b BauGB<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 17<br />
Rahmen der konventionellen Städtebauförderung hier nicht erfolgverspre-<br />
chend erscheint. Auch hat es als „Tor zur Innenstadt“ eine imageprägende<br />
Bedeutung für die Gesamtstadt, während die anderen Gebiete eher eine<br />
lokal begrenzte Ausstrahlung besitzen. Das Programm Stadtumbau West ist<br />
aufgrund seiner Zielrichtung besonders geeignet, hier Defizite zu beheben<br />
und das Quartier nachhaltig positiv zu verändern (ausführlicher in Kapitel<br />
4.3). Für die weiteren, zum <strong>Teil</strong> genannten Stadtbereiche mit Handlungser-<br />
fordernissen reichen nach heutiger Einschätzung die verschiedenen „klas-<br />
sischen“ Instrumente aus (Stadterneuerung, Wohnungsbau- und -moderni-<br />
sierungsförderung, Stadtmarketingkonzepte). Eine umfassende Analyse des<br />
Quartiers erfolgt in Kapitel 4.<br />
Die grundstücksgenaue Abgrenzung des Stadtumbaugebiets ergibt sich aus<br />
räumlichen Zusammenhängen und der Gebietstypologie. Als grobe Abgren-<br />
zungen sind die Bahnanlagen im Westen, die Hafenstraße im Norden, im<br />
Osten Westring, Südring und Sedanstraße und im Süden die Friedrichstraße<br />
bzw. Neue Bahnhofstraße zweckmäßig. Das Stadtumbaugebiet hat eine Grö-<br />
ße von 17,95 ha. Die Abgrenzung ist der folgenden Abbildung zu entnehmen.<br />
0 50 100 150 200 250m<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Hammer<br />
Westen<br />
Lage des Bahnhofsquartiers<br />
in der Hammer Innenstadt<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
4 Das Bahnhofsquartier in Hamm: eine Analyse<br />
Das Bahnhofsquartier erstreckt sich zwischen den im Westen gelegenen<br />
Bahnhof mit seinen ausgedehnten Gleisanlagen und dem Westring, einem<br />
Bahnhofsquartier<br />
Gleisanlagen<br />
Lippeauen<br />
Lippe<br />
Hafenstraße<br />
Westring (B63)<br />
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Neue Bahnhofstraße<br />
Münsterstraße<br />
Hammer Süden<br />
Adenauerallee<br />
Kurpark<br />
Hauptgeschäftsbereich<br />
0<br />
Seite 18<br />
<strong>Teil</strong> der historischen Umwallung der Stadt Hamm, die den Kernbereich der<br />
Innenstadt umschließt. Sie ist auch heute noch gut im Stadtgrundriss ab-<br />
lesbar. Hinter den Gleisanlagen jenseits des Bahnhofs liegt der so genannte<br />
Hammer Westen mit seinen ausgedehnten Industrieflächen und Wohngebie-<br />
ten.<br />
Im Norden grenzt das Quartier mit der Hafenstraße an den Datteln-Hamm-<br />
Kanal. Hier beginnen die Lippeauen, ein ausgedehnter Freiraum, der den<br />
Kernbereich der Stadt Hamm vom Hammer Norden und dem Stadtteil Hees-<br />
sen trennt. Im Süden des Quartiers schließt sich unmittelbar ein innerstädti-<br />
sches Wohnviertel, der Hammer Süden, an.<br />
100 150 200 Meter<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung<br />
50
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Kulturbahnhof<br />
Bahnhof<br />
Der Hammer Bahnhof<br />
P<br />
Hafenstraße<br />
Hauptpost<br />
ZOB<br />
P<br />
Willy-Brandt-<br />
Platz<br />
C&A<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
4.1 Profil und städtebauliche Struktur<br />
Seite 19<br />
Im Bahnhofsquartier ist eine städtebaulich heterogene Bebauungsstruktur<br />
anzutreffen, die durch öffentliche Räume verschiedenen Charakters und<br />
vielfältige Bebauungsformen gekennzeichnet ist. Städtebauliche Höhepunk-<br />
te wechseln auf engstem Raum mit zum <strong>Teil</strong> prekären Situationen.<br />
Poststraße<br />
Technisches<br />
Rathaus<br />
Gustav-Lübcke-<br />
Museum<br />
Gustav-Heinemann-Straße<br />
Richard-Matthaei-Platz<br />
P<br />
P<br />
Luisenstraße<br />
ehem. Horten-<br />
Kaufhaus<br />
Kaufhof<br />
Bahnhofstraße<br />
P<br />
Westring<br />
ehem. Kaufhalle<br />
Kaufhaus<br />
Ter Veen<br />
Neue Bahnhofstraße<br />
Gesundheitsamt<br />
Allee-Center<br />
Friedrichstraße<br />
City-Galerie<br />
Westentor<br />
Mercure-Hotel<br />
Am Stadtbad<br />
ehem.<br />
Stadtbad<br />
ehem.<br />
Feuer-<br />
P wache<br />
ehem. E-Werk<br />
Südring<br />
Der Willy-Brandt-Platz (Bahnhofsvorplatz) ist der zentrale<br />
Platz im Bahnhofsquartier und von herausragender Bedeu-<br />
tung für die Gesamtstadt. Seine preisgekrönte Umgestaltung<br />
zu einem Stadtplatz mit zentralem Busbahnhof im Jahre<br />
2000 gab der Stadt Hamm ein zeitgemäßes Entree. Im Rah-<br />
men der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park<br />
wurde im Jahre 2001 auch das Bahnhofsgebäude umfassend<br />
saniert und zählt heute zu den schönsten seiner Art in ganz<br />
Deutschland. Gegenüber des Bahnhofs befindet sich das<br />
ehemalige Horten-Kaufhaus mit seiner charakteristischen<br />
Struktur-Fassade, die diesem Gebäude ein unverwechselba-<br />
Sedanstraße<br />
Weststraße<br />
Martin-Luther-<br />
Viertel<br />
0 20 40 60 80 100 Meter<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Die Bahnhofstraße<br />
Die Neue Bahnhofstraße<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 20<br />
res Aussehen und damit einen sehr hohen Wiedererkennungswert verleiht.<br />
Im Weiteren wird der Platz vom Technischen Rathaus mit der Hauptpost (im<br />
Norden) und dem C&A-Komplex (im Süden) begrenzt.<br />
Am Willy-Brandt-Platz beginnt die Fußgängerzone Bahnhof-<br />
straße, die durch das Bahnhofsquartier zur Haupteinkaufs-<br />
straße Weststraße führt. Die Auffindbarkeit der Bahnhof-<br />
straße ist allerdings eingeschränkt; vom Bahnhof kommend<br />
versperrt der massive Horten-Gebäuderiegel den direkten<br />
Weg – für den Ortsfremden herrscht hier Orientierungslosig-<br />
keit. Die Bebauung der Bahnhofstraße ist von ihrer Struktur<br />
her gegensätzlich. Die nördliche Straßenseite wird von mas-<br />
siven Baublöcken dominiert (die ehemaligen Kaufhäuser<br />
Horten und Kaufhalle sowie Kaufhof), dazwischen befinden<br />
sich einige attraktive Gründerzeitbauten. Die südliche Seite<br />
ist mit Ausnahme des Kaufhauses Ter Veen dagegen eher kleinteilig struktu-<br />
riert. Am Ende der Bahnhofstraße ist der direkte Übergang zur Weststraße,<br />
der 1a-Lage Hamms, möglich. Die Gebäudesubstanz macht insgesamt einen<br />
weitgehend gepflegten Eindruck. Der Charakter des öffentlichen Raums wird<br />
durch mäandernde Pflanzbeete mit hohem Baumbestand geprägt – eine<br />
heute möglicherweise nicht mehr zeitgemäße, aber bei vielen Bürgern den-<br />
noch akzeptierte und als angenehm empfundene Gestaltungssituation. Die<br />
Luisenstraße verbindet die Bahnhofstraße mit der Gustav-Heinemann-Stra-<br />
ße. Hier befindet sich ein Zugang zum Horten-Gebäude. Die Gestaltung ent-<br />
spricht der der Bahnhofstraße, des Weiteren befindet sich hier die Zufahrt<br />
zum Kaufhof-Parkplatz.<br />
Die Gustav-Heinemann-Straße führt vom Willy-Brandt-Platz in Richtung<br />
Allee-Center. Über sie werden sämtliche Zufahrten zum Bahnhof abgewi-<br />
ckelt. Sie ist weitgehend funktional gestaltet und kann trotz der prominen-<br />
ten Anlieger (Technisches Rathaus, Kaufhof) keine Innenstadtatmosphäre<br />
erzeugen. Baulich wird sie auf der Nordseite durch das Technische Rathaus<br />
attraktiv gefasst. Die Südseite ist städtebaulich unattraktiv, hier sind die<br />
rückwärtigen Bereiche von Kaufhof und ehemaliger Kaufhalle sowie Park-<br />
plätze vorhanden.<br />
Die Neue Bahnhofstraße wurde 1984 gebaut und wirkt als<br />
deutliche städtebauliche Zäsur im Bahnhofsquartier. Einer-<br />
seits ermöglichte sie die Einrichtung der Fußgängerzone<br />
Bahnhofstraße, andererseits wurde eine Schneise in die<br />
Blockstruktur dieses Bereichs gelegt, die bis heute im Stadt-<br />
raum ablesbar ist. Zudem erscheint ihr sechsstreifiger Aus-<br />
bau (davon zwei Busspuren) aus heutiger Sicht überdimensi-<br />
oniert. So ist ihre stadträumliche Integration bis heute nicht<br />
gelungen: An ihrer Nordseite sind offene Blockränder und<br />
wenig einladende Rückseiten zum Straßenraum gewandt<br />
– eine bauliche Schließung konnte aufgrund geringer Grund-<br />
stückstiefen bislang nicht realisiert werden. Die offenen Blockinnenbereiche<br />
werden meist als Parkplatz genutzt. An der Ecke zum Westring befindet sich<br />
ein markanter Hochbunker, der die Einmündung Neue Bahnhofstraße/West-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Im Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
© Stadt Hamm<br />
Stadtplan von 1886<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
ring/Südring dominiert. Die Südseite wird durch einige Solitärbaukörper<br />
Seite 21<br />
geprägt: das Gustav-Lübcke-Museum (außerhalb des Stadtumbaugebietes),<br />
das baulich zurücksetzte Gesundheitsamt, ein Wohn- und Geschäftshaus<br />
und das Hotel Mercure. Trotz der überwiegend straßenbegleitenden Bebau-<br />
ung kann sich auch hier kein ansprechender Stadtraum ausbilden. Die Neue<br />
Bahnhofstraße kann damit ihrer Funktion als wichtiger Stadteingang heute<br />
kaum gerecht werden – weder städtebaulich, noch gestalterisch.<br />
Der Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache ist durch die Neue<br />
Bahnhofstraße stadträumlich isoliert und weist enorme<br />
städtebaulich-funktionale Schwächen auf. Nur die Gebäude<br />
an der Neuen Bahnhofstraße und die Trafostation an der<br />
Friedrichstraße sind noch in Nutzung, die anderen stehen<br />
leer bzw. sind mindergenutzt und befinden sich in einem<br />
baulich schlechten Zustand. Der Innenbereich des Blocks<br />
wird heute provisorisch als Parkplatz genutzt. Trotz seiner<br />
zentralen Lage in der Hammer Innenstadt und möglicher<br />
Synergien mit umgebenden Nutzungen konnte der Baublock<br />
bislang nicht entwickelt werden.<br />
Neben der Neuen Bahnhofstraße erweist sich auch der Westring als räumli-<br />
che Barriere im Bahnhofsquartier.<br />
Die Defizite in der städtebaulichen Struktur des Bahnhofsquartiers offen-<br />
baren Handlungsbedarf. Dieser zentrale Bereich und wichtige Baustein der<br />
Hammer Innenstadt ist für das Image der Stadt von sehr großer Bedeutung.<br />
Ein weiterer Stillstand in diesem Quartier würde sich negativ auf angren-<br />
zende Bereiche auswirken und so die gesamte Innenstadt beeinflussen. Das<br />
Ziel, lebendige und starke Innenstädte zu erhalten, scheint vor dem Hinter-<br />
grund der aktuellen Entwicklungen zumindest stark gefährdet – insoweit<br />
planerische Eingriffe unterbleiben.<br />
4.2 Entwicklung und stadträumliche Funktion<br />
Das Hammer Bahnhofsquartier entstand zwischen dem<br />
historischen Stadtkern und dem bereits 1847 eröffneten<br />
Bahnhof. Es handelt sich damit um eine typische Innenstadt-<br />
erweiterung, die sich in Hamm westlich des Stadtkerns voll-<br />
zog. Allerdings begann erst mit dem Bau des heutigen Emp-<br />
fangsgebäudes im Jahre 1920 die Entwicklung des heutigen<br />
Grundrisses des Bahnhofsquartiers: Es wurde verstärkt zu<br />
einem Standort für Einzelhandelsbetriebe und öffentliche<br />
Infrastruktureinrichtungen. Große und kleine Einzelhan-<br />
delsfirmen siedelten sich insbesondere entlang der Bahn-<br />
hofstraße, der direkten Wegeverbindung vom Bahnhof bzw.<br />
dem Hammer Westen zum Stadtkern an, die damit zu einer bedeutenden<br />
Einkaufsstraße wurde. In der Nachkriegszeit entstanden hier mehrere Groß-<br />
kaufhäuser, die sich wegen ihrer Flächenansprüche nicht im historischen<br />
Stadtkern ansiedeln konnten. Zwischenzeitlich waren vier große Kaufhäuser<br />
(Horten, Kaufhof, Kaufhalle und C&A) im Bahnhofsquartier ansässig. Hamm<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
© Stadt Hamm<br />
Stadtplan von 1925<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 22<br />
wurde damit zu einer Einkaufsstadt von regionaler Bedeutung. 1986 wurde<br />
die Bahnhofstraße in eine Fußgängerzone umgewandelt, die den vorhande-<br />
nen Fußgängerbereich Weststraße bis zum Bahnhof fortsetzte. Ermöglicht<br />
wurde dies durch den Bau der Neuen Bahnhofstraße, die von nun an den<br />
Kfz-Verkehr aufnahm.<br />
Öffentliche Infrastruktureinrichtungen siedelten sich ins-<br />
besondere im Bereich zwischen Bahnhofstraße und Sedan-<br />
straße an. Hier entstanden in der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts das städtische Gaswerk und das Elektrizitäts-<br />
werk, von dem heute noch einige <strong>Teil</strong>e in Betrieb sind. Das<br />
Gaswerk wurde Anfang der 1920er Jahre aufgegeben und an<br />
seiner Stelle die Hauptfeuerwache und später ein Hallenbad<br />
errichtet. Das Gelände der Feuerwache wurde zuletzt vom<br />
städtischen Bauhof und einigen weiteren städtischen Ein-<br />
richtungen genutzt. Des Weiteren sind hier noch Gebäude<br />
des Gesundheitsamtes vorhanden. Insgesamt war dieser<br />
Bereich umfassenden Umstrukturierungsprozessen unterworfen. Diese<br />
führten zu zahlreichen Leerständen und untergenutzten Flächen.<br />
4.3 Funktions- und Nutzungsdefizite als Ausgangspunkt für<br />
Stadtumbau West<br />
Die Entwicklung des Bahnhofsquartiers zeigt, dass nach einer langandau-<br />
ernden Phase des Aufschwungs und der Nutzungsverdichtung das Viertel<br />
sich nun in einer Phase der Nutzungsregression befindet.<br />
Hierfür sind verschiedene Entwicklungen verantwortlich, hauptsächlich aber<br />
Wandlungsprozesse im Einzelhandelsektor. Hier vor allem<br />
� der allgemeine Strukturwandel im Einzelhandel (Veränderung der An-<br />
gebots- und Nachfragestruktur),<br />
� die Verschärfung der lokalen und interkommunalen Konkurrenzsituati-<br />
on und<br />
� örtliche Besonderheiten.<br />
Auffälligste Beispiele für die einzelhandelsbezogene Nutzungsrückgang sind<br />
die großflächigen Leerstände Horten und Kaufhalle, die sich an städtebau-<br />
lich exponierten Orten befinden (Horten direkt gegenüber Bahnhof und Kauf-<br />
halle an der Ecke Bahnhofstraße/Westring, gegenüber des Westentores).<br />
Das Kaufhaus Horten schloss im Jahre 2000, die Folgenutzung durch das<br />
Kaufhaus Yimpas dauerte lediglich zwei Jahre. 2004 schloss auch die Kauf-<br />
halle. Während für das seit 1997 leer stehende Paketumschlagzentrum der<br />
Deutschen Post 2004 mit dem Technischen Rathaus eine neue hochwertige<br />
Nutzung etabliert werden konnte, scheint dies für die Einzelhandelsleer-<br />
stände derzeit nicht absehbar. Einige leere Ladenlokale an der Bahnhofstra-<br />
ße und Billig-Ketten verstärken den Eindruck des Trading-down-Effekts.<br />
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Vor allem innerstädtische<br />
Lagen sind von den veränderten Flächenansprüchen und Vertriebskonzep-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Gebäudesteckbrief Horten<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
ten negativ betroffen. Hinzu kommen Konzentrationsprozesse; so wurde<br />
die Firma Horten vom Metro-Konzern übernommen, zu dem auch Kaufhof<br />
Seite 23<br />
und Kaufhalle gehören. Damit besaß Metro drei Standorte in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft. Neue Einkaufsgewohnheiten (Stichwort Erlebniseinkauf)<br />
haben ebenfalls die Handelsstruktur verändert (vgl. auch Kapitel 2.2): Wa-<br />
renhäuser scheinen in der Gunst der Kunden verloren zu haben, dies zeigt<br />
auch die aktuelle Krise des Karstadt-Konzerns. Ein weiteres Indiz für diesen<br />
Wandel ist das Allee-Center, ein großflächiges Einkaufszentrum mit 23.000<br />
m² Verkaufsfläche, das 1992 in der Hammer Innenstadt eröffnete. Diese An-<br />
gebotsform scheint den aktuellen Einkaufsgewohnheiten der Kunden eher<br />
zu entsprechen. Der zunächst damit einhergehende deutliche Verkaufsflä-<br />
chenzuwachs in der Innenstadt hat sich bis heute allerdings wieder rela-<br />
Lage:<br />
Willy-Brandt-Platz/Bahnhofstraße (Fußgängerzone)<br />
gegenüber von Bahnhof und ZOB<br />
Baujahr / Leerstand seit:<br />
1970 / 2002<br />
Nutzfläche:<br />
rund 16.000 m²<br />
Ebenen:<br />
4 (davon 1 Tiefgeschoss)<br />
Stellplätze:<br />
385 (unterirdisch in Tiefgarage),<br />
Baulicher Zustand:<br />
gut<br />
Eigentümer:<br />
Metro Group Asset Management, Düsseldorf<br />
Besonderheiten:<br />
Tiefgarage mit direktem Zugang zum Tiefgeschoss<br />
Gebäudesteckbrief Kaufhalle<br />
Lage:<br />
Westring/Bahnhofstraße, am Westentor<br />
Baujahr / Leerstand seit:<br />
1930 / 2004<br />
Nutzfläche:<br />
rund 2.800 m²<br />
Ebenen:<br />
bis zu 4<br />
Stellplätze:<br />
42 (oberirdisch auf Parkplatz)<br />
Baulicher Zustand:<br />
schlecht (Mängel vor allem in den Bereichen<br />
Fassade, Fenster, Haustechnik)<br />
Eigentümer:<br />
Metro Group Asset Management, Düsseldorf<br />
Besonderheiten:<br />
Gebäudekomplex besteht aus drei verschiedenen<br />
Einheiten mit unterschiedlichen Geschosszahlen<br />
und -höhen<br />
tiviert: Die Zahlen von vor 1992 und heute sind wieder nahezu gleich – ein<br />
Rückgang, der sich insbesondere im Bahnhofsquartier bemerkbar macht.<br />
Diese Entwicklung verdeutlicht, dass sich der Einzelhandel als Leitnutzung<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Leerstand:<br />
Das ehemalige Stadtbad<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
im Bahnhofsquartier auf dem Rückzug befindet.<br />
Seite 24<br />
Auch am überwiegend brachgefallenen Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
zeigen sich die Probleme des Bahnhofsquartiers. Die ehemals hier ansässi-<br />
gen öffentlichen Infrastruktureinrichtungen wurden zwischenzeitlich nahezu<br />
komplett aufgegeben bzw. verlagert. Das in den 1950er Jahren errichtete<br />
Hallenbad wurde in den 1990er Jahren geschlossen und steht seit dem leer,<br />
ebenso wie die Gebäude der Feuerwache. Vom Elektrizitätswerk, das im<br />
Jahre 2004 geschlossen wurde, blieb außer einigen teilweise nachgenutz-<br />
ten Gebäuden lediglich eine Trafostation an der Friedrichstraße. Insgesamt<br />
befindet sich der leer stehende Gebäudebestand im Baublock Stadtbad/Alte<br />
Feuerwache in einem schlechten baulichen Zustand und stellt so auch einen<br />
deutlichen städtebaulichen Missstand dar.<br />
Leerstand:<br />
Die ehemalige Feuerwache<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
?<br />
Eingangssituation<br />
unattraktiv.<br />
Datteln-Hamm-Kanal<br />
Fehlende Orientierung.<br />
?<br />
Hafenstraße<br />
Problempunkte im Bahnhofsquartier<br />
?<br />
? ?<br />
Willy-Brandt-<br />
Platz<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Die nachfolgende Übersicht fasst die Funktions- und Nutzungsdefizite ab-<br />
schließend zusammen.<br />
Poststraße<br />
Richard-Matthaei-Platz<br />
Gestalterische Defizite.<br />
Gustav-Heinemann-Straße<br />
Luisenstraße<br />
Leerstand<br />
Eingangssituation<br />
unattraktiv.<br />
Bahnhofstraße<br />
Westring<br />
Leerstand<br />
Neue Bahnhofstraße<br />
Friedrichstraße<br />
Hafenstraße, Westring<br />
und Neue Bahnhofstraße<br />
sind starke Barrieren.<br />
?<br />
Am Stadtbad<br />
Leerstand<br />
Westentor<br />
Leerstand<br />
Leerstand<br />
Die Behebung der Funktions- und Nutzungsdefizite im Bahnhofsquartier<br />
erfordert besondere Anstrengungen. Wenngleich einige Projekte im Ham-<br />
Seite 25<br />
mer Bahnhofsquartier in den letzten Jahren umgesetzt wurden (vgl. hierzu<br />
Kapitel 3.2), bestehen weiterhin Missstände, die auf das Image der Stadt<br />
Hamm negativ ausstrahlen und so ein planerisches Eingreifen erforderlich<br />
machen. Eine Neuorientierung bezüglich Nutzungen und Funktionen ist<br />
notwendig. Allerdings sind Investitionen von privater Seite unter heutigen<br />
Umständen nicht zu erwarten. Damit ist im Hammer Bahnhofsquartier eine<br />
Situation entstanden, der nur mit neuartigen Konzepten und Instrumenten<br />
begegnet werden kann – insofern werden die Anforderungen des BauGB an<br />
Stadtumbaugebiete (vgl. Kapitel 1.2) vollständig erfüllt. Dazu ist die Situation<br />
im Bahnhofsquartier nicht untypisch für innerstädtische Bereiche altindus-<br />
trialisierter Städte. Vor allem im Ruhrgebiet, aber auch in anderen westdeut-<br />
Südring<br />
Sedanstraße<br />
Weststraße<br />
Eingang verstellt.<br />
Brachflächen und ungestaltete<br />
Rückseiten.<br />
0 20 40 60 80 100 Meter<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Ein Beispiel für funktionierenden<br />
Einzelhandel an der<br />
Bahnhofstraße<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 26<br />
schen Städten, ist vielerorts eine vergleichbare Ausgangslage mit erfolgter<br />
oder zu erwartender Nutzungsregression festzustellen. Insofern kommt dem<br />
Stadtumbauvorhaben in Hamm eine Vorbildfunktion zu – für <strong>NRW</strong> und auch<br />
darüber hinaus.<br />
4.4 Einzelhandelsprofil<br />
Das Bahnhofsquartier ist ein <strong>Teil</strong> des Geschäftszentrums der Hammer In-<br />
nenstadt. Wenngleich diese Bedeutung in den letzten Jahren nachgelassen<br />
hat (vgl. Kapitel 4.3), stellt der Einzelhandel nach wie vor eine wichtige Nut-<br />
zung dar und wird aus diesem Grunde an dieser Stelle gesondert betrachtet.<br />
Einzelhandelsschwerpunkt im Bahnhofsquartier ist die Bahnhofstraße mit<br />
ihren Nebenstraßen. An ihr liegen der Großteil aller Einzelhandels-, Dienst-<br />
leistungs- und Gastronomiebetriebe. Sie ist einerseits geprägt von großflä-<br />
chigen Anbietern (Kaufhof, Möbelhaus Herlitz, Kaufhaus Ter Veen) und klein-<br />
teiligen Strukturen (Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe).<br />
Das Textilhaus C&A befindet sich etwas abgesetzt am Willy-Brandt-Platz.<br />
Die großen Anbieter sind allerdings auf dem Rückzug, die<br />
Leerstände von Horten und Kaufhalle verdeutlichen dies in<br />
besonderer Weise. Im Weiteren sind Filialbetriebe und wei-<br />
tere kleinteilige Betriebe mit den Angebotsschwerpunkten<br />
Blumen, Bücher, Computer und Bekleidung vorhanden.<br />
Hinzu kommen noch Apotheken, ein Juwelier und einige<br />
Bäckereien. Ein weiterer Schwerpunkt sind Dienstleistungs-<br />
betriebe: Banken (unter anderem Deutsche Bank), Kranken-<br />
kassen, Versicherungsagenturen, Reisebüros und Frisöre<br />
prägen das Bild der Bahnhofstraße bzw. ihrer Seitenstraßen.<br />
Ergänzt wird diese Struktur noch durch zahlreiche Gastrono-<br />
miebetriebe verschiedener Art (Cafés, Restaurants, Imbissstuben).<br />
Weitere Bereiche (Neue Bahnhofstraße, Baublock Stadtbad/Alte Feuerwa-<br />
che) sind bezüglich Einzelhandel nicht von Bedeutung. An der Neuen Bahn-<br />
hofstraße sind lediglich einige Gastronomie- bzw. Dienstleistungsbetriebe<br />
vorhanden.<br />
Insgesamt zeigt sich so eine für ein Bahnhofsquartier durchaus typische<br />
Mischung, die sich in ihrer Struktur bislang gut ergänzt. Allerdings ist in<br />
den letzten Jahren ein deutlicher Trading-down-Prozess zu beobachten, der<br />
nicht zuletzt Ausdruck in den großflächigen Leerständen findet.<br />
4.5 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen<br />
Das Bahnhofsquartier ist der mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten<br />
erreichbare Ort in Hamm. Hier sind Bahnhof und Busbahnhof verortet, das<br />
heißt, das Bahnhofsquartier ist nicht nur lokal, sondern auch regional und<br />
überregional optimal erreichbar. Viele Tausend Menschen durchqueren täg-<br />
lich das Viertel – dieser Aspekt birgt große Potenziale.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Zentraler Omnibusbahnhof<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Auch mit dem Auto ist das Bahnhofsquartier gut erreich-<br />
Seite 27<br />
bar. Neue Bahnhofstraße und Westring sind leistungsfähige<br />
Zufahrten, von denen aus zahlreiche Parkmöglichkeiten er-<br />
reicht werden können. Insgesamt sind rund 1.300 Stellplätze<br />
in Parkanlagen, auf Kundenparkplätzen und im Straßen-<br />
raum vorhanden.<br />
Bezüglich des Fußgängerverkehrs ist mit der Fußgängerzo-<br />
ne Bahnhofstraße eine bequeme Durchquerung des Bahn-<br />
hofsviertels möglich. Hinsichtlich der Aufenthaltsqualität<br />
bestehen im Bereich der Hauptstraßen Neue Bahnhofstraße<br />
und Westring Mängel; diese Straßen stellen sich auch bei<br />
der Verknüpfung mit umliegenden Vierteln als Barrieren dar. Mit dem Fahr-<br />
rad ist das Bahnhofsquartier gut erreichbar. Radwege an wichtigen Straßen<br />
und die Radstation am Bahnhof sichern die Zufahrts- und Abstellmöglichkei-<br />
ten.<br />
Insgesamt ist die Erreichbarkeit des Bahnhofsquartiers für alle Verkehrs-<br />
arten sehr gut. Defizite zeigen sich lediglich bei einigen gestalterischen<br />
Aspekten. Die infrastrukturellen Voraussetzungen und die stadträumliche<br />
Lage des Bahnhofsquartiers stellen wichtige Potenziale für Maßnahmen des<br />
Stadtumbaus dar.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Rahmenplan<br />
Hamm-Mitte<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
5 Relevante Planungen und Konzepte<br />
Seite 28<br />
Eine Vielzahl städtischer Planwerke und Konzepte betreffen das Bahnhofs-<br />
quartier. Vor diesem Hintergrund sind bei der Aufstellung des Stadtumbau-<br />
konzeptes die Aussagen dieser Planungen / Konzepte zu berücksichtigen<br />
bzw. zu überdenken.<br />
5.1 Rahmenplan Hamm-Mitte<br />
Der Rahmenplan Hamm-Mitte (Fortschreibung) von 1997 ist das informelle<br />
übergeordnete Planwerk zur Entwicklung der Hammer Innenstadt. Er weist<br />
das Bahnhofsquartier als „Schlüsselbereich“ der Innenstadt aus und zeigt<br />
konkrete Entwicklungsperspektiven auf. Dabei stellt er hinreichend kon-<br />
kret, aber mit genügend Spielraum versehen, Entwicklungsleitlinien auf, die<br />
durch weitere detailliertere Planungen und Konzepte ergänzt werden (siehe<br />
auch folgende Kapitel).<br />
Der Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache in Verbindung mit der Neuen<br />
Bahnhofstraße wird als Schwerpunkt der baulichen Entwicklung benannt.<br />
Die leer stehenden Gebäude der ehemaligen Feuerwache und des Elektri-<br />
zitätswerkes sowie das Stadtbad stehen komplett zur Disposition. Für den<br />
Baublock ist eine Neubebauung mit Schwerpunkt Wohnnutzung vorgesehen.<br />
Der Rahmenplan enthält hierzu verschiedene Varianten. Diese Planung<br />
wurde in einem städtebaulichen Gutachten vertieft (vgl. Kapitel 5.3). (Vorhan-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Offene Blockränder an der<br />
Neuen Bahnhofstraße<br />
Leerstand an der Bahnhofstraße<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 29<br />
dene) Zwischennutzungen werden kritisch gesehen, da sie möglicherweise<br />
einen umfassenden Entwicklungsansatz verhindern.<br />
Für die Neue Bahnhofstraße ist die Schließung der offenen<br />
Blockränder auf der westlichen Seite vorgesehen, um hier<br />
einen repräsentativen Stadteingang zu schaffen und die<br />
städtebaulichen Missstände zu beseitigen. Um hier ausrei-<br />
chende Grundstückstiefen zu erhalten, wird der Rückbau der<br />
Neuen Bahnhofstraße vorgeschlagen, der auch aus städte-<br />
baulichen Gründen erforderlich erscheint und aus verkehrs-<br />
technischen Gründen machbar ist. Damit wäre eine deutli-<br />
che Reduzierung des Straßenquerschnitts und die Beseiti-<br />
gung der Barrierewirkung möglich. Bebauung und Rückbau<br />
der Straße konnten bis heute nicht realisiert werden.<br />
Der Willy-Brandt-Platz stellt einen prägenden öffentlichen Raum im Bahn-<br />
hofsquartier dar. Die Anlage eines überdachten Busbahnhofes und die völli-<br />
ge Neugestaltung der Platzoberflächen zwecks Schaffung eines repräsen-<br />
tativen Stadteingangs wurde vom Rahmenplan vorgesehen. Diese Planung<br />
konnte im Jahre 2000 umgesetzt werden. 2001 wurde zudem das Empfangs-<br />
gebäude umfassend saniert, so dass auch dieses seiner Repräsentations-<br />
funktion wieder gerecht wird.<br />
Insbesondere hinsichtlich der Neubebauung von Flächen blieb die tatsäch-<br />
liche Entwicklung bislang hinter den Aussagen des Rahmenplans Hamm-<br />
Mitte zurück. Vor allem die Schließung von Blockrändern an der Neuen<br />
Bahnhofstraße und der Gustav-Heinemann-Straße sowie die Bebauungsvor-<br />
schläge für den Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache (vgl. Kapitel 5.3) sind<br />
hier zu nennen.<br />
5.2 Einzelhandelskonzept<br />
Im Einzelhandelskonzept für die Stadt Hamm aus dem Jahre<br />
2003 erfolgt eine ausführliche Analyse der Einzelhandelssi-<br />
tuation. Darauf aufbauend werden Vorschläge für die weitere<br />
Handelsentwicklung dargestellt. Insgesamt wird für die<br />
Stadt Hamm lediglich ein geringer Verkaufsflächenzuwachs<br />
prognostiziert, überwiegend in nahversorgungsrelevanten<br />
Sortimenten. Für zentrenrelevante Sortimente ist von einer<br />
nicht nennenswerten Verkaufsflächenänderung die Rede.<br />
Zudem wird ein bis 2010 lediglich nahezu konstantes Kauf-<br />
kraftniveau, aber sinkendes Kaufkraftpotenzial aufgrund<br />
abnehmender Bevölkerungszahlen prognostiziert. Der Tra-<br />
ding-down-Effekt der Bahnhofstraße wird als zentrales Problem des Bahn-<br />
hofsquartiers und der gesamten Innenstadt bezeichnet.<br />
Folgerichtig werden im Einzelhandelskonzept die Leerstände im Bahnhofs-<br />
quartier als unter heutigen Marktbedingungen (Nachfrage, Wettbewerbsum-<br />
feld, Mietniveau) nicht mehr vollständig für Einzelhandel nutzbar bezeichnet.<br />
Die Entwicklung und der Umbau dieser Immobilien ist ein entscheidender<br />
Impuls für die Innenstadt: Neue Nutzungen (Dienstleistungen, Gastronomie)<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Erster Entwurf zum Baublock<br />
Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
sind neben Einzelhandel zu etablieren.<br />
Bezüglich des Bahnhofsviertels empfiehlt das Einzelhandelskonzept die<br />
Herstellung einer direkten Verbindung vom Bahnhof zur Bahnhofstraße.<br />
Seite 30<br />
Dazu müsste das ehemalige Horten-Gebäude geteilt oder mit einer Durch-<br />
wegung versehen werden.<br />
5.3 Städtebauliches Gutachten und weitere Bebauungsvorschläge<br />
Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
Insgesamt enthält das städtebauliche Gutachten, welches 2004 erstellt wur-<br />
de, neben einer ausführlichen Bestandsanalyse und -bewertung drei Bebau-<br />
ungsvarianten, die schließlich zu einem städtebaulichen Entwurf weiterent-<br />
wickelt wurden. Generell teilt sich das Plangebiet in einen nördlichen und<br />
einen südlichen Abschnitt mit einem von Bebauung freizuhaltenden Streifen<br />
dazwischen. Dies Einteilung resultiert aus dem vorhandenen Baubestand<br />
und dem Wunsch, eine Durchlässigkeit des Blocks für Fußgänger zu errei-<br />
chen. Variante A geht von einem Erhalt des Stadtbades aus und arrondiert<br />
die vorhandene Bebauung entlang der Straßen. Variante B entwickelt im<br />
nördlichen Abschnitt eine zeilenförmige Bebauung, der südliche Abschnitt<br />
entspricht dem der Variante A. Variante C verdichtet die zeilenförmige Be-<br />
bauung zu geschlossenen Blocks.<br />
Der im Gutachten abschließend dargestellte städtebauliche<br />
Entwurf geht, anders als die Varianten, von einem vollstän-<br />
digen Abbruch aller zur Disposition stehenden Gebäude<br />
aus. Wesentliches Grundmuster ist die Ausprägung zweier<br />
Quartiere mit der Freihaltung eines zentralen Platzes in der<br />
Blockmitte und einer direkten Fußwegedurchquerung des<br />
Bereichs in West-Ost-Richtung mit Anschluss an die Neue<br />
Bahnhofstraße und Übergang zur Bahnhofstraße (Fußgän-<br />
gerzone). Im nördlichen Abschnitt erfolgt eine Arrondierung<br />
der bestehenden Bebauung und die Ausbildung eines Blocks<br />
mit Innenhof an der Ecke Sedanstraße/Am Stadtbad. Dazwi-<br />
schen erfolgt die Ausbildung eines grünen Hofes zum Mercure-Hotel. Als<br />
Nutzungen sind Büros bzw. Ladenlokale vorgesehen. Auf dem Gelände des<br />
abgebrochenen Stadtbades entsteht ein Parkplatz mit Anschluss an die zen-<br />
trale Fußgängerachse. Im südlichen Abschnitt sieht der Entwurf kompakte<br />
Stadthäuser in Zeilen mit Orientierung zur Friedrichstraße bzw. entlang der<br />
Fußgängerachse vor. Dazu kommt noch ein einzelnes Gebäude für Büronut-<br />
zung. Eine Realisierung des Entwurfs ist in Abschnitten möglich.<br />
Neben dem Gutachten existieren weitere Bebauungsvorschläge von potenzi-<br />
ellen Investoren. Auch sie sehen in erster Linie städtisch geprägtes Wohnen<br />
mit ergänzenden Dienstleitungsangeboten vor. Keinesfalls soll eine Konkur-<br />
renz zum Einzelhandelsstandort Bahnhofstraße aufgebaut werden, lediglich<br />
eine Lebensmittelnahversorgung ist denkbar.<br />
Insgesamt sind die Planungen zum Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
noch nicht abgeschlossen. Möglichkeiten zur wirtschaftlich tragfähigen Ent-<br />
wicklung der Fläche werden derzeit geprüft.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Kaufhof-Parkplatz<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
5.4 Parkraumkonzept für das Bahnhofsumfeld<br />
Seite 31<br />
Das Parkraumkonzept stellt keinen prinzipiellen Mangel an<br />
Stellplätzen im Bahnhofsquartier fest. Mehrere Stellplatzan-<br />
lagen (unter anderem die Parkplätze Kaufhof und Kaufhalle,<br />
Tiefgarage Am Bahnhof/Horten, Parkhaus Richard-Matt-<br />
haei-Platz und Stellplätze im Straßenraum) sichern eine<br />
gute Pkw-Erreichbarkeit des Bahnhofsquartiers. Insgesamt<br />
ist die Auslastung der einzelnen Stellplatzangebote jedoch<br />
sehr unterschiedlich. Während die Stellplätze im Straßen-<br />
raum häufig überlastet und die Kundenparkplätze in der<br />
Regel gut ausgelastet sind, wird die Tiefgarage unter dem<br />
Willy-Brandt-Platz kaum genutzt. Der vom Bahnhof erzeugte<br />
Parkdruck wird fast ausschließlich im Straßenraum abgewickelt.<br />
Das Parkraumkonzept sieht eine Ausweitung des Stellplatzangebotes im<br />
Bahnhofsquartier vor. Zentrale Maßnahme ist der Bau einer Parkpalette<br />
am Westausgang des Bahnhofs (jenseits der Bahnanlagen). Ziel ist, hier<br />
ein attraktives Angebot vor allem für Tages- und Langzeitparker zu schaf-<br />
fen. Damit ist eine Entspannung der Parkplatzsituation auf der Ostseite des<br />
Bahnhofs (im Bahnhofsquartier) zu erwarten, da „Dauerparker“ die neue<br />
Parkpalette anfahren können. So sollen Stellplätze im Straßenraum den<br />
Kurzparkern zur Verfügung stehen.<br />
In der Hammer Innenstadt wurde ein dynamisches Parkleitsystem einge-<br />
führt, welches eine wichtige Voraussetzung bezüglich der Auffindbarkeit und<br />
gleichmäßigeren Belegung der Stellplatzanlagen darstellt.<br />
Das Parkraumkonzept für das Bahnhofsumfeld wurde vom Rat der Stadt<br />
Hamm im März 2005 beschlossen. Mit der Verwirklichung der zentralen<br />
Maßnahme (Bau der Parkpalette am Westausgang des Bahnhofs) soll kurz-<br />
fristig begonnen werden.<br />
5.5 Stärkungskonzept Bahnhofsquartier<br />
Eine Zusammenfassung von Entwicklungsperspektiven für das Bahnhofs-<br />
quartier wurden vom Hammer Stadtplanungsamt im „Stärkungskonzept<br />
Bahnhofsquartier“ dargestellt. Es soll vor allem die Öffentlichkeit bezüglich<br />
der notwendigen Veränderungsprozesse im Quartier sensibilisieren und vor-<br />
handene Entwicklungsempfehlungen zusammenfassen.<br />
Im Rahmen einer Bestandsaufnahme wird die Entwicklung des Bahnhofs-<br />
quartiers abgebildet und es werden Mängel und Potenziale aufgezeigt. Unter<br />
dem Stichwort „Handlungsbedarf“ sind vorhandene Planungen dargestellt,<br />
die in den vorherigen Kapiteln bereits erläutert wurden. Das Stärkungs-<br />
konzept enthält bereits einen Ausblick zum Thema Stadtumbau West und<br />
ist deshalb als Vorläufer dieses städtebaulichen Entwicklungskonzeptes zu<br />
sehen.<br />
Der Rat der Stadt Hamm hat das Stärkungskonzept im Dezember 2004 zur<br />
Kenntnis genommen und beschlossen.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
<strong>Teil</strong> B<br />
Konzeption
Politik<br />
Marketing<br />
Bahnhofsquartier<br />
IG Bahnhofsquartier<br />
Stadtmarketing<br />
-Konstituierung nach Bedarf-<br />
„Querdenkerrunde“<br />
Weitere Akteure aus dem<br />
Bahnhofsquartier und externe<br />
Fachleute<br />
-Konstituierung nach Bedarf-<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
6 Arbeitsorganisation<br />
Die Erstellung der Stadtumbaukonzeption für das Bahnhofsquartier in<br />
Hamm erfolgt in enger Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Nachfol-<br />
gendes Schaubild gibt einen Überblick über die einzelnen Beteiligten und<br />
Seite 33<br />
verdeutlicht die Arbeitsstrukturen, in die die Konzepterstellung eingebettet<br />
ist.<br />
� ���� �<br />
����������<br />
����������������<br />
Organisationsplan Stadtumbau West<br />
Lenkungsgruppe<br />
Kämmerer<br />
Dezernat VI<br />
Geschäftsführung WFH<br />
Aufgabenspektrum:<br />
Treffen von Entscheidungen, Kommunikation<br />
nach außen, Kontaktnetzwerk etc.<br />
Arbeitsgruppe<br />
Stadtplanungsamt (Leitung)<br />
WFH<br />
Metro Group Asset Management<br />
Stadtbücherei<br />
Planungsbüro Junker und Kruse<br />
Architekturbüro Noweck+Pahmeyer<br />
Aufgabenspektrum:<br />
Vorbereitung von Entscheidungen, Grundlagenermittlung,<br />
Erarbeitung von Entwicklungsleitlinien,<br />
Diskussion von Nutzungsmodellen,<br />
Koordinierung der Akteure etc.<br />
Von zentraler Bedeutung sind die Lenkungsgruppe und die Arbeitsgruppe.<br />
Hier werden der Rahmen für das Vorgehen diskutiert und festgelegt bzw.<br />
Entscheidungen besprochen und umgesetzt.<br />
Einige Eckpfeiler der Arbeitsorganisation werden erst im laufenden Verfah-<br />
ren ihre Bedeutung erlangen.<br />
Bezirksregierung<br />
Land <strong>NRW</strong><br />
Städtebauministerium<br />
Wirtschaftsministerium<br />
Studentisches Projekt<br />
zum Horten-Umbau<br />
Universität Dortmund,<br />
Fakultät Bauwesen<br />
Stadtplanungsamt:<br />
Koordinierung der Förderung (Beantragung, Abwicklung und<br />
Abrechnung)<br />
WFH:<br />
Regionale Wirtschaftsförderung, Ziel-2-Förderung<br />
Planungsbüro Junker und Kruse:<br />
Organisation und Koordination der Konzepterstellung<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Stadtplanung Februar 2005<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Rundgang der <strong>Teil</strong>nehmer der<br />
Querdenkerrunde<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
7 Stadtumbaustrategie<br />
Die Stadtumbaukonzeption für das Bahnhofsquartier ist noch nicht abge-<br />
Seite 34<br />
schlossen. Insofern wird an dieser Stelle der aktuelle Stand der Diskussion<br />
wiedergegeben.<br />
Prinzipiell erfolgt der Aufbau der Stadtumbaukonzeption in zwei Stufen:<br />
1. Entwicklung einer Stadtumbaustrategie für das gesamte Bahnhofs-<br />
quartier:<br />
Dabei ist eine Perspektive für das Quartier (Wie sehen neue Ideen zur<br />
Funktion des Quartiers aus?) zu entwickeln (siehe Kapitel 7.1) und Mög-<br />
lichkeiten zur Verwirklichung dieser Ideen (Wie kann der Wandlungs-<br />
prozess angestoßen und gesteuert werden?) aufzuzeigen (siehe Kapitel<br />
7.2).<br />
2. Herausfilterung von Fokuspunkten des Stadtumbaus (siehe Kapitel 8):<br />
Diese Fokuspunkte sind besondere Orte im Quartier, an denen sich spe-<br />
zieller Handlungsbedarf herausgebildet hat.<br />
Die planerischen Konzepte für die Fokuspunkte sind aus der Stadtum-<br />
baustrategie zu entwickeln. Umgekehrt können einzelne Ideen für die Fo-<br />
kuspunkte wiederum die Stadtumbaustrategie beeinflussen.<br />
7.1 Perspektive für das Bahnhofsquartier<br />
Die vorhandenen Planungen zum Bahnhofsquartier zeigen bereits Grund-<br />
züge der zukünftigen Entwicklung des Bahnhofquartiers auf. Insbesondere<br />
benennt der Rahmenplan Hamm-Mitte (vgl. Kapitel 5.1) bereits konkrete<br />
städtebauliche Zielaussagen. Der Plan kennzeichnet zudem Bereiche mit<br />
besonderem Handlungsbedarf, die auch im Rahmen der Stadtumbaukon-<br />
zeption Handlungsschwerpunkte darstellen (vgl. Kapitel 8). Somit stellen die<br />
Aussagen vorhandener Planungen und Konzepte den Rahmen für die Ent-<br />
wicklungsperspektive dar.<br />
Weitere Aspekte der Stadtumbaustrategie wurden im Rah-<br />
men einer „Querdenkerrunde“ erörtert: Am 11. Mai 2005<br />
diskutierten Fachleute in Hamm über die Zukunft des Bahn-<br />
hofsquartiers und entwickelten neue Ideen und Perspekti-<br />
ven. <strong>Teil</strong>nehmer der Runde waren neben der Stadtbaurätin<br />
Experten der Stadt (aus den Bereichen Stadtplanung, Wirt-<br />
schaftsförderung und Stadtmarketing) sowie Architekten,<br />
Stadtplaner und Vertreter des Einzelhandels und von Wirt-<br />
schaftsverbänden. Nachfolgend werden die wesentlichen<br />
Ergebnisse des Diskussionsprozesses kurz dargestellt. Sie<br />
zeigen erste Ideen für eine Perspektive des Quartiers auf:<br />
� (Großflächiger) Einzelhandel stellt nicht mehr die Leitnutzung im Quar-<br />
tier dar. Anzustreben ist eine eher kleinteilig strukturierte Nutzungs-<br />
mischung mit Schwerpunkt im Dienstleistungssektor (Bildung, Kultur,<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Starke Barrierewirkung der<br />
Neuen Bahnhofstraße<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Freizeit).<br />
� Ergänzend ist auch die Wohnfunktion wieder zu stärken und die Han-<br />
delsstruktur stärker auf Nahversorgung bzw. spezialisierte Angebote<br />
auszurichten.<br />
Seite 35<br />
� Kunst und Kultur sollen eine größere Rolle im Quartier spielen und es<br />
als Ort, der in Bewegung ist und wo „etwas passiert“ ausprägen und so<br />
in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.<br />
� Das Quartier ist heute eine Art „Scholle“ in der Stadtstruktur – diesen<br />
Zustand gilt es zu überwinden. Alle Anknüpfungsbereiche an benach-<br />
barte Quartiere sind als „weiche“ Übergangspunkte zu gestalten, tren-<br />
nende Hauptverkehrsstraßen sind zu integrieren.<br />
� Durch eine Öffnung und Anbindung des Quartiers an den Datteln-<br />
Hamm-Kanal bzw. die Lippe kann hier eine neue Vorderseite ausgebil-<br />
det werden.<br />
� Generell sollen Wasser und Grün in Zukunft verstärkt den Charakter<br />
des Bahnhofsquartiers prägen.<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Veränderung<br />
des Nutzungsschwerpunktes weg von einer eher mono-<br />
strukturellen Ausrichtung auf den Einzelhandel hin zu einer<br />
Mischnutzung mit einem Schwerpunkt im Dienstleistungs-<br />
bzw. kulturellen Sektor eine Perspektive für das Bahnhofs-<br />
quartier darstellt. Damit entsteht auch die Notwendigkeit,<br />
diesen Wandlungsprozess anzustoßen und zu steuern. Im<br />
folgenden Kapitel 7.2 werden hierzu Aussagen getroffen.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Vermittlung<br />
einer städtebaulichen Perspektive. Hier ist die Verknüpfung<br />
des Quartiers mit seinen Nachbarorten von großer Bedeu-<br />
tung, ebenso, wie die Überwindung von Barrieren innerhalb des Quartiers:<br />
Die Gestaltung von Anknüpfungspunkten und Übergängen würde das Quar-<br />
tier öffnen und es damit in die Innenstadtstruktur reintegrieren. Als wichtige<br />
Punkte sind hier zu nennen:<br />
� Überwindung Neue Bahnhofstraße, Westring und Hafenstraße,<br />
� Anknüpfung Westentor, Bahnunterführungen Hafenstraße und Neue<br />
Bahnhofstraße sowie Fußgängertunnel im Bahnhof.<br />
Insgesamt ist eine extensivere, weniger dichte Flächennutzung durchaus<br />
möglich. Auch sollte der Grünanteil im Quartier erhöht werden. Die richtigen<br />
Orte dafür müssen sich im Laufe der Konkretisierung des Stadtumbaukon-<br />
zeptes herauskristallisieren.<br />
7.2 Anstoß und Steuerung des Wandlungsprozesses<br />
Zur Gestaltung und zum Anstoß des Wandlungsprozesses im Bahnhofs-<br />
quartier sind nach Meinung der Querdenkerrunde konventionelle Methoden<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
kaum geeignet, da sie bislang trotz umfassender Bemühungen erfolglos<br />
blieben. Hier sind neue Methoden und Verfahren zu erproben – sie sollen<br />
einen Wandlungsprozess in Gang setzen.<br />
Diese neuen Methoden und Verfahren zum Anstoß und zur Steuerung des<br />
Wandlungsprozesses können insbesondere sein:<br />
� temporäre Zwischennutzungen und<br />
� besondere Aktionen mit einem einmaligen Ereignischarakter.<br />
Seite 36<br />
Mit ihrer Hilfe kann der Wandlungsprozess vorbereitet und begleitet werden,<br />
bis er sich letztendlich selbstständig vollzieht. Nachfolgend sind erste Ideen<br />
zur Ausgestaltung von Zwischennutzungen und besonderen Aktionen zu-<br />
sammenfassend dargestellt:<br />
� Die Akzeptanz des Quartiers für bestimmte Zwecke kann durch eine<br />
temporäre Nutzung „getestet“ werden. Hierzu eignen sich insbesondere<br />
leere Ladenlokale, aber auch andere Orte. Akteure sind die Bürger der<br />
Stadt Hamm, Händler und/oder Künstler.<br />
� Eine temporäre Nutzung ist eine Möglichkeit, auch langfristige Nut-<br />
zungsziele thematisch und planerisch vorzubereiten. Insofern sind diese<br />
Aktionen Experimente, die aber keinen Selbstzweck darstellen, sondern<br />
einem übergeordneten Ziel dienen.<br />
� Einbettung dieser „Tests“ in eine Kampagne für das Bahnhofsviertel, um<br />
ein neues Image des Quartiers in der Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />
� Auch durch Aktionen mit Künstlern im öffentlichen Raum, auf Brachflä-<br />
chen oder in leeren Ladenlokalen kann Aufmerksamkeit erzeugt wer-<br />
den.<br />
� Temporäres „Bespielen“ von Flächen belebt das Quartier und macht es<br />
für Besucher interessant, die bislang vornehmlich andere Orte in der<br />
Innenstadt aufgesucht haben.<br />
Innovativ ist hier insbesondere das „Testen“ von Nutzungen zum Zweck<br />
der konkreten Vorbereitung einer neuen Nutzung bzw. zur Erzeugung von<br />
Aufmerksamkeit. Diese „Tests“ in Verbindung mit künstlerischen Aktionen<br />
vermögen es, das Bahnhofsquartier aus einem neuen Blickfeld kennen<br />
zu lernen und vor allem den Bewohnern der Stadt Hamm neue Seiten des<br />
Quartiers aufzuzeigen und so einen Bewusstseinswandel zu erzeugen. Wich-<br />
tig ist, eine positive Grundstimmung zu erzeugen und das Quartier nicht län-<br />
ger als „Problemviertel“ wahrzunehmen. Orte, die sich für eine temporäre<br />
Nutzung, zum Bespielen oder für „Nutzungstests“ eignen, sind insbesondere<br />
� leer stehende Geschäftsräume (vor allem Horten und Kaufhalle, aber<br />
auch kleinere Ladenlokale),<br />
� leere Gebäude (Stadtbad),<br />
� Brachflächen (Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache) und<br />
� öffentliche Räume wie Willy-Brandt-Platz oder Bahnhofstraße.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Insgesamt ist die klare Ausrichtung des Wandlungsprozesses auf ein be-<br />
stimmtes Entwicklungsziel von entscheidender Bedeutung. Das heißt, der<br />
Seite 37<br />
Prozess ist eindeutig auf die bereits andiskutierte Perspektive (siehe Kapi-<br />
tel 7.1) zu beziehen. Schließlich ist die Umsetzung der Perspektive Ziel des<br />
Prozesses. Dabei sichert eine umfassende Einbeziehung der Akteure aus<br />
dem Quartier den Erfolg des geplanten Wandlungsprozesses und die Veran-<br />
kerung und Akzeptanz der Perspektive und damit der gesamten Stadtum-<br />
baustrategie.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Rund 16.000 m² Nutzfläche stehen<br />
im Horten-Gebäude leer<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
8 Fokuspunkte des Stadtumbaus<br />
Seite 38<br />
Parallel bzw. teilweise auch im Vorfeld der ersten Ideen zur Stadtumbaustra-<br />
tegie, die im vorangegangenen Kapitel erläutert wurde, wurden bislang vor<br />
allem Nutzungsvorschläge für die großflächigen Leerstände und erste Ide-<br />
enskizzen zur Entwicklung einzelner <strong>Teil</strong>bereiche des Quartiers entwickelt.<br />
Diese sind ständig mit der Stadtumbaustrategie rückzukoppeln und weiter-<br />
zuentwickeln. Insofern stellen die weiteren Ausführungen den derzeitigen<br />
Stand des Diskussionsprozesses dar.<br />
Nachfolgend sind einzelne Fokuspunkte aufgeführt, zu denen zum aktuellen<br />
Zeitpunkt bereits Überlegungen bzw. Planungen existieren. Sie stellen die<br />
Handlungsschwerpunkte im Stadtumbaukonzept dar:<br />
� Nachnutzungsstrategie und Nutzungsideen Horten-Gebäude<br />
(Kapitel 8.1),<br />
� Nutzungsideen Kaufhalle (Kapitel 8.2),<br />
� Entwicklungsmöglichkeiten Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache<br />
(Kapitel 8.3),<br />
� Umbau Neue Bahnhofstraße (Kapitel 8.4) und<br />
� Umgestaltung Bahnhofstraße (Kapitel 8.5).<br />
Diese Ideen haben einzelne Bereiche oder besondere Problempunkte des<br />
Quartiers im Fokus. Sie sind aber immer vor dem Hintergrund einer Ge-<br />
samtstrategie zum Umbau des Bahnhofsquartiers zu betrachten.<br />
8.1 Nachnutzungsstrategie und Nutzungsideen<br />
Horten-Gebäude<br />
Das leer stehende ehemalige Horten-Gebäude am Willy-<br />
Brandt-Platz stellt einen Schlüsselbaustein zur Entwicklung<br />
des gesamten Quartiers dar. Aus diesem Grunde liegt hier<br />
derzeit der Schwerpunkt der Überlegungen.<br />
Die Planungen zur Wiedernutzung des Gebäudes erfordert<br />
die umfassende Koordination verschiedener Akteure. Eben-<br />
so ist eine Vielzahl von Nutzungsideen auf ihre Machbarkeit<br />
hin zu prüfen. Dabei ist entscheidend, keine eindimensiona-<br />
len Festlegungen zu treffen. Alternativen und Optionen sind<br />
im derzeitigen Stadium der Planungen immer zu berück-<br />
sichtigen.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Daten und Fakten Zentralbibliothek<br />
Voraussichtlicher Flächenbedarf:<br />
bis zu 5.000 m²<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
8.1.1 Entwicklungsstrategie und favorisierte Ankernutzungen<br />
Alle Bemühungen um eine Nachnutzung des Horten-Gebäudes schlugen<br />
Seite 39<br />
bislang fehl (vgl. auch Kapitel 4.3). Als Entwicklungsstrategie wurde seitens<br />
der Stadt Hamm und des Eigentümers der Immobilie, der Metro Group Asset<br />
Management (Düsseldorf), die Etablierung eines neuen frequenzerzeugen-<br />
den Magneten (nicht zwingend ein Einzelhandelsbetrieb) als sinnvoll erach-<br />
tet. Im Kontext dieses Magneten können sich weitere Nutzungen ansiedeln.<br />
So entsteht ein in sich funktionierender gemischt genutzter Komplex, der<br />
gut mit umgebenden Nutzungen in der Bahnhofstraße harmonieren sollte<br />
und der gesamtstädtischen Bedeutung des Standortes gerecht wird. Von ihm<br />
kann ein Impuls für die Entwicklung des gesamten Quartiers und insbeson-<br />
dere der Bahnhofstraße ausgehen. Gleichzeitig besteht Einigkeit, dass mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit keine Nutzung gefunden werden kann, die allein<br />
die gesamte vermietbare Fläche des Gebäudes in Anspruch nimmt. Dies ist<br />
zudem auch nicht wünschenswert, da eine neue monostrukturelle Nutzung<br />
wiederum besonders krisenanfällig wäre.<br />
Infrage kommende Etage:<br />
1. Obergeschoss, Foyer im Erdgeschoss, Magazin im Untergeschoss<br />
Vorteile/Synergien:<br />
durch Bahnhof, ZOB und Fußgängerzone optimal erreichbar, Erhöhung<br />
der Besucherzahlen wahrscheinlich (derzeit rund 1.000 pro Tag, Erhöhung<br />
um 40% wird bei Umzug anvisiert), repräsentative Räumlichkeiten<br />
und optimale Möglichkeiten zur Medienpräsentation<br />
Stand der Gespräche:<br />
Verlagerungswille wird geäußert, ist aber vor allem politische Entscheidung;<br />
Bibliotheksverwaltung erstellt derzeit Raumprogramm; Umzug<br />
hängt vor allem von Kosten bzw. möglichen Zuschüssen ab<br />
Sonstiges:<br />
Nachnutzungskonzept für Altstandort erforderlich<br />
Ein möglicher Umzug der Hammer<br />
Zentralbibliothek vom Standort<br />
östliche Innenstadt (Ostenallee) in<br />
eine Etage des Horten-Gebäudes<br />
wurde von allen Beteiligen als gro-<br />
ße Chance angesehen und stellt<br />
eine favorisierte Nutzung dar. Die<br />
Bibliothek könnte somit ihren zu-<br />
nehmenden Raumbedarf decken<br />
und gleichzeitig als Frequenzbrin-<br />
ger für andere Nutzungen bzw. den<br />
gesamten Mikrostandort dienen.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Daten und Fakten Fachhochschule<br />
Voraussichtlicher Flächenbedarf:<br />
2.000 bis 3.000 m²<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Infrage kommende Etage:<br />
1. oder 2. Obergeschoss, Lagerräume/Archiv im Untergeschoss<br />
Vorteile/Synergien:<br />
durch Bahnhof und ZOB auch überregional optimal erreichbar, Einrichtung<br />
und Betreuung der Hochschulbibliothek durch städtische Bibliothek<br />
möglich<br />
Stand der Gespräche:<br />
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm (WFH) steht mit dem Betreiber<br />
in engem Kontakt. Mit dem erfolgten Abschluss des Akkreditierungsverfahrens<br />
wird derzeit das genaue Studienangebot festgelegt. Der<br />
genaue Expansionszeitpunkt hängt von der Entwicklung der Studentenzahlen<br />
ab.<br />
Sonstiges:<br />
500 bis 1.000 Studenten im Endausbau geplant; Betreiber ist die SRH<br />
(Stiftung Rehabilitation Heidelberg), einer der größten privaten Anbieter<br />
für berufliche Aus- und Weiterbildung in Deutschland<br />
Eine weitere wünschenswerte<br />
Nutzung stellt eine private Fach-<br />
Seite 40<br />
hochschule für Logistik und Wirt-<br />
schaft dar. Diese hat Interesse am<br />
Standort Horten-Gebäude signali-<br />
siert. Derzeit ist sie im Ökozentrum<br />
Nordrhein-Westfalen im Stadtteil<br />
Heessen angesiedelt. Aller Vor-<br />
aussicht nach sind die derzeitigen<br />
Räumlichkeiten auf absehbare Zeit<br />
nicht mehr ausreichend. Eine Fach-<br />
hochschule würde die Zentralbibli-<br />
othek thematisch ergänzen und es<br />
könnten Synergien genutzt werden,<br />
zum Beispiel käme die Bibliothek<br />
als Betreiber der Fachhochschulbi-<br />
bliothek infrage.<br />
<strong>Bund</strong>esweit ist bereits in einigen Städten der Umbau eines ehemaligen<br />
Warenhauses mit anschließender Etablierung einer öffentlichen Nutzung<br />
gelungen bzw. es sind entsprechende Planungen vorhanden. So wird in Bo-<br />
chum-Wattenscheid eine ehemalige Kaufring-Immobilie aktuell zu einem<br />
Einkaufskomplex umgebaut, in den auch Stadtbezirksbibliothek und Volks-<br />
hochschule einziehen werden. In der Stadt Siegen wurde der Umbau eines<br />
ehemaligen Kaufhof-Gebäudes zu einem kommunalen Informations- und<br />
Bildungszentrum (mit Bibliothek, Stadtarchiv, Volkshochschule) beschlos-<br />
sen. Auch Einzelhandel und Gastronomie ist vorgesehen.<br />
Eine genauere Untersuchung dieser und ggf. weiterer Beispiele kann mög-<br />
licherweise neue Ideen und praxisnahe Hinweise für einen Umbau des Hor-<br />
ten-Gebäudes geben.<br />
8.1.2 Vorentwurf und Baukosten<br />
Die Zentralbibliothek und die Fachhochschule sind nach derzeitiger Ein-<br />
schätzung als Ankernutzungen besonders geeignet. Ein nachfolgend abge-<br />
bildeter Vorentwurf des Architekturbüros Noweck+Pahmeyer (Hamm) zeigt,<br />
wie sich beide Nutzungen in das Gebäude einpassen könnten.<br />
Zentrale Entwurfsidee ist die Schaffung einer Passage im Erdgeschoss, um<br />
einerseits die interne Erschließung zu verbessern und andererseits auch<br />
wieder eine Durchwegung zur Bahnhofstraße an dieser Stelle herzustellen.<br />
Hinzu kommt eine großzügige Lichtöffnung zur Verbesserung der internen<br />
Belichtung (vgl. nachfolgende Grundrisse). Auch der äußere Charakter des<br />
Gebäudes soll sich grundlegend ändern: Anstatt der typischen Kaufhaus-<br />
Vorhangfassade ist eine offene Glasfassade vorgesehen.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Perspektive<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
© Noweck+Pahmeyer<br />
Schnitt © Noweck+Pahmeyer<br />
Erdgeschoss © Noweck+Pahmeyer<br />
Untergeschoss © Noweck+Pahmeyer<br />
Seite 41<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
1. Obergeschoss © Noweck+Pahmeyer<br />
2. Obergeschoss © Noweck+Pahmeyer<br />
Seite 42<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Die nachfolgende Übersicht gibt einen Überblick über die zu erwartenden<br />
Baukosten und die Förderung. Hierbei ist zu beachten, dass die Summen<br />
Seite 43<br />
lediglich vorläufig sind und sich am auf den vorigen Seiten vorgestellten Ent-<br />
wurf orientieren.<br />
Baukosten und Förderung (Summen in Euro, geschätzt und gerundet), Stand: 25.08.05<br />
Vermietbare Fläche<br />
(9.893 m²)<br />
Stadtbibliothek<br />
(5.795 m²)<br />
Gesamt<br />
(15.688 m²)<br />
Baukosten netto 10.000.000 7.000.000 17.000.000<br />
davon nicht förderfähige<br />
nutzerspezifische Kosten 1<br />
2.500.000 --- 2.500.000<br />
inkl. 16% MwSt. 11.600.000 8.120.000 19.720.000<br />
inkl. 6% Unvorhergesehenes 12.296.000 8.607.200 20.903.200<br />
Grunderwerb noch nicht bekannt<br />
(nicht förderfähig)<br />
Gesamtkosten<br />
(ohne Grunderwerb)<br />
davon förderfähige Kosten 4.900.000<br />
(9.893 m² x 500 Euro)<br />
Förderung 1.225.000<br />
(25% der förderfähigen Kosten,<br />
aber max. 125 Euro/m²)<br />
Anteil Land <strong>NRW</strong>/<strong>Bund</strong> 980.000<br />
(80% der Förderung)<br />
Anteil Stadt Hamm 245.000<br />
(20% der Förderung)<br />
noch nicht bekannt<br />
(förderfähig)<br />
noch nicht bekannt<br />
12.300.000 8.600.000 20.900.000<br />
6.880.000<br />
(80% der förderfähigen Kosten)<br />
6.880.000<br />
(100% der Förderung)<br />
1.720.000<br />
(20% der förderfähigen Kosten)<br />
8.600.000 13.500.000<br />
8.105.000<br />
7.860.000<br />
1.965.000<br />
Anteil Investor 2 11.075.000 --- 11.075.000<br />
1 Oberböden, Deckenverkleidung etc.<br />
2 Grunderwerbskosten, nutzerspezifsche Kosten, verbleibender Eigenanteil<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
8.1.3 Eigentumsmodelle und Fördermodalitäten<br />
Mit einem möglichen Umzug der Stadtbibliothek ist die Frage der Eigen-<br />
Seite 44<br />
tumsform zu klären. Aus Sicht der Verwaltung, aber auch aus förderrechtli-<br />
cher Sicht, ist eine <strong>Teil</strong>eigentumslösung im Gegensatz zu einer Mietlösung<br />
vorteilhafter. Die förderrechtlich schwierigere Umsetzung einer Mietlösung<br />
wird jedoch von potenziellen Investoren bevorzugt. In einer Machbarkeits-<br />
studie sollen alle Möglichkeiten der Eigentumsformen und Mietlösungen<br />
untersucht werden, damit für die Stadt Hamm die wirtschaftlichste Lösung<br />
gefunden werden kann. Im Rahmen dieser Machbarkeitsuntersuchung soll<br />
auch ein Kosten- und Finanzierungsplan erstellt werden.<br />
Bei einer Verlagerung der Bibliothek sieht das Land Nordrhein-Westfalen<br />
eine Zuwendung von 80% der Baukosten und des Grunderwerbs (einschließ-<br />
lich Gebäude) vor. In einer ersten groben Kostenschätzung werden die Ge-<br />
samtkosten zum Umbau der Bibliothek auf rund 8,6 Mio. Euro zzgl. Grund-<br />
erwerb geschätzt. Bei einer Förderung von 80% beträgt der Eigenanteil der<br />
Stadt Hamm rund 1,7 Mio. Euro (zzgl. 20% der Grunderwerbskosten).<br />
Für eine gewerbliche Nutzung, zum Beispiel Handelsflächen aber auch Miet-<br />
flächen der Fachhochschule oder der Krankenpflegeschule, kann eine För-<br />
derung von 25% der Baukosten, jedoch maximal 125 Euro pro m² Nutzfläche<br />
in Anspruch genommen werden. 20% der Förderung müssen dann von der<br />
Kommune als Eigenanteil finanziert werden. Der Grunderwerb ist für eine<br />
gewerbliche Nutzung nicht förderfähig.<br />
In der ersten Kostenschätzung werden die Gesamtkosten für die übrigen<br />
Flächen auf rund 12,3 Mio. Euro zzgl. Grunderwerb geschätzt. Der Eigenan-<br />
teil der Stadt Hamm würde dann rund 240.000 Euro betragen.<br />
Auch die Gewährung von Fördermitteln aus dem Programm Stadtumbau<br />
West hat Einfluss eine Investition von privater Seite. Nachfolgend aufgeführt<br />
sind die wesentlichen Förderkriterien des Landes <strong>NRW</strong> für Aufwertung und<br />
Umbau von vorhandenem Gebäudebestand:<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
� Die Förderung erfolgt grundsätzlich als Komplementärfinanzierung.<br />
� Förderfähig sind nur unrentierliche Kosten.<br />
Seite 45<br />
� Aufwertung und Umbau von vorhandenem Gebäudebestand für privat-<br />
wirtschaftliche Nutzungen wird mit 25% von maximal 500 Euro pro m²<br />
Baukosten gefürdert. 20% dieser Summe sind von der Stadt Hamm als<br />
Eigenanteil zu finanzieren.<br />
� Die Förderung von Aufwertung und Umbau für öffentliche Nutzungen<br />
beträgt 80%.<br />
� Grundsätzlich ist eine Zweckbindungsfrist der geförderten Nutzungen<br />
von voraussichtlich 20 Jahren einzuhalten.<br />
� Eine privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft in (teilweise) städti-<br />
schem Eigentum wird wie eine rein private Gesellschaft behandelt.<br />
Derzeit findet eine Prüfung der verschiedenen Eigentumsmodelle statt. Ziel<br />
ist, die für die Stadt Hamm ideale Eigentumsform zu ermitteln.<br />
8.1.4 Weitere Nutzungsideen<br />
Auch bei einer Nutzung des Gebäudes durch die Fachhochschule und die<br />
Zentralbibliothek sind im Erdgeschoss bzw. Untergeschoss weitere Flächen<br />
für ergänzende Nutzungen vorhanden. Zudem ist zu beachten, dass Bibli-<br />
othek und Fachhochschule nicht zwei Etagen vollständig belegen werden,<br />
insofern stehen auch im 1. und/oder 2. Obergeschoss noch Flächen zur Ver-<br />
fügung. Stadt und Eigentümer sind gleichermaßen der Auffassung, dass ins-<br />
besondere im Erdgeschoss eine kleinteilige Mischung aus Einzelhandel und<br />
Gastronomie, ggf. ergänzt durch weitere Dienstleister, anzustreben ist. Die<br />
übrigen Geschosse können auch durch flächenintensivere Nutzungen belegt<br />
werden, vorausgesetzt, diese passen zum gewünschten Profil des Standor-<br />
tes bzw. des Quartiers (vgl. auch Kapitel 7.1).<br />
Parallel zu diesen Überlegungen sind Alternativmodelle für den Fall zu prü-<br />
fen, dass die Bibliotheks- und/oder die Fachhochschulnutzung nicht reali-<br />
siert werden können.<br />
Nachfolgend aufgeführt sind weitere Nutzungsideen, deren zielgerichtete<br />
Kombination die planerisch gewünschte ausgewogene Mischung erzeugt.<br />
Für das Erdgeschoss eignen sich insbesondere Nutzungen aus dem Einzel-<br />
handelssektor bzw. dem Dienstleistungsbereich:<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
� Bäckerei,<br />
� Café,<br />
� Imbiss,<br />
� Schnellrestaurant,<br />
� Buchhandlung,<br />
� Lebensmittelmarkt,<br />
� Blumengeschäft,<br />
� Reisebüro,<br />
� Frisör etc.<br />
Seite 46<br />
Hier sind im weiteren Verlauf der Konzepterstellung konkrete Vorstellungen<br />
zu entwickeln und geeignete Betreiber anzusprechen.<br />
Für die weiteren Geschosse wurden bislang folgende Nutzungsvorschläge an<br />
die Stadt gerichtet bzw. als wünschenswert und prinzipiell geeignet angese-<br />
hen:<br />
� Krankenpflegeschule (1. oder 2. Obergeschoss):<br />
Gemeinsam finanzierte Institution von Hammer Krankenhäusern zur<br />
Ausbildung von Pflegepersonal; Raumbedarf rund 1.200 bis 1.500 m²<br />
Realisierungschance: O<br />
� Diskothek (2. Obergeschoss oder Untergeschoss):<br />
Zentrale Lage und sehr gute Erreichbarkeit des Standortes auch in<br />
den Abendstunden bietet gute Voraussetzungen zur Etablierung einer<br />
Szene-Diskothek mit Gastronomie; Raumbedarf flexibel (rund 500 bis<br />
1.500 m²); erste Gespräche wurden geführt und Interesse seitens eines<br />
Betreibers bekundet<br />
Realisierungschance: +<br />
� Fitnessstudio (2. Obergeschoss):<br />
Fitnessstudios drängen verstärkt in Innenstadtlagen; Stellplätze, Raum-<br />
höhen und Lage entsprechen den meisten Anforderungen; Raumbedarf<br />
rund 800 bis 1.200 m²; Marktkapazitäten begrenzt<br />
Realisierungschance: O<br />
� Gebrauchtwarenkaufhaus (Untergeschoss):<br />
Angebot eines qualifizierten Kaufhauses für hochwertige Gebraucht-<br />
waren aller Art fehlt bislang in der Hammer Innenstadt; Raumbedarf<br />
weitgehend flexibel (rund 500 bis 2.000 m²); bislang erfolgten keine kon-<br />
kreten Gespräche<br />
Realisierungschance: –<br />
� Erlebnis-Kino (1. oder 2. Obergeschoss, Untergeschoss):<br />
Kino mit „Wohnzimmer-Atmosphäre“, zielgruppenspezifischem Film-<br />
und umfassendem Gastronomieangebot; Raumbedarf rund 800 bis<br />
1.500 m²; Gespräche mit einem potenziellen Betreiber ergaben, dass<br />
sich die Räume aufgrund der zu geringen Raumhöhen wahrscheinlich<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Die studentischen Entwürfe<br />
wurden in Kolloquien diskutiert<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
nicht eignen<br />
Realisierungschance: –<br />
� Büros (1. oder 2. Obergeschoss):<br />
Seite 47<br />
Der durchaus repräsentative Standort direkt am Bahnhof ist grundsätz-<br />
lich für Büros für Kanzleien, Praxen oder sonstige Firmen geeignet;<br />
Raumbedarf flexibel<br />
Realisierungschance: O<br />
Insgesamt sind eine Vielzahl verschiedener Nutzungsideen mit unterschied-<br />
lichen Realisierungschancen vorhanden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind<br />
insbesondere Erdgeschossnutzungen von Bedeutung, da diese die zukünfti-<br />
ge Wirtschaftlichkeit des Gebäudes maßgeblich beeinflussen. Aber auch die<br />
noch nicht feststehenden Flächenansprüche der geplanten Ankernutzungen<br />
Zentralbibliothek und Fachhochschule werden sich auf weitere Nutzungs-<br />
möglichkeiten im Gebäude auswirken – insofern ist hier eine Konkretisie-<br />
rung abzuwarten.<br />
8.1.5 Studentisches Projekt der Universität Dortmund<br />
Parallel zu ersten Nutzungsüberlegungen begann bei der Fakultät Bauwe-<br />
sen der Universität Dortmund ein interdisziplinäres studentisches Projekt<br />
zum Horten-Gebäude. Aufgabe der angehenden Architekten und Ingenieure<br />
ist es, Vorschläge für den Umbau und die Wiedernutzung des Gebäudes zu<br />
entwickeln bzw. die technischen Voraussetzungen für einen Umbau zu er-<br />
forschen. Dabei sind auch Nutzungsideen zu entwickeln und deren gebäude-<br />
technische Eignung zu prüfen. Dieses Projekt stellt eine große Chance dar,<br />
neue Impulse zur Entwicklung des Gebäudes zu generieren und vor allem<br />
auch die technische Umsetzbarkeit zu prüfen bzw. allgemein die Umbaufä-<br />
higkeit des Gebäudes zu bewerten.<br />
In Zusammenarbeit zwischen der Stadt Hamm und dem<br />
betreuenden Lehrstuhl wurden den Studenten umfassendes<br />
Datenmaterial zum Gebäude zur Verfügung gestellt. Zudem<br />
wurden die <strong>Teil</strong>nehmer des Projektes im Rahmen eines<br />
Kolloquiums von der Stadt Hamm über die Geschichte des<br />
Bahnhofsquartiers und die Entwicklungsvorstellungen der<br />
Stadt informiert. Auch konnte das Gebäude an verschiede-<br />
nen Terminen von den Studenten besichtigt werden.<br />
Das Projekt ist <strong>Teil</strong> des Oberstufenprojektes „P3 – Bauen im<br />
Bestand“ und wird von Studenten des Hauptstudiums als<br />
benotete Pflichtveranstaltung absolviert. Die Betreuung wird<br />
durch den Lehrstuhl Denkmalpflege und Bauforschung (Prof. Uta Hassler) in<br />
Zusammenarbeit mit zwei weiteren Lehrstühlen wahrgenommen. Diese ste-<br />
hen in engem Kontakt mit der Stadt Hamm.<br />
Die Aufgabenstellung wurde im April 2005 herausgegeben, die Abgabe er-<br />
folgte im Juli. Dazwischen fanden mehrere Kolloquien statt, in denen über<br />
den jeweiligen Entwurfsstand diskutiert und Fragen der Studenten erörtert<br />
wurden. Insofern stehen im September die Entwürfe zur Verfügung. Nach<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Auch für die Kaufhalle werden<br />
neue Nutzungen gesucht<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 48<br />
der Bewertung der Beiträge durch die Betreuer ist eine Ausstellung ausge-<br />
wählter Arbeiten in Hamm vorgesehen.<br />
8.2 Nutzungsideen Kaufhalle<br />
Neben dem Horten-Gebäude stellt das Gebäude der ehemaligen Kaufhalle<br />
den zweiten großflächigen Leerstand im Bahnhofsquartier dar. Es befindet<br />
sich ebenfalls im Eigentum der Metro Group Asset Management. Ihre Lage<br />
am Westentor gegenüber der Hauptfußgängerzone Weststraße ist funktional<br />
wie städtebaulich von großer Bedeutung für das Bahnhofsquartier. Insofern<br />
spielt auch dieser Nutzungsbaustein eine wichtige Rolle.<br />
Überlegungen zu einer Nachnutzung der Kaufhalle sind zum<br />
derzeitigen Stand noch nicht so weit fortgeschritten, wie die<br />
zum Horten-Gebäude. Grundsätzlich besteht der Wunsch<br />
nach einem Gebäudeabriss, da die vorhandene Bausubstanz<br />
schlecht, der Gebäudegrundriss eher ungünstig und die<br />
städtebauliche Figur nicht mehr zeitgemäß ist. Bei einer<br />
Neubebauung des Grundstücks wäre die Einbeziehung des<br />
rückwärtigen Parkplatzes (an der Gustav-Heinemann-Stra-<br />
ße, Ecke Westring) wünschenswert. Aufgrund des exponier-<br />
ten Standortes ist in jedem Fall ein angemessener architek-<br />
tonischer Entwurf anzustreben. Auch eine Wiedernutzung<br />
als Einzelhandelsstandort wird aufgrund der wichtigen Funktion als Über-<br />
gang von der 1a-Lage Weststraße zum Bahnhofsquartier als unabdingbar<br />
angesehen.<br />
Bislang wurden zwei Nutzungsideen genannt, für die das Kaufhallengelände<br />
prinzipiell geeignet wären:<br />
� Lebensmitteldiscounter:<br />
Für die Errichtung eines Lebensmitteldiscounters könnte ein namen-<br />
hafter Filialist das vorhandene Gebäude abreißen und die Fläche „ar-<br />
chitektonisch zufriedenstellend“ bebauen. Jedoch wird für den Markt<br />
nur der hintere <strong>Teil</strong> des Grundstücks benötigt und Stellplätze müssten<br />
oberirdisch realisiert werden. An der Bahnhofstraße wäre ein weiteres<br />
Gebäude zu errichten, für das noch eine Nutzung gefunden werden<br />
müsste.<br />
� MarktCenter:<br />
Der Standort wurde von der Stadt Hamm auf Anfrage eines Betreibers<br />
für ein so genanntes Food-Court-Konzept genannt. Dieses Konzept sieht<br />
verschiedene gastronomische Angebote vor, die sich um einem gemein-<br />
samen Verzehrbereich gruppieren. Der Betreiber prüft derzeit noch wei-<br />
tere Standorte in Hamm. Konkrete Gespräche fanden noch nicht statt.<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Wohnen ist die präferierte Nutzung<br />
für den Baublock<br />
Bald vielleicht eine Projektionswand<br />
für Fußballübertragungen?<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
8.3 Entwicklungsmöglichkeiten Baublock Stadtbad/Alte<br />
Feuerwache<br />
Seite 49<br />
Zum Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache jenseits der Neu-<br />
en Bahnhofstraße wurden aufbauend auf den Aussagen im<br />
Rahmenplan Hamm-Mitte bereits von verschiedenen Inte-<br />
ressenten städtebauliche Entwürfe erarbeitet. Sie sehen<br />
allesamt Wohnen mit unterschiedlichen Freiraumanteilen<br />
als Hauptnutzung vor. Dabei werden verschiedene Vorschlä-<br />
ge bezüglich der möglichen Wohnformen gemacht: Neben<br />
klassischem Geschosswohnungsbau werden auch Reihen-<br />
häuser und Service-Wohnen für Senioren als Möglichkeiten<br />
benannt. Als ergänzende Nutzungen sehen zwei Entwürfe<br />
Dienstleistungen und in einem Fall auch Einzelhandel (zu<br />
Zwecken der Nahversorgung) vor. Eine weitere Nutzungsidee sieht die Er-<br />
richtung eines Gesundheitszentrums vor: Ärzte verschiedener Fachrichtun-<br />
gen bieten in einem Gebäude gemeinsam ihre Dienste an. Dazu werden wei-<br />
tere nachgeordnete Dienstleistungen angeboten, die die ärztliche Tätigkeit<br />
ergänzen. Neben dem Gesundheitszentrum sieht das Konzept auch altenge-<br />
rechtes Wohnen in verschiedenen Formen vor.<br />
Die Entwürfe sind aus heutiger Sicht noch zu überarbeiten, um vergleichbare<br />
Ergebnisse für eine anschließende Vorprüfung zu erlangen. Danach sollen<br />
diese Ergebnisse dem Rat der Stadt Hamm vorgestellt werden.<br />
Unabhängig vom zu realisierenden Konzept ist Wohnen die präferierte<br />
Hauptnutzung für das Gelände. Im Handlungskonzept Wohnen wird unter-<br />
sucht, welche Wohnformen für diese innerstädtische citynahe Fläche beson-<br />
ders geeignet sind. Hierbei werden die Wohnungstypen präferiert, die heute<br />
in Hamm noch nicht vorhanden sind und sich so für diesen Standort beson-<br />
ders eignen.<br />
Auch im Rahmen der Querdenkerrunde wurde über den Baublock Stadtbad/<br />
Alte Feuerwache diskutiert. Dabei fand der in vorhandenen Konzepten dar-<br />
gestellte Nutzungsschwerpunkt Wohnen, ggf. ergänzt durch einzelne Dienst-<br />
leistungsangebote, allgemeine Zustimmung. Einzelhandel sollte an dieser<br />
Stelle ausgeschlossen werden bzw. nur der Nahversorgung dienen.<br />
Kurzfristig wurde seitens der Querdenkerrunde insbeson-<br />
dere die Notwendigkeit gesehen, diesen städtebaulich in-<br />
trovertierten Bereich wieder verstärkt in das Bewusstsein<br />
der Hammer Bevölkerung zu rücken. Der heutige Dämmer-<br />
zustand muss überwunden werden. Es wird vorgeschlagen,<br />
auch hier die Bespielung der Fläche und ggf. der Gebäude zu<br />
ermöglichen und temporäre Nutzungen zuzulassen. Dabei<br />
stehen aber die bereits angesprochenen „Nutzungstests“<br />
weniger im Vordergrund, Ziel der Aktionen muss vielmehr<br />
die Erzeugung von Aufmerksamkeit sein: Dies kann zum<br />
Beispiel durch einmalige Sportveranstaltungen wie Strand-<br />
volleyball erreicht werden. Auch die Übertragung von Sportereignissen mit<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Der Rückbau der nördlichen Fahrspur<br />
wird diskutiert<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
entsprechender Gestaltung der Örtlichkeit (zum Beispiel die Auslage von<br />
Rollrasen) kann große Aufmerksamkeit erzeugen und viele Menschen auf<br />
Seite 50<br />
das Gelände locken. Auf diese Weise kann der Baublock wieder verstärkt in<br />
der öffentlichen Wahrnehmung präsent werden. Für eine geplante Entwick-<br />
lung der Fläche wäre dies sehr vorteilhaft.<br />
Wenn es gelingt, den Baublock Stadtbad/Alte Feuerwache durch Zwischen-<br />
nutzungen zu einem bekannten Ort in der Stadt Hamm zu machen, wäre dies<br />
gemäß der Stadtumbaustrategie ein wichtiger Beitrag zum Anstoß und zur<br />
Begleitung des Wandlungsprozesses im Bahnhofsquartier.<br />
8.4 Umbau Neue Bahnhofstraße<br />
Die Neue Bahnhofstraße stellt einen weiteren Fokuspunkt und damit Hand-<br />
lungsschwerpunkt im Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsviertel dar. Be-<br />
reits im Rahmenplan Hamm-Mitte (vgl. Kapitel 5.1) wird die Gestaltung der<br />
Neuen Bahnhofstraße als repräsentativer Stadteingang als Ziel benannt.<br />
Hierzu gehört insbesondere die Beseitigung der städtebaulichen Missstände<br />
auf der nördlichen Straßenseite. Im Rahmenplan wurden bereits Vorschläge<br />
für einen Rückbau der Straße, das heißt einer Verringerung des Querschnitts<br />
gemacht, um ihr den Charakter als „Verkehrsschneise“ zu nehmen. Weitere<br />
Vorteile eines Rückbaus sind:<br />
� Aufhebung der Barrierewirkung,<br />
� Schließung der problematischen Unterführung,<br />
� Schaffung ausreichender Grundstückstiefen auf der nördlichen Straßen-<br />
seite für eine mögliche Bebauung,<br />
� Möglichkeit zur Etablierung von Grün.<br />
In jedem Fall würde Raum für neue Nutzungen entstehen,<br />
sei es für bauliche oder sonstige gestalterische Zwecke.<br />
Verkehrstechnisch stellt ein Rückbau der Neuen Bahnhof-<br />
straße kein Problem dar, jedoch soll ein noch zu erarbei-<br />
tendes Verkehrsgutachten für das gesamte Quartier die<br />
Auswirkungen und Möglichkeiten eines Rückbaus genauer<br />
untersuchen. Aus heutiger Sicht wird der geplante Bau der<br />
<strong>Bund</strong>esstraße 63n (Trassenführung jenseits und parallel<br />
zur Eisenbahntrasse) in Zukunft zu einer deutlichen ver-<br />
kehrlichen Entlastung der Neuen Bahnhofstraße führen. Die<br />
heutige Belastung liegt bei rund 12.000 Kfz pro Tag (2004),<br />
hier wird ein Rückgang auf rund 6.000 Kfz prognostiziert. Allerdings könnte<br />
der vorhandene Verkehr bereits heute auf je einer Fahrspur pro Richtung<br />
abgewickelt werden. Insofern ist ein Rückbau der Neuen Bahnhofstraße von<br />
heute sechs Spuren (davon zwei Busfahrstreifen) auf insgesamt zwei Spuren<br />
möglich.<br />
Auch im Rahmen der Querdenkerrunde wurde über die Neue Bahnhofstraße<br />
diskutiert. Hier wurde der geplante Rückbau von sechs auf zwei Fahrstreifen<br />
ausdrücklich unterstützt. Diese sollten auf der vorhandenen südlichen Fahr-<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Mindergenutzte Flächen und die<br />
potenziell wegfallende Fahrspur<br />
schaffen viel Platz<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 51<br />
spur (vor dem Mercure-Hotel bzw. dem Gustav-Lübcke-Mu-<br />
seum) realisiert werden. Dies wäre eine relativ kostengüns-<br />
tige Lösung, da zunächst lediglich die nördliche Fahrspur<br />
gesperrt werden müsste und nur geringe Umbauarbeiten<br />
notwendig sind. Ein Gesamtumbau kann so erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt bzw. in Abschnitten erfolgen.<br />
Bei einem Rückbau ist insbesondere die Lage des heutigen<br />
Mittelstreifens (mit teilweiser Baumbepflanzung) zu berück-<br />
sichtigen, da die Neupflanzung oder das Umsetzen der Bäu-<br />
me vermieden werden sollte. Damit stehen beispielsweise<br />
auf Höhe des Gesundheitsamtes rund 18 Meter Fahrbahn/<br />
Gehweg für eine Neuaufteilung zur Verfügung. Dabei sind verschiedene Vari-<br />
anten denkbar.<br />
So ist Ziel der Variante 1a, keinen Platz nördlich der Baumreihe in Anspruch<br />
zu nehmen, um möglichst viel zusätzlichen Gestaltungsspielraum zu ge-<br />
winnen. In Variante 1b wurde der Querschnitt wie in Variante 1a aufgeteilt,<br />
jedoch mit großzügigeren Abmessungen. Allerdings hat dies zur Folge, dass<br />
Raum nördlich der vorhandenen Baumreihe in Anspruch genommen werden<br />
muss. Variante 2 integriert zusätzlich einen Parkstreifen auf der nördlichen<br />
Fahrbahnseite, so dass die einzelnen Querschnitte wiederum etwas schma-<br />
ler ausfallen.<br />
Variante 1a Variante 1b<br />
Variante 2<br />
Junker und Kruse Stadtforschung � Planung
Dichter Bewuchs in der Bahnhofstraße<br />
(im Hintergrund: Kaufhof)<br />
Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
Seite 52<br />
Gemäß der Stadtumbaustrategie sollte die freigewordene Trasse vor einem<br />
endgültigen Rückbau temporär bespielt werden. Eine derartige Freifläche in<br />
der Innenstadt könnte sich durchaus als Alleinstellungsmerkmal für Hamm<br />
entwickeln. Eine Nutzung als Skaterbahn oder auch als Parkstreifen ist<br />
möglich. Hierzu wären keinerlei Umbauarbeiten an der Fahrbahn notwendig,<br />
lediglich die Knoten müssten angepasst werden. Die Einrichtung einer line-<br />
aren Grünfläche ist ebenfalls mit einfachen Mitteln (zunächst ohne Rückbau<br />
der Trasse) zu realisieren. Damit würde die Neue Bahnhofstraße zur „Park-<br />
Straße“ und es ergibt sich möglicherweise eine ganz neue Sicht auf diese<br />
ehemalige „Verkehrsschneise“. Diese Grünnutzung könnte im Sinne der<br />
Stadtumbaustrategie „getestet“ werden und bei einem erfolgreichen Verlauf<br />
des Tests dauerhaft etabliert werden - ein wichtiger Beitrag zum Anstoß des<br />
Wandlungsprozesses im Quartier.<br />
Nach einem Rückbau der Neuen Bahnhofstraße könnte die freigewordene<br />
Trasse aber auch für eine bauliche Nutzung zur Verfügung stehen, wobei<br />
der Verlauf vorhandener Leitungstrassen geprüft werden muss. Prinzipiell<br />
ist eine Bebauung der vergrößerten Grundstücke an der nördlichen Stra-<br />
ßenseite machbar. Damit wäre es möglich, die offenen Blockrückseiten zu<br />
schließen und damit eine städtebaulich prekäre Situation zu beheben. Eine<br />
optische „Schließung“ der offenen Blockränder ist aber auch im Rahmen<br />
einer grünen Nachnutzung der freigewordenen Trasse möglich. Sollte eine<br />
Bebauung mittelfristig nicht realisiert werden können, ist in jedem Fall eine<br />
dauerhafte Grüngestaltung der Grundstücke und eine Kaschierung der offe-<br />
nen Blockrückseiten anzustreben.<br />
8.5 Umgestaltung Bahnhofstraße<br />
Die Gestaltung der Bahnhofstraße entspricht in weiten Tei-<br />
len nicht mehr den heutigen Erfordernissen an eine inner-<br />
städtische Geschäftsstraße – dies wurde auch im Rahmen<br />
der Querdenkerrunde festgestellt. Mäandrierend angelegte<br />
Hochbeete, ein dichter Baumbestand und hohe Strauchbe-<br />
pflanzungen machen den Charakter der Bahnhofstraße aus.<br />
Hier wird Veränderungsbedarf gesehen. Gleichwohl ist diese<br />
Gestaltung bei der Hammer Bevölkerung durchaus beliebt.<br />
Ziel ist, die Bahnhofstraße bezüglich ihrer Wirkung als in-<br />
nerstädtische Geschäftsstraße besser aufzustellen. Hierbei<br />
sollte in unterschiedlichen Optionen bzw. Realisierungs-<br />
stufen gedacht werden, auch um zunächst eine Bandbreite verschiedener<br />
Ideen abbilden zu können. Somit sollen die nachfolgend aufgeführten Ideen<br />
zunächst Grundlage eines weiteren Diskussionsprozesses sein.<br />
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Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
„Optimieren“<br />
Seite 53<br />
� weitgehende Beibehaltung der vorhandenen Gestaltung (Pflaster, Grün)<br />
� zeitgemäße Erneuerung des Mobiliars (Bänke, Papierkörbe, Kunstele-<br />
mente)<br />
� Verbesserung bzw. Erneuerung der Beleuchtung<br />
„Auslichten“<br />
� behutsame Verringerung des Baumbestandes<br />
� deutliche Verringerung weiterer Grünelemente (vor allem der hohen<br />
Strauchbepflanzungen)<br />
� Abbau der Hochbeete<br />
� zusätzlich die unter Option „Optimieren“ genannten Maßnahmen<br />
„Neugestalten“<br />
� Umfassende Neugestaltung (Pflaster, Grün, Möblierung, Beleuchtung)<br />
der gesamten Bahnhofstraße einschließlich der Nebenstraßen<br />
� Gestaltungsoption 1: Fußgängerzone (wie bisher) im Gestaltungskanon<br />
der Weststraße<br />
� Gestaltungsoption 2: verkehrsberuhigte städtische Autostraße mit Park-<br />
möglichkeiten (Einbahnstraßenregelung), Öffnung entweder nur für den<br />
ÖPNV oder auch für den MIV<br />
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Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
9 Zusammenfassung der bisherigen Stadtumbauplanungen<br />
Seite 54<br />
Das vorliegende Stadtumbaukonzept zeigt den Handlungsrahmen im Bahn-<br />
hofsquartier auf. Mit der Überführung der Konzeption in eine Plandarstel-<br />
lung werden die notwendigen Handlungsansätze zur Umkehrung der be-<br />
schriebenen Negativentwicklung zusammengefasst.<br />
Im Planwerk zum Stadtumbaukonzept werden zunächst alle Fokuspunkte<br />
des Stadtumbaus und die im Rahmen der Stadtumbaustrategie benannten<br />
Handlungsoptionen dargestellt. Dieser Plan ist entsprechend des Fort-<br />
schritts des Stadtumbaus zu konkretisieren und weiterzuentwickeln.<br />
Der Plan ist als Anlage beigefügt.<br />
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Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
10 Weiteres Vorgehen<br />
Seite 55<br />
Dieses Konzept zeigt die aus heutiger Sicht wichtigsten Handlungsfelder des<br />
Stadtumbaus auf. Insofern sind alle konzeptionellen Aspekte, das heißt ins-<br />
besondere die<br />
� Stadtumbaustrategie und die<br />
� Fokuspunkte des Stadtumbaus<br />
im weiteren Verlauf zu konkretisieren und weiter auszuarbeiten.<br />
Bezogen auf die Fokuspunkte des Stadtumbaus ist die Wiedernutzung des<br />
Horten-Gebäudes von zentraler Bedeutung für das gesamte Quartier. Hier<br />
müssen die laufenden Gespräche zwischen Stadt, Land, Eigentümer, Inves-<br />
tor und potenziellen Nutzern zu verbindlichen Zusagen führen. Eine konkre-<br />
te Perspektive für das Gebäude würde auch weitere Investitionen befördern<br />
bzw. entsprechende Sicherheit bieten und einen Aufbruch signalisieren.<br />
Insgesamt sind die einzelnen Fokuspunkte bezüglich der Handlungsnotwen-<br />
digkeit zu hierarchisieren. Zum Beispiel sind gestalterische Maßnahmen<br />
in der Bahnhofstraße in der Rangfolge sicherlich einem Umbau der Neuen<br />
Bahnhofstraße nachgeordnet. Diese Reihenfolge sollte sich einerseits am<br />
Problemdruck, andererseits auch am Nutzen der Maßnahmen für das ge-<br />
samte Quartier und deren Finanzierbarkeit orientieren. Die Erzeugung von<br />
Aufbruchstimmung ist möglicherweise entscheidend für einen positiven Ver-<br />
lauf der geplanten Wandlung des Bahnhofquartiers.<br />
Bezogen auf die Stadtumbaustrategie für das gesamte Viertel ist eine weite-<br />
re Konkretisierung und Abstimmung innerhalb der Stadtverwaltung und mit<br />
der Stadtpolitik notwendig. Die umfassende Information und Beteiligung der<br />
Hammer Bürgerschaft ist ebenfalls erforderlich.<br />
Mit dem Beschluss des Stadtumbaugebietes und dieses Konzeptes durch<br />
den Rat der Stadt Hamm wird ein verbindlicher Schritt zur Weiterführung<br />
des Prozesses getan und damit die Perspektive für das Bahnhofsquartier ein<br />
Stück weiter konkretisiert.<br />
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Stadtumbaukonzept für das Bahnhofsquartier in Hamm<br />
11 Quellen<br />
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Köln 2004<br />
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Hoppenberg, Michael / de Witt, Siegfried: Handbuch des öffentlichen Bau-<br />
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Hamm 2004<br />
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menAngebote/innenstadtStadtzentren/Informationsveranstaltung_24_8.pdf,<br />
letzte Abrufe am 03.05.05<br />
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