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(1935), S. 4.

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Bei dem Schaufeln wurde ich jedesmal gewaltig müde, weil ich das Arbeiten gar<br />

nicht mehr gewohnt war. Am Sonntag Morgen, den 21. Oktober, war ich beim<br />

Morgengebete im Betsaale. Oer vater hielt dann noch eine kleine Rede, und diejenigen<br />

Zöglinge, die am vorigen Tage auf dem Mauerchen herumgeklettert waren,<br />

wurden notiert. Erwähnte Rede vertrat für heute die Stelle der Gottesverehrung.<br />

Nachher ging ich zu Herrn Ausfeld, der gerade Ne allgemeine Aufsicht hatte, und<br />

sah den von Spiegel mit der linken hand recht schön schreiben. Hernach besuchteich<br />

die trau Professor Ausfeld und ging Sann mit Herrn Buddeus und seiner Stubengesellsch<br />

nach Daberz; wo herr Buddeus eine Fortepiano bestellt hatte. Wir fanden<br />

aber den Mann nicht und mußten unverrichteter Sachen wieder zurückkehren. Dieser<br />

Spaziergang war übrigens äußerst angenehm. Nachmittag nahm mich Herr Ausfeld<br />

mit auf den Buchberg (?)und nach Tenneberg, wo man ganz herrliche Aussichten<br />

antrifft. Abends wurde bei herrn Melsheimer das Elektrisirmaschinchen probiert,<br />

und da mußte man erstaunlich viel zureden, ehe man den Rodaz zum Empfang<br />

einzelner Funken bewegen konnte. Wilhelm Starke hatte hingegen am meisten Herz,<br />

denn er entlud freiwillig mehrere Mal die Flaschen. Am Mittwoch ging ich mit Herrn<br />

Philipp Salzmann und herrn Laserre nach Reinhardsbrunn zu Herrn Graff. Die<br />

Frohner mußten gerade zur Frohne Mist führen. Auf 6cm Wege dahin verirrte ich<br />

mich, lief umher und fans erst eine gute Weile nachher meine Reisegesellschaftwieder.<br />

In Reinhardsbrunn kaufte Herr Laserre 15 Bäume, Kirschen, Äpfel, Birnen. Dann<br />

sammelten wir viele gelbe und rote Beeren von dem amerikanischen großen Weißdorn,<br />

besuchten zulegt noch den Herrn Graf auf seiner Stube, wo Hauns Frau saß<br />

und mich erkannte, und gingen dann nach Hause.<br />

Nach und nach erneuerte ich auch in Schnepfenthal Ne Bekanntschaft wieder<br />

mit herrn Buschmann, Schneider Gimm, der mich noch recht gut kannte, mit dem<br />

alten Marx als Hirte, mit der alten Marxin, mit Haun etc. Die alte Großmutter<br />

bekam ich jedoch nicht zu sehen. Der Vater wollte mir am Montage gar nicht sein<br />

Land graben lassen, weil er es selber umgraben müsse. Hingegen ließ er mich helfen<br />

Kolrabi ausraufen auf dem Felde beim Geitzenberg und mit den vier Zöglingen<br />

Rodaz, Ernst, Wilhelm, Franz nach Hause fahren. Am 22. Oktober aß ich zu Nacht<br />

bei Serin Guts Muths An diesem Tage kaufte auch Herr Guts Muths das Haus<br />

des Dr. Reinecke in Ibenhain, 900 Reichstaler, welches ich diesen Abend besah.<br />

Sein Haus am Geitzenberge besuchte ich mehrere Mal, es stunden aber erst die<br />

Grundmauern da. Mit Herrn Buddeus ging ich an diesem Tage auf den Hermannstein.<br />

Am 2<strong>4.</strong> Mittwoch sollte der Blaukohl von Jacobi und Haun eingeschlagen<br />

werden, daher fuhr ich fast den halben Tag diesen Kohl von Sein Felde weg. Ich sollte<br />

auch den noch stehenden Kohlrabi herausnehmen, weil ich aber noch 5 stehen ließ, so<br />

mußte ich dafür an den Vater 15 Pfennige Strafe bezahlen, nämlich für Ne erste<br />

1Pfennig, für die zweite 2, für die dritte 3 Pfennig usw. Am letzten Tag,<br />

Donnerstag, den 25. Oktober, vormittag, machte mir Herr Professor ein Present,<br />

mit einem Rasiermesser und Streichleder,<br />

wovon ich sogleich Gebrauch machte. Dann<br />

aß ich mit Herrn Buddeus und seiner Stubengesellschaft bei Herrn Professor auf<br />

seinem Zimmer. Herr Philipp Salzmann kam da, Abschiedzu nehmen, und ich erhielt<br />

dann vom Herrn Gevatter auch den Abschiedskuß.

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