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Kondo-Effekt in Systemen mit niedriger Ladungsträgerkonzentration

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2 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

untersuchen. Die prom<strong>in</strong>enteste Entdeckung, die durch die Heliumverflüssigung möglich<br />

wurde, ist sicherlich die Supraleitung.<br />

Heute ist das Wissen über das Tieftemperaturverhalten von Festkörpern natürlich viel umfangreicher.<br />

So würde der Widerstand e<strong>in</strong>er absolut re<strong>in</strong>en Probe e<strong>in</strong>es Metalls – die man<br />

<strong>in</strong> der Realität niemals herstellen kann – tatsächlich bei Annäherung an den Temperaturnullpunkt<br />

gegen null streben. Da man aber immer <strong>mit</strong> unvermeidbaren Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

<strong>in</strong> der Probenherstellung zu kämpfen hat, kann man das experimentell nur näherungsweise<br />

beobachten. Der E<strong>in</strong>fluss der Störstellen äußert sich im Auftreten e<strong>in</strong>es konstanten<br />

Restwiderstands bei T = 0 K.<br />

Auch das Auftreten e<strong>in</strong>es Widerstandsm<strong>in</strong>imums – dessen Erklärung später J. <strong>Kondo</strong> lieferte<br />

(Kapitel 1.2) – wurde Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals <strong>in</strong><br />

nichtmagnetischen, verunre<strong>in</strong>igten Metallen nachgewiesen (beispielsweise 1934 <strong>in</strong> [9]). Diese<br />

Messungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 1.1 zu sehen. Die Divergenz, die dem M<strong>in</strong>imum folgen<br />

sollte, konnte jedoch nicht bestätigt werden. Vielmehr zeigte sich, dass der Widerstand<br />

auch <strong>in</strong> diesem Fall gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert tendiert.<br />

Dies ist bei weitem nicht das e<strong>in</strong>zige Beispiel für die Wichtigkeit der Störstellenphysik. Auch<br />

und gerade <strong>in</strong> der Halbleiterphysik kommt den durch Dotierung <strong>mit</strong> Fremdatomen gezielt<br />

e<strong>in</strong>gebrachten Verunre<strong>in</strong>igungen e<strong>in</strong>e tragende Rolle zu. Für die Herstellung von Halbleiterbauelementen<br />

ist es enorm wichtig, Materialparameter wie die <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />

und da<strong>mit</strong> auch die Leitfähigkeit kontrollieren zu können. Heutige Mikrochips wären ohne<br />

das Verständnis der Physik von Störstellen nicht denkbar, und auch mögliche Quanten-<br />

Computer hängen stark vom Verhalten von Störstellen ab, die als Quanten-Bits agieren<br />

sollen.<br />

Nicht zu vergessen ist natürlich die Bedeutung von Störstellen-Modellen für die Dynamische-Molekularfeld-Theorie<br />

(DMFT). Lösungsmethoden für Störstellen-Modelle wie die<br />

Quanten-Monte-Carlo-Simulation (QMC) und die numerische Renormierungsgruppen-<br />

Methode (NRG) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil der Anwendung dieser Theorie. Der<br />

Grundgedanke der DMFT ist es, die Korrelationsterme auf allen Gitterplätzen <strong>mit</strong> Ausnahme<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Platzes durch e<strong>in</strong>e Selbstenergie zu ersetzen. Diese Abbildung führt<br />

also auf e<strong>in</strong> effektives Störstellen-Modell, welches <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em sogenannten Impurity-Solver<br />

wie der NRG gelöst werden muss. So erhält man allerd<strong>in</strong>gs nur theoretisch die Lösung<br />

des Gitterproblems, da man ja die korrekte Selbstenergie kennen muss, bevor man die<br />

Abbildung auf das effektive Störstellen-Modell vornehmen kann. Diese ist aber nicht<br />

bekannt, weshalb die DMFT noch e<strong>in</strong>e Selbstkonsistenzbed<strong>in</strong>gung benötigt. Man beg<strong>in</strong>nt<br />

also <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er guten Schätzung der Selbstenergie, löst das resultierende Störstellenproblem,<br />

erhält daraus e<strong>in</strong>e neue Selbstenergie und nutzt diese dann als E<strong>in</strong>gabegröße für<br />

die erneute Reduzierung des Gitterproblems. Dies wiederholt man so lange, bis sich die<br />

Selbstenergie des Problems bei e<strong>in</strong>er vorher festgelegten Genauigkeit nicht mehr ändert.<br />

Aus der Selbstenergie lassen sich anschließend die Greensfunktion des Problems und da<strong>mit</strong><br />

weitere Größen berechnen.<br />

Die korrekte Beschreibung von Störstellen ist <strong>in</strong> der Festkörperphysik also von großer Wichtigkeit.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Modellsystem, dem<br />

Störstellen-Anderson-Modell, das <strong>in</strong> der Lage ist, den oben erwähnten <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>mit</strong><br />

vergleichsweise e<strong>in</strong>fachen Mitteln zu erklären.

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