Kondo-Effekt in Systemen mit niedriger Ladungsträgerkonzentration
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Robert Hager<br />
<strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />
<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />
∆(ω )<br />
δ<br />
-1<br />
1<br />
ω<br />
Universität Augsburg
<strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />
<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />
von<br />
Robert Hager<br />
Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades<br />
Diplom-Physiker (Univ.)<br />
vorgelegt an der<br />
Universität Augsburg<br />
am 31. Oktober 2007<br />
angefertigt am Lehrstuhl<br />
Theoretische Physik III<br />
Elektronische Korrelationen und Magnetismus<br />
Institut für Physik<br />
Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät<br />
Universität Augsburg
E<strong>in</strong> herzliches Dankeschön gilt all denjenigen, die mir bei der Anfertigung<br />
dieser Diplomarbeit <strong>mit</strong> Rat und Tat stets hilfreich zur Seite standen.<br />
Insbesondere möchte ich mich bei me<strong>in</strong>em Betreuer Ralf Bulla und<br />
Hyung-Jung Lee bedanken, die jederzeit bereit waren, sich me<strong>in</strong>en Fragen<br />
zu stellen. Danke auch an Dieter Vollhardt, der mich im 6. Semester<br />
durch e<strong>in</strong> Praktikum während der Semesterferien an se<strong>in</strong>en Lehrstuhl<br />
gelockt hat, und an alle me<strong>in</strong>e Kollegen dort. Auch me<strong>in</strong> Kommilitone<br />
Peter Siegle hatte stets e<strong>in</strong> offenes Ohr, wenn ich vor Problemen stand.<br />
E<strong>in</strong>e große Hilfe war Arm<strong>in</strong> Stempfle, der <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en L A TEX-Kenntnissen<br />
die äußere Ersche<strong>in</strong>ung me<strong>in</strong>er Diplomarbeit entscheidend geprägt hat.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
III<br />
1 E<strong>in</strong>führung 1<br />
1.1 Bedeutung von Störstellen-Modellen <strong>in</strong> der Festkörperphysik . . . . . . . . . 1<br />
1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2 Vorbereitung der NRG 13<br />
2.1 Renormierungsgruppen-Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.2.1 Transformation von H bath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
2.2.2 Transformation von H imp−bath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
3 Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode 29<br />
3.1 Iterative Diagonalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.1.1 Renormierungsgruppen-Transformation des Störstellen-Anderson-<br />
Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.1.2 Diagonalisierung der H N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG . . . . . . . . . . . 33<br />
3.2.1 Grundkonzept der thermodynamischen Berechnungen . . . . . . . . 33<br />
III
IV<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
3.2.2 Freie Energie, Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur . . . . . . . . . . . . 35<br />
3.2.3 Wärmekapazität und Koeffizient der spezifischen Wärme . . . . . . . 39<br />
3.2.4 <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment und Suszeptibilität . . . . . . . . . 40<br />
3.2.5 Das Wilson-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
3.2.6 Die Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4 Ergebnisse der NRG 49<br />
4.1 Überprüfung der Kettenparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
4.1.1 Vorstellung der verwendeten Hybridisierungsfunktionen . . . . . . . 49<br />
4.1.2 Nicht-verschobenes Leitungsband (δ = 0) . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
4.1.3 Verschobenes Leitungsband (δ > 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
4.2 Physikalische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
4.2.1 Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
4.2.2 Koeffizient der spezifischen Wärme, magnetisches Moment und<br />
Wilson-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
4.2.3 Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . 80<br />
5 Alternative Methoden 87<br />
5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
5.1.1 Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
5.1.2 Anwendung auf e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband . . . . . . . . . . . . 89<br />
5.2 Renormierte Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
5.2.1 Idee der renormierten Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
5.2.2 Berechnung der renormierten Parameter für das Störstellen-<br />
Anderson-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
5.2.3 Ergebnisse der renormierten Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
6 Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 103<br />
A Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten 107
INHALTSVERZEICHNIS<br />
V<br />
B Nebenrechnungen zu Kapitel 2 111<br />
B.1 Berechnung der Dispersion g (ε) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />
B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
B.3 Wellenpakete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />
C Nebenrechnungen zu Kapitel 3 117<br />
C.1 Details der iterativen Diagonalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />
C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation . . . . . . . . . . . . . 122<br />
C.2.1 Lagrange-Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />
C.2.2 Anwendung der Lagrange-Interpolation: Numerische Ableitung . . . 124<br />
C.2.3 Anwendung auf die Thermodynamik des Störstellen-Anderson-<br />
Modells und Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />
C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />
D Ergänzungen zu Kapitel 4 129<br />
Literaturverzeichnis 131
Kapitel 1<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Um diese Arbeit <strong>in</strong> den richtigen Zusammenhang zu stellen, werden vor der Behandlung<br />
ihrer eigentlichen Aufgabenstellung noch e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>ere Themen angesprochen. Der<br />
große physikalische Rahmen, <strong>in</strong> dem die Behandlung des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s steht, ist die Physik<br />
von Störstellen. Ihre Bedeutung soll daher zuerst erläutert werden. Es folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Rückblick auf die Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s und des <strong>Kondo</strong>-Problems und auf die<br />
ersten Schritte zur Lösung desselben. Die E<strong>in</strong>leitung schließen e<strong>in</strong>e experimentelle Motivation<br />
der vorliegenden theoretischen Untersuchung sowie e<strong>in</strong>e Diskussion der verwendeten<br />
Maße<strong>in</strong>heiten ab.<br />
1.1 Bedeutung von Störstellen-Modellen <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />
Störstellen oder Unre<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Festkörperphysik e<strong>in</strong> alltägliches Phänomen, dem<br />
man sich kaum entziehen kann. Egal ob man <strong>mit</strong> unvermeidbaren Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Proben<br />
oder <strong>mit</strong> gezielt e<strong>in</strong>gebrachten Störstellen konfrontiert ist, man muss um ihre Auswirkungen<br />
auf die Eigenschaften des re<strong>in</strong>en Systems wissen. Kle<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igungen bewirken<br />
unter Umständen nur leichte Abweichungen von den Eigenschaften des re<strong>in</strong>en Systems, sie<br />
können aber auch das Verhalten des Systems vollständig verändern und neue <strong>Effekt</strong>e erzeugen.<br />
Nach Beispielen für beide Fälle muss man nicht lange suchen.<br />
Schon zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts beschäftigte das Verhalten des elektrischen Widerstands<br />
von Metallen viele Physiker [3]. Es existierten verschiedene Me<strong>in</strong>ungen, was der<br />
Grenzwert für Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts sei. Der Widerstand re<strong>in</strong>er<br />
Proben könnte für T → 0 gegen 0 streben oder aber gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert größer als<br />
null. Er könnte allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum durchlaufen um anschließend zu divergieren.<br />
Da solch tiefe Temperaturen, bei denen Experimente sichere Rückschlüsse auf das Tieftemperaturverhalten<br />
des Widerstands zulassen, lange Zeit im Labor nicht erzeugt werden<br />
konnten, blieb die Frage ungeklärt bis Heike Kammerl<strong>in</strong>gh Onnes an der Universität Leiden<br />
die Heliumverflüssigung bei 4.2 K gelang. Forscher konnten <strong>in</strong> Folge dieser Entwicklung <strong>in</strong><br />
immer tiefere Temperaturbereiche vorstoßen und auch den elektrischen Widerstand weiter<br />
1
2 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
untersuchen. Die prom<strong>in</strong>enteste Entdeckung, die durch die Heliumverflüssigung möglich<br />
wurde, ist sicherlich die Supraleitung.<br />
Heute ist das Wissen über das Tieftemperaturverhalten von Festkörpern natürlich viel umfangreicher.<br />
So würde der Widerstand e<strong>in</strong>er absolut re<strong>in</strong>en Probe e<strong>in</strong>es Metalls – die man<br />
<strong>in</strong> der Realität niemals herstellen kann – tatsächlich bei Annäherung an den Temperaturnullpunkt<br />
gegen null streben. Da man aber immer <strong>mit</strong> unvermeidbaren Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
<strong>in</strong> der Probenherstellung zu kämpfen hat, kann man das experimentell nur näherungsweise<br />
beobachten. Der E<strong>in</strong>fluss der Störstellen äußert sich im Auftreten e<strong>in</strong>es konstanten<br />
Restwiderstands bei T = 0 K.<br />
Auch das Auftreten e<strong>in</strong>es Widerstandsm<strong>in</strong>imums – dessen Erklärung später J. <strong>Kondo</strong> lieferte<br />
(Kapitel 1.2) – wurde Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals <strong>in</strong><br />
nichtmagnetischen, verunre<strong>in</strong>igten Metallen nachgewiesen (beispielsweise 1934 <strong>in</strong> [9]). Diese<br />
Messungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 1.1 zu sehen. Die Divergenz, die dem M<strong>in</strong>imum folgen<br />
sollte, konnte jedoch nicht bestätigt werden. Vielmehr zeigte sich, dass der Widerstand<br />
auch <strong>in</strong> diesem Fall gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert tendiert.<br />
Dies ist bei weitem nicht das e<strong>in</strong>zige Beispiel für die Wichtigkeit der Störstellenphysik. Auch<br />
und gerade <strong>in</strong> der Halbleiterphysik kommt den durch Dotierung <strong>mit</strong> Fremdatomen gezielt<br />
e<strong>in</strong>gebrachten Verunre<strong>in</strong>igungen e<strong>in</strong>e tragende Rolle zu. Für die Herstellung von Halbleiterbauelementen<br />
ist es enorm wichtig, Materialparameter wie die <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />
und da<strong>mit</strong> auch die Leitfähigkeit kontrollieren zu können. Heutige Mikrochips wären ohne<br />
das Verständnis der Physik von Störstellen nicht denkbar, und auch mögliche Quanten-<br />
Computer hängen stark vom Verhalten von Störstellen ab, die als Quanten-Bits agieren<br />
sollen.<br />
Nicht zu vergessen ist natürlich die Bedeutung von Störstellen-Modellen für die Dynamische-Molekularfeld-Theorie<br />
(DMFT). Lösungsmethoden für Störstellen-Modelle wie die<br />
Quanten-Monte-Carlo-Simulation (QMC) und die numerische Renormierungsgruppen-<br />
Methode (NRG) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil der Anwendung dieser Theorie. Der<br />
Grundgedanke der DMFT ist es, die Korrelationsterme auf allen Gitterplätzen <strong>mit</strong> Ausnahme<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Platzes durch e<strong>in</strong>e Selbstenergie zu ersetzen. Diese Abbildung führt<br />
also auf e<strong>in</strong> effektives Störstellen-Modell, welches <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em sogenannten Impurity-Solver<br />
wie der NRG gelöst werden muss. So erhält man allerd<strong>in</strong>gs nur theoretisch die Lösung<br />
des Gitterproblems, da man ja die korrekte Selbstenergie kennen muss, bevor man die<br />
Abbildung auf das effektive Störstellen-Modell vornehmen kann. Diese ist aber nicht<br />
bekannt, weshalb die DMFT noch e<strong>in</strong>e Selbstkonsistenzbed<strong>in</strong>gung benötigt. Man beg<strong>in</strong>nt<br />
also <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er guten Schätzung der Selbstenergie, löst das resultierende Störstellenproblem,<br />
erhält daraus e<strong>in</strong>e neue Selbstenergie und nutzt diese dann als E<strong>in</strong>gabegröße für<br />
die erneute Reduzierung des Gitterproblems. Dies wiederholt man so lange, bis sich die<br />
Selbstenergie des Problems bei e<strong>in</strong>er vorher festgelegten Genauigkeit nicht mehr ändert.<br />
Aus der Selbstenergie lassen sich anschließend die Greensfunktion des Problems und da<strong>mit</strong><br />
weitere Größen berechnen.<br />
Die korrekte Beschreibung von Störstellen ist <strong>in</strong> der Festkörperphysik also von großer Wichtigkeit.<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Modellsystem, dem<br />
Störstellen-Anderson-Modell, das <strong>in</strong> der Lage ist, den oben erwähnten <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>mit</strong><br />
vergleichsweise e<strong>in</strong>fachen Mitteln zu erklären.
1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s 3<br />
1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s<br />
E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des spezifischen Widerstands wurde seit se<strong>in</strong>er Entdeckung <strong>in</strong> Gold durch<br />
de Haas et al. [9] auch bei vielen weiteren Materialien gefunden. Diese weisen Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
auf, weshalb sie unter der Bezeichnung „dilute magnetic alloys“ , also verdünnte magnetische<br />
Legierungen, zusammengefasst werden. Der Hauptbestandteil dieser Legierungen<br />
ist e<strong>in</strong> nicht-magnetisches Metall wie zum Beispiel Kupfer, Silber oder Gold. Beigemischt<br />
ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Konzentration e<strong>in</strong> magnetisches Metall wie Chrom oder Eisen.<br />
De Haas und se<strong>in</strong>e Koautoren wiesen <strong>in</strong> ihrer Arbeit von 1934 [9] sogar explizit darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass die von ihnen untersuchte Gold-Probe „nicht sehr re<strong>in</strong>“ (engl.: „not very pure“)<br />
sei. Die Verunre<strong>in</strong>igung wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Anteil von weniger als 10 −4 % angegeben. Die<br />
Ergebnisse der durchgeführten Messungen – Abbildung 1.1 zeigt die veröffentlichten Daten<br />
– s<strong>in</strong>d klar, sie weisen e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des Widerstands bei ungefähr 3.7 K auf. Da die tiefste<br />
gemessene Temperatur immerh<strong>in</strong> noch circa 1.6 K betrug, folgte 1938 e<strong>in</strong>e Veröffentlichung<br />
derselben Autoren [10], die die Widerstandsmessungen an Au bis 0.2 K ausdehnte. Der<br />
tiefere Grund für das Auftreten des Widerstandsm<strong>in</strong>imums war de Haas zum damaligen<br />
Zeitpunkt nicht bekannt. Es war auf Basis der vorhandenen Theorien nicht erklärbar.<br />
Betrachtet man Abbildung 1.2, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> starker Anstieg von R(T) zu erkennen ist, so<br />
ist es auch verständlich, warum er und se<strong>in</strong>e Kollegen zu der nach heutigem Wissensstand<br />
falschen Annahme gelangten, dass der Widerstand für T → 0 divergieren sollte.<br />
Noch fast dreißig weitere Jahre verg<strong>in</strong>gen, bis Jun <strong>Kondo</strong> 1964 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit „Resistance<br />
M<strong>in</strong>imum <strong>in</strong> Dilute Magnetic Alloys“ [17] e<strong>in</strong>e Erklärung des M<strong>in</strong>imums lieferte. Zuvor<br />
mussten allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>ige Erkenntnisse gewonnen werden. Beispielsweise stellten B.<br />
Knook und G. J. van den Berg 1960 fest, dass das Auftreten des Widerstandsm<strong>in</strong>imums <strong>in</strong><br />
nichtmagnetischen Metallen durch das Vorhandense<strong>in</strong> von Verunre<strong>in</strong>igungen bed<strong>in</strong>gt wird<br />
[15]. Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich, dass die Lage und Form des M<strong>in</strong>imums von der Konzentration<br />
der Verunre<strong>in</strong>igungen abhängt und dass die magnetische Suszeptibilität immer dann<br />
Curie-Verhalten (χ ∼ 1 T<br />
) zeigt, wenn man auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des Widerstands beobachtet<br />
[17]. Gehorcht χ(T) e<strong>in</strong>em Curie-Gesetz, ist dies e<strong>in</strong> deutliches Anzeichen für die Existenz<br />
lokalisierter magnetischer Momente. Zwei experimentelle Befunde bildeten <strong>Kondo</strong>s<br />
Ausgangspunkt. Die Temperatur T m<strong>in</strong> , bei der das Widerstandsm<strong>in</strong>imum auftritt, hängt<br />
von der Konzentration c imp der Verunre<strong>in</strong>igungen nur schwach <strong>mit</strong> c 1/5<br />
imp<br />
ab. Meist liegt<br />
T m<strong>in</strong> zwischen 10 und 20 K, e<strong>in</strong>er Temperatur viel größer als die Austauschwechselwirkung<br />
zwischen den lokalisierten Sp<strong>in</strong>s der Störstellen. Weiterh<strong>in</strong> zeigten die verfügbaren<br />
experimentellen Daten, dass die relative Tiefe des M<strong>in</strong>imums – also ρ(T=0)−ρ(T m<strong>in</strong>)<br />
ρ(T=0)<br />
– von<br />
der Störstellenkonzentration unabhängig war. Daraus folgerte er, dass die Wechselwirkung<br />
der Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>mit</strong> den Leitungselektronen das Widerstandsm<strong>in</strong>imum hervorrufen<br />
musste und nicht etwa e<strong>in</strong>e Wechselwirkung der Störstellen untere<strong>in</strong>ander.<br />
Zur Berechnung des Widerstands nutzte <strong>Kondo</strong> das s-d-Modell, heute auch als <strong>Kondo</strong>-<br />
Modell bezeichnet, das die Wechselwirkung e<strong>in</strong>es nicht-wechselwirkenden Elektronensystems<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong> beschreibt. Das Besondere daran ist, dass <strong>in</strong> diesem Modell<br />
der Sp<strong>in</strong>freiheitsgrad der Streuzentren ausdrücklich <strong>mit</strong> berücksichtigt wird. Untersuchun-
4 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Abbildung 1.1: Widerstand von Au zwischen 1 K und 5 K (aus [9]); aufgetragen ist<br />
10 4 R(T)<br />
R(T=0 ◦ C) .<br />
Abbildung 1.2: Widerstand von Au zwischen 0.2 K und 1.2 K (aus [10]).
1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell 5<br />
gen von Streuzentren ohne Sp<strong>in</strong>freiheitsgrad waren nämlich nicht <strong>in</strong> der Lage, die beschriebenen<br />
Experimente zu erklären. In [13] ist das s-d-Modell <strong>in</strong> folgender Form gegeben:<br />
H s−d = ∑ ε k c † kσ c kσ + ∑ (<br />
)]<br />
J kk ′<br />
[S + c † k↓ c k ′ ↑ + S − c † k↑ c k ′ ↓ + S z c † k↑ c k ′ ↑ − c † k↓ c k ′ ↓ . (1.1)<br />
kσ<br />
kk ′<br />
Die Operatoren c (†)<br />
kσ<br />
erzeugen beziehungsweise vernichten e<strong>in</strong> Leitungselektron <strong>mit</strong> Impuls k<br />
und Sp<strong>in</strong> σ, S + und S − s<strong>in</strong>d die üblichen Leiteroperatoren e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>s S und S z ist dessen<br />
z-Komponente. Häufig wird dieser Hamilton-Operator durch die Wahl J kk ′ ≡ J vere<strong>in</strong>facht.<br />
Der Widerstand lässt sich durch Untersuchung der Streuung der Leitungselektronen an den<br />
Störstellen <strong>mit</strong> Hilfe der zweiten Bornschen Näherung bestimmen, e<strong>in</strong>er Störungsentwicklung<br />
bis zur dritten Ordnung <strong>in</strong> J. Diese ergibt e<strong>in</strong>en Beitrag zum spezifischen Widerstand<br />
ρ(T) der Form const. + const. log T. Diese Beiträge summieren sich zusammen <strong>mit</strong> dem<br />
Widerstand des Ionengitters und dem Widerstand aufgrund des Störstellenpotentials zu<br />
folgender phänomenologischen Formel des spezifischen Widerstandes:<br />
ρ(T) = aT 5 + c imp ρ 0 − c imp ρ 1 log T . (1.2)<br />
Der erste Summand ergibt sich aus der Streuung der Leitungselektronen an den Phononenanregungen<br />
des Gitters, der zweite aus der sp<strong>in</strong>unabhängigen Potentialstreuung an<br />
den Störstellen und dem temperaturunabhängigen Anteil der sp<strong>in</strong>abhängigen Streuung.<br />
Der dritte Summand schließlich, dessen Vorfaktor ρ 1 proportional zu J ist, erklärt das<br />
Widerstandsm<strong>in</strong>imum für negative Werte von J 1 . Mit dieser Formel konnte <strong>Kondo</strong> die<br />
gemessenen Widerstandskurven erfolgreich erklären.<br />
Doch <strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>s Erklärung gab es immer noch Schwierigkeiten, die später als <strong>Kondo</strong>-<br />
Problem bezeichnet wurden. Denn <strong>in</strong> der Störungsentwicklung des s-d-Modells treten sowohl<br />
im spezifischen Widerstand als auch <strong>in</strong> allen anderen <strong>mit</strong> der Bornschen Näherung<br />
berechneten Größen logarithmische Terme auf, die für T → 0 divergieren. Dies war <strong>in</strong>sofern<br />
nicht zufriedenstellend, als <strong>in</strong> Experimenten der Widerstand bei immer tieferen Temperaturen<br />
gemessen werden konnte und so<strong>mit</strong> klar wurde, dass er nicht divergiert, sondern<br />
für T → 0 e<strong>in</strong>en endlichen Wert erreicht. Versuche, dieses Problem durch die selektive<br />
Berücksichtigung von Termen höherer Ordnung zu lösen, führten allerd<strong>in</strong>gs bei antiferromagnetischem<br />
J lediglich zu e<strong>in</strong>er Divergenz bei e<strong>in</strong>er Temperatur T K > 0, der sogenannten<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur [13]. Zur Lösung des <strong>Kondo</strong>-Problems wurde <strong>in</strong>folgedessen nach nichtperturbativen<br />
Techniken zur Berechnung dieser Größen gesucht. E<strong>in</strong>e dieser Techniken ist<br />
die von K. G. Wilson entwickelte Numerische Renormierungsgruppenmethode (NRG) [26].<br />
Angewendet auf das Störstellen-Anderson-Modell ist sie e<strong>in</strong> Hauptbestandteil der vorliegenden<br />
Arbeit.<br />
1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell<br />
Das Störstellen-Anderson-Modell wurde 1961 von P. W. Anderson [1] zur Beschreibung<br />
lokalisierter magnetischer Störstellen <strong>in</strong> Metallen e<strong>in</strong>geführt. Ziel der Untersuchung dieses<br />
1 In [17] bedeutet J < 0 antiferromagnetische und J > 0 ferromagnetische Kopplung zwischen Leitungselektronen<br />
und Störstellensp<strong>in</strong>, <strong>in</strong> [13] ist es umgekehrt.
6 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Hamilton-Operators war es, die Bed<strong>in</strong>gungen zu erforschen, die vorliegen müssen, da<strong>mit</strong><br />
die gelösten Ionen – also die Störstellen – <strong>in</strong> der verdünnten magnetischen Legierung lokalisierte<br />
magnetische Momente aufweisen. Da Andersons Modell später zum Beispiel im<br />
Zusammenspiel <strong>mit</strong> der NRG die dem <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> zugrunde liegende Physik sehr gut<br />
erklären konnte, war diese Forschungsarbeit e<strong>in</strong> großer Schritt vorwärts.<br />
Der zentrale Punkt <strong>in</strong> Andersons Argumentation ist die Wechselwirkung, die letztlich zur<br />
Ausbildung e<strong>in</strong>es magnetischen Zustands <strong>in</strong> den Verunre<strong>in</strong>igungsatomen führen kann. Ausgehend<br />
von der Annahme, dass sich die für den Magnetismus <strong>in</strong> Frage kommenden Elektronen<br />
– d- oder f-Elektronen der gelösten Ionen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Elektronenschale bef<strong>in</strong>den<br />
und ihre Wellenfunktionen orthogonal zu den Wannier-Funktionen der Leitungselektronen<br />
seien, führt er die Coulomb-Abstoßung zweier Elektronen, die eben diese Zustände besetzen,<br />
explizit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Modell-Hamilton-Operator e<strong>in</strong>. Dies ist <strong>in</strong>sofern nachzuvollziehen,<br />
als Elektronen <strong>in</strong> diesen <strong>in</strong>neren Schalen stark an der Störstelle lokalisiert s<strong>in</strong>d und so<strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>e weit größere elektrostatische Abstoßung erfahren als zwei frei bewegliche Elektronen<br />
des Leitungsbandes, die sich stets ausweichen können. Der von Anderson <strong>in</strong> Hartree-Fock-<br />
Näherung untersuchte Hamilton-Operator bildet den Ausgangspunkt dieser Arbeit:<br />
H SIAM = H imp + H bath + H imp−bath . (1.3)<br />
Die Abkürzung SIAM steht für den im Englischen gebräuchlichen Namen des Modells,<br />
„S<strong>in</strong>gle-Impurity Anderson Model“. Die e<strong>in</strong>zelnen Anteile von H SIAM s<strong>in</strong>d gegeben durch:<br />
H imp = ∑ σ<br />
ε f f † σf σ + Uf † ↑ f ↑f † ↓ f ↓ ,<br />
H bath = ∑ kσ<br />
H imp−bath = ∑ kσ<br />
ε k c † kσ c kσ ,<br />
V k<br />
(f † σ c kσ + c † kσ f σ<br />
)<br />
. (1.4)<br />
Hierbei erzeugen beziehungsweise vernichten die Operatoren c (†)<br />
kσ<br />
e<strong>in</strong> Elektron im Leitungsband<br />
<strong>mit</strong> Sp<strong>in</strong> σ und Energie ε k , die Operatoren f σ<br />
(†) h<strong>in</strong>gegen erzeugen oder vernichten<br />
e<strong>in</strong> Elektron an der Störstelle. Der Parameter U quantifiziert die Coulombwechselwirkung<br />
zwischen zwei Teilchen entgegengesetzten Sp<strong>in</strong>s, die sich beide an der Störstelle bef<strong>in</strong>den.<br />
Die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren gehorchen den fermionischen Standardvertauschungsrelationen.<br />
Anderson gibt zur Erklärung der Herkunft des Abstoßungsterms<br />
auch e<strong>in</strong>e Bestimmungsgleichung für U an:<br />
∫ ∣∣φd<br />
U = (r 1 ) ∣ 2∣ ∣ φd (r 2 ) ∣ 2 e 2<br />
∣<br />
∣ r1 − r 2 d 3 r 1 d 3 r 2 . (1.5)<br />
Die Integration erfolgt über den gesamten Raum. Die Wellenfunktion φ d ist die e<strong>in</strong>es Elektrons<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Schale der Störstelle. Da<strong>mit</strong> ist die Verb<strong>in</strong>dung des Wechselwirkungsterms<br />
<strong>in</strong> H imp zur Coulomb-Wechselwirkung hergestellt. In den folgenden Kapiteln ist U<br />
jedoch lediglich e<strong>in</strong> Parameter, der nicht an spezielle Atome angepasst ist. Der Störstellenanteil<br />
des Hamilton-Operators besteht da<strong>mit</strong> <strong>in</strong>sgesamt aus e<strong>in</strong>em Platz <strong>mit</strong> Energie
1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell 7<br />
Störstelle<br />
U<br />
ε f<br />
V<br />
Leitungsband<br />
Abbildung 1.3: Schematische Darstellung des Störstellen-Anderson-Modells.<br />
ε f , der <strong>mit</strong> zwei Teilchen besetzt werden kann, und der elektrostatischen Abstoßung, die<br />
nur dann e<strong>in</strong>en Beitrag zur Energie e<strong>in</strong>es Zustandes liefert, wenn das Störstellenniveau<br />
doppelt besetzt ist. Der zweite Term H bath steht für die Elektronen im Leitungsband.<br />
Sie werden durch e<strong>in</strong> System nicht-wechselwirkender Elektronen <strong>mit</strong> Dispersionsrelation<br />
ε k beschrieben, was sich zur Erklärung des beobachteten Magnetismus auch als vollkommen<br />
ausreichend erweist. Der letzte Term <strong>in</strong> Andersons Modell ist die Hybridisierung von<br />
Leitungs- und Störstellenelektronen H imp−bath . Er koppelt die Zustände der Störstelle an<br />
die Zustände des Leitungsbandes. Die Stärke dieser Kopplung kann explizit vom Impuls k<br />
abhängen. Häufig wird aber vere<strong>in</strong>fachend V k ≡ V angenommen. Anschaulich ermöglicht<br />
dieser Term e<strong>in</strong> Hüpfen von Elektronen zwischen Verunre<strong>in</strong>igungsatom und Leitungsband.<br />
Anderson rechtfertigt <strong>in</strong> [1] die Behandlung der Störstelle als lokalisierten Zustand anstatt<br />
als e<strong>in</strong>faches Streupotential, das auf das freie Elektronensystem wirkt, da<strong>mit</strong>, dass<br />
die Korrelationseffekte des U-Terms und des Hybridisierungsterms e<strong>in</strong>e wesentlich größere<br />
Auswirkung auf das Störstellenniveau haben als auf das Leitungsband. Dieses Argument<br />
ist anschaulich leicht e<strong>in</strong>zusehen, da das Leitungsband e<strong>in</strong> sehr viel größeres System darstellt<br />
als die Störstelle. Die schematische Darstellung des Anderson-Modells <strong>in</strong> Abbildung<br />
1.3 macht diese Situation deutlich. Wegen der Mobilität der Leitungselektronen kann sich<br />
die Wechselwirkung <strong>mit</strong> den lokalisierten Zuständen auf das gesamte Leitungsband und<br />
da<strong>mit</strong> auf sehr viele Freiheitsgrade verteilen, während die Verunre<strong>in</strong>igung lediglich die vier<br />
Zustände ∣ ∣ 0<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↑<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↓<br />
〉<br />
und<br />
∣ ∣ ↑↓<br />
〉<br />
e<strong>in</strong>nehmen kann. Demnach ist die Wechselwirkung<br />
für das Leitungsband bezogen auf e<strong>in</strong> Leitungselektron im Impulsraum kle<strong>in</strong>. Im Ortsraum<br />
ergibt sich auch für die Leitungselektronen e<strong>in</strong> großer <strong>Effekt</strong>, jedoch nur solange sie sich <strong>in</strong><br />
un<strong>mit</strong>telbarer Nähe zur Störstelle bef<strong>in</strong>den.<br />
Um <strong>mit</strong> dem Modell (1.3) etwas vertrauter zu werden, ist es hilfreich, e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Überlegungen<br />
anzustellen. Zunächst sollte man e<strong>in</strong>e Vorstellung davon gew<strong>in</strong>nen, wie die <strong>in</strong><br />
H SIAM enthaltenen Wechselwirkungen die Ausbildung e<strong>in</strong>es freien magnetischen Moments
8 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
der Störstelle begünstigen beziehungsweise dieses zerstören. Außerdem lassen sich drei e<strong>in</strong>fache<br />
Grenzfälle des Modells <strong>in</strong>tuitiv verstehen. Hier sollen nun P. W. Andersons Gedanken<br />
kurz erläutert werden. Die Störstelle kann <strong>mit</strong> maximal zwei Elektronen besetzt werden.<br />
Bei e<strong>in</strong>facher Besetzung trägt sie den Anteil ε f zur Gesamtenergie des Systems bei. Wegen<br />
der Coulomb-Abstoßung U ist dieser Anteil bei Doppeltbesetzung nicht e<strong>in</strong>fach 2ε f , sondern<br />
2ε f +U. Liegt nun ε f unter der Fermikante und 2ε f +U darüber, sorgt also der U-Term<br />
dafür, dass die Störstelle bei nicht zu hohen Temperaturen höchstens e<strong>in</strong>fach besetzt ist<br />
und da<strong>mit</strong> pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong> magnetisches Moment haben könnte. Die Hybridisierung <strong>mit</strong> dem<br />
Leitungsband wirkt dem Coulomb-Term dadurch entgegen, dass sie die Fluktutation des<br />
Sp<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es Störstellen-Elektrons ermöglicht und so e<strong>in</strong> eventuelles magnetisches Moment<br />
unterdrückt. Diese Fluktuationen werden verständlicherweise umso stärker, je größer die<br />
Zustandsdichte des Leitungsbandes ist. Da<strong>mit</strong> ist klar, dass die Stärke der Hybridisierung<br />
und die Zustandsdichte der Leitungselektronen entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die Ausbildung<br />
lokalisierter magnetischer Momente haben. Es ist dann das Zusammenspiel aller Modellparameter,<br />
das das tatsächliche Verhalten des Systems bestimmt.<br />
Nachdem nun der E<strong>in</strong>fluss der e<strong>in</strong>zelnen Terme von (1.3) geklärt ist, hilft es, drei Grenzfälle<br />
des Systems zu untersuchen. Diese s<strong>in</strong>d<br />
a) der Free-Orbital-Grenzfall (FO),<br />
b) der Local-Moment-Grenzfall (LM) und<br />
c) der Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall (SC).<br />
Der FO-Grenzfall liegt vor, wenn man sowohl U = 0 als auch V = 0 wählt. Nun stellt<br />
die Störstelle lediglich e<strong>in</strong> freies Orbital <strong>mit</strong> Energie ε f zusätzlich zum Leitungsband dar.<br />
E<strong>in</strong>e Wechselwirkung existiert hier nicht. Den LM-Grenzfall erhält man bei sehr kle<strong>in</strong>em V<br />
und gleichzeitig sehr großem U. Liegt ε f unter der Fermienergie ε F , dann ist die Störstelle<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Elektron <strong>mit</strong> Sp<strong>in</strong> σ besetzt, da die Gesamtenergie bei Doppeltbesetzung <strong>mit</strong><br />
2ε f +U weit über der Fermikante liegt. Die Hybridisierung ist nicht stark genug, um durch<br />
Sp<strong>in</strong>fluktuationen die Ausbildung e<strong>in</strong>es magnetischen Moments des Störstellen-Elektrons<br />
zu unterb<strong>in</strong>den. Ist h<strong>in</strong>gegen V ≫ U, so sorgt die starke Hybridisierung dafür, dass die<br />
Störstelle ke<strong>in</strong> magnetisches Moment entwickeln kann.<br />
H. R. Krishna-murthy et al. [18] und K. G. Wilson [26] fanden <strong>mit</strong> Hilfe der NRG heraus,<br />
dass sich das Anderson-Modell abhängig von der Temperatur ähnlich wie diese Grenzfälle<br />
verhält und schließlich für T → 0 dem Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall entspricht. Startet man<br />
von T > 0 und dem FO-Verhalten und senkt dann die Temperatur, so beobachtet man je<br />
nach Wahl der Modellparameter zunächst e<strong>in</strong>en Übergang zum LM-Verhalten <strong>mit</strong> anschließendem<br />
Übergang zum SC-Grenzfall bei der <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K – <strong>in</strong> diesem Fall zeigt<br />
das System <strong>Kondo</strong>-Verhalten – oder e<strong>in</strong>en direkten Übergang vom FO- zum SC-Grenzfall.<br />
Die obigen Überlegungen Andersons konnten skizzieren, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen die<br />
Störstelle <strong>in</strong> Wechselwirkung <strong>mit</strong> dem Elektronenbad magnetisch wird. Die Ergebnisse se<strong>in</strong>er<br />
Berechnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abbildungen 1.4 und 1.5 illustriert. Abbildung 1.5 zeigt e<strong>in</strong><br />
Phasendiagramm der Störstelle. Auf der x-Achse ist das <strong>mit</strong> π multiplizierte Verhältnis<br />
zwischen Hybridisierung ∆ – bei Anderson def<strong>in</strong>iert als ∆ = π 〈 V 2〉 ρ(ε) – und Coulomb-<br />
Abstoßung U (y = ∆ U ), auf der y-Achse ist der Parameter x = ε F −ε f<br />
U<br />
aufgetragen. Die
1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation 9<br />
Abbildung 1.4: Besetzung des Störstellenniveaus<br />
aus P. W. Andersons selbstkonsistenter<br />
Hartree-Fock-Rechnung<br />
(aus [1]), oben: x = ε F −ε f<br />
U<br />
= 1 2 , unten:<br />
x = 1 4 , y = ∆ U .<br />
Abbildung 1.5: Übergangskurve zwischen<br />
magnetischem und nichtmagnetischem<br />
Zustand <strong>in</strong> Abhängigkeit der Parameter<br />
y und x (aus [1]).<br />
Besetzung der Störstelle ist h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> Abbildung 1.4 gezeigt. Man erkennt, dass ab e<strong>in</strong>em<br />
gewissen Wert von y die Besetzungen für beide Sp<strong>in</strong>richtungen gleich s<strong>in</strong>d und so<strong>mit</strong><br />
ke<strong>in</strong> Magnetismus auftreten kann. Allerd<strong>in</strong>gs ist hier anzumerken, dass die ungleichmäßige<br />
Besetzung der Störstelle <strong>mit</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> Artefakt der von Anderson<br />
verwendeten Hartree-Fock-Näherung s<strong>in</strong>d. Das tatsächliche Verhalten des Systems ist etwas<br />
komplizierter. In Abwesenheit e<strong>in</strong>es Magnetfelds sollte die Sp<strong>in</strong>richtung ja eigentlich<br />
ke<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation<br />
Bisher wurde lediglich Basiswissen ver<strong>mit</strong>telt, das langsam an das eigentliche Thema dieser<br />
Diplomarbeit heranführen soll. Im folgenden wird der <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />
<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong> anhand des Anderson-Modells (1.3) untersucht. Dies hat<br />
mehrere Gründe. Zum e<strong>in</strong>en wurde dieser Aspekt bisher nicht ausführlich erforscht, zum<br />
anderen wurden von Wigger et al. [25] e<strong>in</strong> Experimente vorgestellt, die genau die Frage<br />
nach dem E<strong>in</strong>fluss der Füllung des Leitungsbandes auf das Verhalten von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />
aufwerfen.<br />
Wigger et al. fanden experimentell <strong>in</strong> <strong>mit</strong> Uran dotiertem CaB 6 typisches <strong>Kondo</strong>verhalten<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kondo</strong>temperatur T K ≃ 1.9 K und e<strong>in</strong>em Widerstandsm<strong>in</strong>imum bei T m<strong>in</strong> ≃ 17 K
10 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Abbildung 1.6: Spezifischer Widerstand von Ca 0.992 U 0.008 B 6 <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Temperatur,<br />
oberer Inset: Ausschnittsvergrößerung, unterer Inset: Spezifischer Widerstand gegen<br />
T 2 (aus [25]).<br />
[25]. Abbildung 1.6 zeigt den spezifischen Widerstand e<strong>in</strong>er Probe der Zusammensetzung<br />
Ca 0.992 U 0.008 B 6 . Dies erschien den Autoren ungewöhnlich, g<strong>in</strong>gen sie doch davon aus, dass<br />
die 5f-Valenz-Zustände von Uran sehr viel stärker <strong>mit</strong> dem Leitungsband ihres Wirtsmetalls<br />
hybridisieren als die 4f-Zustände von Cer. Durch diese Wechselwirkung <strong>mit</strong> den<br />
Leitungselektronen verlieren die Uranstörstellen aber ihren lokalisierten Charakter und<br />
können ke<strong>in</strong>en <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>in</strong>duzieren. Unterstützt wird diese These durch die Beobachtung<br />
von <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong> <strong>mit</strong> Cer dotiertem LaB 6 <strong>mit</strong> T K ≃ 1.1 K und T m<strong>in</strong> ≃ 20 K<br />
(siehe [27]). Dotiert man LaB 6 h<strong>in</strong>gegen <strong>mit</strong> U statt <strong>mit</strong> Ce, f<strong>in</strong>det man ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise<br />
auf <strong>Kondo</strong>-Verhalten.<br />
Wor<strong>in</strong> besteht nun der Unterschied zwischen den beiden Hexaboriden LaB 6 und CaB 6 ?<br />
Von LaB 6 ist seit langem bekannt, dass es metallisch ist [14], woh<strong>in</strong>gegen CaB 6 e<strong>in</strong> direkter<br />
Halbleiter <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Bandlücke von ungefähr 1 eV ist [11]. Da<strong>mit</strong> ergibt sich leicht e<strong>in</strong>e<br />
Erklärung der gemessenen Daten. Die im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Metall drastisch reduzierte<br />
Ladungsträgerdichte im Leitungsband e<strong>in</strong>es Halbleiters bewirkt, dass die eigentlich starke<br />
Hybridisierung der Uran-5f-Orbitale <strong>mit</strong> dem Leitungsband abgeschwächt wird, so dass<br />
die Störstellen <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duzieren können. Diese Vorstellung ist wohl von Überlegungen<br />
Nozières geleitet [21], wonach <strong>in</strong> realen <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er im Vergleich zu den<br />
mobilen Ladungsträgern hohen Konzentration von Störstellen der Abschirmmechanismus,<br />
der <strong>in</strong> der Theorie zum LM-SC-Übergang führt, <strong>in</strong>effektiver wird. Diese Phänomen wird<br />
als Exhaustion-<strong>Effekt</strong> bezeichnet.<br />
Bezogen auf das Störstellen-Anderson-Modell kann man den beschriebenen Sachverhalt<br />
wie folgt <strong>in</strong>terpretieren. Die starke Hybridisierung zwischen Leitungselektronen und Uran-<br />
Atomen übersetzt sich direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en relativ großen Wert der V k <strong>in</strong> (1.3). Nach Kapitel 1.3<br />
bedeutet das e<strong>in</strong>e Unterdrückung des <strong>Kondo</strong>-Verhaltens und e<strong>in</strong> hohes T K , da der Übergang
1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten 11<br />
zum SC-Verhalten früher erfolgt. In diesem Fall erkennt man <strong>in</strong> den Messgrößen ke<strong>in</strong>erlei<br />
H<strong>in</strong>weise auf den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>, da im entsprechenden Temperaturbereich andere <strong>Effekt</strong>e<br />
bestimmend s<strong>in</strong>d. Dem wirkt die Verr<strong>in</strong>gerung der Füllung des Leitungsbandes entgegen,<br />
die T K senkt und so die Bildung lokalisierter magnetischer Momente ermöglicht. Jedoch<br />
kann Nozières Exhaustion-Szenario nicht direkt auf das Störstellen-Anderson-Modell angewendet<br />
werden. Im Gegensatz zum periodischen Anderson-Modell, <strong>in</strong> dem es nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e Störstelle gibt, sondern e<strong>in</strong> Gitter aus Störstellen, koppelt die Störstelle – so lange<br />
das Leitungsband nicht leer ist – immer an unendlich viele besetzte Leitungsbandzustände<br />
und diese umgekehrt an nur e<strong>in</strong>en Freiheitsgrad.<br />
In den folgenden Kapiteln wird zunächst untersucht, welche Veränderungen sich <strong>in</strong> der Anwendung<br />
der NRG auf das Störstellen-Anderson-Modell im untersuchten Fall ergeben. Die<br />
Ergebnisse werden anschließend auf ihre Plausibilität h<strong>in</strong> überprüft. Nach der erfolgreichen<br />
Modifizierung der NRG folgt deren Anwendung auf verschiedene Sätze von Modellparametern.<br />
Berechnet werden unter anderem Störstellen-Entropie, <strong>Kondo</strong>-Temperatur und<br />
Störstellen-Spektralfunktion. Teilweise lassen sich diese <strong>mit</strong> anderen Methoden untersuchen,<br />
die die Ergebnisse der NRG zu bestätigen sche<strong>in</strong>en. Das erhoffte Resultat all dieser<br />
Untersuchungen ist der Nachweis, dass die Variation der Füllung des Leitungsbandes von<br />
Halbfüllung bis h<strong>in</strong> zum be<strong>in</strong>ahe leeren Band e<strong>in</strong> System, das zunächst ke<strong>in</strong>e lokalen Momente<br />
zeigt, <strong>in</strong>s <strong>Kondo</strong>-Regime treibt. Ob dies tatsächlich so ist, wird sich <strong>in</strong> den folgenden<br />
Kapiteln herausstellen. Abschließend werden alle hier gezeigten Ergebnisse noch e<strong>in</strong>mal zusammenhängend<br />
beurteilt.<br />
1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />
In die Rechnungen dieser Untersuchung und deren Ergebnisse fließen e<strong>in</strong>ige Konventionen<br />
e<strong>in</strong>, die zum besseren Verständnis der folgenden Kapitel nun kurz erläutert werden sollen.<br />
Um die explizite Berücksichtigung der Fermienergie zu vermeiden, werden ab hier alle <strong>in</strong><br />
Gleichung (1.3) auftretenden Energien von der Fermikante aus gemessen. Dies hat zur<br />
Folge, dass stets ε F = 0:<br />
ε −→ ε − ε F . (1.6)<br />
Zusätzlich werden alle Energien durch die halbe Breite des Leitungsbandes D geteilt und<br />
das Plancksche Wirkungsquantum ħ sowie die Boltzmann-Konstante k B auf 1 skaliert. Da<strong>mit</strong><br />
ergeben sich verständlicherweise weitreichende Änderungen für das gesamte verwendete<br />
E<strong>in</strong>heitensystem. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d Temperatur, Frequenz und Energie e<strong>in</strong>heitenlos und<br />
da<strong>mit</strong> äquivalent. Die Skalierung der Frequenz ist natürlich gleichzusetzen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Skalierung<br />
der Zeit. Dadurch müssen auch alle Geschw<strong>in</strong>digkeiten und die Masse umgerechnet<br />
werden, und auch die elektromagnetischen Größen werden bee<strong>in</strong>flusst. Es ist daher wichtig,<br />
den Zusammenhang zwischen den hier verwendeten E<strong>in</strong>heiten <strong>mit</strong> dem SI-System zu verstehen,<br />
um die errechneten Zahlenwerte, <strong>in</strong>sbesondere die Werte für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur,<br />
richtig e<strong>in</strong>ordnen zu können. E<strong>in</strong>e ausführliche Diskussion des Problems ist <strong>in</strong> Anhang A<br />
zu f<strong>in</strong>den. Hier sollen lediglich die dort erhaltenen Ergebnisse zusammengefasst werden.<br />
Tabelle 1.1 zeigt die Umrechnungsfaktoren für alle <strong>in</strong> dieser Arbeit wichtigen Größen. SI-<br />
E<strong>in</strong>heiten erhalten <strong>in</strong> den folgenden Gleichungen den Index „SI“ als Super- oder Subskript,
12 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />
Größe<br />
Energie<br />
Temperatur<br />
Frequenz<br />
Zeit<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Masse<br />
Entropie<br />
Wärmekapazität<br />
γ<br />
Permeabilität<br />
Per<strong>mit</strong>tivität<br />
Elektrisches Feld<br />
Mag. Induktion<br />
Magnetfeld/Magnetisierung<br />
Bohrsches Magneton<br />
Umrechnung<br />
E SI = D E SIAM<br />
T SI = D k B<br />
T SIAM<br />
ω SI = D ħ ω SIAM<br />
t SI = ħ D t SIAM<br />
v SI = D ħ v SIAM<br />
m SI = ħ2<br />
D m SIAM<br />
S SI = k B S SIAM<br />
C SI = k B C SIAM<br />
γ SI = k2 B<br />
D<br />
γ SIAM<br />
µ SI<br />
0 = ħ2<br />
D µSIAM 0<br />
ǫ SI<br />
0 = 1 D ǫSIAM 0<br />
Eel SI = D Eel<br />
SIAM<br />
B SI = ħB SIAM<br />
H SI = D ħ H SIAM<br />
µ SI<br />
B = D ħ µSIAM B<br />
Tabelle 1.1: Zusammenhang der <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten zum SI-System<br />
(siehe auch Anhang A).<br />
die skalierten E<strong>in</strong>heiten den Index „SIAM“; ħ und k B s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten relevant<br />
und erhalten daher ke<strong>in</strong>en Index.
Kapitel 2<br />
Vorbereitung der NRG<br />
Das Haupt<strong>in</strong>strument zur Untersuchung des Störstellen-Anderson-Modells <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />
ist, wie schon <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung erwähnt, die von K. G. Wilson [26] entwickelte und<br />
von H. R. Krishna-murthy et al. [18] auf das Anderson-Modell angewendete numerische<br />
Renormierungsgruppen-Methode (NRG). Um das Vorgehen bei der Anwendung der NRG<br />
transparent darzustellen, wird zunächst kurz das Konzept der Renormierungsgruppen-<br />
Transformationen erklärt und anschließend werden e<strong>in</strong>ige notwendige Umformungen an<br />
H SIAM motiviert und durchgeführt.<br />
2.1 Renormierungsgruppen-Transformationen<br />
E<strong>in</strong>en großen Beitrag zur Anwendung von Renormierungsgruppen-Konzepten <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />
leistete K. G. Wilson. Se<strong>in</strong>e Arbeit [26] von 1975 beschäftigt sich ausführlich<br />
<strong>mit</strong> den Möglichkeiten e<strong>in</strong>er solchen Methode. Hewson gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch [13] e<strong>in</strong>e kurze<br />
E<strong>in</strong>führung. Diese soll hier skizziert werden.<br />
Ausgangspunkt ist die Untersuchung von <strong>Systemen</strong> nahe e<strong>in</strong>es Phasenübergangs, an dem<br />
kritische Phänomene auftreten. Elemente der Renormierungsgruppe s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
nichtl<strong>in</strong>eare Abbildungen R, die e<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Parametersatz {x i } beschriebenes System<br />
form<strong>in</strong>variant <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes System <strong>mit</strong> Parametern {x ′ i } transformieren. Wird das System<br />
durch e<strong>in</strong>en Hamilton-Operator dargestellt, bedeutet das:<br />
R : H (x) ↦−→ H ( x ′) . (2.1)<br />
Oft hängt die Renormierungsgruppen-Transformation noch von e<strong>in</strong>em zusätzlichen Parameter<br />
α ab, also R α , der e<strong>in</strong>en Skalierungsfaktor darstellt. Die Ane<strong>in</strong>anderreihung von<br />
Transformationen R α erzeugt e<strong>in</strong>e Trajektorie im Parameterraum des betrachteten Systems:<br />
H ( x ′) = R α {H (x)} ,<br />
H ( x ′′) = R α<br />
{<br />
H<br />
(<br />
x<br />
′ )} ,<br />
H ( x ′′′) = R α<br />
{<br />
H<br />
(<br />
x<br />
′′ )} . (2.2)<br />
13
14 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
Für die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung von R α und R β gilt:<br />
R β {R α {H (x)}} = R αβ {H (x)} . (2.3)<br />
E<strong>in</strong>e sehr wichtige Eigenschaft e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation ist, dass sie<br />
Fixpunkte im Parameteraum aufweisen kann. Diese haben die Eigenschaft <strong>in</strong>variant unter<br />
R α zu se<strong>in</strong>. Für sie gilt also R α {H (x)} = H (x). Fixpunkte heißen stabil, wenn sie <strong>in</strong> ihrer<br />
Nähe verlaufende Parameterraum-Trajektorien anziehen, <strong>in</strong>stabil, falls sie sie abstoßen,<br />
und marg<strong>in</strong>al, wenn ihr Verhalten komplizierter ist. Komplizierter heißt hier, dass sie weder<br />
e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong>stabil noch e<strong>in</strong>deutig stabil s<strong>in</strong>d. Vielmehr werden ihre Eigenschaften von vielen<br />
Faktoren bee<strong>in</strong>flusst, beispielsweise von anderen nahe gelegenen Fixpunkten. So f<strong>in</strong>det man<br />
auch im Rahmen der NRG Fixpunkte des Anderson-Modells (1.3). Dies s<strong>in</strong>d unter anderem<br />
die <strong>in</strong> Kapitel 1.3 diskutierten FO-, LM-, und SC-Grenzfälle.<br />
H<strong>in</strong>ter der Renormierungsgruppen-Theorie steht die Absicht, den Hamilton-Operator e<strong>in</strong>es<br />
Systems <strong>mit</strong>tels R so zu transformieren, dass er zwar noch immer das gleiche System beschreibt,<br />
dieses jedoch auf e<strong>in</strong>er anderen Längen- oder Frequenzskala oder bei e<strong>in</strong>er anderen<br />
Temperatur. Das Verhältnis der Skalen von H (x) und H (x ′ ) zue<strong>in</strong>ander wird durch den<br />
Skalierungsfaktor α bestimmt. Und gerade dies will man auch für das Anderson-Modell<br />
erreichen. Denn rückblickend auf Kapitel 1.2 erkennt man, dass das Problem von <strong>Kondo</strong>s<br />
Erklärung des Widerstandsm<strong>in</strong>imums gerade dar<strong>in</strong> liegt, dass se<strong>in</strong>e perturbative Näherung<br />
des s-d-Modells (1.1) <strong>mit</strong> antiferromagnetischer Kopplung J bei e<strong>in</strong>er endlichen Temperatur<br />
T K ihre Gültigkeit verliert. Der Fall T → 0 konnte also nicht untersucht werden. Der<br />
Vorteil von Wilsons NRG ist, dass sie e<strong>in</strong> nicht-perturbatives Lösungsverfahren darstellt,<br />
und da<strong>mit</strong> im Gegensatz zur Störungstheorie ke<strong>in</strong>e divergenten Terme <strong>in</strong> den physikalischen<br />
Größen erzeugt. Krishna-murthy, Wilk<strong>in</strong>s und Wilson [18] entwickelten die notwendigen<br />
Transformationen, um letztlich Wilsons Methode auf das Störstellen-Anderson-Modell<br />
(1.3) anwenden zu können. Das genaue Vorgehen wird im Folgenden erläutert. Natürlich<br />
werden auch die Unterschiede herausgearbeitet, die sich für den Fall <strong>niedriger</strong> <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />
im Vergleich zum Standardfall <strong>mit</strong> halbgefülltem Leitungsband [6]<br />
ergeben.<br />
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes<br />
Der erste Schritt auf dem Weg zur Konstruktion e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation<br />
für H SIAM ist die logarithmische Diskretisierung. Da das Ziel ist, e<strong>in</strong>e Abbildung<br />
zu konstruieren, die das Anderson-Modell form<strong>in</strong>variant auf e<strong>in</strong> bei tieferer Temperatur<br />
gültiges Modell transformiert, müssen zunächst e<strong>in</strong>mal die verschiedenen Energien ε k <strong>in</strong><br />
Gleichung (1.3) ihrer Größe nach geordnet werden.<br />
Zuvor muss aber noch e<strong>in</strong>e Frage geklärt werden, der bis zu diesem Punkt aus dem Weg<br />
gegangen wurde, nämlich wie im Anderson-Modell eigentlich e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Ladungsträgerdichte<br />
simuliert wird. Um dies darzulegen, muss man den Anderson-Hamilton-Operator
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 15<br />
H SIAM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e etwas veränderte Form br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />
wohlbekannte Ersetzung vornimmt, und zwar<br />
∑<br />
∫<br />
... −→ dε f (ε) ... .<br />
k<br />
In Gleichung (1.3) gibt es zwei Summen über k, deren Umformungen folgendermaßen<br />
def<strong>in</strong>iert werden:<br />
∑<br />
ε k ... −→<br />
k<br />
∑<br />
V k ... −→<br />
k<br />
∫ω u<br />
dε g (ε) ...<br />
ω l<br />
∫ω u<br />
ω l<br />
dε h(ε)... . (2.4)<br />
Die Integrationsgrenzen ω u und ω l werden später als die Bandkanten des Leitungsbandes<br />
identifiziert. Zur Bestimmung der beiden Funktionen g (ε) und h(ε) steht lediglich e<strong>in</strong>e<br />
Bed<strong>in</strong>gung zur Verfügung, nämlich dass die effektiven Wirkungen der Hamilton-Operatoren<br />
H SIAM = H imp + ∑ kσ<br />
ε k c † kσ c kσ + ∑ kσ<br />
V k<br />
(f † σ c kσ + c † kσ f σ<br />
)<br />
und (2.5)<br />
H ′ SIAM = H imp + ∑ σ<br />
∫<br />
ω u<br />
dε g (ε) a † εσa εσ + ∑ σ<br />
∫<br />
ω u<br />
)<br />
dε h(ε)<br />
(f σa † εσ + a † εσf σ<br />
. (2.6)<br />
ω l<br />
ω l<br />
übere<strong>in</strong>stimmen müssen. Die hier geme<strong>in</strong>te effektive Wirkung erhält man, <strong>in</strong>dem man den<br />
jeweiligen Hamilton-Operator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Funktional<strong>in</strong>tegraldarstellung überführt, da<strong>mit</strong> die<br />
Zustandssumme <strong>mit</strong> Hilfe der Wirkung ausdrückt und schließlich die Freiheitsgrade der<br />
Leitungselektronen aus<strong>in</strong>tegriert. Die resultierende effektive Wirkung gibt so<strong>mit</strong> alle<strong>in</strong> den<br />
E<strong>in</strong>fluss der Störstelle auf das Verhalten des Gesamtsystems wieder. Da von allen Größen,<br />
die <strong>in</strong> dieser Arbeit betrachtet werden, lediglich der Störstellenanteil berechnet werden<br />
soll, ist klar, dass die Störstelle <strong>in</strong> beiden Modellen den gleichen Beitrag leisten muss und<br />
so<strong>mit</strong> die effektiven Wirkungen aus (2.5) und (2.6) gleich se<strong>in</strong> müssen. Der Nachweis der<br />
Äquivalenz der beiden Formen des Anderson-Modells ist <strong>in</strong> [4] zu f<strong>in</strong>den. Die hier gestellte<br />
Forderung führt letztlich zu folgender Differentialgleichung, die <strong>in</strong> leicht veränderter<br />
Notation für k-unabhängiges V <strong>in</strong> [6] hergeleitet wird:<br />
∆ (ω) = π d g−1 (ω)<br />
h [ g −1 (ω) ] 2<br />
. (2.7)<br />
dω<br />
Die Funktion g – die sogenannte Dispersion – hat dabei die Aufgabe, den Zusammenhang<br />
zwischen den beiden Energien ω und ε herzustellen. Ihre formale Def<strong>in</strong>ition ist<br />
g : ε ↦−→ ω = g (ε) . (2.8)
16 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
Die sogenannte Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) ist die E<strong>in</strong>gabegröße des <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />
beschriebenen NRG-Verfahrens. Sie ist gegeben durch<br />
∆ (ω) = π ∑ k<br />
V 2<br />
k δ (ω − ε k) . (2.9)<br />
Da lediglich die Funktion ∆ (ω) vorgegeben ist, lässt die Bed<strong>in</strong>gung (2.7) e<strong>in</strong>ige Freiheit<br />
bei der Verteilung der ω-Abhängigkeit auf die Funktionen g und h. Unter Annahme<br />
e<strong>in</strong>er Kopplung, die unabhängig von k ist, also V k ≡ V , reduziert sich die Hybridisierungsfunktion<br />
im Wesentlichen auf die Zustandsdichte der Leitungselektronen, da ja<br />
πV 2 ∑ k δ (ω − ε k) = πV 2 ρ(ω) gilt. So<strong>mit</strong> ist es e<strong>in</strong>zusehen, dass sie alle notwendigen Informationen<br />
enthält, um die verschiedensten Leitungsbandeigenschaften zu modellieren.<br />
Man hat nun verschiedene Möglichkeiten, ∆ (ω) so zu konstruieren, dass das Modell (2.5)<br />
e<strong>in</strong>em System <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong> Ladungsträgerdichte im Leitungsband entspricht. Beispielsweise<br />
könnte man den absoluten Wert von ∆ – also letztlich die Zustandsdichte ρ des<br />
Leitungsbandes – sehr kle<strong>in</strong> wählen. Dies widerspricht aber dem physikalisch vernünftigen<br />
Bild e<strong>in</strong>es Halbleiters und schließlich wurde <strong>in</strong> Kapitel 1.4 <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er starken Hybridisierung<br />
zwischen Störstelle und Bad argumentiert. Andererseits kann auch die Form des Leitungsbandes<br />
und da<strong>mit</strong> die Fermi-Energie beziehungsweise die Füllung variiert werden. Da sie<br />
ja e<strong>in</strong> Band repräsentieren soll, kann die Hybridisierungsfunktion nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em begrenzten<br />
Bereich ungleich null se<strong>in</strong>, das heißt, sie hat scharfe Ränder oder Cutoffs, die Bandkanten.<br />
Da nach Kapitel 1.5 alle Energien von der Fermikante aus gemessen werden, liegt diese<br />
immer bei ω = 0. E<strong>in</strong>e Verschiebung von ε F kommt <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>er Verschiebung der<br />
Bandkanten gleich. Je näher der untere Cutoff bei null liegt, desto ger<strong>in</strong>ger ist die Füllung<br />
des Leitungsbandes. Liegt ε F <strong>in</strong> der Mitte zwischen beiden Bandkanten, so liegt halbe<br />
Füllung vor.<br />
Im Anderson-Modell (2.6) müssen also die beiden Cutoffs ω u und ω l – im Gegensatz zu −1<br />
und +1 <strong>in</strong> [4], [7] und [18] – als Integrationsgrenzen e<strong>in</strong>gefügt werden. Die Bandverschiebung<br />
δ ist dann gegeben durch<br />
δ ≡ ω u + ω l<br />
2<br />
. (2.10)<br />
Um das Ziel dieser Aktionen nicht aus den Augen zu verlieren, sei noch e<strong>in</strong>mal daran er<strong>in</strong>nert,<br />
dass man den Anderson-Hamilton-Operator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Form benötigt, <strong>in</strong> der die verschiedenen<br />
auftretenden Energieskalen separiert s<strong>in</strong>d. Die Integraldarstellung (2.6) stellt<br />
hierfür e<strong>in</strong>en optimalen Ausgangspunkt dar. Das Leitungsband – also der Bereich, <strong>in</strong> dem<br />
∆ (ω) ≠ 0 – wird <strong>in</strong> Intervalle unterteilt, so dass die beiden Integrale <strong>in</strong> Summen aus<br />
Integralen zerfallen. Je größer e<strong>in</strong> Intervall ist, desto stärker werden die Anregungen der<br />
entsprechenden Energieskala über die Gewichtungsfunktionen g und h ge<strong>mit</strong>telt. Da später<br />
gerade die tiefen Temperaturen von Interesse s<strong>in</strong>d, wo sich Anregungen nur nahe der<br />
Fermikante abspielen, werden die Intervalle zur Fermi-Energie h<strong>in</strong> immer schmaler, so dass<br />
nahe ǫ F Mittelungseffekte fast ke<strong>in</strong>e Rolle mehr spielen. Dies ist der Grundgedanke der<br />
logarithmischen Diskretisierung. Ihre praktische Umsetzung ist nun auf verschiedene Arten<br />
möglich, die <strong>in</strong> Abbildung 2.1 illustriert s<strong>in</strong>d.
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 17<br />
Abbildung 2.1 a) zeigt den Standardfall der logarithmischen Diskretisierung. Zur Festlegung<br />
der Energie<strong>in</strong>tervalle def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>e reelle Zahl Λ > 1 als Parameter und def<strong>in</strong>iert<br />
(<br />
I n + = Λ −(n+1) ,Λ −n] für ε > 0 und<br />
[<br />
In − = −Λ −n , −Λ −(n+1)) für ε < 0, n = 0,1,2,... (2.11)<br />
Im Fall e<strong>in</strong>es symmetrischen Bandes <strong>mit</strong> ω u = −ω l = 1 ist diese Form der Diskretisierung,<br />
wie sie unter anderem auch von Krishna-murthy et al. [18] verwendet wurde, vollkommen<br />
ausreichend; für e<strong>in</strong> verschobenes Band reicht sie h<strong>in</strong>gegen nicht mehr aus, da auch<br />
Energien jenseits von ±1 <strong>in</strong> berücksichtigt werden müssen. Abbildung 2.1 b) zeigt e<strong>in</strong>e<br />
mögliche Abhilfe. Statt von −1 bis 1 wird der Bereich von −2 bis 2 diskretisiert, so dass<br />
die Bandkanten um e<strong>in</strong>e halbe Bandbreite verschoben werden können. Dieses Vorgehen<br />
weist jedoch bezogen auf die Situation, die <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit untersucht werden<br />
soll, e<strong>in</strong>ige Schwächen auf, die später deutlich sichtbar werden. Grob kann man sagen, dass<br />
durch diese Art der Diskretisierung die Cutoffs der Hybridisierungsfunktion unscharf werden,<br />
was nicht gewollt ist. Dieser <strong>Effekt</strong> wird <strong>in</strong> Kapitel 4.1.3 sehr ausführlich <strong>mit</strong> vielen<br />
Beispielen untersucht.<br />
Daher ist die natürlichste Wahl, die Diskretisierung, wie <strong>in</strong> Abbildung 2.1 c) gezeigt, zusammen<br />
<strong>mit</strong> den Bandkanten zu verschieben. So wird sichergestellt, dass nur die Anregungen<br />
<strong>mit</strong> Energien zwischen ω l und ω u im neuen Hamilton-Operator vorkommen. Die Def<strong>in</strong>ition<br />
der Energie<strong>in</strong>tervalle aus Gleichung (2.11) muss hierfür leicht modifiziert werden. Die<br />
resultierenden Gleichungen für Intervalle und Intervalllängen s<strong>in</strong>d dann die folgenden:<br />
I + n = (ω u Λ −(n+1) ,ω u Λ −n] ,<br />
d + n = ω u Λ −n ( 1 − Λ −1) ,<br />
[<br />
In − = ω l Λ −n ,ω l Λ −(n+1)) ,<br />
d − n = ∣ ∣ ωl<br />
∣ ∣Λ −n ( 1 − Λ −1) , n = 0,1,2,... (2.12)<br />
Die Integrale <strong>in</strong> (2.6) s<strong>in</strong>d nun leicht auszuwerten, wenn man sich durch Fourier-<br />
Entwicklung auch noch der ε-Abhängigkeit der Leitungsbandoperatoren <strong>in</strong> (2.6) entledigt.<br />
Hierzu def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>en vollständigen Satz orthonormaler Funktionen, nach denen die<br />
Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren <strong>in</strong> (2.6) entwickelt werden. Analog zu [4], [6]<br />
und [18] werden ebene Wellen verwendet.<br />
√ 1<br />
d + n<br />
e i 2π<br />
d + pε<br />
n<br />
⎧<br />
⎨<br />
Ψ + np (ε) = für ε ∈ I n<br />
+<br />
⎩<br />
0 sonst<br />
⎧<br />
⎨<br />
Ψ − √ 1<br />
2π<br />
−i<br />
d<br />
e − pε<br />
np (ε) = d − n für ε ∈ In<br />
− n<br />
⎩<br />
0 sonst<br />
(2.13)<br />
Der Index p kann alle ganzzahligen Werte zwischen −∞ und ∞ annehmen. Orthonormalität<br />
und Vollständigkeit s<strong>in</strong>d leicht nachzuweisen, wobei beachtet werden muss, dass
18 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
a)<br />
∆(ω )<br />
-1 −Λ −1 −Λ −2 ... ...Λ −2 Λ −1<br />
1<br />
ω<br />
b)<br />
∆(ω)<br />
-2 -1 −Λ −1 −Λ −2 ... ...Λ −2 Λ −1<br />
1 2<br />
ω<br />
c)<br />
∆(ω)<br />
δ = ω u -1<br />
-1 ω l ω l Λ −2 ... ...ω u Λ −2 ω u Λ −1<br />
ω l Λ −1<br />
1<br />
ω u<br />
ω<br />
Abbildung 2.1: Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes:<br />
a) Symmetrischer Fall <strong>mit</strong> halbgefülltem Band<br />
b) Verschobenes Band bei unveränderter Diskretisierung<br />
c) Verschobenes Band <strong>mit</strong> verschobener Diskretisierung.
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 19<br />
∆(ω)<br />
(h n<br />
± )²<br />
Abbildung 2.2: Def<strong>in</strong>ition der h ± n<br />
-1 ω l ω l Λ −2 ... ...ω u Λ −2 ω u Λ −1<br />
ω l Λ −1<br />
1<br />
ω u<br />
ω<br />
2 .<br />
ε ∈ [ω l ,ω u ] gilt. Zur Er<strong>in</strong>nerung sei hier noch e<strong>in</strong>mal der Hamilton-Operator angegeben,<br />
auf den die nachfolgenden Transformationen angewendet werden:<br />
H SIAM = H imp + ∑ σ<br />
∫<br />
ω u<br />
dε g (ε) a † εσa εσ + ∑ σ<br />
∫<br />
ω u<br />
)<br />
dε h(ε)<br />
(f σa † εσ + a † εσf σ<br />
. (2.14)<br />
ω l<br />
ω l<br />
Die Entwicklung der Operatoren a (†)<br />
εσ nach den Funktionen Ψ ± np (ε) lautet also (vergleiche<br />
[4]):<br />
a εσ = ∑ n,p<br />
a † εσ = ∑ n,p<br />
[<br />
anpσ Ψ + np (ε) + b npσ Ψ − np (ε) ] ,<br />
[<br />
a † (<br />
npσ Ψ<br />
+<br />
np (ε) ) ∗ (<br />
+ b<br />
†<br />
npσ Ψ<br />
−<br />
np (ε) ) ] ∗<br />
. (2.15)<br />
Zur Vere<strong>in</strong>fachung der Notation werden folgende abkürzende Symbole für die Integration<br />
über das n-te positive bzw. negative Energie<strong>in</strong>tervall e<strong>in</strong>geführt:<br />
∫+,n<br />
dε ≡<br />
ω uΛ ∫<br />
−n<br />
ω uΛ −(n+1) dε ,<br />
∫−,n<br />
dε ≡<br />
ω l Λ∫<br />
−(n+1)<br />
ω l Λ −n dε . (2.16)<br />
Der Vollständigkeit wegen sei noch die entsprechende Rücktransformation angegeben:<br />
a npσ =<br />
∫+,n<br />
dεΨ + np (ε) a εσ , b npσ =<br />
∫−,n<br />
dεΨ − np (ε) a εσ . (2.17)<br />
In den folgenden zwei Unterkapiteln sollen die Integrale ausgewertet und e<strong>in</strong>ige Näherungen<br />
e<strong>in</strong>geführt werden. Vorher muss aber noch e<strong>in</strong>e Wahl für die Funktionen g und h getroffen<br />
werden. Ist die Hybridisierungsfunktion e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Konstante, so gestaltet sich die Wahl<br />
recht e<strong>in</strong>fach:<br />
g (ε) = ε = ω (2.7)<br />
=⇒ ∆ (ω) = ∆ 0 = πh 2 (ε) . (2.18)
20 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
Im Falle allgeme<strong>in</strong>er, nicht konstanter Hybridisierungsfunktionen muss man deren ω-<br />
Abhängigkeit möglichst geschickt auf die beiden zu bestimmenden Funktionen verteilen.<br />
In [7] werden verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun, ausführlich diskutiert. Dabei stellt<br />
sich heraus, dass e<strong>in</strong> abschnittsweise konstantes h oft die beste Wahl ist. Nun ist es<br />
naheliegend, die Werte von h <strong>in</strong> den Intervallen I ± n über den Mittelwert von ∆ (ω) zu<br />
def<strong>in</strong>ieren (siehe [6]):<br />
h(ε) = h ± n für ε ∈ I± n<br />
<strong>mit</strong> h ± 2 1<br />
n =<br />
d ± n<br />
∫±,n<br />
dε 1 ∆ (ε). (2.19)<br />
π<br />
Die Funktion g selbst muss nicht bestimmt werden, da sich im Folgenden zeigen wird, dass<br />
lediglich Integrale über g bekannt se<strong>in</strong> müssen.<br />
2.2.1 Transformation von H bath<br />
Die Transformation auf die diskretisierten Operatoren (2.15) kann nun <strong>in</strong> den Hamilton-<br />
Operator (2.14) e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong>e ausführlichere Rechnung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Anhang<br />
B.1, hier wird lediglich das Ergebnis angegeben. Der diskretisierte Badterm H bath lautet:<br />
∫ω u<br />
H bath = ∑ ( ∑<br />
dε g (ε)<br />
σ<br />
ω<br />
n,p<br />
⎛<br />
l<br />
a † (<br />
npσ Ψ<br />
+<br />
np (ε) ) ∗ (<br />
+ b<br />
†<br />
npσ Ψ<br />
−<br />
np (ε) ) ∗<br />
× ⎝ ∑ a n ′ p ′ σΨ + n ′ p<br />
(ε) + b ′ n ′ p ′ σΨ − n ′ p<br />
(ε) ⎠<br />
′<br />
n ′ ,p ′<br />
(ξ + n a † npσa npσ + ξ + n b † npσb npσ<br />
)<br />
⎞<br />
)<br />
= ∑ n,p,σ<br />
+ ∑<br />
n,p≠p ′ ,σ<br />
⎛<br />
∫<br />
+ ⎝<br />
−,n<br />
⎛<br />
∫<br />
⎝<br />
+,n<br />
dε g (ε) 1<br />
d − n<br />
dε g (ε) 1<br />
d + n<br />
e −2πi<br />
d + n<br />
e<br />
2πi<br />
d + (p ′ −p)ε<br />
n<br />
(p ′ −p)ε<br />
⎞<br />
⎞<br />
⎠ a † npσ a np ′ σ<br />
⎠ b † npσ b np ′ σ (2.20)<br />
Die Rechnung vere<strong>in</strong>facht sich dadurch, dass Integrale über Funktionen Ψ ± np auf verschiedenen<br />
Intervallen – also Terme <strong>mit</strong> n ≠ n ′ – immer null ergeben. Die Summe über p<br />
und p ′ wird <strong>in</strong> die Anteile p = p ′ und p ≠ p ′ zerlegt. Letzterer und die Terme der ersten<br />
Summe <strong>mit</strong> p ≠ 0 werden <strong>in</strong> der weiteren Rechnung vernachlässigt. Nach [18], wo der Fall<br />
−ω l = ω u = 1 <strong>mit</strong> konstanter Hybridisierungsfunktion untersucht wird, ist der Fehler, der<br />
dabei gemacht wird, vernachlässigbar. Dies wird auch im vorliegenden Fall angenommen.
2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 21<br />
Die Integrale im zweiten Summanden wurden daher nicht ausgewertet. Die Berechnung<br />
der ξ n ± wird <strong>in</strong> Anhang B.1 durchgeführt. Man erhält als Ergebnis<br />
ξ ± n = 1<br />
d ± n<br />
∫±,n<br />
∫ ±,n<br />
dε ∆ (ε) ε ∆=const. 1 (<br />
dε g (ε) = ∫ ±,n<br />
= 1 + Λ<br />
−1 ) Λ −n ω u,l (2.21)<br />
dε ∆ (ε) 2<br />
und da<strong>mit</strong> verschiedene Gewichte für die a- und b-Operatoren.<br />
2.2.2 Transformation von H imp−bath<br />
Die Wahl e<strong>in</strong>er abschnittsweise konstanten Funktion h führt dazu, dass sämtliche Terme<br />
<strong>mit</strong> p ≠ 0 <strong>in</strong> H imp−bath aufgrund der Eigenschaften des verwendeten Orthonormalsystems<br />
(2.13) wegfallen. E<strong>in</strong>e weitere Vere<strong>in</strong>fachung besteht dar<strong>in</strong>, die Kopplung der Störstelle an<br />
das Fermionenbad als Kopplung zwischen lediglich zwei fermionischen Freiheitsgraden zu<br />
schreiben. Durch E<strong>in</strong>setzen der Diskretisierung <strong>in</strong> H imp−bath erhält man zunächst:<br />
H imp−bath = ∑ n,p,σ<br />
+ ∑ n,p,σ<br />
∫+,n<br />
dε h + n<br />
[Ψ + np (ε) f σa † npσ + ( Ψ + np (ε) ) ]<br />
∗ a<br />
†<br />
npσ f σ<br />
∫−,n<br />
dε h − n<br />
[Ψ − np (ε) f σb † npσ + ( Ψ − np (ε) ) ]<br />
∗ b<br />
†<br />
npσ f σ<br />
. (2.22)<br />
Um die Notation etwas e<strong>in</strong>facher zu gestalten, wird ab jetzt der Index p unterdrückt, da<br />
wie oben erwähnt p im Folgenden immer 0 ist. Nutzt man die Def<strong>in</strong>itionen der h ± n und<br />
Ψ ± np, Gleichungen (2.19) und (2.13), so kann man folgende Vere<strong>in</strong>fachung erreichen:<br />
[<br />
H imp−bath = √ 1 ∑ ∑<br />
c † (<br />
π<br />
−1σ γ<br />
+<br />
n a nσ + γ − ) ] [ ∑ (<br />
n b nσ + γ n + a † nσ + γn − b nσ) ]<br />
† c −1σ .<br />
σ n<br />
n<br />
(2.23)<br />
Dies wiederum kann man noch e<strong>in</strong>facher ausdrücken:<br />
H imp−bath = √ 1 ∑<br />
c †<br />
π<br />
−1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ . (2.24)<br />
Um Gleichung (2.24) zu erhalten, muss man folgende Terme def<strong>in</strong>ieren:<br />
σ<br />
c −1σ ≡ f σ , (2.25)<br />
c 0σ ≡ √ 1 ∑ (<br />
γ<br />
+<br />
n a nσ + γn − b )<br />
nσ ,<br />
ξ0<br />
(2.26)<br />
γ ± n<br />
n<br />
ξ 0 ≡ ∑ ( ) γ n<br />
+ 2 + γ<br />
−2 n , (2.27)<br />
n<br />
∫±,n<br />
2 ≡ dε ∆ (ε) . (2.28)
22 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
γ 4<br />
-<br />
γ 3<br />
-<br />
γ 2<br />
-<br />
γ 1<br />
-<br />
γ 1<br />
+<br />
γ 2<br />
+<br />
γ 3<br />
+<br />
γ 4<br />
+<br />
...<br />
...<br />
Abbildung 2.3: Schematische Darstellung des Störstellen-Anderson-Modells nach der logarithmischen<br />
Diskretisierung.<br />
Nach all diesen Umformungen ergibt sich e<strong>in</strong>e neue schematische Darstellung des Anderson-<br />
Hamilton-Operators, die zeigt, dass die Diskretisierung des Leitungsbandes tatsächlich e<strong>in</strong>e<br />
Trennung der auftretenden Energieskalen bewirkt. In Kapitel 1.3, Abbildung 1.3, war<br />
die Störstelle noch gleichmäßig an die kont<strong>in</strong>uierlichen Leitungsbandzustände gekoppelt.<br />
Die durchgeführten Transformationen fassen bestimmte Energiebereiche zu je e<strong>in</strong>em fermionischen<br />
Freiheitsgrad zusammen, die <strong>mit</strong> immer kle<strong>in</strong>er werdender Stärke γ n ± <strong>mit</strong> der<br />
Störstelle verbunden s<strong>in</strong>d. Die E<strong>in</strong>teilung der Energieskalen wird umso fe<strong>in</strong>er, je näher man<br />
der Fermi-Energie kommt. Diese neue Situation zeigt Abbildung 2.3.<br />
2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette<br />
Durch die bisherigen Transformationen ist es gelungen, den Anderson-Hamilton-Operator<br />
(2.6) auf folgende e<strong>in</strong>fache Form zu br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> der die Störstelle nur noch an e<strong>in</strong>en fermionischen<br />
Freiheitsgrad gekoppelt ist:<br />
H SIAM = ∑ σ<br />
ε −1 c † −1σ c −1σ + Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓ +<br />
√<br />
ξ0<br />
+ ∑ n,σ<br />
√ π<br />
∑<br />
σ<br />
(<br />
)<br />
c † −1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ<br />
(<br />
)<br />
ξ n + a† nσ a nσ + ξn − b† nσ b nσ<br />
. (2.29)<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es schon jetzt möglich, ausgehend von dieser Form des Modells, e<strong>in</strong> NRG-<br />
Verfahren zu entwickeln, da man die Badfreiheitsgrade ja nach Kopplungsstärke geordnet<br />
hat und so je nach der Temperatur, bei der man die Eigenschaften des Modells berechnen<br />
will, bestimmte Anregungen vernachlässigen kann. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass noch<br />
e<strong>in</strong>e weitere Umformung zweckmäßig ist: die Abbildung des Ausdrucks (2.29) auf e<strong>in</strong>e<br />
halbunendliche Kette, deren erstes Glied die Störstelle ist. Mehr zu diesem Problem ist<br />
<strong>in</strong> [6] zu erfahren. E<strong>in</strong>e physikalisch <strong>in</strong>tuitive Interpretation der Operatoren a (†)<br />
nσ und b (†)<br />
nσ<br />
sowie der <strong>in</strong> Gleichung (2.30) auftretenden Operatoren c (†)<br />
nσ folgt am Ende dieses Kapitels.<br />
Die Abbildung auf die halbunendliche Kette erfolgt durch e<strong>in</strong>e unitäre Transformation der<br />
a (†)<br />
nσ und b (†)<br />
nσ, deren Transformationskoeffizienten es <strong>in</strong> diesem Kapitel zu bestimmen gilt.<br />
Dabei wird wie <strong>in</strong> [18] und [4] vorgegangen. E<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung, die hier gestellt werden muss,<br />
ist, dass c (†)<br />
0σ<br />
weiterh<strong>in</strong> durch (2.28) gegeben ist. Nun ist der Leitungsbandanteil <strong>in</strong> (2.29)
2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 23<br />
diagonal, so dass nach jeder Transformation zwangsläufig Kopplungen zwischen Operatoren<br />
zu verschiedenem n auftreten. Daher ist diejenige Transformation die geeignetste, die diese<br />
Wechselwirkungen möglichst e<strong>in</strong>fach hält. Dies ist der Fall, wenn nur Nächste-Nachbar-<br />
Wechselwirkungen generiert werden. Weiterh<strong>in</strong> wird im Allgeme<strong>in</strong>en jeder Platz der Kette<br />
e<strong>in</strong>e On-Site-Energie besitzen, die – wie sich leicht zeigen lässt – im Fall des halbgefüllten<br />
Bandes <strong>mit</strong> Teilchen-Loch-Symmetrie verschw<strong>in</strong>det. Die letztlich erwünschte Form von<br />
H SIAM ist:<br />
H SIAM<br />
!<br />
= Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓ +<br />
∞∑<br />
n=−1,σ<br />
(<br />
) ]<br />
[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />
. (2.30)<br />
√<br />
ξ<br />
Dabei wurde t −1 ≡ 0π<br />
def<strong>in</strong>iert, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Darstellung zu erhalten. Dadurch<br />
kann der Störstellen-Anteil abgesehen vom U-Term <strong>in</strong> die Summe über n gezogen werden.<br />
Die Transformationsgleichungen s<strong>in</strong>d analog zu [18].<br />
a nσ = ∑ m<br />
u mn c mσ ,<br />
b nσ = ∑ m<br />
v mn c mσ ,<br />
a † nσ = ∑ m<br />
u mn c † mσ ,<br />
b† nσ = ∑ m<br />
v mn c † mσ . (2.31)<br />
Die entsprechende Rücktransformation lautet nach dieser Def<strong>in</strong>ition<br />
c nσ = ∑ m<br />
u nm a mσ + v nm b mσ ,<br />
c † nσ = ∑ m<br />
u nm a † mσ + v nm b † mσ . (2.32)<br />
Da die Transformation unitär se<strong>in</strong> soll, ergeben sich folgende Normierungsbed<strong>in</strong>gungen an<br />
die Transformationskoeffizienten:<br />
∑<br />
∑<br />
(u nm u nm ′) = δ mm ′, (u nm v nm ′) = 0 , (2.33)<br />
n<br />
∑<br />
(v nm v nm ′) = δ mm ′,<br />
n<br />
n<br />
∑<br />
(u nm u n ′ m + v nm v n ′ m) = δ nn ′ . (2.34)<br />
m<br />
Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Koeffizientenvergleichs kann man nun Iterationsgleichungen für die Transformationskoeffizienten,<br />
die Kopplungsenergien t n und die On-Site-Energien ε n gew<strong>in</strong>nen.<br />
Hierzu geht man von folgender Gleichung aus:<br />
1<br />
2<br />
(<br />
1 + Λ<br />
−1 ) ∑ ( )<br />
Λ −n ω u a † nσ a nσ + ω l b † nσ b nσ<br />
n,σ<br />
!<br />
=<br />
∞∑<br />
n=0,σ<br />
(<br />
) ]<br />
[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />
(2.35)
24 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
ε -1 ε 0 ε 1 ε 2 ε 3 ε 4<br />
t -1 t 0 t 1 t 2 t 3<br />
...<br />
Abbildung 2.4: Schematische Darstellung des Anderson-Modells <strong>in</strong> Form von Gleichung<br />
(2.30).<br />
Die Berechnung der Hüpf- oder Kopplungsenergien, der On-Site-Energien sowie der Transformationskoeffizienten<br />
wird <strong>in</strong> Anhang B.2 genauer erläutert. Sie ist zwar aufwändig, aber<br />
pr<strong>in</strong>zipiell nicht schwierig und daher nicht im Hauptteil dieser Arbeit zu f<strong>in</strong>den. Man erhält<br />
schließlich die folgenden Gleichungen, die e<strong>in</strong>e iterative Bestimmung der t n , ε n sowie der<br />
u mn und v mn erlauben.<br />
t 2 0 = ∑ (<br />
)<br />
ξ n<br />
+ 2 u<br />
2<br />
0n + ξn<br />
− 2 v<br />
2<br />
0n − ε 2 0 ,<br />
n<br />
ε 0 = ∑ n<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n u 2 0n + ξn − v0n<br />
2 )<br />
,<br />
u 1n = 1 t 0<br />
u 0n<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n − ε 0<br />
)<br />
,<br />
v 1n = 1 t 0<br />
v 0n<br />
(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε 0<br />
)<br />
. (2.36)<br />
t 2 m = ∑ n<br />
{ [(ξ<br />
+<br />
n − ε m<br />
)<br />
umn − t m−1 u m−1n<br />
] 2 +<br />
[(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε m<br />
)<br />
vmn − t m−1 v m−1n<br />
] 2<br />
}<br />
,<br />
ε m = ∑ n<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n u 2 mn + ξn − vmn<br />
2 )<br />
,<br />
u m+1 = 1<br />
t m<br />
[<br />
umn<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n − ε m<br />
)<br />
− tm−1 u m−1n<br />
]<br />
,<br />
v m+1 = 1<br />
t m<br />
[<br />
vmn<br />
(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε m<br />
)<br />
− tm−1 v m−1n<br />
]<br />
. (2.37)<br />
Diese s<strong>in</strong>d identisch zu den <strong>in</strong> [6] angegebenen Iterationsgleichungen. Abbildung 2.4 verdeutlicht<br />
die Wirkung der vorgenommenen Transformation auf das betrachtete Modell.<br />
Ausgehend von der <strong>in</strong>tuitiven Vorstellung des Anderson-Modells, die <strong>in</strong> Abbildung 2.3<br />
präsentiert wurde, wurden zunächst <strong>mit</strong>tels Gleichung (2.28) die Badzustände zu e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>zigen Zustand zusammengefasst. Die Berücksichtigung der k<strong>in</strong>etischen Energie des Leitungsbandes<br />
aus (2.29) erfolgte anschließend durch Ankopplung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Kette an den<br />
Zustand c 0 . Insgesamt gelangt man also zu e<strong>in</strong>er halbunendlichen Kette von Zuständen,<br />
die <strong>mit</strong> der Störstelle beg<strong>in</strong>nt und <strong>in</strong> der jeder Zustand nur <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en direkten Nachbarn<br />
wechselwirkt. Genau diese Situation zeigt Abbildung 2.4.<br />
Der physikalische Gedankengang, der h<strong>in</strong>ter dieser Umformung steht, wird ausführlich <strong>in</strong><br />
[18] für e<strong>in</strong> halbgefülltes dreidimensionales Leitungsband diskutiert. Die Störstelle bef<strong>in</strong>det<br />
sich also auch im Ortsraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dreidimensionalen Umgebung. Die dort vorgestellten
2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 25<br />
Ideen s<strong>in</strong>d natürlich auch hier anwendbar und fördern das Verständnis der NRG. Krishnamurthy<br />
et al. verwenden Kugelflächenfunktionen, die um die Störstelle als Ursprung zentriert<br />
s<strong>in</strong>d, als Basis für die Leitungsbandzustände im Ortsraum. Weiterh<strong>in</strong> nehmen sie<br />
an, dass die Wechselwirkung zwischen Störstelle und Leitungselektronen V k nur von ∣ ∣ k<br />
∣ ∣<br />
abhängt. Das bedeutet, dass die Verunre<strong>in</strong>igung lediglich an die Leitungsbandzustände<br />
<strong>mit</strong> s-Symmetrie koppelt. Bleibt man <strong>in</strong> diesem Bild, so kann man den Operatoren c † kσ<br />
aus Gleichung (1.3) s-Wellenfunktionen zuordnen, die sich – da die Elektronen im Metall<br />
Bloch-Zustände besetzen – über das gesamte Volumen des Systems erstrecken. Dies kann<br />
man auch anhand der Orts-Impuls-Unschärfe e<strong>in</strong>sehen, aus der folgt, dass e<strong>in</strong> Teilchen <strong>mit</strong><br />
scharf def<strong>in</strong>iertem Impuls e<strong>in</strong>e unendlich ausgedehnte Wellenfunktion haben muss. Das<br />
gilt analog auch für die Operatoren a † εσ, wenn man wie Krishna-murthy et al. annimmt,<br />
dass die Fermioberfläche des Systems vollständig <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es isotropen Leitungsbandes<br />
liegt.<br />
Die Transformation auf die Operatoren a † npσ und b † npσ bewirkt e<strong>in</strong>e Aufteilung und Ordnung<br />
der Leitungsbandzustände nach ihren E<strong>in</strong>teilchenenergien. So erzeugen beziehungsweise<br />
vernichten die diskretisierten Operatoren Teilchen, deren Energie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
bestimmten Energie<strong>in</strong>tervalls liegt. Daher s<strong>in</strong>d die entsprechenden Wellenfunktionen auf<br />
e<strong>in</strong> bestimmtes Phasenraumvolumen beschränkt und da<strong>mit</strong> auch im Ortsraum mehr oder<br />
weniger stark lokalisiert. E<strong>in</strong> Blick auf die Transformationsgleichungen (2.17) zeigt, dass<br />
man diesen Operatoren, den obigen Überlegungen folgend, im Ortsraum Wellenpakete<br />
aus s-Wellen zuordnen kann, da sie sich additiv aus den Operatoren a † εσ <strong>mit</strong> bestimmten<br />
Gewichtungen zusammensetzen. Die maximale Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der den<br />
Wellenpaketen entsprechenden Teilchen liegt daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung von der Störstelle,<br />
die proportional zu ihrem „Impuls“ p ist. Ihre Ausdehnung wächst exponentiell <strong>mit</strong><br />
steigendem n, da ihre Energieunschärfe gleichzeitig schnell kle<strong>in</strong>er wird. Durch die Vernachlässigung<br />
aller Operatoren <strong>mit</strong> p ≠ 0 berücksichtigt man also nur die Zustände, deren<br />
Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit an der Störstelle e<strong>in</strong> Maximum besitzt. Die Eigenschaften<br />
von Wellenpaketen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang B.3 kurz zusammengefasst.<br />
Nun lässt sich schon erahnen, wie man <strong>mit</strong> dem Modell (2.29) verschiedene Temperaturen<br />
behandeln könnte. Denn je ausgedehnter e<strong>in</strong> a † npσ und b † npσ entsprechender Zustand ist,<br />
desto schwächer ist se<strong>in</strong>e Wechselwirkung <strong>mit</strong> der Störstelle. So fallen die Energien ξ ± n<br />
schnell <strong>mit</strong> steigendem n ab. Bei hohen Temperaturen spielen schwache Wechselwirkungen<br />
aber ke<strong>in</strong>e Rolle, man muss nur die Zustände berücksichtigen, die kompakt um die Störstelle<br />
liegen. S<strong>in</strong>kt die Temperatur, so müssen auch weiter ausgedehnte Zustände <strong>in</strong> die<br />
Berechnungen e<strong>in</strong>gehen. Wie jedoch weiter oben erwähnt, gibt es bei e<strong>in</strong>er NRG-Methode<br />
basierend auf dem Hamilton-Operator (2.29) e<strong>in</strong> Problem (siehe hierzu die Diskussion <strong>in</strong><br />
[5]), das die Abbildung auf die halbunendliche Kette notwendig macht. Auf dieses wird am<br />
Ende dieses Kapitels e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Gemäß Gleichung (2.32) setzen sich die Operatoren c (†)<br />
nσ aus den Operatoren a (†)<br />
mσ und b (†)<br />
mσ<br />
gewichtet <strong>mit</strong> den Faktoren u nm und v nm zusammen. Ihre entsprechenden Wellenfunktionen<br />
s<strong>in</strong>d also auch an der Störstelle zentrierte Pakete aus s-Wellenfunktionen. Laut [18]<br />
gilt da<strong>mit</strong> für die Ausdehnung der entsprechenden Wellenfunktionen der gleiche Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> n wie für die vorigen Wellenfunktionen.
26 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
unm und vnm<br />
v nm n = 0<br />
v nm n = 16<br />
v nm n = 32<br />
v nm n = 48<br />
u nm n = 0<br />
u nm n = 16<br />
u nm n = 32<br />
u nm n = 48<br />
m + 2<br />
Abbildung 2.5: Transformationskoeffizienten u nm und v nm als Funktion von m <strong>mit</strong> δ = 0,<br />
∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5.<br />
E<strong>in</strong>e Untersuchung der Transformationskoeffizienten unterstützt diese Aussage. Abbildung<br />
2.5 zeigt die gemäß (2.37) bestimmten Koeffizienten u nm und v nm als Funktionen von m<br />
im Fall symmetrischer Bandkanten, also δ = 0. Es wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />
∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5 gearbeitet. Die durchgezogenen L<strong>in</strong>ien entsprechen<br />
den v nm , die Symbole den u nm für verschiedene Werte von n. Man erkennt, dass die Maxima<br />
der Transformationskoeffizienten <strong>mit</strong> zunehmendem n zu immer größeren Werten von<br />
m wandern. Das heißt, der Hauptbeitrag zu den Operatoren c nσ kommt von Anregungen<br />
a mσ und b mσ <strong>mit</strong> immer kle<strong>in</strong>eren Energien ξ m ± . Also wird die Energieunschärfe der c nσ<br />
entsprechenden Wellenpakete immer kle<strong>in</strong>er und da<strong>mit</strong> die Ortsausdehnung immer größer.<br />
Noch e<strong>in</strong>e weitere Eigenschaft der Transformation (2.32) lässt sich anhand der Untersuchung<br />
der Transformationskoeffizienten erkennen. Abbildung 2.6 zeigt ebenfalls die Transformationskoeffizienten,<br />
diesmal aber für e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband <strong>mit</strong> δ = 0.99.<br />
Dort erkennt man, dass die Anregungen a mσ und b m ′ σ, aus denen sich die Operatoren c nσ<br />
nun zusammensetzen, immer noch Energien ξ m + und ξ − m<br />
entsprechen, die be<strong>in</strong>ahe gleich<br />
′<br />
s<strong>in</strong>d. Aufgrund der Verschiebung treten die Maxima der v nm früher auf als die der u nm .<br />
Die Maxima der gelben Kurven (n = 48) beispielsweise haben ihre Maxima bei m = 22 für<br />
die v nm beziehungsweise bei m = 28 für die u nm . Die entsprechenden Energieskalen s<strong>in</strong>d<br />
da<strong>mit</strong> ω l Λ −22 ≃ 1.76 10 −11 beziehungsweise ω u Λ −28 ≃ 1.43 10 −11 . Da<strong>mit</strong> ist gezeigt, dass<br />
die Kopplungsenergien t n genau wie die Energien ξ n ± <strong>mit</strong> n exponentiell kle<strong>in</strong>er werden.<br />
Anhand solcher Überlegungen entwickelten Krishna-murthy, Wilk<strong>in</strong>s und Wilson [18] e<strong>in</strong><br />
sehr anschauliches Bild der Situation, das Zwiebelschalenmodell. Die Operatoren c (†)<br />
nσ s<strong>in</strong>d
2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 27<br />
v nm n = 0<br />
v nm n = 16<br />
v nm n = 32<br />
v nm n = 48<br />
u nm n = 0<br />
u nm n = 16<br />
u nm n = 32<br />
u nm n = 48<br />
unm und vnm<br />
m + 2<br />
Abbildung 2.6: Transformationskoeffizienten u nm und v nm als Funktion von m <strong>mit</strong> δ = 0.99,<br />
∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5.<br />
also stellvertretend für an der Störstelle zentrierte s-Wellenpakete <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Ausdehnung,<br />
die <strong>mit</strong> n wächst. Im Fall des halbgefüllten Bandes, das <strong>in</strong> [18] betrachtet wird, ist ihre<br />
<strong>mit</strong>tlere Energie 0. Die Wellenpakete zu den Operatoren c (†)<br />
nσ besitzen da<strong>mit</strong> die gleichen<br />
Eigenschaften wie die Wellenpakete zu den Operatoren a mσ (†) und b mσ. (†) Allerd<strong>in</strong>gs wechselwirken<br />
sie nicht mehr direkt <strong>mit</strong> der Störstelle, sondern nur noch <strong>mit</strong> den Wellenpaketen<br />
<strong>mit</strong> dem nächstgrößeren und nächstkle<strong>in</strong>eren n. Sie umgeben demnach die Störstelle wie<br />
die Schalen e<strong>in</strong>er Zwiebel, die wie die e<strong>in</strong>zelnen Kettenplätze nur <strong>mit</strong> ihren jeweils nächsten<br />
Nachbarn verbunden s<strong>in</strong>d. Nach außen wird die B<strong>in</strong>dung der Schalen ane<strong>in</strong>ander exponentiell<br />
schwächer.<br />
Da<strong>mit</strong> gilt auch weiterh<strong>in</strong>, was oben über den E<strong>in</strong>fluss der Temperatur gesagt wurde.<br />
Bei hohen Temperaturen wirkt sich die Störstelle lediglich auf die Zustände aus, deren<br />
Ausdehnung sehr kle<strong>in</strong> ist. Diese werden durch die ersten Kettenplätze repräsentiert. Die<br />
Wechselwirkung <strong>mit</strong> den übrigen Zuständen ist zu schwach und wird durch thermisches<br />
Rauschen unterdrückt. Zur Berechnung der Störstelleneigenschaften bei hohen Temperaturen<br />
genügt es also, die ersten paar Plätze <strong>in</strong> (2.30) zu berücksichtigen und die übrigen<br />
zu verwerfen. Bei s<strong>in</strong>kender Temperatur wird auch die Wechselwirkung <strong>mit</strong> weiter ausgedehnten<br />
Zuständen wieder wichtig und man muss e<strong>in</strong>e längere Kette betrachten.<br />
In dieser Arbeit soll der Fall e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes untersucht werden, was die<br />
obige Situation etwas verändert. Denn sobald durch die Verschiebung der Bandkanten die<br />
Teilchen-Loch-Symmetrie gebrochen wird, hat jeder Platz der halbunendlichen Kette auch<br />
e<strong>in</strong>e On-Site Energie ε n und das korrespondierende Wellenpaket e<strong>in</strong>e von null verschiedene
28 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />
<strong>mit</strong>tlere Energie. Welche Veränderungen das hervorruft, ist an dieser Stelle natürlich schwer<br />
zu sagen. Dennoch können die angestellten Überlegungen zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />
der hier verwendeten Theorie verhelfen, da sie e<strong>in</strong> sehr anschauliches Bild der sonst eher<br />
abstrakten Rechnungen ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Rückblickend ist klar, welchen Vorteil der Hamilton-Operator (2.30) gegenüber (2.29) bei<br />
der Aufstellung e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation hat. Wenn man zu e<strong>in</strong>er tieferen<br />
Temperatur übergehen will, muss man im Fall des Hamilton-Operators (2.29) immer<br />
zwei Plätze h<strong>in</strong>zufügen, woh<strong>in</strong>gegen man im Fall von (2.30) nur e<strong>in</strong>en Platz an die Kette<br />
anhängen muss. Es steht also e<strong>in</strong>e Erhöhung der Dimension des Hilbert-Raums um<br />
den Faktor 16 e<strong>in</strong>er Vervierfachung gegenüber, wobei letzteres natürlich viel e<strong>in</strong>facher zu<br />
handhaben ist.
Kapitel 3<br />
Die Numerische<br />
Renormierungsgruppen-Methode<br />
In Kapitel 2 wurde die Aufstellung e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation für das<br />
Störstellen-Anderson-Modell <strong>mit</strong> beliebiger Füllung des Leitungsbandes vorbereitet. In diesem<br />
Kapitel soll diese Transformation formuliert und der daraus resultierende numerische<br />
Lösungsalgorithmus erläutert werden. Weiterh<strong>in</strong> wird die Berechnung der <strong>in</strong> Kapitel 4<br />
diskutierten Eigenschaften des Anderson-Modells erläutert.<br />
3.1 Iterative Diagonalisierung<br />
3.1.1 Renormierungsgruppen-Transformation des Störstellen-Anderson-Modells<br />
In Kapitel 2.3 wurde die Kettenform (2.30) des Anderson-Modells hergeleitet, die sich durch<br />
e<strong>in</strong>e energetische Ordnung der auftretenden Terme auszeichnet. Insbesondere fallen die<br />
Hüpfenergien t n wie Λ − n 2 ab. Diese Eigenschaft ist bekannt (siehe [18] und [6]). Sie ist aber<br />
auch schon <strong>in</strong> den Abbildungen 2.5 und 2.6 zu erahnen, die die Transformationskoeffizienten<br />
zur Berechung der t n und ε n zeigen. Das kann man sich zu Nutze machen, <strong>in</strong>dem man<br />
folgende Reihe def<strong>in</strong>iert:<br />
H N ≡ Λ N−1<br />
2<br />
[<br />
Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓<br />
+<br />
N−1<br />
∑<br />
n=−1,σ<br />
t n<br />
(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />
)<br />
+<br />
N∑<br />
n=−1,σ<br />
Der Hamilton-Operator (2.30) ergibt sich da<strong>mit</strong> durch Bildung von lim N→∞ :<br />
ε n c † nσc nσ<br />
⎤<br />
⎦ . (3.1)<br />
N−1<br />
H SIAM = lim Λ− 2 H N . (3.2)<br />
N→∞<br />
Durch die Skalierung <strong>mit</strong> dem Faktor Λ N−1<br />
2 wird erreicht, dass die kle<strong>in</strong>ste Hüpfenergie<br />
<strong>in</strong> H N ungefähr 1 ist. Die gesuchte Renormierungsgruppen-Transformation ist nun schnell<br />
29
30 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
gefunden, wenn man zusätzlich vere<strong>in</strong>bart, dass von jedem H N die jeweilige Grundzustandsenergie<br />
abgezogen wird, also H N e<strong>in</strong>e Grundzustandsenergie von 0 besitzt. Denn für<br />
zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgende Hamilton-Operatoren der Reihe (3.1) gilt dann nach [6] und [18]:<br />
H N+1 = Λ 1 2H N + ∑ (<br />
)]<br />
[ε N+1 c † N+1σ c N+1σ + t N c † Nσ c N+1σ + c † N+1σ c Nσ −E G,N+1 , (3.3)<br />
σ<br />
wo<strong>mit</strong> die Abbildung R : H N ↦→ H N+1 die <strong>in</strong> Kapitel 2.1 vorgestellten Eigenschaften<br />
e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation hat. Sie bildet den Hamilton-Operator<br />
{<br />
H N E<br />
N<br />
i , ∣ } i<br />
〉N auf den Hamilton-Operator HN+1<br />
{Ei N+1 , ∣ }<br />
i ab, der die gleiche<br />
〉N+1<br />
Form wie H N hat. Charakterisiert wird H N hier also nicht von e<strong>in</strong>em bestimmten Parametersatz<br />
x, sondern durch se<strong>in</strong>e Eigenenergien und Eigenzustände. Aufgrund des Skalierungsfaktors<br />
Λ N−1<br />
2 s<strong>in</strong>d die Bandbreiten der Eigenenergien von H N und H N+1 ungefähr<br />
gleich groß, was bei der Untersuchung von Fixpunkten viele Vorteile <strong>mit</strong> sich br<strong>in</strong>gt. Anzumerken<br />
ist aber, dass im Gegensatz zu R 2 die Abbildung R ke<strong>in</strong>e Fixpunkte aufweist (siehe<br />
[18]). Jedoch ist <strong>mit</strong> R natürlich auch R 2 e<strong>in</strong>e Renormierungsgruppen-Transformation, die<br />
}<br />
auf e<strong>in</strong>en anderen Satz von Eigenenergien<br />
{E N+2<br />
i<br />
e<strong>in</strong>en Satz von Eigenenergien { Ei<br />
N<br />
abbildet. Daher werden später auch entweder nur die H N <strong>mit</strong> geradem N oder nur diejenigen<br />
<strong>mit</strong> ungeradem N betrachtet, denn nur so s<strong>in</strong>d die Fixpunkte von R 2 klar erkennbar.<br />
Welche Wahl man trifft, ist dabei unerheblich, beide Möglichkeiten liefern vollkommen<br />
äquivalente Ergebnisse. Bei der Berechnung thermodynamischer Größen können <strong>mit</strong> Hilfe<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> [6] gezeigten Mittelung alle Iterationsschritte verwertet werden.<br />
}<br />
3.1.2 Diagonalisierung der H N<br />
Durch Def<strong>in</strong>ition der Reihe (3.1) und durch Gleichung (3.3) kann man sich nun schrittweise<br />
an die Lösung des Gesamtproblems herantasten, <strong>in</strong>dem man zunächst e<strong>in</strong>e geeignete Basis<br />
def<strong>in</strong>iert, da<strong>mit</strong> die Matrixelemente von H −1 berechnet und so die entsprechenden Eigenenergien<br />
und Eigenzustände bestimmt. Um die Ergebnisse der Diagonalisierung von H −1<br />
nutzen zu können, def<strong>in</strong>iert man anschließend die Basis für H 0 als Produktraum der Basis<br />
von H −1 und der Basis des neu h<strong>in</strong>zugefügten Platzes der Kette. In dieser ist H −1 diagonal,<br />
so dass der zur Diagonalisierung von H 0 notwendige Aufwand reduziert wird. Hat man H 0<br />
diagonalisiert, def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>e Basis für H 1 und fährt so fort. Gemäß dieses Schemas<br />
lassen sich also theoretisch die Eigenenergien und Eigenzustände von Hamilton-Operatoren<br />
H N zu beliebigem N bestimmen.<br />
Um die Größe der zu diagonalisierenden Matrizen zu beschränken, charakterisiert man<br />
die Basiszustände anhand von geeigneten Erhaltungsgrößen des Hamilton-Operators (3.1).<br />
Diese s<strong>in</strong>d analog zu [18] die Ladung ˆQ N = ˆN − N+2<br />
2<br />
– hier ist ˆN der Operator der<br />
Gesamtteilchenzahl – der Gesamtsp<strong>in</strong> Ŝ2 und die z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s Ŝz. Es<br />
werden also die Eigenzustände von H N so berechnet, dass sie auch gleichzeitig Eigenzustände<br />
von ˆQ, Ŝ2 und Ŝz s<strong>in</strong>d. Dass der Gesamtsp<strong>in</strong> <strong>mit</strong> H N vertauscht, muss allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht notwendigerweise genutzt werden, pr<strong>in</strong>zipiell reichen die beiden anderen Erhaltungsgrößen<br />
aus (siehe hierzu die Diskussion <strong>in</strong> [6]). Da der verwendete NRG-Code aber alle drei<br />
Größen verwendet, wird die Diagonalisierung hier so beschrieben, wie sie auch numerisch<br />
durchgeführt wird.
3.1 Iterative Diagonalisierung 31<br />
Zur Konstruktion der gesuchten Basis nimmt man an, dass der Operator H N bereits diagonalisiert<br />
und<br />
{∣ ∣w<br />
〉<br />
N}<br />
=<br />
{∣ ∣Q,S,Sz ,r 〉 N}<br />
, (3.4)<br />
se<strong>in</strong>e Basis ist. Hier ist w e<strong>in</strong> Index, der die Eigenzustände von 1 bis zur Dimension des<br />
Hilbert-Raums von H N durchnummeriert; der Index r steht für weitere Freiheitsgrade<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es {Q,S,S z }-Unterraums. Die Basis für den neu h<strong>in</strong>zugefügten Platz der<br />
Kette ist vierdimensional:<br />
{∣ ∣i<br />
〉}<br />
=<br />
{∣ ∣0<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↑<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↓<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↑↓<br />
〉}<br />
i = 1,2,3,4 . (3.5)<br />
Die neue Basis für H N+1 ist da<strong>mit</strong>:<br />
{ ∣∣w,i 〉<br />
N+1<br />
}<br />
= {∣ ∣ w<br />
〉N ⊗ ∣ ∣ i<br />
〉}<br />
(3.6)<br />
In dieser Darstellung beziehen sich die dem Index w entsprechenden Quantenzahlen<br />
{Q,S,S z ,r} auf das System H N und geben nicht die Quantenzahlen der Basiszustände<br />
des Systems H N+1 wieder. Aus den Zuständen ∣ ∣w,i 〉 müssen zuerst die passenden L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen<br />
gebildet werden, so dass sie dann Eigenzustände von Ladung und Sp<strong>in</strong><br />
N+1<br />
von H N+1 s<strong>in</strong>d. In Anhang C.1 wird das genauer diskutiert. Mit Hilfe der resultierenden<br />
Basis und Gleichung (3.3) kann dann H N+1 diagonalisiert werden.<br />
Weil sich die Dimension des Hilbert-Raums durch das H<strong>in</strong>zufügen e<strong>in</strong>es Platzes vervierfacht,<br />
werden nach Diagonalisierung von H N+1 nur die typischerweise 500 bis 1000 Zustände<br />
<strong>mit</strong> den niedrigsten Eigenenergien <strong>in</strong> den nächsten Schritt, die Diagonalisierung<br />
von H N+2 , <strong>mit</strong>genommen. Die übrigen werden verworfen, da ohne diese Beschneidung die<br />
Dimension des Hilbert-Raums exponentiell wachsen und da<strong>mit</strong> schnell die Grenzen des<br />
numerisch Machbaren überschreiten würde. Voraussetzung für den Erfolg dieses Vorgehens<br />
ist, dass die Vernachlässigung der Zustände <strong>mit</strong> hoher Energie die Zustände <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />
Energie nicht signifikant bee<strong>in</strong>flusst [6]. Die Basis aus Eigenzuständen zu H N+1 hängt <strong>mit</strong><br />
der Basis (3.6) über e<strong>in</strong>e unitäre Transformation zusammen (siehe [6]):<br />
∣<br />
∣w ′〉 N+1 = ∑ w,i<br />
∣<br />
U w ′ ,wi<br />
∣w,i 〉 N+1 . (3.7)<br />
Die Details der iterativen Diagonalisierung s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> [18] und [4] nachzulesen, werden<br />
aber der Vollständigkeit wegen auch <strong>in</strong> Anhang C.1 gezeigt. Wichtiger ist es an dieser<br />
Stelle, die Bedeutung der für die NRG typischen Energiefluss-Diagramme kurz zu erläutern.<br />
Abbildung 3.1 zeigt e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> solches Diagramm, das <strong>mit</strong> den gleichen Parametern<br />
wie Figur 4 <strong>in</strong> [6] berechnet wurde. Dort s<strong>in</strong>d die Eigenenergien im N-ten Iterationsschritt<br />
für drei verschiedene Komb<strong>in</strong>ationen von Ladung Q und Gesamtsp<strong>in</strong> S und ungerade N<br />
aufgetragen. E<strong>in</strong> Blick auf das Flussdiagramm bestätigt die oben getroffene Aussage, dass<br />
die Eigenenergien der H N unabhängig von N immer die gleiche Größenordnung haben. Das<br />
Auftreten von Fixpunkten erkennt man an Bereichen, <strong>in</strong> denen sich die Eigenenergien zu<br />
konstanten Q und S kaum ändern. Das Flussdiagramm von Abbildung 3.1 weist drei solcher<br />
Fixpunkte auf. Diese entsprechen denjenigen, die schon <strong>in</strong> Kapitel 1.3 diskutiert wurden,<br />
und zwar <strong>in</strong>sofern, als NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> den dort angegebenen Modellparametern
32 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
EN<br />
N<br />
Abbildung 3.1: Beispiel für e<strong>in</strong> Flussdiagramm der Eigenenergien E N <strong>mit</strong> Q = 0, S = 1 2<br />
(blau), Q = 1, S = 0 (rot) und Q = 1, S = 1 (grün). Die verwendeten Parameter s<strong>in</strong>d<br />
ε f = − 1 2 U, U = 10−3 , ∆ (ω) = ∆ 0 = 2.5 · 10 −5 und δ = 0. Die schwarzen Kurven wurden<br />
<strong>mit</strong> ∆ 0 = 2.5 · 10 5 , sonst aber unveränderten Parametern berechnet und entsprechen dem<br />
SC-Grenzfall.<br />
genau die Energien ergeben, die <strong>in</strong> der gezeigten Abbildung an den Fixpunkten auftreten.<br />
Zum Beispiel reproduziert e<strong>in</strong>e Rechnung <strong>mit</strong> ∆ 0 ≫ U, hier ∆ 0 = 2.5 · 10 5 , sonst aber<br />
unveränderten Parametern die Energien ab N = 65 sehr gut. Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Abbildung 3.1 schwarz e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />
E<strong>in</strong>e sehr umfangreiche Analyse der Fixpunkte des Störstellen-Anderson-Modells ist <strong>in</strong><br />
[18] zu f<strong>in</strong>den, hier soll dieses Thema nur kurz angesprochen werden. Das Verhalten des<br />
Hamilton-Operators (2.30) entspricht <strong>mit</strong> den hier gewählten Parametern zwischen N = 3<br />
und N = 13 dem des FO-Grenzfalls des Anderson-Modells, zwischen N = 15 und N = 59 –<br />
dort <strong>mit</strong> deutlichen Abweichungen – dem LM-Grenzfall und ab N = 61 dem SC-Grenzfall.<br />
Der Übergang zwischen FO- und LM-Fixpunkt vollzieht sich im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger Iterationsschritte, woh<strong>in</strong>gegen sich der Übergang zwischen LM- und SC-Fixpunkt<br />
über viele Iterationsschritte erstreckt. Die ersten beiden Fixpunkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>stabil, so dass<br />
sich nach Erreichen des stabilen SC-Fixpunktes das Verhalten des Systems nicht mehr<br />
verändert. Ruft man sich nun die zum Abschluss von Kapitel 2.3 angestellten Überlegungen<br />
zur anschaulichen Bedeutung des Hamilton-Operators (2.30) wieder <strong>in</strong>s Gedächtnis,<br />
erkennt man den Zusammenhang zwischen Fixpunkten und Temperatur. Durch die Trennung<br />
und Ordnung der Energieskalen wurde erreicht, dass H N je nach Größe von N das<br />
System (2.30) bei e<strong>in</strong>er bestimmten Temperatur beschreibt, und da<strong>mit</strong> die verschiedenen
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 33<br />
Fixpunkte das Verhalten von H SIAM <strong>in</strong> verschiedenen Temperaturbereichen wiedergeben.<br />
Dieses Konzept wird bei der Berechnung thermodynamischer Größen im nun folgenden<br />
Kapitel noch klarer werden.<br />
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG<br />
Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode ermöglicht die Berechnung verschiedener<br />
dynamischer und statischer Größen, beispielsweise der Störstellen-Spektralfunktion und der<br />
Störstellenentropie. In diesem Kapitel werden daher als Vorbereitung auf Kapitel 4 alle<br />
dort diskutierten physikalischen Eigenschaften des Anderson-Modells hergeleitet. Begonnen<br />
wird hierbei <strong>mit</strong> den thermodynamischen Größen, dem großkanonischen Potential, der<br />
Entropie, der Wärmekapazität und der Suszeptibilität. Von diesen ist hier hauptsächlich<br />
der Anteil der Störstelle von Interesse, da das Ziel dieser Arbeit ist, die Abhängigkeit ihres<br />
Beitrages zu den Eigenschaften des Gesamtsystems von der Füllung des Leitungsbandes<br />
zu klären. Der letzte Abschnitt befasst sich <strong>mit</strong> der Bestimmung der Störstellenspektralfunktion.<br />
3.2.1 Grundkonzept der thermodynamischen Berechnungen<br />
Die gesamte auf dem Anderson-Modell und der NRG aufbauende Thermodynamik basiert<br />
auf e<strong>in</strong>em Grundgedanken, der <strong>in</strong> [18] ausführlich erklärt wird. Erst die dort angestellten<br />
Überlegungen erlauben es, die Temperaturabhängigkeit der gesuchten Größen e<strong>in</strong>fach<br />
und zuverlässig zu bestimmen. Sie sollen hier kurz wiederholt werden, um das den folgenden<br />
Abschnitten zugrunde liegende Konzept verständlich zu machen. Die <strong>in</strong> Kapitel 3.1<br />
vorgestellte Lösungsmethode kann nur Ergebnisse für e<strong>in</strong> endliches System (3.1) liefern.<br />
Der Zusammenhang zwischen dem unendlichen System H SIAM und dem endlichen System<br />
H N ist aber durch Gleichung (3.2) gegeben. Daher liegt es nahe, die gesuchten Größen<br />
zunächst für e<strong>in</strong> endliches System H M zu bestimmen und anschließend den thermodynamischen<br />
Limes M → ∞ zu bilden. Da lediglich der Beitrag der Störstelle bestimmt werden<br />
soll, muss noch die entsprechende Größe e<strong>in</strong>es geeigneten Modellsystems HN 0 subtrahiert<br />
werden. Dieses erhält man aus H N durch Auslassung der Störstelle und ihrer Kopplung an<br />
das Leitungsband:<br />
HN 0 ≡ Λ N−1<br />
2<br />
⎡<br />
⎣<br />
N−1<br />
∑<br />
n=0,σ<br />
t n<br />
(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />
)<br />
+<br />
N∑<br />
n=0,σ<br />
ε n c † nσc nσ<br />
⎤<br />
⎦ . (3.8)<br />
Weiterh<strong>in</strong> muss man darauf achten, die <strong>in</strong> Gleichung (3.1) für die iterative Diagonalisierung<br />
vorgenommene Skalierung <strong>mit</strong> Λ N−1<br />
2 wieder rückgängig zu machen. Hat man also bereits<br />
H M diagonalisiert, dann tritt <strong>in</strong> der Zustandssumme folgender Faktor auf:<br />
)<br />
exp<br />
(−βΛ − M−1<br />
2 H M ≡ e −¯β M H M<br />
. (3.9)<br />
Hier wurde folgende Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>gesetzt:<br />
¯β M ≡ Λ − M−1<br />
2 β = Λ − M−1<br />
2<br />
1<br />
T . (3.10)
34 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
Zusammen <strong>mit</strong> der Wahl µ = 0 wird die großkanonische Zustandssumme zu:<br />
)<br />
Z M = Sp<br />
(e −¯β M H M<br />
. (3.11)<br />
Der Störstellenbeitrag der Größe O <strong>in</strong> Iterationsschritt M ist da<strong>mit</strong> gegeben durch<br />
) ( )<br />
〈 〉 Sp<br />
(O M e −¯β M H M<br />
Sp O<br />
OM ≡<br />
Sp ( M 0 e−¯β M HM<br />
0<br />
) − ( ) . (3.12)<br />
e −¯β M H M<br />
Sp e −¯β M HM<br />
0<br />
Der thermodynamische Limes ist<br />
〈 〉 〈 〉<br />
O = lim OM . (3.13)<br />
M→∞<br />
Numerisch ist dieser Limes natürlich nicht durchführbar, weshalb man auf Näherungen<br />
angewiesen ist.<br />
Da die kle<strong>in</strong>ste Energieskala von H M ungefähr 1 ist, bedeutet der Limes M → ∞ praktisch,<br />
dass M groß genug se<strong>in</strong> muss, da<strong>mit</strong> ¯β M ≪ 1 gilt und die Faktoren e −¯β M H M<br />
nicht vernachlässigbar<br />
kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d (alle Eigenenergien s<strong>in</strong>d ja positiv). Um aber die Größe O schon nach<br />
wenigen Iterationsschritten bestimmen zu können, teilt man ¯β M H M und ¯β M HM 0 <strong>in</strong> drei<br />
Anteile auf. Der erste Anteil enthält nur Erzeuger und Vernichter <strong>mit</strong> n ≤ N (N < M),<br />
der dritte nur Erzeuger und Vernichter <strong>mit</strong> N + 1 ≤ n ≤ M und der zweite nur die Terme,<br />
die die beiden anderen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. Auch O M und OM 0 sollen <strong>in</strong> zwei Anteile<br />
aufgespalten werden können. Da<strong>mit</strong> hat man:<br />
¯β M H M = ¯β N H N + ¯β N H I + ¯β M R M,N+1 , (3.14)<br />
O M = O N + O M,N+1 . (3.15)<br />
Dabei wirkt O M,N+1 nur auf die Plätze der Kette <strong>mit</strong> N+1 ≤ n ≤ M. Der Verb<strong>in</strong>dungsterm<br />
H I ist gegeben durch<br />
)<br />
H I ≡ Λ N−1<br />
2 t N<br />
(c † N,σ c N+1,σ + c † N+1,σ c N,σ<br />
(3.16)<br />
und das Restglied R M,N+1 ist e<strong>in</strong>fach<br />
⎡<br />
R M,N+1 ≡ Λ M−1<br />
2<br />
⎣<br />
M−1<br />
∑<br />
n=N+1,σ<br />
t n<br />
(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />
)<br />
+<br />
M∑<br />
n=N+1,σ<br />
ε n c † nσc nσ<br />
⎤<br />
⎦ . (3.17)<br />
Die genauen Ausdrücke für O M und OM 0 hängen natürlich davon ab, welcher Größe der<br />
Operator O entspricht. Für HM 0 und O0 M<br />
gelten die obigen Gleichungen entsprechend.<br />
Entscheidend ist nun, dass bei Durchführung dieser Separation und Vernachlässigung des<br />
Terms H I die resultierenden Anteile <strong>in</strong> Gleichung (3.12) vollkommen unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />
s<strong>in</strong>d und sich alle Terme, die die Operatoren c n>N,σ enthalten, aus der Berechnung des<br />
thermodynamischen Mittelwerts 〈 〉<br />
O M herauskürzen. Abbildung 3.2 zeigt dieses Vorgehen<br />
schematisch. Behandelt man also für beliebig große M > N den Term H I als Störung
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 35<br />
ε -1 ε 0 ε 1 ε N-1 ε N ε Resultat<br />
t t<br />
N+1<br />
-1 0 ...<br />
t t ε M<br />
N-1 N ...<br />
Vernachlässigung von H I<br />
H M<br />
ε 0 t ε 1 ε N-1 ε N ε N+1<br />
...<br />
t t ε M<br />
0 N-1 N ...<br />
H M<br />
0<br />
Vernachlässigung von H I<br />
0<br />
Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der vorgenommenen Näherung zur Berechnung<br />
thermodynamischer Größen.<br />
und berechnet 〈 〉<br />
O M <strong>in</strong> Störungstheorie, dann ist die nullte Ordnung durch Gleichung<br />
(3.12) ausgewertet für M = N gegeben. Die Korrektur erster Ordnung ist null und die<br />
Korrektur zweiter Ordnung ist von der Größenordnung ¯β NΛ<br />
Z −1<br />
N<br />
. Ist dieser Wert kle<strong>in</strong>, so<br />
erhält man aus den Daten des N-ten Iterationsschritts e<strong>in</strong>e gute Näherung der Größe O<br />
des Anderson-Modells bei der Temperatur T = 1 β .<br />
Andererseits kann man sich diese Beobachtung auch zu Nutze machen, wenn man die Größe<br />
O <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er vorgegebenen Fehlertoleranz ¯β bei verschiedenen Temperaturen bestimmen<br />
will. Statt der Temperatur β legt man also den gewünschten Fehler ¯β fest und erzeugt<br />
dadurch gemäß Gleichung (3.10) e<strong>in</strong>e Reihe von Temperaturen T N . Die obigen Überlegungen<br />
zeigen nun, dass Gleichung (3.12) ausgewertet für M = N die Eigenschaft O des<br />
Anderson-Modells bei der Temperatur T N bis auf Terme der Ordnung ¯β<br />
Λ Z−1 N<br />
korrekt wiedergibt.<br />
Da<strong>mit</strong> lassen sich nach dem N-ten Schritt der iterativen Diagonalisierung von<br />
(2.30) die thermodynamischen Eigenschaften des Anderson-Modells bei der Temperatur<br />
T N berechnen, wodurch die benötigte Rechen- und Speicherkapazität sehr kle<strong>in</strong> gehalten<br />
wird. Vollkommen unproblematisch ist dieses Vorgehen jedoch nicht, <strong>in</strong>sbesondere muss ¯β<br />
vernünftig gewählt werden.<br />
Die obige Argumentation ist, wie e<strong>in</strong>gangs bereits erwähnt, noch wesentlich ausführlicher<br />
<strong>in</strong> [18] zu f<strong>in</strong>den. Insbesondere wird dort <strong>in</strong> Anhang F die hier nur angedeutete störungstheoretische<br />
Rechnung explizit durchgeführt.<br />
3.2.2 Freie Energie, Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />
E<strong>in</strong>e der zentralen Größen der vorliegenden Untersuchung ist der Beitrag der Störstelle zur<br />
Entropie, da dieser unter anderem die Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur erlaubt. Vorher<br />
müssen aber die Zustandssumme und das großkanonische Potential berechnet werden, das<br />
wegen µ = 0 identisch <strong>mit</strong> der Freien Energie ist.<br />
In Abwesenheit e<strong>in</strong>es äußeren Magnetfelds hängen die Eigenenergien lediglich von drei der<br />
vier Quantenzahlen ab, <strong>mit</strong> deren Hilfe die Eigenzustände charakterisiert werden, nämlich<br />
von der Ladung Q, dem Gesamtsp<strong>in</strong> S und der Quantenzahl r, also E m = E Q,S,r . Bezüglich
36 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
der vierten Quantenzahl, der z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s, liegt demnach e<strong>in</strong>e (2S + 1)-<br />
fache Entartung vor, da S z = −S, −S + 1,...,S − 1,S. Da<strong>mit</strong> ist die Zustandssumme<br />
)<br />
Z N = Sp<br />
(e −¯βH N<br />
= (2S + 1) ∑ (N)<br />
−¯βE<br />
e<br />
Q,S,r<br />
. (3.18)<br />
Q,S,r<br />
Wegen der Beschneidung des Hilbert-Raumes ist die Anzahl der Summanden <strong>in</strong> dieser<br />
Summe überschaubar und die Berechnung ke<strong>in</strong> großes Problem. Aus der Zustandssumme<br />
erhält man sofort die Freie Energie<br />
F (T N ) = −T N ln (Z N ) <strong>mit</strong> T N =<br />
N−1<br />
Λ− 2<br />
¯β<br />
. (3.19)<br />
Bekanntlich ergibt die Ableitung der Freien Energie nach der Temperatur die Entropie.<br />
Da die Ableitung aber numerisch durchgeführt werden muss und <strong>in</strong> jedem Schritt der<br />
iterativen Diagonalisierung die Grundzustandsenergie von allen Eigenenergien abgezogen<br />
wurde, ist etwas Vorsicht geboten. Das Abziehen der Grundzustandsenergie <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt<br />
ist essentiell, da das Spektrum der Eigenenergien von H N sonst auch negative<br />
Energien enthielte, die sehr schnell zu e<strong>in</strong>em Überlauf bei der numerischen Berechnung der<br />
Zustandssumme führen würden. Der zusätzliche Faktor e¯βE G,N<br />
<strong>in</strong> Gleichung (3.18) <strong>mit</strong> der<br />
Grundzustandsenergie E G,N von H N trägt zu Gleichung (3.19) lediglich den zusätzlichen<br />
Summanden ¯βT N E G,N = Λ − N−1<br />
2 E G,N bei. Dies ist ke<strong>in</strong> Problem, solange nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />
Iterationsschritt betrachtet wird. Da aber bei der numerischen Differentiation Differenzenquotienten<br />
aus Werten der Freien Energie gebildet werden müssen, die aus verschiedenen<br />
Iterationsschritten stammen, müssen die Beiträge der verschiedenen Grundzustandsenergien<br />
explizit berücksichtigt werden. Die notwendigen Korrekturterme erhält man, <strong>in</strong>dem man<br />
<strong>mit</strong>tels Gleichung (3.3) den Hamilton-Operator H N auf H −1 zurückführt. Wie <strong>in</strong> Kapitel<br />
3.1.1 gefordert, wird der Differenzenquotient entweder aus den Werten der ungeraden oder<br />
aus den Werten der geraden Iterationsschritte bestimmt. Im verbleibenden Teil dieses Abschnitts<br />
sei N gerade. Die Ableitung wird dann aus der Freien Energie bei T N−1 und T N+1<br />
berechnet. Des Weiteren wird die Freie Energie, wie sie aus dem N-ten Iterationsschritt<br />
nach Abzug der Grundzustandsenergie resultiert, <strong>mit</strong> F (N)<br />
SIAM<br />
bezeichnet, die korrekte Freie<br />
Energie h<strong>in</strong>gegen <strong>mit</strong> F N . Gesucht wird so<strong>mit</strong> der Wert des folgenden Ausdrucks<br />
S<br />
( 1<br />
2 (T N−1 + T N+1 )<br />
)<br />
= − ∂F<br />
∂T ≈ −F N+1 − F N−1<br />
T N+1 − T N−1<br />
, (3.20)
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 37<br />
der die Entropie des Systems bei T<br />
N ′ ≡ 1 2 (T N−1 + T N+1 ) liefert. Nun stehen H N−1 und<br />
H N+1 wie folgt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> H −1 , dem Startpunkt der Iterativen Diagonalisierung:<br />
⎡<br />
N+1<br />
∑<br />
N∑<br />
H N+1 = Λ N+2<br />
2 H −1 + Λ N 2 ⎣ ε n c † nσc nσ + t n<br />
(c † nσc n+1σ + c † n+1σ nσ) ⎤<br />
c ⎦<br />
n=0,σ<br />
n=−1,σ<br />
−<br />
(E G,N+1 + √ )<br />
ΛE G,N + ΛE G,N−1 + · · · + Λ N+1<br />
2 E G,0<br />
} {{ }<br />
H N−1 = Λ N 2 H −1 + Λ N−2<br />
2<br />
−<br />
⎡<br />
⎣<br />
N−1<br />
∑<br />
n=0,σ<br />
≡∆E N−1<br />
ε n c † nσ c nσ +<br />
N−2<br />
∑<br />
n=−1,σ<br />
t n<br />
(c † nσ c n+1σ + c † n+1σ c nσ) ⎤ ⎦<br />
(E G,N−1 + √ )<br />
ΛE G,N−2 + ΛE G,N−3 + · · · + Λ N−1<br />
2 E G,0<br />
} {{ }<br />
≡∆E N−1<br />
. (3.21)<br />
Dementsprechend erhält man aus der Diagonalisierung dieser Hamilton-Operatoren die<br />
Freien Energien<br />
F (N+1)<br />
SIAM = −T (<br />
N+1 ln (ZN+1 ) + ¯β∆E<br />
)<br />
N+1<br />
F (N−1)<br />
SIAM = −T (<br />
N−1 ln (ZN−1 ) + ¯β∆E<br />
)<br />
N−1 , (3.22)<br />
woraus natürlich sofort folgt:<br />
F N+1 = F (N+1)<br />
SIAM + Λ− N 2 ∆EN+1<br />
F N−1 = F (N−1)<br />
SIAM<br />
+ Λ−<br />
N−2<br />
2 ∆E N−1 . (3.23)<br />
Mit Gleichung (3.23) ist es dann sehr e<strong>in</strong>fach, den benötigten Differenzenquotienten (3.20)<br />
und da<strong>mit</strong> die Entropie zu bestimmen:<br />
(<br />
)<br />
S ( T N<br />
′ ) F (N+1)<br />
SIAM − F (N−1)<br />
SIAM<br />
+ Λ − ( N−2<br />
2 Λ −1 )<br />
∆E N+1 − ∆E N−1<br />
≈ −<br />
= −<br />
(<br />
F (N+1)<br />
SIAM − F (N−1)<br />
SIAM<br />
T N+1 − T<br />
) N−1<br />
+ Λ − N 2<br />
(E G,N+1 + √ )<br />
ΛE G,N<br />
T N+1 − T N−1<br />
(3.24)<br />
Dieser Ausdruck stellt aber die Gesamtentropie des Anderson-Modells dar, nicht nur den<br />
Störstellenanteil. Wie weiter oben beschrieben, müsste man die gleiche Größe noch für<br />
das freie System HN 0 berechnen und von (3.24) abziehen. In den meisten Fällen ist dies<br />
jedoch nicht notwendig, da dieser Beitrag kaum von der Temperatur abhängt, also <strong>in</strong><br />
guter Näherung konstant ist. Dies ist leicht e<strong>in</strong>zusehen, wenn man daran denkt, dass HN<br />
0<br />
im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong> ideales Fermigas repräsentiert, dessen Zustandssumme sich leicht aus den<br />
entsprechenden E<strong>in</strong>teilchen-Energien ε 0 i bestimmen lässt:<br />
Z 0 N = [ N<br />
∏<br />
i=0<br />
(<br />
1 + e −βε0 i<br />
) ] 2<br />
. (3.25)
38 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
Die kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>teilchenenergien s<strong>in</strong>d von der Größenordnung ω l . Die Temperaturen T =<br />
1<br />
β<br />
, die man <strong>mit</strong> der NRG typischerweise betrachten will, s<strong>in</strong>d aber betragsmäßig wesentlich<br />
kle<strong>in</strong>er als 1, was wiederum bedeutet, dass β sehr groß ist. Dadurch wird die Zustandssumme<br />
haupsächlich von den E<strong>in</strong>teilchenenergien nahe ω l bestimmt und ist sehr<br />
groß (ZN 0 ≫ 1). Also ist der Logarithmus der Zustandssumme <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich<br />
Z sehr flach. Um ihn nennenswert zu ändern, muss man die Temperatur sehr stark<br />
erhöhen, so dass etwa βω l ≈ 1. Dies ist aber nun ke<strong>in</strong> Temperaturbereich mehr, der bei Anwendung<br />
der NRG untersucht wird. Für die Ableitung der Freien Energie folgt aus diesen<br />
Überlegungen die folgende Abschätzung:<br />
S 0 = − ∂F 0<br />
∂T = − ∂<br />
∂T<br />
(<br />
−T lnZ<br />
0 ) = lnZ }{{}<br />
0 +T ∂lnZ0<br />
∂T<br />
≈const. } {{ }<br />
≈0<br />
(3.26)<br />
Das ist leicht e<strong>in</strong>zusehen. Denn die E<strong>in</strong>teilchenzustände des Fermigases s<strong>in</strong>d bei T = 0 bis<br />
zur Fermikante voll besetzt und über der Fermikante unbesetzt. Für T > 0 wird die Fermi-<br />
Dirac-Verteilung aber lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich T um die Fermienergie herum verändert.<br />
Da im Allgeme<strong>in</strong>en T ≪ ω l gilt, ist dieser Bereich sehr kle<strong>in</strong> verglichen <strong>mit</strong> der Bandbreite.<br />
Daher kann man erwarten, dass weder die Entropie noch die magnetische Suszeptibilität des<br />
Bades im untersuchten Temperaturbereich e<strong>in</strong>e starke Temperaturabhängigkeit aufweisen.<br />
In der Tat kann das auch <strong>mit</strong> Hilfe der NRG nachgewiesen werden. Insgesamt gilt also:<br />
S imp<br />
(<br />
T<br />
′<br />
N<br />
)<br />
= S<br />
(<br />
T<br />
′<br />
N<br />
)<br />
− const. (3.27)<br />
Zur Bestimmung des Störstellenbeitrags zur Entropie genügt es also, e<strong>in</strong>e Konstante von<br />
Ausdruck (3.24) abzuziehen. Mit Hilfe dieses Ergebnisses ist es nun möglich, die <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur zu def<strong>in</strong>ieren. Wie <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung bereits erklärt, markiert T K den Übergang<br />
des Systems von LM-Verhalten h<strong>in</strong> zum SC-Verhalten. Dies zeigt sich <strong>in</strong> der Störstellenentropie<br />
sehr deutlich. Denn im LM-Regime verhält sich die Störstelle effektiv wie e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />
Sp<strong>in</strong> <strong>mit</strong> S = 1 2<br />
. Da der Rest des Systems nicht davon bee<strong>in</strong>flusst wird, ob dieser<br />
Sp<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ↑- oder e<strong>in</strong> ↓-Sp<strong>in</strong> ist, muss man die Anzahl der Mikrozustände des Systems ohne<br />
Störstelle e<strong>in</strong>fach verdoppeln, um die Anzahl der Mikrozustände des Systems <strong>mit</strong> Störstelle<br />
zu erhalten. Die Verdoppelung der Mikrozustände entspricht e<strong>in</strong>em Beitrag der Störstelle<br />
zur Entropie von ln2.<br />
Im SC-Regime h<strong>in</strong>gegen ist das effektive Bild des Anderson-Modell das folgende: Die Störstelle<br />
koppelt so stark an den ersten Kettenplatz, dass diese beiden Plätze quasi vom Rest<br />
der Kette abgespalten werden. Jede Anregung, die diese Plätze <strong>mit</strong> den anderen Plätzen<br />
verb<strong>in</strong>det, ist so hochenergetisch, dass sie bei den betrachteten tiefen Temperaturen ke<strong>in</strong>e<br />
Rolle mehr spielt. Das gesonderte System aus Störstelle und erstem Kettenglied bildet<br />
dann e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>gulett-Grundzustand aus, der ke<strong>in</strong>en Beitrag zur Gesamtentropie leistet.<br />
Demnach ist der Störstellenbeitrag zur Entropie im SC-Regime null. E<strong>in</strong> typisches Beispiel<br />
hierfür zeigt Abbildung 3.3 <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kondo</strong>-Temperatur von 2.69 · 10 −8 . Hier kann man<br />
auch schon e<strong>in</strong>e Schwäche der <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1 vorgestellten Näherung erkennen. Da die<br />
Zustandssumme Z N <strong>in</strong> den ersten Schritten der iterativen Diagonalisierung noch nicht sehr<br />
viel größer als 1 ist, s<strong>in</strong>d auch die Korrekturen zweiter Ordnung noch nicht vernachlässigbar.<br />
Da im Beispiel jedoch nur die ersten drei bis vier Datenpunkte betroffen s<strong>in</strong>d, kann
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 39<br />
ca. ln 2<br />
S(T)<br />
S(T)<br />
Abbildung 3.3: Typisches Beispiel für den Verlauf der Entropie. Die verwendeten Parameter<br />
s<strong>in</strong>d U = 1, ε f = −0.5, ∆ (ω) = ∆ 0 = 0.03, δ = 0 und Λ = 2.5. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />
T K beträgt 2.69 · 10 −8 .<br />
T<br />
man diese Schwäche noch verzeihen. Bei der Betrachtung e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes<br />
wirkt sie sich jedoch wesentlich schwerwiegender aus, wie die Ergebnisse aus Kapitel 4<br />
zeigen werden.<br />
Weil sich der Übergang vom LM- zum SC-Fixpunkt relativ langsam und kont<strong>in</strong>uierlich<br />
vollzieht (siehe auch Abbildung 3.1), kann man die <strong>Kondo</strong>-Temperatur als die Mitte dieses<br />
Übergangs def<strong>in</strong>ieren. Praktisch bestimmt man hierzu den Wendepunkt der Entropie S imp ,<br />
also die Nullstelle der zweiten Ableitung nach der Temperatur. Details zur numerischen<br />
Ableitung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />
∂ 2 S<br />
∂T 2 ∣ ∣∣∣TK !<br />
= 0 ⇒ T K (3.28)<br />
3.2.3 Wärmekapazität und Koeffizient der spezifischen Wärme<br />
Zur Berechnung der Wärmekapazität der Störstelle C imp muss nicht viel gesagt werden.<br />
Sie ist durch<br />
C imp = T ∂S imp<br />
(3.29)<br />
∂T<br />
def<strong>in</strong>iert. Da bei tiefen Temperaturen, genauer im SC-Regime, die Wärmekapazität l<strong>in</strong>ear<br />
von der Temperatur abhängt, also C imp = γT gilt, erhält man den Koeffizienten der spezifische<br />
Wärme γ durch e<strong>in</strong>fache Ableitung von S imp . Demnach besteht das e<strong>in</strong>zige Problem
40 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
der Berechnung dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en guten numerischen Ableitungsalgorithmus zu implementieren.<br />
Details zu diesem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 angegeben. Der Wert von γ wird zusammen <strong>mit</strong><br />
der Störstellensuszeptibilität benötigt, um das dimensionslose Wilson-Verhältnis (Kapitel<br />
3.2.5) zu bestimmen.<br />
3.2.4 <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment und Suszeptibilität<br />
Die Berechnung der magnetischen Suszeptibilität geht von der Standarddef<strong>in</strong>ition<br />
⎛<br />
∫ β<br />
⎞<br />
χ ≡ (gµ B ) 2 〈 〉 〈 〉<br />
⎝<br />
2 Sz (τ) S z dτ − β Sz ⎠ (3.30)<br />
0<br />
aus, die auch <strong>in</strong> [6] verwendet wird. Hier ist S z (τ) durch e τH S z e −τH gegeben. Die Erwartungswerte<br />
〈 ... 〉 entsprechen der Def<strong>in</strong>ition aus Gleichung (3.12). Da [H,S z ] −<br />
= 0,<br />
vere<strong>in</strong>facht sich dieser Ausdruck zu<br />
( 〈S<br />
χ = (gµ B ) 2 〉 〈 〉 )<br />
2 2<br />
β z − Sz . (3.31)<br />
Der zweite Erwartungswert ergibt null, da ke<strong>in</strong> magnetisches Feld anwesend ist und so<strong>mit</strong><br />
die Vielteilchenenergien nicht von S z abhängen:<br />
〈<br />
Sz<br />
〉<br />
=<br />
1<br />
Z<br />
∑<br />
S∑<br />
Q,S,r S z=−S<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r ∣ ∣e −βH S z<br />
∣ ∣ Q,S,S z ,r 〉 = 1 Z<br />
∑<br />
Q,S,r<br />
e −βE Q,S,r<br />
S∑<br />
S z=−S<br />
S z<br />
} {{ }<br />
=0<br />
= 0 .<br />
(3.32)<br />
Den ersten Erwartungswert <strong>in</strong> Gleichung (3.31) kann man zunächst auf folgende Form<br />
br<strong>in</strong>gen:<br />
〈<br />
S<br />
2<br />
z<br />
〉<br />
=<br />
1<br />
Z<br />
∑<br />
Q,S,r<br />
e −βE Q,S,r<br />
S∑<br />
S z=−S<br />
S 2 z . (3.33)<br />
Die Summen über S z s<strong>in</strong>d leicht auszuwerten. Für ganzzahlige Werte von S ist e<strong>in</strong> Blick<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Formelsammlung ausreichend:<br />
S∑<br />
S z=−S<br />
S 2 z = 2 S ∑<br />
S z=0<br />
S 2 z<br />
= 2S<br />
(S + 1) (2S + 1)<br />
6<br />
= (2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />
12<br />
. (3.34)<br />
Für halbzahlige Werte von S erhält man das gleiche Ergebnis, <strong>in</strong>dem man die Summe über<br />
Sz 2 folgendermaßen umschreibt:<br />
⎡<br />
⎤<br />
S∑ ∑2S z<br />
( )<br />
Sz 2 = 2⎣<br />
i 2 S−<br />
∑<br />
1 2<br />
− i 2 ⎦<br />
2<br />
S z=−S<br />
i=1 i=1<br />
[<br />
1 2S (2S + 1) (4S + 1)<br />
= 2<br />
− 2S ( S − 1 ) ( )]<br />
2 S +<br />
1<br />
2<br />
4 6<br />
6<br />
= 1 3 S (S + 1) (2S + 1) = (2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />
12<br />
. (3.35)
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 41<br />
So<strong>mit</strong> ist die magnetische Suszeptibilität <strong>in</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>es Magnetfelds gegeben durch<br />
χ = (gµ B ) 2 β<br />
Z<br />
∑<br />
Q,S,r<br />
(2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />
12<br />
e −βE Q,S,r<br />
, (3.36)<br />
beziehungsweise übertragen auf die hier angewendete Näherung durch<br />
χ(T N ) = (gµ B ) 2 1<br />
Z N T N<br />
∑<br />
Q,S,r<br />
(2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />
12<br />
(N)<br />
−¯βE<br />
e<br />
Q,S,r<br />
. (3.37)<br />
Obwohl die Suszeptibilität <strong>mit</strong> Hilfe von Gleichung (3.37) berechenbar ist, wird nicht χ<br />
Tχ<br />
selbst bestimmt, sondern die Größe , die die Dimension e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>s im Quadrat<br />
(gµ B ) 2<br />
hat und so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für das effektive magnetische Moment des Systems ist (denn<br />
m = gµ B S z ). Sie wird daher „effektives magnetisches Moment“ m eff genannt. Dies hat<br />
praktische Gründe. Denn falls das Anderson-Modell <strong>mit</strong> den entsprechenden Parametern<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Temperaturbereich LM-Verhalten aufweist, gehorcht die Suszeptibilität<br />
dem Curie-Gesetz χ ∝ 1 T<br />
. Die Temperaturabhängigkeit wird auf e<strong>in</strong>er logarithmischen<br />
Skala bei sehr tiefen Temperaturen untersucht, was dazu führt, dass die Suszeptibilität<br />
im beobachteten Bereich um viele Zehnerpotenzen variiert. Indem man stattdessen<br />
Tχ<br />
(gµ B ) 2<br />
berechnet, gleicht man diese Variation aus und erhält so für alle Temperaturen Werte, die<br />
von der gleichen Größenordnung s<strong>in</strong>d. Auf diesem Wege kommt den Plots dieser Größe<br />
e<strong>in</strong>e ähnliche Bedeutung zu wie den Flussdiagrammen der Eigenenergien von H N (siehe<br />
auch [18]). Den Beitrag der Störstelle zu m eff erhält man, aus zu Abschnitt 3.2.2 analogen<br />
Gründen, durch Abziehen e<strong>in</strong>er Konstante, da m eff<br />
imp für T → 0 asymptotisch gegen 0 gehen<br />
muss (SC-Fixpunkt). Mit den gleichen Parametern, die für Abbildung 3.3 verwendet wurden,<br />
erhält man den <strong>in</strong> Abbildung 3.4 dargestellten Verlauf des effektiven magnetischen<br />
Moments der Störstelle.<br />
3.2.5 Das Wilson-Verhältnis<br />
Das Wilson-Verhältnis ist der Quotient aus der Störstellensuszeptibilität und dem Koeffizienten<br />
der spezifischen Wärme und ist <strong>in</strong> den <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />
def<strong>in</strong>iert als:<br />
R ≡<br />
3π2 χ imp<br />
4(gµ B ) 2 . (3.38)<br />
γ imp<br />
Über das Wilson-Verhältnis lässt sich feststellen, ob das Anderson-Modell <strong>mit</strong> den gewählten<br />
Parametern <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt beziehungsweise wie stark dieses ausgeprägt ist.<br />
Zeigen die Flussdiagramme der Eigenenergien des Anderson-Modells e<strong>in</strong>en deutlich ausgeprägten<br />
Local-Moment-Bereich – dies ist der Fall, wenn U im Vergleich zu V groß ist –<br />
dann sollte bei Temperaturen, bei denen sich das System schon im SC-Regime bef<strong>in</strong>det,<br />
R 2 se<strong>in</strong>. Ist h<strong>in</strong>gegen V groß im Vergleich zu U, sollte bei diesen Temperaturen R 1<br />
gelten, bei U = 0 sogar R = 1 (siehe [13] und [26]).
42 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
m eff (T)<br />
meff(T)<br />
meff(T)<br />
m eff (T)<br />
T<br />
Abbildung 3.4: Typisches Beispiel für den Verlauf des effektiven magnetischen Moments<br />
m eff . Die verwendeten Parameter s<strong>in</strong>d U = 1, ε f = −0.5, ∆ (ω) = ∆ 0 = 0.03, δ = 0 und<br />
Λ = 2.5. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K beträgt 2.69 10 −8 . E<strong>in</strong>satz: Ausschnittsvergrößerung<br />
derselben Kurve für tiefe Temperaturen.<br />
T<br />
Die praktische Berechnung gestaltet sich gegebenenfalls etwas aufwändiger, wenn die Temperaturen<br />
der Wertepaare des effektiven magnetischen Moments, aus dem die Suszeptibilität<br />
bestimmt wird, und die des Koeffizienten der spezifischen Wärme nicht übere<strong>in</strong>stimmen.<br />
Zunächst muss also χ imp aus m eff<br />
imp durch numerische Differentiation berechnet<br />
werden. Anschließend werden die Datensätze von χ imp und γ imp <strong>in</strong>terpoliert, um e<strong>in</strong>en<br />
Satz geme<strong>in</strong>samer Temperaturwerte zu erzeugen. Bei diesen Temperaturen kann dann das<br />
Wilson-Verhältnis angegeben werden. Details zum verwendeten Interpolationsalgorithmus<br />
und e<strong>in</strong>ige Probleme bezüglich der Differentiation s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />
Hier soll nur noch begründet werden, warum die Störstellen-Suszeptibilität als Ableitung<br />
des effektiven magnetischen Moments bestimmt wird und nicht durch Division durch die<br />
entsprechende Temperatur, wie es Gleichung (3.37) eigentlich nahe legt. Dies hat numerische<br />
Gründe. Im E<strong>in</strong>satz von Abbildung 3.4 erkennt man kle<strong>in</strong>e Unstetigkeiten im Tieftemperaturbereich<br />
von m eff<br />
imp . Geht man also von meff imp → 0 für T → 0 aus und zieht<br />
den Wert von m eff bei der tiefsten berechneten Temperatur von den anderen Werten ab,<br />
um den Störstellenanteil zu erhalten, übertragen sich diese Unstetigkeiten auch auf χ imp<br />
und da<strong>mit</strong> auf R. Die Auswirkungen auf die Ergebnisse s<strong>in</strong>d dabei nicht unerheblich, da<br />
die kle<strong>in</strong>en Unstetigkeiten zu sehr großen Sprüngen führen können. Zurückzuführen s<strong>in</strong>d<br />
sie wohl auf die Beschneidung des Hilbert-Raums. Denn im Lauf der NRG können sich<br />
Energieniveaus kreuzen, so dass von e<strong>in</strong>em Iterationsschritt zum nächsten e<strong>in</strong> Zustand <strong>mit</strong>
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 43<br />
großem S verworfen wird weil se<strong>in</strong>e Energie zu groß wird. Wird dieser dann durch e<strong>in</strong>en<br />
Zustand <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>em S ersetzt, dessen Energie kle<strong>in</strong> genug geworden ist, um nicht der<br />
Beschneidung zum Opfer zu fallen, kommt es zu den beobachteten Sprüngen. Indem man<br />
stattdessen differenziert, verh<strong>in</strong>dert man diesen unerwünschten <strong>Effekt</strong>. Dass dadurch das<br />
Wilson-Verhältnis nicht bee<strong>in</strong>trächtigt wird, ist leicht e<strong>in</strong>zusehen. Der Anteil des Bades an<br />
χ ist ja e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Konstante, die beim Differenzieren ohneh<strong>in</strong> wegfällt. Und im für das<br />
Wilson-Verhältnis relevanten Temperaturbereich, dem SC-Regime, geht auch der Störstellenanteil<br />
wegen der Abschirmung des magnetischen Moments durch die Leitungselektronen<br />
gegen e<strong>in</strong>e Konstante. Da<strong>mit</strong> hat man<br />
⎛ ⎞<br />
m eff ∝ Tχ = T ⎝χ imp + χ<br />
} bath<br />
⎠ ⇒ dm eff<br />
{{ } dT<br />
= χ ∂χ imp<br />
imp − T<br />
. (3.39)<br />
} ∂T {{ }<br />
=const.<br />
≈0 im SC-Regime<br />
Dies zeigt, dass es für den betrachteten Temperaturbereich vollkommen ausreicht, m eff zu<br />
differenzieren, um χ imp zu erhalten.<br />
3.2.6 Die Störstellen-Spektralfunktion<br />
E<strong>in</strong>e sehr aufschlussreiche Größe ist die Störstellen-Spektralfunktion A f (ω,T). Sie stellt<br />
den Beitrag der Störstelle zur Vielteilchen-Zustandsdichte des Gesamtsystems dar. Um<br />
diesen Zusammenhang deutlich herauszuarbeiten, wird im Folgenden zunächst die experimentelle<br />
Bestimmung der auch f-Spektralfunktion genannten Größe A f (ω,T) dargestellt,<br />
wobei <strong>in</strong>haltlich die Diskussion aus [4] wiedergegeben wird.<br />
Die Vielteilchen-Zustandsdichte e<strong>in</strong>es Festkörpers kann <strong>mit</strong>tels Photoemissions-Spektroskopie<br />
(PES) und <strong>in</strong>verser Photoemissions-Spektroskopie (IPES) gemessen werden. Im Falle<br />
der PES wird die Probe <strong>mit</strong> Photonen e<strong>in</strong>er bestimmten Frequenz bestrahlt. Die Photonen<br />
regen durch Stöße Elektronen aus den gebundenen Zuständen des Festkörpers <strong>in</strong><br />
ungebundene Zustände an. Die Energieverteilung der so erzeugten freien Elektronen, den<br />
Photoelektronen, kann dann detektiert werden. Qualitativ entspricht sie dem Produkt aus<br />
Verteilungsfunktion (Fermi-Dirac-Verteilung) und Zustandsdichte f (ω) A(ω). Der da<strong>mit</strong><br />
zugängliche Frequenz- beziehungsweise Energie-Bereich reicht freilich nur ungefähr bis zum<br />
chemischen Potential µ. Um die Zustandsdichte auch für Frequenzen ω > µ messen zu können,<br />
muss man die IPES verwenden. Hier wird die Probe <strong>mit</strong> Elektronen e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Energie beschossen, die dann unbesetzte Zustände e<strong>in</strong>nehmen und dabei Photonen ausstrahlen.<br />
Deren Energieverteilung ist proportional zu (1 − f (ω)) A(ω). Setzt man beide<br />
Messungen zusammen, erhält man die Vielteilchen-Zustandsdichte des untersuchten Materials.<br />
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt natürlich auf den Materialien, die <strong>Kondo</strong>-<br />
Verhalten zeigen. Im vorliegenden Fall s<strong>in</strong>d das der Halbleiter CaB 6 , der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Konzentration <strong>mit</strong> Uran-Atomen dotiert ist. Um nun den Beitrag der Störstellen – hier<br />
also den der f-Elektronen des Urans – zur Zustandsdichte von Ca 1−x U x B 6 zu bestimmen,<br />
misst man zunächst dessen Zustandsdichte, anschließend die des Referenzmaterials CaB 6<br />
und subtrahiert diese vone<strong>in</strong>ander. Das Resultat gibt die durch die Störstellen <strong>in</strong>duzierte<br />
zusätzliche Zustandsdichte wieder, eben die gesuchte f-Spektralfunktion.
44 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
In der Theorie ist man nicht auf e<strong>in</strong> Referenzsystem angewiesen, da man <strong>mit</strong> Hilfe von<br />
Vielteilchen-Methoden die Störstellen-Spektralfunktion direkt berechnen kann. Als Grundlage<br />
hierfür sollen kurz e<strong>in</strong>ige Ergebnisse der L<strong>in</strong>eare-Antwort-Theorie erläutert werden.<br />
Diese werden sehr ausführlich <strong>in</strong> [20] dargestellt und hier nur verkürzt wiedergegeben.<br />
Ausgangspunkt der Betrachtungen ist e<strong>in</strong> System, das sich zur Anfangszeit t i <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Eigenzustand ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉 des Hamilton-Operators H 0 bef<strong>in</strong>det. Für Zeiten t > t i wird e<strong>in</strong><br />
zeitabhängiges äußeres Feld U (t) e<strong>in</strong>geschaltet, das über den Operator O 1 <strong>mit</strong> dem System<br />
wechselwirkt. Da<strong>mit</strong> ist der resultierende zeitabhängige Hamilton-Operator gegeben durch<br />
H (t) ≡ H 0 + U (t)O 1 . (3.40)<br />
Aus der Quantenmechanik ist der Zeitentwicklungsoperator für zeitabhängige Hamilton-<br />
Operatoren bekannt. Er lässt sich leicht herleiten, <strong>in</strong>dem man die Zeitentwicklung<br />
∣ Ψ (t)<br />
〉<br />
= Û (t,t 0 ) ∣ ∣ Ψ (t0 ) 〉 (3.41)<br />
<strong>in</strong> die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung e<strong>in</strong>setzt. Diese liefert dann die folgende Bewegungsgleichung<br />
(wieder <strong>mit</strong> ħ = 1)<br />
∂<br />
∂tÛ (t,t 0) = H (t)Û (t,t 0) , (3.42)<br />
die man <strong>mit</strong> der Anfangsbed<strong>in</strong>gung Û (t 0,t 0 ) = ˆ1 leicht <strong>in</strong>tegrieren kann und da<strong>mit</strong> die<br />
implizite Gleichung<br />
∫ t<br />
Û (t,t 0 ) = ˆ1 − i H ( t ′) Û ( t ′ )<br />
,t 0 dt<br />
′<br />
t 0<br />
(3.43)<br />
erhält. Diese kann man immer wieder <strong>in</strong> sich selbst e<strong>in</strong>setzen und den Zeitentwicklungsoperator<br />
schließlich <strong>mit</strong> Hilfe des Zeitordnungsoperators T <strong>in</strong> der folgenden Form schreiben<br />
Û (t,t 0 ) = Te −i R t<br />
t 0<br />
H(t ′ )dt ′ . (3.44)<br />
Die Reaktion des Anfangszustandes ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉 auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimal kle<strong>in</strong>e Störung U (t),<br />
die zwischen den Zeitpunkten t i und t wirkt, erhält man dann durch e<strong>in</strong>e Taylorentwicklung
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 45<br />
von U(t,t i ) bis zur ersten Ordnung. Daher kommt auch der Name dieser Störungstheorie,<br />
L<strong>in</strong>ear-Response.<br />
δ ∣ ∫t<br />
〉 Ψ (t) =<br />
dt 1 δU (t 1 ) δÛ (t,t i)<br />
δU (t 1 )<br />
t i<br />
= −i<br />
∫ t<br />
∣ ∣Ψα (t<br />
∣ i ) 〉<br />
U=0<br />
dt 1 δU (t 1 ) Te −i R t<br />
t 1<br />
H(t ′ )dt ′ O 1 Te −i R t 1<br />
t i<br />
H(t ′ )dt ′ ∣<br />
∣∣∣U=0 ∣ ∣ Ψ α (t i ) 〉<br />
= −i<br />
t i<br />
∫ t<br />
∫ t<br />
= −i<br />
t i<br />
dt 1 δU (t 1 )e −iH(t−t 1) O 1 e −iH(t 1−t i ) ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉<br />
t i<br />
dt 1 δU (t 1 )e −iH(t) O H 1 (t 1 ) ∣ ∣ Ψ<br />
H<br />
α<br />
〉<br />
(3.45)<br />
Das Superskript H zeigt hier an, dass der entsprechende Zustand beziehungsweise Operator<br />
<strong>in</strong> der Heisenberg-Darstellung vorliegt. Bei der Messung e<strong>in</strong>er Observablen O 2 zur Zeit t 2<br />
kann nun der E<strong>in</strong>fluss der kle<strong>in</strong>en Störung U (t) bestimmt werden. Ausgedrückt <strong>in</strong> der<br />
Sprache der Quantenmechanik ist das die Größe<br />
δ 〈 Ψ (t 2 ) ∣ ∣ O2<br />
∣ ∣Ψ (t2 ) 〉 = −i<br />
= −i<br />
∫ t 2<br />
t i<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
dt 1 δU (t 1 ) 〈 Ψ H ∣ [ α O2 H (t 2 ) ,O1 H (t 1 ) ] 〉<br />
∣<br />
− Ψ<br />
H<br />
α<br />
dt 1 δU (t 1 ) Θ (t 2 − t 1 ) 〈 Ψ H ∣ [ α O2 H (t 2) ,O1 H (t 1) ] ∣<br />
−<br />
∣Ψ H α<br />
〉<br />
.<br />
(3.46)<br />
Bildet man hieraus den thermodynamischen Mittelwert, so erkennt man, dass die Antwort<br />
des Systems auf die <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimale Störung im Rahme der L<strong>in</strong>ear-Response-Theorie durch<br />
die sogenannte Antwort-Funktion X (t 2 − t 1 ) bestimmt ist. Im eben betrachteten Fall ist<br />
das gerade<br />
X (t 2 − t 1 ) = −iΘ (t 2 − t 1 ) 〈[ O H 2 (t 2) ,O H 1 (t 1) ] −<br />
〉<br />
. (3.47)<br />
S<strong>in</strong>n dieser kurzen Erläuterungen ist es, aufzuzeigen, dass messbare Größen direkt <strong>mit</strong><br />
Funktionen der Form von Gleichung (3.47) verknüpft s<strong>in</strong>d, also <strong>mit</strong> dem thermodynamischen<br />
Mittelwert von Kommutatoren. In der Festkörpertheorie def<strong>in</strong>iert man daher unter<br />
anderem zwei Korrelationsfunktionen C > und C < sowie die Antwort-Funktion X (t 2 − t 1 )<br />
wie folgt.<br />
C > (t 2 − t 1 ) ≡ 〈 A(t 2 )B (t 1 ) 〉 (3.48)<br />
C < (t 2 − t 1 ) ≡ 〈 B (t 1 ) A(t 2 ) 〉 (3.49)<br />
X (t 2 − t 1 ) ≡ −iΘ (t 2 − t 1 ) 〈 [A(t 2 ) ,B (t 1 )] ±<br />
〉<br />
(3.50)
46 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />
Dabei s<strong>in</strong>d A(t) und B (t) zwei beliebige Operatoren <strong>in</strong> Heisenberg-Darstellung. In Gleichung<br />
(3.50) gilt das Plus-Zeichen nur dann, wenn A und B zwei fermionische Erzeugungsoder<br />
Vernichtungsoperatoren s<strong>in</strong>d. Die Fourier-Transformierten der beiden Korrelationsfunktionen<br />
(3.48) und (3.49) werden <strong>mit</strong> C ≶ (ω) bezeichnet. Die Laplace-Transformierte<br />
der Antwortfunktion (3.50) ist folgendermaßen für alle z aus der oberen komplexen Halbebene<br />
def<strong>in</strong>iert:<br />
X (z) =<br />
∫ ∞<br />
0<br />
dt e izt X (t) ≡ 〈〈 A,B 〉〉 z . (3.51)<br />
Die Funktion X ist, wie Gleichung (3.46) zeigt, e<strong>in</strong>e Green-Funktion, die – sofern sie<br />
bekannt oder berechenbar ist – auf relativ e<strong>in</strong>fache Weise die Berechnung verschiedener<br />
physikalischer Größen erlaubt. Hier soll jedoch nicht die Störstellen-Greensfunktion selbst,<br />
sondern die zugehörige Spektralfunktion A(ω) gefunden werden. Diese ist jedoch eng <strong>mit</strong><br />
der Antwort-Funktion verbunden, da zunächst per Def<strong>in</strong>ition gilt:<br />
A(ω) ≡ − 1 π lim Im X (ω + iδ) . (3.52)<br />
δ→0<br />
Daraus lassen sich leicht die folgenden Beziehungen ableiten:<br />
X (z) = 1<br />
2π<br />
A(ω) = 1<br />
2π<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
dω ′ A(ω′ )<br />
z − ω ′ , (3.53)<br />
[<br />
C > (ω) + C < (ω) ] . (3.54)<br />
Letzere hilft dabei, e<strong>in</strong>e anschauliche Interpretation der Spektralfunktion zu entwickeln.<br />
Die gesuchte Störstellenspektralfunktion erhält man, <strong>in</strong>dem man A = c −1σ und B = c † −1σ<br />
wählt, wobei die Sp<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>es äußeren Magnetfelds ke<strong>in</strong>e Rolle spielt.<br />
So<strong>mit</strong> entspricht das Matrixelement 〈 Ψ H ∣<br />
α c−1σ (t 2 )c † −1σ (t 1) ∣ 〉 Ψ<br />
H<br />
α , das <strong>in</strong> der Korrelationsfunktion<br />
(3.48) vorkommt, der Präparation e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> besetzter Störstelle zur<br />
Zeit t 1 , anschließender Entfernung des Störstellen-Elektrons bei t 2 und zuletzt der Messung,<br />
der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass nach diesem Prozess der ursprüngliche Zustand noch<br />
erhalten ist. Im umgekehrten Fall 〈 Ψ H ∣<br />
α c<br />
†<br />
−1σ (t 1)c −1σ (t 2 ) ∣ 〉 Ψ<br />
H<br />
α wird zunächst e<strong>in</strong> Zustand<br />
<strong>mit</strong> unbesetzter Störstelle präpariert. Zur Zeit t 1 wird diese wieder besetzt und anschließend<br />
wieder die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür gemessen, dass der Ausgangszustand noch vorhanden<br />
ist. Die Korrelationsfunktionen s<strong>in</strong>d das thermodynamische Mittel dieser Matrixelemente<br />
und so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für die Lebensdauer der präparierten Zustände. Die zugehörige Spektralfunktion<br />
ist die Fourier-Transformierte der Summe der beiden Korrelationsfunktionen.<br />
Nach der Energie-Zeit-Unschärferelation muss die Fourier-Transformierte der Lebensdauer-<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung e<strong>in</strong>er Energie-Unschärfe<br />
se<strong>in</strong>. Diese ist aber gerade die durch die beiden Prozesse c −1σ (t 2 ) beziehungsweise c † −1σ (t 1)<br />
zusätzlich zur Energie des Ausgangszustandes Ψ H α e<strong>in</strong>gebrachte Energie und deren Verteilung<br />
da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für den Beitrag der Störstelle zur Zustandsdichte des Systems. So<strong>mit</strong><br />
entspricht C > (ω) e<strong>in</strong>er PES-Messung und C < (ω) e<strong>in</strong>er IPES-Messung.
3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 47<br />
Da hier<strong>mit</strong> der Zusammenhang zwischen der Zustandsdichte und der Störstellen-<br />
Spektralfunktion hergestellt ist, kann nun deren explizite Berechnung im Rahmen der<br />
NRG beschrieben werden. Hierzu muss A(ω) auf Größen zurückgeführt werden, die<br />
dabei ohneh<strong>in</strong> berechnet werden oder leicht zu berechnen s<strong>in</strong>d. Zunächst kann man die<br />
Korrelationsfunktionen umschreiben:<br />
C > (t 2 − t 1 ) = 1 )<br />
(e<br />
Z Sp −βH e iHt 2<br />
Ae iH(t 1−t 2 ) Be −iHt 1<br />
= 1 Z<br />
∑〈 ∣<br />
i e −βH e iHt 2<br />
Ae iH(t 1−t 2 ) ∣ ∣j 〉〈 j ∣ ∣Be −iHt ∣ 1∣i 〉<br />
i,j<br />
= 1 ∑<br />
e −βE i<br />
e i(E i−E j )(t 2 −t 1 ) 〈 i ∣ ∣ 〉〈 ∣ ∣ 〉<br />
A∣j j∣B∣i . (3.55)<br />
Z<br />
} {{ }<br />
i,j<br />
hier ∣ 〈 ∣ 〉∣<br />
i∣ c−1σ∣j ∣<br />
2<br />
Hierbei ist {∣ ∣ i<br />
〉}<br />
die Basis der Eigenzustände des Hamilton-Operators H und die Ei die zugehörigen<br />
Eigenenergien. Durch Fouriertransformation erhält man schließlich die gesuchten<br />
Ausdrücke:<br />
C > (ω) = 1 Z<br />
= 2π Z<br />
C < (ω) = 2π Z<br />
∑<br />
i,j<br />
e −βE i∣ 〈 i ∣ ∫<br />
∣ 〉∣ ∞<br />
c−1σ∣j ∣<br />
2<br />
−∞<br />
d(t 1 − t 2 )e iω(t 2−t 1 ) e i(E i−E j )(t 2 −t 1 )<br />
∑<br />
e −βE ∣ i 〈 i ∣ ∣ 〉∣ c−1σ∣j ∣<br />
2 δ (ω + Ei − E j ) (3.56)<br />
i,j<br />
∑<br />
i,j<br />
e −βE i∣ 〈 j ∣ ∣<br />
∣c −1σ i 〉∣ ∣ 2 δ (ω + E j − E i ) . (3.57)<br />
Gemäß Gleichung (3.54) lässt sich hieraus die Spektralfunktion bestimmen:<br />
A(ω) = 1 ∑<br />
∣ 〈 i ∣ ∣ 〉∣ ( )<br />
c−1σ∣j ∣<br />
2 δ (ω + Ei − E j ) e −βE i<br />
+ e −βE j<br />
Z<br />
i,j<br />
. (3.58)<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell ist das Problem da<strong>mit</strong> gelöst. Natürlich erfordert die tatsächliche Berechnung<br />
der benötigten Matrixelemente noch etwas mehr Aufwand – genauer wird dies <strong>in</strong> Anhang<br />
C.3 beschrieben – aber die grundsätzlich notwendigen Informationen wie Eigenenergien<br />
und Eigenzustände werden <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt der NRG bestimmt.
Kapitel 4<br />
Ergebnisse der NRG<br />
In den Kapiteln 2 und 3 wurden alle wichtigen theoretischen Grundlagen gelegt, die für das<br />
Verständnis der <strong>in</strong> diesem Kapitel präsentierten Ergebnisse nötig s<strong>in</strong>d. Als erster Schritt<br />
werden die Resultate der <strong>in</strong> Kapitel 2 beschriebenen logarithmischen Diskretisierung und<br />
der Abbildung auf die halbunendliche Kette auf ihre Verlässlichkeit überprüft. Anschließend<br />
werden die <strong>in</strong> Kapitel 3.2 genannten Größen für verschiedene Parameterwerte und<br />
Hybridisierungsfunktionen ausgewertet.<br />
4.1 Überprüfung der Kettenparameter<br />
Der <strong>in</strong> Kapitel 3.1 beschriebene numerische Lösungsalgorithmus ist e<strong>in</strong>e Standard-Methode<br />
der Festkörperphysik. Da e<strong>in</strong> praxiserprobter Code von Ralf Bulla als Basis verwendet<br />
wurde, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der iterativen Diagonalisierung also vertrauenswürdig, wenn<br />
die E<strong>in</strong>gabedaten – also die t n und ε n aus Kapitel 2 – es auch s<strong>in</strong>d. Daher besteht der erste<br />
Arbeitsschritt <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung dar<strong>in</strong>, die Kettenparameter t n und ε n auf<br />
ihre Plausibilität zu prüfen, da zu ihrer Bestimmung e<strong>in</strong> neuer Code (Code A) geschrieben<br />
wurde, der die flexible Diskretisierung des Leitungsbandes enthält. Im Fall δ = 0 können die<br />
exakten Bestimmungsgleichungen der t i und ε i aus [7] als Referenz herangezogen werden,<br />
bei δ > 0 hilft die Rekonstruktion der Hybridisierungsfunktion aus der halbunendlichen<br />
Kette <strong>mit</strong>tels Green-Funktionen.<br />
4.1.1 Vorstellung der verwendeten Hybridisierungsfunktionen<br />
In Kapitel 2 wurde die Berechnung der Kettenparameter für beliebige Hybridisierungsfunktionen<br />
und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Diskretisierung entwickelt. Pr<strong>in</strong>zipiell ist auch die numerische<br />
Umsetzung ke<strong>in</strong> Problem, wenn man allgeme<strong>in</strong>e Integrationsalgorithmen <strong>in</strong> die Berechnung<br />
implementiert. Dies erfolgt hier jedoch nicht, da nur bestimmte Klassen von Hybridisierungsfunktionen<br />
untersucht werden, für deren Integrale analytische Formeln hergeleitet<br />
werden können. Diese Hybridisierungsfunktionen werden jetzt <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Parametern<br />
kurz vorgestellt.<br />
Die <strong>in</strong> dieser Arbeit hauptsächlich verwendeten Hybridisierungsfunktionen s<strong>in</strong>d Potenz-<br />
49
50 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
∆(ω )<br />
(c 1 +c 2 ) ∆ 0<br />
δ<br />
c 2 ∆ 0<br />
-1<br />
1<br />
ω<br />
Abbildung 4.1: Beispiel für Hybridisierungsfunktionen gemäß Gleichung (4.1). Die Zeichnung<br />
zeigt e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> r = 0 und c 1 = 0 (rot) und e<strong>in</strong>e parabelförmige<br />
<strong>mit</strong> r = 2 und c 1 > 0 (grün).<br />
funktionen, für die die auftretenden Integrale leicht zu berechnen s<strong>in</strong>d. Sie haben hier<br />
folgende allgeme<strong>in</strong>e Form:<br />
{ ( ∣ ∣<br />
∆ 0 c1∣ω − δ r )<br />
+ c2 für ωl ≤ ω ≤ ω u<br />
∆ (ω) =<br />
(4.1)<br />
0 sonst.<br />
Der Parameter ∆ 0 gibt die grundsätzliche Stärke der Hybridisierung an. Die beiden reellen<br />
Koeffizienten c 1 und c 2 verändern Form und Lage von ∆ (ω). Der Faktor c 1 liegt im<br />
Intervall [−1,1] und bestimmt die Steigung beziehungsweise Krümmung der Hybridisierungsfunktion,<br />
c 2 h<strong>in</strong>gegen bestimmt ihren Wert bei ∣ ∣ω − δ ∣ = 0 und ist normalerweise 1.<br />
Für e<strong>in</strong>e flache Hybridisierung wird e<strong>in</strong>fach c 1 = 0 und c 2 = 1 gesetzt. Der Wert von δ gibt,<br />
wie <strong>in</strong> Kapitel 2 e<strong>in</strong>geführt, die Verschiebung des Leitungsbandes an. Abbildung 4.1 zeigt<br />
e<strong>in</strong> Beispiel dieser Wahl für verschiedene Werte von r. Alle<strong>in</strong> anhand der Potenzfunktionen<br />
kann man schon viel über den E<strong>in</strong>fluss des Wertes der Hybridisierungsfunktion an der<br />
Fermikante lernen. Um aber auch speziell den E<strong>in</strong>fluss der Steigung der Hybridisierungsfunktion<br />
bei ω = 0 untersuchen zu können, wurde auch e<strong>in</strong> etwas komplizierteres Modell<br />
entworfen. Dort hat ∆ (ω = 0) stets den gleichen Wert, und auch die Bandkanten liegen<br />
stets bei −1 und 1. Die Steigung bei ω = 0 kann jedoch variiert werden. Zusätzlich bleibt<br />
bei der Variation der Steigung das gesamte spektrale Gewicht, das Integral ∫ 1<br />
−1<br />
∆ (ω), erhalten.<br />
Abbildung 4.2 zeigt dieses Modell schematisch <strong>mit</strong> all se<strong>in</strong>en Parametern. Gemäß<br />
dieser Zeichnung muss man ∆ (ω) abschnittsweise def<strong>in</strong>ieren:<br />
⎧<br />
⎪⎨ a = const. für − 1 < ω < b<br />
∆ (ω) = − ∆ 0−a<br />
2b<br />
ω + ∆ 0+a<br />
2<br />
für b ω −b<br />
(4.2)<br />
⎪⎩<br />
∆ 0 = const. für ω > −b
4.1 Überprüfung der Kettenparameter 51<br />
∆(ω )<br />
∆ 0<br />
a + ∆ 0<br />
2<br />
a<br />
-1<br />
b -b<br />
1<br />
ω<br />
Abbildung 4.2: Alternatives Modell für die Hybridisierungsfunktion. Bei b = −1 ist ∆ (ω)<br />
trapezförmig.<br />
Für den Parameter b gilt −1 b 0. L<strong>in</strong>ks von b und rechts von −b ist die Hybridisierungsfunktion<br />
konstant, zwischen b und −b ist sie e<strong>in</strong>e Gerade. Der Wert von ∆ (ω = 0) ist<br />
so gewählt, dass er genau <strong>in</strong> der Mitte zwischen a und ∆ 0 liegt. So bleibt die Fläche unter<br />
der Hybridisierungsfunktion auch bei Verschiebung von b konstant. Im Grenzfall a = ∆ 0<br />
erhält man wieder e<strong>in</strong> flaches Leitungsband. E<strong>in</strong> wenig problematisch bei diesem Modell<br />
ist, dass nicht nur die Steigung der Hybridisierungsfunktion bei ω = 0 <strong>mit</strong> b variiert wird,<br />
sondern auch ihre gesamte äußere Form. Diese hat sicherlich auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
Verhalten des Anderson-Modells. Man kann aber versuchen dies zu umgehen, <strong>in</strong>dem man<br />
die Differenz zwischen a und ∆ 0 kle<strong>in</strong> wählt.<br />
4.1.2 Nicht-verschobenes Leitungsband (δ = 0)<br />
Die Überprüfung der Kettenparameter für e<strong>in</strong>e Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> symmetrisch<br />
um 0 liegenden Cutoffs ist nicht schwierig, solange man sich auf Potenzfunktionen <strong>mit</strong><br />
c 2 = 0 beschränkt. Denn <strong>in</strong> diesem Fall s<strong>in</strong>d die t n durch e<strong>in</strong>e analytische Formel (siehe<br />
(4.4) und (4.5)) gegeben, und alle ε n s<strong>in</strong>d wegen der dann vorliegenden Symmetrie Null.<br />
E<strong>in</strong>e Bestimmungsgleichung für die Hüpfmatrixelemente t n ist schon <strong>in</strong> [18] zu f<strong>in</strong>den. Diese<br />
gilt jedoch nur im Fall e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion. Bulla ∣ ∣ et al. geben <strong>in</strong> [7] e<strong>in</strong>e<br />
Gleichung für das Soft-Gap Anderson-Modell <strong>mit</strong> ∆ (ω) = ∆ 0 ∣ω r an. Diese kann also zur<br />
Überprüfung der t n für δ = 0 verwendet werden. Die Kopplung der Störstelle an das Bad<br />
ist gegeben durch<br />
ξ 0 = 2∆ 0<br />
r + 1 ⇒ t −1 =<br />
√<br />
2∆ 0<br />
π (r + 1) . (4.3)
52 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Für die t n <strong>mit</strong> geradem n gilt<br />
(<br />
t n = Λ − n r + 1 1 − Λ −(r+2) 1 − Λ<br />
−(n+r+1) )<br />
2<br />
r + 2 1 − Λ −(r+1) ( ) 1 − Λ −(2n+r+1) 1 ( 2<br />
1 − Λ −(2n+r+3))1 2<br />
. (4.4)<br />
Die t n <strong>mit</strong> ungeradem n s<strong>in</strong>d schließlich<br />
t n = Λ − n+r<br />
2<br />
r + 1 1 − Λ −(r+2) 1 − Λ −(n+1)<br />
r + 2 1 − Λ −(r+1) (<br />
1 − Λ<br />
−(2n+r+1) )1 ( 2<br />
1 − Λ −(2n+r+3)) 1 2<br />
. (4.5)<br />
Es wurden Vergleichswerte für ∆ 0 = 0.03, r ∈ { 0, 1 2}<br />
und Λ ∈ {2, 2.5, 3, 3.5, 4} <strong>mit</strong> dem<br />
numerischen Verfahren aus Kapitel 2 sowie den exakten Formeln berechnet und die relative<br />
Abweichung der numerischen von den exakten Werten bestimmt. Die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
zwischen beiden Werten ist bemerkenswert gut. Das heißt, dass die relative Abweichung<br />
zwischen exakten und numerischen Werten bis auf neun Nachkommastellen – so genau<br />
werden die Daten vom Computer ausgegeben – gerade null ist. In diesem Sonderfall liefert<br />
Code A also sehr präzise Ergebnisse, was Grund zur Annahme gibt, dass er zum<strong>in</strong>dest für<br />
das Modell (4.1) generell richtige Werte produziert.<br />
Will man jedoch die Kettenparameter e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes prüfen, ist man<br />
auf andere Tests angewiesen. Auch das Modell (4.2) ist <strong>mit</strong> obiger Methode nicht zugänglich.<br />
Der nächste Abschnitt befasst sich daher <strong>mit</strong> diesem Problem.<br />
4.1.3 Verschobenes Leitungsband (δ > 0)<br />
Arbeitet man <strong>mit</strong> beliebigen Hybridisierungsfunktionen, lässt sich Code A nicht mehr so<br />
leicht testen wie im vorigen Abschnitt. Dennoch ist es möglich, zum<strong>in</strong>dest qualitativ zu prüfen,<br />
ob er die gewünschte physikalische Situation korrekt <strong>in</strong> die Kettenparameter übersetzt.<br />
Denn <strong>mit</strong>tels Bewegungsgleichungen für Green-Funktionen kann man die Hybridisierungsfunktion<br />
aus den t n und ε n rekonstruieren. Vorher muss jedoch noch geklärt werden, wie<br />
die Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> der Störstellen-Greensfunktion zusammenhängt. Hierzu<br />
geht man von e<strong>in</strong>em Störstellen-Anderson-Modell nach Gleichung (1.3) <strong>mit</strong> U = 0 aus. Die<br />
gesuchte Green-Funktion ist dann<br />
G fσ (z) = 〈〈 f σ ,f σ<br />
† 〉〉<br />
z . (4.6)<br />
Die Bewegungsgleichung für allgeme<strong>in</strong>e Green-Funktionen der Form (3.51) ist<br />
z 〈〈 A,B 〉〉 z + 〈〈 [H,A] −<br />
,B 〉〉 z = 〈 [A,B] η<br />
〉<br />
. (4.7)<br />
Der Parameter η ist hier ±, je nachdem welcher Art die Operatoren A und B s<strong>in</strong>d. Bei<br />
zwei fermionischen Erzeugungs- beziehungsweise Vernichtungsoperatoren gilt η = +. Setzt<br />
man die Green-Funktion (4.6) <strong>in</strong> die Bewegungsgleichung (4.7) e<strong>in</strong>, erhält man<br />
(z − ε f − ∆ (z))G fσ (z) = 1 . (4.8)
4.1 Überprüfung der Kettenparameter 53<br />
Hierfür wurde die Funktion ∆ (z) wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />
∆ (z) ≡ ∑ k<br />
V 2<br />
k<br />
z − ε k<br />
. (4.9)<br />
Die Spektraldarstellung dieser Funktion ist gerade die <strong>in</strong> Kapitel 2.2 e<strong>in</strong>geführte Hybridisierungsfunktion<br />
(2.9), da für sie analog zu Gleichung (3.53)<br />
∆ (z) =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
dω A ∆ (ω)<br />
z − ω<br />
(4.10)<br />
gilt, woraus <strong>mit</strong> Gleichung (4.9) offensichtlich folgt:<br />
∆ (ω) = ∑ k<br />
V 2<br />
k δ (ω − ε k) . (4.11)<br />
Demnach erhält man die Hybridisierungsfunktion des untersuchten Systems aus der<br />
Störstellen-Green-Funktion. Da bei der Transformation des Hamilton-Operators (2.29)<br />
auf die halbunendliche Kette (2.30) die Störstelle nicht transformiert wird – es gilt ja<br />
f σ (†) = c (†)<br />
−1σ – und außerdem die beiden Hamilton-Operatoren das gleiche System beschreiben,<br />
muss auch die Störstellen-Green-Funktion <strong>in</strong> beiden Fällen die gleiche se<strong>in</strong>. Das<br />
heißt:<br />
G −1σ (z) = 〈〈 c −1σ ,c † −1σ<br />
〉〉z = 1<br />
z − ε −1 − ∆ (z) . (4.12)<br />
Ist also die Störstellen-Green-Funktion bekannt, so kann man zum<strong>in</strong>dest für den Fall U = 0<br />
die zugehörige Hybridisierungsfunktion berechnen. Dabei spielt für die Rekonstruktion von<br />
∆ (ω) aus den Kettenparametern die Wahl von U – abgesehen von der Vere<strong>in</strong>fachung der<br />
Berechnung – ke<strong>in</strong>e besondere Rolle. In die Bestimmung der t n und ε n geht die Coulomb-<br />
Abstoßung U schließlich nicht e<strong>in</strong>.<br />
So<strong>mit</strong> muss nur noch gezeigt werden, wie man die Störstellen-Green-Funktion <strong>mit</strong> Hilfe<br />
der Kettenparameter ausdrückt. Auch dieses Problem lässt sich unter Zuhilfenahme der<br />
Bewegungsgleichung (4.7) lösen. Zunächst setzt man A = c −1σ und B = c † −1σ . Das Ergebnis<br />
ist<br />
(z − ε −1 ) 〈〈 c −1σ ,c † 〉〉<br />
−1σ z − t −1〈〈<br />
c0σ ,c † 〉〉<br />
−1σ z = 1 . (4.13)<br />
Als nächstes setzt man allgeme<strong>in</strong>er A = c nσ und B = c † −1σ <strong>mit</strong> n > −1, was den folgenden<br />
Ausdruck liefert:<br />
(z − ε n ) 〈〈 c nσ ,c † 〉〉<br />
−1σ z − t n−1〈〈<br />
cn−1σ ,c † 〉〉<br />
−1σ z − t n〈〈<br />
cn+1σ ,c † 〉〉<br />
−1σ z = 0 . (4.14)<br />
Nun seien ab e<strong>in</strong>em endlichen N > 0 alle t n <strong>mit</strong> n N gleich Null. Dann ist Gleichung<br />
(4.14) ausgewertet für n = N<br />
(z − ε N ) 〈〈 c Nσ ,c † −1σ<br />
〉〉<br />
z − t N−1〈〈<br />
cN−1σ ,c † −1σ<br />
〉〉<br />
z = 0 . (4.15)
54 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Dies lässt sich nach 〈〈 c Nσ ,c † 〉〉<br />
−1σ auflösen und <strong>in</strong> Gleichung (4.14) für n = N−1 e<strong>in</strong>setzen.<br />
z<br />
Die so erhaltene Gleichung wird dann nach 〈〈 c N−1σ ,c † 〉〉<br />
−1σ aufgelöst, <strong>in</strong> Gleichung (4.14)<br />
z<br />
für n = N − 2 e<strong>in</strong>gesetzt, nach 〈〈 c N−2σ ,c † 〉〉<br />
−1σ aufgelöst und so fort. Am Ende gelangt<br />
z<br />
man <strong>mit</strong> dieser Methode zu e<strong>in</strong>er Kettenbruchdarstellung der Störstellen-Green-Funktion:<br />
G −1σ (z) =<br />
z − ε f −<br />
z − ε 0 −<br />
1<br />
t 2 −1<br />
z − ε 1 −<br />
t 2 0<br />
. (4.16)<br />
t 2 1<br />
. ..<br />
t 2 N−1<br />
Das bedeutet, dass ∆ (z) gemäß Gleichung (4.12) durch folgenden Kettenbruch gegeben<br />
ist:<br />
∆ (z) =<br />
z − ε 0 −<br />
t 2 −1<br />
z − ε 1 −<br />
t 2 0<br />
. (4.17)<br />
t 2 1<br />
. ..<br />
t 2 N−1<br />
Dieser enthält allerd<strong>in</strong>gs nicht die volle Information über die ursprünglich e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Hybridisierungsfunktion, da jedes Energie<strong>in</strong>tervall der logarithmischen Diskretisierung <strong>in</strong><br />
(4.17) nur <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Paar t n und ε n vertreten ist. Die Struktur dieses Kettenbruchs führt<br />
dazu, dass jedes dieser Paare <strong>in</strong> (4.17) e<strong>in</strong> Maximum bei z ≈ t 2 n erzeugt. Obwohl er eigentlich<br />
unendlich lang se<strong>in</strong> müsste, kann man praktisch nur e<strong>in</strong>e endliche Zahl von Kettenparametern<br />
berechnen. Die Anzahl der zur Berechung von Gleichung (4.17) verwendeten<br />
Kettenplätze bestimmt die kle<strong>in</strong>ste Frequenz ω, bei der ∆ (ω) betrachtet werden kann. Um<br />
die rekonstruierte Hybridisierungsfunktion aus (4.17) zu berechnen, muss nach Gleichung<br />
(3.52) nur noch der Imag<strong>in</strong>ärteil von ∆ (z) für z = ω + iδ im Grenzfall δ → 0 ausgewertet<br />
werden. Numerisch ist dieser Limes nicht exakt durchführbar. Stattdessen wählt man δ<br />
kle<strong>in</strong> im Vergleich zur Frequenz, bei der man die Hybridisierungsfunktion berechnen will.<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en genügt es, δ = νω <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en reellen Zahl ν zu verwenden.<br />
Das Ergebnis dieser Rechnung ist e<strong>in</strong>e Folge lorentzförmiger Peaks, deren Höhe abgesehen<br />
von e<strong>in</strong>em Proportionalitätsfaktor dem Wert von ∆ (ω) an der Peakposition entspricht.<br />
Die Breite der Peaks ist durch den Wert von ν bestimmt, der auch aus diesem Grund nicht<br />
zu groß gewählt werden darf. Sonst überlappen die Peaks zu stark und verfälschen das<br />
Ergebnis. Im Folgenden werden die verschiedenen <strong>in</strong> Kapitel 4.1.1 vorgestellten Modelle<br />
für die Hybridisierungsfunktion auf diese Weise für verschiedene Parameterwerte getestet.<br />
Außerdem wird die hier verwendete Form der logarithmischen Diskretisierung <strong>mit</strong> der sonst<br />
standardmäßig verwendeten statischen Diskretisierung (siehe Abbildung 2.1 b) und Kapitel<br />
2.2) verglichen. Als erster Test wird e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion gemäß Modell
4.2 Physikalische Eigenschaften 55<br />
(4.1) <strong>mit</strong> r = 0, ∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 betrachtet. Für die Rückrechnung wurde<br />
Gleichung (4.17) an 10000 Punkten z = ω + iνω <strong>mit</strong> ν = 0.1, −2 ω 2 und N = 81<br />
ausgewertet. Da<strong>mit</strong> erhält man sehr klare Ergebnisse, wie die Abbildungen 4.3 und 4.4 zeigen.<br />
Um diese zu erzeugen, wurden die notwendigen t n und ε n e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> der klassischen,<br />
statischen Diskretisierung des Leitungsbandes und e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> der <strong>in</strong> Kapitel 2.2 vorgestellten<br />
dynamischen Diskretisierung berechnet. Schon auf dieser Ebene der Untersuchung<br />
offenbart letztere Methode ihre Stärken. E<strong>in</strong> Vergleich der beiden Abbildungen zeigt, dass<br />
die dynamische Diskretisierung die gewünschte physikalische Situation wesentlich besser<br />
wiedergibt als die normalerweise übliche Methode. Im Fall δ = 0 ist die Diskretisierung<br />
bei beiden Vorgehensweisen identisch. So<strong>mit</strong> erhält man auch die gleichen Ergebnisse. Betrachtet<br />
man allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband, so genügt es bei der klassischen<br />
Methode nicht mehr, den Frequenzbereich von −1 ω 1 zu diskretisieren; man muss<br />
ihn erweitern, zum Beispiel auf −2 ω 2, wie das hier auch getan wurde. Dies verändert<br />
aber die eigentlich vorgegebene Situation. Denn die Diskretisierung sorgt dafür, dass<br />
die Beiträge zum Hamilton-Operator (1.3) nach ihrer Energie e<strong>in</strong>geteilt und danach über<br />
die verschiedenen Energie<strong>in</strong>tervalle ge<strong>mit</strong>telt werden. Da diese Mittelung nun auch Energiebereiche<br />
<strong>mit</strong>e<strong>in</strong>bezieht, die eigentlich gemäß der Hybridisierungsfunktion nichts zum<br />
Hamilton-Operator beitragen, entspricht die physikalische Funktion nach der Diskretisierung<br />
nicht mehr der vor der Diskretisierung. Der <strong>Effekt</strong> dieser Mittelungen äußert sich <strong>in</strong><br />
Abbildung 4.4 <strong>in</strong> den verschiedenen Peakhöhen am oberen und unteren Rand der rekonstruierten<br />
Hybridisierungsfunktion. In Abbildung 4.3 h<strong>in</strong>gegen haben alle Maxima die gleiche<br />
Höhe. Um dies zu verdeutlichen, wurden den rekonstruierten Hybridisierungsfunktionen<br />
ihr jeweils idealisierter Verlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leichten Grau h<strong>in</strong>terlegt.<br />
Für e<strong>in</strong>e flache Funktion ∆ (ω) funktioniert die neue Diskretisierung offenbar sehr gut, so<br />
dass nun als zweiter Test des Potenzmodells (4.1) die Kettenparameter für e<strong>in</strong>e parabelförmige<br />
Hybridisierungsfunktion überprüft werden können. Hierfür werden lediglich r und<br />
c 1 verändert, die übrigen Parameter bleiben unverändert. Die neuen Werte s<strong>in</strong>d also r = 2<br />
und c 1 = −1. Abbildung 4.5 zeigt die Ergebnisse der entsprechend rekonstruierten Kurven<br />
für δ = 0, δ = 0.5 und δ = 0.9. Die vorgegebene Hybridisierungsfunktion ist zum Vergleich<br />
<strong>in</strong> grau h<strong>in</strong>terlegt. Auch für diesen Fall sche<strong>in</strong>t die Berechnung der t n und ε n verlässliche<br />
Werte zu liefern.<br />
Zum Abschluss dieser Diskussion wird noch das Modell nach Gleichung (4.2) <strong>mit</strong> der<br />
gleichen Methode getestet. Die zu diesem Zweck gewählten Parameter s<strong>in</strong>d ∆ 0 = 0.03, a =<br />
0.01 sowie b ∈ {−1, −0.15, −0.05}. Auch für diese Hybridisierungsfunktionen funktioniert<br />
die Berechnung der Kettenparameter zuverlässig, wie Abbildung 4.6 zu entnehmen ist.<br />
4.2 Physikalische Eigenschaften<br />
Da die Berechnung der Kettenparameter t n und ε n <strong>mit</strong> der dynamischen Diskretisierung<br />
aus Kapitel 2.2 offensichtlich zufriedenstellende und verlässliche Ergebnisse liefert, kann<br />
nun <strong>mit</strong> dem zweiten Schritt der Untersuchung des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s begonnen werden. Im<br />
nun folgenden Kapitel werden die <strong>in</strong> Kapitel 3 vorgestellten Untersuchungsmethoden auf<br />
den Anderson-Hamilton-Operator (2.30) angewendet. Dabei werden die Modellparameter
56 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.3: Rückrechnung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion nach (4.1) <strong>mit</strong> r = 0,<br />
∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte ursprüngliche Hybridisierungsfunktion.<br />
Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten Plots s<strong>in</strong>d δ = 0<br />
(oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten). Hier wurde die <strong>in</strong> Kapitel 2.2 vorgestellte<br />
dynamische Diskretisierung (Abbildung 2.1 c)) zur Berechnung der Kettenparameter<br />
verwendet.
4.2 Physikalische Eigenschaften 57<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.4: Rückrechnung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion nach (4.1) <strong>mit</strong> r = 0,<br />
∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d die der Rekonstruktion<br />
entsprechenden idealisierten Kurven. Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten<br />
Plots s<strong>in</strong>d wieder δ = 0 (oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten). Diese Graphen<br />
zeigen die gleiche Situation wie Abbildung 4.3, wobei die Kettenparameter aber <strong>mit</strong> der<br />
klassischen Diskretisierung berechnet wurden.
58 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.5: Rückrechnung e<strong>in</strong>er parabelförmigen Hybridisierungsfunktion nach (4.1)<br />
<strong>mit</strong> r = 2, ∆ 0 = 0.03, c 1 = −1 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte<br />
ursprüngliche Hybridisierungsfunktion. Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten<br />
Plots s<strong>in</strong>d δ = 0 (oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten).
4.2 Physikalische Eigenschaften 59<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
∆(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.6: Rückrechnung e<strong>in</strong>er Hybridisierungsfunktion nach Gleichung (4.2) <strong>mit</strong><br />
∆ 0 = 0.03, a = 0.01 und b = −1 (oben), b = −0.15 (Mitte) und b = −0.05 (unten)<br />
<strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte ursprüngliche Hybridisierungsfunktion.
60 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
zunächst so gewählt, dass das System ausgeprägtes LM-Verhalten zeigt und erst bei verhältnismäßig<br />
tiefen Temperaturen <strong>in</strong> das SC-Regime übergeht. Diese Systeme werden im<br />
Folgenden als <strong>Kondo</strong>-Systeme bezeichnet. So soll untersucht werden, wie die physikalischen<br />
Größen – vor allem jedoch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K – von der Füllung des Leitungsbandes<br />
abhängen. Der Vorteil der hier getroffenen Parameterwahl liegt dar<strong>in</strong>, dass die Ergebnisse<br />
der Thermodynamik auch für große Bandverschiebungen (δ → 1) leicht zu deuten und<br />
auszuwerten s<strong>in</strong>d. Doch auch hier werden sich die grundlegenden Probleme der thermodynamischen<br />
Näherung aus Kapitel 3.2.1 zeigen und an manchen Punkten die Interpretation<br />
der Ergebnisse erschweren. Anschließend wird e<strong>in</strong> System untersucht, das <strong>mit</strong> δ = 0 ke<strong>in</strong><br />
<strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, um zu testen, ob durch die Verschiebung des Leitungsbandes LM-<br />
Verhalten <strong>in</strong>duziert werden kann.<br />
4.2.1 Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />
Bisher ungeklärt ist seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1, wie der Parameter ¯β gewählt<br />
werden muss, um <strong>mit</strong> der ebenfalls dort diskutierten Näherung gute Ergebnisse zu erhalten.<br />
E<strong>in</strong> Erfahrungswert, der die thermodynamischen Eigenschaften des Anderson-Modells <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>em symmetrischen Leitungsband (δ = 0) richtig erfasst, ist ¯β = 0.46. Dieser Wert wurde<br />
auch von Krishna-murthy et al. <strong>in</strong> [18] verwendet. E<strong>in</strong>en beispielhaften Verlauf der Entropie<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Kondo</strong>-Systems zeigt Abbildung 3.3. Er wurde schon <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 erläutert. Die<br />
dort gewählten Parameter waren U = 1, ε f = − U 2 , ∆ 0 = 0.03, Λ = 2.5, r = 0, c 1 = 0 und<br />
c 2 = 1. Diese Werte werden noch häufiger verwendet werden. Um e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
alle hier vorkommenden Parametersätze behalten zu können, erhält jeder von ihnen e<strong>in</strong>en<br />
eigenen Namen, der das verwendete Hybridisierungsmodell und e<strong>in</strong>en Index enthält. Der<br />
erwähnte Satz trägt daher den Namen „potenz-1“ . Alle verwendeten Namen f<strong>in</strong>den sich<br />
zusammen <strong>mit</strong> den zugehörigen Parametern <strong>in</strong> Anhang D.<br />
Der besagte Parametersatz potenz-1 hat für δ = 0 e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von T K =<br />
2.69 · 10 −8 . Sie liegt auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala gerade <strong>in</strong> der Mitte des bei Λ = 2.5<br />
und ¯β = 0.46 beobachtbaren Temperaturbereichs (vergleiche den Wertebereich <strong>in</strong> Abbildung<br />
4.7). Auf den ersten Blick sieht diese Temperatur sehr unrealistisch aus, <strong>mit</strong> den<br />
Umrechnungsformeln aus Kapitel 1.5 lässt sie sich jedoch <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten umrechnen. Hierzu<br />
wird als realistische Bandbreite D = 13.6eV, die Ionisierungsenergie von Wasserstoff,<br />
angenommen, da auch die Ionisierungsenergien von möglichen Störstellen wie Uran <strong>in</strong> dieser<br />
Größenordnung liegen. So entspricht die Temperatur 2.69 · 10 −8 <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten etwa<br />
4.2mK, was experimentell durchaus realisierbar ist.<br />
Beg<strong>in</strong>nt man nun, das Leitungsband zu verschieben, so stellt man fest, dass die Struktur des<br />
Entropieverlaufs zwar erhalten bleibt, die Differenz zwischen LM-Bereich und SC-Bereich<br />
aber kle<strong>in</strong>er wird und schließlich ganz verschw<strong>in</strong>det. Dies zeigt Abbildung 4.7. Hier sei<br />
nochmals angemerkt, dass jeweils e<strong>in</strong>ige Datenpunkte am oberen Rand der Temperaturskala<br />
nicht zu verwerten s<strong>in</strong>d, da die verwendete Näherung dort noch nicht gültig ist. Das gilt<br />
so für alle auf diese Weise berechneten Größen. Dennoch werden diese Daten gezeigt, um<br />
später e<strong>in</strong> <strong>mit</strong> der Bandverschiebung auftretendes Problem besser illustrieren zu können.<br />
Doch woher kommt der Rückgang der Differenz zwischen LM- und SC-Entropie, obwohl<br />
doch bisher für die Wahl von ¯β theoretisch ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>schränkung existiert? Diese Frage
4.2 Physikalische Eigenschaften 61<br />
S imp δ = 0.0<br />
S imp δ = 0.5<br />
S imp δ = 0.9<br />
S imp δ = 0.99<br />
Simp<br />
Abbildung 4.7: Entropie <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 für δ = 0, δ = 0.5, δ = 0.9 und<br />
δ = 0.99 jeweils <strong>mit</strong> ¯β = 0.46.<br />
T<br />
kann e<strong>in</strong>e Betrachtung der Eigenenergien von H N im Verlauf der iterativen Diagonalisierung<br />
beantworten. Bestünde nicht der Zwang, die Dimension des Hilbert-Raums nach<br />
jedem Iterationsschnitt zu reduzieren, so träten die oben geschilderten Probleme wohl nicht<br />
auf. Er<strong>in</strong>nert man sich an die Diskussion aus Kapitel 2.3, sieht man leicht e<strong>in</strong>, dass aufgrund<br />
des <strong>in</strong> den Hamilton-Operatoren H N enthaltenen Skalierungsfaktors Λ N−1<br />
2 der Übergang<br />
von H N zu H N+1 e<strong>in</strong>e Erweiterung des Eigenenergiespektrums zu größeren Energien bewirkt.<br />
Da die Dimension des Hilbert-Raums ohne die Beschneidung <strong>mit</strong> N exponentiell<br />
anwachsen würde, würde das Spektrum der Eigenenergien schon nach wenigen Iterationsschritten<br />
viele Größenordnungen umfassen.<br />
Nun zur Bedeutung des Parameters ¯β für die Thermodynamik des Anderson-Modells. Er<br />
(N)<br />
sorgt dafür, dass nur die Eigenenergien <strong>mit</strong> ¯βE<br />
Q,S,r<br />
≈ 1 e<strong>in</strong>en nicht-vernachlässigbaren Beitrag<br />
zur Zustandssumme leisten. Es ist aber e<strong>in</strong>e Eigenschaft der Renormierungsgruppen-<br />
Transformation für das Anderson-Modell, dass sich H N und H N+1 nicht <strong>in</strong> ihrer Struktur,<br />
sondern nur <strong>in</strong> dem von ihnen repräsentierten Energiebereich unterscheiden. Dies ist auch<br />
der Grund dafür, dass die Strukturen des Eigenenergiespektrums unabhängig von der Energieskala,<br />
auf der man sie betrachtet, gleich s<strong>in</strong>d. Dies ist ausführlich <strong>in</strong> [26] beschrieben.<br />
So<strong>mit</strong> hätte man e<strong>in</strong>e relativ große Freiheit bei der Wahl des Werts von ¯β. Die thermodynamischen<br />
Ergebnisse sähen unabhängig davon gleich aus. Natürlich unterschieden<br />
sie sich, wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1 diskutiert wurde, <strong>in</strong> ihrer Genauigkeit. Ist jedoch ab e<strong>in</strong>em<br />
gewissen Iterationsschritt die Zustandssumme erst e<strong>in</strong>mal groß genug, würde auch das ke<strong>in</strong>e<br />
nennenswerte Rolle mehr spielen. Der kritische Punkt ist also die Beschneidung des<br />
Hilbert-Raums, bei der nur die energetisch niedrigsten Zustände für den jeweils nächsten<br />
Iterationsschritt verwendet werden. Die Folge ist, dass das Eigenwertspektrum der H N sich
62 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Abbildung 4.8: Eigenenergiespektren für die Parameter potenz-1 <strong>mit</strong> δ = 0, δ = 0.5 und<br />
δ = 0.99.
4.2 Physikalische Eigenschaften 63<br />
Λ n/2 tn<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.9<br />
δ = 0.99<br />
δ = 0.999<br />
δ = 0.9999<br />
Abbildung 4.9: Hüpfmatrixelemente t n skaliert <strong>mit</strong> Λ n 2 für den Parametersatz potenz-1.<br />
n<br />
nicht <strong>mit</strong> N ausdehnt, sondern immer den <strong>in</strong> etwa gleichen Energiebereich abdeckt. Da<strong>mit</strong><br />
ist der Wert von ¯β nicht mehr frei wählbar. Man muss sicherstellen, dass <strong>mit</strong> dem gewählten<br />
¯β auch e<strong>in</strong>e repräsentative Menge der Eigenenergien von H N zur Zustandssumme<br />
(N)<br />
beiträgt. Es muss also überhaupt genügend Eigenenergien geben, die ¯βE<br />
Q,S,r ≈ 1 erfüllen<br />
können. Abbildung 4.8 zeigt die zu den Parametern potenz-1 gehörenden Eigenenergiespektren,<br />
aufgetragen gegen die Länge N des Hamilton-Operators H N . Es wurden nur<br />
die jeweils 800 niedrigsten Eigenenergien für die Erstellung der Plots berücksichtigt. Man<br />
erkennt, dass der von den E (N)<br />
Q,S,r<br />
abgedeckte Energiebereich ab e<strong>in</strong>em gewissen Wert von<br />
N weitgehend unabhängig von N wird. Mit zunehmender Bandverschiebung δ rücken die<br />
Eigenergien näher zue<strong>in</strong>ander. In rot ist zusätzlich e<strong>in</strong> willkürlich gewählter Wert von ¯β<br />
−1<br />
e<strong>in</strong>gezeichnet, der nicht zusammen <strong>mit</strong> δ variiert wird. Man erkennt, dass die Bandbreite<br />
der Eigenenergien umso kle<strong>in</strong>er wird, je näher die untere Bandkante an die Fermienergie<br />
rückt. Dies geht so weit, dass bei e<strong>in</strong>em Wert von δ = 0.99 im Bereich um ¯β schon ke<strong>in</strong>e<br />
Eigenenergien mehr liegen. Dieser <strong>Effekt</strong> der Bandverschiebung ist auch schon <strong>in</strong> den Hüpfmatrixelementen<br />
t n erkennbar. Abbildung 4.9 zeigt diese skaliert <strong>mit</strong> Λ n 2 für verschiedene<br />
Werte von δ, die übrigen Parameter s<strong>in</strong>d wieder diejenigen von potenz-1. Da die t n letztlich<br />
die Größenordnung der Eigenenergien von H N bestimmen, ist klar, dass Letztere <strong>mit</strong> der<br />
Erhöhung von δ im gleichen Maße kle<strong>in</strong>er werden müssen.<br />
Die praktikabelste Lösung des Problems besteht da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> der Anpassung von ¯β.<br />
Im Voraus ist es jedoch schwierig, e<strong>in</strong>e gute Wahl zu treffen. Da e<strong>in</strong> NRG-Lauf nur wenige<br />
M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Anspruch nimmt, wird für jeden Satz von t n und ε n e<strong>in</strong>es Parametersatzes<br />
daher zunächst e<strong>in</strong> Trockendurchlauf durchgeführt, <strong>mit</strong> dem das passende ¯β gesucht wird.<br />
Mit diesem wird dann noch e<strong>in</strong> NRG-Durchgang gestartet, <strong>in</strong> dem die thermodynamischen<br />
Größen ausgewertet werden. Das funktioniert folgendermaßen: Wie <strong>in</strong> Abbildung 4.8 zu
64 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Simp<br />
S imp δ = 0<br />
S imp δ = 0.5<br />
S imp δ = 0.9<br />
S imp δ = 0.99<br />
S imp δ = 0.9999<br />
Abbildung 4.10: Entropie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em auf die Bandverschiebung abgestimmten Wert von ¯β<br />
(verwendete Parameter: potenz-1).<br />
T<br />
sehen ist, ändert sich der Wert der größten Eigenenergie ab N ≈ 20 nur noch wenig. Im<br />
letzten Iterationsschritt des Trockendurchlaufs wird dann anhand der Differenz E max −E m<strong>in</strong><br />
zwischen größter und kle<strong>in</strong>ster Eigenenergie ¯β berechnet. Natürlich ist E m<strong>in</strong> stets null, da<br />
die Grundzustandsenergie <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt abgezogen wird. Als Referenz werden<br />
die Ergebnisse von Parametersatz potenz-1 <strong>mit</strong> δ = 0 verwendet. Da<strong>mit</strong> ergibt sich die<br />
empirische Formel<br />
¯β = 8.3<br />
E max<br />
. (4.18)<br />
Dieses Vorgehen ermöglicht nun die zuverlässige Berechnung der thermodynamischen Größen.<br />
Abbildung 4.10 zeigt die verbesserten Kurven für den Störstellenbeitrag zur Entropie.<br />
Da<strong>mit</strong> kann nun auch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur gemäß Kapitel 3.2.2 zuverlässig bestimmt<br />
werden.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Fall betrachtet, der bis h<strong>in</strong> zu 1 − δ = 10 −7 verwertbare<br />
Entropie-Kurven liefert. Dies ist der Parametersatz potenz-1. Bei δ = 0 ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur von 2.69·10 −8 . Beg<strong>in</strong>nt man nun, die Bandverschiebung zu erhöhen, so<br />
kann man für Werte von δ zwischen 0 und etwa 0.5 kaum e<strong>in</strong>e Änderung von T K beobachten.<br />
Ist δ jedoch größer als 0.5, so beg<strong>in</strong>nt T K deutlich zu s<strong>in</strong>ken. Ab 1 − δ = 10 −2 wird δ <strong>in</strong><br />
immer kle<strong>in</strong>eren Schritten erhöht, um sich langsam dem Grenzfall δ → 1 anzunähern.<br />
Gerade <strong>in</strong> diesem Bereich, wenn die untere Bandkante der Fermienergie sehr nahe kommt,<br />
fällt T K am schnellsten ab. Der Abfall schwächt sich jedoch <strong>mit</strong> 1 − δ → 0 wieder ab,<br />
so dass die Vermutung naheliegt, dass sich T K für diesen Grenzfall e<strong>in</strong>em endlichen Wert<br />
annähert. Insgesamt geht T K im beobachteten Parameterbereich um ungefähr den Faktor<br />
zehn auf 1.09 · 10 −9 zurück. Dies illustriert Abbildung 4.11.
4.2 Physikalische Eigenschaften 65<br />
TK<br />
TK<br />
1 − δ<br />
Abbildung 4.11: <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 −δ für die Parameter potenz-1.<br />
E<strong>in</strong>satz: Ausschnittsvergrößerung.<br />
1 − δ<br />
TK<br />
Abbildung 4.12: <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 −δ für die Parameter potenz-2.<br />
1 − δ
66 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Es bleibt die Frage zu klären, warum die Ergebnisse für Werte von 1 − δ kle<strong>in</strong>er als 10 −7<br />
nicht zu gebrauchen s<strong>in</strong>d. Hierzu muss man zunächst untersuchen, wie sich die Bandverschiebung<br />
genau auf ¯β auswirkt. Wie beabsichtigt, liefert die oben beschriebene Methode<br />
zur Bestimmung von ¯β im Fall δ = 0 ungefähr den Erfahrungswert von 0.46, nämlich auf<br />
zwei Dezimalstellen gerundet 0.46. Bis δ = 0.99 steigt ¯β nach und nach auf e<strong>in</strong>en Wert von<br />
3.31. Ab diesem Punkt steigt ¯β <strong>mit</strong> δ sehr stark an. So ist für 1 − δ = 10 −3 schon 10.52<br />
und für 1 − δ = 10 −7 schließlich 1047.13. Die entsprechende Temperatur bei N = 1 ist<br />
dann nicht mehr 2.17 wie bei δ = 0, sondern 9.55 · 10 −4 . Die Bandverschiebung verschiebt<br />
also auch den beobachtbaren Temperaturbereich, und das gleich um mehrere Größenordnungen.<br />
Läge die <strong>Kondo</strong>-Temperatur des hier diskutierten Parametersatzes nicht bei etwa<br />
10 −8 , sondern beispielsweise bei 10 −4 , so würde schon dies alle<strong>in</strong> ausreichen, um die Ergebnisse<br />
unbrauchbar zu machen.<br />
Da dies aber nicht der Fall ist, bedarf es noch e<strong>in</strong>er weiteren Begründung, die im Wert der<br />
Zustandssumme Z N im Iterationsschritt N zu suchen ist. Mit dem ger<strong>in</strong>gsten Aufwand<br />
lässt sich die Zustandssumme des freien Referenzsystems HN 0 <strong>mit</strong>tels Gleichung (3.25)<br />
bestimmen, da sich HN 0 aufgrund des fehlenden U-Terms auf E<strong>in</strong>teilchen-Niveau diagonalisieren<br />
lässt. Die Größenordnung dieser Zustandssumme ZN 0 sollte <strong>mit</strong> der des vollen<br />
Systems H N vergleichbar se<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong> der NRG <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt die Grundzustandsenergie<br />
abgezogen wird, erhält man dort nur die <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Boltzmann-Faktor skalierte<br />
Zustandssumme. Führt man diese Rechnung für den Parametersatz potenz-1 durch, so<br />
stellt man fest, dass die Zustandssumme ZN 0 bei unverschobenem Band bereits bei N = 6<br />
von der Größenordnung 10 6 ist, also unbestreitbar viel größer als ¯β = 0.4641. Anders sieht<br />
es dagegen im Fall 1 − δ = 10 −7 aus. Hier erreicht ZN 0 e<strong>in</strong>e vergleichbare Größenordnung,<br />
nämlich 10 7 erst bei N = 25. Gleichzeitig ist aber auch ¯β von der Größenordnung 10 3 . Da<br />
die Korrekturterme 2. Ordnung der Störungstheorie aus Kapitel 3.2.1 gerade von ¯β<br />
Λ Z−1 N<br />
bestimmt werden, ist es also wichtig, dass Z N wesentlich größer als ¯β ist. Dies führt natürlich<br />
dazu, dass die Ergebnisse im diskutierten Fall 1 − δ = 10 −7 <strong>mit</strong> den Parametern<br />
potenz-1 erst ab N > 25 verwertbar s<strong>in</strong>d. Für kle<strong>in</strong>ere N s<strong>in</strong>d die Korrekturen 2. Ordnung<br />
noch nicht vernachlässigbar. Dies entspricht hier e<strong>in</strong>er Temperatur von etwa 1.6 ·10 −8 , die<br />
schon sehr nahe an der <strong>Kondo</strong>-Temperatur liegt. So<strong>mit</strong> stehen <strong>in</strong> der Nähe der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur zu wenige Datenpunkte zur Verfügung, so dass e<strong>in</strong>e zuverlässige Bestimmung<br />
von T K nicht mehr möglich ist. Das geschilderte Problem tritt bei allen hier berechneten<br />
thermodynamischen Größen spätestens dann auf, wenn sich 1 − δ der <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />
nähert.<br />
Der Parametersatz potenz-2 unterscheidet sich von potenz-1 lediglich durch den erhöhten<br />
Wert von ∆ 0 . Hier f<strong>in</strong>det man für δ = 0 e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von 1.31 · 10 −4 , was <strong>mit</strong><br />
dem schon vorher verwendeten Wert der Bandbreite D e<strong>in</strong>em Wert von e<strong>in</strong>igen Kelv<strong>in</strong> <strong>in</strong> SI-<br />
E<strong>in</strong>heiten entspricht. Angesichts der vorhergehenden Diskussion ist also zu erwarten, dass<br />
T K der Entropie nur bis zu e<strong>in</strong>er Bandverschiebung δ = 0.999 sicher zu entnehmen ist. Dies<br />
ist auch tatsächlich der Fall. Die Ergebnisse der Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern potenz-2<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.12 gezeigt. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d die Verläufe der T K (δ)-Kurven von<br />
potenz-1 und potenz-2 sehr ähnlich. Allerd<strong>in</strong>gs senkt sich T K <strong>mit</strong> δ nicht ebenso stark ab<br />
wie im Fall der Parameter potenz-1. Mit δ = 0.999 ist T K = 6.94·10 −5 . Auch fällt auf, dass<br />
die Datenpunkte <strong>in</strong> Abbildung 4.12 nicht mehr so glatt verlaufen wie <strong>in</strong> Abbildung 4.11, was
4.2 Physikalische Eigenschaften 67<br />
TK<br />
Abbildung 4.13: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (1 − δ) für den Parametersatz potenz-3.<br />
1 − δ<br />
auf e<strong>in</strong>en größeren Fehler bei der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur h<strong>in</strong>deutet. Schließlich<br />
setzt die Absenkung von T K im Fall potenz-2 erst bei etwas größeren Bandverschiebungen<br />
e<strong>in</strong> als im Fall potenz-1. Dies zeigt die Ausschnittsvergrößerung <strong>in</strong> Abbildung 4.11.<br />
Der Trend der <strong>mit</strong> Erhöhung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur schlechter werdenden Ergebnisse setzt<br />
sich fort, wie die Untersuchung des Parametersatzes potenz-3 <strong>in</strong> Abbildung 4.13 zeigt.<br />
Hier wurde nochmals ∆ 0 auf jetzt 0.09 erhöht, was e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ = 0) =<br />
6.02 · 10 −4 bedeutet. Der höchste Wert von δ, bei dem die NRG noch verwendungsfähige<br />
Ergebnisse für die Entropie liefert, beträgt 0.97 <strong>mit</strong> T K (δ = 0.97) = 4.70·10 −4 . Der Verlauf<br />
der <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> steigender Bandverschiebung δ ist <strong>mit</strong> diesen Parametern schon<br />
recht unspezifisch. Ihre dennoch erkennbare Absenkung ist kle<strong>in</strong>.<br />
In den Rechnungen zu den bisher gezeigten Ergebnissen wurden nur flache Hybridisierungsfunktionen<br />
verwendet, die e<strong>in</strong>fachst mögliche Wahl. Die folgenden Abbildungen zeigen die<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperaturen für e<strong>in</strong>ige Hybridisierungsfunktionen gemäß dem Potenzmodell (4.1)<br />
<strong>mit</strong> r > 0. Abbildung 4.14 zeigt die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für nach oben geöffnete Potenzfunktionen<br />
<strong>mit</strong> r = 1, 2, 3, 4, 10 und c 1 = 0.5. Darunter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.15 die nach<br />
unten geöffneten Pendants <strong>mit</strong> den gleichen Werten von r, jedoch <strong>mit</strong> c 1 = −0.5, zu sehen.<br />
Als Vergleich ist jeweils auch T K (δ) für die flache Hybridisierungsfunktion von potenz-1<br />
e<strong>in</strong>gezeichnet. Alle jetzt betrachteten Funktionen ∆ (ω) haben im Fall δ = 0 bei ω = 0<br />
den gleichen Wert. In Abbildung 4.14 erkennt man, dass dann auch die entsprechenden<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperaturen fast gleich s<strong>in</strong>d.<br />
Die vorhandenen Unterschiede sche<strong>in</strong>en jedoch systematisch zu se<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d bei δ = 0<br />
die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parameter <strong>mit</strong> c 1 = 0.5 stets etwas größer und <strong>mit</strong> c 1 =<br />
−0.5 stets etwas kle<strong>in</strong>er als im Fall des Parametersatzes potenz-1. Am größten ist die<br />
Abweichung für r = 1, am kle<strong>in</strong>sten für r = 10. Die entsprechenden <strong>Kondo</strong>-Temperaturen
68 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
s<strong>in</strong>d T K (δ = 0) = 3.22 ·10 −8 (potenz-5), T K (δ = 0) = 2.27 ·10 −8 (potenz-4), T K (δ = 0) =<br />
2.73 · 10 −8 (potenz-13) und T K (δ = 0) = 2.68 · 10 −8 (potenz-12).<br />
Erhöht man jetzt δ, so folgt die T K -Kurve umso länger dem Verlauf der Kurve von potenz-<br />
1, je größer der Wert von r ist. Letztlich nähern sich die Kurven <strong>mit</strong> r > 0 aber e<strong>in</strong>ander<br />
wieder an. Für Werte von δ nahe 1 stimmen sie fast übere<strong>in</strong>. Die Kurven <strong>mit</strong> größerem r<br />
liegen aber weiterh<strong>in</strong> näher an der Referenzkurve von potenz-1. Die nach unten geöffneten<br />
Hybridisierungsfunktionen führen bei Bandverschiebung zu e<strong>in</strong>em sehr starken Abfall der<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur um mehrere Größenordnungen, der sich für δ → 1 wieder abschwächt.<br />
Hat 1 − δ den Wert 10 −5 erreicht, ergeben sich <strong>Kondo</strong>-Temperaturen zwischen 4.13 · 10 −16<br />
(potenz-4) und 1.07 · 10 −15 (potenz-12).<br />
Umgekehrt bewirken die nach oben geöffneten Hybridisierungsfunktionen <strong>mit</strong> c 1 = 0.5 bei<br />
für δ > 0 zunächst e<strong>in</strong> starkes Anwachsen von T K . Dieses wird <strong>mit</strong> der Annäherung von<br />
δ an 1 jedoch teilweise kompensiert und es kommt wieder zu e<strong>in</strong>em leichten Rückgang.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d die berechneten Werte von T K um ungefähr zwei Größenordnungen größer<br />
als die entsprechenden Werte für potenz-1. Sie liegen beispielsweise bei δ = 0.999 zwischen<br />
4.75 · 10 −7 (potenz-13) und 7.10 · 10 −7 (potenz-5). Anders als bei den nach oben<br />
geöffneten Hybridisierungsfunktionen erkennt man im gezeigten Temperaturbereich noch<br />
ke<strong>in</strong>e Sättigung der nach unten geöffneten Funktionen. Doch auch bei diesen sche<strong>in</strong>t die<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur im Grenzfall δ → 1 gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert zu tendieren. Im Fall<br />
von potenz-6 geht T K zwischen 1 − δ = 10 −8 und 1 − δ = 10 −12 nur noch von 7.67 · 10 −17<br />
auf 1.92 · 10 −17 zurück. Dies ist im E<strong>in</strong>satz von Abbildung 4.15 zu sehen.<br />
Hewson gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch [13] e<strong>in</strong>e Formel an, die die Abhängigkeit der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur von der Coulomb-Abstoßung U, der Störstellen-Energie ε f und dem Wert der<br />
Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) bei ω = 0 beschreibt, sofern sich das System <strong>mit</strong> diesen<br />
Parametern im <strong>Kondo</strong>-Regime bef<strong>in</strong>det. Da sich ∆ (ω = 0) im Falle der gerade diskutierten<br />
Potenzfunktionen <strong>mit</strong> der Bandverschiebung δ ändert, lohnt es, die Übere<strong>in</strong>stimmung der<br />
gefundenen Werte von T K <strong>mit</strong> dieser Formel zu überprüfen. Sie lautet:<br />
T K ∝ exp<br />
(<br />
− π∣ ∣ εf<br />
∣ ∣<br />
∣ ∣εf + U ∣ ∣<br />
2U∆ (0)<br />
)<br />
. (4.19)<br />
1<br />
Die Übere<strong>in</strong>stimmung lässt sich leicht testen, <strong>in</strong>dem man ln (T K ) gegen<br />
∆(0, δ)<br />
aufträgt, da<br />
die Datenpunkte gemäß Gleichung (4.19) e<strong>in</strong>e Gerade ergeben sollten. Dies wird beispielhaft<br />
für die Parametersätze potenz-6 und potenz-7 <strong>in</strong> Abbildung 4.16 gezeigt. Zusätzlich ist<br />
e<strong>in</strong>e Referenzgerade e<strong>in</strong>gezeichnet, die aus den <strong>Kondo</strong>-Temperaturen der Parametersätze<br />
potenz-1, potenz-2 und potenz-3 ) jeweils im Fall δ = 0 gewonnen wurde. Sie ist durch die<br />
Gleichung ln (T K )(<br />
1<br />
∆(0 δ)<br />
= − 0.448379<br />
∆(0,δ)<br />
− 2.49193 gegeben. Die beiden betrachteten Hybridisierungsfunktionen<br />
potenz-6 und potenz-7 s<strong>in</strong>d nach unten beziehungsweise nach oben<br />
geöffnete Parabeln. Bei δ = 0 haben beide an der Fermikante ω = 0 den gleichen Wert,<br />
nämlich 0.03. Das bedeutet, beide Kurven ln (T K )(<br />
1<br />
∆(0, δ)<br />
)<br />
beg<strong>in</strong>nen bei<br />
1<br />
0.03 = 331 3 . Die<br />
Parabel für potenz-6 hat bei δ = 1 den Wert ∆ (0, 1) = 0.015, die für potenz-7 erreicht<br />
h<strong>in</strong>gegen den Wert ∆ (0, 1) = 0.045. Da<strong>mit</strong> reicht der Wertebereich, <strong>in</strong> dem die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
der berechneten <strong>Kondo</strong>-Temperaturen <strong>mit</strong> Gleichung (4.19) untersucht wird,<br />
ungefähr von 1<br />
∆(0) = 22 bis 1<br />
∆(0) = 66.
4.2 Physikalische Eigenschaften 69<br />
TK<br />
T K potenz-5<br />
T K potenz-7<br />
T K potenz-9<br />
T K potenz-11<br />
T K potenz-13<br />
T K potenz-1<br />
Abbildung 4.14: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ) für die Parametersätze potenz-1, potenz-5,<br />
potenz-7, potenz-9, potenz-11 und potenz-13.<br />
1-δ<br />
T K potenz-6<br />
TK<br />
T K<br />
1 − δ<br />
T K potenz-4<br />
T K potenz-6<br />
T K potenz-8<br />
T K potenz-10<br />
T K potenz-12<br />
T K potenz-1<br />
Abbildung 4.15: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ) für die Parametersätze potenz-1, potenz-4,<br />
potenz-6, potenz-8, potenz-10 und potenz-12. E<strong>in</strong>satz: T K für die Parameter potenz-6.<br />
Hier ist zu erkennen, dass sich der Abfall der <strong>Kondo</strong>-Temperatur für 1 − T K → 0 wieder<br />
abschwächt.<br />
1-δ
70 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
ln(T K ) potenz-6<br />
ln(T K ) potenz-7<br />
ln(T ref K )<br />
ln(TK)<br />
Abbildung 4.16: Logarithmus der <strong>Kondo</strong>-Temperatur ln (T K ) <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1<br />
∆(0) .<br />
1<br />
∆(0)<br />
Bei kle<strong>in</strong>en Bandverschiebungen ergibt sich e<strong>in</strong>e recht gute Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>mit</strong> Gleichung<br />
(4.19) beziehungsweise <strong>mit</strong> der Referenzgerade. Für ∆ (0) < 25 und ∆ (0) > 64<br />
erkennt man jedoch, dass die gefundenen T K jeweils deutlich kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als die Referenzwerte.<br />
Für die Parametersätze potenz-4 bis e<strong>in</strong>schließlich potenz-13 f<strong>in</strong>det man dabei<br />
ähnliche Abweichungen.<br />
Es ist also klar, dass beide Größen, Bandverschiebung und Hybridisierungsfunktion, E<strong>in</strong>fluss<br />
auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur des Anderson-Modells haben. Daher wird der Versuch<br />
unternommen, die Anteile der beiden vone<strong>in</strong>ander zu trennen. Hierzu wird zu e<strong>in</strong>em Parametersatz<br />
potenz-x <strong>mit</strong> r > 0 e<strong>in</strong>e Referenzrechnung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />
durchgeführt. Der Parameter ∆ 0 dieser Rechnung wird so gewählt, dass er jeweils<br />
gleich dem Wert der Hybridisierungsfunktion der Rechnung potenz-x bei ω = 0 für jeden<br />
untersuchten Wert von δ ist. Es wird also immer <strong>mit</strong> δ = 0 gearbeitet, jedoch <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Werten von ∆ 0 . Die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parametersätze potenz-6<br />
und potenz-7 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abbildungen 4.17 und 4.18 den entsprechenden Referenzwerten<br />
gegenübergestellt. Wie weiter oben bereits diskutiert, stimmen die Werte von T K für<br />
potenz-6 und -7 bei δ = 0 nahezu übere<strong>in</strong>. Erhöht man nun δ, verlaufen die Kurven zunächst<br />
noch weitgehend gleich, weichen dann aber nach unten von den Referenzwerten ab.<br />
Diese Abweichung tritt im Fall von potenz-7 schon bei δ ≈ 0.8 auf, im Fall von potenz-6<br />
h<strong>in</strong>gegen erst etwas später bei δ ≈ 0.95. Die Referenzkurven erreichen auf der logarithmischen<br />
Skala recht schnell ihren jeweiligen Grenzwert. Der Grund hierfür ist, dass δ ab dem<br />
Wert von 0.99 <strong>in</strong> immer kle<strong>in</strong>eren Schritten erhöht wird, so dass auch die Änderungen von<br />
∆ 0 <strong>in</strong> den Referenzrechnungen immer kle<strong>in</strong>er werden und nahe an ihrem Grenzwert liegen.<br />
Gerade <strong>in</strong> diesem Bereich setzt sich der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung durch, die für alle
4.2 Physikalische Eigenschaften 71<br />
T K potenz-6<br />
T K<br />
ref<br />
potenz-6<br />
TK<br />
Abbildung 4.17: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den Parametersatz<br />
potenz-6 und die zugehörige Referenzrechnung.<br />
1 − δ<br />
TK<br />
T K potenz-7<br />
T K<br />
ref<br />
potenz-7<br />
Abbildung 4.18: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den Parametersatz<br />
potenz-7 und die zugehörige Referenzrechnung.<br />
1 − δ
72 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
untersuchten Potenz-Modelle nach Gleichung (4.1) zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Absenkung der<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur führt.<br />
Der E<strong>in</strong>fachheit wegen wird nun angenommen, dass die Abhängigkeit der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur von der Bandverschiebung als zusätzlicher Faktor <strong>in</strong> Gleichung (4.19)<br />
e<strong>in</strong>geht:<br />
(<br />
T K ∝ exp − π∣ ∣ ∣<br />
∣ εf ∣εf + U ∣ )<br />
+ f (δ) . (4.20)<br />
2U∆ (0)<br />
Dass diese Annahme zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e vertretbare Näherung darstellt, lässt sich leicht zeigen,<br />
<strong>in</strong>dem man die Differenz aus den Werten ln (T K ) der Parametersätze potenz-4 bis potenz-<br />
13 und den entsprechenden Werten ln ( TK<br />
ref )<br />
der Referenzrechnungen bildet und gegen<br />
1 − δ aufträgt. Am Beispiel der Parameter potenz-6 und potenz-7 ist dies <strong>in</strong> Abbildung<br />
4.19 gezeigt. Dort ist da<strong>mit</strong> zum e<strong>in</strong>en die vom Wert ∆ (ω = 0, δ) verursachte Veränderung<br />
der <strong>Kondo</strong>-Temperatur ( ) ( )<br />
ln TK ref (δ) − ln TK ref (δ = 0) (4.21)<br />
zu sehen und zum anderen die von der Bandverschiebung δ alle<strong>in</strong>e verantwortete Veränderung<br />
( )<br />
ln(T K (δ)) − ln TK ref (δ) . (4.22)<br />
Um die Werte besser e<strong>in</strong>ordnen zu können, ist zum Vergleich ln (T K (δ)) − ln (T K (δ = 0))<br />
aus der Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 e<strong>in</strong>gezeichnet. Die so bere<strong>in</strong>igten Kurven<br />
zeigen e<strong>in</strong>e klare Ähnlichkeit <strong>mit</strong> der Vergleichskurve. Generell fällt bei dieser Untersuchung<br />
auf, dass die Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur aufgrund der Bandverschiebung für<br />
Potenzfunktionen <strong>mit</strong> positivem Koeffizienten c 1 stets etwas ger<strong>in</strong>ger ist als für negatives<br />
c 1 . Die Absenkung für e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion liegt dazwischen. Auch setzt sich<br />
der Abfall von T K bei negativen c 1 bis zu um e<strong>in</strong>ige Größenordnungen kle<strong>in</strong>eren Werten<br />
von 1 − δ fort, als dies bei positivem c 1 der Fall ist.<br />
Nun sollen die Rechnungen für Hybridisierungsfunktionen der Form (4.2) diskutiert werden.<br />
Da dieses Modell weniger Freiheiten bietet als das Potenzmodell, werden lediglich die<br />
zwei Parametersätze stufe-1 und stufe-2 untersucht, die wie die Potenzmodelle <strong>mit</strong> allen<br />
Parametern <strong>in</strong> Anhang D zusammengefasst s<strong>in</strong>d. Da im Fall von stufe-1 die Koeffizienten<br />
a und ∆ 0 nahezu gleich s<strong>in</strong>d, zeigt sich bei Variation von b ke<strong>in</strong> <strong>Effekt</strong> auf T K , da die Temperaturabhängigkeit<br />
der Hybridisierungsfunktion vernachlässigbar kle<strong>in</strong> ist. Etwas anders<br />
sieht es aus, wenn man a = 0.01 wählt. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz<br />
stufe-2 steigt marg<strong>in</strong>al an, wenn b erhöht wird. Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.20<br />
zu sehen. So sche<strong>in</strong>t es, als könne man <strong>mit</strong> den Hybridisierungsfunktionen (4.2) nichts sonderlich<br />
Interessantes beobachten. Bezogen auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur mag dies stimmen.<br />
Jedoch treten <strong>in</strong> den Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern stufe-2 e<strong>in</strong>ige Besonderheiten auf,<br />
die es zu betrachten lohnt. Denn hier handelt es sich um e<strong>in</strong>en Fall, <strong>in</strong> dem die Temperaturabhängigkeit<br />
des Leitungsbandbeitrags zu den thermodynamischen Größen nicht immer<br />
vernachlässigbar ist. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2 erörtert wurde, kann diese dann vernachlässigt<br />
werden, wenn die Hybridisierungsfunktion auf kle<strong>in</strong>en Energieskalen strukturlos ist. Dies<br />
ist natürlich <strong>mit</strong> den Parametern stufe-2 nicht der Fall, wenn ∣ ∣ b<br />
∣ ∣ genügend kle<strong>in</strong> wird. Denn<br />
dann hat das Bad auf der Energieskala ∣ ∣ b<br />
∣ ∣ e<strong>in</strong>e sehr ausgeprägte Struktur, die im Grenzfall
4.2 Physikalische Eigenschaften 73<br />
ln(T K 7 )-ln(T K ref7 )<br />
ln(T K ref7 (δ))-ln(T K ref7 (δ=0))<br />
ln(T K 1 (δ))-ln(T K 1 (δ=0))<br />
ln(T K 6 )-ln(T K ref6 )<br />
ln(T K ref6 (δ))-ln(T K ref6 (δ=0))<br />
1 − δ<br />
Abbildung 4.19: Veränderung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur bei verschobenem Leitungsband im<br />
Vergleich zum unverschobenem Band für die Parametersätze potenz-6 und potenz-7.<br />
TK<br />
T K stufe-1<br />
T K stufe-2<br />
Abbildung 4.20: <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parametersätze stufe-1 und stufe-2.<br />
- b
74 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
S(T)<br />
S b = -10 -5<br />
S 0<br />
b = -10 -5<br />
S imp<br />
b = -10 -5<br />
S b = -10 -8<br />
S 0<br />
b = -10 -8<br />
S imp<br />
b = -10 -8<br />
S b = -10 -10<br />
S 0<br />
b = -10 -10<br />
S imp<br />
b = -10 -10<br />
S imp<br />
b = -1.0<br />
T<br />
Abbildung 4.21: Gesamtentropie S, Referenz-Entropie S 0 und Störstellen-Entropie S imp<br />
für die Parameter stufe-2 und verschiedene Werte von b.<br />
b → 0 zu e<strong>in</strong>er Unstetigkeit wird. Dies äußert sich dar<strong>in</strong>, dass sich <strong>in</strong> den thermodynamischen<br />
Größen des freien Referenzsystems HN 0 etwa bei der Temperatur ∣ ∣ b zusätzliche<br />
markante Strukturen ausbilden. Insgesamt weisen sie bis unterhalb von ∣ ∣ b e<strong>in</strong>e Temperaturabhängigkeit<br />
auf. Dies ist verständlich, da man die Struktur der Hybridisierungsfunktion<br />
erst bei Temperaturen kle<strong>in</strong>er als ∣ ∣ b außer Acht lassen kann. Dies bedeutet also, dass man<br />
ab e<strong>in</strong>em bestimmten Wert von b, hier etwa ∣ ∣ b 10 −5 , die Referenzgrößen von HN 0 , beispielsweise<br />
S 0 oder m eff<br />
0 , explizit berechnen und von den entsprechenden Größen des vollen<br />
Systems H N abziehen muss, um den Störstellenbeitrag zu erhalten. Die daraus folgenden<br />
Ergebnisse für die Entropie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.21 zusammengefasst. Nähert sich der Wert<br />
von ∣ ∣b ∣ der Skala der <strong>Kondo</strong>-Temperatur, so überlagern sich die durch die spezielle Form<br />
des Bades e<strong>in</strong>gebrachte temperaturabhängige Struktur und der LM-SC-Übergang. In diesem<br />
Fall können über den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> ke<strong>in</strong>e sicheren Aussagen mehr getroffen werden.<br />
4.2.2 Koeffizient der spezifischen Wärme, magnetisches Moment und<br />
Wilson-Verhältnis<br />
Nach der ausführlichen Diskussion der Entropie und der <strong>Kondo</strong>-Temperatur sollen nun<br />
auch die anderen <strong>in</strong> Kapitel 3.2 genannten thermodynamischen Größen untersucht werden.<br />
Dies s<strong>in</strong>d der Koeffizient der spezifischen Wärme, das effektive magnetische Moment, die<br />
magnetische Störstellen-Suszeptibilität und das Wilson-Verhältnis.<br />
Die Temperaturabhängigkeit der genannten Größen ist <strong>in</strong> allen untersuchten Fällen qualitativ<br />
gleich und hier weniger wichtig als ihre Abhängigkeit von der Bandverschiebung
4.2 Physikalische Eigenschaften 75<br />
γ (T)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
Abbildung 4.22: Koeffizient der spezifischen Wärme γ imp für den Parametersatz potenz-1<br />
und verschiedene Werte von δ.<br />
T<br />
δ. Daher wird nur der pr<strong>in</strong>zipielle Verlauf von γ imp , m eff<br />
imp , χ imp und R bei variierender<br />
Temperatur am Beispiel der Ergebnisse der Parameter potenz-1 erläutert.<br />
In Abbildung 4.22 ist der Koeffizient der spezifischen Wärme, berechnet <strong>mit</strong> den Parametern<br />
potenz-1, für e<strong>in</strong>ige Werte von δ gegen die Temperatur aufgetragen. Auch hier erkennt<br />
man – es handelt sich schließlich um die erste Temperaturableitung der Entropie – deutlich<br />
den Übergang vom LM- zum stabilen SC-Fixpunkt. Da sich das Anderson-Modell im<br />
SC-Regime wie e<strong>in</strong>e Fermi-Flüssigkeit verhält [13], sollte sich im entsprechenden Temperaturbereich<br />
e<strong>in</strong> konstanter Wert von γ imp ergeben. Wie erwartet zeigt sich diese Eigenschaft<br />
<strong>in</strong> Abbildung 4.22. Der Übergang zwischen dem <strong>mit</strong> s<strong>in</strong>kender Temperatur steilen Anstieg<br />
von γ imp und dem konstanten Abschnitt bei tiefen Temperaturen liegt natürlich im Bereich<br />
der <strong>Kondo</strong>-Temperatur. In Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>mit</strong> den Ergebnissen von Kapitel 4.2.1<br />
verschiebt sich die gesamte Kurve bei wachsender Bandverschiebung zu tieferen Temperaturen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> erkennt man, dass der Tieftemperaturwert von γ imp <strong>mit</strong> zunehmendem<br />
δ ebenfalls zunimmt. Bei δ = 0.99 ist die γ imp -Kurve nicht mehr so glatt wie bei δ = 0.<br />
Dies ist wieder e<strong>in</strong> Anzeichen dafür, dass die thermodynamischen Größen für δ → 1 immer<br />
unzuverlässiger werden. Die hier beobachteten Schwankungen übertragen sich auch auf das<br />
Wilson-Verhältnis.<br />
Die Abbildungen 4.23 und 4.24 zeigen das effektive magnetische Moment m eff<br />
imp der Störstelle<br />
beziehungsweise den daraus bestimmten Anteil der Störstelle an der magnetischen<br />
Suszeptibilität χ imp . Das effektive magnetische Moment hat im LM-Regime e<strong>in</strong>en Wert<br />
von ungefähr 1 4<br />
, e<strong>in</strong> Anzeichen dafür, dass sich die Störstelle <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich<br />
wie e<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>- 1 2<br />
verhält. Bei s<strong>in</strong>kender Temperatur geht meff imp schließlich langsam auf<br />
null zurück. Dies zeigt den Übergang zum SC-Verhalten an, das sich dadurch auszeichnet,
76 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
dass die Leitungselektronen das magnetische Moment der Störstelle abschirmen. Auch hier<br />
beobachtet man <strong>mit</strong> zunehmendem Wert von δ e<strong>in</strong>e Verschiebung der Kurve zu tieferen<br />
Temperaturen. Die Kurven der Störstellen-Suszeptibilität ähneln stark denen des Koeffizienten<br />
der spezifischen Wärme. Dabei muss allerd<strong>in</strong>gs, wie schon <strong>in</strong> Kapitel 3.2.5 erwähnt,<br />
beachtet werden, dass die gezeigten Kurven χ imp nur im SC-Regime korrekt wiedergeben,<br />
da die Suszeptibilität nur <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich vom Fermi-Flüssigkeitsverhalten<br />
bestimmt wird und da<strong>mit</strong> χ = const. gilt. Nur dann ergibt die Ableitung von m eff<br />
imp nach<br />
der Temperatur auch tatsächlich χ imp . Abgesehen von dieser Besonderheit f<strong>in</strong>det man, dass<br />
sich γ imp und χ imp bezüglich der Variation von δ analog verhalten.<br />
Beispielhaft zeigt Abbildung 4.25 das Wilson-Verhältnis R <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Temperatur.<br />
Es berechnet sich gemäß Gleichung (3.38) aus dem Quotienten von χ imp und γ imp .<br />
Da die Störstellen-Suszeptibilität lediglich im SC-Regime korrekt berechnet wird, s<strong>in</strong>d auch<br />
nur die Werte von R im entsprechenden Temperaturbereich korrekt. Letztlich macht die<br />
Betrachtung dieser Größe auch nur im SC-Grenzfall S<strong>in</strong>n, da man nur dann Werte zwischen<br />
1 und 2 erhält, die anzeigen, ob das Anderson-Modell bei den gewählten Parametern<br />
<strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, und wenn ja, wie stark dieses ausgeprägt ist (siehe 3.2.5, [13] und<br />
[26]). Dennoch wird das Wilson-Verhältnis <strong>in</strong> Abbildung 4.25 auch für höhere Temperaturen<br />
gezeigt, um besser erläutern zu können, wie die Ergebnisse ausgewertet werden.<br />
Auch die Probleme der Thermodynamik werden <strong>in</strong> den Kurven für R sichtbar. Schon im<br />
SC-Regime der Suszeptibilität und des Koeffizienten der spezifischen Wärme tauchten bei<br />
zunehmendem δ immer größere Schwankungen auf (siehe Abbildungen 4.22 und 4.24). Diese<br />
übertragen sich natürlich direkt auf das Wilson Verhältnis, wie <strong>in</strong> Abbildung 4.25 zu<br />
erkennen ist. Abgesehen von diesen Schwankungen ergeben sich im SC-Regime, hier also<br />
unterhalb der <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K von etwa 2.69 · 10 −8 , unabhängig von δ Werte von<br />
R nahe 2.<br />
Wie jetzt schon mehrmals angesprochen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Arbeit hauptsächlich die Werte von<br />
γ imp , χ imp und R im SC-Regime und ihre Abhängigkeit von der Füllung des Leitungsbandes<br />
von Interesse. Alle drei genannten Größen tendieren im entsprechenden Temperaturbereich<br />
gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert. Dieser wird als arithmetisches Mittel aller <strong>in</strong> Frage kommenden<br />
Tieftemperaturwerte der jeweiligen Größe berechnet und im Folgenden <strong>mit</strong> dem Index sc<br />
gekennzeichnet. So<strong>mit</strong> werden die bei größeren Werten von δ auftretenden Schwankungen<br />
größtenteils ausgeglichen. Abbildung 4.26 zeigt die so bestimmten Werte von γ sc und χ sc<br />
für e<strong>in</strong>ige der <strong>in</strong> Tabelle D.2 aufgeführten Parametersätze <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ. Dort kann<br />
man erkennen, dass γ sc und χ sc umso größer s<strong>in</strong>d, je kle<strong>in</strong>er die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K<br />
ist. Im Fall der Parameter potenz-1 kann e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken von T K um ungefähr den Faktor<br />
10 bei der Erhöhung von δ beobachtet werden (siehe Abbildung 4.11). Parallel steigen<br />
γ sc und χ sc von δ = 0 bis 1 − δ = 10 −5 ungefähr um den Faktor 20 an. Beträgt die<br />
Störstellensuszeptibilität ohne Bandverschiebung noch 2.66 ·10 6 , so erhöht sie sich bis zum<br />
größten hier untersuchten Wert von δ auf 4.84 · 10 7 . Das Verhältnis von γ sc zu χ sc , das<br />
bei der <strong>in</strong> Abbildung 4.26 verwendeten doppelt-logarithmischen Auftragung gerade dem<br />
Abstand zwischen beiden Kurven entspricht, verändert sich h<strong>in</strong>gegen nicht sichtbar.<br />
Die Werte von γ sc und χ sc für die beiden Parametersätze potenz-6 und potenz-7 variieren<br />
bei Steigerung der Bandverschiebung wesentlich stärker als die für die Parameter potenz-1.<br />
Die Ursache hierfür ist die Energieabhängigkeit der verwendeten Hybridisierungsfunktio-
4.2 Physikalische Eigenschaften 77<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
meff (T)<br />
T<br />
Abbildung 4.23: <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment m eff<br />
verschiedene Werte von δ.<br />
imp<br />
für die Parameter potenz-1 und<br />
χ (T)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
Abbildung 4.24: Beitrag der Störstelle zur magnetischen Suszeptibilität χ imp für die Parameter<br />
potenz-1 und verschiedene Werte von δ.<br />
T
78 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
δ = 0<br />
δ = 0.9<br />
δ = 0.99<br />
R(T)<br />
Abbildung 4.25: Wilson-Verhältnis R für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />
Werte von δ.<br />
T<br />
γsc und χsc<br />
γ sc potenz-1<br />
χ sc potenz-1<br />
γ sc potenz-6<br />
χ sc potenz-6<br />
γ sc potenz-7<br />
χ sc potenz-7<br />
γ sc potenz-14<br />
χ sc potenz-14<br />
γ sc potenz-15<br />
χ sc potenz-15<br />
Abbildung 4.26: γ sc und χ sc <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ für verschiedene Parametersätze.<br />
1 − δ
4.2 Physikalische Eigenschaften 79<br />
R<br />
R potenz-1<br />
R potenz-6<br />
R potenz-7<br />
R potenz-14<br />
R potenz-15<br />
Abbildung 4.27: Wilson-Verhältnis R <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ für die Parametersätze potenz-<br />
1, potenz-6, potenz-7, potenz-14 und potenz-15.<br />
1 − δ<br />
nen, die schon zu e<strong>in</strong>er wesentlich stärkeren Variation der <strong>Kondo</strong>-Temperatur führten. Dies<br />
wurde ausführlich <strong>in</strong> Kapitel 4.2.1 diskutiert. Das starke Abs<strong>in</strong>ken von T K von 2.53 · 10 −8<br />
bei δ = 0 auf 5.22 · 10 −16 bei 1 − δ = 10 −5 im Fall potenz-6 spiegelt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlich<br />
starken Anstieg der Werte von γ sc und χ sc von etwa 10 7 auf etwa 10 14 wider. Auch hier<br />
sche<strong>in</strong>t das Verhältnis beider Größen unverändert zu bleiben. Im Fall von potenz-7 stieg<br />
die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> zunehmender Bandverschiebung um bis zu e<strong>in</strong>e Größenordnung<br />
(siehe Abbildung 4.18). In Abbildung 4.26 äußert sich das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ebenso starken<br />
Abs<strong>in</strong>ken der Störstellensuszeptibilität und des Koeffizienten der spezifischen Wärme.<br />
Den Abbildungen 4.11, 4.12 und 4.13, die die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parameter<br />
potenz-1 , potenz-2 und potenz-3 zeigen, kann man entnehmen, dass der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung<br />
auf T K abnimmt, je kle<strong>in</strong>er das Verhältnis von Coulomb-Abstoßung U zur<br />
Hybridisierungsstärke ∆ 0 ist. Dies erkennt man auch <strong>in</strong> den Werten von γ sc und χ sc für<br />
U<br />
die Parameter potenz-14 <strong>mit</strong><br />
π∆ 0<br />
= 3. Diese zeigen bei Steigerung von δ praktisch ke<strong>in</strong>e<br />
Veränderung.<br />
Abbildung 4.26 gibt weiterh<strong>in</strong> die Ergebnisse für den Parametersatz potenz-15 wieder,<br />
bei dem das Verhältnis von U zu ∆ 0 so gewählt wurde, dass das System bei δ = 0 ke<strong>in</strong><br />
<strong>Kondo</strong>-System ist. Diese s<strong>in</strong>d hier aufgeführt, um noch e<strong>in</strong>mal die Probleme der thermodynamischen<br />
Berechnungen aufzuzeigen, die sich gerade <strong>in</strong> solchen Fällen ergeben. Diese<br />
Probleme s<strong>in</strong>d auch der Grund, warum die Werte von γ sc und χ sc nur bis δ = 0.7 <strong>in</strong> der<br />
Abbildung enthalten s<strong>in</strong>d. Hier sche<strong>in</strong>t es so, als ob sich das Verhältnis von χ sc zu γ sc<br />
verkle<strong>in</strong>ert, da der Abstand beider Größen <strong>in</strong> Abbildung 4.26 leicht zunimmt.<br />
In Abbildung 4.27 s<strong>in</strong>d die Werte des Wilson-Verhältnisses für die <strong>in</strong> Abbildung 4.26 untersuchten<br />
Parametersätze zusammengefasst. Wie schon anhand von Abbildung 4.26 vermutet<br />
wurde, variiert das Verhältnis von χ sc zu γ sc , aus dem sich das Wilson-Verhältnis ergibt,<br />
für die Parameter potenz-1, potenz-6, potenz-7 und potenz-14 kaum. Für alle untersuchten
80 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
Werte von δ liegen die Werte von R nahe an 2. Die erkennbaren Schwankungen s<strong>in</strong>d auf die<br />
Bildung des arithmetischen Mittels aller zur Verfügung stehenden Tieftemperaturwerte zurückzuführen.<br />
Die <strong>in</strong> den Abbildungen 4.22 und 4.24 zu sehenden Schwankungen von γ imp<br />
und χ imp – ihr Ursprung liegt wohl wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.4 diskutiert <strong>in</strong> der Beschneidung<br />
des Hilbert-Raums – übertragen sich direkt auf R. Da nun nicht so viele Datenpunkte<br />
zur Berechnung des Mittelwerts vorhanden s<strong>in</strong>d, dass sich diese Schwankungen im Mittel<br />
vollständig aufheben, konnten aus den Daten ke<strong>in</strong>e glatten Kurven R (δ) erstellt werden.<br />
Dennoch kann man relativ sicher sagen, dass das Wilson-Verhältnis <strong>in</strong> diesen Fällen zum<strong>in</strong>dest<br />
ke<strong>in</strong>e auffällige Abhängigkeit von der Bandverschiebung aufweist. Die Werte nahe<br />
2 zeigen ausgeprägtes <strong>Kondo</strong>-Verhalten an [26].<br />
Das Wilson-Verhältnis für die Parameter potenz-15 s<strong>in</strong>kt im Gegensatz dazu von se<strong>in</strong>em<br />
Wert von 1.68 bei δ = 0 recht schnell ab. Im Vorfeld wurde jedoch schon gesagt, dass diese<br />
Ergebnisse problematisch s<strong>in</strong>d. In Abbildung 3.4 wurde gezeigt, dass das magnetische<br />
Moment unterhalb der <strong>Kondo</strong>-Temperatur kle<strong>in</strong>e Sprünge aufweisen kann, deren Ursprung<br />
<strong>in</strong> der Begrenzung der Dimension des Hilbert-Raums zu suchen ist. Ähnliches kann auch<br />
bei der Entropie beobachtet werden. Diese sehr kle<strong>in</strong>en Sprünge <strong>in</strong> S und m eff führen zu<br />
teilweise sehr großen Unstetigkeiten <strong>in</strong> γ imp und χ imp und so<strong>mit</strong> auch <strong>in</strong> R. Unterhalb der<br />
Temperatur, bei der diese Sprünge auftreten, f<strong>in</strong>det man beispielsweise auch bei den Parametern<br />
potenz-1 e<strong>in</strong> Wilson-Verhältnis, das unterhalb von 1.5 liegt. Die Schlussfolgerung<br />
daraus ist, dass die Beschneidung des Hilbert-Raums ab e<strong>in</strong>em gewissen Iterationsschritt<br />
doch das Verhalten des gesamten Systems bee<strong>in</strong>flusst und die Ergebnisse der folgenden<br />
Iterationsschritte nicht mehr vertrauenswürdig s<strong>in</strong>d. Der fragliche Temperaturbereich ist<br />
daher <strong>in</strong> den Abbildungen 4.22, 4.24 und 4.25 nicht e<strong>in</strong>gezeichnet. Im Fall des Parametersatzes<br />
potenz-15 ist bei δ = 0.7 e<strong>in</strong> solcher Sprung <strong>in</strong> m eff schon bei e<strong>in</strong>er Temperatur von<br />
etwa 10 −5 erkennbar, e<strong>in</strong> Temperaturbereich, der nicht e<strong>in</strong>deutig dem SC-Regime zuzuordnen<br />
ist. Daher besteht der Verdacht, dass die Schwächen der Thermodynamik <strong>in</strong> diesem<br />
Fall dazu führen, dass die Ergebnisse nicht mehr zuverlässig s<strong>in</strong>d, bevor das System den<br />
SC-Fixpunkt erreicht hat. So<strong>mit</strong> kann auch nur der Wert von R bei δ = 0 als vertrauenswürdig<br />
angesehen werden. Die Untersuchung der Störstellen-Spektralfunktion im folgenden<br />
Kapitel kann H<strong>in</strong>weise darauf geben, ob diese Annahmen gerechtfertigt s<strong>in</strong>d.<br />
4.2.3 Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion<br />
Die Störstellen-Spektralfunktion ist neben den thermodynamischen Größen e<strong>in</strong>e weitere<br />
wichtige Eigenschaft des Anderson-Modells. Sie erlaubt Rückschlüsse auf se<strong>in</strong> physikalisches<br />
Verhalten, <strong>in</strong>sbesondere auch darauf, ob es <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt. Dazu kommt noch,<br />
dass sie nicht den gleichen E<strong>in</strong>schränkungen unterworfen ist wie die thermodynamischen<br />
Größen, die im vorhergenenden Kapitel ausführlich diskutiert wurden. In diesem Kapitel<br />
wird der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung δ auf die Spektralfunktionen der Parametersätze<br />
potenz-1, potenz-6, potenz-7, potenz-14 und potenz-15 unter hauptsächlich qualitativen<br />
Gesichtspunkten untersucht.<br />
Die Richtl<strong>in</strong>ien, an denen sich die Interpretation der hier gezeigten Spektralfunktionen orientiert,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [4] nachzulesen. Sie sollen im Folgenden nur bei Bedarf kurz wiederholt<br />
werden. Abbildung 4.28 zeigt e<strong>in</strong>en Überblick über die Ergebnisse für den Parametersatz
4.2 Physikalische Eigenschaften 81<br />
potenz-1. E<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d die Kurven für δ = 0, 0.5, 0.9 und 0.99. In diesem Ausschnitt<br />
erkennt man zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Kurven kaum Unterschiede. Abbildung 4.28<br />
ist zunächst auch nur dazu gedacht, die Struktur der Spektralfunktion e<strong>in</strong>es typischen<br />
<strong>Kondo</strong>-Systems zu erklären. Man erkennt zwei relativ breite Maxima, die symmetrisch um<br />
ω = 0 liegen. Bei ω = 0 sieht man e<strong>in</strong>e sehr schmale und hohe Resonanz, die sogenannte<br />
Abrikosov-Suhl-Resonanz, die nur bei <strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> auftritt. Die beiden äußeren Maxima<br />
s<strong>in</strong>d direkt den beiden Energieniveaus der Störstelle zuzurechnen. Würde sie nicht <strong>mit</strong><br />
dem Leitungsband hybridisieren, wäre die Struktur ihrer Zustandsdichte klar. Sie bestünde<br />
lediglich aus zwei δ-Funktionen bei ε f und ε f +U. Durch das E<strong>in</strong>schalten der Hybridisierung<br />
werden sie verbreitert, da nun Elektronen zwischen Leitungsband und Störstelle h<strong>in</strong>- und<br />
herspr<strong>in</strong>gen können. Dies entspricht e<strong>in</strong>er endlichen Lebensdauer des Störstellen-Niveaus.<br />
Daher liegen die beiden breiten Maxima im Teilchen-Loch-symmetrischen Fall auch bei<br />
±0.5, was bei den gewählten Parametern gerade ε f und ε f + U entspricht. Die Abrikosov-<br />
Suhl-Resonanz ist e<strong>in</strong> durch die Anwesenheit der Störstelle verursachter Vielteilcheneffekt,<br />
der auf Streuprozesse der Leitungselektronen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Energieskala <strong>in</strong> der Größenordnung<br />
der <strong>Kondo</strong>-Temperatur zurückzuführen ist. Die genauen Ursachen dieser Resonanz<br />
s<strong>in</strong>d jedoch nicht Thema dieser Arbeit. Sie liegt pr<strong>in</strong>zipiell nur im Fall von Teilchen-Lochsymmetrischen<br />
<strong>Systemen</strong> bei ω = 0, und ihre Breite ist e<strong>in</strong> Maß für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur.<br />
Da<strong>mit</strong> ist auch erklärt, warum die Abrikosov-Suhl-Resonanzen <strong>in</strong> Abbildung 4.28 so schmal<br />
s<strong>in</strong>d. Die Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 ergaben <strong>Kondo</strong>-Temperaturen von der<br />
Größenordnung 10 −8 .<br />
Abbildung 4.29 zeigt e<strong>in</strong>en Ausschnitt aus Abbildung 4.28, um den E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung<br />
δ besser untersuchen zu können. Die Kurve für das unverschobene Band ist noch<br />
symmetrisch, <strong>mit</strong> Brechung der Teilchen-Loch-Symmetrie durch δ ≠ 0 werden auch die<br />
Spektralfunktionen zunehmend asymmetrischer. In Abbildung 4.29 fallen zwei markante<br />
Veränderungen sofort auf. Zum e<strong>in</strong>en werden die äußeren beiden Maxima <strong>mit</strong> steigendem<br />
δ immer höher und verschieben sich leicht nach l<strong>in</strong>ks, zum anderen s<strong>in</strong>kt die spektrale<br />
Dichte zwischen dem l<strong>in</strong>ken Maximum und der Abrikosov-Suhl-Resonanz immer weiter ab,<br />
so dass bei δ = 0.99 e<strong>in</strong> breiter Bereich entsteht, <strong>in</strong> dem die Spektralfunktion vernachlässigbar<br />
kle<strong>in</strong> wird. Im Bereich zwischen der Abrikosov-Suhl-Resonanz und dem rechten<br />
Maximum verändert sich die Spektralfunktion zum<strong>in</strong>dest bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen<br />
Hybridisierungsfunktion nur marg<strong>in</strong>al. Der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Abbildung 4.28 zeigt e<strong>in</strong>e Vergrößerung<br />
der Abrikosov-Suhl-Resonanz der im Hauptteil gezeigten Kurven. Hier kann man<br />
die Ergebnisse für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur aus Kapitel 4.2.1 nachvollziehen. Mit zunehmendem<br />
δ wird die Resonanz immer schmaler. Ihre Höhe sollte eigentlich <strong>mit</strong> zunehmendem δ<br />
wachsen, da γ sc und χ sc proportional zu ihr s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> Kapitel 4.2.2 e<strong>in</strong> leichter Zuwachs<br />
gefunden wurde. Hierzu reicht aber die Auflösung der Rechnung wegen der sehr kle<strong>in</strong>en<br />
Halbwertsbreite nicht aus.<br />
Der Parametersatz potenz-1 arbeitet <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion. Die Unterschiede,<br />
die sich bei Verwendung nicht-konstanter Hybridisierungsfunktionen ergeben,<br />
s<strong>in</strong>d am Beispiel der Parametersätze potenz-6 und potenz-7 <strong>in</strong> Abbildung 4.30 für δ = 0.99<br />
zu sehen, da für δ = 0 ke<strong>in</strong> Unterschied zu erkennen ist. Die Hybridisierungsfunktion der<br />
Parameter potenz-6 hat die Form e<strong>in</strong>er nach unten geöffneten Parabel. Sie führt dazu,<br />
dass die spektrale Dichte bei kle<strong>in</strong>en positiven ω zwischen dem rechten Maximum und der
82 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
A(ω)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
A(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.28: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />
Werte von δ. E<strong>in</strong>satz: Vergrößerung der Abrikosov-Suhl-Resonanzen der gleichen Kurven.<br />
ω<br />
A(ω)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
Abbildung 4.29: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />
Werte von δ.<br />
ω
4.2 Physikalische Eigenschaften 83<br />
A(ω)<br />
potenz-1<br />
potenz-6<br />
potenz-7<br />
Abbildung 4.30: Störstellen-Spektralfunktionen für die Parametersätze potenz-1, potenz-6<br />
und potenz-7 und δ = 0.99.<br />
ω<br />
Abrikosov-Suhl-Resonanz im Vergleich zur flachen Hybridisierungsfunktion der Parameter<br />
potenz-1 leicht zurückgeht. Im Gegensatz dazu bewirkt die Hybridisierungsfunktion des<br />
Parametersatzes potenz-7 e<strong>in</strong>e leichte Erhöhung der Spektralfunktion <strong>in</strong> diesem Bereich.<br />
Dies kann man <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>sehen, als die Verschiebung dieser Funktionen zu e<strong>in</strong>er Abschwächung<br />
beziehungsweise Verstärkung der Hybridisierung <strong>mit</strong> den Leitungsbandzuständen im<br />
entsprechenden Energiebereich führt. Im Gegenzug fällt die Erhöhung der äußeren Maxima<br />
etwas stärker beziehungsweise schwächer aus.<br />
Die Spektralfunktionen für e<strong>in</strong>en Parametersatz, der höhere <strong>Kondo</strong>-Temperaturen der Größenordnung<br />
10 −3 liefert, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.31 gezeigt. Es handelt sich um die Ergebnisse<br />
der Parameter potenz-14, die schon <strong>in</strong> Kapitel 4.2.2 untersucht wurden. Qualitativ bietet<br />
sich bei der Betrachtung dieser Spektralfunktionen das gleiche Bild wie <strong>in</strong> Abbildung 4.28.<br />
Quantitativ f<strong>in</strong>den sich jedoch e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Unterschiede. So ist die Erhöhung der äußeren<br />
Maxima bezogen auf ihre Höhe bei δ = 0 größer. Auch verschieben sie sich wesentlich<br />
deutlicher nach l<strong>in</strong>ks, als dies bei den Spektralfunktionen für den Parametersatz potenz-1<br />
der Fall ist. Die Breite der Abrikosov-Suhl-Resonanz ändert sich nicht wesentlich, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist sie im Fall δ = 0.99 deutlich <strong>in</strong> den negativen Frequenzbereich verschoben, wie im<br />
E<strong>in</strong>satz von Abbildung 4.31 zu sehen ist. Insgesamt wirken die durch die Bandverschiebung<br />
verursachten Änderungen der Störstellen-Spektralfunktion <strong>in</strong> diesem Beispiel, <strong>in</strong> dem die<br />
Hybridisierung im Vergleich zur Coulomb-Abstoßung wesentlich stärker ist als im Fall der<br />
Parameter potenz-1, auffälliger.<br />
Der letzte Parametersatz, dessen Spektralfunktionen hier untersucht werden, ist potenz-15.<br />
In Kapitel 4.2.2 wurde festgestellt, dass alle dort bestimmten thermodynamischen Größen<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage über die durch die Bandverschiebung verursachten Veränderungen zulie-
84 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
A(ω)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
A(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.31: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-14. E<strong>in</strong>satz:<br />
Vergrößerung des Bereichs um die Abrikosov-Suhl-Resonanzen der gleichen Kurven<br />
ω<br />
ßen. Die Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion s<strong>in</strong>d dagegen aussagekräftiger.<br />
Für δ = 0 zeigt das System, wie <strong>in</strong> Abbildung 4.32 zu sehen ist, gemischt-valentes Verhalten.<br />
Das Verhältnis von Coulomb-Abstoßung zu Hybridisierung ist<br />
U<br />
π∆ 0<br />
= 1, was schon<br />
andeutet, dass bei diesen Parametern und δ = 0 ke<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> zu erwarten ist. Die<br />
Energieniveaus der Störstelle s<strong>in</strong>d ε f = −0.5 und ε f + U = 0.5 und da<strong>mit</strong> vergleichbar<br />
<strong>mit</strong> der Hybridisierung ∆ 0 = 1 π<br />
≈ 0.32. Das bedeutet, dass hier sehr starke Ladungsfluktuationen<br />
auftreten, die auch bei niedrigen Temperaturen thermisch angeregt werden<br />
können [13]. Da<strong>mit</strong> zeigt das System ke<strong>in</strong> LM-Verhalten mehr und man kann auch ke<strong>in</strong>en<br />
Übergang zwischen LM- und SC-Regime beobachten, wie das bei e<strong>in</strong>em <strong>Kondo</strong>-System der<br />
Fall wäre. An der Spektralfunktion erkennt man das daran, dass sie lediglich e<strong>in</strong> breites<br />
Maximum aufweist, das hier wegen ε f = − U 2<br />
bei ω = 0 liegt. Erhöht man δ auf 0.5, verschiebt<br />
sich das Maximum leicht nach l<strong>in</strong>ks. Weitere Veränderungen s<strong>in</strong>d hier noch nicht<br />
zu erkennen. Bei δ = 0.7 erkennt man jedoch, dass sich bei ω = −1 und ω = −0.2 leichte<br />
Knie ausbilden. In Abbildung 4.33 s<strong>in</strong>d die Störstellen-Spektralfunktionen für δ = 0.9 und<br />
δ = 0.99 dargestellt. Bei δ = 0.9 hat sich das Knie bei ω = −1 aus Abbildung 4.32 schon<br />
zu e<strong>in</strong>em breiten Maximum bei ω ≈ −0.8 weiterentwickelt. Das ursprünglich bei ω = 0<br />
gelegene Maximum ist nun deutlich nach l<strong>in</strong>ks verschoben, wesentlich schmaler und auch<br />
höher. Bei ω = 0 beg<strong>in</strong>nt sich e<strong>in</strong>e weitere Struktur zu formen. Die Spektralfunktion für<br />
δ = 0.99 wirkt schon wie die e<strong>in</strong>es <strong>Kondo</strong>-Systems. Die kle<strong>in</strong>e Struktur bei ω = 0 der Kurve<br />
für δ = 0.9 hat sich zu e<strong>in</strong>em eigenständigen Maximum entwickelt. Auch das l<strong>in</strong>ke Maximum<br />
ist nun ausgeprägter. Das zentrale Maximum, das an e<strong>in</strong>e Abrikosov-Suhl Resonanz<br />
er<strong>in</strong>nert, ist doppelt so hoch wie <strong>in</strong> der Kurve für δ = 0.9 und noch etwas schmaler. Der<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Abbildung 4.33 zeigt e<strong>in</strong>e Vergrößerung des Frequenzbereichs um dieses Maxi-
4.2 Physikalische Eigenschaften 85<br />
mum. Falls es tatsächlich e<strong>in</strong>e Abrikosov-Suhl-Resonanz se<strong>in</strong> sollte, würde das bedeuten,<br />
dass das System e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von der Größenordnung 10 −2 besäße. Diese liegt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Temperaturbereich, <strong>in</strong> der <strong>mit</strong> den thermodynamischen Größen aus Kapitel 4.2.2<br />
nicht mehr untersucht werden kann. Die Spektralfunktionen s<strong>in</strong>d also der e<strong>in</strong>zige H<strong>in</strong>weis<br />
auf das Verhalten des Systems <strong>mit</strong> den Parametern potenz-15.<br />
Ob die hier gezeigten Ergebnisse den Rückschluss zulassen, dass das System bei zunehmender<br />
Bandverschiebung tatsächlich wieder <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, muss also sorgfältig<br />
abgewägt werden. Dies wird <strong>in</strong> der abschließenden Bewertung aller <strong>in</strong> dieser Arbeit vorgestellten<br />
Ergebnisse <strong>in</strong> Kapitel 6 getan.
86 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />
A(ω)<br />
δ = 0<br />
δ = 0.5<br />
δ = 0.7<br />
Abbildung 4.32: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-15 und δ =<br />
0, 0.5, 0.7.<br />
ω<br />
A(ω)<br />
δ = 0.90<br />
δ = 0.99<br />
A(ω)<br />
ω<br />
Abbildung 4.33: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-15 und δ =<br />
0.90, 0.99. E<strong>in</strong>satz: Vergrößerung des Frequenzbereichs um das zentrale Maximum der<br />
Kurve für δ = 0.99.<br />
ω
Kapitel 5<br />
Alternative Methoden<br />
Das Ziel dieses Kapitels ist hauptsächlich, die <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 vorgestellten Ergebnisse für<br />
die <strong>Kondo</strong>-Temperatur und ihre Abhängigkeit von der Bandverschiebung <strong>mit</strong> alternativen<br />
Methoden zu überprüfen. Diese s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en das von P. W. Anderson [2] für das s-d-<br />
Modell entwickelte sogenannte Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g und die renormierte Störungstheorie<br />
von A. C. Hewson (siehe [12] und [13]).<br />
5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g<br />
5.1.1 Theoretische Grundlagen<br />
E<strong>in</strong>e Überprüfung der Ergebnisse für T K (δ) ist <strong>mit</strong> Hilfe des sogenannten Poor Man’s<br />
Scal<strong>in</strong>g Ansatzes möglich, der zuerst von P. W. Anderson auf das s-d-Modell (1.1) angewendet<br />
wurde [2]. Anderson betrachtet e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Leitungsband, dessen Kanten<br />
symmetrisch um die Fermi-Energie liegen. E<strong>in</strong>e Erweiterung dieser Methode auf asymmetrische<br />
Bandkanten, die <strong>in</strong> dieser Arbeit untersucht werden, nehmen Ujsaghy et al. <strong>in</strong><br />
[24] vor. Die theoretischen Grundlagen dieses Verfahrens werden hier nur auf e<strong>in</strong>er relativ<br />
anschaulichen Basis erläutert, da es nicht Hauptbestandteil dieser Arbeit ist. Genauere<br />
Erläuterungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] und [13] zu f<strong>in</strong>den.<br />
Den Ausgangspunkt bildet das s-d-Modell (1.1), das hier der E<strong>in</strong>fachheit wegen als isotrop<br />
<strong>mit</strong> J kk ′ ≡ J angenommen wird. Es beschreibt e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong> S, der <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Bad<br />
unabhängiger Elektronen über den J-Term wechselwirkt. Ist man an den physikalischen<br />
Eigenschaften des Modells bei hohen Temperaturen beziehungsweise deren Beschreibung<br />
auf e<strong>in</strong>er großen Energieskala, beispielsweise der Bandbreite D des Leitungsbandes, <strong>in</strong>teressiert,<br />
muss man alle möglichen Zustände und Anregungen des Systems berücksichtigen.<br />
Will man diese h<strong>in</strong>gegen auf kle<strong>in</strong>en Energieskalen ε ≪ D beziehungsweise niedrigen Temperaturen<br />
beschreiben, ist es h<strong>in</strong>derlich, auch Anregungen des Systems explizit berücksichtigen<br />
zu müssen, deren Energien wesentlich größer s<strong>in</strong>d als die untersuchte Energieskala.<br />
Die Idee des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g ist es nun, diese hochenergetischen Wechselwirkungen<br />
aus dem Hamilton-Operator zu elim<strong>in</strong>ieren und sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e effektive Wechselwirkung umzuschreiben,<br />
die nur auf kle<strong>in</strong>eren Energieskalen gültig ist. Letztlich sucht man wie im Fall<br />
der Renormierungsgruppen-Transformation des Anderson-Hamilton-Operators nach e<strong>in</strong>er<br />
87
88 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
E<br />
D<br />
T~D<br />
T
5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g 89<br />
1 schließlich enthält alle übrigen Zustände ∣ ∣ψ 〉 ∣<br />
. Stellt man die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung<br />
〉 ∣ 〉 1<br />
H s−d ∣Ψ = E∣Ψ <strong>in</strong> dieser Basis dar, erhält man folgendes Gleichungssystem:<br />
⎛<br />
⎝<br />
⎞<br />
H 00 H 01 H 02<br />
H 10 H 11 H 12<br />
⎠<br />
H 20 H 21 H 22<br />
⎛<br />
⎝<br />
⎞ ⎛<br />
ψ 0<br />
ψ 1<br />
⎠ = E ⎝<br />
ψ 2<br />
⎞<br />
ψ 0<br />
ψ 1<br />
⎠ (5.1)<br />
ψ 2<br />
Die Matrixelemente H ij <strong>mit</strong> i ≠ j enthalten alle Anregungen, die die Unterräume i und<br />
j <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. Um den gesuchten Hamilton-Operator zu erhalten, der die unerwünschten<br />
Anregungen nur noch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er effektiven Wechselwirkung enthält, muss<br />
man <strong>mit</strong> Hilfe des Gleichungssystems (5.1) nur noch die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung für ψ 1<br />
aufstellen und daraus die Zustände ψ 0 und ψ 2 elim<strong>in</strong>ieren. Die gesuchte Gleichung lautet<br />
also:<br />
˜H s−d ψ 1 = Eψ 1 (5.2)<br />
<strong>mit</strong><br />
]<br />
˜H s−d =<br />
[H 11 + H 12 (E − H 22 ) −1 H 21 + H 10 (E − H 00 ) −1 H 01<br />
. (5.3)<br />
Die Berechnung der e<strong>in</strong>zelnen Terme ist <strong>in</strong> [13] zu f<strong>in</strong>den und wird hier nicht gezeigt.<br />
Wichtig ist das Resultat dieser Rechnung. Der neue Hamilton-Operator ˜H s−d hat wieder<br />
die Form e<strong>in</strong>es isotropen s-d-Modells, jedoch <strong>mit</strong> renormierten Parametern ˜J und ˜D. Berücksichtigt<br />
man <strong>in</strong> der Berechnung von Gleichung (5.3) nur Terme bis zur Ordnung J 2 ,<br />
erhält man folgende Differentialgleichung, die die Abhängigkeit der Kopplung J von der<br />
Bandbreite D beschreibt:<br />
dJ<br />
d ln D = −2ρ 0J 2 . (5.4)<br />
Die Größe ρ 0 ist hier die Zustandsdichte des Leitungsbandes an der Fermikante. Da<strong>mit</strong><br />
kann zu gegebenen Anfangsparametern J und D die renormierte Kopplung ˜J zu jedem<br />
D > ˜D > 0 bestimmt werden. Weiterh<strong>in</strong> erhält man (siehe [13]) folgende Gleichung für die<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur:<br />
(<br />
T K ∝ D exp − 1 )<br />
. (5.5)<br />
2Jρ 0<br />
Berücksichtigt man bei der Berechnung von (5.3) auch Terme der Ordnung J 3 erhält man<br />
stattdessen<br />
√ ( ∣∣2Jρ0 ∣<br />
T K ∝ D ∣exp − 1 )<br />
+ O (Jρ 0 ) . (5.6)<br />
2Jρ 0<br />
Diese Gleichung wird später bei der Anwendung des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g auf den Fall e<strong>in</strong>es<br />
verschobenen Leitungsbandes benötigt.<br />
5.1.2 Anwendung auf e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband<br />
Die im vorigen Abschnitt beschriebene Methode kann noch nicht direkt auf das <strong>in</strong> dieser<br />
Arbeit untersuchte Störstellen-Anderson-Modell angewendet werden. Zunächst muss<br />
noch die von Ujsaghy et al. [24] entwickelte Erweiterung des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong><br />
Leitungsband <strong>mit</strong> asymmetrischen Cutoffs bei ω l und ω u e<strong>in</strong>geführt werden. Anschließend
90 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
E<br />
∆D<br />
ω u<br />
1<br />
−ω l<br />
ε F<br />
2<br />
ω l<br />
Abbildung 5.2: Leitungsband <strong>mit</strong> asymmetrischen Bandkanten bei ω l und ω u für zweistufiges<br />
Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g. Im ersten Schritt wird durch e<strong>in</strong>seitiges Skalieren die Asymmetrie<br />
beseitigt. Im zweiten Schritt erfolgt e<strong>in</strong>e herkömmliche Skalierung.<br />
muss noch geklärt werden, welche Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem Anderson- und dem s-d-Modell<br />
besteht.<br />
Die veränderte Situation ist <strong>in</strong> Abbildung 5.2 dargestellt. Die dort gezeigte Verschiebung<br />
des Leitungsbandes führt dazu, dass zunächst bei Absenkung der Temperatur nur Zustände<br />
<strong>mit</strong> Energien nahe der oberen Leitungsbandkante nicht mehr angeregt werden können. Die<br />
Zustände an der unteren Leitungsbandkante liegen näher an der Fermi-Kante und bleiben<br />
davon vorerst unberührt. Dies führt zur Idee, e<strong>in</strong> Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g wie <strong>in</strong> Kapitel 5.1.1<br />
beschrieben <strong>in</strong> zwei Stufen durchzuführen. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt werden die Zustände<br />
zwischen ω u und −ω l durch e<strong>in</strong>seitiges Skalieren <strong>in</strong> renormierte Parameter übersetzt, die<br />
anschließend als E<strong>in</strong>gangsgrößen für e<strong>in</strong> herkömmliches Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g im zweiten<br />
Schritt verwendet werden können. Ujsaghy et al. geben für den ersten Schritt die folgenden<br />
Skalierungsgleichungen an<br />
⎛<br />
d<br />
⎜<br />
dD u<br />
⎝<br />
J x<br />
J y<br />
J z<br />
2K<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ = − ρ 0<br />
2D<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
2K −J z −J y J x<br />
−J z 2K −J x J y<br />
−J y −J x 2K J z<br />
J x J y J z 2K<br />
⎞ ⎛<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎜<br />
⎝<br />
J x<br />
J y<br />
J z<br />
2K<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ . (5.7)<br />
Dabei wurde D u als Variable verwendet. Die Größe K gibt die Stärke e<strong>in</strong>es eventuell<br />
vorhandenen Potentialstreuungsterms der Form ∑ kk ′ ,σ Kc† k,σ c k ′ ,σ an. Der Startwert von<br />
D u bei der Lösung des Differentialgleichungssystems (5.7) ist natürlich ω u . Da hier e<strong>in</strong> s-d-<br />
Modell <strong>mit</strong> isotroper Kopplung betrachtet werden soll gilt weiterh<strong>in</strong> J x = J y = J z ≡ J. Die<br />
Lösung von (5.7) <strong>mit</strong> den Anfangsbed<strong>in</strong>gungen J = J <strong>in</strong> und K = K <strong>in</strong> ergibt die folgende<br />
Gleichung für die renormierte Kopplung J (D u ):<br />
⎡<br />
⎤<br />
J (D u ) = 1 ⎣<br />
4<br />
J <strong>in</strong> + 2K <strong>in</strong><br />
(J <strong>in</strong> + 2K <strong>in</strong> ) ρ 0<br />
2<br />
ln<br />
(<br />
ωu<br />
D u<br />
)<br />
+ 1<br />
+<br />
3J <strong>in</strong> − 2K <strong>in</strong><br />
( ) ⎦ . (5.8)<br />
(2K <strong>in</strong> − 3J <strong>in</strong> ) ρ 0<br />
2<br />
ln ωu<br />
D u<br />
+ 1
5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g 91<br />
Mit K <strong>in</strong> = 0 erhält man daraus analog zu [24] als E<strong>in</strong>gangsgröße für den zweiten Schritt<br />
des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g folgende renormierte Kopplung:<br />
⎡<br />
⎤<br />
˜J ≡ J (−ω l ) = 1 ⎣<br />
4<br />
J <strong>in</strong><br />
ρ 0<br />
2<br />
ln<br />
J <strong>in</strong><br />
(<br />
ωu<br />
−ω l<br />
)<br />
+ 1<br />
+<br />
3J <strong>in</strong><br />
( ) ⎦ . (5.9)<br />
ρ<br />
1 − 3J 0 <strong>in</strong> 2<br />
ln ωu<br />
−ω l<br />
Diese kann dann <strong>in</strong> Gleichung (5.6) e<strong>in</strong>gesetzt werden, um die entsprechende <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur zu bestimmen.<br />
Bevor diese Methode jedoch auf das Störstellen-Anderson-Modell angewendet werden<br />
kann, muss noch auf dessen Zusammenhang <strong>mit</strong> dem s-d-Modell e<strong>in</strong>gegangen werden. Das<br />
Anderson-Modell kann, falls die Wahl der Parameter e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System repräsentiert, <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>er Schrieffer-Wolff-Transformation (siehe [13] und [22]) auf e<strong>in</strong> s-d-Modell abgebildet<br />
werden. Die entsprechende Transformationsgleichung, <strong>mit</strong> der sich die Kopplungsstärke<br />
bestimmen lässt, ist <strong>in</strong> [13] angegeben. Sie lautet:<br />
J kk ′ = V k V ′<br />
k<br />
[<br />
1<br />
U + ε f − ε k ′<br />
+<br />
]<br />
1<br />
ε k − ε f<br />
. (5.10)<br />
Diese Gleichung ermöglicht es nun <strong>mit</strong> gewissen E<strong>in</strong>schränkungen, die <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />
verwendeten Parameter des Anderson-Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kopplung J für das s-d-Modell umzurechnen.<br />
Dieses J wird dann <strong>in</strong> Gleichung (5.9) e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>mit</strong> der für verschiedene<br />
Bandverschiebungen δ die passenden renormierten Kopplungen ˜J bestimmt werden. Aus<br />
diesen wiederum ergibt sich die zugehörige <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> Gleichung (5.6).<br />
Die oben erwähnten E<strong>in</strong>schränkungen bestehen, da die E<strong>in</strong>teilchenenergien des Leitungsbandes<br />
hier nicht explizit def<strong>in</strong>iert wurden, da für die Anwendung der NRG vom Anderson-<br />
Hamilton-Operator <strong>in</strong> der Form von Gleichung (2.6) ausgegangen wurde. So<strong>mit</strong> musste<br />
statt der E<strong>in</strong>teilchenenergien die Hybridisierungsfunktion festgelegt werden. Dennoch kann<br />
<strong>mit</strong> Hilfe der Schrieffer-Wolff-Transformation zum<strong>in</strong>dest die Größenordnung der Kopplung<br />
J er<strong>mit</strong>telt werden. Um die folgende Abschätzung e<strong>in</strong>fach zu halten, wird V k ≡ V gewählt<br />
und von e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) = ∆ 0 = const. ausgegangen. Aus der<br />
Def<strong>in</strong>ition (2.9) folgt da<strong>mit</strong><br />
∆ 0<br />
πV 2 = ρ 0 . (5.11)<br />
Als Abschätzung wird angenommen, dass V ≈ t −1 . Aus den Gleichungen (2.27) , (2.28)<br />
und (B.12) geht hervor, dass t −1 bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />
gerade durch<br />
t 2 −1 = 2D 0∆ 0<br />
, (5.12)<br />
π<br />
gegeben ist. Die Konstante 2D 0 entspricht dabei dem Wert von ω u −ω l . Aus den Gleichungen<br />
(5.11) und (5.12) erhält man also folgende Abschätzung für V :<br />
V 2 ≈ 2D 0∆ 0<br />
π<br />
. (5.13)<br />
Weiterh<strong>in</strong> folgt daraus, dass ρ 0 = 1 2<br />
gilt. Da <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em isotropen s-d-Modell gearbeitet<br />
werden soll und die E<strong>in</strong>teilchenenergien ε k nicht def<strong>in</strong>iert wurden, wird Gleichung (5.10)
92 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
als Abschätzung für ε k = ε k ′ = 0 ausgewertet, um J zu berechnen. Zusammen <strong>mit</strong> ε f = − U 2<br />
erhält man so für die Kopplung J <strong>in</strong> :<br />
J <strong>in</strong> ≈ 8D 0∆ 0<br />
(5.14)<br />
πU<br />
Die Potentialstreuung wird vernachlässigt, da analog zu [2] angenommen wird, dass sie ke<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fluss auf den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> hat. In den Abbildungen 5.3 und 5.4 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse<br />
des hier beschriebenen Verfahrens für D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.03, 0.05 zu sehen. Die<br />
Kurven zeigen e<strong>in</strong>e große Ähnlichkeit zu Abbildung 4.11. Die Kurve für ∆ 0 = 0.03 liegt<br />
jedoch bei etwas größeren Temperaturen als ihr <strong>mit</strong> der NRG berechnetes Pendant. Dies<br />
liegt aber voraussichtlich an den während der Schrieffer-Wolff-Transformation vorgenommenen<br />
Abschätzungen. Dennoch ist deutlich zu erkennen, dass sowohl NRG als auch das <strong>in</strong><br />
diesem Kapitel angewendete Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g zum<strong>in</strong>dest qualitativ übere<strong>in</strong>stimmende<br />
Ergebnisse liefern. Beide Methoden ergeben e<strong>in</strong>e Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur, wenn<br />
die Füllung des Leitungsbandes reduziert wird, ohne dabei den Wert der Hybridisierungsfunktion<br />
an der Fermikante zu ändern.<br />
Abschließend muss <strong>in</strong> diesem Kapitel noch angemerkt werden, dass auch das Poor Man’s<br />
Scal<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der hier verwendeten Form nicht für beliebig kle<strong>in</strong>e Werte von 1 − δ geeignet<br />
ist. Ähnlich wie im Fall der NRG kommt es zu Problemen, sobald die untere Bandkante<br />
1 − δ = ω l <strong>mit</strong> der <strong>Kondo</strong>-Temperatur vergleichbar wird. Dann beg<strong>in</strong>nt T K wieder stark<br />
anzusteigen und durchläuft e<strong>in</strong> sehr schmales, hohes Maximum. Zurückzuführen ist dies<br />
vermutlich auf die vollständige Vernachlässigung der Potentialstreuung, die dann auch bei<br />
Temperaturen im Bereich der <strong>Kondo</strong>-Temperatur wichtig wird. Um dies zu berücksichtigen,<br />
müssten die Skalierungsgleichungen des zweiten Schritts des hier verwendeten Verfahrens<br />
angepasst werden, was aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.<br />
5.2 Renormierte Störungstheorie<br />
5.2.1 Idee der renormierten Störungstheorie<br />
Die renormierte Störungstheorie (englisch: „renormalized perturbation theory“ , kurz RPT)<br />
ist e<strong>in</strong> Konzept, das ursprünglich zur Anwendung <strong>in</strong> der Quantenelektrodynamik entwickelt<br />
wurde. Sie dient dort dazu, divergente Terme <strong>in</strong> Störungsentwicklungen zu umgehen, die<br />
<strong>mit</strong> dem Fehlen e<strong>in</strong>es Cutoffs bei hohen Energien <strong>in</strong> den auftretenden Integralen e<strong>in</strong>hergehen.<br />
Die RPT ist e<strong>in</strong>e Störungsentwicklung des untersuchten Modells <strong>mit</strong> renormierten<br />
Parametern, <strong>in</strong> der die erwähnten Divergenzen nicht mehr auftreten.<br />
A. C. Hewson wendet dieses Konzept auf Störstellen-Modelle <strong>in</strong> der Festkörperphysik an.<br />
Für ihn ist die Hauptidee des Ansatzes, e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> Parametern zu untersuchen, die<br />
der Energieskala entsprechen, für die man sich <strong>in</strong>teressiert. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Herleitung der<br />
renormierten Störungstheorie für das Anderson-Modell ist <strong>in</strong> [13] zu f<strong>in</strong>den. Diese Details<br />
s<strong>in</strong>d aber für die Anwendung <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit nicht nötig, und so werden hier<br />
nur die übergeordneten Ideen und die später benötigten Ergebnisse wiedergegeben.<br />
Bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.1 wurde gesagt, dass sich das Anderson-Modell bei tiefen Temperaturen<br />
wie im SC-Grenzfall verhält. Weiterh<strong>in</strong> ist bekannt, dass dieses Verhalten dem e<strong>in</strong>er Fermi-<br />
Flüssigkeit entspricht und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em effektiven Hamilton-Operator ˜H beschrieben werden
5.2 Renormierte Störungstheorie 93<br />
T K<br />
Abbildung 5.3: Ergebnisse des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> den<br />
Parametern D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.03.<br />
1 - δ<br />
T K<br />
Abbildung 5.4: Ergebnisse des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> den<br />
Parametern D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.05.<br />
1 - δ
94 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
kann [13]. Dieser hat die gleiche Form wie H SIAM aus Gleichung (1.3), enthält jedoch<br />
angepasste Modellparameter Ṽ , ˜ε f und Ũ. E<strong>in</strong>e normale Störungstheorie würde H SIAM um<br />
U = 0 entwickeln. Zur Betrachtung des Tieftemperaturverhaltens ist jedoch der Ansatz<br />
der RPT zielgerichteter. Dabei wird der Anderson-Hamilton-Operator so umgeschrieben,<br />
dass er die Form H SIAM = ˜H + ˜H c erhält. Der Operator ˜H ist dabei der bereits erwähnte<br />
effektive Hamilton-Operator <strong>mit</strong> den renormierten Parametern. Der Ausgleichsterm ˜H c<br />
ergänzt den renormierten Hamilton-Operator wieder zum ursprünglichen Anderson-Modell.<br />
Nun werden die renormierten Parameter für das SC-Regime bestimmt, anschließend wird<br />
e<strong>in</strong>e Störungstheorie <strong>in</strong> Ũ entwickelt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man jetzt nach<br />
Parametern entwickelt, die an niedrige Energien beziehungsweise Temperaturen angepasst<br />
s<strong>in</strong>d, aber letztlich immer noch <strong>mit</strong> dem vollen Hamilton-Operator arbeitet.<br />
In [12] wendet Hewson die RPT auf das Anderson-Modell <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />
und V k ≡ V an. Da<strong>mit</strong> gilt ∆ 0 = πV 2 ρ 0 . Für die Störungsentwicklung <strong>in</strong><br />
Ũ gibt er die folgenden Gleichungen für die Tieftemperaturwerte e<strong>in</strong>iger Größen an. Die<br />
renormierte Zustandsdichte der Störstelle an der Fermikante ist<br />
˜ρ imp,0 = 1 π<br />
˜∆ 0<br />
˜ε 2 f + ˜∆ 2 0<br />
(5.15)<br />
<strong>mit</strong> der renormierten Hybridisierung ˜∆ 0 . Da<strong>mit</strong> lässt sich die Sp<strong>in</strong>-Suszeptibilität der Störstelle<br />
berechnen:<br />
χ imp = 1 ( )<br />
2 ˜ρ imp,0 1 + Ũ ˜ρ imp,0 . (5.16)<br />
Der Koeffizient der spezifischen Wärme ergibt sich direkt aus der renormierten Zustandsdichte:<br />
γ imp = 2π2<br />
3 ˜ρ imp,0 . (5.17)<br />
Die Störstellen-Besetzung ist durch die Friedel-Summenregel gegeben. Sie lautet ausgedrückt<br />
durch die renormierten Parameter:<br />
n imp,σ = 1 2 − 1 π arctan ( ˜εf<br />
˜∆ 0<br />
)<br />
Das Wilson-Verhältnis ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
. (5.18)<br />
R = 1 + Ũ ˜ρ imp,0 . (5.19)<br />
Aus der Bed<strong>in</strong>gung, dass im <strong>Kondo</strong>-Regime die hier nicht aufgeführte Ladungssuszeptibilität<br />
der Störstelle verschw<strong>in</strong>det, erhält man den Zusammenhang zwischen der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur und den renormierten Parametern:<br />
4T K = Ũ = π ˜∆ 0 . (5.20)
5.2 Renormierte Störungstheorie 95<br />
5.2.2 Berechnung der renormierten Parameter für das Störstellen-<br />
Anderson-Modell<br />
In diesem Kapitel wird beschrieben, wie die renormierten Parameter für den <strong>in</strong> [12] untersuchten<br />
Fall berechnet werden. Da die RPT angewendet auf das Anderson-Modell e<strong>in</strong>e<br />
Störungsentwicklung nach Ũ ist, ist es hilfreich, sich zunächst das ungestörte System ˜H<br />
0<br />
<strong>mit</strong> Ũ = 0 anzusehen. Dieses kann durch e<strong>in</strong>e unitäre Transformation auf E<strong>in</strong>teilchen-<br />
Niveau diagonalisiert werden und hat dann folgende Form:<br />
˜H 0 = ∑ i,σ<br />
ε i c † iσ c iσ . (5.21)<br />
Da ˜H 0 e<strong>in</strong>e nicht-wechselwirkende Fermi-Flüssigkeit beschreibt, ist klar, welche Bedeutung<br />
die hier auftretenden Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren haben. Sie repräsentieren<br />
Anregungen über den Grundzustand, also Quasiteilchen, falls ε i > 0, beziehungsweise<br />
Quasilöcher, falls ε i < 0. Mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Umbenennung kann man Gleichung (5.21)<br />
umschreiben <strong>in</strong><br />
[<br />
]<br />
E p,i p † iσ p iσ + E h,i h † iσ h iσ . (5.22)<br />
˜H 0 = ∑ i,σ<br />
Hierzu wurden die E<strong>in</strong>teilchen-Energien ε i lediglich <strong>in</strong> positive (E p,i ) und negative (E h,i )<br />
Energien separiert. Die entsprechenden Operatoren werden <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em p für Quasiteilchen<br />
beziehungsweise e<strong>in</strong>em h für Quasilöcher bezeichnet. Die hilfreiche Eigenschaft e<strong>in</strong>er Fermi-<br />
Flüssigkeit ist nun, dass e<strong>in</strong>e Wechselwirkung Ũ zwischen den Quasiteilchen nur dann<br />
wirksam wird, wenn mehr als e<strong>in</strong>e Anregung relativ zum Grundzustand im System vorhanden<br />
ist. Da ja auch der Hamilton-Operator ˜H <strong>mit</strong> Ũ e<strong>in</strong>e Fermi-Flüssigkeit beschreibt,<br />
heißt das, dass die E<strong>in</strong>teilchen-Anregungsenergien von ˜H und ˜H 0 übere<strong>in</strong>stimmen. Erst<br />
wenn im System ˜H mehr als e<strong>in</strong> Quasiteilchen oder Quasiloch angeregt ist, macht sich<br />
die Wechselwirkung im Energiespektrum bemerkbar. Daher können die Operatoren p (†)<br />
iσ<br />
und h (†)<br />
iσ als Basis für die Darstellung von ˜H verwendet werden. Dieser besteht dann aus<br />
(5.22) und e<strong>in</strong>em durch die Operatoren p (†)<br />
iσ<br />
und h(†)<br />
iσ<br />
ausgedrückten Wechselwirkungsterm.<br />
Dieser Gedanke bildet den Ansatzpunkt zur Berechnung der renormierten Parameter für<br />
das Anderson-Modell.<br />
Denn bei der Anwendung der NRG auf das Anderson-Modell werden die Anregungsenergien<br />
der Hamilton-Operatoren H N relativ zum Grundzustand <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt<br />
berechnet, darunter auch die E<strong>in</strong>- und Zweiteilchenanregungen. Welche dies bezogen auf<br />
die Notation der Eigenenergien E (N)<br />
Q,S,r<br />
s<strong>in</strong>d, wird im Folgenden noch erklärt. In Kapitel<br />
3.1 wurde festgestellt, dass die Eigenenergien von H N ab e<strong>in</strong>em gewissen N gerade den<br />
SC-Grenzfall des Anderson-Modells beschreiben. Da<strong>mit</strong> s<strong>in</strong>d sie also die Eigenenergien<br />
e<strong>in</strong>er wechselwirkenden Fermi-Flüssigkeit. Dieser Zusammenhang zusammen <strong>mit</strong> den obigen<br />
Überlegungen ermöglicht es schließlich, die renormierten Parameter iterativ aus den<br />
Informationen der NRG zu berechnen.<br />
Für die renormierte Hybridisierung und das renormierte Störstellen-Niveau kann man die<br />
Wechselwirkung Ũ zunächst vernachlässigen, da sie aus den E<strong>in</strong>teilchenanregungen alle<strong>in</strong>e<br />
berechnet werden können, die für die wechselwirkende und die nicht-wechselwirkende
96 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
Fermi-Flüssigkeit gleich s<strong>in</strong>d. Weil die E<strong>in</strong>teilchenanregungen durch die Pole der<br />
Störstellen-Greenfunktion gegeben s<strong>in</strong>d, muss diese für das System ˜H N 0 bestimmt werden,<br />
das die gleiche Form wie der Hamilton-Operator H N <strong>mit</strong> U = 0 hat, abgesehen von der<br />
renormierten Kopplung ˜t −1 und dem renormierten Störstellen-Niveau ˜ε f . Dies wurde <strong>in</strong><br />
Kapitel 4.1.3 bereits für die diskretisierte Form von H SIAM getan. Die Anpassung auf die<br />
hier vorliegende Situation ist daher sehr e<strong>in</strong>fach. Mit der gleichen Vorgehensweise wie <strong>in</strong><br />
Kapitel 4.1.3 erhält man den folgenden Kettenbruch für die Störstellen-Greenfunktion:<br />
G (N)<br />
−1σ (z) = 1<br />
z − Λ N−1<br />
2 ˜ε f − Λ N−1 ˜t 2 −1<br />
z − Λ N−1<br />
2 ε 0 − Λ N−1 t 2 0<br />
. ..<br />
=<br />
Λ N−1 t 2 N−1<br />
z − Λ N−1<br />
2 ε N<br />
1<br />
z − Λ N−1<br />
2 ˜ε f − Λ N−1˜t 2 −1 g 00 (z) . (5.23)<br />
Dabei wurde analog zu [12] die abkürzende Schreibweise g 00 e<strong>in</strong>geführt. Die Pole auf der<br />
reellen Achse s<strong>in</strong>d also gegeben durch<br />
ω − Λ N−1<br />
2 ˜ε f − Λ N−1˜t 2 −1 g 00 . (5.24)<br />
Die <strong>mit</strong> der NRG berechneten E<strong>in</strong>teilchenanregungen müssen zum<strong>in</strong>dest im SC-Grenzfall<br />
diese Gleichung erfüllen. Daher kann man für jeden Iterationsschritt N der NRG <strong>mit</strong> Hilfe<br />
der niedrigsten Teilchenanregung E p<br />
(N) und der niedrigsten Lochanregung E (N)<br />
h<br />
relativ<br />
zum Grundzustand aus Gleichung (5.24) die renormierten Parameter ˜ε (N)<br />
f<br />
und ˜t (N)<br />
−1 bestimmen.<br />
Mit dem zusätzlichen Zusammenhang ˜∆ 0 = 2D˜t π 2 −1 erhält man analog zu [12] die<br />
Gleichungen<br />
πΛ − N−1<br />
2 E (N)<br />
p<br />
2D<br />
˜∆<br />
(N)<br />
0<br />
πΛ − N−1<br />
2 E (N)<br />
h<br />
2D<br />
˜∆<br />
(N)<br />
0<br />
−<br />
2D<br />
−<br />
2D<br />
π˜ε(N) f<br />
˜∆<br />
(N)<br />
0<br />
π˜ε(N) f<br />
˜∆<br />
(N)<br />
0<br />
)<br />
= Λ N−1<br />
2 g 00<br />
(E (N)<br />
)<br />
= Λ N−1<br />
2 g 00<br />
(E (N)<br />
p<br />
h<br />
. (5.25)<br />
Hat man die renormierte Hybridisierung und das renormierte Störstellen-Niveau bestimmt,<br />
kann man den Hamilton-Operator ˜H N 0 aufstellen und <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>teilchen-Form<br />
Λ N−1<br />
2<br />
(N+2)/2<br />
∑<br />
i=1,σ<br />
[<br />
]<br />
E p,i p † iσ p iσ + E h,i h † iσ h iσ<br />
(5.26)
5.2 Renormierte Störungstheorie 97<br />
br<strong>in</strong>gen. Dies ist notwendig, um die renormierte Wechselwirkung Ũ berechnen zu können,<br />
wie oben schon angedeutet wurde. In Matrix-Schreibweise hat ˜H N 0 noch folgende Form:<br />
˜H 0 N =<br />
Λ N−1<br />
2<br />
∑(<br />
σ<br />
f † σ, c † 0σ , ..., c† Nσ<br />
⎛<br />
)<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
˜ε (N)<br />
f<br />
˜t (N)<br />
⎛<br />
−1<br />
˜t (N)<br />
−1<br />
ε 0 t 0<br />
. .. . .. . ..<br />
. .. . .. ⎟ ⎜<br />
tN−1 ⎠ ⎝<br />
t N−1 ε N<br />
⎞<br />
f σ<br />
c 0σ<br />
.<br />
⎟<br />
. ⎠<br />
c Nσ<br />
.<br />
(5.27)<br />
Die Diagonalisierung der Hamilton-Matrix <strong>in</strong> Gleichung (5.27) liefert alle E<strong>in</strong>teilchenenergien<br />
für (5.26) sowie e<strong>in</strong>e unitäre Transformation auf die entsprechenden Quasiteilchenund<br />
Quasiloch-Operatoren. Der renormierte Wechselwirkungsterm ist gegeben durch<br />
Ũ N Λ N−1<br />
2 : f † ↑ f ↑f † ↓ f ↓ : (5.28)<br />
Er muss normalgeordnet se<strong>in</strong>, da<strong>mit</strong> er nur wirkt, wenn zwei und mehr Quasiteilchen im<br />
System angeregt s<strong>in</strong>d. Mit Hilfe der soeben gewonnenen Transformation kann er durch die<br />
Quasiteilchen-Operatoren aus Gleichung (5.26) ausgedrückt werden. Um die renormierte<br />
Wechselwirkung bestimmen zu können, benötigt man aus der NRG-Rechnung noch die<br />
Energien der niedrigsten Zweiteilchenanregung E pp (N) . Die Wechselwirkung ist nach [12]<br />
dann im wesentlichen durch die Energiedifferenz zwischen der kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>teilchen- und<br />
der kle<strong>in</strong>sten Zweiteilchenanregung gegeben:<br />
E (N)<br />
pp<br />
− 2E (N)<br />
p<br />
=<br />
N−1<br />
ŨNΛ 2<br />
∣<br />
∣ψ f p,1<br />
∣ 4 . (5.29)<br />
Die Zahl ψ f p,1 ist dabei das Matrixelement der obigen Transformation, die die renormierte<br />
Störstelle f σ <strong>mit</strong> der kle<strong>in</strong>sten Quasiteilchenanregung p 1σ verb<strong>in</strong>det.<br />
Jetzt muss noch geklärt werden, welches genau die Energien E p<br />
(N) , E (N)<br />
h<br />
und E pp<br />
(N) s<strong>in</strong>d.<br />
Hat der Grundzustand im Iterationschritt N der NRG die Quantenzahlen Q g und S g , dann<br />
ist E p<br />
(N) die kle<strong>in</strong>ste Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q p = Q g + 1 und S p = S g + 1 2 , E(N) h<br />
die<br />
kle<strong>in</strong>ste Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q p = Q g − 1 und S p = S g + 1 2<br />
und E(N) pp die kle<strong>in</strong>ste<br />
Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q pp = Q g + 2 und S pp = S g . All diese Energien werden <strong>mit</strong><br />
der NRG berechnet. Aus den schon <strong>in</strong> Kapitel 3.1.1 diskutierten Gründen kann die hier<br />
beschriebene Methode zur Berechnung der renormierten Parameter immer nur für gerade<br />
oder nur für ungerade N durchgeführt werden.<br />
Abbildung 5.5 zeigt anhand e<strong>in</strong>er NRG-Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 und δ =<br />
0.2, wie die renormierten Parameter aus den Werten von ŨN, ˜∆(N) 0 und ˜ε (N)<br />
f<br />
bestimmt<br />
werden. Da das Anderson-Modell den SC-Fixpunkt <strong>in</strong> der NRG erst nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />
Anzahl von Iterationsschritten erreicht, können die hier berechneten Werte auch erst<br />
ab e<strong>in</strong>em gewissen Wert von N den gesuchten renormierten Parametern entsprechen. Sobald<br />
der SC-Fixpunkt aber erreicht ist, wird sich aufgrund se<strong>in</strong>er Stabilität ke<strong>in</strong>e weitere
98 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
renormierte Parameter<br />
~<br />
∆ 0<br />
~<br />
|ε f |<br />
~<br />
U<br />
N<br />
(N)<br />
Abbildung 5.5: Renormierte Parameter ŨN, ˜∆ 0 und ∣ (N)<br />
∣˜ε ∣<br />
f für e<strong>in</strong>e NRG-Rechnung <strong>mit</strong><br />
den Parametern potenz-1 und δ = 0.2.<br />
Renormierung mehr ergeben. Die Kurven von ŨN, ˜∆(N) 0 und ˜ε (N)<br />
f<br />
werden also ab e<strong>in</strong>em<br />
bestimmten Wert von N unabhängig von N se<strong>in</strong>. Dies kann man auch <strong>in</strong> Abbildung 5.5<br />
erkennen, wo ŨN, ˜∆(N) 0 und ∣ (N)<br />
∣˜ε ∣<br />
f auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala gegen N aufgetragen<br />
s<strong>in</strong>d. Ab N ≈ 45 hat das System den SC-Fixpunkt erreicht, so dass sich die renormierten<br />
Parameter nicht mehr ändern. Aus diesen Grenzwerten können anschließend die <strong>in</strong> 5.2.1<br />
angegebenen Größen berechnet werden. Lediglich <strong>in</strong> den letzten Iterationsschritten ändern<br />
sich die renormierten Parameter noch e<strong>in</strong>mal. Dies ist aber auf die <strong>mit</strong> zunehmendem N<br />
größer werdenden numerischen Fehler <strong>in</strong> ihrer Berechnung und auf die Bandverschiebung<br />
zurückzuführen.<br />
5.2.3 Ergebnisse der renormierten Störungstheorie<br />
Bevor <strong>in</strong> diesem Abschnitt die Ergebnisse der renormierten Störungstheorie diskutiert werden,<br />
muss angemerkt werden, dass Hewson se<strong>in</strong>er Rechnung den Grenzfall e<strong>in</strong>es unendlich<br />
breiten – und natürlich symmetrischen – Bandes zugrunde legte. Praktisch heißt das, dass<br />
die Bandkanten −D und D wesentlich größer se<strong>in</strong> sollen als alle anderen Energien von<br />
Bedeutung. Unter anderem muss etwa D ≫ T gelten. Das stellt im Fall e<strong>in</strong>es unverschobenen<br />
Leitungsbandes ke<strong>in</strong> Problem dar. Verschiebt man das Band aber, rückt die untere<br />
Bandkante ω l immer näher an die Energien heran, die man <strong>mit</strong> der RPT untersuchen will.<br />
Spätestens wenn ω l vergleichbar <strong>mit</strong> dieser Energieskala wird, kommt es also zu Problemen,<br />
weil der vorausgesetzte Grenzfall nicht mehr vorliegt. Im Voraus kann jedoch nicht gesagt<br />
werden, ob und wie gut diese Methode <strong>mit</strong> δ > 0 funktionieren wird. Tatsächlich s<strong>in</strong>d die<br />
E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten der renormierten Störungstheorie <strong>in</strong> der Form von Kapitel 5.2.2 bei
5.2 Renormierte Störungstheorie 99<br />
~<br />
∆ 0 t/∆ 0<br />
~<br />
U/(π∆ 0 )<br />
~<br />
ε f /(π∆ 0 )<br />
n imp,σ<br />
R<br />
U/π∆<br />
˜∆ 0<br />
π∆ 0<br />
,<br />
Ũ<br />
Abbildung 5.6: Renormierte Parameter und<br />
π∆ 0<br />
, Wilson-Verhältnis R und<br />
Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ für das Anderson-Modell <strong>mit</strong> ∆ 0 = 1<br />
2π , ε f = −π∆ 0<br />
und Λ = 1.8 und verschiedene Werte von U<br />
π∆ 0<br />
.<br />
˜ε f<br />
π∆ 0<br />
der <strong>in</strong> dieser Arbeit untersuchten Situation begrenzt, wie die folgenden Ergebnisse zeigen<br />
werden.<br />
Um den neu geschriebenen RPT-Code zu testen, wurde zunächst e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> [12] gezeigte Abbildung<br />
reproduziert. Zu diesem Zweck wurde e<strong>in</strong>e Reihe von NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Verhältnissen von U<br />
π∆<br />
durchgeführt und anschließend <strong>mit</strong> der renormierten Störungstheorie<br />
analysiert. Die Ergebnisse der renormierten Parameter, des Wilson-Verhältnisses<br />
und der Störstellen-Besetzungszahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 5.6 gegen U<br />
π∆ 0<br />
aufgetragen. Untersucht<br />
wurde e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> den Parametern ε f = −π∆ 0 , ∆ 0 = 1<br />
2π<br />
und Λ = 1.8. Anhand der Störstellen-Besetzungszahl und dem Wilson-Verhältnis kann man<br />
erkennen, dass das System <strong>mit</strong> steigendem Wert von U<br />
π∆ 0<br />
von e<strong>in</strong>em Nicht-<strong>Kondo</strong>-System<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System übergeht. Das Wilson-Verhältnis steigt von e<strong>in</strong>em Wert nahe 1 auf<br />
e<strong>in</strong>en Wert nahe 2. Parallel dazu s<strong>in</strong>kt die Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ von ungefähr 1<br />
auf etwa 0.5, zählt man beide Sp<strong>in</strong>richtungen zusammen, ist die Störstelle dann also e<strong>in</strong>fach<br />
besetzt. Da sich <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>e sehr gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den von Hewson<br />
angegebenen Daten und den hier berechneten Werten ergibt, kann man davon ausgehen,<br />
dass der RPT-Code im Fall des unverschobenen Bandes zuverlässig funktioniert.<br />
Im Folgenden werden die NRG-Rechnungen zu den Parametersätzen potenz-1 und potenz-3<br />
<strong>mit</strong> der RPT analysiert. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur. Diese erhält man aus der Bed<strong>in</strong>gung, dass im <strong>Kondo</strong>-Regime Gleichung (5.20)<br />
gilt. Es wird also zunächst geprüft, ob die renormierten Parameter Ũ ≈ π ˜∆ 0 erfüllen.<br />
Wenn ja, wird aus dem Wert von π ˜∆ 0 die zugehörige <strong>Kondo</strong>-Temperatur bestimmt. Die
100 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
T K aus RPT<br />
T K aus NRG<br />
T K<br />
Abbildung 5.7: <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz potenz-1 aus den Rechnungen<br />
<strong>mit</strong> der NRG sowie der RPT.<br />
1 - δ<br />
Abbildungen 5.7 und 5.8 zeigen die Kurven von T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den<br />
Fall potenz-1 beziehungsweise potenz-3. Zum Vergleich s<strong>in</strong>d die entsprechenden Kurven<br />
aus Kapitel 4.2.1 e<strong>in</strong>gezeichnet. In Abbildung 5.7 ist die qualitative Übere<strong>in</strong>stimmung der<br />
beiden Kurven deutlich zu erkennen. Um hervorzuheben, dass sie sich lediglich um e<strong>in</strong>en<br />
Proportionalitätsfaktor unterscheiden, ist die Temperatur logarithmisch aufgetragen. Der<br />
vertikale Abstand zwischen den Kurven ist e<strong>in</strong> Maß für diesen Faktor, der vermutlich auf<br />
die beiden verschiedenen Def<strong>in</strong>itionen von T K zurückzuführen ist. Denn <strong>in</strong> Kapitel 4.2.1<br />
wurde T K als Wendepunkt der Störstellen-Entropie def<strong>in</strong>iert, während <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />
T K proportional zu π ˜∆ 0 ist. Das gleiche Bild bietet sich <strong>in</strong> Abbildung 5.8, obwohl hier<br />
die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> der NRG nicht mehr so sauber wie im vorigen Fall bestimmt<br />
werden konnte. Dennoch unterscheiden sich auch im Fall der Parameter potenz-3 die beiden<br />
Kurven für T K lediglich um e<strong>in</strong>en Proportionalitätsfaktor.<br />
Doch wie vertrauenswürdig diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d, muss genau abgewägt werden. Denn<br />
neben der beobachteten Geme<strong>in</strong>samkeiten, bezogen auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur, gibt es aus<br />
den am Anfang dieses Abschnitts genannten Gründen auch Probleme. Es ist nicht klar,<br />
ob die Annahme e<strong>in</strong>es unendlich breiten Bandes <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Bandverschiebung vere<strong>in</strong>bar ist.<br />
Betrachtet man andere <strong>mit</strong> der renormierten Störungstheorie berechnete Größen, treten<br />
e<strong>in</strong>ige Widersprüche auf. Dies wird am Beispiel von Abbildung 5.9 erläutert. Sie zeigt das<br />
Wilson-Verhältnis R und die Störstellen-Besetzungszahl für den Parametersatz potenz-1 <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von 1−δ. Im Widerspruch zu den NRG-Ergebnissen aus Kapitel 4.2.2 geht das<br />
Wilson-Verhältnis von 2 bei δ = 0 auf etwa 1 bei 1−δ = 10 −5 zurück, woh<strong>in</strong>gegen es <strong>in</strong> den<br />
NRG-Rechnungen fast unverändert blieb. Die Störstellen-Besetzungszahl geht von 0.5 auf<br />
etwa 0.1 zurück. Dies ersche<strong>in</strong>t unphysikalisch, da das Störstellen-Niveau ε f unverändert<br />
bei −0.5 liegt und so<strong>mit</strong> bei δ > 0.5 unterhalb der unteren Bandkante. Die Erwartung wäre,
5.2 Renormierte Störungstheorie 101<br />
T K aus RPT<br />
T K aus NRG<br />
T K<br />
Abbildung 5.8: <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz potenz-3 aus den Rechnungen<br />
<strong>mit</strong> der NRG sowie der RPT.<br />
1 - δ<br />
dass sich die Störstellen-Besetzungszahl <strong>mit</strong> wachsendem δ kaum verändert. So legen es<br />
auch die zugehörigen Störstellen-Spektralfunktionen aus Kapitel 4.2.3 nahe. Bei negativen<br />
Frequenzen geht die spektrale Dichte nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Maße zurück, der den hier beobachteten<br />
Rückgang der Besetzungszahl rechtfertigen würde.<br />
Da<strong>mit</strong> s<strong>in</strong>d auch die RPT-Rechnungen zum Parametersatz potenz-15 <strong>mit</strong> Vorsicht zu<br />
betrachten. Da diese Parameter e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> gemischt-valentem Verhalten repräsentieren,<br />
gilt bei δ = 0 nicht der Zusammenhang (5.20), es gibt <strong>in</strong> diesem System ke<strong>in</strong>e<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur. Auch <strong>mit</strong> diesen Parametern beobachtet man e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken des<br />
Wilson-Verhältnisses von 1.76 bei δ = 0 auf 1.46 bei δ = 0.99. Allerd<strong>in</strong>gs ist es angesichts<br />
der vorher erwähnten Widersprüche höchst fraglich, ob diese Werte vertrauenswürdig s<strong>in</strong>d.
102 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />
R<br />
n imp,σ<br />
1 - δ<br />
Abbildung 5.9: Wilson-Verhältnis R und Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ aus der RPT-<br />
Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1.
Kapitel 6<br />
Zusammenfassung und Bewertung<br />
der Ergebnisse<br />
Zum Abschluss dieser Arbeit sollen die <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln vorgestellten Ergebnisse<br />
noch e<strong>in</strong>mal kurz zusammengefasst werden. Angeregt durch die Messungen des<br />
spezifischen Widerstandes von Ca 1−x U x B 6 von Wigger et al. [25] sollte der <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
für Systeme <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong> <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong> untersucht werden. Hierzu wurde <strong>in</strong><br />
Kapitel 2 das Störstellen-Anderson-Modell durch Verwendung e<strong>in</strong>er Hybridisierungsfunktion<br />
<strong>mit</strong> beliebigen oberen und unteren Cutoffs ω u und ω l an die gewünschte physikalische<br />
Situation angepasst. Um <strong>mit</strong> Hilfe der NRG bestmögliche Ergebnisse zu erhalten, wurde<br />
zur Abbildung des Anderson-Hamilton-Operators (1.3) auf die halbunendliche Kette e<strong>in</strong>e<br />
neue Form der logarithmischen Diskretisierung e<strong>in</strong>geführt, die die Lage von ω u und ω l<br />
berücksichtigt.<br />
Die Kettenparameter t n und ε n , die unter Verwendung der neuen Diskretisierung berechnet<br />
wurden, konnten anschließend <strong>in</strong> Kapitel 4.1 gründlich auf ihre Verlässlichkeit geprüft werden.<br />
Im Fall des symmetrischen Bandes zeigte sich e<strong>in</strong>e hervorragende Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
<strong>mit</strong> den entsprechenden Werten der analytischen Formeln von Bulla et al. [7]. Der Test<br />
der Kettenparameter für e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband <strong>mit</strong> ∣ ∣ ωl<br />
∣ ∣ ≠ ωu <strong>in</strong> Kapitel 4.1.3<br />
war etwas aufwändiger. Mit Hilfe von Bewegungsgleichungen für Green-Funktionen konnte<br />
e<strong>in</strong>e Rekonstruktion der Hybridisierungsfunktion aus den t n und ε n erzeugt werden. Dort<br />
zeigten sich die Vorteile der angepassten logarithmischen Diskretisierung (Abbildung 2.1<br />
c)) gegenüber der sonst standardmäßig verwendeten Variante (Abbildung 2.1 b)), die die<br />
gewünschte physikalische Situation nicht so gut widerzuspiegeln schien.<br />
In Kapitel 4.2 wurden <strong>mit</strong> der neuen Diskretisierung für verschiedene Hybridisierungsfunktionen<br />
NRG-Rechnungen durchgeführt. Hauptsächlich wurden dabei <strong>Kondo</strong>-Systeme<br />
untersucht. An diesen konnte der E<strong>in</strong>fluss der Füllung des Leitungsbandes auf die <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur teilweise sehr gut beobachtet werden. Bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />
führte die Verschiebung des Leitungsbandes zu e<strong>in</strong>er Absenkung der<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur. Die gezeigten Ergebnisse legten nahe, dass T K für δ → 1 nicht gegen<br />
Null strebt, sondern gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert größer als Null. Die Absenkung fiel umso<br />
ger<strong>in</strong>ger aus, je größer der Wert der Hybridisierungsfunktion war.<br />
103
104 Kapitel 6: Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse<br />
Bei Verwendung nicht-konstanter Hybridisierungsfunktionen wurde die Absenkung der<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur von e<strong>in</strong>em zweiten <strong>Effekt</strong> überlagert. Denn nach [13] gilt der Zusammenhang<br />
ln (T K ) ∝<br />
1<br />
∆(ω=0) zwischen Hybridisierung und T K. Näherte sich der Parameter<br />
der Bandverschiebung δ jedoch dem Wert 1, traten deutliche Abweichungen von diesem<br />
Gesetz auf. Mit Hilfe von Referenzrechnungen ließ sich dieser Anteil an der Veränderung<br />
der <strong>Kondo</strong>-Temperatur jedoch abtrennen und es zeigte sich, dass der verbleibende <strong>Effekt</strong><br />
<strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur war. Diese Absenkung fiel größer<br />
aus, wenn der Wert der Hybridisierungsfunktion an der Fermi-Kante ∆ (ω = 0) <strong>mit</strong> zunehmendem<br />
δ abnahm. Sie fiel h<strong>in</strong>gegen kle<strong>in</strong>er aus, wenn er <strong>mit</strong> zunehmendem δ zunahm.<br />
Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich, dass T K (δ → 1) <strong>in</strong> den untersuchten Fällen stets gegen e<strong>in</strong>en konstanten<br />
Wert größer als Null tendierte.<br />
Neben der <strong>Kondo</strong>-Temperatur wurden auch der Koeffizient der spezifischen Wärme, die<br />
Störstellen-Suszeptibilität und das Wilson-Verhältnis R untersucht. Die Werte von γ und<br />
χ verhielten sich der Veränderung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur entsprechend. Mit s<strong>in</strong>kendem T K<br />
wird der Temperaturbereich größer, <strong>in</strong> dem das Anderson-Modell Local-Moment-Verhalten<br />
zeigt. Daher stiegen γ und χ <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>er werdender <strong>Kondo</strong>-Temperatur beziehungsweise<br />
nahmen <strong>mit</strong> zunehmender <strong>Kondo</strong>-Temperatur ab. Das Wilson-Verhältnis veränderte sich<br />
dabei jedoch kaum. Es hatte unabhängig von der Bandverschiebung Werte nahe 2.<br />
E<strong>in</strong> generelles Problem stellte jedoch die <strong>mit</strong> steigendem Wert von δ immer größer werdende<br />
Unzuverlässigkeit der NRG-Ergebnisse für T K , γ, χ und R, die <strong>in</strong> Kapitel 4 häufig diskutiert<br />
wurde. Dadurch war es auch nicht möglich, anhand dieser Größen Aussagen über den<br />
E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung auf Systeme zu treffen, die bei δ = 0 ke<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-Verhalten<br />
zeigten. Als Beispiel seien die Rechnungen zum Parametersatz potenz-15 angeführt.<br />
Mit Hilfe der Störstellen-Spektralfunktion konnten aber auch diese Systeme untersucht<br />
werden. Die Spektralfunktionen bestätigten die aus der Analyse der Störstellen-Entropie<br />
gewonnenen Ergebnisse für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur qualitativ durch die abnehmende Breite<br />
der Abrikosov-Suhl-Resonanz. Zusätzlich wurden bei den <strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> weitere charakteristische<br />
Veränderungen der spektralen Dichte festgestellt. Bei negativen Frequenzen<br />
kurz unterhalb der Abrikosov-Suhl-Resonanz bildete sich <strong>mit</strong> wachsendem δ e<strong>in</strong> Bereich<br />
aus, <strong>in</strong> dem die spektrale Dichte stark reduziert war. Die Maxima rechts und l<strong>in</strong>ks der<br />
Resonanz wurden etwas höher und verschoben sich leicht zu kle<strong>in</strong>eren Frequenzen. Diese<br />
Veränderungen erschienen bei <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> höheren <strong>Kondo</strong>-Temperaturen etwas stärker<br />
ausgeprägt. Die Spektralfunktion e<strong>in</strong>es Systems, das bei δ = 0 gemischt-valentes Verhalten<br />
zeigte, veränderte sich bei zunehmendem δ sehr deutlich. Bei δ = 0.99 hatte sie e<strong>in</strong>e<br />
deutliche 3-Peak-Struktur, die typisch für <strong>Kondo</strong>-Systeme ist. Das zentrale Maximum lag<br />
deutlich im negativen Frequenzbereich. Allerd<strong>in</strong>gs kann dies noch nicht als Beweis gelten,<br />
dass das untersuchte System <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System übergeht. Vorher muss geklärt werden,<br />
ob das Maximum im positiven Frequenzbereich durch das numerische Berechnungsverfahren<br />
der Spektralfunktion erzeugt wird oder nicht. Andererseits wurde bei den untersuchten<br />
<strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> e<strong>in</strong> starker Rückgang der spektralen Dichte bei Frequenzen knapp unterhalb<br />
von ω = 0 beobachtet, die das pr<strong>in</strong>zipielle Verhalten des Systems nicht bee<strong>in</strong>flussten.<br />
Es ist also nicht klar, ob die festgestellte Veränderung der Form der Spektralfunktion<br />
des Nicht-<strong>Kondo</strong>-Systems auch tatsächlich <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duziert. Hierzu muss das<br />
Anderson-Modell auch <strong>mit</strong> anderen Methoden als der NRG untersucht werden.
105<br />
Erste Versuche, auch alternative Untersuchungsmethoden anzuwenden, wurden <strong>in</strong> Kapitel<br />
5 unternommen. E<strong>in</strong> zweistufiger Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g Ansatz konnte zum<strong>in</strong>dest die <strong>mit</strong> der<br />
NRG beobachtete Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur qualitativ bestätigen. Mehr konnte<br />
<strong>mit</strong> dieser Methode jedoch nicht erreicht werden. Vielversprechender ersche<strong>in</strong>t die Anwendung<br />
der renormierten Störungstheorie von Hewson. Auch sie konnte die Ergebnisse für<br />
die <strong>Kondo</strong>-Temperatur bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion qualitativ<br />
bestätigen. Andere Größen, die <strong>mit</strong> der RPT berechnet werden können, erschienen h<strong>in</strong>gegen<br />
weniger zuverlässig. Die Schwachstelle der RPT-Berechnungen <strong>in</strong> dieser Arbeit ist,<br />
dass <strong>mit</strong> der Störungstheorie für e<strong>in</strong> unendlich breites Leitungsband gearbeitet wurde. Diese<br />
Annahme ist für Werte von δ nahe 1 natürlich nicht mehr zutreffend. Daher wäre es<br />
hilfreich, die RPT für das Anderson-Modell ohne diese Näherung anzupassen. So können<br />
womöglich die Spektralfunktionen aus Kapitel 4 leichter <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />
Um e<strong>in</strong>e größere Klarheit über die hier noch strittigen Punkte zu erlangen ist es also<br />
zunächst notwendig, die <strong>in</strong> Kapitel 4.2.3 gezeigten Spektralfunktionen genauer zu untersuchen.<br />
Insbesondere ist zu klären, ob die <strong>in</strong> Abbildung 4.33 beobachtete Struktur nur aus<br />
der numerischen Berechnung resultiert oder nicht. So kann der Verdacht, dass die Bandverschiebung<br />
<strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duziert erhärtet werden. Weiterh<strong>in</strong> muss die <strong>in</strong> Kapitel<br />
5 vorgestellte renormierte Störungstheorie verallgeme<strong>in</strong>ert werden, so dass sie für alle untersuchten<br />
Parametersätze vertrauenswürdige Ergebnisse liefert. Mit diesen Maßnahmen<br />
sollten die noch offenen Fragen beantwortet werden können.
Anhang A<br />
Erläuterung der verwendeten<br />
E<strong>in</strong>heiten<br />
Die <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten unterscheiden sich teilweise recht stark von den<br />
entsprechenden SI-E<strong>in</strong>heiten. Der <strong>in</strong> Kapitel 1.5 lediglich tabellarisch angegebene Zusammenhang<br />
der beiden E<strong>in</strong>heitensysteme soll hier ausführlich hergeleitet werden. Die erste<br />
Modifizierung erfolgt dadurch, dass alle <strong>in</strong> Gleichung (1.3) auftretenden Energien von der<br />
Fermikante aus gemessen werden. Da<strong>mit</strong> gilt stets ε F = 0:<br />
ε −→ ε − ε F .<br />
(A.1)<br />
Weiterh<strong>in</strong> werden alle Energien durch die halbe Breite des Leitungsbandes D geteilt und ħ<br />
sowie k B auf 1 skaliert. Größen <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten erhalten <strong>in</strong> den folgenden Gleichungen den<br />
Index „SI“ als Super- oder Subskript, Größen <strong>in</strong> den skalierten E<strong>in</strong>heiten den Index „SIAM“.<br />
Die beiden Konstanten ħ und k B tauchen ohneh<strong>in</strong> meist nur <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten auf und werden<br />
daher nicht <strong>in</strong>diziert. Sollte es dennoch e<strong>in</strong>mal notwendig se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Unterscheidung zu<br />
treffen, wird der Index „SIAM“ verwendet.<br />
Die drei grundlegenden E<strong>in</strong>heiten, die hier skaliert werden und sich auf viele weitere E<strong>in</strong>heiten<br />
auswirken, s<strong>in</strong>d Energie, Zeit beziehungsweise Frequenz und Masse. Für die Energie<br />
gilt:<br />
E SI = D E SIAM .<br />
(A.2)<br />
Da<strong>mit</strong> folgt für Frequenz und Zeit<br />
E SI = ħω SI ⇔ D E SIAM = ħ ħ<br />
} SIAM<br />
{{ }<br />
=1<br />
ω SI<br />
=⇒ ω SI = D ħ ω SIAM (A.3)<br />
t SI = ħ D t SIAM .<br />
(A.4)<br />
Durch die Skalierung von k B ist die Temperatur äquivalent zur Energie. Der entsprechende<br />
Umrechnungsfaktor <strong>in</strong>s SI-System ist von besonderer Wichtigkeit, da später tem-<br />
107
108 Anhang A: Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />
peraturabhängige Größen des Anderson-Modells berechnet werden. Er ergibt sich wegen<br />
E SI = k B T SI zu:<br />
T SI = D k B<br />
T SIAM .<br />
(A.5)<br />
Da die E<strong>in</strong>heit der Zeit skaliert wurde, müssen auch die Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit und da<strong>mit</strong><br />
wegen der Masse-Energie-Äquivalenz auch die E<strong>in</strong>heit der Masse korrekt umgerechnet werden.<br />
[c SI ] = m s ⇒ c SI = D ħ c SIAM<br />
E SI = m SI c 2 SI ⇒ m SI = ħ2<br />
D m SIAM<br />
(A.6)<br />
Das großkanonische Potential Ω hat die E<strong>in</strong>heit Energie, die Entropie ist ihre Ableitung<br />
nach der Temperatur. Demnach erhält man als Umrechnungsfaktoren für diese Größen:<br />
Ω SI = DΩ SIAM<br />
S SI = k B S SIAM .<br />
(A.7)<br />
Die spezifische Wärme und ihr Tieftemperaturkoeffizient γ werden zur Berechnung des<br />
Wilson-Verhältnisses R benötigt. Die Wärmekapazität des Systems ist gegeben durch die<br />
Ableitung der Entropie nach der Temperatur multipliziert <strong>mit</strong> der Temperatur. γ ist dann<br />
die Ableitung der Wärmekapazität nach der Temperatur. Da<strong>mit</strong> ist ihr Verhältnis zu den<br />
entsprechenden Größen im SI-System:<br />
C SI = k B C SIAM<br />
γ SI = k2 B<br />
D γ SIAM .<br />
(A.8)<br />
Auch die Störstellensuszeptibilität wird <strong>in</strong> Kapitel 4 berechnet. Daher muss man auch die<br />
Umrechnungsfaktoren der elektromagnetischen Größen kennen. Wegen ǫ SI<br />
0 µSI 0 = c SI<br />
− 2<br />
ergibt sich e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Faktor für die dielektrische Konstante ǫ 0 und die Permeabilität<br />
µ 0 , der auf die beiden Größen verteilt werden kann. Hier wird folgende Wahl getroffen:<br />
ǫ SI<br />
0 = 1 D ǫSIAM 0<br />
µ SI<br />
0 = ħ2<br />
D µSIAM 0 . (A.9)<br />
Da für die Kraft F SI = D F SIAM gilt, folgt für das elektrische Feld<br />
E SI<br />
el = D E SIAM<br />
el . (A.10)<br />
Die E<strong>in</strong>heit der Ladung h<strong>in</strong>gegen bleibt unverändert. Aus der Maxwell-Gleichung −→ ▽ ×<br />
E el + ∂B<br />
∂t<br />
= 0 erhält man für die magnetische Induktion<br />
B SI = ħB SIAM .
109<br />
Daraus folgt <strong>mit</strong> B = µ 0 (H + M) sofort für das Magnetfeld und die Magnetisierung<br />
H SI = D ħ H SIAM<br />
M SI = D ħ M SIAM .<br />
(A.11)<br />
Die Suszeptibilität muss nicht umgerechnet werden, da sie e<strong>in</strong>heitenlos ist. Zuletzt sollen<br />
die Umrechnungen noch auf ihre Konsistenz geprüft werden. Hierzu werden alle Transformationen<br />
auf die Def<strong>in</strong>ition des Wilson- beziehungsweise Sommerfeld-Verhältnisses R<br />
aus Suszeptibilität χ und γ angewendet. Da R ebenfalls e<strong>in</strong>heitenlos ist müssen sich alle<br />
Umrechnungsfaktoren gegenseitig aufheben. Da <strong>in</strong> der Def<strong>in</strong>ition von R auch das Bohrsche<br />
Magneton µ B = ħe<br />
2m e<br />
auftritt, wird der entsprechende Umrechnungsfaktor bestimmt.<br />
µ SI<br />
B = D ħ µSIAM B<br />
(A.12)<br />
In [13] ist R wie folgt def<strong>in</strong>iert – jedoch nicht <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten –<br />
R := 4π2 k 2 B<br />
3(gµ B ) 2 χ imp<br />
γ imp<br />
.<br />
(A.13)<br />
In SI-E<strong>in</strong>heiten f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> [16] folgende Def<strong>in</strong>ition:<br />
R :=<br />
π2 k 2 B<br />
µ 0 (µ eff ) 2 χ imp<br />
γ imp<br />
.<br />
(A.14)<br />
Dabei ist µ eff = const. µ B . Der letztlich e<strong>in</strong>zige qualitative Unterschied zwischen beiden<br />
Def<strong>in</strong>itionen ist der zusätzliche Faktor µ 0 , da Hewson <strong>in</strong> [13] im cgs-E<strong>in</strong>heitensystem arbeitet.<br />
Da<strong>mit</strong> ergibt die Umrechnung<br />
R =<br />
3µ SI<br />
B<br />
= 4π2<br />
3<br />
4π 2 kB<br />
2 (<br />
gµ<br />
SI<br />
B<br />
µ SIAM<br />
B<br />
) 2<br />
χ SI<br />
γ SI<br />
1 χ SIAM kB 2 ( ) D2 ħ 2<br />
gµ<br />
SIAM 2<br />
γ SIAM k 2 B<br />
B D2 ħ 2<br />
} {{ }<br />
=1<br />
. (A.15)<br />
Da<strong>mit</strong> ist gezeigt, dass die berechneten Umrechnungsfaktoren konsistent s<strong>in</strong>d. Mit ihrer<br />
Hilfe ist es später möglich, die <strong>in</strong> dieser Arbeit berechneten Werte <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten umzurechnen.
Anhang B<br />
Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />
B.1 Berechnung der Dispersion g (ε)<br />
In Kapitel 2.2.1 kam das Problem der Bestimmung der Dispersionsrelation g (ε) auf, die<br />
den Zusammenhang zwischen ε und ω herstellt. Es galt, die Energien ξ ± n zu bestimmen.<br />
Sie s<strong>in</strong>d durch Integrale über g gegeben:<br />
ξ ± n = 1<br />
d ± n<br />
∫±,n<br />
dεg (ε) .<br />
(B.1)<br />
Die Funktion h(ε) wurde abschnittsweise konstant als Mittelwert der Hybridisierungsfunktion<br />
gewählt:<br />
∫±,n<br />
h ± 2 1<br />
n =<br />
d ± dε 1<br />
n π ∆ (ε)<br />
(B.2)<br />
Anhand der Differentialgleichung<br />
∆ (ω) = π d g−1 (ω)<br />
h [ g −1 (ω) ] 2<br />
dω<br />
(B.3)<br />
ist nun die passende Funktion g zu bestimmen. Die folgende Argumentation folgt der<br />
Herleitung der ξ n ± aus [7]. Gleichung (B.3) kann zunächst durch Trennung der Variablen<br />
für ω ∈ I n ± <strong>in</strong>tegriert werden:<br />
∫ω n<br />
±<br />
1<br />
h ± n 2 dω ′ ∆ ( ω ′) = π<br />
ω<br />
g −1 (ω ± n )<br />
∫<br />
g −1 (ω)<br />
dg −1 ( ω ′) = π ( g −1 (ω) − g −1 ( ω ± n<br />
))<br />
. (B.4)<br />
Hier wurde ω ± n ≡ ω u,l Λ −n verwendet. Als Randbed<strong>in</strong>gung wählt man g −1 (ω ± n ) = ω ± n ,<br />
was gleichbedeutend da<strong>mit</strong> ist, dass ε und ω auf den Intervallgrenzen der logarithmischen<br />
Diskretisierung identisch s<strong>in</strong>d. Weiterh<strong>in</strong> hat diese Wahl zur Folge, dass die <strong>in</strong> Kapitel 2.3<br />
111
112 Anhang B: Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />
ε<br />
ε = ω<br />
ω n<br />
ω n+1<br />
g(ε)<br />
A<br />
ω n+1<br />
B<br />
ω n<br />
ω<br />
Abbildung B.1: Skizze zur Herleitung der Beziehung zwischen den Integralen ∫ dωg −1 (ω)<br />
und ∫ dεg (ε).<br />
e<strong>in</strong>geführten Hüpfenergien t n wie Λ −n abfallen [7], was für die Aufstellung der gesuchten<br />
Renormierungsgruppen-Transformation sehr praktisch ist. Da<strong>mit</strong> erhält man folgende<br />
Gleichung für g −1 :<br />
g −1 (ω) = 1 ∫ω n<br />
±<br />
πh ± n 2 dω ′ ∆ ( ω ′) − ω n ± .<br />
(B.5)<br />
ω<br />
Nun muss noch der Zusammenhang zwischen ∫ dωg −1 (ω) und ∫ dεg (ε) hergestellt werden.<br />
Hierzu hilft e<strong>in</strong> Blick auf Abbildung B.1. Demnach gilt – zunächst nur für Intervalle I + n –<br />
ω 2 n+1 + A + B = ω 2 n .<br />
Die Flächen A und B aus Abbildung B.1 s<strong>in</strong>d hierbei gegeben durch die Integrale<br />
Partielle Integration von B liefert<br />
A =<br />
B =<br />
∫ω n<br />
ω n+1<br />
dεg (ε)<br />
∫<br />
ω n<br />
ω n+1<br />
dωg −1 (ω) .<br />
B = [ ωg −1 (ω) ] ∫+,n<br />
ω n<br />
ω n+1<br />
− dω<br />
( dg −1 (ω)<br />
dω<br />
)<br />
ω .<br />
(B.6)<br />
(B.7)<br />
(B.8)<br />
Für die Ableitung von g −1 kann man wieder Gleichung (B.3) e<strong>in</strong>setzen. Da<strong>mit</strong> erhält man<br />
schließlich die gesuchte Gleichung für die ξ ± n :<br />
1<br />
d ± n<br />
∫±,n<br />
dεg (ε) = 1<br />
∫ ±,n<br />
dω∆ (ω)ω<br />
d ± n πh ± n 2 , (B.9)
B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette 113<br />
die allgeme<strong>in</strong> gültig ist, da die obige Argumentation für die Intervalle In − vollkommen<br />
analog ist. Setzt man nun noch die Def<strong>in</strong>ition der h ± 2 n e<strong>in</strong>, erhält man Gleichung (2.21)<br />
aus Kapitel 2.2.1. Neben der oben gezeigten Herleitung ist es natürlich auch möglich, das<br />
Integral B direkt aus Gleichung (B.5) zu berechnen. Hierzu muss man die Identität<br />
∫ω n<br />
+<br />
ω + n+1<br />
⎛<br />
∫<br />
⎜<br />
dω ⎝<br />
ω + n<br />
ω<br />
dω ′ ∆ ( ω ′) ⎞<br />
⎟<br />
⎠ = −<br />
∫ω n<br />
+<br />
ω + n+1<br />
⎛<br />
∫<br />
⎜<br />
dω∆ (ω) ω − ⎝<br />
e<strong>in</strong>setzen. Auch so erhält man das korrekte Ergebnis (2.21).<br />
B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette<br />
ω + n<br />
ω<br />
dω ′ ∆ ( ω ′) ⎞<br />
⎟<br />
⎠ ω + n+1<br />
(B.10)<br />
Die Transformationskoeffizienten, die Hüpfenergien und die On-Site-Energien der Abbildung<br />
auf die halbunendliche Kette (Kapitel 2.3) erhält man aus e<strong>in</strong>em Koeffizientenvergleich,<br />
<strong>in</strong>dem man die Gleichheit der beiden Formen des Anderson-Modells (2.29) und<br />
(2.30) fordert und die Transformationen (2.31) ausnutzt:<br />
1<br />
2<br />
(<br />
1 + Λ<br />
−1 ) ∑ ( )<br />
Λ −n ω u a † nσ a nσ + ω l b † nσ b nσ<br />
n,σ<br />
!<br />
=<br />
∞∑<br />
n=0,σ<br />
Die Startwerte der Iteration s<strong>in</strong>d natürlich (siehe z.B. [4])<br />
(<br />
) ]<br />
[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />
u 0n = 1 √<br />
ξ0<br />
k + n , v 0n = 1 √<br />
ξ0<br />
k − n ,<br />
(B.11)<br />
t −1 =<br />
√<br />
ξ0<br />
π , ε −1 ≡ ε f . (B.12)<br />
Als nächstes setzt man die Transformation (2.31) für die Vernichtungsoperatoren auf der<br />
l<strong>in</strong>ken Seite von (B.11) e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Koeffizientenvergleich bezüglich der Operatoren c nσ führt<br />
schließlich auf Gleichungen, die die Berechnung der benötigten Größen ermöglichen.<br />
m > 0:<br />
m = 1:<br />
m = 0:<br />
∞∑<br />
n=0,σ<br />
∞∑<br />
n=0,σ<br />
∞∑<br />
n=0,σ<br />
(<br />
)<br />
ξ n + u 0n a † nσ + ξn − v 0n b † !<br />
nσ = ∑ σ<br />
(<br />
)<br />
ξ n + u 1na † nσ + ξ− n v 1nb † !<br />
nσ = ∑ σ<br />
(<br />
)<br />
ξ n + u mna † nσ + ξ− n v mnb † !<br />
nσ = ∑ σ<br />
( )<br />
ε 0 c † 0σ + t 0c † 1σ<br />
(<br />
)<br />
ε 1 c † 1σ + t 0c † 0σ + t 1c † 2σ<br />
(<br />
)<br />
ε m c † mσ + t m−1c † m−1σ + t mc † m+1σ<br />
(B.13)
114 Anhang B: Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />
Bildet man nun für m = 0 den Antikommutator <strong>mit</strong> c 0σ , so erhält man ε 0 . Der Antikommutator<br />
<strong>mit</strong> c 1σ h<strong>in</strong>gegen ergibt t 0 . Auflösen der Gleichung für m = 0 nach c † 1σ und<br />
E<strong>in</strong>setzen der Transformationsgleichung (2.32) für c † 1σ und c† 0σ liefert letztlich u 1n und<br />
v 1n durch e<strong>in</strong>en erneuten Koeffizientenvergleich. Analoges Vorgehen für m > 0 ergibt die<br />
allgeme<strong>in</strong>en Iterationsgleichungen, die nun vollständig angegeben werden.<br />
t 2 0 = ∑ (<br />
)<br />
ξ n<br />
+ 2 u<br />
2<br />
0n + ξn<br />
− 2 v<br />
2<br />
0n − ε 2 0<br />
n<br />
ε 0 = ∑ (<br />
ξ<br />
+<br />
n u 2 0n + ξn − v0n)<br />
2<br />
n<br />
u 1n = 1 t 0<br />
u 0n<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n − ε 0<br />
)<br />
v 1n = 1 t 0<br />
v 0n<br />
(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε 0<br />
)<br />
(B.14)<br />
t 2 m = ∑ n<br />
= ∑ n<br />
[(<br />
)<br />
ξ n<br />
+ 2 u<br />
2<br />
0n + ξn<br />
− 2 (<br />
v<br />
2<br />
0n − t m−1 ξ<br />
+<br />
n u m−1n u mn + ξn − v ) ]<br />
m−1nv mn − ε 2 m<br />
{ [(ξ<br />
+<br />
n − ε m<br />
)<br />
umn − t m−1 u m−1n<br />
] 2 +<br />
[(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε m<br />
)<br />
vmn − t m−1 v m−1n<br />
] 2<br />
}<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n u 2 mn + ξ− n v2 mn)<br />
ε m = ∑ n<br />
u m+1 = 1<br />
t m<br />
[<br />
umn<br />
(<br />
ξ<br />
+<br />
n − ε m<br />
)<br />
− tm−1 u m−1n<br />
]<br />
v m+1 = 1<br />
t m<br />
[<br />
vmn<br />
(<br />
ξ<br />
−<br />
n − ε m<br />
)<br />
− tm−1 v m−1n<br />
]<br />
(B.15)<br />
Hier sei angemerkt, dass die zweite Gleichung für t 2 m <strong>in</strong> (B.15) numerisch unproblematischer<br />
ist als die erste, da sie immer e<strong>in</strong>en positiven Wert liefert. Man erhält sie, wenn<br />
man den Antikommutator von (B.13) und c † m+1σ<br />
nicht direkt auswertet, sondern für alle<br />
auftretenden c-Operatoren (2.32) e<strong>in</strong>setzt und dann den Antikommutator bestimmt.<br />
Die erste Gleichung führt zum Zusammenbruch der Iteration, wenn sie durch die endliche<br />
Genauigkeit e<strong>in</strong>en negativen Wert für t 2 m ergibt.<br />
B.3 Wellenpakete<br />
Krishna-murthy et al. [18] orientieren sich bei der Diskussion <strong>in</strong> Kapitel 2.3 an folgenden<br />
Grundvorstellungen. Zunächst vere<strong>in</strong>fachen sie das Anderson-Modell dadurch, dass<br />
sie es als isotrop annehmen, genauer, dass die Fermioberfläche vollständig <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
e<strong>in</strong>zelnen isotropen Leitungsbandes <strong>mit</strong> Bandkanten −D und D liegt, und dass die Hybridisierung<br />
nur von ∣ ∣ k<br />
∣ ∣ nicht aber von der Richtung von<br />
−→ k abhängen soll. Diese Forderungen<br />
führen dazu, dass unter Verwendung von sphärischen Wellen, zentriert an der Störstelle,<br />
als Basissatz für die Leitungsbandzustände die Störstelle nur an s-Wellen koppelt. Da<strong>mit</strong><br />
konnten sie auf Basis der Erkenntnisse über e<strong>in</strong>dimensionale ebene Wellenpakete e<strong>in</strong>ige
B.3 Wellenpakete 115<br />
Eigenschaften der Wellenfunktionen des Leitungsbandes herleiten. Die nun folgende Diskussion<br />
orientiert sich an der Darstellung <strong>in</strong> [8], ähnliche Darstellungen f<strong>in</strong>den sich aber<br />
sicherlich <strong>in</strong> jedem ausführlichen Buch über Quantenmechanik.<br />
E<strong>in</strong> Wellenpaket aus ebenen Wellen ist folgendermaßen def<strong>in</strong>iert:<br />
∫<br />
Ψ (r,t = 0) = d 3 k g (k) e ikr .<br />
(B.16)<br />
Da das gesamte Problem isotrop se<strong>in</strong> soll und nur s-Wellen von Interesse s<strong>in</strong>d, kann man<br />
folgende Vere<strong>in</strong>fachungen vornehmen:<br />
kr = kr und<br />
g (k) = g (k) .<br />
Man kann das Wellenpaket also auf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>dimensionales Problem vere<strong>in</strong>fachen:<br />
∫<br />
Ψ (r,t = 0) = dk g (k) e ikr .<br />
(B.17)<br />
(B.18)<br />
Wichtig bei der Bestimmung des Maximums der Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist nun die<br />
Form der Gewichtungsfunktion g (k). Man schreibt sie <strong>in</strong> der Polardarstellung<br />
g (k) = ∣ ∣ g (k)<br />
∣ ∣e iα(k) .<br />
(B.19)<br />
Ist das Intervall, <strong>in</strong> dem g (k) ungleich null ist, kle<strong>in</strong> genug und g h<strong>in</strong>reichend regulär, kann<br />
man g <strong>mit</strong>tels Taylor-Entwicklung um den Schwerpunkt k 0 der Gewichtungsfunktion g (k)<br />
l<strong>in</strong>earisieren und erhält für das Argument<br />
[ ] dα<br />
α (k) = α(k 0 ) + (k − k 0 ) .<br />
(B.20)<br />
dk<br />
k=k 0<br />
E<strong>in</strong>gesetzt <strong>in</strong> Gleichung (B.18) f<strong>in</strong>det man die Lage des Schwerpunkts des Wellenpakets<br />
bei<br />
[ ] dα<br />
r m (t = 0) =<br />
(B.21)<br />
dk<br />
k=k 0<br />
.<br />
Ob das Maximum des Wellenpakets im Ursprung, also bei der Störstelle, liegt, hängt zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal davon ab, ob die Gewichtungsfunktion g e<strong>in</strong>en Imag<strong>in</strong>ärteil hat. Bei der<br />
Transformation des Anderson-Modells (1.3) auf die Sternform (2.29) ist das sicherlich für<br />
alle Terme <strong>mit</strong> p ≠ 0 der Fall, da es sich ja um e<strong>in</strong>e Fourier-Entwicklung handelt. Dies<br />
beweist die Aussage, dass nur die Zustände <strong>mit</strong> p = 0 an der Störstelle lokalisiert s<strong>in</strong>d. Bei<br />
der Abbildung auf die halbunendliche Kette h<strong>in</strong>gegen wurden reelle Transformationskoeffizienten<br />
verwendet und so<strong>mit</strong> ist der Imag<strong>in</strong>ärteil von g (k) null und alle resultierenden<br />
Wellenpakete s<strong>in</strong>d an der Störstelle lokalisiert.
Anhang C<br />
Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
C.1 Details der iterativen Diagonalisierung<br />
In diesem Anhang soll die iterative Diagonalisierung detaillierter als im Haupttext besprochen<br />
werden, um die Darstellung der Numerischen Renormierungsgruppen-Methode<br />
<strong>in</strong> dieser Arbeit zu vervollständigen. Die im Folgenden gezeigte Vorgehensweise ist abgesehen<br />
von e<strong>in</strong>igen Formulierungen und Erläuterungen analog zu [4] und [18].<br />
Bevor man <strong>mit</strong> der Diagonalisierung beg<strong>in</strong>nen kann, benötigt man e<strong>in</strong>e geeignete Konstruktionsvorschrift<br />
für die Basis des jeweiligen Hilbertraums. Um die später zu diagonalisierenden<br />
Matrizen kle<strong>in</strong> zu halten, charakterisiert man die Basiszustände anhand von<br />
geeigneten Erhaltungsgrößen des Hamilton-Operators (3.1). Diese s<strong>in</strong>d analog zu [18] die<br />
Ladung ˆQ N = ˆN − N+2<br />
2<br />
– hier ist ˆN der Operator der Gesamtteilchenzahl – der Gesamtsp<strong>in</strong><br />
Ŝ2 und die z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s Ŝz. Es werden also die Eigenzustände von<br />
H N so berechnet, dass sie auch gleichzeitig Eigenzustände von ˆQ, Ŝ2 und Ŝz s<strong>in</strong>d.<br />
Ausgangspunkt der iterativen Diagonalisierung ist der Störstellenanteil des Anderson-<br />
Hamilton-Operators H SIAM , der gleich H −1 ist.<br />
]<br />
H −1 = Λ −1 H imp = Λ −1 [ ∑<br />
σ<br />
ε −1 c † −1σ c −1σ + Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓<br />
(C.1)<br />
E<strong>in</strong>e Basis, die H −1 diagonalisiert, ist leicht gefunden, die Störstelle kann unbesetzt oder<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em beziehungsweise zwei Fermionen besetzt se<strong>in</strong>. Daher s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />
Basiszustände:<br />
〉 ∣<br />
∣ 0 = ∣Q = −1,S = 0,Sz = 0 〉 −1<br />
c † 〉 ∣<br />
∣<br />
−1σ 0 = ∣0,<br />
1<br />
2 ,σ〉 −1<br />
〉 ∣<br />
∣ 0 = ∣1,0,0<br />
〉−1 . (C.2)<br />
c † −1↑ c† −1↓<br />
Die Indizes ∣ ∣ ...<br />
〉N der Eigenzustände geben an, auf welchen Hamilton-Operator H N beziehungsweise<br />
Iterationsschritt N der NRG sich ihre Quantenzahlen beziehen. Bei der Berechnung<br />
von Matrixelementen wird nur e<strong>in</strong> solcher Index angegeben, da ke<strong>in</strong>e Matrixelemente<br />
zwischen Zuständen aus verschiedenen Iterationsschritten auftreten. Die entsprechende<br />
117
118 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
Schreibweise ist also 〈 ... ∣ ∣O ∣ ∣... 〉 N . Die Eigenenergien von H −1 s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> den Zuständen<br />
(C.2) ganz offensichtlich:<br />
E −1 (−1,0,0) = 0<br />
E −1<br />
(<br />
0, 1 2 ,σ )<br />
= Λ −1 ε −1<br />
E −1 (1,0,0) = Λ −1 (2ε −1 + U)<br />
(C.3)<br />
Nun wird e<strong>in</strong> Platz zur Kette h<strong>in</strong>zugefügt, so dass folgender Hamilton-Operator diagonalisiert<br />
werden muss:<br />
H 0 = √ ΛH −1 + ∑ (<br />
)]<br />
[ε 0 c † 0σ c 0σ + t −1 c † −1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ . (C.4)<br />
σ<br />
Als Basis des zugehörigen Hilbertraums kann man folgenden Satz von Zuständen aus der<br />
Basis von H −1 konstruieren:<br />
{ ∣∣<br />
Q,S,S z<br />
〉<br />
−1<br />
}<br />
⊗ {∣ ∣0 〉 , ∣ ∣ ↑ 〉 , ∣ ∣ ↓ 〉 , ∣ ∣ ↑↓ 〉} 0 .<br />
(C.5)<br />
Daraus müssen nun orthonormierte Basiszustände <strong>mit</strong> den Quantenzahlen Q, S und S z<br />
von H 0 konstruiert werden, bevor <strong>mit</strong> der Diagonalisierung fortgefahren werden kann.<br />
Dies wird nun für den allgeme<strong>in</strong>en Fall diskutiert. Sei also der Operator H N bereits diagonalisiert<br />
und se<strong>in</strong>e Basis sei<br />
{∣ ∣ w 〉 } {∣<br />
N = ∣ Q,S,S z ,r 〉 N<br />
}<br />
, (C.6)<br />
wobei w e<strong>in</strong> Index ist, der die Eigenzustände von 1 bis zur Dimension des Hilbert-Raums<br />
von H N durchnummeriert; der Index r steht für weitere Dimensionen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
{Q,S,S z }-Unterraums. Die Basis für den neu h<strong>in</strong>zugefügten Platz der Kette ist vierdimensional:<br />
{∣ ∣i<br />
〉}<br />
=<br />
{∣ ∣0<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↑<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↓<br />
〉<br />
,<br />
∣ ∣ ↑↓<br />
〉}<br />
, i = 1,2,3,4 . (C.7)<br />
Die neue Basis für H N+1 ist da<strong>mit</strong>:<br />
{ ∣∣<br />
w,i 〉 N+1}<br />
= {∣ ∣w 〉 N ⊗ ∣ ∣i 〉} =<br />
{ ∣∣Q,S,Sz<br />
= ,r;0 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↑ 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↓ 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↑↓ 〉 }<br />
.<br />
N+1<br />
(C.8)<br />
In dieser Darstellung beziehen sich die dem Index w entsprechenden Quantenzahlen<br />
{Q,S,S z ,r} auf das System H N und geben nicht die Quantenzahlen der Basiszustände<br />
des Systems H N+1 wieder. Aus den Zuständen ∣ w,i müssen also zuerst die passenden<br />
L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen gebildet werden, so dass sie dann Eigenzustände von<br />
〉N+1<br />
Ladung
C.1 Details der iterativen Diagonalisierung 119<br />
und Sp<strong>in</strong> von H N+1 s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig sollen sie noch orthonormiert se<strong>in</strong>. Mit diesen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen erhält man leicht die folgende Konstruktionsvorschrift:<br />
∣ Q,S,Sz ,r;1 〉 N+1 = ∣ Q + 1,S,Sz ,r;0 〉 N+1<br />
∣<br />
∣Q,S,S z ,r;2 〉 N+1 = a∣ ∣Q,S − 1 2 ,S z − 1 2 ,r; ↑ 〉 N+1 + b∣ ∣Q,S − 1 2 ,S z + 1 2 ,r; ↓ 〉 N+1<br />
∣ Q,S,Sz ,r;3 〉 N+1 = c∣ ∣<br />
1 Q,S +<br />
2 ,S z − 1 2 ,r; ↑ 〉 N+1 + d∣ ∣<br />
1 Q,S +<br />
2 ,S z + 1 2 ,r; ↓ 〉 N+1<br />
∣ Q,S,Sz ,r;4 〉 N+1 = ∣ Q − 1,S,Sz ,r; ↑↓ 〉 N+1 .<br />
(C.9)<br />
Hier s<strong>in</strong>d nun Q, S und S z tatsächlich die Quantenzahlen des neuen Systems <strong>mit</strong> dem<br />
Hamilton-Operator H N+1 . Da die Hamilton-Operatoren H N <strong>mit</strong> Ladung, Gesamtsp<strong>in</strong> und<br />
dessen z-Komponente vertauschen, ist H N+1 <strong>in</strong> der Basis (C.9) auf jeden Fall blockdiagonal.<br />
Das heißt, dass es ke<strong>in</strong>e Matrixelemente zwischen Unterräumen <strong>mit</strong> verschiedenem<br />
Q, S oder S z gibt. Die Vorfaktoren a, b, c und d werden so bestimmt, dass die neuen<br />
Basisvektoren e<strong>in</strong> Orthonormalsystem bilden.<br />
√ √<br />
S + Sz S −<br />
a =<br />
2S<br />
, b = Sz<br />
,<br />
2S<br />
√ √<br />
S − Sz + 1 S +<br />
c =<br />
2S + 2 , d = Sz + 1<br />
(C.10)<br />
2S + 2<br />
In dieser Basis müssen nun die Matrixelemente von H N+1 berechnet werden. Sie werden<br />
anschließend zur Diagonalisierung genutzt. Hier erkennt man den Vorteil der so konstruierten<br />
Basiszustände. Der erste und zweite Summand <strong>in</strong> Gleichung (C.11) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Basis<br />
(C.9) nämlich schon diagonal und die Matrixelemente des ersten Summanden ergeben sich<br />
sofort aus den Eigenenergien von H N . Auch die Matrixelemente des zweiten Summanden<br />
lassen sich leicht bestimmen, so dass nur noch die Matrixelemente des dritten Summanden,<br />
des Kopplungsterms, etwas mühsamer zu berechnen s<strong>in</strong>d. Die gesuchten Matrixelemente<br />
s<strong>in</strong>d von der Form<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣ HN+1<br />
∣ ∣Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 N+1 =<br />
= √ Λ 〈 Q,S,S z ,r;i ∣ ∣<br />
∣H N Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 N+1<br />
+ Λ N 〈<br />
2 Q,S,Sz ,r;i ∣ ∑ ε N+1 c † N+1σ c ∣<br />
N+1σ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 N+1<br />
σ<br />
〈<br />
+ Λ N 2 Q,S,Sz ,r;i ∣ ∑ σ<br />
t N<br />
(c † Nσ c N+1σ + c † N+1σ c Nσ) ∣∣Q,S,Sz<br />
,r ′ ;j 〉 N+1 . (C.11)<br />
Der erste Summand liefert folgende Energien:<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣H N<br />
∣ ∣ Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 N+1 = ⎧⎪ ⎨<br />
⎪ ⎩<br />
E N (Q + 1,S,r) δ rr ′ i = j = 1<br />
E N<br />
(<br />
Q,S −<br />
1<br />
2 ,r) δ rr ′ i = j = 2<br />
E N<br />
(<br />
Q,S +<br />
1<br />
2 ,r) δ rr ′ i = j = 3<br />
E N (Q − 1,S,r) δ rr ′ i = j = 4 .<br />
(C.12)
120 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
S ↓ σ →<br />
1<br />
2<br />
− 1 2<br />
S ′ + 1 2<br />
√<br />
S ′ +S z+ 1 2<br />
2S ′ +1<br />
√<br />
S ′ −S z+ 1 2<br />
2S ′ +1<br />
S ′ − 1 2<br />
−√<br />
S ′ −S z+ 1 2<br />
2S ′ +1<br />
√<br />
S ′ +S z+ 1 2<br />
2S ′ +1<br />
Tabelle C.1: Clebsch-Gordon-Koeffizienten 〈 S ′ ,S ′ z, 1 2 ,σ∣ ∣ S,Sz<br />
〉<br />
.<br />
Der zweite Summand trägt folgende Matrixelemente bei:<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣ ∑ σ<br />
0 j = 1<br />
⎧⎪<br />
ε N+1 c † N+1σ c ∣<br />
N+1σ∣Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 ⎨<br />
N+1 = ε N+1 δ rr ′ i = j = 2<br />
ε N+1 δ rr ′ i = j = 3<br />
⎪ ⎩<br />
2ε N+1 δ rr ′ i = j = 4 .<br />
(C.13)<br />
Wie bereits erwähnt, erfordern die Beiträge des dritten Summanden e<strong>in</strong>en etwas größeren<br />
Aufwand:<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;i ∣ c<br />
†<br />
Nσ c N+1σ + c † N+1σ c ∣<br />
Nσ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 i,j = 1,2,3,4 .<br />
N+1 (C.14)<br />
Aufgrund der speziellen Wahl der Basis s<strong>in</strong>d sie aber reell, so dass es wegen<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;i ∣ c<br />
†<br />
∣ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 = 〈 Q,S,S z ,r ′ ;j ∣ c<br />
†<br />
∣ Q,S,Sz ,r;i 〉<br />
Nσ c N+1σ<br />
N+1σ c Nσ<br />
(C.15)<br />
genügt, e<strong>in</strong>en dieser beiden Werte zu berechnen. Schließlich lässt sich auch das Wigner-<br />
Eckart-Theorem [19] anwenden, da man die Operatoren c (†)<br />
Nσ<br />
als Komponenten e<strong>in</strong>es Tensors<br />
-ter Stufe auffassen kann. Angewandt auf den vorliegenden Fall lautet es (vergleiche [4]):<br />
1<br />
2<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r ∣ ∣ c<br />
†<br />
Nσ<br />
∣ Q ′ ,S ′ ,S z,r ′ ′〉 N = 〈 Q,S,r ∣ ∣ c<br />
† ∣ ∣ Q ′ ,S ′ ,r ′〉 N〈<br />
S ′ ,S z, ′ 1 2 ,σ∣ 〉<br />
∣ S,Sz . (C.16)<br />
Der erste Faktor auf der rechten Seite von (C.16) ist e<strong>in</strong> sogenanntes reduziertes Matrixelement,<br />
das nicht mehr von S z abhängt; der zweite Faktor ist e<strong>in</strong> Clebsch-Gordon-Koeffizient<br />
für die Addition e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>- 1 2 zu e<strong>in</strong>em System <strong>mit</strong> Gesamtsp<strong>in</strong> S′ . Alle benötigten Clebsch-<br />
Gordon-Koeffizienten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle C.1 zusammengefasst. Da<strong>mit</strong> lassen sich die benötigten<br />
Matrixelemente leicht berechnen. Im Folgenden werden nur die nichtverschw<strong>in</strong>denden<br />
Elemente angegeben:<br />
∑〈 Q,S,Sz ,r;1 ∣ c<br />
†<br />
σ<br />
∑〈 Q,S,Sz ,r;1 ∣ c<br />
†<br />
σ<br />
Nσ c N+1σ<br />
Nσ c N+1σ<br />
N<br />
∣ Q,S,Sz ,r ′ ;2 〉 N+1 = 〈 Q + 1,S,r ∣ ∣ c<br />
†<br />
∣ ∣ 1<br />
N Q,S −<br />
2 ,r′〉 N ≡ a<br />
∣ Q,S,Sz ,r ′ ;3 〉 N+1 = 〈 Q + 1,S,r ∣ ∣ c<br />
†<br />
∣ ∣ 1<br />
N Q,S +<br />
2 ,r′〉 N ≡ b
C.1 Details der iterativen Diagonalisierung 121<br />
∑<br />
σ<br />
∑<br />
σ<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;2 ∣ ∣c † Nσ c N+1σ∣<br />
∣Q,S,S z ,r ′ ;4 〉 N+1 =<br />
〈<br />
Q,S,Sz ,r;3 ∣ ∣c † Nσ c N+1σ∣<br />
∣Q,S,S z ,r ′ ;4 〉 N+1 =<br />
√<br />
2S 〈 1<br />
= Q,S −<br />
2S + 1 2 ,r∣ ∣ ∣ ∣c † ∣ ∣ N<br />
∣Q − 1,S,r ′〉 N ≡ c<br />
√<br />
2S + 2 〈 1<br />
= − Q,S +<br />
2S + 1 2 ,r∣ ∣ ∣ c<br />
†<br />
∣ ∣ N Q − 1,S,r<br />
′ 〉 N ≡ d . (C.17)<br />
Mit diesen Ergebnissen kann man jetzt beg<strong>in</strong>nen, sich e<strong>in</strong> Bild der zu diagonalisierenden<br />
Matrix zu machen. Hier ist zunächst die schon erwähnte blockdiagonale Form zu bedenken,<br />
wodurch nur Matrixelemente <strong>mit</strong> Q = Q ′ , S = S ′ und S z = S z ′ berücksichtigt werden<br />
müssen. Am besten beg<strong>in</strong>nt man dabei <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Ausschnitt der vollen Matrix, <strong>in</strong><br />
dem Q, S, S z , r und r ′ festgelegt und so<strong>mit</strong> i und j die verbleibenden Indizes s<strong>in</strong>d.<br />
⎛<br />
B 1 ≡ √ Λ⎜<br />
⎝<br />
B 2 ≡ Λ N 2<br />
B 3 ≡ Λ N 2<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
E N,Q+1,S,r δ rr ′ 0 0 0<br />
0 E N,Q,S−<br />
1<br />
2 ,r δ rr ′ 0 0<br />
0 0 E N,Q,S+<br />
1<br />
2 ,r δ rr ′ 0<br />
0 0 0 E N,Q−1,S,r δ rr ′<br />
0 0 0 0<br />
0 ε N+1 δ rr ′ 0 0<br />
0 0 ε N+1 δ rr ′ 0<br />
0 0 0 2ε N+1 δ rr ′<br />
0 t N a t N b 0<br />
t N a 0 0 t N c<br />
t N b 0 0 t N d<br />
0 t N c t N d 0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(C.18)<br />
Die drei Matrizen B 1 , B 2 und B 3 enthalten die Beiträge der drei Summanden aus Gleichung<br />
(C.11). Mit A r,r ′ ≡ B 1 + B 2 + B 3 kann man nun den nächstgrößeren Ausschnitt der<br />
Hamilton-Matrix aufbauen, für den nur noch Q, S und S z festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />
⎛<br />
⎞<br />
A 1,1 A 1,2 ... A 1,rmax<br />
H Q,S,Sz ≡<br />
A 2,1 A 2,2 .<br />
⎜<br />
⎝<br />
.<br />
. ..<br />
⎟ (C.19)<br />
⎠<br />
A rmax,1 ... A rmax,r max<br />
Die gesamte Hamilton-Matrix H N+1 ist aus Blöcken der Form (C.19) aufgebaut und hängt<br />
nicht mehr von S z ab:<br />
⎛<br />
⎞<br />
H Qm<strong>in</strong> ,S,S z<br />
0 ... 0<br />
.<br />
H N+1 =<br />
0 .. .<br />
⎜<br />
⎟ (C.20)<br />
⎝ .<br />
⎠<br />
0 ... H Qmax,S,S z
122 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
Die Diagonalisierung erfolgt numerisch. Sie liefert die Eigenenergien E N+1 sowie die zugehörigen<br />
Eigenvektoren, die wiederum e<strong>in</strong>e unitäre Transformation der Form (3.7) liefern<br />
(siehe [4]):<br />
∣ Q,S,Sz ,w 〉 N+1 = ∑ U Q,S (w,ri) ∣ Q,S,Sz ,r,i 〉 N+1 . (C.21)<br />
r,i<br />
Diese bildet die Basis (C.9) auf die Basis der Eigenzustände von H N+1 ab, deren Form<br />
Gleichung (C.6) entspricht. Außerdem ermöglicht sie die Bestimmung der reduzierten Matrixelemente<br />
für den folgenden Iterationsschritt über den Zusammenhang (siehe wieder<br />
[4]):<br />
〈 ∣∣ Q,S,w c † ∣<br />
N+1∣ ∣ ∣Q ′ ,S ′ ,w ′〉 N+1 =<br />
= ∑ [<br />
(<br />
U QS (w,rk) U Q ′ S ′ w ′ ,r1 ) ± 2S′ + 1<br />
2S + 1 U (<br />
QS (w,r4) U Q ′ S ′ w ′ ,rk′ )] (C.22)<br />
r<br />
Hierbei gelten die folgenden Bed<strong>in</strong>gungen:<br />
S = S ′ + 1 2 ⇒ „ + “ und k = 2, k′ = 3<br />
S = S ′ − 1 2 ⇒ „ − “ und k = 3, k′ = 2 .<br />
(C.23)<br />
Um nun die iterative Diagonalisierung <strong>mit</strong> Hilfe des Computers durchführen zu können,<br />
muss man nur noch die reduzierten Matrixelemente für N = −1 kennen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [4]<br />
angegeben:<br />
〈 ∣∣ − 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ 〉<br />
−1 − 1,0<br />
−1 = 0 〈 0, 1 ∣ ∣ 2 c<br />
†<br />
∣ ∣ −1 − 1,0<br />
〉−1 = 1 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ −1 − 1,0<br />
〈 ∣∣ 〉−1 = 0<br />
− 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ 〉<br />
−1 0,<br />
1<br />
2 −1 = 0 〈 0,<br />
1∣ ∣ 2 c<br />
†<br />
∣ ∣ −1 0,<br />
1<br />
2<br />
〉−1 = 0 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ 〉<br />
−1 0,<br />
1<br />
2<br />
= −√ 2<br />
〈 ∣∣ − 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ −1 1,0<br />
〉−1 = 0 〈 0,<br />
1∣ ∣ 2 c<br />
†<br />
∣ ∣ −1 1,0<br />
〉−1 = 0 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />
∣ ∣ −1 1,0<br />
〉−1 = 0 .<br />
(C.24)<br />
C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation<br />
Bei der Berechnung der thermodynamischen Größen müssen häufig Ableitungen berechnet<br />
werden. Auch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K wird <strong>mit</strong>tels e<strong>in</strong>er Wendepunktanalyse bestimmt,<br />
die die Kenntnis der zweiten Ableitung der Entropie nach der Temperatur voraussetzt. Die<br />
Berechnung des Wilson-Verhältnisses R erfordert sogar e<strong>in</strong>e Interpolation der Datensätze<br />
von magnetischer Suszeptibilität und Koeffizient der spezifischen Wärme, um Wertepaare<br />
bei geme<strong>in</strong>samen Temperaturen zu erhalten. Daher wird <strong>in</strong> diesem Kapitel die Lagrange-<br />
Interpolation vorgestellt, die auch zur numerischen Ableitung führt. Dabei folgt die hier<br />
gegebene E<strong>in</strong>führung der sehr ausführlichen Darstellung <strong>in</strong> [23]. Diese Werkzeuge werden<br />
anschließend auf die <strong>in</strong> dieser Arbeit auftretenden Probleme angewendet. Auch die Schwächen<br />
numerischer Differentiation werden diskutiert.
C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation 123<br />
C.2.1<br />
Lagrange-Interpolation<br />
Gegeben seien n+1 diskrete, paarweise verschiedene Stützstellen (x i ,y i ) <strong>mit</strong> i = 0,1,... ,n<br />
e<strong>in</strong>er Funktion f (x) <strong>mit</strong> f (x i ) = y i . Gesucht ist hierzu e<strong>in</strong> Polynom n-ten Grades<br />
P n (x) = a 0 + a 1 x + ... + a n x n<br />
(C.25)<br />
<strong>mit</strong> der Eigenschaft<br />
P n (x i ) = y i ,<br />
(C.26)<br />
das e<strong>in</strong>e Näherung der Funktion f darstellt. E<strong>in</strong> Polynom <strong>mit</strong> den gewünschten Merkmalen<br />
ist gegeben durch<br />
P n (x) ≡<br />
L i (x) ≡<br />
n∑<br />
y i L i (x)<br />
i=0<br />
n∏<br />
j=0<br />
j≠i<br />
L i (x k ) = δ ik .<br />
x − x j<br />
x i − x j<br />
(C.27)<br />
(C.28)<br />
(C.29)<br />
Wie sich leicht zeigen lässt (siehe [23]), existiert zu den Stützstellen (x i ,y i ) genau e<strong>in</strong> solches<br />
Polynom. Zur Herleitung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Algorithmus, der das Interpolationspolynom<br />
P n (x) berechnet, müssen die Funktionen L i (x) etwas umgeformt werden:<br />
⎞<br />
L i (x) =<br />
n∏<br />
j=0<br />
j≠i<br />
x − x j<br />
= 1<br />
x i − x j<br />
⎛<br />
⎝ 1<br />
x − x i<br />
∏ n<br />
j=0<br />
j≠i<br />
(x i − x j ) ⎠<br />
n∏<br />
(x − x k ) . (C.30)<br />
k=0<br />
Hier<strong>mit</strong> def<strong>in</strong>iert man<br />
λ i ≡<br />
n∏<br />
j=0<br />
j≠i<br />
1<br />
x i − x j<br />
µ i ≡ λ i<br />
x − x i<br />
<strong>mit</strong> i = 0,1,... ,n .<br />
(C.31)<br />
(C.32)<br />
Unter Verwendung dieser Def<strong>in</strong>itionen wird das Interpolationspolynom (C.27) zu<br />
( n∑<br />
)<br />
∏ n<br />
P n (x) = µ i y i (x − x k ) . (C.33)<br />
i=0<br />
Wählt man y i = 1 für alle i, so f<strong>in</strong>det man folgende allgeme<strong>in</strong> gültige Identität, da die µ i<br />
ja nicht von der Wahl der y i abhängen,<br />
n∏<br />
(x − x k ) =<br />
k=0<br />
k=0<br />
1<br />
∑ n<br />
i=0 µ i<br />
, (C.34)
124 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
und erhält letztlich für das Interpolationspolynom<br />
P n (x) =<br />
∑ n<br />
i=0 µ iy i<br />
∑ n<br />
i=0 µ i<br />
. (C.35)<br />
Gleichung (C.35) heißt auch „baryzentrische Formel der Lagrange-Interpolation“. Zur Herleitung<br />
des gesuchten Algorithmus, der auf e<strong>in</strong>fache Weise die Koeffizienten λ i berechnet,<br />
muss man nur noch wissen, wie sich die λ i verändern, wenn e<strong>in</strong>e neue Stützstelle<br />
(x n+1 ,y n+1 ) h<strong>in</strong>zugefügt wird. Hierzu benötigt man die leicht zu beweisende Beziehung<br />
(siehe wieder [23])<br />
n∑<br />
λ i = 0 für n 1 .<br />
(C.36)<br />
i=0<br />
Der Satz der λ i für n + 1 Stützstellen wird im folgenden <strong>mit</strong> λ (n)<br />
i<br />
bezeichnet, der für n + 2<br />
Stützstellen <strong>mit</strong> λ (n+1)<br />
i<br />
. Aus Gleichung (C.31) erhält man<br />
λ (n+1)<br />
i<br />
= λ (n)<br />
i<br />
1<br />
für i = 0,1,... ,n<br />
x i − x n+1<br />
(C.37)<br />
Der letzte Koeffizient λ (n+1)<br />
n+1 folgt dann aus Gleichung (C.36). Da<strong>mit</strong> lässt sich nun e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>faches Rekursionsschema aufsetzen. Man startet wegen Gleichung (C.37) <strong>mit</strong> λ (0)<br />
0 = 1.<br />
Die Rekursion für k = 1,2,... ,n ist dann<br />
λ (k)<br />
i<br />
λ (k)<br />
k<br />
1<br />
für i = 0,1,... ,k − 1<br />
x i − x k<br />
∑<br />
λ (k)<br />
i<br />
. (C.38)<br />
= λ (k−1)<br />
i<br />
k−1<br />
= −<br />
i=0<br />
Wenn alle λ (n)<br />
i<br />
berechnet s<strong>in</strong>d, kann man die µ i für e<strong>in</strong>en Interpolationswert x bestimmen<br />
und da<strong>mit</strong> den <strong>in</strong>terpolierten Wert y = P n (x). Im Fall äquidistanter Stützstellen <strong>mit</strong><br />
Abstand h, also x 1 = x 0 + h, x 2 = x 0 + 2h usw. vere<strong>in</strong>fachen sich die λ i zu<br />
( )<br />
λ i = (−1)n<br />
h n (−1) i n<br />
, (C.39)<br />
n! i<br />
wobei der erste Faktor <strong>in</strong> P n (x) herausfällt.<br />
C.2.2<br />
Anwendung der Lagrange-Interpolation: Numerische Ableitung<br />
Das im vorhergehenden Abschnitt e<strong>in</strong>geführte Interpolationspolynom (C.27) kann zur Herleitung<br />
von Regeln für die numerische Ableitung der Funktion f (x) verwendet werden,<br />
deren Näherung das Polynom ist. Hier muss vorausgesetzt werden, dass die Funktion f<br />
zum<strong>in</strong>dest n-mal stetig differenzierbar se<strong>in</strong> soll. Man nutzt folgende Form von P n (x):<br />
P n (x) =<br />
n∑ ∏<br />
y i λ i (x − x j ) . (C.40)<br />
i=0<br />
j=0<br />
j≠i
C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation 125<br />
Hieraus erhält man dann leicht für die n-te Ableitung<br />
d n P n (x)<br />
dx n =<br />
n∑<br />
y i λ i n! ≈ f (n) (x) .<br />
i=0<br />
(C.41)<br />
Dieses Verfahren f<strong>in</strong>det hauptsächlich im Fall äquidistanter Stützstellen <strong>mit</strong> Abstand h<br />
Anwendung, da <strong>in</strong> diesem Fall die gesonderte Berechnung der Faktoren λ i entfällt. Mit den<br />
λ i aus Gleichung (C.39) erhält man dann<br />
f (n) (x) ≈ 1<br />
h n<br />
n∑<br />
( )<br />
(−1) n−i n<br />
y i .<br />
i<br />
i=0<br />
(C.42)<br />
Die Stelle ξ, an der Gleichung (C.42) die Funktion f (n) (x) am besten approximiert, ist<br />
meist der Mittelpunkt der verwendeten Stützstellen. Man kann diese Näherung verbessern,<br />
<strong>in</strong>dem man f (n) (x) über die n-te Ableitung von P m (x) <strong>mit</strong> m > n berechnet.<br />
Im Falle nicht-äquidistanter Stützstellen bestimmt man die erste Ableitung am e<strong>in</strong>fachsten<br />
<strong>mit</strong>tels P 1 (x), also über e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Näherung. Das Ergebnis ist dann e<strong>in</strong>fach<br />
f ′ (x M ) ≈ y 1 − y 0<br />
x 1 − x 0<br />
<strong>mit</strong> x M = 1 2 (x 0 + x 1 ) .<br />
(C.43)<br />
Hier ist es nämlich egal, ob die Stützstellen gleiche Abstände vone<strong>in</strong>ander haben oder nicht,<br />
da ohneh<strong>in</strong> nur jeweils zwei von ihnen betrachtet werden. Bei äquidistant verteilten Stützstellen<br />
erhält man e<strong>in</strong> bis O ( h 4) korrektes Ergebnis für die erste Ableitung über P 4 (x).<br />
Man berechnet hierzu P ′ 4 (x 2), da x 2 der Mittelpunkt der fünf verwendeten Stützstellen ist:<br />
P ′ 4 (x 2 ) = 1<br />
12h (y 0 − 8y 1 + 8y 3 − y 4 ) = f ′ (x 2 ) + O ( h 4) .<br />
(C.44)<br />
C.2.3<br />
Anwendung auf die Thermodynamik des Störstellen-Anderson-<br />
Modells und Probleme<br />
Die erste Ableitung gemäß Gleichung (C.43) wird <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 zur Berechnung der<br />
Entropie aus der Freien Energie verwendet. Auch der Koeffizient der spezifischen Wärme<br />
γ wird auf diese Weise aus der Entropie bestimmt. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.3 gezeigt, ist γ<br />
durch die zweite Ableitung der Freien Energie nach der Temperatur gegeben. Da<strong>mit</strong> erhält<br />
man e<strong>in</strong>e Formel, die den Koeffizienten der spezifischen Wärme durch die Freie Energie<br />
ausdrückt:<br />
γ ( T N<br />
′ ) ∂<br />
∂T<br />
=<br />
F (N+1)<br />
SIAM<br />
( ) ∂F<br />
≈ S 1 − S 2<br />
∂T T 1 − T 2<br />
(N−1)<br />
−F N SIAM +Λ− 2 (EG,N+1 + √ ΛE G,N)<br />
T N+1 −T N−1<br />
− F (N−1)<br />
SIAM<br />
1<br />
2 [(T N+1 + T N−1 ) − (T N−1 + t N−3 )]<br />
(N−3) N−2<br />
−F SIAM +Λ− 2 (E G,N−1 + √ ΛE G,N−2)<br />
T N−1 −T N−3<br />
(C.45)
126 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
Hier ist die Temperatur T<br />
N ′ = 1 2 T N−1 + 1 4 (T N+1 + T N−3 ). Die magnetische Suszeptibilität<br />
wird vollkommen analog zur Entropie durch Ableitung des effektiven magnetischen<br />
Moments berechnet.<br />
Die Ableitung nach Gleichung (C.44) wird zur Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur verwendet.<br />
Da sich der Wertebereich der Temperatur über sehr viele Zehnerpotenzen erstreckt<br />
und T N sehr kle<strong>in</strong> wird, wird die Entropie auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala differenziert.<br />
Statt nach T wird nach dem Zehnerlogarithmus der Temperatur log (T) abgeleitet. Das<br />
bedeutet<br />
∂S<br />
∂log (T) ∣ ≈<br />
log(T ′<br />
N )<br />
1<br />
12log (Λ) (S N−2 − 8S N−1 + 8S N+1 − S N+2 ) ,<br />
(C.46)<br />
wobei S N abkürzend für S (T<br />
N ′ ) aus Gleichung (3.20) geschrieben wurde. Dies ist möglich,<br />
da auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Temperaturskala die gegebenen Stützstellen äquidistant <strong>mit</strong><br />
Abstand log (Λ) verteilt s<strong>in</strong>d (siehe auch Abbildung 3.3). Nach zweimaliger Differentiation<br />
muss der resultierende Datensatz nur noch nach e<strong>in</strong>er Nullstelle durchsucht werden.<br />
Aus dieser ergibt sich dann die <strong>Kondo</strong>-Temperatur. Praktisch werden die Daten dazu nach<br />
Vorzeichenwechseln <strong>in</strong> der zweiten Ableitung der Entropie zwischen zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />
Temperaturpunkten abgesucht. Anhand e<strong>in</strong>er numerischen Bed<strong>in</strong>gung muss dann<br />
entschieden werden, ob es sich bei dem Vorzeichenwechsel nur um Rauschen um die Null<br />
oder um e<strong>in</strong>e wirkliche Nullstelle handelt. Handelt es sich tatsächlich um e<strong>in</strong>e Nullstelle,<br />
wird die zweite Ableitung zwischen den gefundenen Temperaturen l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong>terpoliert und<br />
die Nullstelle der Interpolationsgeraden bestimmt.<br />
Generell ist beim numerischen Ableiten Vorsicht geboten. Bei der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-<br />
Temperatur wird die Entropie nach dem Logarithmus der Temperatur abgeleitet. Dies ist<br />
unerheblich, da ja lediglich e<strong>in</strong>e analytische Eigenschaft von S (T) gesucht ist. Deren Lage<br />
hängt nicht davon ab, ob man die Entropie auf e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen oder e<strong>in</strong>er logarithmischen<br />
Skala betrachtet. Lediglich die Numerik ist im letzteren Fall zuverlässiger, da nicht Quotienten<br />
von Zahlen berechnet werden müssen, die sich um viele Größenordnungen unterscheiden.<br />
Will man jedoch e<strong>in</strong>e bestimmte physikalische Größe berechnen, die als Ableitung<br />
e<strong>in</strong>er anderen def<strong>in</strong>iert ist, macht es e<strong>in</strong>en großen Unterschied, ob man beispielsweise nach<br />
T oder nach log (T) ableitet. Denn die beiden Ableitungen hängen ja über<br />
∂S ∂S<br />
= ln (10) T<br />
∂log (T) ∂T<br />
(C.47)<br />
zusammen. Bei e<strong>in</strong>er analytischen Betrachtung würde dies ke<strong>in</strong>e Schwierigkeit darstellen.<br />
Bei numerischer Ableitung ergeben sich jedoch e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten. Da ja nur <strong>mit</strong> diskreten<br />
Stützstellen gearbeitet wird, ist nicht ganz klar, welcher Wert der Temperatur auf<br />
der rechten Seite von Gleichung (C.47) steht und ob sie die gleiche ist, an der auch die<br />
Ableitungen auf beiden Seiten gültig s<strong>in</strong>d. Die Verbesserung, die die Ableitung nach dem<br />
Logarithmus der Temperatur <strong>mit</strong> sich br<strong>in</strong>gt, würde so vermutlich auch wieder verloren<br />
gehen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> müssen Ableitungen konsistent se<strong>in</strong>, wenn zwei Größen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verglichen<br />
werden, wie es bei der Berechnung des Wilson-Verhältnisses der Fall ist. Hier muss der
C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion 127<br />
Quotient aus magnetischer Suszeptibilität und dem Koeffizienten der spezifischen Wärme<br />
berechnet werden. Da<strong>mit</strong> die Ergebnisse konsistent s<strong>in</strong>d, ist es wichtig, dass beide Größen<br />
auf die gleiche Weise, also <strong>mit</strong> der gleichen Ableitungsformel und der gleichen numerischen<br />
Genauigkeit, berechnet wurden. Denn nur so s<strong>in</strong>d die durch die Numerik e<strong>in</strong>gebrachten systematischen<br />
Fehler gleich und heben sich bei der Berechnung e<strong>in</strong>es Quotienten gegenseitig<br />
auf. Insbesondere beim Wilson-Verhältnis ist das wichtig, da es im Fall des Störstellen-<br />
Anderson-Modells zum Beispiel <strong>mit</strong> V ≫ U gerade 2 ergeben muss. So ist es auch von<br />
Bedeutung, ob e<strong>in</strong>e Größe <strong>in</strong>nerhalb des NRG-Hauptprogramms während der iterativen<br />
Diagonalisierung aus dem Programmspeicher heraus berechnet wird oder danach, so dass<br />
die E<strong>in</strong>gabegrößen für die Differentiation aus e<strong>in</strong>er Datei e<strong>in</strong>gelesen werden müssen. Daher<br />
wurde für diese Arbeit die Berechnung von γ imp und χ imp <strong>in</strong> den Algorithmus zur iterativen<br />
Diagonalisierung <strong>in</strong>tegriert.<br />
C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion<br />
In Kapitel 3.2.6 wurde die Bedeutung der Störstellen-Spektralfunktion A f (ω) anschaulich<br />
erklärt und ihre pr<strong>in</strong>zipielle Berechnung <strong>mit</strong>tels der Vielteilchen-Theorie hergeleitet. Die<br />
so aufgestellte Gleichung lautet:<br />
A σ (ω) = 1 ∑<br />
∣ 〈 i ∣ ∣ 〉∣ ( )<br />
c−1σ∣j ∣<br />
2 δ (ω + Ei − E j ) e −βE i<br />
+ e −βE j<br />
Z<br />
i,j<br />
. (C.48)<br />
Die explizite Berechnung dieses Ausdrucks <strong>mit</strong> Hilfe der Informationen, die die iterative<br />
Diagonalisierung liefert, ist ausführlich <strong>in</strong> [6] beschrieben. Die wesentlichen Punkte werden<br />
hier aber kurz wiederholt. Am e<strong>in</strong>fachsten ist zunächst die Betrachtung des Grenzfalls<br />
T → 0. Dann treten <strong>in</strong> Gleichung (C.48) nur noch Matrixelemente auf, <strong>in</strong> denen entweder<br />
∣ ∣j 〉 = ∣ ∣0 〉 oder ∣ ∣i 〉 = ∣ ∣0 〉 <strong>mit</strong> dem Grundzustand ∣ ∣0 〉 gilt. Dies sieht man leicht e<strong>in</strong>,<br />
wenn man Gleichung (C.48) <strong>mit</strong> eβE G<br />
multipliziert und den Limes β → ∞ ausführt. Im<br />
e βE G<br />
Iterationsschritt N der iterativen Diagonalisierung hat man da<strong>mit</strong><br />
A N σ (ω,T = 0) = 1 ∑<br />
∣ 〈 i ∣ ∣<br />
∣c −1σ 0 〉 ∣ 2 δ ( ω + E N )<br />
Z N (T = 0)<br />
N i<br />
i<br />
1 ∑<br />
+<br />
∣ 〈 0 ∣ ∣ 〉<br />
c−1σ∣j ∣ 2 δ ( ω − E N )<br />
Z N (T = 0)<br />
N j<br />
j<br />
(C.49)<br />
da die Grundzustandsenergie EG N <strong>in</strong> jedem Schritt auf 0 gesetzt wird. Die charakteristische<br />
Energie-Skala des Hamilton-Operators H N wird <strong>in</strong> [6] <strong>mit</strong> ω N = 1 (<br />
2 1 + Λ<br />
−1 ) Λ − N−1<br />
2 angegeben<br />
und ist proportional zur Temperatur T N aus Kapitel 3.2.1. Das Frequenz-Intervall,<br />
<strong>in</strong> dem Gleichung (C.49) die Störstellen-Spektralfunktion gut nähert, ist nach oben durch<br />
die Beschneidung des Hilbert-Raumes nach jedem Iterationsschritt begrenzt, die die hochenergetischen<br />
Anregungen verwirft. Für Frequenzen unterhalb von ω N kann (C.49) nur e<strong>in</strong>e<br />
Näherung se<strong>in</strong>, da die niederenergetischen Anregungen erst <strong>in</strong> Hamilton-Operatoren H M<br />
<strong>mit</strong> M > N enthalten s<strong>in</strong>d, wie <strong>in</strong> Kapitel 2.3 begründet wird. Daher ist A N σ (ω,T = 0)
128 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Intervalls [ω N ,K (Λ) ω N ] e<strong>in</strong>e gute Näherung von A σ (ω,T = 0). Die Zahl<br />
K (Λ) liegt nach [6] normalerweise zwischen 5 und 10.<br />
E<strong>in</strong> Problem bleibt noch bestehen. Auf diese Weise erhält man wegen der δ-Funktionen <strong>in</strong><br />
(C.49) immer nur diskrete Spektren. Um die berechneten Spektren <strong>mit</strong> Messungen vergleichen<br />
zu können, ersetzt man daher die δ-Funktionen durch glatte Funktionen, beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Gauß-Verteilung, deren Halbwertsbreite noch zu spezifizieren ist. E<strong>in</strong>e genaue<br />
Diskussion dieser Verbreiterungs-Prozedur f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [6].<br />
Für Temperaturen T > 0 ist die Berechnung der Spektralfunktion wesentlich komplizierter,<br />
da nun Matrixelemente zwischen allen Eigenzuständen ∣ ∣ i<br />
〉<br />
zu Aσ (ω,T) beitragen.<br />
Demnach enthält die Spektralfunktion für endliches T bei ω ≈ ω N Beiträge aus allen Iterationsschritten<br />
n N. Aufgrund der Boltzmann-Faktoren <strong>in</strong> Gleichung (C.48) werden aber<br />
alle Anteile <strong>mit</strong> n < N für ω N > T stark unterdrückt, so dass man bei diesen Frequenzen<br />
ω N folgende Näherung machen kann:<br />
A σ (ω N ,T) ≈ A N σ (ω N ,T)<br />
1 ∑<br />
= ∣ 〈 i ∣ ∣ 〉<br />
c−1σ∣j Z N (T)<br />
i,j<br />
N<br />
∣ 2 δ ( ω N + Ei<br />
N<br />
− E N j<br />
) ( e −βEN i + e −βEN j<br />
)<br />
. (C.50)<br />
Will man allerd<strong>in</strong>gs Frequenzen ω N T betrachten, wird die Berechnung komplizierter<br />
und unzuverlässiger, wie <strong>in</strong> [6] diskutiert wird. In dieser Arbeit soll nur die Spektralfunktion<br />
im Limes T → 0 berechnet werden, wobei jedoch der Algorithmus für endliche<br />
Temperaturen verwendet wird. Daher wird die Temperatur auf e<strong>in</strong>en sehr kle<strong>in</strong>en Wert<br />
gesetzt, für den gegebenenfalls T ≪ T K gilt, wenn es bei den gewählten Parametern e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Kondo</strong>-Temperatur gibt. Die Frequenzen, bei denen die erwähnten Probleme auftauchen,<br />
s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> so nahe bei null, dass sie ke<strong>in</strong>e Rolle mehr spielen.<br />
Zum Abschluss soll nur noch die Berechung der Matrixelemente 〈 i ∣ ∣<br />
∣c −1σ j 〉 N erläutert<br />
werden. Man erhält sie rekursiv aus der Kenntnis der Matrixelemente 〈 i ∣ ∣ c−1σ∣j 〉−1 <strong>mit</strong>tels<br />
der Transformation (3.7):<br />
〈 ∣ ∣ 〉<br />
i∣c−1σ∣j N = ∑ ∑<br />
U i,rk U j,r ′ k ′δ 〈 ∣ ∣<br />
kk ′ r∣c−1σ∣r ′ 〉 N−1 . (C.51)<br />
r,k r ′ ,k ′
Anhang D<br />
Ergänzungen zu Kapitel 4<br />
In Kapitel 4 werden die Ergebnisse von NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> verschiedenen Parametersätzen<br />
diskutiert. Um nicht ständig alle Modellparameter aufzählen zu müssen, werden<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Sätzen Namen gegeben, die das verwendete Hybridisierungsmodell und e<strong>in</strong>e<br />
Laufnummer enthalten. Diese s<strong>in</strong>d hier zusammen <strong>mit</strong> den zugehörigen Parametern tabellarisch<br />
aufgeführt. Rechnungen <strong>mit</strong> Hybridisierungsfunktionen gemäß Gleichung (4.1)<br />
werden <strong>mit</strong> potenz-x abgekürzt, Rechnungen <strong>mit</strong> dem Modell (4.2) heißen stufe-x.<br />
Name ∆ 0 a Λ<br />
stufe-1 0.03 0.028 2.5<br />
stufe-2 0.03 0.01 2.5<br />
Tabelle D.1: Zusammenstellung der verwendeten Parametersätze für Hybridisierungsfunktionen<br />
gemäß (4.2).<br />
129
130 Anhang D: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />
Name U ε f Λ ∆ 0 r c 1 c 2<br />
U<br />
π∆ 0<br />
potenz-1 1 −0.5 2.5 0.03 0 0 1 10.6<br />
potenz-2 1 −0.5 2.5 0.07 0 0 1 4.5<br />
potenz-3 1 −0.5 2.5 0.09 0 0 1 3.5<br />
potenz-4 1 −0.5 2.5 0.03 1 −0.5 1 10.6<br />
potenz-5 1 −0.5 2.5 0.03 1 0.5 1 10.6<br />
potenz-6 1 −0.5 2.5 0.03 2 −0.5 1 10.6<br />
potenz-7 1 −0.5 2.5 0.03 2 0.5 1 10.6<br />
potenz-8 1 −0.5 2.5 0.03 3 −0.5 1 10.6<br />
potenz-9 1 −0.5 2.5 0.03 3 0.5 1 10.6<br />
potenz-10 1 −0.5 2.5 0.03 4 −0.5 1 10.6<br />
potenz-11 1 −0.5 2.5 0.03 4 0.5 1 10.6<br />
potenz-12 1 −0.5 2.5 0.03 10 −0.5 1 10.6<br />
potenz-13 1 −0.5 2.5 0.03 10 0.5 1 10.6<br />
potenz-14 1.5 −0.75 2.5<br />
1<br />
2π<br />
0 0 1 3<br />
potenz-15 1 −0.5 1.8<br />
1<br />
π<br />
0 0 1 1<br />
Tabelle D.2: Zusammenstellung der verwendeten Parametersätze für Hybridisierungsfunktionen<br />
gemäß (4.1).
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