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Uns geht's ums Ganze – Mädchen auf Identitätssuche

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Begrüßung durch S. Wieninger, Fachforum<br />

und Fachkompetenz Diskurse geprägt und Forderungen<br />

untermauert.<br />

Die Arbeit des Netzwerks und der Münchner <strong>Mädchen</strong>arbeit<br />

zeichnet sich durch eine Mischung aus Fachlichkeit<br />

und politischem Denken aus. So haben wir Leitlinien für die<br />

geschlechtsspezifische Arbeit mit <strong>Mädchen</strong> entwickelt und<br />

kommunalpolitische Beschlüsse dazu erwirkt. In den letzten<br />

Jahren tut das Fachforum viel für den Generationendialog.<br />

Immer mehr junge Kolleginnen bringen ihre spezifischen<br />

Sichtweisen mit ein. In der Bundesrepublik ist das Fachforum<br />

einmalig. Es zeigt, dass München als Kommune frauenund<br />

mädchenfreundliche Politik macht, Einrichtungen für<br />

<strong>Mädchen</strong> und Frauen fördert und deren Fachlichkeit ernst<br />

nimmt.<br />

Natürlich hat sich das Feld der <strong>Mädchen</strong>arbeit und <strong>Mädchen</strong>politik<br />

in diesen 20 Jahren verändert: So kam insbesondere<br />

Gendermainstreaming <strong>auf</strong> die Agenda; die geschlechtsreflektierte<br />

Arbeit mit Jungen hat sich ausdifferenziert, und damit<br />

auch die Kooperationen zwischen <strong>Mädchen</strong>- und Jungenarbeit.<br />

Wie ist die Situation der <strong>Mädchen</strong> und jungen Frauen heute?<br />

Die meisten von ihnen betrachten sich nicht mehr als Opfer<br />

gesellschaftlicher Strukturen und fühlen sich gleichberechtigt.<br />

So erfreulich das ist, werden jedoch andererseits gesellschaftliche<br />

Realitäten zunehmend ignoriert. Geschlechtsspezifische<br />

Diskriminierungserfahrungen werden von den<br />

heutigen <strong>Mädchen</strong> und jungen Frauen nicht mehr als solche<br />

benannt, weil Chancengleichheit und Gleichberechtigung<br />

als Kennzeichen der Moderne gelten. Stattdessen werden<br />

diese Erfahrungen individualisiert. „Ich kann doch mein<br />

Leben selbst managen und bin meines Glückes Schmiedin“.<br />

Ungleichheit ist zum Tabu geworden.<br />

Den <strong>Mädchen</strong> wird Gleichstellung suggeriert, die aber nicht<br />

eingelöst werden kann; Stichworte sind hier die „Gläserne<br />

Decke“, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die<br />

Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern. Eine Reihe<br />

genderspezifischer Aspekte spielt hier eine Rolle:<br />

• <strong>Mädchen</strong> wählen immer noch Berufe, die „typisch weiblich“<br />

sind und entsprechend schlechte Bezahlung und<br />

geringe Aufstiegschancen bieten.<br />

• <strong>Mädchen</strong> erleben zwar, dass es unterschiedliche Lebensentwürfe<br />

und Biografien von Frauen gibt, erliegen aber häufig<br />

den Versprechungen traditioneller Rollenstereotypen.<br />

• <strong>Mädchen</strong> sind widersprüchlichen Rollenerwartungen ausgesetzt:<br />

Selbstbewusst, aber auch rücksichtsvoll sollen sie<br />

sein; sexy, aber bitte sittsam; stark, aber nicht zu dominant!<br />

• <strong>Mädchen</strong> und junge Frauen sind mit einem beispiellosen<br />

Schönheitswahn konfrontiert. Dabei bieten die neuen<br />

Medien Chancen, aber zugleich einen potenziellen Ort der<br />

Ausbeutung.<br />

• <strong>Mädchen</strong> sind immer noch massiv von sexuellem innerfamiliärem<br />

Missbrauch betroffen.<br />

• <strong>Mädchen</strong> harren länger in familiären Konfliktlagen aus<br />

und holen sich <strong>–</strong> oder erhalten <strong>–</strong> später Unterstützung als<br />

Jungs, nämlich häufig erst als Jugendliche.<br />

• Psychische Auffälligkeiten, psychosomatische Beschwerden<br />

und Essstörungen sind typische <strong>Mädchen</strong>erkrankungen,<br />

die in der Pubertät zunehmen.<br />

Dies sind nur einige von vielen Gründen, warum der Blick<br />

<strong>auf</strong> die <strong>Mädchen</strong> und ihre Situation nach wie vor notwendig<br />

ist. Dabei spielen natürlich Verschränkungen mit Bildungsstatus,<br />

Armut, Behinderung, Migrationshintergrund immer<br />

auch eine Rolle. Kein <strong>Mädchen</strong> ist „nur <strong>Mädchen</strong>“!<br />

<strong>Mädchen</strong>arbeit ist also auch heute gefordert, immer wieder<br />

neue und kreative Wege zu finden, <strong>auf</strong> die besonderen<br />

Lebenslagen von <strong>Mädchen</strong> <strong>auf</strong>merksam zu machen und ihre<br />

Konzepte weiter zu entwickeln. In diesem Sinne freue ich<br />

mich, dass dieser Kongress stattfindet und in einer spannenden<br />

referatsübergreifenden Kooperation entwickelt wurde.<br />

Ganz herzlich möchte ich mich deshalb bei der Vorbereitungsgruppe<br />

bedanken: bei Gabi Reichhelm und Gabi Nuß<br />

vom Referat für Bildung und Sport, Birgit Schweimler vom<br />

Stadtjugendamt, Michaela Ausfelder von der Gleichstellungsstelle<br />

für Frauen der Landeshauptstadt München ,<br />

Heidi Kurzhals, Hanne Güntner und Elisabeth Kretschmar-<br />

Marx vom Münchner Fachforum für <strong>Mädchen</strong>arbeit. Es war<br />

eine sehr intensive Kooperation, in die viel Zeit, Hirnschmalz<br />

und Nerven geflossen sind.<br />

Ich wünsche uns allen zwei inspirierende Tage und dass wir<br />

viele Impulse für unsere Arbeit mit den <strong>Mädchen</strong> und jungen<br />

Frauen mitnehmen.<br />

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