(1935), S. 4.
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Erhaltung der Erziehungsanstalt Schnepfenthal! Aber um es in seinem Sinne tun<br />
zu können, dürfen und müssen wir alle, ob wir in Schnepfenthal selbst mitwirken<br />
oder außerhalb als Freunde und Förderer herzlichen Anteil daran nehmen, ung das<br />
Bild seiner Persönlichkeit immer wieder klar vor Augen stellen und miteinander<br />
die Erinnerung an ihn vertiefen und ergänzen, wozu dieser Nachruf ein Anfang<br />
sein möchte.<br />
Friedrich Ausfelds Lebensweg war wie der eines Thronerben von früh an<br />
vorgezeichnet. Am 25. Mai 1879 in Schnepfenthal geboren, stand er durch beide<br />
Eltern, Wilhelm und Marie Ausfeld, ganz in der Salzmannschen Familienüberliefer<br />
Er war Zögling von 1888-1895. Als einziger Sohn war er berufen,<br />
nach seinem Vater die Leitung der Anstalt zu übernehmen. So dienten denn auch<br />
seine Studien am Gymnasium Ernestinum zu Gotha (1895-1899) und an den<br />
Universitäten Göttingen (1899-1900) und Straßburg (1900-906) (an letzterer<br />
erwarb er mit einer Dissertation über die deutsche anakreontische Dichtung deo<br />
18. Jahrhunderts den philosophischen Doktortitel) weniger der Gelehrsamkeit an sich<br />
alg der Befähigung zur Übernahme der Anstaltsleitung. Auch in der Fremde war<br />
es seinen Freunden immer fühlbar, daß er mit jeder Faser seines Herzens, mit der<br />
ganzen Liebe seiner Kinderjahre an Schnepfenthal hing.<br />
Die wissenschaftlichePrüfung für das Lehramt an höheren Schulen bestand<br />
er am 7. November 1903 in Straßburg. Den Abschluß seiner pädagogischen Ausbildung<br />
bildete ein in Forbach in Lothringen 1906-1907 abgeleistetes Probekandidate<br />
Darauf trat er als Oberlehrer am Realgymnasium in Eisenach in<br />
den Staatsdienst. Das begeisternde Ziel und den Inhalt seines erzieherischen Wollens<br />
bestätigte ihm seine Berührung mit Johannes Müller und dessen Schriften, die ein<br />
wesentliches Menschentum und eine echt deutsche Auffangung von Jesu Botschaft an<br />
unsere Zeit und unser Volk verkündeten. In Schloß Mainberg, dem damaligen Sitze<br />
Johannes Müllers, fand er auch seine Braut, Grete Wiebe, die er am 27. Dezember<br />
1907 heimführte. Sie schenkteihm zwei Töchter, Wiebe und Inge, und den einzigen<br />
Sohn, Eberhard.<br />
Nachdem ,,Fritz" schon lange in seinen Ferien als Mitarbeiter seines Vaters in<br />
Schnepfenthal tätig gewesen war, wurde die Anstalt vom Herbst 1908 an sein<br />
hauptamtliches Wirkungsfeld. Bei zunehmendem Alter des Vaters wurde er sein<br />
Vertreter und im Jahre 1914 übernahm er die Leitung der Anstalt selbständig.<br />
Den unermüdlichen Eifer, die Kraft zur Bewältigung der fast übermenschlichen<br />
Arbeitslast schöpfte er nicht aug seiner trotz der Hünengestalt zarten Gesundheit,<br />
sondern aus einer völlig eindeutigen Ausrichtung seines Willens aus das eine Ziel,<br />
der durch schwere Prüfungen nur noch verstärkt wurde.<br />
Es ist schwer zu sagen, was von den Eigenschaften, die ihm die Erfüllung<br />
seiner vielgestaltigen Pflichten ermöglichten, ererbte Anlage war, was Frucht<br />
väterlicher Erziehung und Anleitung, wag durch eigene bittere Erfahrung erworben<br />
und erkämpft. Seine begeisterte Vaterlands und Heimatliebe, seine große Freude<br />
an der Natur, seine Aufgeschlossenheitfür alles Hohe und Schöne, seine ehrliche<br />
Bewunderung der Tüchtigkeit anderer, seine Lust am fröhlichen Spiel und heiterer<br />
Geselligkeit, seine Vorliebe für gemütvolle Musik, seine Gabe zur Gestaltung ernster