Schwerpunkt - Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit
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2. 2. Staudämme, Staudämme, Wälder Wälder und und die die Menschen<br />
Menschen<br />
<strong>Schwerpunkt</strong>: Wald<br />
„Das Land gehört den zahllosen Verstorbenen, den wenigen, die jetzt leben und den vielen, die noch geboren werden. Wie kann die<br />
Regierung also behaupten, all dies Land gehöre ihr, wenn Menschen dieses Land bewohnt und gebraucht haben,<br />
noch bevor es eine Regierung gab.“ Dayak (Ureinwohner) aus Sarakwak, Ost-Malaysia<br />
Wer Leute<br />
nach den<br />
verschiedenenUrsachen<br />
der<br />
weltweiten<br />
Waldzerstörung<br />
fragt, erhält<br />
selten<br />
die Antw<br />
o r t :<br />
HydroelektrischeStaudämmegehören<br />
dazu.<br />
Noch weniger Befragte werden sie im Zusammenhang<br />
mit Menschenrechtsverletzungen<br />
einstufen. Tatsächlich<br />
sind Staudämme ein wichtiger<br />
direkter und indirekter Grund<br />
der Waldzerstörung, und ihr Bau<br />
ist meistens mit schwerwiegendenMenschenrechtsverletzungen<br />
verbunden. Das mangelnde<br />
Wissen darüber liegt vermutlich<br />
daran, dass Staudämme viele<br />
Jahre als Synonym für Entwicklung<br />
und Fortschritt gepriesen<br />
wurden. Ein weiterer Grund dürfte die Tatsache<br />
sein, dass die meisten Nutzer von<br />
Strom aus Wasserkraft weit weg von den<br />
Gebieten leben, die von dem Bauwerk betroffen<br />
sind. Zudem werden Staudämme<br />
häufig in Regionen hochgezogen, in denen<br />
überwiegend indigene Völker, ethnische<br />
Minderheiten oder schlicht die Ärmsten der<br />
Armen leben, die wenig Möglichkeiten besitzen,<br />
sich landesweit Gehör zu verschaffen.<br />
Fakt ist: Über 40.000 große Staudämme, die<br />
höher als 15 Meter sind, schädigen weltweit<br />
die Flüsse. Ihre Stauseen bedecken eine<br />
Fläche von 400.000 Quadratkilometern und<br />
sind damit größer als England, Österreich,<br />
Belgien und die Niederlande zusammen genommen.<br />
Die Wassermassen haben Millionen<br />
Hektar Wald verschluckt, vor allem in<br />
den Tropen, wobei häufig nicht einmal die<br />
Bäume vorher geschlagen wurden und diese<br />
jetzt langsam verrotten. Indirekt zerstören<br />
Staudämme weitere Waldflächen, weil<br />
zwangsumgesiedelte Bauern woanders Bäu-<br />
me fällen müssen, damit sie ihre Früchte anbauen<br />
und Häuser errichten können. Zusätzlich<br />
wird durch Staudämme der Bau von<br />
Straßen angekurbelt, über die beispielsweise<br />
Holzfäller in vorher unberührte Gebiete<br />
eindringen können und dort für weitere Schäden<br />
sorgen.<br />
Neben der Waldzerstörung führen Staudämme<br />
zu ökologischen Nachteilen für die einheimische<br />
Bevölkerung direkt am Damm und<br />
am gesamten Flussverlauf. Der Stausee überflutet<br />
die fruchtbaren Böden, und die<br />
flusstypische Tier- und Pflanzenwelt verschwindet,<br />
was die Existenzgrundlage der<br />
Menschen bedroht, die bisher von diesen<br />
natürlichen Ressourcen gelebt haben.<br />
Meistens öffnen Staudämme auch ein Tor<br />
für Krankheiten, darunter teils lebensbedrohende.<br />
Es beginnt mit Tausenden Arbeitern,<br />
die den Damm errichten, und die Aids, Syphilis,<br />
Tuberkolose und andere ansteckenden<br />
Krankheiten einschleppen können. Ist<br />
der Damm gebaut und das Wasser zu einem<br />
riesigen See gestaut, finden häufig Krankheiten<br />
wie Malaria oder die Flusskrankheit<br />
ideale Bedingungen.<br />
In den meisten Fällen führt die Errichtung<br />
von Staudämmen auch zu schweren Menschenrechtsverletzungen.<br />
Die betroffene lokale<br />
Bevölkerung wehrt sich gegen die Vernichtung<br />
ihrer Heimat und eine zwangsweise<br />
Umsiedlung - wie fast jeder Mensch das<br />
tun würde. Im Ergebnis sind die Opfer verschiedenen<br />
Formen von Repressionen ausgesetzt:<br />
Angefangen von Gewaltandrohung<br />
über Gewaltanwendung bis hin zum Massenmord<br />
wie im Fall des Chixoy-Damms in<br />
Guatemala.<br />
Inzwischen sind der Widerstand und die internationale<br />
Solidarität mit den Betroffenen<br />
gewachsen. Deswegen gelingt es immer<br />
mehr lokalen Protestbewegungen, sich selber<br />
zu organisieren und nationale und inter-<br />
nationale Allianzen mit anderen Betroffenen<br />
zu schließen. Die besten Beispiele dafür sind<br />
die „Narmada Bachao Andolan-Bewegung“<br />
in Indien, die „Bio Bio Aktionsgruppe“ in<br />
Chile, die Koalition zahlreicher NGOs zum<br />
Bakun-Staudamm in Malaysia oder die „Bewegung<br />
der Dammgeschädigten“ in Brasilien.<br />
Seitdem ist es möglich geworden, große<br />
Staudämme zu verhindern. Definitiv sind sie<br />
kein Synonym für Entwicklung und Fortschritt,<br />
sondern für wirtschaftliche und politische<br />
Machtansprüche, die meistens katastrophale<br />
ökologische und soziale Folgen<br />
haben.<br />
Bei dem Text handelt es sich um einen überarbeiteten<br />
Beitrag vom „World Rainforest<br />
Movement“, Januar 2001.<br />
Quelle: www.regenwald.org - dort finden<br />
sich auch die noch wesentlich ausführlicheren<br />
Texte zu Tropenholz,<br />
Gold, Soja etc. bzw. siehe Artikel<br />
„Wer zerstört den Regenwald?“<br />
Artikel zu „Zerstörerische Zellstoffund<br />
Papierproduktion am Beispiel<br />
Indonesien“ s. www.urgewald.de<br />
Artikel zu „Gemeinsam gegen<br />
WestLB<br />
Rettet den Regenwald-Kampagne<br />
gegen katastrophales Ölprojekt löst internationalen<br />
Proteststurm aus“ unter<br />
www.regenwald.org<br />
Leben<br />
wie ein Baum<br />
einzeln und frei<br />
und brüderlich<br />
wie ein Wald<br />
das ist unsere<br />
Sehnsucht<br />
Nazim Hikmet<br />
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