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Uns geht's ums Ganze – Mädchen auf Identitätssuche

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„Feuchte Gebiete?“ 40 Jahre sexualpädagogische Arbeit mit <strong>Mädchen</strong><br />

37<br />

gere) erwachsene Frauen in der Pro Familia Bochum<br />

1984<br />

››<br />

Ziel im Umgang mit <strong>Mädchen</strong> in sexualpädagogischen<br />

Einzel-/ Gruppenveranstaltungen: authentisch sein, sich<br />

selbst fortbilden, um Projektionen, Überforderungen,<br />

Grenzverletzungen etc. zu vermeiden.<br />

Eigene „Berufsfeldanalyse und Weiterbildungsbedarf<br />

von SexualpädagogInnen“ an der Uni Bielefeld ergab:<br />

Die meisten SexualpädagogInnen haben als Kinder oder<br />

Jugendliche ein bis drei sexuelle Traumata erlebt.<br />

››<br />

Gefahr: Aus der Not eine Tugend machen, Kompensation<br />

durch Helfen wollen statt selbst eigene Hilfe<br />

(Therapie, Analyse) zu suchen.<br />

››<br />

Vorteil: Hohe Empathie und polit. Interessen für Veränderungen<br />

und Prävention<br />

• Sprachentwicklung („da unten“ <strong>–</strong> „Möse“ <strong>–</strong> „Feuchtgebiete“)<br />

Und: „Darüber spricht frau (nicht)“<br />

• 2. Sexualpädagogische Themenschwerpunkte<br />

und Wirkfaktoren<br />

Die Themenschwerpunkte in den vergangenen Jahren sind<br />

vielfältig. Wirkfaktoren sind neben Eigeninteresse (s.o.)<br />

unter anderem die folgenden, häufig auch in Kombination:<br />

• Politische Veränderungen (Mauerfall + Ministerwechsel)<br />

• Gesetzesentwürfe (z.B. Homosexualität, Gewalt in der Ehe)<br />

• Öffentlichkeitsdebatten (Missbrauch in Kirche und Internaten)<br />

• Medienentwicklungen (u.a. Germany`s Next Topmodel)<br />

• Literatur (z.B. A. Schwarzer, C. Roche)<br />

• Kulturelle + sexualmoralische Bewegungen (z.B. Genitalverstümmelung,<br />

Ehrenmord)<br />

• Wirtschaftliche Faktoren (Genderdebatte, Armut/Arbeitsplätze,<br />

Frauenquote)<br />

• Biologische/medizinische/umweltbedingte Faktoren<br />

(Unfruchtbarkeit, Leihmutter, künstliche Befruchtung, etc.)<br />

• 3. Alte Themen - neue Daten<br />

Eine Auswahl an aktuellen Fragen von <strong>Mädchen</strong> zu folgenden<br />

Themenbereichen:<br />

A) Selbstbefriedigung<br />

B) Stylen und operieren<br />

C) Genitalverstümmelung<br />

D) Leihmutterschaft<br />

A. Selbstbefriedigung<br />

Die meisten Praktiken des Geschlechtsverkehrs, bis hin zu<br />

Gang-Bang-Parties, werden heute öffentlich diskutiert und<br />

präsentiert. Der „Sex mit sich selbst“ dagegen findet meist<br />

noch im Tabubereich statt <strong>–</strong> auch in festen Partnerschaften.<br />

Nach neusten Untersuchungen (G. Schmidt) holen die<br />

Frauen allerdings hier <strong>auf</strong>; es ist gar von „Verdopplung“ die<br />

Rede. Die Bonner Universität nennt dazu konkrete Zahlen:<br />

86% der Frauen befriedigen sich regelmäßig selbst. Nach<br />

einer Online-Umfrage der BRAVO unter 16.000 <strong>Mädchen</strong><br />

befriedigen sich 82% von ihnen selbst.<br />

Woher kommen dann Schuld- und Schamgefühle bis hin zu<br />

Ekel? Folgende Fragen zur „ersten und häufigsten Art von<br />

Sex, die <strong>Mädchen</strong>/Frauen (und Jungen/Männer) im L<strong>auf</strong>e<br />

ihres Lebens betreiben“, zeigen Aufklärungsbedarf:<br />

• „Kann das Jungfernhäutchen dadurch platzen?“<br />

• „Kann man süchtig davon werden?“<br />

• „Vibratoren in der Wanne <strong>–</strong> sind die tödlich?“<br />

• „Kann ein Dildo etwas durchstoßen?“<br />

• „Sieht ein Frauenarzt, ob man Selbstbefriedigung macht?“<br />

• „Muss man das seinem Freund sagen?“<br />

Auch stellt sich die Frage, ob es „sozial erwünschte Antworten“<br />

gibt: Nach neuesten Untersuchungen der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (2010) sollten sich nur<br />

max. 30 Prozent der <strong>Mädchen</strong> selbst befriedigen <strong>–</strong> Tendenz<br />

gegenüber 1994 fallend!<br />

B. Stylen und operieren<br />

Seit den 1990er Jahren ist die Entfernung der Schambehaarung<br />

durch Rasieren, Lasern, Waxing etc. in USA und<br />

Europa üblich. Wurde früher der „Wildwuchs“ propagiert,<br />

wird heute die Intimrasur schon fast erwartet: Bei jungen<br />

<strong>Mädchen</strong> ist sie selbstverständlich (ca. 90%); von der Wirtschaft<br />

(z.B. Gilette) ist sie erwünscht. In den Medien (BRAVO:<br />

Girl der Woche / Playboy: Playmate des Monats) wird sie<br />

vorgezeigt und von Männern präferiert (in der Pornoindustrie<br />

schon lange) <strong>–</strong> entweder als Zeichen „sexueller Unreife“<br />

(=„ungefährlich“) oder, im Gegensatz dazu, als „sexuell<br />

emanzipiert“. Hinzu kommen kulturelle und hygienische<br />

Normen.<br />

Fakt ist, dass der Trend den „freien Blick“ ermöglicht und<br />

damit auch neue Vergleiche zwischen <strong>Mädchen</strong>/Frauen<br />

ermöglichen, die zu operativen Eingriffen (ver-) führen<br />

(Verkleinerung der Schamlippen, Aufspritzungen, Neuposi-

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