Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit
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nur unglaubwürdig sondern eine Frechheit.<br />
Wenn die Polizei eine Menschenblockade<br />
als gemeingefährliche Straftat wertet, was<br />
sie nach bisheriger Rechtssprechung nicht<br />
ist, müßte sie sich selber der Vereitelung von<br />
Straftaten bezichtigen, da die Polizei und der<br />
BGS höchstwahrscheinlich schon bei dem<br />
Verlassen des Hauses der Gruppe ihr Ziel<br />
Mitte Juni letzten Jahres beschloss das Umweltzentrum<br />
Münster im Bahnhof von Münster<br />
eine Glasvitrine zu Mieten, um die Menschen<br />
im Münsteraner Bahnhof über die Aktivitäten<br />
des Umweltzentrums zu Informieren.<br />
Wichtige Themenbereiche des UWZ<br />
sind Antirassismus, Flüchtlingspolitik und<br />
Anti-Atom. Der Bahnhof schien ein geeigneter<br />
Platz zu sein, da sich rassistisch motivierte<br />
Personenkontrollen und unnötige, gefährliche<br />
Atomtransporte gerade dort abspielen.<br />
Die Vitrine wurde zunächst probeweise,<br />
für die Zeit vom 1. Bis 31. Juli gemietet.<br />
Also machten sich am 1. Juli zwei Menschen<br />
daran, die Vitrine auszustatten. Das erste<br />
Thema sollten Atomtransporte sein. Nach<br />
einer halben Stunde hingen in der Vitrine:<br />
ein Transparent (X auf gelbem Grund, 2 x<br />
1,5 Meter), eine Liste der Atommülltransporte<br />
durch Münster, ‚Plakate mit dem Aufruf<br />
„Wir stellen uns quer.“, sowie einige<br />
Aufkleber, Buttons und Bücher zum Thema,<br />
die im UWZ verkauft werden. Doch<br />
dann kam ein völlig entnervter Bahnhofsmanager<br />
mit zwei „Schwarzen Scherrifs“ und<br />
forderte Lautstark das Ausräumen der Vitrine.<br />
Die Mitglieder des UWZ wurden unter<br />
Androhung eines Bahnhofsverbots genötigt,<br />
die Vitrine auszuräumen, sonst würden<br />
Mitarbeiter der Bahn dies besorgen. Daraufhin<br />
beantragte das UWZ beim Amtsgericht<br />
eine einstweilige Verfügung gegen die<br />
Bahn, um diese davon abzuhalten, das Einrichten<br />
der Vitrine zu behindern. Der Antrag<br />
wurde abgelehnt, mit der Begründung, das<br />
UWZ habe die Vitrine ja freiwillig geräumt,<br />
besitze aber immer noch den Schlüssel und<br />
das Hausrecht und habe daher gar keinen<br />
Grund sich zu beschweren.<br />
Daraufhin richteten Mitglieder des UWZ<br />
die Vitrine am 11. Juli erneut ein, schnell<br />
genug, um vor dem Eintreffen der Bahnmitarbeiter<br />
fertig zu sein.<br />
Am nächsten Morgen wurde die Vitrine eigenmächtig<br />
durch den Sicherheitsdienst der<br />
kannte. Es ist klar worauf das Ziel der Behörden<br />
hinausläuft: Friedliche Demonstrierende<br />
sollen kriminalisiert und als Straftäter<br />
in der Presse dargestellt werden. Damit sollen<br />
zukünftige Blockadeaktionen verhindert<br />
werden. Nach 26 Jahren Anti-Atom-Widerstand<br />
im Wendland wäre es naiv zu glauben,<br />
daß sich die AtomkraftgegnerInnen<br />
(K)ein (K)ein X X im im Bahnhof Bahnhof Münster<br />
Münster<br />
Bahn geräumt. Das UWZ stellte beim BGS<br />
Anzeige gegen die Bahn wegen Hausfriedensbruch,<br />
Diebstahl, Nötigung und Selbstjustiz.<br />
Und schon am nächsten Tag wurde<br />
die Vitrine wieder eingerichtet. Die Bahn<br />
hatte wohl kalte Füße bekommen und ließ<br />
die Sachen einige Tage hängen.<br />
Dann jedoch, am 16. Juli um 11.09 Uhr kam<br />
ein Fax der Deutschen Eisenbahn-Reklame<br />
GmbH. Wörtlich heißt es darin:“ aufgrund<br />
des vertragswidrigen Gebrauches der ...<br />
Werbevitrine...kündigen wir oben genannten<br />
Vertrag per sofort. ... Wir fordern sie auf,<br />
die entsprechende Vitrine bis heute 14.30,<br />
zu räumen.“ Der Inhalt des FAX ist für das<br />
UWZ absolut irrelevant, da die Vitrine nicht<br />
vertragswidrig gebraucht wurde. Kündigung<br />
ist somit nichtig. Die Bahn kündigte<br />
zudem an, die Vitrine notfalls selbst zu räumen.<br />
Das sollten aus Sicht des UWZ natürlich<br />
auch die Münsteraner Medien erfahren,<br />
und so hofften sie, den einen oder anderen<br />
Pressevertreter zur Vitrine mobilisieren<br />
zu können. Mit dem was sie dann erfuhren,<br />
hatte allerdings niemand gerechnet. Die<br />
Bahn hatte bereits offiziell zur Pressekonferenz<br />
um 14.30 Uhr an der Vitrine geladen.<br />
Anti-Atom<br />
durch solche Versuche einschüchtern lassen.<br />
Von den Behörden eingeleitete Ermittlungsverfahren<br />
gegen die Demonstrierenden<br />
werden zeigen, wie der Staat auf friedliche<br />
Demonstrationen und Menschenblockaden<br />
reagieren möchte.<br />
Um Punkt 14.30 Uhr war der Gang, in dem<br />
die Vitrine steht, voll von Anti-Atom Aktivisten,<br />
Pressevertretern, Bahnhofsmanagern,<br />
privatem Sicherheitsdienst, Kunden der<br />
Bahn, usw. Der Vertreter der Bahn faselte<br />
etwas von „Vertrag erschlichen“, „Atomkraftgegner<br />
sind kriminell“ usw. Unterbrochen<br />
von Zwischenrufen und auch kritischen<br />
Fragen der Presse. Der Vertreter des<br />
UWZ stellte noch mal ausführlich seine<br />
Sicht der Dinge dar, werte sich gegen die<br />
Verleumdungen und betonte wie wichtig es<br />
ist, die Öffentlichkeit über die gefährliche<br />
Fracht zu informieren. Nachdem die Mitgliedeer<br />
des UWZ sich weigerten, wurde die<br />
Vitrine von der Bahn ausgeräumt. (Was sich<br />
allerdings noch einige Stunden verzögerte,<br />
da das UWZ das Schloss ausgewechselt<br />
hatte.)<br />
Im darauf folgenden Rechtsstreit stellte das<br />
UWZ den Antrag, wegen der rechtswidrigen<br />
Räumung der Vitrine ein Ordnungsgeld<br />
gegen die Bahn zu verhängen, bot aber an,<br />
den Antrag zurückzuziehen, wenn die Bahn<br />
die Vitrine einen Monat lang dem UWZ zur<br />
Verfügung stellt. Die Bahn lehnte ab und<br />
wurde zur Zahlung eines Ordnunggeldes in<br />
Höhe von 3000 Euro verurteilt. Dem UWZ<br />
ging es zwar nicht darum der Bahn zu schaden,<br />
dennoch ist sie nicht nur unrechtmäßig<br />
vorgegangen, sondern hat auch dauerhaft<br />
versucht, die Atomkraftgegner als Kriminelle<br />
zu diskreditieren.<br />
Derzeit überlegt das UWZ, einen neuen<br />
Mietvertrag zu erklagen. Da bei einem Scheitern<br />
der Klage allerdings sehr hohe Kosten<br />
auf das UWZ zukämen, werden aber noch<br />
Sponsoren gesucht.<br />
Kontakt:<br />
Umweltzentrum Münster<br />
Scharnhorststr. 57<br />
48151 Münster<br />
Tel: 0251/521112<br />
Mail: uwz@muenster.de<br />
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