30.10.2012 Aufrufe

Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit

Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit

Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ner verantwortungsvollen Bewirtschaftung<br />

der Tropenwälder sollten überwiegend der<br />

lokalen Bevölkerung zukommen. Multinationale<br />

Großkonzerne und nur an maximalen<br />

Profiten interessierte Geldanleger tragen<br />

wenig zur Verbesserung der Situation der<br />

Bevölkerung in den Waldgebieten bei. Im<br />

Gegensatz zur langfristigen, nachhaltigen<br />

Bewirtschaftung tropischer Wälder sind die<br />

kurzfristigen Gewinne aus Plantagen wesentlich<br />

höher. Sie machen es für skrupellose<br />

Geschäftemacher sehr attraktiv, weiter<br />

Regenwälder zu roden und industrielle Monokulturen<br />

anzulegen. Statt Artenvielfalt<br />

produzieren die für kurze Zeit nur eines: Homogene<br />

industrielle Massenware.<br />

4. 4. Beispiel Beispiel Nahrung<br />

Nahrung<br />

Einmal Amazonaswurst<br />

mit Pommes rot-weiß<br />

Weil Masttiere mit Sojaschrot vollgestopft<br />

werden, landet das größte Regenwaldgebiet<br />

der Erde bei uns auf dem Teller<br />

Dem Amazonas-Regenwald droht das große<br />

Fressen - und wir Deutschen speisen<br />

munter mit. Neben Holzfällern, Goldsuchern<br />

und Rinderbaronen sind es jetzt die Sojafarmer,<br />

die in dem größten Regenwaldgebiet<br />

der Erde zur vielleicht schlimmsten Zerstörungsorgie<br />

antreten, seit es dort Menschen<br />

gibt.<br />

Brasilien ist bereits heute zweitgrößter Sojaexporteur<br />

weltweit und will seine Produktion<br />

in Zukunft verdreifachen. Sojaschrot ist<br />

bei uns mittlerweile das wichtigste eiweißhaltige<br />

Futtermittel in der Tiermast. In<br />

Deutschland, mit Abstand Schweine-Rekordhalter<br />

in der EU, stehen etwa 26 Millionen<br />

Schinkenlieferanten dicht zusammengepfercht<br />

in den Massentierställen. Mit 42<br />

Millionen Legehennen, 40 Millionen<br />

Broilern, 7 Millionen Puten und 2,7 Millionen<br />

Gänsen und Enten liegt Deutschland<br />

auch bei der Geflügelhaltung an vorderster<br />

Front in Europa.In Südamerika leiden während<br />

wir uns die Bäuche voll schlagen schätzungsweise<br />

60 Prozent der Bevölkerung an<br />

Mangelerscheinungen wegen schlechter Ernährung.<br />

Ausgerechnet die BSE-Krise wird die Situation<br />

noch verschärfen, weil das inzwischen<br />

als Futtermittel verbotene Tiermehl vermutlich<br />

durch Soja ersetzt werden wird.<br />

Im Reich der Sojabonzen - ein<br />

Beispiel<br />

Wie läuft dieses Geschäft? Mit ihren<br />

„Entwicklungs“programmen für Mato<br />

Grosso (Prodeagro) und Rondonia (Planaflora)<br />

hat auch die Weltbank die Farmer ermuntert,<br />

auf Sojaanbau umzustellen. Und die<br />

Sojabonzen kaufen Land von kleinbäuerlichen<br />

Farmern und Rinderzüchtern, die<br />

bereits für die frühere Waldzerstörung verantwortlich<br />

sind und nun weiterziehen müssen,<br />

um neue, noch entferntere Waldgebiete<br />

zu öffnen, sprich zu zerstören. In Brasilien<br />

droht mittlerweile dem gesamten zentralen<br />

Norden die Umwandlung in einen mächtigen<br />

Grüngürtel aus Monokulturen, Vergleiche<br />

mit dem US-Staat Mississipi sind durchaus<br />

angebracht. Auch die geplanten Infrastrukturmaßnahmen,<br />

die in der Region geplant<br />

sind und weitere Waldgebiete zerstören<br />

werden, dienen hauptsächlich dem Sojaabtransport<br />

nach Europa und Japan.<br />

An vorderster Front der expandierenden<br />

Sojabranche steht eine winzige Elite äußerst<br />

mächtiger und einflussreicher brasilianischer<br />

Familien, die über beste Beziehungen<br />

zu den Lokalpolitikern verfügen. Ihr Chef<br />

ist der 72jährige Andre Maggi, der es in nur<br />

15 Jahren zum größten Sojaproduzenten der<br />

Welt gebracht hat.Inzwischen hat sich Andre<br />

Maggi aus gesundheitlichen Gründen<br />

zurückgezogen und das Sojaimperium an seinen<br />

Sohn, Blairo Maggi, übergeben. Der ist<br />

bereits Senator und wird voraussichtlich<br />

2002 für den Posten des Gouverneurs kandidieren.<br />

Falls er gewählt wird, wird er sich<br />

mit Sicherheit dafür einsetzen, dass die<br />

Macht der Sojakönige nicht nur erhalten<br />

bleibt, sondern im Zuge der Expansion noch<br />

ausgebaut wird.<br />

Chemiekeule für den Sojawuchs<br />

Auch wenn Sojabohnen nicht die einzige<br />

Bedrohung für den Amazonas sind, sie sind<br />

die vielleicht tödlichste. Sojaplantagen benötigen<br />

eine schwindelerregende Menge an<br />

Agrargiften. Zunächst wird der Wald gerodet<br />

und abgebrannt, danach der Boden mit<br />

reichlich Kunstdünger aufgepäppelt. Anschließend<br />

wird die Anbaufläche mit Insektiziden,<br />

Fungiziden und Herbiziden besprüht.<br />

Am Ende ist eine Bewässerung des<br />

gesamten Feldes nötig, damit die Pflanzen<br />

<strong>Schwerpunkt</strong>: Wald<br />

hinterher gleichzeitig trocknen, weil nur so<br />

eine mechanische Ernte möglich ist. Die verwundbaren<br />

Böden im Amazonas werden ihren<br />

Geist noch schneller aufgeben, da die<br />

Humusschicht im Regenwald extrem dünn<br />

ist. Agrargifte werden die Flüsse verseuchen<br />

- schon heute hat der Sojaanbau in Mato<br />

Grosso einige Fischarten ausgerottet.<br />

Soja und Gentechnik<br />

Es wird geschätzt, dass 20 - 30.000 Lebensmittelprodukte<br />

Zutaten aus Soja enthalten.<br />

Solange nicht nachgewiesermaßen „gentechnik-freie“<br />

Sojabohnen verwendet werden,<br />

ist davon auszugehen, dass viele Sojazutaten<br />

zu einem gewissen Anteil aus gentechnisch<br />

veränderten Rohstoffen bestehen.<br />

Dieser Anteil wächst mit den Anbauflächen,<br />

auf denen in den USA und nun auch<br />

in Argentinien genveränderte Sojabohnen<br />

ausgepflanzt und geerntet werden. Die einzelnen<br />

Sojazutaten unterscheiden sich jedoch<br />

darin, ob noch stoffliche Bestandteile<br />

im jeweiligen Endprodukt vorhanden sind,<br />

die auf die gentechnische Veränderung zurückzuführen<br />

sind.<br />

Seit 3. September 1998 gilt in der EU eine<br />

Kennzeichnungspflicht für Soja und Sojazutaten.<br />

Voraussetzung ist, dass eine gentechnische<br />

Veränderung der Sojabohnen im<br />

verzehrfertigen Lebensmittel nachgewiesen<br />

werden kann. Dazu stehen inzwischen sehr<br />

empfindliche Verfahren zur Verfügung, mit<br />

denen typische DNA-Sequenzen nachgewiesen<br />

werden können.<br />

Diese Informationen finden sich noch ausführlicher<br />

unter www.regenwald.org<br />

Dort gibt es außerdem noch Iinfos zu den<br />

Themen: Diamanten, Fleischhunger und<br />

Affen töten für den Kochtopf<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!