(1935), S. 4.
(1935), S. 4.
(1935), S. 4.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
arbeit selbst würde ihre primäre Stellung verlieren. Aug diesem Grunde möchte<br />
Schnepfenthal nicht 3um Erbhof erklärt werden. '<br />
Das Schlußprotokoll des Thür. Anerbengerichtes in Waltershausen vom<br />
8. März <strong>1935</strong> entschied danach, daß die Voraussezung eines Erbhofes nicht gegeben<br />
sei.<br />
Unter den Erben Dr. Ausfelds wurde jedoch im Sinne des Erbhofgesetzes schon<br />
am 28. Dezember 1934 ein Auseinandersetzungsvertrag geschlossenewonach am<br />
13. Juni <strong>1935</strong> Gerhard Ausfeld, dem zur Zeit noch unmündigen Sohn des Verstorbenen<br />
die Erziehungsanstalt in vollem Umfange übertragen worden ist.<br />
So hat sichin den letzten Monaten und Wochen das Schicksal Schnepfenthals<br />
gestaltet. Wer aber meint, Schnepfenthal sei nur vom geistigen oder pädagogischen<br />
Standpunkt aus zu verstehen, verkennt, daß solches Schicksal sichauch auf wirtschaftlich<br />
Gebiete erfüllen kann! R Fuhrmann.<br />
Vom Sinn des Literatur-Unterrichts<br />
AlsPrimaner notierte ich: ,Geradezu übel wird mir bei dem Gedanken an die<br />
entsetzlichen Deutschstunden ; Goethes Mailied! Ich mußte es lesen: " Wie<br />
herrlich leuchtet mir die Natur - ' und wurde unterbrochen: " Warum heben Sie das<br />
mir ' nicht besser hervor?" Im Verlauf des Gedichtes folgten noch zwei Unterbrechung<br />
und daran schloßsicheine viertelstündige - ich habe verbotenerweise nach<br />
der Uhr gesehen- eine viertelstündige Besprechung des Wortes "mir" im zweiten<br />
Verse, wobei viel vom dativus ethicus die Rede war. Endlich hieß es: Mit dieser<br />
kurzen Erläuterung möge es genug seini<br />
Damals schwur ich mir, es einmal anders zu machen.<br />
Aber wie?<br />
Manche Deutschlehrer haben unter dem Alpdruck ähnlicher Erinnerungen vorgeschlag<br />
überhaupt nicht über die Dichtungen zu reden, sondern sie einfach durch<br />
guten Vortrag den Schülern " näherzubringen" Aber das heißt, das Kind mit dem<br />
Bade ausschütten, abgesehen von der Zeitfrage. Einen Kriminalschmöker kann schon<br />
der Tertianer ohne Hilfe genießend edlere Kost wirklich zu schmeckenmuß der Gaumen<br />
erst lernen. Es ist ein Festtag, wenn ein Junge ehrlich gesteht: jetzt ist mir klar, daß<br />
Storm und Keller mehr wert sind als Edgar Wallace!<br />
Für diese Werte gilt es die Augen zu öffnen. Sie sind ungleichartig, und das<br />
muß den Schülern aufgehen. Es war ein Kardinalfehler der alten Schule, jede Dichtung<br />
nach allen Richtungen zu " behandeln" Um so weniger erfaßten wir das<br />
Wesentliche. Storms feine Charakteranalyse und Stimmungsmalerei - C. F. Meyers<br />
groß gesehene, manchmal pomphafte Bilder - Hebbels Zergrübeln eines Problems<br />
Eichendorffs problemferne Schwärmerei - vier Welten! Deshalb muß beinahe jede<br />
Dichtung unter andere Gesichtspunkte gestellt werden.<br />
Zunächst gilt es, einen geeigneten Ansatzpunkt zu finden. Ein Beispiel:<br />
Eichendorffs " Taugenichts" ist gelesen, in Untersekunda. (Für Untertertia viel<br />
zu Schade, den Dreizehnjährigen fehlen alle Voraussetzungen!!) Ich frage: Wer ist<br />
denn der Held? Verblüffung: der Taugenichts natürlich! Was tut denn dieser Held?