(1935), S. 4.
(1935), S. 4.
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Dort hat sie bis zu ihrem Lebensende gewohnt. Während der Kriegsjahre und<br />
später hat sie keinen Weg und kein Opfer gescheut,um Notleidenden zu helfen. Die<br />
Schwestern Nise Gerbing und Anna Nobiling waren beide Persönlichkeiten, die im<br />
Sinne ihres Ahnen Salzmann ihre Mitmenschen zu fördern und ihnen zu helfen<br />
suchten, Bertha Ausfeld.<br />
HedwigGerbing†<br />
Noch war keine Woche seit dem Hinscheiden unseres Fritz Ausfeld verstrichen,<br />
da riß der Tod abermals eine Lücke in unsere Reihen: Am Nachmittag des 28. November<br />
wurde Frau Hedwig Gerbing durch einen sanften Tod von den Leiden einer<br />
hartnäckigen Krankheit erlöst.<br />
Sie wirkte in der Stille, wie die meisten echten Frauen — von denen darum<br />
gewöhnlich erst dann in der Öffentlichkeit die Rede ist, wenn sie nicht mehr sind.<br />
Aber wir Schnepfenthäler haben wohl gewußt, wag sie uns war.<br />
Nur sechs Jahre — seit dem Tod ihres Gatten — lebte sie in unserer Mitte.<br />
Aber in dieser Zeit hat sie sichweit über den Bereich ihrer wirtschaftlichen Pflichten<br />
hinaus, die sie mit Treue und mit dem Einsatz ihrer besten Kräfte erfüllte, unseren<br />
Dank und unsere Liebe erworben. Manchem von uns Erwachsenen, besonders aber<br />
den Älteren unter unsern Jungen ist sie eine wahrhaft mütterliche Freundin gewesen.<br />
Viele kamen 3u ihr, mit unzähligen kleinen Anliegen und größeren Sorgen, denn<br />
sie wußten, daß sie bei ihr immer Verständnis, Rat und selbstloseHilfe fanden.<br />
Ihr Leben war nicht leicht. Nach frohen Jugendjahren im väterlichen Försterhause<br />
hat sie in ihrer glücklichen Ehe mit Dr. Walter Gerbing doch viel Schweres durchlittener<br />
Daseinssorgen und die vielerlei Nöte der Kriegs und Inflationszeiten, lange<br />
Krankheit und schließlichder Tod ihres Mannes (1928), endlich ihr eigenes Leiden<br />
— all das hätte ihre Seele wohl verbittern können. Aber ungebrochen, mit Tapferkeit<br />
und mit klarem Geist hat sie sich durchgekämpft und immer noch die Kraft gehabt,<br />
andere fröhlich zu machen und mit Liebe zu umsorgen. Das erlebten wir noch<br />
am 16. Oktober, ihrem fünfzigsten Geburtstag, alg sie zum testen Male für einige<br />
Stunden ihr Krankenlager verließ und an allem, wag ung bewegte, so lebhaften<br />
Anteil nahm, wie wir es in ihren gesunden Tagen von ihr gewöhnt waren.<br />
Ihr durch und durch lauteres Wesen, das uneingeschränktes Vertrauen fordern<br />
durfte, ihr gerader, frischer Sinn und ihr gütiges Herz haben uns immer zu ihr<br />
hingezogen. So trauern wir um sie wie ihre eignen Kinder, denen sie allzu früh entrinnen<br />
wurde, und werden ihr allezeit ein treues und dankbares Gedächtnis bewahren,<br />
Dr.<br />
Thiemer.