Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit
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ner verantwortungsvollen Bewirtschaftung<br />
der Tropenwälder sollten überwiegend der<br />
lokalen Bevölkerung zukommen. Multinationale<br />
Großkonzerne und nur an maximalen<br />
Profiten interessierte Geldanleger tragen<br />
wenig zur Verbesserung der Situation der<br />
Bevölkerung in den Waldgebieten bei. Im<br />
Gegensatz zur langfristigen, nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung tropischer Wälder sind die<br />
kurzfristigen Gewinne aus Plantagen wesentlich<br />
höher. Sie machen es für skrupellose<br />
Geschäftemacher sehr attraktiv, weiter<br />
Regenwälder zu roden und industrielle Monokulturen<br />
anzulegen. Statt Artenvielfalt<br />
produzieren die für kurze Zeit nur eines: Homogene<br />
industrielle Massenware.<br />
4. 4. Beispiel Beispiel Nahrung<br />
Nahrung<br />
Einmal Amazonaswurst<br />
mit Pommes rot-weiß<br />
Weil Masttiere mit Sojaschrot vollgestopft<br />
werden, landet das größte Regenwaldgebiet<br />
der Erde bei uns auf dem Teller<br />
Dem Amazonas-Regenwald droht das große<br />
Fressen - und wir Deutschen speisen<br />
munter mit. Neben Holzfällern, Goldsuchern<br />
und Rinderbaronen sind es jetzt die Sojafarmer,<br />
die in dem größten Regenwaldgebiet<br />
der Erde zur vielleicht schlimmsten Zerstörungsorgie<br />
antreten, seit es dort Menschen<br />
gibt.<br />
Brasilien ist bereits heute zweitgrößter Sojaexporteur<br />
weltweit und will seine Produktion<br />
in Zukunft verdreifachen. Sojaschrot ist<br />
bei uns mittlerweile das wichtigste eiweißhaltige<br />
Futtermittel in der Tiermast. In<br />
Deutschland, mit Abstand Schweine-Rekordhalter<br />
in der EU, stehen etwa 26 Millionen<br />
Schinkenlieferanten dicht zusammengepfercht<br />
in den Massentierställen. Mit 42<br />
Millionen Legehennen, 40 Millionen<br />
Broilern, 7 Millionen Puten und 2,7 Millionen<br />
Gänsen und Enten liegt Deutschland<br />
auch bei der Geflügelhaltung an vorderster<br />
Front in Europa.In Südamerika leiden während<br />
wir uns die Bäuche voll schlagen schätzungsweise<br />
60 Prozent der Bevölkerung an<br />
Mangelerscheinungen wegen schlechter Ernährung.<br />
Ausgerechnet die BSE-Krise wird die Situation<br />
noch verschärfen, weil das inzwischen<br />
als Futtermittel verbotene Tiermehl vermutlich<br />
durch Soja ersetzt werden wird.<br />
Im Reich der Sojabonzen - ein<br />
Beispiel<br />
Wie läuft dieses Geschäft? Mit ihren<br />
„Entwicklungs“programmen für Mato<br />
Grosso (Prodeagro) und Rondonia (Planaflora)<br />
hat auch die Weltbank die Farmer ermuntert,<br />
auf Sojaanbau umzustellen. Und die<br />
Sojabonzen kaufen Land von kleinbäuerlichen<br />
Farmern und Rinderzüchtern, die<br />
bereits für die frühere Waldzerstörung verantwortlich<br />
sind und nun weiterziehen müssen,<br />
um neue, noch entferntere Waldgebiete<br />
zu öffnen, sprich zu zerstören. In Brasilien<br />
droht mittlerweile dem gesamten zentralen<br />
Norden die Umwandlung in einen mächtigen<br />
Grüngürtel aus Monokulturen, Vergleiche<br />
mit dem US-Staat Mississipi sind durchaus<br />
angebracht. Auch die geplanten Infrastrukturmaßnahmen,<br />
die in der Region geplant<br />
sind und weitere Waldgebiete zerstören<br />
werden, dienen hauptsächlich dem Sojaabtransport<br />
nach Europa und Japan.<br />
An vorderster Front der expandierenden<br />
Sojabranche steht eine winzige Elite äußerst<br />
mächtiger und einflussreicher brasilianischer<br />
Familien, die über beste Beziehungen<br />
zu den Lokalpolitikern verfügen. Ihr Chef<br />
ist der 72jährige Andre Maggi, der es in nur<br />
15 Jahren zum größten Sojaproduzenten der<br />
Welt gebracht hat.Inzwischen hat sich Andre<br />
Maggi aus gesundheitlichen Gründen<br />
zurückgezogen und das Sojaimperium an seinen<br />
Sohn, Blairo Maggi, übergeben. Der ist<br />
bereits Senator und wird voraussichtlich<br />
2002 für den Posten des Gouverneurs kandidieren.<br />
Falls er gewählt wird, wird er sich<br />
mit Sicherheit dafür einsetzen, dass die<br />
Macht der Sojakönige nicht nur erhalten<br />
bleibt, sondern im Zuge der Expansion noch<br />
ausgebaut wird.<br />
Chemiekeule für den Sojawuchs<br />
Auch wenn Sojabohnen nicht die einzige<br />
Bedrohung für den Amazonas sind, sie sind<br />
die vielleicht tödlichste. Sojaplantagen benötigen<br />
eine schwindelerregende Menge an<br />
Agrargiften. Zunächst wird der Wald gerodet<br />
und abgebrannt, danach der Boden mit<br />
reichlich Kunstdünger aufgepäppelt. Anschließend<br />
wird die Anbaufläche mit Insektiziden,<br />
Fungiziden und Herbiziden besprüht.<br />
Am Ende ist eine Bewässerung des<br />
gesamten Feldes nötig, damit die Pflanzen<br />
<strong>Schwerpunkt</strong>: Wald<br />
hinterher gleichzeitig trocknen, weil nur so<br />
eine mechanische Ernte möglich ist. Die verwundbaren<br />
Böden im Amazonas werden ihren<br />
Geist noch schneller aufgeben, da die<br />
Humusschicht im Regenwald extrem dünn<br />
ist. Agrargifte werden die Flüsse verseuchen<br />
- schon heute hat der Sojaanbau in Mato<br />
Grosso einige Fischarten ausgerottet.<br />
Soja und Gentechnik<br />
Es wird geschätzt, dass 20 - 30.000 Lebensmittelprodukte<br />
Zutaten aus Soja enthalten.<br />
Solange nicht nachgewiesermaßen „gentechnik-freie“<br />
Sojabohnen verwendet werden,<br />
ist davon auszugehen, dass viele Sojazutaten<br />
zu einem gewissen Anteil aus gentechnisch<br />
veränderten Rohstoffen bestehen.<br />
Dieser Anteil wächst mit den Anbauflächen,<br />
auf denen in den USA und nun auch<br />
in Argentinien genveränderte Sojabohnen<br />
ausgepflanzt und geerntet werden. Die einzelnen<br />
Sojazutaten unterscheiden sich jedoch<br />
darin, ob noch stoffliche Bestandteile<br />
im jeweiligen Endprodukt vorhanden sind,<br />
die auf die gentechnische Veränderung zurückzuführen<br />
sind.<br />
Seit 3. September 1998 gilt in der EU eine<br />
Kennzeichnungspflicht für Soja und Sojazutaten.<br />
Voraussetzung ist, dass eine gentechnische<br />
Veränderung der Sojabohnen im<br />
verzehrfertigen Lebensmittel nachgewiesen<br />
werden kann. Dazu stehen inzwischen sehr<br />
empfindliche Verfahren zur Verfügung, mit<br />
denen typische DNA-Sequenzen nachgewiesen<br />
werden können.<br />
Diese Informationen finden sich noch ausführlicher<br />
unter www.regenwald.org<br />
Dort gibt es außerdem noch Iinfos zu den<br />
Themen: Diamanten, Fleischhunger und<br />
Affen töten für den Kochtopf<br />
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