Uns geht's ums Ganze – Mädchen auf Identitätssuche
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„Süß!“ <strong>–</strong> Die Idealisierung von Schwäche und Abhängigkeit<br />
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Thema umfassend mit medialen Darstellungen von Frauen<br />
und Männern auseinandergesetzt und die hier <strong>auf</strong>geworfenen<br />
Fragen ausführlich diskutiert (z.B. in „Wer führt? Körpersprache<br />
und die Ordnung der Geschlechter“, München,<br />
2003). Im Folgenden möchte ich in aller Kürze anhand<br />
einiger Bildbeispiele eine solche Gender-dekonstruierende<br />
Auseinandersetzung mit entsprechendem Bildmaterial<br />
exemplarisch <strong>auf</strong>zeigen. Ausführlichere Begründungen<br />
meiner Interpretationen finden sich in den genannten Publikationen.<br />
Abb. 6<br />
Abbildung 3 zeigt Beispiele von „Weiblichkeitszeichen“, die<br />
durch die Art und Weise des Sitzens ausgedrückt werden.<br />
Die „Weiblichkeit“ wird dadurch zum Ausdruck gebracht,<br />
dass wenig Raum beansprucht wird, dass die Positionen<br />
einerseits viel körperliche Disziplin erfordern, kraftraubend<br />
und anstrengend durchzuhalten sind, was aber andererseits<br />
nicht „erkennbar“ sein soll. Der Körper wird ästhetisiert.<br />
Durch Selbstberührungen ebenso wie durch einen<br />
schiefgelegten Kopf, abgewandte Blicke und einen lächelnden<br />
Gesichtsausdruck werden Schwäche, <strong>Uns</strong>icherheit,<br />
freundliches Entgegenkommen - die „klassischen“ Weiblichkeitszuschreibungen<br />
- signalisiert.<br />
Abb. 7<br />
„Männlichkeit“ hingegen wird <strong>–</strong> wie in Abbildung 4 dargestellt<br />
<strong>–</strong> durch raumgreifendes und bequemes Sitzen zum<br />
Ausdruck gebracht. Sich Raum zu nehmen und ihn entspannt<br />
auszufüllen wird allgemein als ein Ausdruck von<br />
Macht, Status, Bedeutung und Selbstbewusstsein wahrgenommen.<br />
Unterstützt wird diese Interpretation durch<br />
eine „männlich“ unbewegte Mimik bzw. ein überlegenes,<br />
selbstbewusstes Grinsen und den direkten, beinahe starren<br />
Blick <strong>auf</strong> den Betrachter.<br />
Abb. 8<br />
Wie „Weiblichkeit“ mimisch zum Ausdruck gebracht wird<br />
und welche Bedeutungen damit verbunden sind, zeigt<br />
Abbildung 5. Prinzipiell steht Frauen das gesamte mimische<br />
Gefühlsrepertoire zur Verfügung <strong>–</strong> mit Ausnahme<br />
„starker“ negativer Gefühle wie Wut, Zorn, Verachtung<br />
und Abscheu: Diese sind als Ausdruck von „Männlichkeit“<br />
kodiert und somit für Frauen tabu. Frauen, die diese<br />
Gefühle zeigen, werden von ihrer Umgebung eher als<br />
„unweiblich“ wahrgenommen und behandelt, was sich<br />
negativ <strong>auf</strong> ihr Selbstwertgefühl auswirken kann. „Weiblichkeit“<br />
wird mit Gefühlsdarstellungen assoziiert, die für<br />
den Betrachter schmeichelhaft sind oder Bewunderung<br />
ausdrücken, dabei aber wenig Selbstbewusstsein vermit-