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Kondo-Effekt in Systemen mit niedriger Ladungsträgerkonzentration

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Robert Hager<br />

<strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />

<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />

∆(ω )<br />

δ<br />

-1<br />

1<br />

ω<br />

Universität Augsburg


<strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />

<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />

von<br />

Robert Hager<br />

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Diplom-Physiker (Univ.)<br />

vorgelegt an der<br />

Universität Augsburg<br />

am 31. Oktober 2007<br />

angefertigt am Lehrstuhl<br />

Theoretische Physik III<br />

Elektronische Korrelationen und Magnetismus<br />

Institut für Physik<br />

Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät<br />

Universität Augsburg


E<strong>in</strong> herzliches Dankeschön gilt all denjenigen, die mir bei der Anfertigung<br />

dieser Diplomarbeit <strong>mit</strong> Rat und Tat stets hilfreich zur Seite standen.<br />

Insbesondere möchte ich mich bei me<strong>in</strong>em Betreuer Ralf Bulla und<br />

Hyung-Jung Lee bedanken, die jederzeit bereit waren, sich me<strong>in</strong>en Fragen<br />

zu stellen. Danke auch an Dieter Vollhardt, der mich im 6. Semester<br />

durch e<strong>in</strong> Praktikum während der Semesterferien an se<strong>in</strong>en Lehrstuhl<br />

gelockt hat, und an alle me<strong>in</strong>e Kollegen dort. Auch me<strong>in</strong> Kommilitone<br />

Peter Siegle hatte stets e<strong>in</strong> offenes Ohr, wenn ich vor Problemen stand.<br />

E<strong>in</strong>e große Hilfe war Arm<strong>in</strong> Stempfle, der <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en L A TEX-Kenntnissen<br />

die äußere Ersche<strong>in</strong>ung me<strong>in</strong>er Diplomarbeit entscheidend geprägt hat.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

III<br />

1 E<strong>in</strong>führung 1<br />

1.1 Bedeutung von Störstellen-Modellen <strong>in</strong> der Festkörperphysik . . . . . . . . . 1<br />

1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2 Vorbereitung der NRG 13<br />

2.1 Renormierungsgruppen-Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.2.1 Transformation von H bath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.2.2 Transformation von H imp−bath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3 Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode 29<br />

3.1 Iterative Diagonalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.1.1 Renormierungsgruppen-Transformation des Störstellen-Anderson-<br />

Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.1.2 Diagonalisierung der H N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG . . . . . . . . . . . 33<br />

3.2.1 Grundkonzept der thermodynamischen Berechnungen . . . . . . . . 33<br />

III


IV<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

3.2.2 Freie Energie, Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.2.3 Wärmekapazität und Koeffizient der spezifischen Wärme . . . . . . . 39<br />

3.2.4 <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment und Suszeptibilität . . . . . . . . . 40<br />

3.2.5 Das Wilson-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

3.2.6 Die Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4 Ergebnisse der NRG 49<br />

4.1 Überprüfung der Kettenparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

4.1.1 Vorstellung der verwendeten Hybridisierungsfunktionen . . . . . . . 49<br />

4.1.2 Nicht-verschobenes Leitungsband (δ = 0) . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.1.3 Verschobenes Leitungsband (δ > 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.2 Physikalische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.2.1 Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.2.2 Koeffizient der spezifischen Wärme, magnetisches Moment und<br />

Wilson-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

4.2.3 Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . 80<br />

5 Alternative Methoden 87<br />

5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

5.1.1 Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

5.1.2 Anwendung auf e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband . . . . . . . . . . . . 89<br />

5.2 Renormierte Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

5.2.1 Idee der renormierten Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

5.2.2 Berechnung der renormierten Parameter für das Störstellen-<br />

Anderson-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

5.2.3 Ergebnisse der renormierten Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

6 Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 103<br />

A Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten 107


INHALTSVERZEICHNIS<br />

V<br />

B Nebenrechnungen zu Kapitel 2 111<br />

B.1 Berechnung der Dispersion g (ε) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />

B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />

B.3 Wellenpakete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

C Nebenrechnungen zu Kapitel 3 117<br />

C.1 Details der iterativen Diagonalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />

C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation . . . . . . . . . . . . . 122<br />

C.2.1 Lagrange-Interpolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

C.2.2 Anwendung der Lagrange-Interpolation: Numerische Ableitung . . . 124<br />

C.2.3 Anwendung auf die Thermodynamik des Störstellen-Anderson-<br />

Modells und Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />

C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />

D Ergänzungen zu Kapitel 4 129<br />

Literaturverzeichnis 131


Kapitel 1<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Um diese Arbeit <strong>in</strong> den richtigen Zusammenhang zu stellen, werden vor der Behandlung<br />

ihrer eigentlichen Aufgabenstellung noch e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>ere Themen angesprochen. Der<br />

große physikalische Rahmen, <strong>in</strong> dem die Behandlung des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s steht, ist die Physik<br />

von Störstellen. Ihre Bedeutung soll daher zuerst erläutert werden. Es folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Rückblick auf die Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s und des <strong>Kondo</strong>-Problems und auf die<br />

ersten Schritte zur Lösung desselben. Die E<strong>in</strong>leitung schließen e<strong>in</strong>e experimentelle Motivation<br />

der vorliegenden theoretischen Untersuchung sowie e<strong>in</strong>e Diskussion der verwendeten<br />

Maße<strong>in</strong>heiten ab.<br />

1.1 Bedeutung von Störstellen-Modellen <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />

Störstellen oder Unre<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Festkörperphysik e<strong>in</strong> alltägliches Phänomen, dem<br />

man sich kaum entziehen kann. Egal ob man <strong>mit</strong> unvermeidbaren Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Proben<br />

oder <strong>mit</strong> gezielt e<strong>in</strong>gebrachten Störstellen konfrontiert ist, man muss um ihre Auswirkungen<br />

auf die Eigenschaften des re<strong>in</strong>en Systems wissen. Kle<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igungen bewirken<br />

unter Umständen nur leichte Abweichungen von den Eigenschaften des re<strong>in</strong>en Systems, sie<br />

können aber auch das Verhalten des Systems vollständig verändern und neue <strong>Effekt</strong>e erzeugen.<br />

Nach Beispielen für beide Fälle muss man nicht lange suchen.<br />

Schon zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts beschäftigte das Verhalten des elektrischen Widerstands<br />

von Metallen viele Physiker [3]. Es existierten verschiedene Me<strong>in</strong>ungen, was der<br />

Grenzwert für Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts sei. Der Widerstand re<strong>in</strong>er<br />

Proben könnte für T → 0 gegen 0 streben oder aber gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert größer als<br />

null. Er könnte allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum durchlaufen um anschließend zu divergieren.<br />

Da solch tiefe Temperaturen, bei denen Experimente sichere Rückschlüsse auf das Tieftemperaturverhalten<br />

des Widerstands zulassen, lange Zeit im Labor nicht erzeugt werden<br />

konnten, blieb die Frage ungeklärt bis Heike Kammerl<strong>in</strong>gh Onnes an der Universität Leiden<br />

die Heliumverflüssigung bei 4.2 K gelang. Forscher konnten <strong>in</strong> Folge dieser Entwicklung <strong>in</strong><br />

immer tiefere Temperaturbereiche vorstoßen und auch den elektrischen Widerstand weiter<br />

1


2 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

untersuchen. Die prom<strong>in</strong>enteste Entdeckung, die durch die Heliumverflüssigung möglich<br />

wurde, ist sicherlich die Supraleitung.<br />

Heute ist das Wissen über das Tieftemperaturverhalten von Festkörpern natürlich viel umfangreicher.<br />

So würde der Widerstand e<strong>in</strong>er absolut re<strong>in</strong>en Probe e<strong>in</strong>es Metalls – die man<br />

<strong>in</strong> der Realität niemals herstellen kann – tatsächlich bei Annäherung an den Temperaturnullpunkt<br />

gegen null streben. Da man aber immer <strong>mit</strong> unvermeidbaren Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

<strong>in</strong> der Probenherstellung zu kämpfen hat, kann man das experimentell nur näherungsweise<br />

beobachten. Der E<strong>in</strong>fluss der Störstellen äußert sich im Auftreten e<strong>in</strong>es konstanten<br />

Restwiderstands bei T = 0 K.<br />

Auch das Auftreten e<strong>in</strong>es Widerstandsm<strong>in</strong>imums – dessen Erklärung später J. <strong>Kondo</strong> lieferte<br />

(Kapitel 1.2) – wurde Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals <strong>in</strong><br />

nichtmagnetischen, verunre<strong>in</strong>igten Metallen nachgewiesen (beispielsweise 1934 <strong>in</strong> [9]). Diese<br />

Messungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 1.1 zu sehen. Die Divergenz, die dem M<strong>in</strong>imum folgen<br />

sollte, konnte jedoch nicht bestätigt werden. Vielmehr zeigte sich, dass der Widerstand<br />

auch <strong>in</strong> diesem Fall gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert tendiert.<br />

Dies ist bei weitem nicht das e<strong>in</strong>zige Beispiel für die Wichtigkeit der Störstellenphysik. Auch<br />

und gerade <strong>in</strong> der Halbleiterphysik kommt den durch Dotierung <strong>mit</strong> Fremdatomen gezielt<br />

e<strong>in</strong>gebrachten Verunre<strong>in</strong>igungen e<strong>in</strong>e tragende Rolle zu. Für die Herstellung von Halbleiterbauelementen<br />

ist es enorm wichtig, Materialparameter wie die <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />

und da<strong>mit</strong> auch die Leitfähigkeit kontrollieren zu können. Heutige Mikrochips wären ohne<br />

das Verständnis der Physik von Störstellen nicht denkbar, und auch mögliche Quanten-<br />

Computer hängen stark vom Verhalten von Störstellen ab, die als Quanten-Bits agieren<br />

sollen.<br />

Nicht zu vergessen ist natürlich die Bedeutung von Störstellen-Modellen für die Dynamische-Molekularfeld-Theorie<br />

(DMFT). Lösungsmethoden für Störstellen-Modelle wie die<br />

Quanten-Monte-Carlo-Simulation (QMC) und die numerische Renormierungsgruppen-<br />

Methode (NRG) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil der Anwendung dieser Theorie. Der<br />

Grundgedanke der DMFT ist es, die Korrelationsterme auf allen Gitterplätzen <strong>mit</strong> Ausnahme<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Platzes durch e<strong>in</strong>e Selbstenergie zu ersetzen. Diese Abbildung führt<br />

also auf e<strong>in</strong> effektives Störstellen-Modell, welches <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em sogenannten Impurity-Solver<br />

wie der NRG gelöst werden muss. So erhält man allerd<strong>in</strong>gs nur theoretisch die Lösung<br />

des Gitterproblems, da man ja die korrekte Selbstenergie kennen muss, bevor man die<br />

Abbildung auf das effektive Störstellen-Modell vornehmen kann. Diese ist aber nicht<br />

bekannt, weshalb die DMFT noch e<strong>in</strong>e Selbstkonsistenzbed<strong>in</strong>gung benötigt. Man beg<strong>in</strong>nt<br />

also <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er guten Schätzung der Selbstenergie, löst das resultierende Störstellenproblem,<br />

erhält daraus e<strong>in</strong>e neue Selbstenergie und nutzt diese dann als E<strong>in</strong>gabegröße für<br />

die erneute Reduzierung des Gitterproblems. Dies wiederholt man so lange, bis sich die<br />

Selbstenergie des Problems bei e<strong>in</strong>er vorher festgelegten Genauigkeit nicht mehr ändert.<br />

Aus der Selbstenergie lassen sich anschließend die Greensfunktion des Problems und da<strong>mit</strong><br />

weitere Größen berechnen.<br />

Die korrekte Beschreibung von Störstellen ist <strong>in</strong> der Festkörperphysik also von großer Wichtigkeit.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em speziellen Modellsystem, dem<br />

Störstellen-Anderson-Modell, das <strong>in</strong> der Lage ist, den oben erwähnten <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>mit</strong><br />

vergleichsweise e<strong>in</strong>fachen Mitteln zu erklären.


1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s 3<br />

1.2 E<strong>in</strong>e kurze Geschichte des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s<br />

E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des spezifischen Widerstands wurde seit se<strong>in</strong>er Entdeckung <strong>in</strong> Gold durch<br />

de Haas et al. [9] auch bei vielen weiteren Materialien gefunden. Diese weisen Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

auf, weshalb sie unter der Bezeichnung „dilute magnetic alloys“ , also verdünnte magnetische<br />

Legierungen, zusammengefasst werden. Der Hauptbestandteil dieser Legierungen<br />

ist e<strong>in</strong> nicht-magnetisches Metall wie zum Beispiel Kupfer, Silber oder Gold. Beigemischt<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Konzentration e<strong>in</strong> magnetisches Metall wie Chrom oder Eisen.<br />

De Haas und se<strong>in</strong>e Koautoren wiesen <strong>in</strong> ihrer Arbeit von 1934 [9] sogar explizit darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass die von ihnen untersuchte Gold-Probe „nicht sehr re<strong>in</strong>“ (engl.: „not very pure“)<br />

sei. Die Verunre<strong>in</strong>igung wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Anteil von weniger als 10 −4 % angegeben. Die<br />

Ergebnisse der durchgeführten Messungen – Abbildung 1.1 zeigt die veröffentlichten Daten<br />

– s<strong>in</strong>d klar, sie weisen e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des Widerstands bei ungefähr 3.7 K auf. Da die tiefste<br />

gemessene Temperatur immerh<strong>in</strong> noch circa 1.6 K betrug, folgte 1938 e<strong>in</strong>e Veröffentlichung<br />

derselben Autoren [10], die die Widerstandsmessungen an Au bis 0.2 K ausdehnte. Der<br />

tiefere Grund für das Auftreten des Widerstandsm<strong>in</strong>imums war de Haas zum damaligen<br />

Zeitpunkt nicht bekannt. Es war auf Basis der vorhandenen Theorien nicht erklärbar.<br />

Betrachtet man Abbildung 1.2, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> starker Anstieg von R(T) zu erkennen ist, so<br />

ist es auch verständlich, warum er und se<strong>in</strong>e Kollegen zu der nach heutigem Wissensstand<br />

falschen Annahme gelangten, dass der Widerstand für T → 0 divergieren sollte.<br />

Noch fast dreißig weitere Jahre verg<strong>in</strong>gen, bis Jun <strong>Kondo</strong> 1964 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit „Resistance<br />

M<strong>in</strong>imum <strong>in</strong> Dilute Magnetic Alloys“ [17] e<strong>in</strong>e Erklärung des M<strong>in</strong>imums lieferte. Zuvor<br />

mussten allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>ige Erkenntnisse gewonnen werden. Beispielsweise stellten B.<br />

Knook und G. J. van den Berg 1960 fest, dass das Auftreten des Widerstandsm<strong>in</strong>imums <strong>in</strong><br />

nichtmagnetischen Metallen durch das Vorhandense<strong>in</strong> von Verunre<strong>in</strong>igungen bed<strong>in</strong>gt wird<br />

[15]. Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich, dass die Lage und Form des M<strong>in</strong>imums von der Konzentration<br />

der Verunre<strong>in</strong>igungen abhängt und dass die magnetische Suszeptibilität immer dann<br />

Curie-Verhalten (χ ∼ 1 T<br />

) zeigt, wenn man auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum des Widerstands beobachtet<br />

[17]. Gehorcht χ(T) e<strong>in</strong>em Curie-Gesetz, ist dies e<strong>in</strong> deutliches Anzeichen für die Existenz<br />

lokalisierter magnetischer Momente. Zwei experimentelle Befunde bildeten <strong>Kondo</strong>s<br />

Ausgangspunkt. Die Temperatur T m<strong>in</strong> , bei der das Widerstandsm<strong>in</strong>imum auftritt, hängt<br />

von der Konzentration c imp der Verunre<strong>in</strong>igungen nur schwach <strong>mit</strong> c 1/5<br />

imp<br />

ab. Meist liegt<br />

T m<strong>in</strong> zwischen 10 und 20 K, e<strong>in</strong>er Temperatur viel größer als die Austauschwechselwirkung<br />

zwischen den lokalisierten Sp<strong>in</strong>s der Störstellen. Weiterh<strong>in</strong> zeigten die verfügbaren<br />

experimentellen Daten, dass die relative Tiefe des M<strong>in</strong>imums – also ρ(T=0)−ρ(T m<strong>in</strong>)<br />

ρ(T=0)<br />

– von<br />

der Störstellenkonzentration unabhängig war. Daraus folgerte er, dass die Wechselwirkung<br />

der Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>mit</strong> den Leitungselektronen das Widerstandsm<strong>in</strong>imum hervorrufen<br />

musste und nicht etwa e<strong>in</strong>e Wechselwirkung der Störstellen untere<strong>in</strong>ander.<br />

Zur Berechnung des Widerstands nutzte <strong>Kondo</strong> das s-d-Modell, heute auch als <strong>Kondo</strong>-<br />

Modell bezeichnet, das die Wechselwirkung e<strong>in</strong>es nicht-wechselwirkenden Elektronensystems<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong> beschreibt. Das Besondere daran ist, dass <strong>in</strong> diesem Modell<br />

der Sp<strong>in</strong>freiheitsgrad der Streuzentren ausdrücklich <strong>mit</strong> berücksichtigt wird. Untersuchun-


4 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

Abbildung 1.1: Widerstand von Au zwischen 1 K und 5 K (aus [9]); aufgetragen ist<br />

10 4 R(T)<br />

R(T=0 ◦ C) .<br />

Abbildung 1.2: Widerstand von Au zwischen 0.2 K und 1.2 K (aus [10]).


1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell 5<br />

gen von Streuzentren ohne Sp<strong>in</strong>freiheitsgrad waren nämlich nicht <strong>in</strong> der Lage, die beschriebenen<br />

Experimente zu erklären. In [13] ist das s-d-Modell <strong>in</strong> folgender Form gegeben:<br />

H s−d = ∑ ε k c † kσ c kσ + ∑ (<br />

)]<br />

J kk ′<br />

[S + c † k↓ c k ′ ↑ + S − c † k↑ c k ′ ↓ + S z c † k↑ c k ′ ↑ − c † k↓ c k ′ ↓ . (1.1)<br />

kσ<br />

kk ′<br />

Die Operatoren c (†)<br />

kσ<br />

erzeugen beziehungsweise vernichten e<strong>in</strong> Leitungselektron <strong>mit</strong> Impuls k<br />

und Sp<strong>in</strong> σ, S + und S − s<strong>in</strong>d die üblichen Leiteroperatoren e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>s S und S z ist dessen<br />

z-Komponente. Häufig wird dieser Hamilton-Operator durch die Wahl J kk ′ ≡ J vere<strong>in</strong>facht.<br />

Der Widerstand lässt sich durch Untersuchung der Streuung der Leitungselektronen an den<br />

Störstellen <strong>mit</strong> Hilfe der zweiten Bornschen Näherung bestimmen, e<strong>in</strong>er Störungsentwicklung<br />

bis zur dritten Ordnung <strong>in</strong> J. Diese ergibt e<strong>in</strong>en Beitrag zum spezifischen Widerstand<br />

ρ(T) der Form const. + const. log T. Diese Beiträge summieren sich zusammen <strong>mit</strong> dem<br />

Widerstand des Ionengitters und dem Widerstand aufgrund des Störstellenpotentials zu<br />

folgender phänomenologischen Formel des spezifischen Widerstandes:<br />

ρ(T) = aT 5 + c imp ρ 0 − c imp ρ 1 log T . (1.2)<br />

Der erste Summand ergibt sich aus der Streuung der Leitungselektronen an den Phononenanregungen<br />

des Gitters, der zweite aus der sp<strong>in</strong>unabhängigen Potentialstreuung an<br />

den Störstellen und dem temperaturunabhängigen Anteil der sp<strong>in</strong>abhängigen Streuung.<br />

Der dritte Summand schließlich, dessen Vorfaktor ρ 1 proportional zu J ist, erklärt das<br />

Widerstandsm<strong>in</strong>imum für negative Werte von J 1 . Mit dieser Formel konnte <strong>Kondo</strong> die<br />

gemessenen Widerstandskurven erfolgreich erklären.<br />

Doch <strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>s Erklärung gab es immer noch Schwierigkeiten, die später als <strong>Kondo</strong>-<br />

Problem bezeichnet wurden. Denn <strong>in</strong> der Störungsentwicklung des s-d-Modells treten sowohl<br />

im spezifischen Widerstand als auch <strong>in</strong> allen anderen <strong>mit</strong> der Bornschen Näherung<br />

berechneten Größen logarithmische Terme auf, die für T → 0 divergieren. Dies war <strong>in</strong>sofern<br />

nicht zufriedenstellend, als <strong>in</strong> Experimenten der Widerstand bei immer tieferen Temperaturen<br />

gemessen werden konnte und so<strong>mit</strong> klar wurde, dass er nicht divergiert, sondern<br />

für T → 0 e<strong>in</strong>en endlichen Wert erreicht. Versuche, dieses Problem durch die selektive<br />

Berücksichtigung von Termen höherer Ordnung zu lösen, führten allerd<strong>in</strong>gs bei antiferromagnetischem<br />

J lediglich zu e<strong>in</strong>er Divergenz bei e<strong>in</strong>er Temperatur T K > 0, der sogenannten<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur [13]. Zur Lösung des <strong>Kondo</strong>-Problems wurde <strong>in</strong>folgedessen nach nichtperturbativen<br />

Techniken zur Berechnung dieser Größen gesucht. E<strong>in</strong>e dieser Techniken ist<br />

die von K. G. Wilson entwickelte Numerische Renormierungsgruppenmethode (NRG) [26].<br />

Angewendet auf das Störstellen-Anderson-Modell ist sie e<strong>in</strong> Hauptbestandteil der vorliegenden<br />

Arbeit.<br />

1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell<br />

Das Störstellen-Anderson-Modell wurde 1961 von P. W. Anderson [1] zur Beschreibung<br />

lokalisierter magnetischer Störstellen <strong>in</strong> Metallen e<strong>in</strong>geführt. Ziel der Untersuchung dieses<br />

1 In [17] bedeutet J < 0 antiferromagnetische und J > 0 ferromagnetische Kopplung zwischen Leitungselektronen<br />

und Störstellensp<strong>in</strong>, <strong>in</strong> [13] ist es umgekehrt.


6 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

Hamilton-Operators war es, die Bed<strong>in</strong>gungen zu erforschen, die vorliegen müssen, da<strong>mit</strong><br />

die gelösten Ionen – also die Störstellen – <strong>in</strong> der verdünnten magnetischen Legierung lokalisierte<br />

magnetische Momente aufweisen. Da Andersons Modell später zum Beispiel im<br />

Zusammenspiel <strong>mit</strong> der NRG die dem <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> zugrunde liegende Physik sehr gut<br />

erklären konnte, war diese Forschungsarbeit e<strong>in</strong> großer Schritt vorwärts.<br />

Der zentrale Punkt <strong>in</strong> Andersons Argumentation ist die Wechselwirkung, die letztlich zur<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>es magnetischen Zustands <strong>in</strong> den Verunre<strong>in</strong>igungsatomen führen kann. Ausgehend<br />

von der Annahme, dass sich die für den Magnetismus <strong>in</strong> Frage kommenden Elektronen<br />

– d- oder f-Elektronen der gelösten Ionen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Elektronenschale bef<strong>in</strong>den<br />

und ihre Wellenfunktionen orthogonal zu den Wannier-Funktionen der Leitungselektronen<br />

seien, führt er die Coulomb-Abstoßung zweier Elektronen, die eben diese Zustände besetzen,<br />

explizit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Modell-Hamilton-Operator e<strong>in</strong>. Dies ist <strong>in</strong>sofern nachzuvollziehen,<br />

als Elektronen <strong>in</strong> diesen <strong>in</strong>neren Schalen stark an der Störstelle lokalisiert s<strong>in</strong>d und so<strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>e weit größere elektrostatische Abstoßung erfahren als zwei frei bewegliche Elektronen<br />

des Leitungsbandes, die sich stets ausweichen können. Der von Anderson <strong>in</strong> Hartree-Fock-<br />

Näherung untersuchte Hamilton-Operator bildet den Ausgangspunkt dieser Arbeit:<br />

H SIAM = H imp + H bath + H imp−bath . (1.3)<br />

Die Abkürzung SIAM steht für den im Englischen gebräuchlichen Namen des Modells,<br />

„S<strong>in</strong>gle-Impurity Anderson Model“. Die e<strong>in</strong>zelnen Anteile von H SIAM s<strong>in</strong>d gegeben durch:<br />

H imp = ∑ σ<br />

ε f f † σf σ + Uf † ↑ f ↑f † ↓ f ↓ ,<br />

H bath = ∑ kσ<br />

H imp−bath = ∑ kσ<br />

ε k c † kσ c kσ ,<br />

V k<br />

(f † σ c kσ + c † kσ f σ<br />

)<br />

. (1.4)<br />

Hierbei erzeugen beziehungsweise vernichten die Operatoren c (†)<br />

kσ<br />

e<strong>in</strong> Elektron im Leitungsband<br />

<strong>mit</strong> Sp<strong>in</strong> σ und Energie ε k , die Operatoren f σ<br />

(†) h<strong>in</strong>gegen erzeugen oder vernichten<br />

e<strong>in</strong> Elektron an der Störstelle. Der Parameter U quantifiziert die Coulombwechselwirkung<br />

zwischen zwei Teilchen entgegengesetzten Sp<strong>in</strong>s, die sich beide an der Störstelle bef<strong>in</strong>den.<br />

Die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren gehorchen den fermionischen Standardvertauschungsrelationen.<br />

Anderson gibt zur Erklärung der Herkunft des Abstoßungsterms<br />

auch e<strong>in</strong>e Bestimmungsgleichung für U an:<br />

∫ ∣∣φd<br />

U = (r 1 ) ∣ 2∣ ∣ φd (r 2 ) ∣ 2 e 2<br />

∣<br />

∣ r1 − r 2 d 3 r 1 d 3 r 2 . (1.5)<br />

Die Integration erfolgt über den gesamten Raum. Die Wellenfunktion φ d ist die e<strong>in</strong>es Elektrons<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Schale der Störstelle. Da<strong>mit</strong> ist die Verb<strong>in</strong>dung des Wechselwirkungsterms<br />

<strong>in</strong> H imp zur Coulomb-Wechselwirkung hergestellt. In den folgenden Kapiteln ist U<br />

jedoch lediglich e<strong>in</strong> Parameter, der nicht an spezielle Atome angepasst ist. Der Störstellenanteil<br />

des Hamilton-Operators besteht da<strong>mit</strong> <strong>in</strong>sgesamt aus e<strong>in</strong>em Platz <strong>mit</strong> Energie


1.3 Das Störstellen-Anderson-Modell 7<br />

Störstelle<br />

U<br />

ε f<br />

V<br />

Leitungsband<br />

Abbildung 1.3: Schematische Darstellung des Störstellen-Anderson-Modells.<br />

ε f , der <strong>mit</strong> zwei Teilchen besetzt werden kann, und der elektrostatischen Abstoßung, die<br />

nur dann e<strong>in</strong>en Beitrag zur Energie e<strong>in</strong>es Zustandes liefert, wenn das Störstellenniveau<br />

doppelt besetzt ist. Der zweite Term H bath steht für die Elektronen im Leitungsband.<br />

Sie werden durch e<strong>in</strong> System nicht-wechselwirkender Elektronen <strong>mit</strong> Dispersionsrelation<br />

ε k beschrieben, was sich zur Erklärung des beobachteten Magnetismus auch als vollkommen<br />

ausreichend erweist. Der letzte Term <strong>in</strong> Andersons Modell ist die Hybridisierung von<br />

Leitungs- und Störstellenelektronen H imp−bath . Er koppelt die Zustände der Störstelle an<br />

die Zustände des Leitungsbandes. Die Stärke dieser Kopplung kann explizit vom Impuls k<br />

abhängen. Häufig wird aber vere<strong>in</strong>fachend V k ≡ V angenommen. Anschaulich ermöglicht<br />

dieser Term e<strong>in</strong> Hüpfen von Elektronen zwischen Verunre<strong>in</strong>igungsatom und Leitungsband.<br />

Anderson rechtfertigt <strong>in</strong> [1] die Behandlung der Störstelle als lokalisierten Zustand anstatt<br />

als e<strong>in</strong>faches Streupotential, das auf das freie Elektronensystem wirkt, da<strong>mit</strong>, dass<br />

die Korrelationseffekte des U-Terms und des Hybridisierungsterms e<strong>in</strong>e wesentlich größere<br />

Auswirkung auf das Störstellenniveau haben als auf das Leitungsband. Dieses Argument<br />

ist anschaulich leicht e<strong>in</strong>zusehen, da das Leitungsband e<strong>in</strong> sehr viel größeres System darstellt<br />

als die Störstelle. Die schematische Darstellung des Anderson-Modells <strong>in</strong> Abbildung<br />

1.3 macht diese Situation deutlich. Wegen der Mobilität der Leitungselektronen kann sich<br />

die Wechselwirkung <strong>mit</strong> den lokalisierten Zuständen auf das gesamte Leitungsband und<br />

da<strong>mit</strong> auf sehr viele Freiheitsgrade verteilen, während die Verunre<strong>in</strong>igung lediglich die vier<br />

Zustände ∣ ∣ 0<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↑<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↓<br />

〉<br />

und<br />

∣ ∣ ↑↓<br />

〉<br />

e<strong>in</strong>nehmen kann. Demnach ist die Wechselwirkung<br />

für das Leitungsband bezogen auf e<strong>in</strong> Leitungselektron im Impulsraum kle<strong>in</strong>. Im Ortsraum<br />

ergibt sich auch für die Leitungselektronen e<strong>in</strong> großer <strong>Effekt</strong>, jedoch nur solange sie sich <strong>in</strong><br />

un<strong>mit</strong>telbarer Nähe zur Störstelle bef<strong>in</strong>den.<br />

Um <strong>mit</strong> dem Modell (1.3) etwas vertrauter zu werden, ist es hilfreich, e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Überlegungen<br />

anzustellen. Zunächst sollte man e<strong>in</strong>e Vorstellung davon gew<strong>in</strong>nen, wie die <strong>in</strong><br />

H SIAM enthaltenen Wechselwirkungen die Ausbildung e<strong>in</strong>es freien magnetischen Moments


8 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

der Störstelle begünstigen beziehungsweise dieses zerstören. Außerdem lassen sich drei e<strong>in</strong>fache<br />

Grenzfälle des Modells <strong>in</strong>tuitiv verstehen. Hier sollen nun P. W. Andersons Gedanken<br />

kurz erläutert werden. Die Störstelle kann <strong>mit</strong> maximal zwei Elektronen besetzt werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>facher Besetzung trägt sie den Anteil ε f zur Gesamtenergie des Systems bei. Wegen<br />

der Coulomb-Abstoßung U ist dieser Anteil bei Doppeltbesetzung nicht e<strong>in</strong>fach 2ε f , sondern<br />

2ε f +U. Liegt nun ε f unter der Fermikante und 2ε f +U darüber, sorgt also der U-Term<br />

dafür, dass die Störstelle bei nicht zu hohen Temperaturen höchstens e<strong>in</strong>fach besetzt ist<br />

und da<strong>mit</strong> pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong> magnetisches Moment haben könnte. Die Hybridisierung <strong>mit</strong> dem<br />

Leitungsband wirkt dem Coulomb-Term dadurch entgegen, dass sie die Fluktutation des<br />

Sp<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es Störstellen-Elektrons ermöglicht und so e<strong>in</strong> eventuelles magnetisches Moment<br />

unterdrückt. Diese Fluktuationen werden verständlicherweise umso stärker, je größer die<br />

Zustandsdichte des Leitungsbandes ist. Da<strong>mit</strong> ist klar, dass die Stärke der Hybridisierung<br />

und die Zustandsdichte der Leitungselektronen entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die Ausbildung<br />

lokalisierter magnetischer Momente haben. Es ist dann das Zusammenspiel aller Modellparameter,<br />

das das tatsächliche Verhalten des Systems bestimmt.<br />

Nachdem nun der E<strong>in</strong>fluss der e<strong>in</strong>zelnen Terme von (1.3) geklärt ist, hilft es, drei Grenzfälle<br />

des Systems zu untersuchen. Diese s<strong>in</strong>d<br />

a) der Free-Orbital-Grenzfall (FO),<br />

b) der Local-Moment-Grenzfall (LM) und<br />

c) der Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall (SC).<br />

Der FO-Grenzfall liegt vor, wenn man sowohl U = 0 als auch V = 0 wählt. Nun stellt<br />

die Störstelle lediglich e<strong>in</strong> freies Orbital <strong>mit</strong> Energie ε f zusätzlich zum Leitungsband dar.<br />

E<strong>in</strong>e Wechselwirkung existiert hier nicht. Den LM-Grenzfall erhält man bei sehr kle<strong>in</strong>em V<br />

und gleichzeitig sehr großem U. Liegt ε f unter der Fermienergie ε F , dann ist die Störstelle<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Elektron <strong>mit</strong> Sp<strong>in</strong> σ besetzt, da die Gesamtenergie bei Doppeltbesetzung <strong>mit</strong><br />

2ε f +U weit über der Fermikante liegt. Die Hybridisierung ist nicht stark genug, um durch<br />

Sp<strong>in</strong>fluktuationen die Ausbildung e<strong>in</strong>es magnetischen Moments des Störstellen-Elektrons<br />

zu unterb<strong>in</strong>den. Ist h<strong>in</strong>gegen V ≫ U, so sorgt die starke Hybridisierung dafür, dass die<br />

Störstelle ke<strong>in</strong> magnetisches Moment entwickeln kann.<br />

H. R. Krishna-murthy et al. [18] und K. G. Wilson [26] fanden <strong>mit</strong> Hilfe der NRG heraus,<br />

dass sich das Anderson-Modell abhängig von der Temperatur ähnlich wie diese Grenzfälle<br />

verhält und schließlich für T → 0 dem Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall entspricht. Startet man<br />

von T > 0 und dem FO-Verhalten und senkt dann die Temperatur, so beobachtet man je<br />

nach Wahl der Modellparameter zunächst e<strong>in</strong>en Übergang zum LM-Verhalten <strong>mit</strong> anschließendem<br />

Übergang zum SC-Grenzfall bei der <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K – <strong>in</strong> diesem Fall zeigt<br />

das System <strong>Kondo</strong>-Verhalten – oder e<strong>in</strong>en direkten Übergang vom FO- zum SC-Grenzfall.<br />

Die obigen Überlegungen Andersons konnten skizzieren, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen die<br />

Störstelle <strong>in</strong> Wechselwirkung <strong>mit</strong> dem Elektronenbad magnetisch wird. Die Ergebnisse se<strong>in</strong>er<br />

Berechnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abbildungen 1.4 und 1.5 illustriert. Abbildung 1.5 zeigt e<strong>in</strong><br />

Phasendiagramm der Störstelle. Auf der x-Achse ist das <strong>mit</strong> π multiplizierte Verhältnis<br />

zwischen Hybridisierung ∆ – bei Anderson def<strong>in</strong>iert als ∆ = π 〈 V 2〉 ρ(ε) – und Coulomb-<br />

Abstoßung U (y = ∆ U ), auf der y-Achse ist der Parameter x = ε F −ε f<br />

U<br />

aufgetragen. Die


1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation 9<br />

Abbildung 1.4: Besetzung des Störstellenniveaus<br />

aus P. W. Andersons selbstkonsistenter<br />

Hartree-Fock-Rechnung<br />

(aus [1]), oben: x = ε F −ε f<br />

U<br />

= 1 2 , unten:<br />

x = 1 4 , y = ∆ U .<br />

Abbildung 1.5: Übergangskurve zwischen<br />

magnetischem und nichtmagnetischem<br />

Zustand <strong>in</strong> Abhängigkeit der Parameter<br />

y und x (aus [1]).<br />

Besetzung der Störstelle ist h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> Abbildung 1.4 gezeigt. Man erkennt, dass ab e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Wert von y die Besetzungen für beide Sp<strong>in</strong>richtungen gleich s<strong>in</strong>d und so<strong>mit</strong><br />

ke<strong>in</strong> Magnetismus auftreten kann. Allerd<strong>in</strong>gs ist hier anzumerken, dass die ungleichmäßige<br />

Besetzung der Störstelle <strong>mit</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> Artefakt der von Anderson<br />

verwendeten Hartree-Fock-Näherung s<strong>in</strong>d. Das tatsächliche Verhalten des Systems ist etwas<br />

komplizierter. In Abwesenheit e<strong>in</strong>es Magnetfelds sollte die Sp<strong>in</strong>richtung ja eigentlich<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

1.4 Verb<strong>in</strong>dung zur realen Welt – e<strong>in</strong>e Motivation<br />

Bisher wurde lediglich Basiswissen ver<strong>mit</strong>telt, das langsam an das eigentliche Thema dieser<br />

Diplomarbeit heranführen soll. Im folgenden wird der <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>in</strong> <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />

<strong>Ladungsträgerkonzentration</strong> anhand des Anderson-Modells (1.3) untersucht. Dies hat<br />

mehrere Gründe. Zum e<strong>in</strong>en wurde dieser Aspekt bisher nicht ausführlich erforscht, zum<br />

anderen wurden von Wigger et al. [25] e<strong>in</strong> Experimente vorgestellt, die genau die Frage<br />

nach dem E<strong>in</strong>fluss der Füllung des Leitungsbandes auf das Verhalten von Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

aufwerfen.<br />

Wigger et al. fanden experimentell <strong>in</strong> <strong>mit</strong> Uran dotiertem CaB 6 typisches <strong>Kondo</strong>verhalten<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kondo</strong>temperatur T K ≃ 1.9 K und e<strong>in</strong>em Widerstandsm<strong>in</strong>imum bei T m<strong>in</strong> ≃ 17 K


10 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

Abbildung 1.6: Spezifischer Widerstand von Ca 0.992 U 0.008 B 6 <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Temperatur,<br />

oberer Inset: Ausschnittsvergrößerung, unterer Inset: Spezifischer Widerstand gegen<br />

T 2 (aus [25]).<br />

[25]. Abbildung 1.6 zeigt den spezifischen Widerstand e<strong>in</strong>er Probe der Zusammensetzung<br />

Ca 0.992 U 0.008 B 6 . Dies erschien den Autoren ungewöhnlich, g<strong>in</strong>gen sie doch davon aus, dass<br />

die 5f-Valenz-Zustände von Uran sehr viel stärker <strong>mit</strong> dem Leitungsband ihres Wirtsmetalls<br />

hybridisieren als die 4f-Zustände von Cer. Durch diese Wechselwirkung <strong>mit</strong> den<br />

Leitungselektronen verlieren die Uranstörstellen aber ihren lokalisierten Charakter und<br />

können ke<strong>in</strong>en <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>in</strong>duzieren. Unterstützt wird diese These durch die Beobachtung<br />

von <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong> <strong>mit</strong> Cer dotiertem LaB 6 <strong>mit</strong> T K ≃ 1.1 K und T m<strong>in</strong> ≃ 20 K<br />

(siehe [27]). Dotiert man LaB 6 h<strong>in</strong>gegen <strong>mit</strong> U statt <strong>mit</strong> Ce, f<strong>in</strong>det man ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise<br />

auf <strong>Kondo</strong>-Verhalten.<br />

Wor<strong>in</strong> besteht nun der Unterschied zwischen den beiden Hexaboriden LaB 6 und CaB 6 ?<br />

Von LaB 6 ist seit langem bekannt, dass es metallisch ist [14], woh<strong>in</strong>gegen CaB 6 e<strong>in</strong> direkter<br />

Halbleiter <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Bandlücke von ungefähr 1 eV ist [11]. Da<strong>mit</strong> ergibt sich leicht e<strong>in</strong>e<br />

Erklärung der gemessenen Daten. Die im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Metall drastisch reduzierte<br />

Ladungsträgerdichte im Leitungsband e<strong>in</strong>es Halbleiters bewirkt, dass die eigentlich starke<br />

Hybridisierung der Uran-5f-Orbitale <strong>mit</strong> dem Leitungsband abgeschwächt wird, so dass<br />

die Störstellen <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duzieren können. Diese Vorstellung ist wohl von Überlegungen<br />

Nozières geleitet [21], wonach <strong>in</strong> realen <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er im Vergleich zu den<br />

mobilen Ladungsträgern hohen Konzentration von Störstellen der Abschirmmechanismus,<br />

der <strong>in</strong> der Theorie zum LM-SC-Übergang führt, <strong>in</strong>effektiver wird. Diese Phänomen wird<br />

als Exhaustion-<strong>Effekt</strong> bezeichnet.<br />

Bezogen auf das Störstellen-Anderson-Modell kann man den beschriebenen Sachverhalt<br />

wie folgt <strong>in</strong>terpretieren. Die starke Hybridisierung zwischen Leitungselektronen und Uran-<br />

Atomen übersetzt sich direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en relativ großen Wert der V k <strong>in</strong> (1.3). Nach Kapitel 1.3<br />

bedeutet das e<strong>in</strong>e Unterdrückung des <strong>Kondo</strong>-Verhaltens und e<strong>in</strong> hohes T K , da der Übergang


1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten 11<br />

zum SC-Verhalten früher erfolgt. In diesem Fall erkennt man <strong>in</strong> den Messgrößen ke<strong>in</strong>erlei<br />

H<strong>in</strong>weise auf den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>, da im entsprechenden Temperaturbereich andere <strong>Effekt</strong>e<br />

bestimmend s<strong>in</strong>d. Dem wirkt die Verr<strong>in</strong>gerung der Füllung des Leitungsbandes entgegen,<br />

die T K senkt und so die Bildung lokalisierter magnetischer Momente ermöglicht. Jedoch<br />

kann Nozières Exhaustion-Szenario nicht direkt auf das Störstellen-Anderson-Modell angewendet<br />

werden. Im Gegensatz zum periodischen Anderson-Modell, <strong>in</strong> dem es nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e Störstelle gibt, sondern e<strong>in</strong> Gitter aus Störstellen, koppelt die Störstelle – so lange<br />

das Leitungsband nicht leer ist – immer an unendlich viele besetzte Leitungsbandzustände<br />

und diese umgekehrt an nur e<strong>in</strong>en Freiheitsgrad.<br />

In den folgenden Kapiteln wird zunächst untersucht, welche Veränderungen sich <strong>in</strong> der Anwendung<br />

der NRG auf das Störstellen-Anderson-Modell im untersuchten Fall ergeben. Die<br />

Ergebnisse werden anschließend auf ihre Plausibilität h<strong>in</strong> überprüft. Nach der erfolgreichen<br />

Modifizierung der NRG folgt deren Anwendung auf verschiedene Sätze von Modellparametern.<br />

Berechnet werden unter anderem Störstellen-Entropie, <strong>Kondo</strong>-Temperatur und<br />

Störstellen-Spektralfunktion. Teilweise lassen sich diese <strong>mit</strong> anderen Methoden untersuchen,<br />

die die Ergebnisse der NRG zu bestätigen sche<strong>in</strong>en. Das erhoffte Resultat all dieser<br />

Untersuchungen ist der Nachweis, dass die Variation der Füllung des Leitungsbandes von<br />

Halbfüllung bis h<strong>in</strong> zum be<strong>in</strong>ahe leeren Band e<strong>in</strong> System, das zunächst ke<strong>in</strong>e lokalen Momente<br />

zeigt, <strong>in</strong>s <strong>Kondo</strong>-Regime treibt. Ob dies tatsächlich so ist, wird sich <strong>in</strong> den folgenden<br />

Kapiteln herausstellen. Abschließend werden alle hier gezeigten Ergebnisse noch e<strong>in</strong>mal zusammenhängend<br />

beurteilt.<br />

1.5 Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />

In die Rechnungen dieser Untersuchung und deren Ergebnisse fließen e<strong>in</strong>ige Konventionen<br />

e<strong>in</strong>, die zum besseren Verständnis der folgenden Kapitel nun kurz erläutert werden sollen.<br />

Um die explizite Berücksichtigung der Fermienergie zu vermeiden, werden ab hier alle <strong>in</strong><br />

Gleichung (1.3) auftretenden Energien von der Fermikante aus gemessen. Dies hat zur<br />

Folge, dass stets ε F = 0:<br />

ε −→ ε − ε F . (1.6)<br />

Zusätzlich werden alle Energien durch die halbe Breite des Leitungsbandes D geteilt und<br />

das Plancksche Wirkungsquantum ħ sowie die Boltzmann-Konstante k B auf 1 skaliert. Da<strong>mit</strong><br />

ergeben sich verständlicherweise weitreichende Änderungen für das gesamte verwendete<br />

E<strong>in</strong>heitensystem. Zum Beispiel s<strong>in</strong>d Temperatur, Frequenz und Energie e<strong>in</strong>heitenlos und<br />

da<strong>mit</strong> äquivalent. Die Skalierung der Frequenz ist natürlich gleichzusetzen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Skalierung<br />

der Zeit. Dadurch müssen auch alle Geschw<strong>in</strong>digkeiten und die Masse umgerechnet<br />

werden, und auch die elektromagnetischen Größen werden bee<strong>in</strong>flusst. Es ist daher wichtig,<br />

den Zusammenhang zwischen den hier verwendeten E<strong>in</strong>heiten <strong>mit</strong> dem SI-System zu verstehen,<br />

um die errechneten Zahlenwerte, <strong>in</strong>sbesondere die Werte für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur,<br />

richtig e<strong>in</strong>ordnen zu können. E<strong>in</strong>e ausführliche Diskussion des Problems ist <strong>in</strong> Anhang A<br />

zu f<strong>in</strong>den. Hier sollen lediglich die dort erhaltenen Ergebnisse zusammengefasst werden.<br />

Tabelle 1.1 zeigt die Umrechnungsfaktoren für alle <strong>in</strong> dieser Arbeit wichtigen Größen. SI-<br />

E<strong>in</strong>heiten erhalten <strong>in</strong> den folgenden Gleichungen den Index „SI“ als Super- oder Subskript,


12 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

Größe<br />

Energie<br />

Temperatur<br />

Frequenz<br />

Zeit<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Masse<br />

Entropie<br />

Wärmekapazität<br />

γ<br />

Permeabilität<br />

Per<strong>mit</strong>tivität<br />

Elektrisches Feld<br />

Mag. Induktion<br />

Magnetfeld/Magnetisierung<br />

Bohrsches Magneton<br />

Umrechnung<br />

E SI = D E SIAM<br />

T SI = D k B<br />

T SIAM<br />

ω SI = D ħ ω SIAM<br />

t SI = ħ D t SIAM<br />

v SI = D ħ v SIAM<br />

m SI = ħ2<br />

D m SIAM<br />

S SI = k B S SIAM<br />

C SI = k B C SIAM<br />

γ SI = k2 B<br />

D<br />

γ SIAM<br />

µ SI<br />

0 = ħ2<br />

D µSIAM 0<br />

ǫ SI<br />

0 = 1 D ǫSIAM 0<br />

Eel SI = D Eel<br />

SIAM<br />

B SI = ħB SIAM<br />

H SI = D ħ H SIAM<br />

µ SI<br />

B = D ħ µSIAM B<br />

Tabelle 1.1: Zusammenhang der <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten zum SI-System<br />

(siehe auch Anhang A).<br />

die skalierten E<strong>in</strong>heiten den Index „SIAM“; ħ und k B s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten relevant<br />

und erhalten daher ke<strong>in</strong>en Index.


Kapitel 2<br />

Vorbereitung der NRG<br />

Das Haupt<strong>in</strong>strument zur Untersuchung des Störstellen-Anderson-Modells <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

ist, wie schon <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung erwähnt, die von K. G. Wilson [26] entwickelte und<br />

von H. R. Krishna-murthy et al. [18] auf das Anderson-Modell angewendete numerische<br />

Renormierungsgruppen-Methode (NRG). Um das Vorgehen bei der Anwendung der NRG<br />

transparent darzustellen, wird zunächst kurz das Konzept der Renormierungsgruppen-<br />

Transformationen erklärt und anschließend werden e<strong>in</strong>ige notwendige Umformungen an<br />

H SIAM motiviert und durchgeführt.<br />

2.1 Renormierungsgruppen-Transformationen<br />

E<strong>in</strong>en großen Beitrag zur Anwendung von Renormierungsgruppen-Konzepten <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />

leistete K. G. Wilson. Se<strong>in</strong>e Arbeit [26] von 1975 beschäftigt sich ausführlich<br />

<strong>mit</strong> den Möglichkeiten e<strong>in</strong>er solchen Methode. Hewson gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch [13] e<strong>in</strong>e kurze<br />

E<strong>in</strong>führung. Diese soll hier skizziert werden.<br />

Ausgangspunkt ist die Untersuchung von <strong>Systemen</strong> nahe e<strong>in</strong>es Phasenübergangs, an dem<br />

kritische Phänomene auftreten. Elemente der Renormierungsgruppe s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

nichtl<strong>in</strong>eare Abbildungen R, die e<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Parametersatz {x i } beschriebenes System<br />

form<strong>in</strong>variant <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes System <strong>mit</strong> Parametern {x ′ i } transformieren. Wird das System<br />

durch e<strong>in</strong>en Hamilton-Operator dargestellt, bedeutet das:<br />

R : H (x) ↦−→ H ( x ′) . (2.1)<br />

Oft hängt die Renormierungsgruppen-Transformation noch von e<strong>in</strong>em zusätzlichen Parameter<br />

α ab, also R α , der e<strong>in</strong>en Skalierungsfaktor darstellt. Die Ane<strong>in</strong>anderreihung von<br />

Transformationen R α erzeugt e<strong>in</strong>e Trajektorie im Parameterraum des betrachteten Systems:<br />

H ( x ′) = R α {H (x)} ,<br />

H ( x ′′) = R α<br />

{<br />

H<br />

(<br />

x<br />

′ )} ,<br />

H ( x ′′′) = R α<br />

{<br />

H<br />

(<br />

x<br />

′′ )} . (2.2)<br />

13


14 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

Für die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung von R α und R β gilt:<br />

R β {R α {H (x)}} = R αβ {H (x)} . (2.3)<br />

E<strong>in</strong>e sehr wichtige Eigenschaft e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation ist, dass sie<br />

Fixpunkte im Parameteraum aufweisen kann. Diese haben die Eigenschaft <strong>in</strong>variant unter<br />

R α zu se<strong>in</strong>. Für sie gilt also R α {H (x)} = H (x). Fixpunkte heißen stabil, wenn sie <strong>in</strong> ihrer<br />

Nähe verlaufende Parameterraum-Trajektorien anziehen, <strong>in</strong>stabil, falls sie sie abstoßen,<br />

und marg<strong>in</strong>al, wenn ihr Verhalten komplizierter ist. Komplizierter heißt hier, dass sie weder<br />

e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong>stabil noch e<strong>in</strong>deutig stabil s<strong>in</strong>d. Vielmehr werden ihre Eigenschaften von vielen<br />

Faktoren bee<strong>in</strong>flusst, beispielsweise von anderen nahe gelegenen Fixpunkten. So f<strong>in</strong>det man<br />

auch im Rahmen der NRG Fixpunkte des Anderson-Modells (1.3). Dies s<strong>in</strong>d unter anderem<br />

die <strong>in</strong> Kapitel 1.3 diskutierten FO-, LM-, und SC-Grenzfälle.<br />

H<strong>in</strong>ter der Renormierungsgruppen-Theorie steht die Absicht, den Hamilton-Operator e<strong>in</strong>es<br />

Systems <strong>mit</strong>tels R so zu transformieren, dass er zwar noch immer das gleiche System beschreibt,<br />

dieses jedoch auf e<strong>in</strong>er anderen Längen- oder Frequenzskala oder bei e<strong>in</strong>er anderen<br />

Temperatur. Das Verhältnis der Skalen von H (x) und H (x ′ ) zue<strong>in</strong>ander wird durch den<br />

Skalierungsfaktor α bestimmt. Und gerade dies will man auch für das Anderson-Modell<br />

erreichen. Denn rückblickend auf Kapitel 1.2 erkennt man, dass das Problem von <strong>Kondo</strong>s<br />

Erklärung des Widerstandsm<strong>in</strong>imums gerade dar<strong>in</strong> liegt, dass se<strong>in</strong>e perturbative Näherung<br />

des s-d-Modells (1.1) <strong>mit</strong> antiferromagnetischer Kopplung J bei e<strong>in</strong>er endlichen Temperatur<br />

T K ihre Gültigkeit verliert. Der Fall T → 0 konnte also nicht untersucht werden. Der<br />

Vorteil von Wilsons NRG ist, dass sie e<strong>in</strong> nicht-perturbatives Lösungsverfahren darstellt,<br />

und da<strong>mit</strong> im Gegensatz zur Störungstheorie ke<strong>in</strong>e divergenten Terme <strong>in</strong> den physikalischen<br />

Größen erzeugt. Krishna-murthy, Wilk<strong>in</strong>s und Wilson [18] entwickelten die notwendigen<br />

Transformationen, um letztlich Wilsons Methode auf das Störstellen-Anderson-Modell<br />

(1.3) anwenden zu können. Das genaue Vorgehen wird im Folgenden erläutert. Natürlich<br />

werden auch die Unterschiede herausgearbeitet, die sich für den Fall <strong>niedriger</strong> <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong><br />

im Vergleich zum Standardfall <strong>mit</strong> halbgefülltem Leitungsband [6]<br />

ergeben.<br />

2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes<br />

Der erste Schritt auf dem Weg zur Konstruktion e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation<br />

für H SIAM ist die logarithmische Diskretisierung. Da das Ziel ist, e<strong>in</strong>e Abbildung<br />

zu konstruieren, die das Anderson-Modell form<strong>in</strong>variant auf e<strong>in</strong> bei tieferer Temperatur<br />

gültiges Modell transformiert, müssen zunächst e<strong>in</strong>mal die verschiedenen Energien ε k <strong>in</strong><br />

Gleichung (1.3) ihrer Größe nach geordnet werden.<br />

Zuvor muss aber noch e<strong>in</strong>e Frage geklärt werden, der bis zu diesem Punkt aus dem Weg<br />

gegangen wurde, nämlich wie im Anderson-Modell eigentlich e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Ladungsträgerdichte<br />

simuliert wird. Um dies darzulegen, muss man den Anderson-Hamilton-Operator


2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 15<br />

H SIAM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e etwas veränderte Form br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Festkörperphysik<br />

wohlbekannte Ersetzung vornimmt, und zwar<br />

∑<br />

∫<br />

... −→ dε f (ε) ... .<br />

k<br />

In Gleichung (1.3) gibt es zwei Summen über k, deren Umformungen folgendermaßen<br />

def<strong>in</strong>iert werden:<br />

∑<br />

ε k ... −→<br />

k<br />

∑<br />

V k ... −→<br />

k<br />

∫ω u<br />

dε g (ε) ...<br />

ω l<br />

∫ω u<br />

ω l<br />

dε h(ε)... . (2.4)<br />

Die Integrationsgrenzen ω u und ω l werden später als die Bandkanten des Leitungsbandes<br />

identifiziert. Zur Bestimmung der beiden Funktionen g (ε) und h(ε) steht lediglich e<strong>in</strong>e<br />

Bed<strong>in</strong>gung zur Verfügung, nämlich dass die effektiven Wirkungen der Hamilton-Operatoren<br />

H SIAM = H imp + ∑ kσ<br />

ε k c † kσ c kσ + ∑ kσ<br />

V k<br />

(f † σ c kσ + c † kσ f σ<br />

)<br />

und (2.5)<br />

H ′ SIAM = H imp + ∑ σ<br />

∫<br />

ω u<br />

dε g (ε) a † εσa εσ + ∑ σ<br />

∫<br />

ω u<br />

)<br />

dε h(ε)<br />

(f σa † εσ + a † εσf σ<br />

. (2.6)<br />

ω l<br />

ω l<br />

übere<strong>in</strong>stimmen müssen. Die hier geme<strong>in</strong>te effektive Wirkung erhält man, <strong>in</strong>dem man den<br />

jeweiligen Hamilton-Operator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Funktional<strong>in</strong>tegraldarstellung überführt, da<strong>mit</strong> die<br />

Zustandssumme <strong>mit</strong> Hilfe der Wirkung ausdrückt und schließlich die Freiheitsgrade der<br />

Leitungselektronen aus<strong>in</strong>tegriert. Die resultierende effektive Wirkung gibt so<strong>mit</strong> alle<strong>in</strong> den<br />

E<strong>in</strong>fluss der Störstelle auf das Verhalten des Gesamtsystems wieder. Da von allen Größen,<br />

die <strong>in</strong> dieser Arbeit betrachtet werden, lediglich der Störstellenanteil berechnet werden<br />

soll, ist klar, dass die Störstelle <strong>in</strong> beiden Modellen den gleichen Beitrag leisten muss und<br />

so<strong>mit</strong> die effektiven Wirkungen aus (2.5) und (2.6) gleich se<strong>in</strong> müssen. Der Nachweis der<br />

Äquivalenz der beiden Formen des Anderson-Modells ist <strong>in</strong> [4] zu f<strong>in</strong>den. Die hier gestellte<br />

Forderung führt letztlich zu folgender Differentialgleichung, die <strong>in</strong> leicht veränderter<br />

Notation für k-unabhängiges V <strong>in</strong> [6] hergeleitet wird:<br />

∆ (ω) = π d g−1 (ω)<br />

h [ g −1 (ω) ] 2<br />

. (2.7)<br />

dω<br />

Die Funktion g – die sogenannte Dispersion – hat dabei die Aufgabe, den Zusammenhang<br />

zwischen den beiden Energien ω und ε herzustellen. Ihre formale Def<strong>in</strong>ition ist<br />

g : ε ↦−→ ω = g (ε) . (2.8)


16 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

Die sogenannte Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) ist die E<strong>in</strong>gabegröße des <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

beschriebenen NRG-Verfahrens. Sie ist gegeben durch<br />

∆ (ω) = π ∑ k<br />

V 2<br />

k δ (ω − ε k) . (2.9)<br />

Da lediglich die Funktion ∆ (ω) vorgegeben ist, lässt die Bed<strong>in</strong>gung (2.7) e<strong>in</strong>ige Freiheit<br />

bei der Verteilung der ω-Abhängigkeit auf die Funktionen g und h. Unter Annahme<br />

e<strong>in</strong>er Kopplung, die unabhängig von k ist, also V k ≡ V , reduziert sich die Hybridisierungsfunktion<br />

im Wesentlichen auf die Zustandsdichte der Leitungselektronen, da ja<br />

πV 2 ∑ k δ (ω − ε k) = πV 2 ρ(ω) gilt. So<strong>mit</strong> ist es e<strong>in</strong>zusehen, dass sie alle notwendigen Informationen<br />

enthält, um die verschiedensten Leitungsbandeigenschaften zu modellieren.<br />

Man hat nun verschiedene Möglichkeiten, ∆ (ω) so zu konstruieren, dass das Modell (2.5)<br />

e<strong>in</strong>em System <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong> Ladungsträgerdichte im Leitungsband entspricht. Beispielsweise<br />

könnte man den absoluten Wert von ∆ – also letztlich die Zustandsdichte ρ des<br />

Leitungsbandes – sehr kle<strong>in</strong> wählen. Dies widerspricht aber dem physikalisch vernünftigen<br />

Bild e<strong>in</strong>es Halbleiters und schließlich wurde <strong>in</strong> Kapitel 1.4 <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er starken Hybridisierung<br />

zwischen Störstelle und Bad argumentiert. Andererseits kann auch die Form des Leitungsbandes<br />

und da<strong>mit</strong> die Fermi-Energie beziehungsweise die Füllung variiert werden. Da sie<br />

ja e<strong>in</strong> Band repräsentieren soll, kann die Hybridisierungsfunktion nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em begrenzten<br />

Bereich ungleich null se<strong>in</strong>, das heißt, sie hat scharfe Ränder oder Cutoffs, die Bandkanten.<br />

Da nach Kapitel 1.5 alle Energien von der Fermikante aus gemessen werden, liegt diese<br />

immer bei ω = 0. E<strong>in</strong>e Verschiebung von ε F kommt <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>er Verschiebung der<br />

Bandkanten gleich. Je näher der untere Cutoff bei null liegt, desto ger<strong>in</strong>ger ist die Füllung<br />

des Leitungsbandes. Liegt ε F <strong>in</strong> der Mitte zwischen beiden Bandkanten, so liegt halbe<br />

Füllung vor.<br />

Im Anderson-Modell (2.6) müssen also die beiden Cutoffs ω u und ω l – im Gegensatz zu −1<br />

und +1 <strong>in</strong> [4], [7] und [18] – als Integrationsgrenzen e<strong>in</strong>gefügt werden. Die Bandverschiebung<br />

δ ist dann gegeben durch<br />

δ ≡ ω u + ω l<br />

2<br />

. (2.10)<br />

Um das Ziel dieser Aktionen nicht aus den Augen zu verlieren, sei noch e<strong>in</strong>mal daran er<strong>in</strong>nert,<br />

dass man den Anderson-Hamilton-Operator <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Form benötigt, <strong>in</strong> der die verschiedenen<br />

auftretenden Energieskalen separiert s<strong>in</strong>d. Die Integraldarstellung (2.6) stellt<br />

hierfür e<strong>in</strong>en optimalen Ausgangspunkt dar. Das Leitungsband – also der Bereich, <strong>in</strong> dem<br />

∆ (ω) ≠ 0 – wird <strong>in</strong> Intervalle unterteilt, so dass die beiden Integrale <strong>in</strong> Summen aus<br />

Integralen zerfallen. Je größer e<strong>in</strong> Intervall ist, desto stärker werden die Anregungen der<br />

entsprechenden Energieskala über die Gewichtungsfunktionen g und h ge<strong>mit</strong>telt. Da später<br />

gerade die tiefen Temperaturen von Interesse s<strong>in</strong>d, wo sich Anregungen nur nahe der<br />

Fermikante abspielen, werden die Intervalle zur Fermi-Energie h<strong>in</strong> immer schmaler, so dass<br />

nahe ǫ F Mittelungseffekte fast ke<strong>in</strong>e Rolle mehr spielen. Dies ist der Grundgedanke der<br />

logarithmischen Diskretisierung. Ihre praktische Umsetzung ist nun auf verschiedene Arten<br />

möglich, die <strong>in</strong> Abbildung 2.1 illustriert s<strong>in</strong>d.


2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 17<br />

Abbildung 2.1 a) zeigt den Standardfall der logarithmischen Diskretisierung. Zur Festlegung<br />

der Energie<strong>in</strong>tervalle def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>e reelle Zahl Λ > 1 als Parameter und def<strong>in</strong>iert<br />

(<br />

I n + = Λ −(n+1) ,Λ −n] für ε > 0 und<br />

[<br />

In − = −Λ −n , −Λ −(n+1)) für ε < 0, n = 0,1,2,... (2.11)<br />

Im Fall e<strong>in</strong>es symmetrischen Bandes <strong>mit</strong> ω u = −ω l = 1 ist diese Form der Diskretisierung,<br />

wie sie unter anderem auch von Krishna-murthy et al. [18] verwendet wurde, vollkommen<br />

ausreichend; für e<strong>in</strong> verschobenes Band reicht sie h<strong>in</strong>gegen nicht mehr aus, da auch<br />

Energien jenseits von ±1 <strong>in</strong> berücksichtigt werden müssen. Abbildung 2.1 b) zeigt e<strong>in</strong>e<br />

mögliche Abhilfe. Statt von −1 bis 1 wird der Bereich von −2 bis 2 diskretisiert, so dass<br />

die Bandkanten um e<strong>in</strong>e halbe Bandbreite verschoben werden können. Dieses Vorgehen<br />

weist jedoch bezogen auf die Situation, die <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit untersucht werden<br />

soll, e<strong>in</strong>ige Schwächen auf, die später deutlich sichtbar werden. Grob kann man sagen, dass<br />

durch diese Art der Diskretisierung die Cutoffs der Hybridisierungsfunktion unscharf werden,<br />

was nicht gewollt ist. Dieser <strong>Effekt</strong> wird <strong>in</strong> Kapitel 4.1.3 sehr ausführlich <strong>mit</strong> vielen<br />

Beispielen untersucht.<br />

Daher ist die natürlichste Wahl, die Diskretisierung, wie <strong>in</strong> Abbildung 2.1 c) gezeigt, zusammen<br />

<strong>mit</strong> den Bandkanten zu verschieben. So wird sichergestellt, dass nur die Anregungen<br />

<strong>mit</strong> Energien zwischen ω l und ω u im neuen Hamilton-Operator vorkommen. Die Def<strong>in</strong>ition<br />

der Energie<strong>in</strong>tervalle aus Gleichung (2.11) muss hierfür leicht modifiziert werden. Die<br />

resultierenden Gleichungen für Intervalle und Intervalllängen s<strong>in</strong>d dann die folgenden:<br />

I + n = (ω u Λ −(n+1) ,ω u Λ −n] ,<br />

d + n = ω u Λ −n ( 1 − Λ −1) ,<br />

[<br />

In − = ω l Λ −n ,ω l Λ −(n+1)) ,<br />

d − n = ∣ ∣ ωl<br />

∣ ∣Λ −n ( 1 − Λ −1) , n = 0,1,2,... (2.12)<br />

Die Integrale <strong>in</strong> (2.6) s<strong>in</strong>d nun leicht auszuwerten, wenn man sich durch Fourier-<br />

Entwicklung auch noch der ε-Abhängigkeit der Leitungsbandoperatoren <strong>in</strong> (2.6) entledigt.<br />

Hierzu def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>en vollständigen Satz orthonormaler Funktionen, nach denen die<br />

Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren <strong>in</strong> (2.6) entwickelt werden. Analog zu [4], [6]<br />

und [18] werden ebene Wellen verwendet.<br />

√ 1<br />

d + n<br />

e i 2π<br />

d + pε<br />

n<br />

⎧<br />

⎨<br />

Ψ + np (ε) = für ε ∈ I n<br />

+<br />

⎩<br />

0 sonst<br />

⎧<br />

⎨<br />

Ψ − √ 1<br />

2π<br />

−i<br />

d<br />

e − pε<br />

np (ε) = d − n für ε ∈ In<br />

− n<br />

⎩<br />

0 sonst<br />

(2.13)<br />

Der Index p kann alle ganzzahligen Werte zwischen −∞ und ∞ annehmen. Orthonormalität<br />

und Vollständigkeit s<strong>in</strong>d leicht nachzuweisen, wobei beachtet werden muss, dass


18 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

a)<br />

∆(ω )<br />

-1 −Λ −1 −Λ −2 ... ...Λ −2 Λ −1<br />

1<br />

ω<br />

b)<br />

∆(ω)<br />

-2 -1 −Λ −1 −Λ −2 ... ...Λ −2 Λ −1<br />

1 2<br />

ω<br />

c)<br />

∆(ω)<br />

δ = ω u -1<br />

-1 ω l ω l Λ −2 ... ...ω u Λ −2 ω u Λ −1<br />

ω l Λ −1<br />

1<br />

ω u<br />

ω<br />

Abbildung 2.1: Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes:<br />

a) Symmetrischer Fall <strong>mit</strong> halbgefülltem Band<br />

b) Verschobenes Band bei unveränderter Diskretisierung<br />

c) Verschobenes Band <strong>mit</strong> verschobener Diskretisierung.


2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 19<br />

∆(ω)<br />

(h n<br />

± )²<br />

Abbildung 2.2: Def<strong>in</strong>ition der h ± n<br />

-1 ω l ω l Λ −2 ... ...ω u Λ −2 ω u Λ −1<br />

ω l Λ −1<br />

1<br />

ω u<br />

ω<br />

2 .<br />

ε ∈ [ω l ,ω u ] gilt. Zur Er<strong>in</strong>nerung sei hier noch e<strong>in</strong>mal der Hamilton-Operator angegeben,<br />

auf den die nachfolgenden Transformationen angewendet werden:<br />

H SIAM = H imp + ∑ σ<br />

∫<br />

ω u<br />

dε g (ε) a † εσa εσ + ∑ σ<br />

∫<br />

ω u<br />

)<br />

dε h(ε)<br />

(f σa † εσ + a † εσf σ<br />

. (2.14)<br />

ω l<br />

ω l<br />

Die Entwicklung der Operatoren a (†)<br />

εσ nach den Funktionen Ψ ± np (ε) lautet also (vergleiche<br />

[4]):<br />

a εσ = ∑ n,p<br />

a † εσ = ∑ n,p<br />

[<br />

anpσ Ψ + np (ε) + b npσ Ψ − np (ε) ] ,<br />

[<br />

a † (<br />

npσ Ψ<br />

+<br />

np (ε) ) ∗ (<br />

+ b<br />

†<br />

npσ Ψ<br />

−<br />

np (ε) ) ] ∗<br />

. (2.15)<br />

Zur Vere<strong>in</strong>fachung der Notation werden folgende abkürzende Symbole für die Integration<br />

über das n-te positive bzw. negative Energie<strong>in</strong>tervall e<strong>in</strong>geführt:<br />

∫+,n<br />

dε ≡<br />

ω uΛ ∫<br />

−n<br />

ω uΛ −(n+1) dε ,<br />

∫−,n<br />

dε ≡<br />

ω l Λ∫<br />

−(n+1)<br />

ω l Λ −n dε . (2.16)<br />

Der Vollständigkeit wegen sei noch die entsprechende Rücktransformation angegeben:<br />

a npσ =<br />

∫+,n<br />

dεΨ + np (ε) a εσ , b npσ =<br />

∫−,n<br />

dεΨ − np (ε) a εσ . (2.17)<br />

In den folgenden zwei Unterkapiteln sollen die Integrale ausgewertet und e<strong>in</strong>ige Näherungen<br />

e<strong>in</strong>geführt werden. Vorher muss aber noch e<strong>in</strong>e Wahl für die Funktionen g und h getroffen<br />

werden. Ist die Hybridisierungsfunktion e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Konstante, so gestaltet sich die Wahl<br />

recht e<strong>in</strong>fach:<br />

g (ε) = ε = ω (2.7)<br />

=⇒ ∆ (ω) = ∆ 0 = πh 2 (ε) . (2.18)


20 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

Im Falle allgeme<strong>in</strong>er, nicht konstanter Hybridisierungsfunktionen muss man deren ω-<br />

Abhängigkeit möglichst geschickt auf die beiden zu bestimmenden Funktionen verteilen.<br />

In [7] werden verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun, ausführlich diskutiert. Dabei stellt<br />

sich heraus, dass e<strong>in</strong> abschnittsweise konstantes h oft die beste Wahl ist. Nun ist es<br />

naheliegend, die Werte von h <strong>in</strong> den Intervallen I ± n über den Mittelwert von ∆ (ω) zu<br />

def<strong>in</strong>ieren (siehe [6]):<br />

h(ε) = h ± n für ε ∈ I± n<br />

<strong>mit</strong> h ± 2 1<br />

n =<br />

d ± n<br />

∫±,n<br />

dε 1 ∆ (ε). (2.19)<br />

π<br />

Die Funktion g selbst muss nicht bestimmt werden, da sich im Folgenden zeigen wird, dass<br />

lediglich Integrale über g bekannt se<strong>in</strong> müssen.<br />

2.2.1 Transformation von H bath<br />

Die Transformation auf die diskretisierten Operatoren (2.15) kann nun <strong>in</strong> den Hamilton-<br />

Operator (2.14) e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong>e ausführlichere Rechnung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Anhang<br />

B.1, hier wird lediglich das Ergebnis angegeben. Der diskretisierte Badterm H bath lautet:<br />

∫ω u<br />

H bath = ∑ ( ∑<br />

dε g (ε)<br />

σ<br />

ω<br />

n,p<br />

⎛<br />

l<br />

a † (<br />

npσ Ψ<br />

+<br />

np (ε) ) ∗ (<br />

+ b<br />

†<br />

npσ Ψ<br />

−<br />

np (ε) ) ∗<br />

× ⎝ ∑ a n ′ p ′ σΨ + n ′ p<br />

(ε) + b ′ n ′ p ′ σΨ − n ′ p<br />

(ε) ⎠<br />

′<br />

n ′ ,p ′<br />

(ξ + n a † npσa npσ + ξ + n b † npσb npσ<br />

)<br />

⎞<br />

)<br />

= ∑ n,p,σ<br />

+ ∑<br />

n,p≠p ′ ,σ<br />

⎛<br />

∫<br />

+ ⎝<br />

−,n<br />

⎛<br />

∫<br />

⎝<br />

+,n<br />

dε g (ε) 1<br />

d − n<br />

dε g (ε) 1<br />

d + n<br />

e −2πi<br />

d + n<br />

e<br />

2πi<br />

d + (p ′ −p)ε<br />

n<br />

(p ′ −p)ε<br />

⎞<br />

⎞<br />

⎠ a † npσ a np ′ σ<br />

⎠ b † npσ b np ′ σ (2.20)<br />

Die Rechnung vere<strong>in</strong>facht sich dadurch, dass Integrale über Funktionen Ψ ± np auf verschiedenen<br />

Intervallen – also Terme <strong>mit</strong> n ≠ n ′ – immer null ergeben. Die Summe über p<br />

und p ′ wird <strong>in</strong> die Anteile p = p ′ und p ≠ p ′ zerlegt. Letzterer und die Terme der ersten<br />

Summe <strong>mit</strong> p ≠ 0 werden <strong>in</strong> der weiteren Rechnung vernachlässigt. Nach [18], wo der Fall<br />

−ω l = ω u = 1 <strong>mit</strong> konstanter Hybridisierungsfunktion untersucht wird, ist der Fehler, der<br />

dabei gemacht wird, vernachlässigbar. Dies wird auch im vorliegenden Fall angenommen.


2.2 Logarithmische Diskretisierung des Leitungsbandes 21<br />

Die Integrale im zweiten Summanden wurden daher nicht ausgewertet. Die Berechnung<br />

der ξ n ± wird <strong>in</strong> Anhang B.1 durchgeführt. Man erhält als Ergebnis<br />

ξ ± n = 1<br />

d ± n<br />

∫±,n<br />

∫ ±,n<br />

dε ∆ (ε) ε ∆=const. 1 (<br />

dε g (ε) = ∫ ±,n<br />

= 1 + Λ<br />

−1 ) Λ −n ω u,l (2.21)<br />

dε ∆ (ε) 2<br />

und da<strong>mit</strong> verschiedene Gewichte für die a- und b-Operatoren.<br />

2.2.2 Transformation von H imp−bath<br />

Die Wahl e<strong>in</strong>er abschnittsweise konstanten Funktion h führt dazu, dass sämtliche Terme<br />

<strong>mit</strong> p ≠ 0 <strong>in</strong> H imp−bath aufgrund der Eigenschaften des verwendeten Orthonormalsystems<br />

(2.13) wegfallen. E<strong>in</strong>e weitere Vere<strong>in</strong>fachung besteht dar<strong>in</strong>, die Kopplung der Störstelle an<br />

das Fermionenbad als Kopplung zwischen lediglich zwei fermionischen Freiheitsgraden zu<br />

schreiben. Durch E<strong>in</strong>setzen der Diskretisierung <strong>in</strong> H imp−bath erhält man zunächst:<br />

H imp−bath = ∑ n,p,σ<br />

+ ∑ n,p,σ<br />

∫+,n<br />

dε h + n<br />

[Ψ + np (ε) f σa † npσ + ( Ψ + np (ε) ) ]<br />

∗ a<br />

†<br />

npσ f σ<br />

∫−,n<br />

dε h − n<br />

[Ψ − np (ε) f σb † npσ + ( Ψ − np (ε) ) ]<br />

∗ b<br />

†<br />

npσ f σ<br />

. (2.22)<br />

Um die Notation etwas e<strong>in</strong>facher zu gestalten, wird ab jetzt der Index p unterdrückt, da<br />

wie oben erwähnt p im Folgenden immer 0 ist. Nutzt man die Def<strong>in</strong>itionen der h ± n und<br />

Ψ ± np, Gleichungen (2.19) und (2.13), so kann man folgende Vere<strong>in</strong>fachung erreichen:<br />

[<br />

H imp−bath = √ 1 ∑ ∑<br />

c † (<br />

π<br />

−1σ γ<br />

+<br />

n a nσ + γ − ) ] [ ∑ (<br />

n b nσ + γ n + a † nσ + γn − b nσ) ]<br />

† c −1σ .<br />

σ n<br />

n<br />

(2.23)<br />

Dies wiederum kann man noch e<strong>in</strong>facher ausdrücken:<br />

H imp−bath = √ 1 ∑<br />

c †<br />

π<br />

−1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ . (2.24)<br />

Um Gleichung (2.24) zu erhalten, muss man folgende Terme def<strong>in</strong>ieren:<br />

σ<br />

c −1σ ≡ f σ , (2.25)<br />

c 0σ ≡ √ 1 ∑ (<br />

γ<br />

+<br />

n a nσ + γn − b )<br />

nσ ,<br />

ξ0<br />

(2.26)<br />

γ ± n<br />

n<br />

ξ 0 ≡ ∑ ( ) γ n<br />

+ 2 + γ<br />

−2 n , (2.27)<br />

n<br />

∫±,n<br />

2 ≡ dε ∆ (ε) . (2.28)


22 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

γ 4<br />

-<br />

γ 3<br />

-<br />

γ 2<br />

-<br />

γ 1<br />

-<br />

γ 1<br />

+<br />

γ 2<br />

+<br />

γ 3<br />

+<br />

γ 4<br />

+<br />

...<br />

...<br />

Abbildung 2.3: Schematische Darstellung des Störstellen-Anderson-Modells nach der logarithmischen<br />

Diskretisierung.<br />

Nach all diesen Umformungen ergibt sich e<strong>in</strong>e neue schematische Darstellung des Anderson-<br />

Hamilton-Operators, die zeigt, dass die Diskretisierung des Leitungsbandes tatsächlich e<strong>in</strong>e<br />

Trennung der auftretenden Energieskalen bewirkt. In Kapitel 1.3, Abbildung 1.3, war<br />

die Störstelle noch gleichmäßig an die kont<strong>in</strong>uierlichen Leitungsbandzustände gekoppelt.<br />

Die durchgeführten Transformationen fassen bestimmte Energiebereiche zu je e<strong>in</strong>em fermionischen<br />

Freiheitsgrad zusammen, die <strong>mit</strong> immer kle<strong>in</strong>er werdender Stärke γ n ± <strong>mit</strong> der<br />

Störstelle verbunden s<strong>in</strong>d. Die E<strong>in</strong>teilung der Energieskalen wird umso fe<strong>in</strong>er, je näher man<br />

der Fermi-Energie kommt. Diese neue Situation zeigt Abbildung 2.3.<br />

2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette<br />

Durch die bisherigen Transformationen ist es gelungen, den Anderson-Hamilton-Operator<br />

(2.6) auf folgende e<strong>in</strong>fache Form zu br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> der die Störstelle nur noch an e<strong>in</strong>en fermionischen<br />

Freiheitsgrad gekoppelt ist:<br />

H SIAM = ∑ σ<br />

ε −1 c † −1σ c −1σ + Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓ +<br />

√<br />

ξ0<br />

+ ∑ n,σ<br />

√ π<br />

∑<br />

σ<br />

(<br />

)<br />

c † −1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ<br />

(<br />

)<br />

ξ n + a† nσ a nσ + ξn − b† nσ b nσ<br />

. (2.29)<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es schon jetzt möglich, ausgehend von dieser Form des Modells, e<strong>in</strong> NRG-<br />

Verfahren zu entwickeln, da man die Badfreiheitsgrade ja nach Kopplungsstärke geordnet<br />

hat und so je nach der Temperatur, bei der man die Eigenschaften des Modells berechnen<br />

will, bestimmte Anregungen vernachlässigen kann. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass noch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Umformung zweckmäßig ist: die Abbildung des Ausdrucks (2.29) auf e<strong>in</strong>e<br />

halbunendliche Kette, deren erstes Glied die Störstelle ist. Mehr zu diesem Problem ist<br />

<strong>in</strong> [6] zu erfahren. E<strong>in</strong>e physikalisch <strong>in</strong>tuitive Interpretation der Operatoren a (†)<br />

nσ und b (†)<br />

nσ<br />

sowie der <strong>in</strong> Gleichung (2.30) auftretenden Operatoren c (†)<br />

nσ folgt am Ende dieses Kapitels.<br />

Die Abbildung auf die halbunendliche Kette erfolgt durch e<strong>in</strong>e unitäre Transformation der<br />

a (†)<br />

nσ und b (†)<br />

nσ, deren Transformationskoeffizienten es <strong>in</strong> diesem Kapitel zu bestimmen gilt.<br />

Dabei wird wie <strong>in</strong> [18] und [4] vorgegangen. E<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung, die hier gestellt werden muss,<br />

ist, dass c (†)<br />

0σ<br />

weiterh<strong>in</strong> durch (2.28) gegeben ist. Nun ist der Leitungsbandanteil <strong>in</strong> (2.29)


2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 23<br />

diagonal, so dass nach jeder Transformation zwangsläufig Kopplungen zwischen Operatoren<br />

zu verschiedenem n auftreten. Daher ist diejenige Transformation die geeignetste, die diese<br />

Wechselwirkungen möglichst e<strong>in</strong>fach hält. Dies ist der Fall, wenn nur Nächste-Nachbar-<br />

Wechselwirkungen generiert werden. Weiterh<strong>in</strong> wird im Allgeme<strong>in</strong>en jeder Platz der Kette<br />

e<strong>in</strong>e On-Site-Energie besitzen, die – wie sich leicht zeigen lässt – im Fall des halbgefüllten<br />

Bandes <strong>mit</strong> Teilchen-Loch-Symmetrie verschw<strong>in</strong>det. Die letztlich erwünschte Form von<br />

H SIAM ist:<br />

H SIAM<br />

!<br />

= Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓ +<br />

∞∑<br />

n=−1,σ<br />

(<br />

) ]<br />

[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />

. (2.30)<br />

√<br />

ξ<br />

Dabei wurde t −1 ≡ 0π<br />

def<strong>in</strong>iert, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Darstellung zu erhalten. Dadurch<br />

kann der Störstellen-Anteil abgesehen vom U-Term <strong>in</strong> die Summe über n gezogen werden.<br />

Die Transformationsgleichungen s<strong>in</strong>d analog zu [18].<br />

a nσ = ∑ m<br />

u mn c mσ ,<br />

b nσ = ∑ m<br />

v mn c mσ ,<br />

a † nσ = ∑ m<br />

u mn c † mσ ,<br />

b† nσ = ∑ m<br />

v mn c † mσ . (2.31)<br />

Die entsprechende Rücktransformation lautet nach dieser Def<strong>in</strong>ition<br />

c nσ = ∑ m<br />

u nm a mσ + v nm b mσ ,<br />

c † nσ = ∑ m<br />

u nm a † mσ + v nm b † mσ . (2.32)<br />

Da die Transformation unitär se<strong>in</strong> soll, ergeben sich folgende Normierungsbed<strong>in</strong>gungen an<br />

die Transformationskoeffizienten:<br />

∑<br />

∑<br />

(u nm u nm ′) = δ mm ′, (u nm v nm ′) = 0 , (2.33)<br />

n<br />

∑<br />

(v nm v nm ′) = δ mm ′,<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

(u nm u n ′ m + v nm v n ′ m) = δ nn ′ . (2.34)<br />

m<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Koeffizientenvergleichs kann man nun Iterationsgleichungen für die Transformationskoeffizienten,<br />

die Kopplungsenergien t n und die On-Site-Energien ε n gew<strong>in</strong>nen.<br />

Hierzu geht man von folgender Gleichung aus:<br />

1<br />

2<br />

(<br />

1 + Λ<br />

−1 ) ∑ ( )<br />

Λ −n ω u a † nσ a nσ + ω l b † nσ b nσ<br />

n,σ<br />

!<br />

=<br />

∞∑<br />

n=0,σ<br />

(<br />

) ]<br />

[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />

(2.35)


24 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

ε -1 ε 0 ε 1 ε 2 ε 3 ε 4<br />

t -1 t 0 t 1 t 2 t 3<br />

...<br />

Abbildung 2.4: Schematische Darstellung des Anderson-Modells <strong>in</strong> Form von Gleichung<br />

(2.30).<br />

Die Berechnung der Hüpf- oder Kopplungsenergien, der On-Site-Energien sowie der Transformationskoeffizienten<br />

wird <strong>in</strong> Anhang B.2 genauer erläutert. Sie ist zwar aufwändig, aber<br />

pr<strong>in</strong>zipiell nicht schwierig und daher nicht im Hauptteil dieser Arbeit zu f<strong>in</strong>den. Man erhält<br />

schließlich die folgenden Gleichungen, die e<strong>in</strong>e iterative Bestimmung der t n , ε n sowie der<br />

u mn und v mn erlauben.<br />

t 2 0 = ∑ (<br />

)<br />

ξ n<br />

+ 2 u<br />

2<br />

0n + ξn<br />

− 2 v<br />

2<br />

0n − ε 2 0 ,<br />

n<br />

ε 0 = ∑ n<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n u 2 0n + ξn − v0n<br />

2 )<br />

,<br />

u 1n = 1 t 0<br />

u 0n<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n − ε 0<br />

)<br />

,<br />

v 1n = 1 t 0<br />

v 0n<br />

(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε 0<br />

)<br />

. (2.36)<br />

t 2 m = ∑ n<br />

{ [(ξ<br />

+<br />

n − ε m<br />

)<br />

umn − t m−1 u m−1n<br />

] 2 +<br />

[(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε m<br />

)<br />

vmn − t m−1 v m−1n<br />

] 2<br />

}<br />

,<br />

ε m = ∑ n<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n u 2 mn + ξn − vmn<br />

2 )<br />

,<br />

u m+1 = 1<br />

t m<br />

[<br />

umn<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n − ε m<br />

)<br />

− tm−1 u m−1n<br />

]<br />

,<br />

v m+1 = 1<br />

t m<br />

[<br />

vmn<br />

(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε m<br />

)<br />

− tm−1 v m−1n<br />

]<br />

. (2.37)<br />

Diese s<strong>in</strong>d identisch zu den <strong>in</strong> [6] angegebenen Iterationsgleichungen. Abbildung 2.4 verdeutlicht<br />

die Wirkung der vorgenommenen Transformation auf das betrachtete Modell.<br />

Ausgehend von der <strong>in</strong>tuitiven Vorstellung des Anderson-Modells, die <strong>in</strong> Abbildung 2.3<br />

präsentiert wurde, wurden zunächst <strong>mit</strong>tels Gleichung (2.28) die Badzustände zu e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Zustand zusammengefasst. Die Berücksichtigung der k<strong>in</strong>etischen Energie des Leitungsbandes<br />

aus (2.29) erfolgte anschließend durch Ankopplung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Kette an den<br />

Zustand c 0 . Insgesamt gelangt man also zu e<strong>in</strong>er halbunendlichen Kette von Zuständen,<br />

die <strong>mit</strong> der Störstelle beg<strong>in</strong>nt und <strong>in</strong> der jeder Zustand nur <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en direkten Nachbarn<br />

wechselwirkt. Genau diese Situation zeigt Abbildung 2.4.<br />

Der physikalische Gedankengang, der h<strong>in</strong>ter dieser Umformung steht, wird ausführlich <strong>in</strong><br />

[18] für e<strong>in</strong> halbgefülltes dreidimensionales Leitungsband diskutiert. Die Störstelle bef<strong>in</strong>det<br />

sich also auch im Ortsraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dreidimensionalen Umgebung. Die dort vorgestellten


2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 25<br />

Ideen s<strong>in</strong>d natürlich auch hier anwendbar und fördern das Verständnis der NRG. Krishnamurthy<br />

et al. verwenden Kugelflächenfunktionen, die um die Störstelle als Ursprung zentriert<br />

s<strong>in</strong>d, als Basis für die Leitungsbandzustände im Ortsraum. Weiterh<strong>in</strong> nehmen sie<br />

an, dass die Wechselwirkung zwischen Störstelle und Leitungselektronen V k nur von ∣ ∣ k<br />

∣ ∣<br />

abhängt. Das bedeutet, dass die Verunre<strong>in</strong>igung lediglich an die Leitungsbandzustände<br />

<strong>mit</strong> s-Symmetrie koppelt. Bleibt man <strong>in</strong> diesem Bild, so kann man den Operatoren c † kσ<br />

aus Gleichung (1.3) s-Wellenfunktionen zuordnen, die sich – da die Elektronen im Metall<br />

Bloch-Zustände besetzen – über das gesamte Volumen des Systems erstrecken. Dies kann<br />

man auch anhand der Orts-Impuls-Unschärfe e<strong>in</strong>sehen, aus der folgt, dass e<strong>in</strong> Teilchen <strong>mit</strong><br />

scharf def<strong>in</strong>iertem Impuls e<strong>in</strong>e unendlich ausgedehnte Wellenfunktion haben muss. Das<br />

gilt analog auch für die Operatoren a † εσ, wenn man wie Krishna-murthy et al. annimmt,<br />

dass die Fermioberfläche des Systems vollständig <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es isotropen Leitungsbandes<br />

liegt.<br />

Die Transformation auf die Operatoren a † npσ und b † npσ bewirkt e<strong>in</strong>e Aufteilung und Ordnung<br />

der Leitungsbandzustände nach ihren E<strong>in</strong>teilchenenergien. So erzeugen beziehungsweise<br />

vernichten die diskretisierten Operatoren Teilchen, deren Energie <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Energie<strong>in</strong>tervalls liegt. Daher s<strong>in</strong>d die entsprechenden Wellenfunktionen auf<br />

e<strong>in</strong> bestimmtes Phasenraumvolumen beschränkt und da<strong>mit</strong> auch im Ortsraum mehr oder<br />

weniger stark lokalisiert. E<strong>in</strong> Blick auf die Transformationsgleichungen (2.17) zeigt, dass<br />

man diesen Operatoren, den obigen Überlegungen folgend, im Ortsraum Wellenpakete<br />

aus s-Wellen zuordnen kann, da sie sich additiv aus den Operatoren a † εσ <strong>mit</strong> bestimmten<br />

Gewichtungen zusammensetzen. Die maximale Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der den<br />

Wellenpaketen entsprechenden Teilchen liegt daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung von der Störstelle,<br />

die proportional zu ihrem „Impuls“ p ist. Ihre Ausdehnung wächst exponentiell <strong>mit</strong><br />

steigendem n, da ihre Energieunschärfe gleichzeitig schnell kle<strong>in</strong>er wird. Durch die Vernachlässigung<br />

aller Operatoren <strong>mit</strong> p ≠ 0 berücksichtigt man also nur die Zustände, deren<br />

Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit an der Störstelle e<strong>in</strong> Maximum besitzt. Die Eigenschaften<br />

von Wellenpaketen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang B.3 kurz zusammengefasst.<br />

Nun lässt sich schon erahnen, wie man <strong>mit</strong> dem Modell (2.29) verschiedene Temperaturen<br />

behandeln könnte. Denn je ausgedehnter e<strong>in</strong> a † npσ und b † npσ entsprechender Zustand ist,<br />

desto schwächer ist se<strong>in</strong>e Wechselwirkung <strong>mit</strong> der Störstelle. So fallen die Energien ξ ± n<br />

schnell <strong>mit</strong> steigendem n ab. Bei hohen Temperaturen spielen schwache Wechselwirkungen<br />

aber ke<strong>in</strong>e Rolle, man muss nur die Zustände berücksichtigen, die kompakt um die Störstelle<br />

liegen. S<strong>in</strong>kt die Temperatur, so müssen auch weiter ausgedehnte Zustände <strong>in</strong> die<br />

Berechnungen e<strong>in</strong>gehen. Wie jedoch weiter oben erwähnt, gibt es bei e<strong>in</strong>er NRG-Methode<br />

basierend auf dem Hamilton-Operator (2.29) e<strong>in</strong> Problem (siehe hierzu die Diskussion <strong>in</strong><br />

[5]), das die Abbildung auf die halbunendliche Kette notwendig macht. Auf dieses wird am<br />

Ende dieses Kapitels e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Gemäß Gleichung (2.32) setzen sich die Operatoren c (†)<br />

nσ aus den Operatoren a (†)<br />

mσ und b (†)<br />

mσ<br />

gewichtet <strong>mit</strong> den Faktoren u nm und v nm zusammen. Ihre entsprechenden Wellenfunktionen<br />

s<strong>in</strong>d also auch an der Störstelle zentrierte Pakete aus s-Wellenfunktionen. Laut [18]<br />

gilt da<strong>mit</strong> für die Ausdehnung der entsprechenden Wellenfunktionen der gleiche Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> n wie für die vorigen Wellenfunktionen.


26 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

unm und vnm<br />

v nm n = 0<br />

v nm n = 16<br />

v nm n = 32<br />

v nm n = 48<br />

u nm n = 0<br />

u nm n = 16<br />

u nm n = 32<br />

u nm n = 48<br />

m + 2<br />

Abbildung 2.5: Transformationskoeffizienten u nm und v nm als Funktion von m <strong>mit</strong> δ = 0,<br />

∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5.<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung der Transformationskoeffizienten unterstützt diese Aussage. Abbildung<br />

2.5 zeigt die gemäß (2.37) bestimmten Koeffizienten u nm und v nm als Funktionen von m<br />

im Fall symmetrischer Bandkanten, also δ = 0. Es wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />

∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5 gearbeitet. Die durchgezogenen L<strong>in</strong>ien entsprechen<br />

den v nm , die Symbole den u nm für verschiedene Werte von n. Man erkennt, dass die Maxima<br />

der Transformationskoeffizienten <strong>mit</strong> zunehmendem n zu immer größeren Werten von<br />

m wandern. Das heißt, der Hauptbeitrag zu den Operatoren c nσ kommt von Anregungen<br />

a mσ und b mσ <strong>mit</strong> immer kle<strong>in</strong>eren Energien ξ m ± . Also wird die Energieunschärfe der c nσ<br />

entsprechenden Wellenpakete immer kle<strong>in</strong>er und da<strong>mit</strong> die Ortsausdehnung immer größer.<br />

Noch e<strong>in</strong>e weitere Eigenschaft der Transformation (2.32) lässt sich anhand der Untersuchung<br />

der Transformationskoeffizienten erkennen. Abbildung 2.6 zeigt ebenfalls die Transformationskoeffizienten,<br />

diesmal aber für e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband <strong>mit</strong> δ = 0.99.<br />

Dort erkennt man, dass die Anregungen a mσ und b m ′ σ, aus denen sich die Operatoren c nσ<br />

nun zusammensetzen, immer noch Energien ξ m + und ξ − m<br />

entsprechen, die be<strong>in</strong>ahe gleich<br />

′<br />

s<strong>in</strong>d. Aufgrund der Verschiebung treten die Maxima der v nm früher auf als die der u nm .<br />

Die Maxima der gelben Kurven (n = 48) beispielsweise haben ihre Maxima bei m = 22 für<br />

die v nm beziehungsweise bei m = 28 für die u nm . Die entsprechenden Energieskalen s<strong>in</strong>d<br />

da<strong>mit</strong> ω l Λ −22 ≃ 1.76 10 −11 beziehungsweise ω u Λ −28 ≃ 1.43 10 −11 . Da<strong>mit</strong> ist gezeigt, dass<br />

die Kopplungsenergien t n genau wie die Energien ξ n ± <strong>mit</strong> n exponentiell kle<strong>in</strong>er werden.<br />

Anhand solcher Überlegungen entwickelten Krishna-murthy, Wilk<strong>in</strong>s und Wilson [18] e<strong>in</strong><br />

sehr anschauliches Bild der Situation, das Zwiebelschalenmodell. Die Operatoren c (†)<br />

nσ s<strong>in</strong>d


2.3 Abbildung auf die halbunendliche Kette 27<br />

v nm n = 0<br />

v nm n = 16<br />

v nm n = 32<br />

v nm n = 48<br />

u nm n = 0<br />

u nm n = 16<br />

u nm n = 32<br />

u nm n = 48<br />

unm und vnm<br />

m + 2<br />

Abbildung 2.6: Transformationskoeffizienten u nm und v nm als Funktion von m <strong>mit</strong> δ = 0.99,<br />

∆ 0 = 0.03 und Λ = 2.5.<br />

also stellvertretend für an der Störstelle zentrierte s-Wellenpakete <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Ausdehnung,<br />

die <strong>mit</strong> n wächst. Im Fall des halbgefüllten Bandes, das <strong>in</strong> [18] betrachtet wird, ist ihre<br />

<strong>mit</strong>tlere Energie 0. Die Wellenpakete zu den Operatoren c (†)<br />

nσ besitzen da<strong>mit</strong> die gleichen<br />

Eigenschaften wie die Wellenpakete zu den Operatoren a mσ (†) und b mσ. (†) Allerd<strong>in</strong>gs wechselwirken<br />

sie nicht mehr direkt <strong>mit</strong> der Störstelle, sondern nur noch <strong>mit</strong> den Wellenpaketen<br />

<strong>mit</strong> dem nächstgrößeren und nächstkle<strong>in</strong>eren n. Sie umgeben demnach die Störstelle wie<br />

die Schalen e<strong>in</strong>er Zwiebel, die wie die e<strong>in</strong>zelnen Kettenplätze nur <strong>mit</strong> ihren jeweils nächsten<br />

Nachbarn verbunden s<strong>in</strong>d. Nach außen wird die B<strong>in</strong>dung der Schalen ane<strong>in</strong>ander exponentiell<br />

schwächer.<br />

Da<strong>mit</strong> gilt auch weiterh<strong>in</strong>, was oben über den E<strong>in</strong>fluss der Temperatur gesagt wurde.<br />

Bei hohen Temperaturen wirkt sich die Störstelle lediglich auf die Zustände aus, deren<br />

Ausdehnung sehr kle<strong>in</strong> ist. Diese werden durch die ersten Kettenplätze repräsentiert. Die<br />

Wechselwirkung <strong>mit</strong> den übrigen Zuständen ist zu schwach und wird durch thermisches<br />

Rauschen unterdrückt. Zur Berechnung der Störstelleneigenschaften bei hohen Temperaturen<br />

genügt es also, die ersten paar Plätze <strong>in</strong> (2.30) zu berücksichtigen und die übrigen<br />

zu verwerfen. Bei s<strong>in</strong>kender Temperatur wird auch die Wechselwirkung <strong>mit</strong> weiter ausgedehnten<br />

Zuständen wieder wichtig und man muss e<strong>in</strong>e längere Kette betrachten.<br />

In dieser Arbeit soll der Fall e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes untersucht werden, was die<br />

obige Situation etwas verändert. Denn sobald durch die Verschiebung der Bandkanten die<br />

Teilchen-Loch-Symmetrie gebrochen wird, hat jeder Platz der halbunendlichen Kette auch<br />

e<strong>in</strong>e On-Site Energie ε n und das korrespondierende Wellenpaket e<strong>in</strong>e von null verschiedene


28 Kapitel 2: Vorbereitung der NRG<br />

<strong>mit</strong>tlere Energie. Welche Veränderungen das hervorruft, ist an dieser Stelle natürlich schwer<br />

zu sagen. Dennoch können die angestellten Überlegungen zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />

der hier verwendeten Theorie verhelfen, da sie e<strong>in</strong> sehr anschauliches Bild der sonst eher<br />

abstrakten Rechnungen ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Rückblickend ist klar, welchen Vorteil der Hamilton-Operator (2.30) gegenüber (2.29) bei<br />

der Aufstellung e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation hat. Wenn man zu e<strong>in</strong>er tieferen<br />

Temperatur übergehen will, muss man im Fall des Hamilton-Operators (2.29) immer<br />

zwei Plätze h<strong>in</strong>zufügen, woh<strong>in</strong>gegen man im Fall von (2.30) nur e<strong>in</strong>en Platz an die Kette<br />

anhängen muss. Es steht also e<strong>in</strong>e Erhöhung der Dimension des Hilbert-Raums um<br />

den Faktor 16 e<strong>in</strong>er Vervierfachung gegenüber, wobei letzteres natürlich viel e<strong>in</strong>facher zu<br />

handhaben ist.


Kapitel 3<br />

Die Numerische<br />

Renormierungsgruppen-Methode<br />

In Kapitel 2 wurde die Aufstellung e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation für das<br />

Störstellen-Anderson-Modell <strong>mit</strong> beliebiger Füllung des Leitungsbandes vorbereitet. In diesem<br />

Kapitel soll diese Transformation formuliert und der daraus resultierende numerische<br />

Lösungsalgorithmus erläutert werden. Weiterh<strong>in</strong> wird die Berechnung der <strong>in</strong> Kapitel 4<br />

diskutierten Eigenschaften des Anderson-Modells erläutert.<br />

3.1 Iterative Diagonalisierung<br />

3.1.1 Renormierungsgruppen-Transformation des Störstellen-Anderson-Modells<br />

In Kapitel 2.3 wurde die Kettenform (2.30) des Anderson-Modells hergeleitet, die sich durch<br />

e<strong>in</strong>e energetische Ordnung der auftretenden Terme auszeichnet. Insbesondere fallen die<br />

Hüpfenergien t n wie Λ − n 2 ab. Diese Eigenschaft ist bekannt (siehe [18] und [6]). Sie ist aber<br />

auch schon <strong>in</strong> den Abbildungen 2.5 und 2.6 zu erahnen, die die Transformationskoeffizienten<br />

zur Berechung der t n und ε n zeigen. Das kann man sich zu Nutze machen, <strong>in</strong>dem man<br />

folgende Reihe def<strong>in</strong>iert:<br />

H N ≡ Λ N−1<br />

2<br />

[<br />

Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓<br />

+<br />

N−1<br />

∑<br />

n=−1,σ<br />

t n<br />

(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />

)<br />

+<br />

N∑<br />

n=−1,σ<br />

Der Hamilton-Operator (2.30) ergibt sich da<strong>mit</strong> durch Bildung von lim N→∞ :<br />

ε n c † nσc nσ<br />

⎤<br />

⎦ . (3.1)<br />

N−1<br />

H SIAM = lim Λ− 2 H N . (3.2)<br />

N→∞<br />

Durch die Skalierung <strong>mit</strong> dem Faktor Λ N−1<br />

2 wird erreicht, dass die kle<strong>in</strong>ste Hüpfenergie<br />

<strong>in</strong> H N ungefähr 1 ist. Die gesuchte Renormierungsgruppen-Transformation ist nun schnell<br />

29


30 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

gefunden, wenn man zusätzlich vere<strong>in</strong>bart, dass von jedem H N die jeweilige Grundzustandsenergie<br />

abgezogen wird, also H N e<strong>in</strong>e Grundzustandsenergie von 0 besitzt. Denn für<br />

zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgende Hamilton-Operatoren der Reihe (3.1) gilt dann nach [6] und [18]:<br />

H N+1 = Λ 1 2H N + ∑ (<br />

)]<br />

[ε N+1 c † N+1σ c N+1σ + t N c † Nσ c N+1σ + c † N+1σ c Nσ −E G,N+1 , (3.3)<br />

σ<br />

wo<strong>mit</strong> die Abbildung R : H N ↦→ H N+1 die <strong>in</strong> Kapitel 2.1 vorgestellten Eigenschaften<br />

e<strong>in</strong>er Renormierungsgruppen-Transformation hat. Sie bildet den Hamilton-Operator<br />

{<br />

H N E<br />

N<br />

i , ∣ } i<br />

〉N auf den Hamilton-Operator HN+1<br />

{Ei N+1 , ∣ }<br />

i ab, der die gleiche<br />

〉N+1<br />

Form wie H N hat. Charakterisiert wird H N hier also nicht von e<strong>in</strong>em bestimmten Parametersatz<br />

x, sondern durch se<strong>in</strong>e Eigenenergien und Eigenzustände. Aufgrund des Skalierungsfaktors<br />

Λ N−1<br />

2 s<strong>in</strong>d die Bandbreiten der Eigenenergien von H N und H N+1 ungefähr<br />

gleich groß, was bei der Untersuchung von Fixpunkten viele Vorteile <strong>mit</strong> sich br<strong>in</strong>gt. Anzumerken<br />

ist aber, dass im Gegensatz zu R 2 die Abbildung R ke<strong>in</strong>e Fixpunkte aufweist (siehe<br />

[18]). Jedoch ist <strong>mit</strong> R natürlich auch R 2 e<strong>in</strong>e Renormierungsgruppen-Transformation, die<br />

}<br />

auf e<strong>in</strong>en anderen Satz von Eigenenergien<br />

{E N+2<br />

i<br />

e<strong>in</strong>en Satz von Eigenenergien { Ei<br />

N<br />

abbildet. Daher werden später auch entweder nur die H N <strong>mit</strong> geradem N oder nur diejenigen<br />

<strong>mit</strong> ungeradem N betrachtet, denn nur so s<strong>in</strong>d die Fixpunkte von R 2 klar erkennbar.<br />

Welche Wahl man trifft, ist dabei unerheblich, beide Möglichkeiten liefern vollkommen<br />

äquivalente Ergebnisse. Bei der Berechnung thermodynamischer Größen können <strong>mit</strong> Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> [6] gezeigten Mittelung alle Iterationsschritte verwertet werden.<br />

}<br />

3.1.2 Diagonalisierung der H N<br />

Durch Def<strong>in</strong>ition der Reihe (3.1) und durch Gleichung (3.3) kann man sich nun schrittweise<br />

an die Lösung des Gesamtproblems herantasten, <strong>in</strong>dem man zunächst e<strong>in</strong>e geeignete Basis<br />

def<strong>in</strong>iert, da<strong>mit</strong> die Matrixelemente von H −1 berechnet und so die entsprechenden Eigenenergien<br />

und Eigenzustände bestimmt. Um die Ergebnisse der Diagonalisierung von H −1<br />

nutzen zu können, def<strong>in</strong>iert man anschließend die Basis für H 0 als Produktraum der Basis<br />

von H −1 und der Basis des neu h<strong>in</strong>zugefügten Platzes der Kette. In dieser ist H −1 diagonal,<br />

so dass der zur Diagonalisierung von H 0 notwendige Aufwand reduziert wird. Hat man H 0<br />

diagonalisiert, def<strong>in</strong>iert man e<strong>in</strong>e Basis für H 1 und fährt so fort. Gemäß dieses Schemas<br />

lassen sich also theoretisch die Eigenenergien und Eigenzustände von Hamilton-Operatoren<br />

H N zu beliebigem N bestimmen.<br />

Um die Größe der zu diagonalisierenden Matrizen zu beschränken, charakterisiert man<br />

die Basiszustände anhand von geeigneten Erhaltungsgrößen des Hamilton-Operators (3.1).<br />

Diese s<strong>in</strong>d analog zu [18] die Ladung ˆQ N = ˆN − N+2<br />

2<br />

– hier ist ˆN der Operator der<br />

Gesamtteilchenzahl – der Gesamtsp<strong>in</strong> Ŝ2 und die z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s Ŝz. Es<br />

werden also die Eigenzustände von H N so berechnet, dass sie auch gleichzeitig Eigenzustände<br />

von ˆQ, Ŝ2 und Ŝz s<strong>in</strong>d. Dass der Gesamtsp<strong>in</strong> <strong>mit</strong> H N vertauscht, muss allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht notwendigerweise genutzt werden, pr<strong>in</strong>zipiell reichen die beiden anderen Erhaltungsgrößen<br />

aus (siehe hierzu die Diskussion <strong>in</strong> [6]). Da der verwendete NRG-Code aber alle drei<br />

Größen verwendet, wird die Diagonalisierung hier so beschrieben, wie sie auch numerisch<br />

durchgeführt wird.


3.1 Iterative Diagonalisierung 31<br />

Zur Konstruktion der gesuchten Basis nimmt man an, dass der Operator H N bereits diagonalisiert<br />

und<br />

{∣ ∣w<br />

〉<br />

N}<br />

=<br />

{∣ ∣Q,S,Sz ,r 〉 N}<br />

, (3.4)<br />

se<strong>in</strong>e Basis ist. Hier ist w e<strong>in</strong> Index, der die Eigenzustände von 1 bis zur Dimension des<br />

Hilbert-Raums von H N durchnummeriert; der Index r steht für weitere Freiheitsgrade<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es {Q,S,S z }-Unterraums. Die Basis für den neu h<strong>in</strong>zugefügten Platz der<br />

Kette ist vierdimensional:<br />

{∣ ∣i<br />

〉}<br />

=<br />

{∣ ∣0<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↑<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↓<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↑↓<br />

〉}<br />

i = 1,2,3,4 . (3.5)<br />

Die neue Basis für H N+1 ist da<strong>mit</strong>:<br />

{ ∣∣w,i 〉<br />

N+1<br />

}<br />

= {∣ ∣ w<br />

〉N ⊗ ∣ ∣ i<br />

〉}<br />

(3.6)<br />

In dieser Darstellung beziehen sich die dem Index w entsprechenden Quantenzahlen<br />

{Q,S,S z ,r} auf das System H N und geben nicht die Quantenzahlen der Basiszustände<br />

des Systems H N+1 wieder. Aus den Zuständen ∣ ∣w,i 〉 müssen zuerst die passenden L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen<br />

gebildet werden, so dass sie dann Eigenzustände von Ladung und Sp<strong>in</strong><br />

N+1<br />

von H N+1 s<strong>in</strong>d. In Anhang C.1 wird das genauer diskutiert. Mit Hilfe der resultierenden<br />

Basis und Gleichung (3.3) kann dann H N+1 diagonalisiert werden.<br />

Weil sich die Dimension des Hilbert-Raums durch das H<strong>in</strong>zufügen e<strong>in</strong>es Platzes vervierfacht,<br />

werden nach Diagonalisierung von H N+1 nur die typischerweise 500 bis 1000 Zustände<br />

<strong>mit</strong> den niedrigsten Eigenenergien <strong>in</strong> den nächsten Schritt, die Diagonalisierung<br />

von H N+2 , <strong>mit</strong>genommen. Die übrigen werden verworfen, da ohne diese Beschneidung die<br />

Dimension des Hilbert-Raums exponentiell wachsen und da<strong>mit</strong> schnell die Grenzen des<br />

numerisch Machbaren überschreiten würde. Voraussetzung für den Erfolg dieses Vorgehens<br />

ist, dass die Vernachlässigung der Zustände <strong>mit</strong> hoher Energie die Zustände <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong><br />

Energie nicht signifikant bee<strong>in</strong>flusst [6]. Die Basis aus Eigenzuständen zu H N+1 hängt <strong>mit</strong><br />

der Basis (3.6) über e<strong>in</strong>e unitäre Transformation zusammen (siehe [6]):<br />

∣<br />

∣w ′〉 N+1 = ∑ w,i<br />

∣<br />

U w ′ ,wi<br />

∣w,i 〉 N+1 . (3.7)<br />

Die Details der iterativen Diagonalisierung s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> [18] und [4] nachzulesen, werden<br />

aber der Vollständigkeit wegen auch <strong>in</strong> Anhang C.1 gezeigt. Wichtiger ist es an dieser<br />

Stelle, die Bedeutung der für die NRG typischen Energiefluss-Diagramme kurz zu erläutern.<br />

Abbildung 3.1 zeigt e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> solches Diagramm, das <strong>mit</strong> den gleichen Parametern<br />

wie Figur 4 <strong>in</strong> [6] berechnet wurde. Dort s<strong>in</strong>d die Eigenenergien im N-ten Iterationsschritt<br />

für drei verschiedene Komb<strong>in</strong>ationen von Ladung Q und Gesamtsp<strong>in</strong> S und ungerade N<br />

aufgetragen. E<strong>in</strong> Blick auf das Flussdiagramm bestätigt die oben getroffene Aussage, dass<br />

die Eigenenergien der H N unabhängig von N immer die gleiche Größenordnung haben. Das<br />

Auftreten von Fixpunkten erkennt man an Bereichen, <strong>in</strong> denen sich die Eigenenergien zu<br />

konstanten Q und S kaum ändern. Das Flussdiagramm von Abbildung 3.1 weist drei solcher<br />

Fixpunkte auf. Diese entsprechen denjenigen, die schon <strong>in</strong> Kapitel 1.3 diskutiert wurden,<br />

und zwar <strong>in</strong>sofern, als NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> den dort angegebenen Modellparametern


32 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

EN<br />

N<br />

Abbildung 3.1: Beispiel für e<strong>in</strong> Flussdiagramm der Eigenenergien E N <strong>mit</strong> Q = 0, S = 1 2<br />

(blau), Q = 1, S = 0 (rot) und Q = 1, S = 1 (grün). Die verwendeten Parameter s<strong>in</strong>d<br />

ε f = − 1 2 U, U = 10−3 , ∆ (ω) = ∆ 0 = 2.5 · 10 −5 und δ = 0. Die schwarzen Kurven wurden<br />

<strong>mit</strong> ∆ 0 = 2.5 · 10 5 , sonst aber unveränderten Parametern berechnet und entsprechen dem<br />

SC-Grenzfall.<br />

genau die Energien ergeben, die <strong>in</strong> der gezeigten Abbildung an den Fixpunkten auftreten.<br />

Zum Beispiel reproduziert e<strong>in</strong>e Rechnung <strong>mit</strong> ∆ 0 ≫ U, hier ∆ 0 = 2.5 · 10 5 , sonst aber<br />

unveränderten Parametern die Energien ab N = 65 sehr gut. Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Abbildung 3.1 schwarz e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

E<strong>in</strong>e sehr umfangreiche Analyse der Fixpunkte des Störstellen-Anderson-Modells ist <strong>in</strong><br />

[18] zu f<strong>in</strong>den, hier soll dieses Thema nur kurz angesprochen werden. Das Verhalten des<br />

Hamilton-Operators (2.30) entspricht <strong>mit</strong> den hier gewählten Parametern zwischen N = 3<br />

und N = 13 dem des FO-Grenzfalls des Anderson-Modells, zwischen N = 15 und N = 59 –<br />

dort <strong>mit</strong> deutlichen Abweichungen – dem LM-Grenzfall und ab N = 61 dem SC-Grenzfall.<br />

Der Übergang zwischen FO- und LM-Fixpunkt vollzieht sich im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Iterationsschritte, woh<strong>in</strong>gegen sich der Übergang zwischen LM- und SC-Fixpunkt<br />

über viele Iterationsschritte erstreckt. Die ersten beiden Fixpunkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>stabil, so dass<br />

sich nach Erreichen des stabilen SC-Fixpunktes das Verhalten des Systems nicht mehr<br />

verändert. Ruft man sich nun die zum Abschluss von Kapitel 2.3 angestellten Überlegungen<br />

zur anschaulichen Bedeutung des Hamilton-Operators (2.30) wieder <strong>in</strong>s Gedächtnis,<br />

erkennt man den Zusammenhang zwischen Fixpunkten und Temperatur. Durch die Trennung<br />

und Ordnung der Energieskalen wurde erreicht, dass H N je nach Größe von N das<br />

System (2.30) bei e<strong>in</strong>er bestimmten Temperatur beschreibt, und da<strong>mit</strong> die verschiedenen


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 33<br />

Fixpunkte das Verhalten von H SIAM <strong>in</strong> verschiedenen Temperaturbereichen wiedergeben.<br />

Dieses Konzept wird bei der Berechnung thermodynamischer Größen im nun folgenden<br />

Kapitel noch klarer werden.<br />

3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG<br />

Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode ermöglicht die Berechnung verschiedener<br />

dynamischer und statischer Größen, beispielsweise der Störstellen-Spektralfunktion und der<br />

Störstellenentropie. In diesem Kapitel werden daher als Vorbereitung auf Kapitel 4 alle<br />

dort diskutierten physikalischen Eigenschaften des Anderson-Modells hergeleitet. Begonnen<br />

wird hierbei <strong>mit</strong> den thermodynamischen Größen, dem großkanonischen Potential, der<br />

Entropie, der Wärmekapazität und der Suszeptibilität. Von diesen ist hier hauptsächlich<br />

der Anteil der Störstelle von Interesse, da das Ziel dieser Arbeit ist, die Abhängigkeit ihres<br />

Beitrages zu den Eigenschaften des Gesamtsystems von der Füllung des Leitungsbandes<br />

zu klären. Der letzte Abschnitt befasst sich <strong>mit</strong> der Bestimmung der Störstellenspektralfunktion.<br />

3.2.1 Grundkonzept der thermodynamischen Berechnungen<br />

Die gesamte auf dem Anderson-Modell und der NRG aufbauende Thermodynamik basiert<br />

auf e<strong>in</strong>em Grundgedanken, der <strong>in</strong> [18] ausführlich erklärt wird. Erst die dort angestellten<br />

Überlegungen erlauben es, die Temperaturabhängigkeit der gesuchten Größen e<strong>in</strong>fach<br />

und zuverlässig zu bestimmen. Sie sollen hier kurz wiederholt werden, um das den folgenden<br />

Abschnitten zugrunde liegende Konzept verständlich zu machen. Die <strong>in</strong> Kapitel 3.1<br />

vorgestellte Lösungsmethode kann nur Ergebnisse für e<strong>in</strong> endliches System (3.1) liefern.<br />

Der Zusammenhang zwischen dem unendlichen System H SIAM und dem endlichen System<br />

H N ist aber durch Gleichung (3.2) gegeben. Daher liegt es nahe, die gesuchten Größen<br />

zunächst für e<strong>in</strong> endliches System H M zu bestimmen und anschließend den thermodynamischen<br />

Limes M → ∞ zu bilden. Da lediglich der Beitrag der Störstelle bestimmt werden<br />

soll, muss noch die entsprechende Größe e<strong>in</strong>es geeigneten Modellsystems HN 0 subtrahiert<br />

werden. Dieses erhält man aus H N durch Auslassung der Störstelle und ihrer Kopplung an<br />

das Leitungsband:<br />

HN 0 ≡ Λ N−1<br />

2<br />

⎡<br />

⎣<br />

N−1<br />

∑<br />

n=0,σ<br />

t n<br />

(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />

)<br />

+<br />

N∑<br />

n=0,σ<br />

ε n c † nσc nσ<br />

⎤<br />

⎦ . (3.8)<br />

Weiterh<strong>in</strong> muss man darauf achten, die <strong>in</strong> Gleichung (3.1) für die iterative Diagonalisierung<br />

vorgenommene Skalierung <strong>mit</strong> Λ N−1<br />

2 wieder rückgängig zu machen. Hat man also bereits<br />

H M diagonalisiert, dann tritt <strong>in</strong> der Zustandssumme folgender Faktor auf:<br />

)<br />

exp<br />

(−βΛ − M−1<br />

2 H M ≡ e −¯β M H M<br />

. (3.9)<br />

Hier wurde folgende Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

¯β M ≡ Λ − M−1<br />

2 β = Λ − M−1<br />

2<br />

1<br />

T . (3.10)


34 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

Zusammen <strong>mit</strong> der Wahl µ = 0 wird die großkanonische Zustandssumme zu:<br />

)<br />

Z M = Sp<br />

(e −¯β M H M<br />

. (3.11)<br />

Der Störstellenbeitrag der Größe O <strong>in</strong> Iterationsschritt M ist da<strong>mit</strong> gegeben durch<br />

) ( )<br />

〈 〉 Sp<br />

(O M e −¯β M H M<br />

Sp O<br />

OM ≡<br />

Sp ( M 0 e−¯β M HM<br />

0<br />

) − ( ) . (3.12)<br />

e −¯β M H M<br />

Sp e −¯β M HM<br />

0<br />

Der thermodynamische Limes ist<br />

〈 〉 〈 〉<br />

O = lim OM . (3.13)<br />

M→∞<br />

Numerisch ist dieser Limes natürlich nicht durchführbar, weshalb man auf Näherungen<br />

angewiesen ist.<br />

Da die kle<strong>in</strong>ste Energieskala von H M ungefähr 1 ist, bedeutet der Limes M → ∞ praktisch,<br />

dass M groß genug se<strong>in</strong> muss, da<strong>mit</strong> ¯β M ≪ 1 gilt und die Faktoren e −¯β M H M<br />

nicht vernachlässigbar<br />

kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d (alle Eigenenergien s<strong>in</strong>d ja positiv). Um aber die Größe O schon nach<br />

wenigen Iterationsschritten bestimmen zu können, teilt man ¯β M H M und ¯β M HM 0 <strong>in</strong> drei<br />

Anteile auf. Der erste Anteil enthält nur Erzeuger und Vernichter <strong>mit</strong> n ≤ N (N < M),<br />

der dritte nur Erzeuger und Vernichter <strong>mit</strong> N + 1 ≤ n ≤ M und der zweite nur die Terme,<br />

die die beiden anderen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. Auch O M und OM 0 sollen <strong>in</strong> zwei Anteile<br />

aufgespalten werden können. Da<strong>mit</strong> hat man:<br />

¯β M H M = ¯β N H N + ¯β N H I + ¯β M R M,N+1 , (3.14)<br />

O M = O N + O M,N+1 . (3.15)<br />

Dabei wirkt O M,N+1 nur auf die Plätze der Kette <strong>mit</strong> N+1 ≤ n ≤ M. Der Verb<strong>in</strong>dungsterm<br />

H I ist gegeben durch<br />

)<br />

H I ≡ Λ N−1<br />

2 t N<br />

(c † N,σ c N+1,σ + c † N+1,σ c N,σ<br />

(3.16)<br />

und das Restglied R M,N+1 ist e<strong>in</strong>fach<br />

⎡<br />

R M,N+1 ≡ Λ M−1<br />

2<br />

⎣<br />

M−1<br />

∑<br />

n=N+1,σ<br />

t n<br />

(c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ<br />

)<br />

+<br />

M∑<br />

n=N+1,σ<br />

ε n c † nσc nσ<br />

⎤<br />

⎦ . (3.17)<br />

Die genauen Ausdrücke für O M und OM 0 hängen natürlich davon ab, welcher Größe der<br />

Operator O entspricht. Für HM 0 und O0 M<br />

gelten die obigen Gleichungen entsprechend.<br />

Entscheidend ist nun, dass bei Durchführung dieser Separation und Vernachlässigung des<br />

Terms H I die resultierenden Anteile <strong>in</strong> Gleichung (3.12) vollkommen unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />

s<strong>in</strong>d und sich alle Terme, die die Operatoren c n>N,σ enthalten, aus der Berechnung des<br />

thermodynamischen Mittelwerts 〈 〉<br />

O M herauskürzen. Abbildung 3.2 zeigt dieses Vorgehen<br />

schematisch. Behandelt man also für beliebig große M > N den Term H I als Störung


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 35<br />

ε -1 ε 0 ε 1 ε N-1 ε N ε Resultat<br />

t t<br />

N+1<br />

-1 0 ...<br />

t t ε M<br />

N-1 N ...<br />

Vernachlässigung von H I<br />

H M<br />

ε 0 t ε 1 ε N-1 ε N ε N+1<br />

...<br />

t t ε M<br />

0 N-1 N ...<br />

H M<br />

0<br />

Vernachlässigung von H I<br />

0<br />

Abbildung 3.2: Schematische Darstellung der vorgenommenen Näherung zur Berechnung<br />

thermodynamischer Größen.<br />

und berechnet 〈 〉<br />

O M <strong>in</strong> Störungstheorie, dann ist die nullte Ordnung durch Gleichung<br />

(3.12) ausgewertet für M = N gegeben. Die Korrektur erster Ordnung ist null und die<br />

Korrektur zweiter Ordnung ist von der Größenordnung ¯β NΛ<br />

Z −1<br />

N<br />

. Ist dieser Wert kle<strong>in</strong>, so<br />

erhält man aus den Daten des N-ten Iterationsschritts e<strong>in</strong>e gute Näherung der Größe O<br />

des Anderson-Modells bei der Temperatur T = 1 β .<br />

Andererseits kann man sich diese Beobachtung auch zu Nutze machen, wenn man die Größe<br />

O <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er vorgegebenen Fehlertoleranz ¯β bei verschiedenen Temperaturen bestimmen<br />

will. Statt der Temperatur β legt man also den gewünschten Fehler ¯β fest und erzeugt<br />

dadurch gemäß Gleichung (3.10) e<strong>in</strong>e Reihe von Temperaturen T N . Die obigen Überlegungen<br />

zeigen nun, dass Gleichung (3.12) ausgewertet für M = N die Eigenschaft O des<br />

Anderson-Modells bei der Temperatur T N bis auf Terme der Ordnung ¯β<br />

Λ Z−1 N<br />

korrekt wiedergibt.<br />

Da<strong>mit</strong> lassen sich nach dem N-ten Schritt der iterativen Diagonalisierung von<br />

(2.30) die thermodynamischen Eigenschaften des Anderson-Modells bei der Temperatur<br />

T N berechnen, wodurch die benötigte Rechen- und Speicherkapazität sehr kle<strong>in</strong> gehalten<br />

wird. Vollkommen unproblematisch ist dieses Vorgehen jedoch nicht, <strong>in</strong>sbesondere muss ¯β<br />

vernünftig gewählt werden.<br />

Die obige Argumentation ist, wie e<strong>in</strong>gangs bereits erwähnt, noch wesentlich ausführlicher<br />

<strong>in</strong> [18] zu f<strong>in</strong>den. Insbesondere wird dort <strong>in</strong> Anhang F die hier nur angedeutete störungstheoretische<br />

Rechnung explizit durchgeführt.<br />

3.2.2 Freie Energie, Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />

E<strong>in</strong>e der zentralen Größen der vorliegenden Untersuchung ist der Beitrag der Störstelle zur<br />

Entropie, da dieser unter anderem die Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur erlaubt. Vorher<br />

müssen aber die Zustandssumme und das großkanonische Potential berechnet werden, das<br />

wegen µ = 0 identisch <strong>mit</strong> der Freien Energie ist.<br />

In Abwesenheit e<strong>in</strong>es äußeren Magnetfelds hängen die Eigenenergien lediglich von drei der<br />

vier Quantenzahlen ab, <strong>mit</strong> deren Hilfe die Eigenzustände charakterisiert werden, nämlich<br />

von der Ladung Q, dem Gesamtsp<strong>in</strong> S und der Quantenzahl r, also E m = E Q,S,r . Bezüglich


36 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

der vierten Quantenzahl, der z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s, liegt demnach e<strong>in</strong>e (2S + 1)-<br />

fache Entartung vor, da S z = −S, −S + 1,...,S − 1,S. Da<strong>mit</strong> ist die Zustandssumme<br />

)<br />

Z N = Sp<br />

(e −¯βH N<br />

= (2S + 1) ∑ (N)<br />

−¯βE<br />

e<br />

Q,S,r<br />

. (3.18)<br />

Q,S,r<br />

Wegen der Beschneidung des Hilbert-Raumes ist die Anzahl der Summanden <strong>in</strong> dieser<br />

Summe überschaubar und die Berechnung ke<strong>in</strong> großes Problem. Aus der Zustandssumme<br />

erhält man sofort die Freie Energie<br />

F (T N ) = −T N ln (Z N ) <strong>mit</strong> T N =<br />

N−1<br />

Λ− 2<br />

¯β<br />

. (3.19)<br />

Bekanntlich ergibt die Ableitung der Freien Energie nach der Temperatur die Entropie.<br />

Da die Ableitung aber numerisch durchgeführt werden muss und <strong>in</strong> jedem Schritt der<br />

iterativen Diagonalisierung die Grundzustandsenergie von allen Eigenenergien abgezogen<br />

wurde, ist etwas Vorsicht geboten. Das Abziehen der Grundzustandsenergie <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt<br />

ist essentiell, da das Spektrum der Eigenenergien von H N sonst auch negative<br />

Energien enthielte, die sehr schnell zu e<strong>in</strong>em Überlauf bei der numerischen Berechnung der<br />

Zustandssumme führen würden. Der zusätzliche Faktor e¯βE G,N<br />

<strong>in</strong> Gleichung (3.18) <strong>mit</strong> der<br />

Grundzustandsenergie E G,N von H N trägt zu Gleichung (3.19) lediglich den zusätzlichen<br />

Summanden ¯βT N E G,N = Λ − N−1<br />

2 E G,N bei. Dies ist ke<strong>in</strong> Problem, solange nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />

Iterationsschritt betrachtet wird. Da aber bei der numerischen Differentiation Differenzenquotienten<br />

aus Werten der Freien Energie gebildet werden müssen, die aus verschiedenen<br />

Iterationsschritten stammen, müssen die Beiträge der verschiedenen Grundzustandsenergien<br />

explizit berücksichtigt werden. Die notwendigen Korrekturterme erhält man, <strong>in</strong>dem man<br />

<strong>mit</strong>tels Gleichung (3.3) den Hamilton-Operator H N auf H −1 zurückführt. Wie <strong>in</strong> Kapitel<br />

3.1.1 gefordert, wird der Differenzenquotient entweder aus den Werten der ungeraden oder<br />

aus den Werten der geraden Iterationsschritte bestimmt. Im verbleibenden Teil dieses Abschnitts<br />

sei N gerade. Die Ableitung wird dann aus der Freien Energie bei T N−1 und T N+1<br />

berechnet. Des Weiteren wird die Freie Energie, wie sie aus dem N-ten Iterationsschritt<br />

nach Abzug der Grundzustandsenergie resultiert, <strong>mit</strong> F (N)<br />

SIAM<br />

bezeichnet, die korrekte Freie<br />

Energie h<strong>in</strong>gegen <strong>mit</strong> F N . Gesucht wird so<strong>mit</strong> der Wert des folgenden Ausdrucks<br />

S<br />

( 1<br />

2 (T N−1 + T N+1 )<br />

)<br />

= − ∂F<br />

∂T ≈ −F N+1 − F N−1<br />

T N+1 − T N−1<br />

, (3.20)


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 37<br />

der die Entropie des Systems bei T<br />

N ′ ≡ 1 2 (T N−1 + T N+1 ) liefert. Nun stehen H N−1 und<br />

H N+1 wie folgt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> H −1 , dem Startpunkt der Iterativen Diagonalisierung:<br />

⎡<br />

N+1<br />

∑<br />

N∑<br />

H N+1 = Λ N+2<br />

2 H −1 + Λ N 2 ⎣ ε n c † nσc nσ + t n<br />

(c † nσc n+1σ + c † n+1σ nσ) ⎤<br />

c ⎦<br />

n=0,σ<br />

n=−1,σ<br />

−<br />

(E G,N+1 + √ )<br />

ΛE G,N + ΛE G,N−1 + · · · + Λ N+1<br />

2 E G,0<br />

} {{ }<br />

H N−1 = Λ N 2 H −1 + Λ N−2<br />

2<br />

−<br />

⎡<br />

⎣<br />

N−1<br />

∑<br />

n=0,σ<br />

≡∆E N−1<br />

ε n c † nσ c nσ +<br />

N−2<br />

∑<br />

n=−1,σ<br />

t n<br />

(c † nσ c n+1σ + c † n+1σ c nσ) ⎤ ⎦<br />

(E G,N−1 + √ )<br />

ΛE G,N−2 + ΛE G,N−3 + · · · + Λ N−1<br />

2 E G,0<br />

} {{ }<br />

≡∆E N−1<br />

. (3.21)<br />

Dementsprechend erhält man aus der Diagonalisierung dieser Hamilton-Operatoren die<br />

Freien Energien<br />

F (N+1)<br />

SIAM = −T (<br />

N+1 ln (ZN+1 ) + ¯β∆E<br />

)<br />

N+1<br />

F (N−1)<br />

SIAM = −T (<br />

N−1 ln (ZN−1 ) + ¯β∆E<br />

)<br />

N−1 , (3.22)<br />

woraus natürlich sofort folgt:<br />

F N+1 = F (N+1)<br />

SIAM + Λ− N 2 ∆EN+1<br />

F N−1 = F (N−1)<br />

SIAM<br />

+ Λ−<br />

N−2<br />

2 ∆E N−1 . (3.23)<br />

Mit Gleichung (3.23) ist es dann sehr e<strong>in</strong>fach, den benötigten Differenzenquotienten (3.20)<br />

und da<strong>mit</strong> die Entropie zu bestimmen:<br />

(<br />

)<br />

S ( T N<br />

′ ) F (N+1)<br />

SIAM − F (N−1)<br />

SIAM<br />

+ Λ − ( N−2<br />

2 Λ −1 )<br />

∆E N+1 − ∆E N−1<br />

≈ −<br />

= −<br />

(<br />

F (N+1)<br />

SIAM − F (N−1)<br />

SIAM<br />

T N+1 − T<br />

) N−1<br />

+ Λ − N 2<br />

(E G,N+1 + √ )<br />

ΛE G,N<br />

T N+1 − T N−1<br />

(3.24)<br />

Dieser Ausdruck stellt aber die Gesamtentropie des Anderson-Modells dar, nicht nur den<br />

Störstellenanteil. Wie weiter oben beschrieben, müsste man die gleiche Größe noch für<br />

das freie System HN 0 berechnen und von (3.24) abziehen. In den meisten Fällen ist dies<br />

jedoch nicht notwendig, da dieser Beitrag kaum von der Temperatur abhängt, also <strong>in</strong><br />

guter Näherung konstant ist. Dies ist leicht e<strong>in</strong>zusehen, wenn man daran denkt, dass HN<br />

0<br />

im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong> ideales Fermigas repräsentiert, dessen Zustandssumme sich leicht aus den<br />

entsprechenden E<strong>in</strong>teilchen-Energien ε 0 i bestimmen lässt:<br />

Z 0 N = [ N<br />

∏<br />

i=0<br />

(<br />

1 + e −βε0 i<br />

) ] 2<br />

. (3.25)


38 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

Die kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>teilchenenergien s<strong>in</strong>d von der Größenordnung ω l . Die Temperaturen T =<br />

1<br />

β<br />

, die man <strong>mit</strong> der NRG typischerweise betrachten will, s<strong>in</strong>d aber betragsmäßig wesentlich<br />

kle<strong>in</strong>er als 1, was wiederum bedeutet, dass β sehr groß ist. Dadurch wird die Zustandssumme<br />

haupsächlich von den E<strong>in</strong>teilchenenergien nahe ω l bestimmt und ist sehr<br />

groß (ZN 0 ≫ 1). Also ist der Logarithmus der Zustandssumme <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich<br />

Z sehr flach. Um ihn nennenswert zu ändern, muss man die Temperatur sehr stark<br />

erhöhen, so dass etwa βω l ≈ 1. Dies ist aber nun ke<strong>in</strong> Temperaturbereich mehr, der bei Anwendung<br />

der NRG untersucht wird. Für die Ableitung der Freien Energie folgt aus diesen<br />

Überlegungen die folgende Abschätzung:<br />

S 0 = − ∂F 0<br />

∂T = − ∂<br />

∂T<br />

(<br />

−T lnZ<br />

0 ) = lnZ }{{}<br />

0 +T ∂lnZ0<br />

∂T<br />

≈const. } {{ }<br />

≈0<br />

(3.26)<br />

Das ist leicht e<strong>in</strong>zusehen. Denn die E<strong>in</strong>teilchenzustände des Fermigases s<strong>in</strong>d bei T = 0 bis<br />

zur Fermikante voll besetzt und über der Fermikante unbesetzt. Für T > 0 wird die Fermi-<br />

Dirac-Verteilung aber lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich T um die Fermienergie herum verändert.<br />

Da im Allgeme<strong>in</strong>en T ≪ ω l gilt, ist dieser Bereich sehr kle<strong>in</strong> verglichen <strong>mit</strong> der Bandbreite.<br />

Daher kann man erwarten, dass weder die Entropie noch die magnetische Suszeptibilität des<br />

Bades im untersuchten Temperaturbereich e<strong>in</strong>e starke Temperaturabhängigkeit aufweisen.<br />

In der Tat kann das auch <strong>mit</strong> Hilfe der NRG nachgewiesen werden. Insgesamt gilt also:<br />

S imp<br />

(<br />

T<br />

′<br />

N<br />

)<br />

= S<br />

(<br />

T<br />

′<br />

N<br />

)<br />

− const. (3.27)<br />

Zur Bestimmung des Störstellenbeitrags zur Entropie genügt es also, e<strong>in</strong>e Konstante von<br />

Ausdruck (3.24) abzuziehen. Mit Hilfe dieses Ergebnisses ist es nun möglich, die <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur zu def<strong>in</strong>ieren. Wie <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung bereits erklärt, markiert T K den Übergang<br />

des Systems von LM-Verhalten h<strong>in</strong> zum SC-Verhalten. Dies zeigt sich <strong>in</strong> der Störstellenentropie<br />

sehr deutlich. Denn im LM-Regime verhält sich die Störstelle effektiv wie e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />

Sp<strong>in</strong> <strong>mit</strong> S = 1 2<br />

. Da der Rest des Systems nicht davon bee<strong>in</strong>flusst wird, ob dieser<br />

Sp<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ↑- oder e<strong>in</strong> ↓-Sp<strong>in</strong> ist, muss man die Anzahl der Mikrozustände des Systems ohne<br />

Störstelle e<strong>in</strong>fach verdoppeln, um die Anzahl der Mikrozustände des Systems <strong>mit</strong> Störstelle<br />

zu erhalten. Die Verdoppelung der Mikrozustände entspricht e<strong>in</strong>em Beitrag der Störstelle<br />

zur Entropie von ln2.<br />

Im SC-Regime h<strong>in</strong>gegen ist das effektive Bild des Anderson-Modell das folgende: Die Störstelle<br />

koppelt so stark an den ersten Kettenplatz, dass diese beiden Plätze quasi vom Rest<br />

der Kette abgespalten werden. Jede Anregung, die diese Plätze <strong>mit</strong> den anderen Plätzen<br />

verb<strong>in</strong>det, ist so hochenergetisch, dass sie bei den betrachteten tiefen Temperaturen ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle mehr spielt. Das gesonderte System aus Störstelle und erstem Kettenglied bildet<br />

dann e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>gulett-Grundzustand aus, der ke<strong>in</strong>en Beitrag zur Gesamtentropie leistet.<br />

Demnach ist der Störstellenbeitrag zur Entropie im SC-Regime null. E<strong>in</strong> typisches Beispiel<br />

hierfür zeigt Abbildung 3.3 <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kondo</strong>-Temperatur von 2.69 · 10 −8 . Hier kann man<br />

auch schon e<strong>in</strong>e Schwäche der <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1 vorgestellten Näherung erkennen. Da die<br />

Zustandssumme Z N <strong>in</strong> den ersten Schritten der iterativen Diagonalisierung noch nicht sehr<br />

viel größer als 1 ist, s<strong>in</strong>d auch die Korrekturen zweiter Ordnung noch nicht vernachlässigbar.<br />

Da im Beispiel jedoch nur die ersten drei bis vier Datenpunkte betroffen s<strong>in</strong>d, kann


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 39<br />

ca. ln 2<br />

S(T)<br />

S(T)<br />

Abbildung 3.3: Typisches Beispiel für den Verlauf der Entropie. Die verwendeten Parameter<br />

s<strong>in</strong>d U = 1, ε f = −0.5, ∆ (ω) = ∆ 0 = 0.03, δ = 0 und Λ = 2.5. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />

T K beträgt 2.69 · 10 −8 .<br />

T<br />

man diese Schwäche noch verzeihen. Bei der Betrachtung e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes<br />

wirkt sie sich jedoch wesentlich schwerwiegender aus, wie die Ergebnisse aus Kapitel 4<br />

zeigen werden.<br />

Weil sich der Übergang vom LM- zum SC-Fixpunkt relativ langsam und kont<strong>in</strong>uierlich<br />

vollzieht (siehe auch Abbildung 3.1), kann man die <strong>Kondo</strong>-Temperatur als die Mitte dieses<br />

Übergangs def<strong>in</strong>ieren. Praktisch bestimmt man hierzu den Wendepunkt der Entropie S imp ,<br />

also die Nullstelle der zweiten Ableitung nach der Temperatur. Details zur numerischen<br />

Ableitung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />

∂ 2 S<br />

∂T 2 ∣ ∣∣∣TK !<br />

= 0 ⇒ T K (3.28)<br />

3.2.3 Wärmekapazität und Koeffizient der spezifischen Wärme<br />

Zur Berechnung der Wärmekapazität der Störstelle C imp muss nicht viel gesagt werden.<br />

Sie ist durch<br />

C imp = T ∂S imp<br />

(3.29)<br />

∂T<br />

def<strong>in</strong>iert. Da bei tiefen Temperaturen, genauer im SC-Regime, die Wärmekapazität l<strong>in</strong>ear<br />

von der Temperatur abhängt, also C imp = γT gilt, erhält man den Koeffizienten der spezifische<br />

Wärme γ durch e<strong>in</strong>fache Ableitung von S imp . Demnach besteht das e<strong>in</strong>zige Problem


40 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

der Berechnung dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en guten numerischen Ableitungsalgorithmus zu implementieren.<br />

Details zu diesem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 angegeben. Der Wert von γ wird zusammen <strong>mit</strong><br />

der Störstellensuszeptibilität benötigt, um das dimensionslose Wilson-Verhältnis (Kapitel<br />

3.2.5) zu bestimmen.<br />

3.2.4 <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment und Suszeptibilität<br />

Die Berechnung der magnetischen Suszeptibilität geht von der Standarddef<strong>in</strong>ition<br />

⎛<br />

∫ β<br />

⎞<br />

χ ≡ (gµ B ) 2 〈 〉 〈 〉<br />

⎝<br />

2 Sz (τ) S z dτ − β Sz ⎠ (3.30)<br />

0<br />

aus, die auch <strong>in</strong> [6] verwendet wird. Hier ist S z (τ) durch e τH S z e −τH gegeben. Die Erwartungswerte<br />

〈 ... 〉 entsprechen der Def<strong>in</strong>ition aus Gleichung (3.12). Da [H,S z ] −<br />

= 0,<br />

vere<strong>in</strong>facht sich dieser Ausdruck zu<br />

( 〈S<br />

χ = (gµ B ) 2 〉 〈 〉 )<br />

2 2<br />

β z − Sz . (3.31)<br />

Der zweite Erwartungswert ergibt null, da ke<strong>in</strong> magnetisches Feld anwesend ist und so<strong>mit</strong><br />

die Vielteilchenenergien nicht von S z abhängen:<br />

〈<br />

Sz<br />

〉<br />

=<br />

1<br />

Z<br />

∑<br />

S∑<br />

Q,S,r S z=−S<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r ∣ ∣e −βH S z<br />

∣ ∣ Q,S,S z ,r 〉 = 1 Z<br />

∑<br />

Q,S,r<br />

e −βE Q,S,r<br />

S∑<br />

S z=−S<br />

S z<br />

} {{ }<br />

=0<br />

= 0 .<br />

(3.32)<br />

Den ersten Erwartungswert <strong>in</strong> Gleichung (3.31) kann man zunächst auf folgende Form<br />

br<strong>in</strong>gen:<br />

〈<br />

S<br />

2<br />

z<br />

〉<br />

=<br />

1<br />

Z<br />

∑<br />

Q,S,r<br />

e −βE Q,S,r<br />

S∑<br />

S z=−S<br />

S 2 z . (3.33)<br />

Die Summen über S z s<strong>in</strong>d leicht auszuwerten. Für ganzzahlige Werte von S ist e<strong>in</strong> Blick<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Formelsammlung ausreichend:<br />

S∑<br />

S z=−S<br />

S 2 z = 2 S ∑<br />

S z=0<br />

S 2 z<br />

= 2S<br />

(S + 1) (2S + 1)<br />

6<br />

= (2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />

12<br />

. (3.34)<br />

Für halbzahlige Werte von S erhält man das gleiche Ergebnis, <strong>in</strong>dem man die Summe über<br />

Sz 2 folgendermaßen umschreibt:<br />

⎡<br />

⎤<br />

S∑ ∑2S z<br />

( )<br />

Sz 2 = 2⎣<br />

i 2 S−<br />

∑<br />

1 2<br />

− i 2 ⎦<br />

2<br />

S z=−S<br />

i=1 i=1<br />

[<br />

1 2S (2S + 1) (4S + 1)<br />

= 2<br />

− 2S ( S − 1 ) ( )]<br />

2 S +<br />

1<br />

2<br />

4 6<br />

6<br />

= 1 3 S (S + 1) (2S + 1) = (2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />

12<br />

. (3.35)


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 41<br />

So<strong>mit</strong> ist die magnetische Suszeptibilität <strong>in</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>es Magnetfelds gegeben durch<br />

χ = (gµ B ) 2 β<br />

Z<br />

∑<br />

Q,S,r<br />

(2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />

12<br />

e −βE Q,S,r<br />

, (3.36)<br />

beziehungsweise übertragen auf die hier angewendete Näherung durch<br />

χ(T N ) = (gµ B ) 2 1<br />

Z N T N<br />

∑<br />

Q,S,r<br />

(2S + 1) (2S + 1)2 − 1<br />

12<br />

(N)<br />

−¯βE<br />

e<br />

Q,S,r<br />

. (3.37)<br />

Obwohl die Suszeptibilität <strong>mit</strong> Hilfe von Gleichung (3.37) berechenbar ist, wird nicht χ<br />

Tχ<br />

selbst bestimmt, sondern die Größe , die die Dimension e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>s im Quadrat<br />

(gµ B ) 2<br />

hat und so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für das effektive magnetische Moment des Systems ist (denn<br />

m = gµ B S z ). Sie wird daher „effektives magnetisches Moment“ m eff genannt. Dies hat<br />

praktische Gründe. Denn falls das Anderson-Modell <strong>mit</strong> den entsprechenden Parametern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Temperaturbereich LM-Verhalten aufweist, gehorcht die Suszeptibilität<br />

dem Curie-Gesetz χ ∝ 1 T<br />

. Die Temperaturabhängigkeit wird auf e<strong>in</strong>er logarithmischen<br />

Skala bei sehr tiefen Temperaturen untersucht, was dazu führt, dass die Suszeptibilität<br />

im beobachteten Bereich um viele Zehnerpotenzen variiert. Indem man stattdessen<br />

Tχ<br />

(gµ B ) 2<br />

berechnet, gleicht man diese Variation aus und erhält so für alle Temperaturen Werte, die<br />

von der gleichen Größenordnung s<strong>in</strong>d. Auf diesem Wege kommt den Plots dieser Größe<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Bedeutung zu wie den Flussdiagrammen der Eigenenergien von H N (siehe<br />

auch [18]). Den Beitrag der Störstelle zu m eff erhält man, aus zu Abschnitt 3.2.2 analogen<br />

Gründen, durch Abziehen e<strong>in</strong>er Konstante, da m eff<br />

imp für T → 0 asymptotisch gegen 0 gehen<br />

muss (SC-Fixpunkt). Mit den gleichen Parametern, die für Abbildung 3.3 verwendet wurden,<br />

erhält man den <strong>in</strong> Abbildung 3.4 dargestellten Verlauf des effektiven magnetischen<br />

Moments der Störstelle.<br />

3.2.5 Das Wilson-Verhältnis<br />

Das Wilson-Verhältnis ist der Quotient aus der Störstellensuszeptibilität und dem Koeffizienten<br />

der spezifischen Wärme und ist <strong>in</strong> den <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />

def<strong>in</strong>iert als:<br />

R ≡<br />

3π2 χ imp<br />

4(gµ B ) 2 . (3.38)<br />

γ imp<br />

Über das Wilson-Verhältnis lässt sich feststellen, ob das Anderson-Modell <strong>mit</strong> den gewählten<br />

Parametern <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt beziehungsweise wie stark dieses ausgeprägt ist.<br />

Zeigen die Flussdiagramme der Eigenenergien des Anderson-Modells e<strong>in</strong>en deutlich ausgeprägten<br />

Local-Moment-Bereich – dies ist der Fall, wenn U im Vergleich zu V groß ist –<br />

dann sollte bei Temperaturen, bei denen sich das System schon im SC-Regime bef<strong>in</strong>det,<br />

R 2 se<strong>in</strong>. Ist h<strong>in</strong>gegen V groß im Vergleich zu U, sollte bei diesen Temperaturen R 1<br />

gelten, bei U = 0 sogar R = 1 (siehe [13] und [26]).


42 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

m eff (T)<br />

meff(T)<br />

meff(T)<br />

m eff (T)<br />

T<br />

Abbildung 3.4: Typisches Beispiel für den Verlauf des effektiven magnetischen Moments<br />

m eff . Die verwendeten Parameter s<strong>in</strong>d U = 1, ε f = −0.5, ∆ (ω) = ∆ 0 = 0.03, δ = 0 und<br />

Λ = 2.5. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K beträgt 2.69 10 −8 . E<strong>in</strong>satz: Ausschnittsvergrößerung<br />

derselben Kurve für tiefe Temperaturen.<br />

T<br />

Die praktische Berechnung gestaltet sich gegebenenfalls etwas aufwändiger, wenn die Temperaturen<br />

der Wertepaare des effektiven magnetischen Moments, aus dem die Suszeptibilität<br />

bestimmt wird, und die des Koeffizienten der spezifischen Wärme nicht übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Zunächst muss also χ imp aus m eff<br />

imp durch numerische Differentiation berechnet<br />

werden. Anschließend werden die Datensätze von χ imp und γ imp <strong>in</strong>terpoliert, um e<strong>in</strong>en<br />

Satz geme<strong>in</strong>samer Temperaturwerte zu erzeugen. Bei diesen Temperaturen kann dann das<br />

Wilson-Verhältnis angegeben werden. Details zum verwendeten Interpolationsalgorithmus<br />

und e<strong>in</strong>ige Probleme bezüglich der Differentiation s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang C.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />

Hier soll nur noch begründet werden, warum die Störstellen-Suszeptibilität als Ableitung<br />

des effektiven magnetischen Moments bestimmt wird und nicht durch Division durch die<br />

entsprechende Temperatur, wie es Gleichung (3.37) eigentlich nahe legt. Dies hat numerische<br />

Gründe. Im E<strong>in</strong>satz von Abbildung 3.4 erkennt man kle<strong>in</strong>e Unstetigkeiten im Tieftemperaturbereich<br />

von m eff<br />

imp . Geht man also von meff imp → 0 für T → 0 aus und zieht<br />

den Wert von m eff bei der tiefsten berechneten Temperatur von den anderen Werten ab,<br />

um den Störstellenanteil zu erhalten, übertragen sich diese Unstetigkeiten auch auf χ imp<br />

und da<strong>mit</strong> auf R. Die Auswirkungen auf die Ergebnisse s<strong>in</strong>d dabei nicht unerheblich, da<br />

die kle<strong>in</strong>en Unstetigkeiten zu sehr großen Sprüngen führen können. Zurückzuführen s<strong>in</strong>d<br />

sie wohl auf die Beschneidung des Hilbert-Raums. Denn im Lauf der NRG können sich<br />

Energieniveaus kreuzen, so dass von e<strong>in</strong>em Iterationsschritt zum nächsten e<strong>in</strong> Zustand <strong>mit</strong>


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 43<br />

großem S verworfen wird weil se<strong>in</strong>e Energie zu groß wird. Wird dieser dann durch e<strong>in</strong>en<br />

Zustand <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>em S ersetzt, dessen Energie kle<strong>in</strong> genug geworden ist, um nicht der<br />

Beschneidung zum Opfer zu fallen, kommt es zu den beobachteten Sprüngen. Indem man<br />

stattdessen differenziert, verh<strong>in</strong>dert man diesen unerwünschten <strong>Effekt</strong>. Dass dadurch das<br />

Wilson-Verhältnis nicht bee<strong>in</strong>trächtigt wird, ist leicht e<strong>in</strong>zusehen. Der Anteil des Bades an<br />

χ ist ja e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Konstante, die beim Differenzieren ohneh<strong>in</strong> wegfällt. Und im für das<br />

Wilson-Verhältnis relevanten Temperaturbereich, dem SC-Regime, geht auch der Störstellenanteil<br />

wegen der Abschirmung des magnetischen Moments durch die Leitungselektronen<br />

gegen e<strong>in</strong>e Konstante. Da<strong>mit</strong> hat man<br />

⎛ ⎞<br />

m eff ∝ Tχ = T ⎝χ imp + χ<br />

} bath<br />

⎠ ⇒ dm eff<br />

{{ } dT<br />

= χ ∂χ imp<br />

imp − T<br />

. (3.39)<br />

} ∂T {{ }<br />

=const.<br />

≈0 im SC-Regime<br />

Dies zeigt, dass es für den betrachteten Temperaturbereich vollkommen ausreicht, m eff zu<br />

differenzieren, um χ imp zu erhalten.<br />

3.2.6 Die Störstellen-Spektralfunktion<br />

E<strong>in</strong>e sehr aufschlussreiche Größe ist die Störstellen-Spektralfunktion A f (ω,T). Sie stellt<br />

den Beitrag der Störstelle zur Vielteilchen-Zustandsdichte des Gesamtsystems dar. Um<br />

diesen Zusammenhang deutlich herauszuarbeiten, wird im Folgenden zunächst die experimentelle<br />

Bestimmung der auch f-Spektralfunktion genannten Größe A f (ω,T) dargestellt,<br />

wobei <strong>in</strong>haltlich die Diskussion aus [4] wiedergegeben wird.<br />

Die Vielteilchen-Zustandsdichte e<strong>in</strong>es Festkörpers kann <strong>mit</strong>tels Photoemissions-Spektroskopie<br />

(PES) und <strong>in</strong>verser Photoemissions-Spektroskopie (IPES) gemessen werden. Im Falle<br />

der PES wird die Probe <strong>mit</strong> Photonen e<strong>in</strong>er bestimmten Frequenz bestrahlt. Die Photonen<br />

regen durch Stöße Elektronen aus den gebundenen Zuständen des Festkörpers <strong>in</strong><br />

ungebundene Zustände an. Die Energieverteilung der so erzeugten freien Elektronen, den<br />

Photoelektronen, kann dann detektiert werden. Qualitativ entspricht sie dem Produkt aus<br />

Verteilungsfunktion (Fermi-Dirac-Verteilung) und Zustandsdichte f (ω) A(ω). Der da<strong>mit</strong><br />

zugängliche Frequenz- beziehungsweise Energie-Bereich reicht freilich nur ungefähr bis zum<br />

chemischen Potential µ. Um die Zustandsdichte auch für Frequenzen ω > µ messen zu können,<br />

muss man die IPES verwenden. Hier wird die Probe <strong>mit</strong> Elektronen e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Energie beschossen, die dann unbesetzte Zustände e<strong>in</strong>nehmen und dabei Photonen ausstrahlen.<br />

Deren Energieverteilung ist proportional zu (1 − f (ω)) A(ω). Setzt man beide<br />

Messungen zusammen, erhält man die Vielteilchen-Zustandsdichte des untersuchten Materials.<br />

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt natürlich auf den Materialien, die <strong>Kondo</strong>-<br />

Verhalten zeigen. Im vorliegenden Fall s<strong>in</strong>d das der Halbleiter CaB 6 , der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Konzentration <strong>mit</strong> Uran-Atomen dotiert ist. Um nun den Beitrag der Störstellen – hier<br />

also den der f-Elektronen des Urans – zur Zustandsdichte von Ca 1−x U x B 6 zu bestimmen,<br />

misst man zunächst dessen Zustandsdichte, anschließend die des Referenzmaterials CaB 6<br />

und subtrahiert diese vone<strong>in</strong>ander. Das Resultat gibt die durch die Störstellen <strong>in</strong>duzierte<br />

zusätzliche Zustandsdichte wieder, eben die gesuchte f-Spektralfunktion.


44 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

In der Theorie ist man nicht auf e<strong>in</strong> Referenzsystem angewiesen, da man <strong>mit</strong> Hilfe von<br />

Vielteilchen-Methoden die Störstellen-Spektralfunktion direkt berechnen kann. Als Grundlage<br />

hierfür sollen kurz e<strong>in</strong>ige Ergebnisse der L<strong>in</strong>eare-Antwort-Theorie erläutert werden.<br />

Diese werden sehr ausführlich <strong>in</strong> [20] dargestellt und hier nur verkürzt wiedergegeben.<br />

Ausgangspunkt der Betrachtungen ist e<strong>in</strong> System, das sich zur Anfangszeit t i <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Eigenzustand ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉 des Hamilton-Operators H 0 bef<strong>in</strong>det. Für Zeiten t > t i wird e<strong>in</strong><br />

zeitabhängiges äußeres Feld U (t) e<strong>in</strong>geschaltet, das über den Operator O 1 <strong>mit</strong> dem System<br />

wechselwirkt. Da<strong>mit</strong> ist der resultierende zeitabhängige Hamilton-Operator gegeben durch<br />

H (t) ≡ H 0 + U (t)O 1 . (3.40)<br />

Aus der Quantenmechanik ist der Zeitentwicklungsoperator für zeitabhängige Hamilton-<br />

Operatoren bekannt. Er lässt sich leicht herleiten, <strong>in</strong>dem man die Zeitentwicklung<br />

∣ Ψ (t)<br />

〉<br />

= Û (t,t 0 ) ∣ ∣ Ψ (t0 ) 〉 (3.41)<br />

<strong>in</strong> die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung e<strong>in</strong>setzt. Diese liefert dann die folgende Bewegungsgleichung<br />

(wieder <strong>mit</strong> ħ = 1)<br />

∂<br />

∂tÛ (t,t 0) = H (t)Û (t,t 0) , (3.42)<br />

die man <strong>mit</strong> der Anfangsbed<strong>in</strong>gung Û (t 0,t 0 ) = ˆ1 leicht <strong>in</strong>tegrieren kann und da<strong>mit</strong> die<br />

implizite Gleichung<br />

∫ t<br />

Û (t,t 0 ) = ˆ1 − i H ( t ′) Û ( t ′ )<br />

,t 0 dt<br />

′<br />

t 0<br />

(3.43)<br />

erhält. Diese kann man immer wieder <strong>in</strong> sich selbst e<strong>in</strong>setzen und den Zeitentwicklungsoperator<br />

schließlich <strong>mit</strong> Hilfe des Zeitordnungsoperators T <strong>in</strong> der folgenden Form schreiben<br />

Û (t,t 0 ) = Te −i R t<br />

t 0<br />

H(t ′ )dt ′ . (3.44)<br />

Die Reaktion des Anfangszustandes ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉 auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimal kle<strong>in</strong>e Störung U (t),<br />

die zwischen den Zeitpunkten t i und t wirkt, erhält man dann durch e<strong>in</strong>e Taylorentwicklung


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 45<br />

von U(t,t i ) bis zur ersten Ordnung. Daher kommt auch der Name dieser Störungstheorie,<br />

L<strong>in</strong>ear-Response.<br />

δ ∣ ∫t<br />

〉 Ψ (t) =<br />

dt 1 δU (t 1 ) δÛ (t,t i)<br />

δU (t 1 )<br />

t i<br />

= −i<br />

∫ t<br />

∣ ∣Ψα (t<br />

∣ i ) 〉<br />

U=0<br />

dt 1 δU (t 1 ) Te −i R t<br />

t 1<br />

H(t ′ )dt ′ O 1 Te −i R t 1<br />

t i<br />

H(t ′ )dt ′ ∣<br />

∣∣∣U=0 ∣ ∣ Ψ α (t i ) 〉<br />

= −i<br />

t i<br />

∫ t<br />

∫ t<br />

= −i<br />

t i<br />

dt 1 δU (t 1 )e −iH(t−t 1) O 1 e −iH(t 1−t i ) ∣ ∣ Ψα (t i ) 〉<br />

t i<br />

dt 1 δU (t 1 )e −iH(t) O H 1 (t 1 ) ∣ ∣ Ψ<br />

H<br />

α<br />

〉<br />

(3.45)<br />

Das Superskript H zeigt hier an, dass der entsprechende Zustand beziehungsweise Operator<br />

<strong>in</strong> der Heisenberg-Darstellung vorliegt. Bei der Messung e<strong>in</strong>er Observablen O 2 zur Zeit t 2<br />

kann nun der E<strong>in</strong>fluss der kle<strong>in</strong>en Störung U (t) bestimmt werden. Ausgedrückt <strong>in</strong> der<br />

Sprache der Quantenmechanik ist das die Größe<br />

δ 〈 Ψ (t 2 ) ∣ ∣ O2<br />

∣ ∣Ψ (t2 ) 〉 = −i<br />

= −i<br />

∫ t 2<br />

t i<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

dt 1 δU (t 1 ) 〈 Ψ H ∣ [ α O2 H (t 2 ) ,O1 H (t 1 ) ] 〉<br />

∣<br />

− Ψ<br />

H<br />

α<br />

dt 1 δU (t 1 ) Θ (t 2 − t 1 ) 〈 Ψ H ∣ [ α O2 H (t 2) ,O1 H (t 1) ] ∣<br />

−<br />

∣Ψ H α<br />

〉<br />

.<br />

(3.46)<br />

Bildet man hieraus den thermodynamischen Mittelwert, so erkennt man, dass die Antwort<br />

des Systems auf die <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimale Störung im Rahme der L<strong>in</strong>ear-Response-Theorie durch<br />

die sogenannte Antwort-Funktion X (t 2 − t 1 ) bestimmt ist. Im eben betrachteten Fall ist<br />

das gerade<br />

X (t 2 − t 1 ) = −iΘ (t 2 − t 1 ) 〈[ O H 2 (t 2) ,O H 1 (t 1) ] −<br />

〉<br />

. (3.47)<br />

S<strong>in</strong>n dieser kurzen Erläuterungen ist es, aufzuzeigen, dass messbare Größen direkt <strong>mit</strong><br />

Funktionen der Form von Gleichung (3.47) verknüpft s<strong>in</strong>d, also <strong>mit</strong> dem thermodynamischen<br />

Mittelwert von Kommutatoren. In der Festkörpertheorie def<strong>in</strong>iert man daher unter<br />

anderem zwei Korrelationsfunktionen C > und C < sowie die Antwort-Funktion X (t 2 − t 1 )<br />

wie folgt.<br />

C > (t 2 − t 1 ) ≡ 〈 A(t 2 )B (t 1 ) 〉 (3.48)<br />

C < (t 2 − t 1 ) ≡ 〈 B (t 1 ) A(t 2 ) 〉 (3.49)<br />

X (t 2 − t 1 ) ≡ −iΘ (t 2 − t 1 ) 〈 [A(t 2 ) ,B (t 1 )] ±<br />

〉<br />

(3.50)


46 Kapitel 3: Die Numerische Renormierungsgruppen-Methode<br />

Dabei s<strong>in</strong>d A(t) und B (t) zwei beliebige Operatoren <strong>in</strong> Heisenberg-Darstellung. In Gleichung<br />

(3.50) gilt das Plus-Zeichen nur dann, wenn A und B zwei fermionische Erzeugungsoder<br />

Vernichtungsoperatoren s<strong>in</strong>d. Die Fourier-Transformierten der beiden Korrelationsfunktionen<br />

(3.48) und (3.49) werden <strong>mit</strong> C ≶ (ω) bezeichnet. Die Laplace-Transformierte<br />

der Antwortfunktion (3.50) ist folgendermaßen für alle z aus der oberen komplexen Halbebene<br />

def<strong>in</strong>iert:<br />

X (z) =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

dt e izt X (t) ≡ 〈〈 A,B 〉〉 z . (3.51)<br />

Die Funktion X ist, wie Gleichung (3.46) zeigt, e<strong>in</strong>e Green-Funktion, die – sofern sie<br />

bekannt oder berechenbar ist – auf relativ e<strong>in</strong>fache Weise die Berechnung verschiedener<br />

physikalischer Größen erlaubt. Hier soll jedoch nicht die Störstellen-Greensfunktion selbst,<br />

sondern die zugehörige Spektralfunktion A(ω) gefunden werden. Diese ist jedoch eng <strong>mit</strong><br />

der Antwort-Funktion verbunden, da zunächst per Def<strong>in</strong>ition gilt:<br />

A(ω) ≡ − 1 π lim Im X (ω + iδ) . (3.52)<br />

δ→0<br />

Daraus lassen sich leicht die folgenden Beziehungen ableiten:<br />

X (z) = 1<br />

2π<br />

A(ω) = 1<br />

2π<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

dω ′ A(ω′ )<br />

z − ω ′ , (3.53)<br />

[<br />

C > (ω) + C < (ω) ] . (3.54)<br />

Letzere hilft dabei, e<strong>in</strong>e anschauliche Interpretation der Spektralfunktion zu entwickeln.<br />

Die gesuchte Störstellenspektralfunktion erhält man, <strong>in</strong>dem man A = c −1σ und B = c † −1σ<br />

wählt, wobei die Sp<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>es äußeren Magnetfelds ke<strong>in</strong>e Rolle spielt.<br />

So<strong>mit</strong> entspricht das Matrixelement 〈 Ψ H ∣<br />

α c−1σ (t 2 )c † −1σ (t 1) ∣ 〉 Ψ<br />

H<br />

α , das <strong>in</strong> der Korrelationsfunktion<br />

(3.48) vorkommt, der Präparation e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> besetzter Störstelle zur<br />

Zeit t 1 , anschließender Entfernung des Störstellen-Elektrons bei t 2 und zuletzt der Messung,<br />

der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass nach diesem Prozess der ursprüngliche Zustand noch<br />

erhalten ist. Im umgekehrten Fall 〈 Ψ H ∣<br />

α c<br />

†<br />

−1σ (t 1)c −1σ (t 2 ) ∣ 〉 Ψ<br />

H<br />

α wird zunächst e<strong>in</strong> Zustand<br />

<strong>mit</strong> unbesetzter Störstelle präpariert. Zur Zeit t 1 wird diese wieder besetzt und anschließend<br />

wieder die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür gemessen, dass der Ausgangszustand noch vorhanden<br />

ist. Die Korrelationsfunktionen s<strong>in</strong>d das thermodynamische Mittel dieser Matrixelemente<br />

und so<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für die Lebensdauer der präparierten Zustände. Die zugehörige Spektralfunktion<br />

ist die Fourier-Transformierte der Summe der beiden Korrelationsfunktionen.<br />

Nach der Energie-Zeit-Unschärferelation muss die Fourier-Transformierte der Lebensdauer-<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsverteilung e<strong>in</strong>er Energie-Unschärfe<br />

se<strong>in</strong>. Diese ist aber gerade die durch die beiden Prozesse c −1σ (t 2 ) beziehungsweise c † −1σ (t 1)<br />

zusätzlich zur Energie des Ausgangszustandes Ψ H α e<strong>in</strong>gebrachte Energie und deren Verteilung<br />

da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong> Maß für den Beitrag der Störstelle zur Zustandsdichte des Systems. So<strong>mit</strong><br />

entspricht C > (ω) e<strong>in</strong>er PES-Messung und C < (ω) e<strong>in</strong>er IPES-Messung.


3.2 Berechnung der untersuchten Größen <strong>mit</strong> Hilfe der NRG 47<br />

Da hier<strong>mit</strong> der Zusammenhang zwischen der Zustandsdichte und der Störstellen-<br />

Spektralfunktion hergestellt ist, kann nun deren explizite Berechnung im Rahmen der<br />

NRG beschrieben werden. Hierzu muss A(ω) auf Größen zurückgeführt werden, die<br />

dabei ohneh<strong>in</strong> berechnet werden oder leicht zu berechnen s<strong>in</strong>d. Zunächst kann man die<br />

Korrelationsfunktionen umschreiben:<br />

C > (t 2 − t 1 ) = 1 )<br />

(e<br />

Z Sp −βH e iHt 2<br />

Ae iH(t 1−t 2 ) Be −iHt 1<br />

= 1 Z<br />

∑〈 ∣<br />

i e −βH e iHt 2<br />

Ae iH(t 1−t 2 ) ∣ ∣j 〉〈 j ∣ ∣Be −iHt ∣ 1∣i 〉<br />

i,j<br />

= 1 ∑<br />

e −βE i<br />

e i(E i−E j )(t 2 −t 1 ) 〈 i ∣ ∣ 〉〈 ∣ ∣ 〉<br />

A∣j j∣B∣i . (3.55)<br />

Z<br />

} {{ }<br />

i,j<br />

hier ∣ 〈 ∣ 〉∣<br />

i∣ c−1σ∣j ∣<br />

2<br />

Hierbei ist {∣ ∣ i<br />

〉}<br />

die Basis der Eigenzustände des Hamilton-Operators H und die Ei die zugehörigen<br />

Eigenenergien. Durch Fouriertransformation erhält man schließlich die gesuchten<br />

Ausdrücke:<br />

C > (ω) = 1 Z<br />

= 2π Z<br />

C < (ω) = 2π Z<br />

∑<br />

i,j<br />

e −βE i∣ 〈 i ∣ ∫<br />

∣ 〉∣ ∞<br />

c−1σ∣j ∣<br />

2<br />

−∞<br />

d(t 1 − t 2 )e iω(t 2−t 1 ) e i(E i−E j )(t 2 −t 1 )<br />

∑<br />

e −βE ∣ i 〈 i ∣ ∣ 〉∣ c−1σ∣j ∣<br />

2 δ (ω + Ei − E j ) (3.56)<br />

i,j<br />

∑<br />

i,j<br />

e −βE i∣ 〈 j ∣ ∣<br />

∣c −1σ i 〉∣ ∣ 2 δ (ω + E j − E i ) . (3.57)<br />

Gemäß Gleichung (3.54) lässt sich hieraus die Spektralfunktion bestimmen:<br />

A(ω) = 1 ∑<br />

∣ 〈 i ∣ ∣ 〉∣ ( )<br />

c−1σ∣j ∣<br />

2 δ (ω + Ei − E j ) e −βE i<br />

+ e −βE j<br />

Z<br />

i,j<br />

. (3.58)<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell ist das Problem da<strong>mit</strong> gelöst. Natürlich erfordert die tatsächliche Berechnung<br />

der benötigten Matrixelemente noch etwas mehr Aufwand – genauer wird dies <strong>in</strong> Anhang<br />

C.3 beschrieben – aber die grundsätzlich notwendigen Informationen wie Eigenenergien<br />

und Eigenzustände werden <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt der NRG bestimmt.


Kapitel 4<br />

Ergebnisse der NRG<br />

In den Kapiteln 2 und 3 wurden alle wichtigen theoretischen Grundlagen gelegt, die für das<br />

Verständnis der <strong>in</strong> diesem Kapitel präsentierten Ergebnisse nötig s<strong>in</strong>d. Als erster Schritt<br />

werden die Resultate der <strong>in</strong> Kapitel 2 beschriebenen logarithmischen Diskretisierung und<br />

der Abbildung auf die halbunendliche Kette auf ihre Verlässlichkeit überprüft. Anschließend<br />

werden die <strong>in</strong> Kapitel 3.2 genannten Größen für verschiedene Parameterwerte und<br />

Hybridisierungsfunktionen ausgewertet.<br />

4.1 Überprüfung der Kettenparameter<br />

Der <strong>in</strong> Kapitel 3.1 beschriebene numerische Lösungsalgorithmus ist e<strong>in</strong>e Standard-Methode<br />

der Festkörperphysik. Da e<strong>in</strong> praxiserprobter Code von Ralf Bulla als Basis verwendet<br />

wurde, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der iterativen Diagonalisierung also vertrauenswürdig, wenn<br />

die E<strong>in</strong>gabedaten – also die t n und ε n aus Kapitel 2 – es auch s<strong>in</strong>d. Daher besteht der erste<br />

Arbeitsschritt <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung dar<strong>in</strong>, die Kettenparameter t n und ε n auf<br />

ihre Plausibilität zu prüfen, da zu ihrer Bestimmung e<strong>in</strong> neuer Code (Code A) geschrieben<br />

wurde, der die flexible Diskretisierung des Leitungsbandes enthält. Im Fall δ = 0 können die<br />

exakten Bestimmungsgleichungen der t i und ε i aus [7] als Referenz herangezogen werden,<br />

bei δ > 0 hilft die Rekonstruktion der Hybridisierungsfunktion aus der halbunendlichen<br />

Kette <strong>mit</strong>tels Green-Funktionen.<br />

4.1.1 Vorstellung der verwendeten Hybridisierungsfunktionen<br />

In Kapitel 2 wurde die Berechnung der Kettenparameter für beliebige Hybridisierungsfunktionen<br />

und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Diskretisierung entwickelt. Pr<strong>in</strong>zipiell ist auch die numerische<br />

Umsetzung ke<strong>in</strong> Problem, wenn man allgeme<strong>in</strong>e Integrationsalgorithmen <strong>in</strong> die Berechnung<br />

implementiert. Dies erfolgt hier jedoch nicht, da nur bestimmte Klassen von Hybridisierungsfunktionen<br />

untersucht werden, für deren Integrale analytische Formeln hergeleitet<br />

werden können. Diese Hybridisierungsfunktionen werden jetzt <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Parametern<br />

kurz vorgestellt.<br />

Die <strong>in</strong> dieser Arbeit hauptsächlich verwendeten Hybridisierungsfunktionen s<strong>in</strong>d Potenz-<br />

49


50 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

∆(ω )<br />

(c 1 +c 2 ) ∆ 0<br />

δ<br />

c 2 ∆ 0<br />

-1<br />

1<br />

ω<br />

Abbildung 4.1: Beispiel für Hybridisierungsfunktionen gemäß Gleichung (4.1). Die Zeichnung<br />

zeigt e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> r = 0 und c 1 = 0 (rot) und e<strong>in</strong>e parabelförmige<br />

<strong>mit</strong> r = 2 und c 1 > 0 (grün).<br />

funktionen, für die die auftretenden Integrale leicht zu berechnen s<strong>in</strong>d. Sie haben hier<br />

folgende allgeme<strong>in</strong>e Form:<br />

{ ( ∣ ∣<br />

∆ 0 c1∣ω − δ r )<br />

+ c2 für ωl ≤ ω ≤ ω u<br />

∆ (ω) =<br />

(4.1)<br />

0 sonst.<br />

Der Parameter ∆ 0 gibt die grundsätzliche Stärke der Hybridisierung an. Die beiden reellen<br />

Koeffizienten c 1 und c 2 verändern Form und Lage von ∆ (ω). Der Faktor c 1 liegt im<br />

Intervall [−1,1] und bestimmt die Steigung beziehungsweise Krümmung der Hybridisierungsfunktion,<br />

c 2 h<strong>in</strong>gegen bestimmt ihren Wert bei ∣ ∣ω − δ ∣ = 0 und ist normalerweise 1.<br />

Für e<strong>in</strong>e flache Hybridisierung wird e<strong>in</strong>fach c 1 = 0 und c 2 = 1 gesetzt. Der Wert von δ gibt,<br />

wie <strong>in</strong> Kapitel 2 e<strong>in</strong>geführt, die Verschiebung des Leitungsbandes an. Abbildung 4.1 zeigt<br />

e<strong>in</strong> Beispiel dieser Wahl für verschiedene Werte von r. Alle<strong>in</strong> anhand der Potenzfunktionen<br />

kann man schon viel über den E<strong>in</strong>fluss des Wertes der Hybridisierungsfunktion an der<br />

Fermikante lernen. Um aber auch speziell den E<strong>in</strong>fluss der Steigung der Hybridisierungsfunktion<br />

bei ω = 0 untersuchen zu können, wurde auch e<strong>in</strong> etwas komplizierteres Modell<br />

entworfen. Dort hat ∆ (ω = 0) stets den gleichen Wert, und auch die Bandkanten liegen<br />

stets bei −1 und 1. Die Steigung bei ω = 0 kann jedoch variiert werden. Zusätzlich bleibt<br />

bei der Variation der Steigung das gesamte spektrale Gewicht, das Integral ∫ 1<br />

−1<br />

∆ (ω), erhalten.<br />

Abbildung 4.2 zeigt dieses Modell schematisch <strong>mit</strong> all se<strong>in</strong>en Parametern. Gemäß<br />

dieser Zeichnung muss man ∆ (ω) abschnittsweise def<strong>in</strong>ieren:<br />

⎧<br />

⎪⎨ a = const. für − 1 < ω < b<br />

∆ (ω) = − ∆ 0−a<br />

2b<br />

ω + ∆ 0+a<br />

2<br />

für b ω −b<br />

(4.2)<br />

⎪⎩<br />

∆ 0 = const. für ω > −b


4.1 Überprüfung der Kettenparameter 51<br />

∆(ω )<br />

∆ 0<br />

a + ∆ 0<br />

2<br />

a<br />

-1<br />

b -b<br />

1<br />

ω<br />

Abbildung 4.2: Alternatives Modell für die Hybridisierungsfunktion. Bei b = −1 ist ∆ (ω)<br />

trapezförmig.<br />

Für den Parameter b gilt −1 b 0. L<strong>in</strong>ks von b und rechts von −b ist die Hybridisierungsfunktion<br />

konstant, zwischen b und −b ist sie e<strong>in</strong>e Gerade. Der Wert von ∆ (ω = 0) ist<br />

so gewählt, dass er genau <strong>in</strong> der Mitte zwischen a und ∆ 0 liegt. So bleibt die Fläche unter<br />

der Hybridisierungsfunktion auch bei Verschiebung von b konstant. Im Grenzfall a = ∆ 0<br />

erhält man wieder e<strong>in</strong> flaches Leitungsband. E<strong>in</strong> wenig problematisch bei diesem Modell<br />

ist, dass nicht nur die Steigung der Hybridisierungsfunktion bei ω = 0 <strong>mit</strong> b variiert wird,<br />

sondern auch ihre gesamte äußere Form. Diese hat sicherlich auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

Verhalten des Anderson-Modells. Man kann aber versuchen dies zu umgehen, <strong>in</strong>dem man<br />

die Differenz zwischen a und ∆ 0 kle<strong>in</strong> wählt.<br />

4.1.2 Nicht-verschobenes Leitungsband (δ = 0)<br />

Die Überprüfung der Kettenparameter für e<strong>in</strong>e Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> symmetrisch<br />

um 0 liegenden Cutoffs ist nicht schwierig, solange man sich auf Potenzfunktionen <strong>mit</strong><br />

c 2 = 0 beschränkt. Denn <strong>in</strong> diesem Fall s<strong>in</strong>d die t n durch e<strong>in</strong>e analytische Formel (siehe<br />

(4.4) und (4.5)) gegeben, und alle ε n s<strong>in</strong>d wegen der dann vorliegenden Symmetrie Null.<br />

E<strong>in</strong>e Bestimmungsgleichung für die Hüpfmatrixelemente t n ist schon <strong>in</strong> [18] zu f<strong>in</strong>den. Diese<br />

gilt jedoch nur im Fall e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion. Bulla ∣ ∣ et al. geben <strong>in</strong> [7] e<strong>in</strong>e<br />

Gleichung für das Soft-Gap Anderson-Modell <strong>mit</strong> ∆ (ω) = ∆ 0 ∣ω r an. Diese kann also zur<br />

Überprüfung der t n für δ = 0 verwendet werden. Die Kopplung der Störstelle an das Bad<br />

ist gegeben durch<br />

ξ 0 = 2∆ 0<br />

r + 1 ⇒ t −1 =<br />

√<br />

2∆ 0<br />

π (r + 1) . (4.3)


52 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Für die t n <strong>mit</strong> geradem n gilt<br />

(<br />

t n = Λ − n r + 1 1 − Λ −(r+2) 1 − Λ<br />

−(n+r+1) )<br />

2<br />

r + 2 1 − Λ −(r+1) ( ) 1 − Λ −(2n+r+1) 1 ( 2<br />

1 − Λ −(2n+r+3))1 2<br />

. (4.4)<br />

Die t n <strong>mit</strong> ungeradem n s<strong>in</strong>d schließlich<br />

t n = Λ − n+r<br />

2<br />

r + 1 1 − Λ −(r+2) 1 − Λ −(n+1)<br />

r + 2 1 − Λ −(r+1) (<br />

1 − Λ<br />

−(2n+r+1) )1 ( 2<br />

1 − Λ −(2n+r+3)) 1 2<br />

. (4.5)<br />

Es wurden Vergleichswerte für ∆ 0 = 0.03, r ∈ { 0, 1 2}<br />

und Λ ∈ {2, 2.5, 3, 3.5, 4} <strong>mit</strong> dem<br />

numerischen Verfahren aus Kapitel 2 sowie den exakten Formeln berechnet und die relative<br />

Abweichung der numerischen von den exakten Werten bestimmt. Die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen beiden Werten ist bemerkenswert gut. Das heißt, dass die relative Abweichung<br />

zwischen exakten und numerischen Werten bis auf neun Nachkommastellen – so genau<br />

werden die Daten vom Computer ausgegeben – gerade null ist. In diesem Sonderfall liefert<br />

Code A also sehr präzise Ergebnisse, was Grund zur Annahme gibt, dass er zum<strong>in</strong>dest für<br />

das Modell (4.1) generell richtige Werte produziert.<br />

Will man jedoch die Kettenparameter e<strong>in</strong>es verschobenen Leitungsbandes prüfen, ist man<br />

auf andere Tests angewiesen. Auch das Modell (4.2) ist <strong>mit</strong> obiger Methode nicht zugänglich.<br />

Der nächste Abschnitt befasst sich daher <strong>mit</strong> diesem Problem.<br />

4.1.3 Verschobenes Leitungsband (δ > 0)<br />

Arbeitet man <strong>mit</strong> beliebigen Hybridisierungsfunktionen, lässt sich Code A nicht mehr so<br />

leicht testen wie im vorigen Abschnitt. Dennoch ist es möglich, zum<strong>in</strong>dest qualitativ zu prüfen,<br />

ob er die gewünschte physikalische Situation korrekt <strong>in</strong> die Kettenparameter übersetzt.<br />

Denn <strong>mit</strong>tels Bewegungsgleichungen für Green-Funktionen kann man die Hybridisierungsfunktion<br />

aus den t n und ε n rekonstruieren. Vorher muss jedoch noch geklärt werden, wie<br />

die Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> der Störstellen-Greensfunktion zusammenhängt. Hierzu<br />

geht man von e<strong>in</strong>em Störstellen-Anderson-Modell nach Gleichung (1.3) <strong>mit</strong> U = 0 aus. Die<br />

gesuchte Green-Funktion ist dann<br />

G fσ (z) = 〈〈 f σ ,f σ<br />

† 〉〉<br />

z . (4.6)<br />

Die Bewegungsgleichung für allgeme<strong>in</strong>e Green-Funktionen der Form (3.51) ist<br />

z 〈〈 A,B 〉〉 z + 〈〈 [H,A] −<br />

,B 〉〉 z = 〈 [A,B] η<br />

〉<br />

. (4.7)<br />

Der Parameter η ist hier ±, je nachdem welcher Art die Operatoren A und B s<strong>in</strong>d. Bei<br />

zwei fermionischen Erzeugungs- beziehungsweise Vernichtungsoperatoren gilt η = +. Setzt<br />

man die Green-Funktion (4.6) <strong>in</strong> die Bewegungsgleichung (4.7) e<strong>in</strong>, erhält man<br />

(z − ε f − ∆ (z))G fσ (z) = 1 . (4.8)


4.1 Überprüfung der Kettenparameter 53<br />

Hierfür wurde die Funktion ∆ (z) wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />

∆ (z) ≡ ∑ k<br />

V 2<br />

k<br />

z − ε k<br />

. (4.9)<br />

Die Spektraldarstellung dieser Funktion ist gerade die <strong>in</strong> Kapitel 2.2 e<strong>in</strong>geführte Hybridisierungsfunktion<br />

(2.9), da für sie analog zu Gleichung (3.53)<br />

∆ (z) =<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

dω A ∆ (ω)<br />

z − ω<br />

(4.10)<br />

gilt, woraus <strong>mit</strong> Gleichung (4.9) offensichtlich folgt:<br />

∆ (ω) = ∑ k<br />

V 2<br />

k δ (ω − ε k) . (4.11)<br />

Demnach erhält man die Hybridisierungsfunktion des untersuchten Systems aus der<br />

Störstellen-Green-Funktion. Da bei der Transformation des Hamilton-Operators (2.29)<br />

auf die halbunendliche Kette (2.30) die Störstelle nicht transformiert wird – es gilt ja<br />

f σ (†) = c (†)<br />

−1σ – und außerdem die beiden Hamilton-Operatoren das gleiche System beschreiben,<br />

muss auch die Störstellen-Green-Funktion <strong>in</strong> beiden Fällen die gleiche se<strong>in</strong>. Das<br />

heißt:<br />

G −1σ (z) = 〈〈 c −1σ ,c † −1σ<br />

〉〉z = 1<br />

z − ε −1 − ∆ (z) . (4.12)<br />

Ist also die Störstellen-Green-Funktion bekannt, so kann man zum<strong>in</strong>dest für den Fall U = 0<br />

die zugehörige Hybridisierungsfunktion berechnen. Dabei spielt für die Rekonstruktion von<br />

∆ (ω) aus den Kettenparametern die Wahl von U – abgesehen von der Vere<strong>in</strong>fachung der<br />

Berechnung – ke<strong>in</strong>e besondere Rolle. In die Bestimmung der t n und ε n geht die Coulomb-<br />

Abstoßung U schließlich nicht e<strong>in</strong>.<br />

So<strong>mit</strong> muss nur noch gezeigt werden, wie man die Störstellen-Green-Funktion <strong>mit</strong> Hilfe<br />

der Kettenparameter ausdrückt. Auch dieses Problem lässt sich unter Zuhilfenahme der<br />

Bewegungsgleichung (4.7) lösen. Zunächst setzt man A = c −1σ und B = c † −1σ . Das Ergebnis<br />

ist<br />

(z − ε −1 ) 〈〈 c −1σ ,c † 〉〉<br />

−1σ z − t −1〈〈<br />

c0σ ,c † 〉〉<br />

−1σ z = 1 . (4.13)<br />

Als nächstes setzt man allgeme<strong>in</strong>er A = c nσ und B = c † −1σ <strong>mit</strong> n > −1, was den folgenden<br />

Ausdruck liefert:<br />

(z − ε n ) 〈〈 c nσ ,c † 〉〉<br />

−1σ z − t n−1〈〈<br />

cn−1σ ,c † 〉〉<br />

−1σ z − t n〈〈<br />

cn+1σ ,c † 〉〉<br />

−1σ z = 0 . (4.14)<br />

Nun seien ab e<strong>in</strong>em endlichen N > 0 alle t n <strong>mit</strong> n N gleich Null. Dann ist Gleichung<br />

(4.14) ausgewertet für n = N<br />

(z − ε N ) 〈〈 c Nσ ,c † −1σ<br />

〉〉<br />

z − t N−1〈〈<br />

cN−1σ ,c † −1σ<br />

〉〉<br />

z = 0 . (4.15)


54 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Dies lässt sich nach 〈〈 c Nσ ,c † 〉〉<br />

−1σ auflösen und <strong>in</strong> Gleichung (4.14) für n = N−1 e<strong>in</strong>setzen.<br />

z<br />

Die so erhaltene Gleichung wird dann nach 〈〈 c N−1σ ,c † 〉〉<br />

−1σ aufgelöst, <strong>in</strong> Gleichung (4.14)<br />

z<br />

für n = N − 2 e<strong>in</strong>gesetzt, nach 〈〈 c N−2σ ,c † 〉〉<br />

−1σ aufgelöst und so fort. Am Ende gelangt<br />

z<br />

man <strong>mit</strong> dieser Methode zu e<strong>in</strong>er Kettenbruchdarstellung der Störstellen-Green-Funktion:<br />

G −1σ (z) =<br />

z − ε f −<br />

z − ε 0 −<br />

1<br />

t 2 −1<br />

z − ε 1 −<br />

t 2 0<br />

. (4.16)<br />

t 2 1<br />

. ..<br />

t 2 N−1<br />

Das bedeutet, dass ∆ (z) gemäß Gleichung (4.12) durch folgenden Kettenbruch gegeben<br />

ist:<br />

∆ (z) =<br />

z − ε 0 −<br />

t 2 −1<br />

z − ε 1 −<br />

t 2 0<br />

. (4.17)<br />

t 2 1<br />

. ..<br />

t 2 N−1<br />

Dieser enthält allerd<strong>in</strong>gs nicht die volle Information über die ursprünglich e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Hybridisierungsfunktion, da jedes Energie<strong>in</strong>tervall der logarithmischen Diskretisierung <strong>in</strong><br />

(4.17) nur <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Paar t n und ε n vertreten ist. Die Struktur dieses Kettenbruchs führt<br />

dazu, dass jedes dieser Paare <strong>in</strong> (4.17) e<strong>in</strong> Maximum bei z ≈ t 2 n erzeugt. Obwohl er eigentlich<br />

unendlich lang se<strong>in</strong> müsste, kann man praktisch nur e<strong>in</strong>e endliche Zahl von Kettenparametern<br />

berechnen. Die Anzahl der zur Berechung von Gleichung (4.17) verwendeten<br />

Kettenplätze bestimmt die kle<strong>in</strong>ste Frequenz ω, bei der ∆ (ω) betrachtet werden kann. Um<br />

die rekonstruierte Hybridisierungsfunktion aus (4.17) zu berechnen, muss nach Gleichung<br />

(3.52) nur noch der Imag<strong>in</strong>ärteil von ∆ (z) für z = ω + iδ im Grenzfall δ → 0 ausgewertet<br />

werden. Numerisch ist dieser Limes nicht exakt durchführbar. Stattdessen wählt man δ<br />

kle<strong>in</strong> im Vergleich zur Frequenz, bei der man die Hybridisierungsfunktion berechnen will.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en genügt es, δ = νω <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en reellen Zahl ν zu verwenden.<br />

Das Ergebnis dieser Rechnung ist e<strong>in</strong>e Folge lorentzförmiger Peaks, deren Höhe abgesehen<br />

von e<strong>in</strong>em Proportionalitätsfaktor dem Wert von ∆ (ω) an der Peakposition entspricht.<br />

Die Breite der Peaks ist durch den Wert von ν bestimmt, der auch aus diesem Grund nicht<br />

zu groß gewählt werden darf. Sonst überlappen die Peaks zu stark und verfälschen das<br />

Ergebnis. Im Folgenden werden die verschiedenen <strong>in</strong> Kapitel 4.1.1 vorgestellten Modelle<br />

für die Hybridisierungsfunktion auf diese Weise für verschiedene Parameterwerte getestet.<br />

Außerdem wird die hier verwendete Form der logarithmischen Diskretisierung <strong>mit</strong> der sonst<br />

standardmäßig verwendeten statischen Diskretisierung (siehe Abbildung 2.1 b) und Kapitel<br />

2.2) verglichen. Als erster Test wird e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion gemäß Modell


4.2 Physikalische Eigenschaften 55<br />

(4.1) <strong>mit</strong> r = 0, ∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 betrachtet. Für die Rückrechnung wurde<br />

Gleichung (4.17) an 10000 Punkten z = ω + iνω <strong>mit</strong> ν = 0.1, −2 ω 2 und N = 81<br />

ausgewertet. Da<strong>mit</strong> erhält man sehr klare Ergebnisse, wie die Abbildungen 4.3 und 4.4 zeigen.<br />

Um diese zu erzeugen, wurden die notwendigen t n und ε n e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> der klassischen,<br />

statischen Diskretisierung des Leitungsbandes und e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> der <strong>in</strong> Kapitel 2.2 vorgestellten<br />

dynamischen Diskretisierung berechnet. Schon auf dieser Ebene der Untersuchung<br />

offenbart letztere Methode ihre Stärken. E<strong>in</strong> Vergleich der beiden Abbildungen zeigt, dass<br />

die dynamische Diskretisierung die gewünschte physikalische Situation wesentlich besser<br />

wiedergibt als die normalerweise übliche Methode. Im Fall δ = 0 ist die Diskretisierung<br />

bei beiden Vorgehensweisen identisch. So<strong>mit</strong> erhält man auch die gleichen Ergebnisse. Betrachtet<br />

man allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband, so genügt es bei der klassischen<br />

Methode nicht mehr, den Frequenzbereich von −1 ω 1 zu diskretisieren; man muss<br />

ihn erweitern, zum Beispiel auf −2 ω 2, wie das hier auch getan wurde. Dies verändert<br />

aber die eigentlich vorgegebene Situation. Denn die Diskretisierung sorgt dafür, dass<br />

die Beiträge zum Hamilton-Operator (1.3) nach ihrer Energie e<strong>in</strong>geteilt und danach über<br />

die verschiedenen Energie<strong>in</strong>tervalle ge<strong>mit</strong>telt werden. Da diese Mittelung nun auch Energiebereiche<br />

<strong>mit</strong>e<strong>in</strong>bezieht, die eigentlich gemäß der Hybridisierungsfunktion nichts zum<br />

Hamilton-Operator beitragen, entspricht die physikalische Funktion nach der Diskretisierung<br />

nicht mehr der vor der Diskretisierung. Der <strong>Effekt</strong> dieser Mittelungen äußert sich <strong>in</strong><br />

Abbildung 4.4 <strong>in</strong> den verschiedenen Peakhöhen am oberen und unteren Rand der rekonstruierten<br />

Hybridisierungsfunktion. In Abbildung 4.3 h<strong>in</strong>gegen haben alle Maxima die gleiche<br />

Höhe. Um dies zu verdeutlichen, wurden den rekonstruierten Hybridisierungsfunktionen<br />

ihr jeweils idealisierter Verlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leichten Grau h<strong>in</strong>terlegt.<br />

Für e<strong>in</strong>e flache Funktion ∆ (ω) funktioniert die neue Diskretisierung offenbar sehr gut, so<br />

dass nun als zweiter Test des Potenzmodells (4.1) die Kettenparameter für e<strong>in</strong>e parabelförmige<br />

Hybridisierungsfunktion überprüft werden können. Hierfür werden lediglich r und<br />

c 1 verändert, die übrigen Parameter bleiben unverändert. Die neuen Werte s<strong>in</strong>d also r = 2<br />

und c 1 = −1. Abbildung 4.5 zeigt die Ergebnisse der entsprechend rekonstruierten Kurven<br />

für δ = 0, δ = 0.5 und δ = 0.9. Die vorgegebene Hybridisierungsfunktion ist zum Vergleich<br />

<strong>in</strong> grau h<strong>in</strong>terlegt. Auch für diesen Fall sche<strong>in</strong>t die Berechnung der t n und ε n verlässliche<br />

Werte zu liefern.<br />

Zum Abschluss dieser Diskussion wird noch das Modell nach Gleichung (4.2) <strong>mit</strong> der<br />

gleichen Methode getestet. Die zu diesem Zweck gewählten Parameter s<strong>in</strong>d ∆ 0 = 0.03, a =<br />

0.01 sowie b ∈ {−1, −0.15, −0.05}. Auch für diese Hybridisierungsfunktionen funktioniert<br />

die Berechnung der Kettenparameter zuverlässig, wie Abbildung 4.6 zu entnehmen ist.<br />

4.2 Physikalische Eigenschaften<br />

Da die Berechnung der Kettenparameter t n und ε n <strong>mit</strong> der dynamischen Diskretisierung<br />

aus Kapitel 2.2 offensichtlich zufriedenstellende und verlässliche Ergebnisse liefert, kann<br />

nun <strong>mit</strong> dem zweiten Schritt der Untersuchung des <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong>s begonnen werden. Im<br />

nun folgenden Kapitel werden die <strong>in</strong> Kapitel 3 vorgestellten Untersuchungsmethoden auf<br />

den Anderson-Hamilton-Operator (2.30) angewendet. Dabei werden die Modellparameter


56 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.3: Rückrechnung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion nach (4.1) <strong>mit</strong> r = 0,<br />

∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte ursprüngliche Hybridisierungsfunktion.<br />

Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten Plots s<strong>in</strong>d δ = 0<br />

(oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten). Hier wurde die <strong>in</strong> Kapitel 2.2 vorgestellte<br />

dynamische Diskretisierung (Abbildung 2.1 c)) zur Berechnung der Kettenparameter<br />

verwendet.


4.2 Physikalische Eigenschaften 57<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.4: Rückrechnung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion nach (4.1) <strong>mit</strong> r = 0,<br />

∆ 0 = 0.03, c 1 = 0 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d die der Rekonstruktion<br />

entsprechenden idealisierten Kurven. Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten<br />

Plots s<strong>in</strong>d wieder δ = 0 (oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten). Diese Graphen<br />

zeigen die gleiche Situation wie Abbildung 4.3, wobei die Kettenparameter aber <strong>mit</strong> der<br />

klassischen Diskretisierung berechnet wurden.


58 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.5: Rückrechnung e<strong>in</strong>er parabelförmigen Hybridisierungsfunktion nach (4.1)<br />

<strong>mit</strong> r = 2, ∆ 0 = 0.03, c 1 = −1 und c 2 = 1 <strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte<br />

ursprüngliche Hybridisierungsfunktion. Die Werte der Bandverschiebung δ für die gezeigten<br />

Plots s<strong>in</strong>d δ = 0 (oben), δ = 0.5 (Mitte) und δ = 0.9 (unten).


4.2 Physikalische Eigenschaften 59<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

∆(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.6: Rückrechnung e<strong>in</strong>er Hybridisierungsfunktion nach Gleichung (4.2) <strong>mit</strong><br />

∆ 0 = 0.03, a = 0.01 und b = −1 (oben), b = −0.15 (Mitte) und b = −0.05 (unten)<br />

<strong>in</strong> blau. Grau h<strong>in</strong>terlegt ist die skalierte ursprüngliche Hybridisierungsfunktion.


60 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

zunächst so gewählt, dass das System ausgeprägtes LM-Verhalten zeigt und erst bei verhältnismäßig<br />

tiefen Temperaturen <strong>in</strong> das SC-Regime übergeht. Diese Systeme werden im<br />

Folgenden als <strong>Kondo</strong>-Systeme bezeichnet. So soll untersucht werden, wie die physikalischen<br />

Größen – vor allem jedoch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K – von der Füllung des Leitungsbandes<br />

abhängen. Der Vorteil der hier getroffenen Parameterwahl liegt dar<strong>in</strong>, dass die Ergebnisse<br />

der Thermodynamik auch für große Bandverschiebungen (δ → 1) leicht zu deuten und<br />

auszuwerten s<strong>in</strong>d. Doch auch hier werden sich die grundlegenden Probleme der thermodynamischen<br />

Näherung aus Kapitel 3.2.1 zeigen und an manchen Punkten die Interpretation<br />

der Ergebnisse erschweren. Anschließend wird e<strong>in</strong> System untersucht, das <strong>mit</strong> δ = 0 ke<strong>in</strong><br />

<strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, um zu testen, ob durch die Verschiebung des Leitungsbandes LM-<br />

Verhalten <strong>in</strong>duziert werden kann.<br />

4.2.1 Entropie und <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />

Bisher ungeklärt ist seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1, wie der Parameter ¯β gewählt<br />

werden muss, um <strong>mit</strong> der ebenfalls dort diskutierten Näherung gute Ergebnisse zu erhalten.<br />

E<strong>in</strong> Erfahrungswert, der die thermodynamischen Eigenschaften des Anderson-Modells <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em symmetrischen Leitungsband (δ = 0) richtig erfasst, ist ¯β = 0.46. Dieser Wert wurde<br />

auch von Krishna-murthy et al. <strong>in</strong> [18] verwendet. E<strong>in</strong>en beispielhaften Verlauf der Entropie<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Kondo</strong>-Systems zeigt Abbildung 3.3. Er wurde schon <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 erläutert. Die<br />

dort gewählten Parameter waren U = 1, ε f = − U 2 , ∆ 0 = 0.03, Λ = 2.5, r = 0, c 1 = 0 und<br />

c 2 = 1. Diese Werte werden noch häufiger verwendet werden. Um e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

alle hier vorkommenden Parametersätze behalten zu können, erhält jeder von ihnen e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Namen, der das verwendete Hybridisierungsmodell und e<strong>in</strong>en Index enthält. Der<br />

erwähnte Satz trägt daher den Namen „potenz-1“ . Alle verwendeten Namen f<strong>in</strong>den sich<br />

zusammen <strong>mit</strong> den zugehörigen Parametern <strong>in</strong> Anhang D.<br />

Der besagte Parametersatz potenz-1 hat für δ = 0 e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von T K =<br />

2.69 · 10 −8 . Sie liegt auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala gerade <strong>in</strong> der Mitte des bei Λ = 2.5<br />

und ¯β = 0.46 beobachtbaren Temperaturbereichs (vergleiche den Wertebereich <strong>in</strong> Abbildung<br />

4.7). Auf den ersten Blick sieht diese Temperatur sehr unrealistisch aus, <strong>mit</strong> den<br />

Umrechnungsformeln aus Kapitel 1.5 lässt sie sich jedoch <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten umrechnen. Hierzu<br />

wird als realistische Bandbreite D = 13.6eV, die Ionisierungsenergie von Wasserstoff,<br />

angenommen, da auch die Ionisierungsenergien von möglichen Störstellen wie Uran <strong>in</strong> dieser<br />

Größenordnung liegen. So entspricht die Temperatur 2.69 · 10 −8 <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten etwa<br />

4.2mK, was experimentell durchaus realisierbar ist.<br />

Beg<strong>in</strong>nt man nun, das Leitungsband zu verschieben, so stellt man fest, dass die Struktur des<br />

Entropieverlaufs zwar erhalten bleibt, die Differenz zwischen LM-Bereich und SC-Bereich<br />

aber kle<strong>in</strong>er wird und schließlich ganz verschw<strong>in</strong>det. Dies zeigt Abbildung 4.7. Hier sei<br />

nochmals angemerkt, dass jeweils e<strong>in</strong>ige Datenpunkte am oberen Rand der Temperaturskala<br />

nicht zu verwerten s<strong>in</strong>d, da die verwendete Näherung dort noch nicht gültig ist. Das gilt<br />

so für alle auf diese Weise berechneten Größen. Dennoch werden diese Daten gezeigt, um<br />

später e<strong>in</strong> <strong>mit</strong> der Bandverschiebung auftretendes Problem besser illustrieren zu können.<br />

Doch woher kommt der Rückgang der Differenz zwischen LM- und SC-Entropie, obwohl<br />

doch bisher für die Wahl von ¯β theoretisch ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>schränkung existiert? Diese Frage


4.2 Physikalische Eigenschaften 61<br />

S imp δ = 0.0<br />

S imp δ = 0.5<br />

S imp δ = 0.9<br />

S imp δ = 0.99<br />

Simp<br />

Abbildung 4.7: Entropie <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 für δ = 0, δ = 0.5, δ = 0.9 und<br />

δ = 0.99 jeweils <strong>mit</strong> ¯β = 0.46.<br />

T<br />

kann e<strong>in</strong>e Betrachtung der Eigenenergien von H N im Verlauf der iterativen Diagonalisierung<br />

beantworten. Bestünde nicht der Zwang, die Dimension des Hilbert-Raums nach<br />

jedem Iterationsschnitt zu reduzieren, so träten die oben geschilderten Probleme wohl nicht<br />

auf. Er<strong>in</strong>nert man sich an die Diskussion aus Kapitel 2.3, sieht man leicht e<strong>in</strong>, dass aufgrund<br />

des <strong>in</strong> den Hamilton-Operatoren H N enthaltenen Skalierungsfaktors Λ N−1<br />

2 der Übergang<br />

von H N zu H N+1 e<strong>in</strong>e Erweiterung des Eigenenergiespektrums zu größeren Energien bewirkt.<br />

Da die Dimension des Hilbert-Raums ohne die Beschneidung <strong>mit</strong> N exponentiell<br />

anwachsen würde, würde das Spektrum der Eigenenergien schon nach wenigen Iterationsschritten<br />

viele Größenordnungen umfassen.<br />

Nun zur Bedeutung des Parameters ¯β für die Thermodynamik des Anderson-Modells. Er<br />

(N)<br />

sorgt dafür, dass nur die Eigenenergien <strong>mit</strong> ¯βE<br />

Q,S,r<br />

≈ 1 e<strong>in</strong>en nicht-vernachlässigbaren Beitrag<br />

zur Zustandssumme leisten. Es ist aber e<strong>in</strong>e Eigenschaft der Renormierungsgruppen-<br />

Transformation für das Anderson-Modell, dass sich H N und H N+1 nicht <strong>in</strong> ihrer Struktur,<br />

sondern nur <strong>in</strong> dem von ihnen repräsentierten Energiebereich unterscheiden. Dies ist auch<br />

der Grund dafür, dass die Strukturen des Eigenenergiespektrums unabhängig von der Energieskala,<br />

auf der man sie betrachtet, gleich s<strong>in</strong>d. Dies ist ausführlich <strong>in</strong> [26] beschrieben.<br />

So<strong>mit</strong> hätte man e<strong>in</strong>e relativ große Freiheit bei der Wahl des Werts von ¯β. Die thermodynamischen<br />

Ergebnisse sähen unabhängig davon gleich aus. Natürlich unterschieden<br />

sie sich, wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1 diskutiert wurde, <strong>in</strong> ihrer Genauigkeit. Ist jedoch ab e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Iterationsschritt die Zustandssumme erst e<strong>in</strong>mal groß genug, würde auch das ke<strong>in</strong>e<br />

nennenswerte Rolle mehr spielen. Der kritische Punkt ist also die Beschneidung des<br />

Hilbert-Raums, bei der nur die energetisch niedrigsten Zustände für den jeweils nächsten<br />

Iterationsschritt verwendet werden. Die Folge ist, dass das Eigenwertspektrum der H N sich


62 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Abbildung 4.8: Eigenenergiespektren für die Parameter potenz-1 <strong>mit</strong> δ = 0, δ = 0.5 und<br />

δ = 0.99.


4.2 Physikalische Eigenschaften 63<br />

Λ n/2 tn<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.9<br />

δ = 0.99<br />

δ = 0.999<br />

δ = 0.9999<br />

Abbildung 4.9: Hüpfmatrixelemente t n skaliert <strong>mit</strong> Λ n 2 für den Parametersatz potenz-1.<br />

n<br />

nicht <strong>mit</strong> N ausdehnt, sondern immer den <strong>in</strong> etwa gleichen Energiebereich abdeckt. Da<strong>mit</strong><br />

ist der Wert von ¯β nicht mehr frei wählbar. Man muss sicherstellen, dass <strong>mit</strong> dem gewählten<br />

¯β auch e<strong>in</strong>e repräsentative Menge der Eigenenergien von H N zur Zustandssumme<br />

(N)<br />

beiträgt. Es muss also überhaupt genügend Eigenenergien geben, die ¯βE<br />

Q,S,r ≈ 1 erfüllen<br />

können. Abbildung 4.8 zeigt die zu den Parametern potenz-1 gehörenden Eigenenergiespektren,<br />

aufgetragen gegen die Länge N des Hamilton-Operators H N . Es wurden nur<br />

die jeweils 800 niedrigsten Eigenenergien für die Erstellung der Plots berücksichtigt. Man<br />

erkennt, dass der von den E (N)<br />

Q,S,r<br />

abgedeckte Energiebereich ab e<strong>in</strong>em gewissen Wert von<br />

N weitgehend unabhängig von N wird. Mit zunehmender Bandverschiebung δ rücken die<br />

Eigenergien näher zue<strong>in</strong>ander. In rot ist zusätzlich e<strong>in</strong> willkürlich gewählter Wert von ¯β<br />

−1<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet, der nicht zusammen <strong>mit</strong> δ variiert wird. Man erkennt, dass die Bandbreite<br />

der Eigenenergien umso kle<strong>in</strong>er wird, je näher die untere Bandkante an die Fermienergie<br />

rückt. Dies geht so weit, dass bei e<strong>in</strong>em Wert von δ = 0.99 im Bereich um ¯β schon ke<strong>in</strong>e<br />

Eigenenergien mehr liegen. Dieser <strong>Effekt</strong> der Bandverschiebung ist auch schon <strong>in</strong> den Hüpfmatrixelementen<br />

t n erkennbar. Abbildung 4.9 zeigt diese skaliert <strong>mit</strong> Λ n 2 für verschiedene<br />

Werte von δ, die übrigen Parameter s<strong>in</strong>d wieder diejenigen von potenz-1. Da die t n letztlich<br />

die Größenordnung der Eigenenergien von H N bestimmen, ist klar, dass Letztere <strong>mit</strong> der<br />

Erhöhung von δ im gleichen Maße kle<strong>in</strong>er werden müssen.<br />

Die praktikabelste Lösung des Problems besteht da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> der Anpassung von ¯β.<br />

Im Voraus ist es jedoch schwierig, e<strong>in</strong>e gute Wahl zu treffen. Da e<strong>in</strong> NRG-Lauf nur wenige<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Anspruch nimmt, wird für jeden Satz von t n und ε n e<strong>in</strong>es Parametersatzes<br />

daher zunächst e<strong>in</strong> Trockendurchlauf durchgeführt, <strong>mit</strong> dem das passende ¯β gesucht wird.<br />

Mit diesem wird dann noch e<strong>in</strong> NRG-Durchgang gestartet, <strong>in</strong> dem die thermodynamischen<br />

Größen ausgewertet werden. Das funktioniert folgendermaßen: Wie <strong>in</strong> Abbildung 4.8 zu


64 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Simp<br />

S imp δ = 0<br />

S imp δ = 0.5<br />

S imp δ = 0.9<br />

S imp δ = 0.99<br />

S imp δ = 0.9999<br />

Abbildung 4.10: Entropie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em auf die Bandverschiebung abgestimmten Wert von ¯β<br />

(verwendete Parameter: potenz-1).<br />

T<br />

sehen ist, ändert sich der Wert der größten Eigenenergie ab N ≈ 20 nur noch wenig. Im<br />

letzten Iterationsschritt des Trockendurchlaufs wird dann anhand der Differenz E max −E m<strong>in</strong><br />

zwischen größter und kle<strong>in</strong>ster Eigenenergie ¯β berechnet. Natürlich ist E m<strong>in</strong> stets null, da<br />

die Grundzustandsenergie <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt abgezogen wird. Als Referenz werden<br />

die Ergebnisse von Parametersatz potenz-1 <strong>mit</strong> δ = 0 verwendet. Da<strong>mit</strong> ergibt sich die<br />

empirische Formel<br />

¯β = 8.3<br />

E max<br />

. (4.18)<br />

Dieses Vorgehen ermöglicht nun die zuverlässige Berechnung der thermodynamischen Größen.<br />

Abbildung 4.10 zeigt die verbesserten Kurven für den Störstellenbeitrag zur Entropie.<br />

Da<strong>mit</strong> kann nun auch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur gemäß Kapitel 3.2.2 zuverlässig bestimmt<br />

werden.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Fall betrachtet, der bis h<strong>in</strong> zu 1 − δ = 10 −7 verwertbare<br />

Entropie-Kurven liefert. Dies ist der Parametersatz potenz-1. Bei δ = 0 ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur von 2.69·10 −8 . Beg<strong>in</strong>nt man nun, die Bandverschiebung zu erhöhen, so<br />

kann man für Werte von δ zwischen 0 und etwa 0.5 kaum e<strong>in</strong>e Änderung von T K beobachten.<br />

Ist δ jedoch größer als 0.5, so beg<strong>in</strong>nt T K deutlich zu s<strong>in</strong>ken. Ab 1 − δ = 10 −2 wird δ <strong>in</strong><br />

immer kle<strong>in</strong>eren Schritten erhöht, um sich langsam dem Grenzfall δ → 1 anzunähern.<br />

Gerade <strong>in</strong> diesem Bereich, wenn die untere Bandkante der Fermienergie sehr nahe kommt,<br />

fällt T K am schnellsten ab. Der Abfall schwächt sich jedoch <strong>mit</strong> 1 − δ → 0 wieder ab,<br />

so dass die Vermutung naheliegt, dass sich T K für diesen Grenzfall e<strong>in</strong>em endlichen Wert<br />

annähert. Insgesamt geht T K im beobachteten Parameterbereich um ungefähr den Faktor<br />

zehn auf 1.09 · 10 −9 zurück. Dies illustriert Abbildung 4.11.


4.2 Physikalische Eigenschaften 65<br />

TK<br />

TK<br />

1 − δ<br />

Abbildung 4.11: <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 −δ für die Parameter potenz-1.<br />

E<strong>in</strong>satz: Ausschnittsvergrößerung.<br />

1 − δ<br />

TK<br />

Abbildung 4.12: <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 −δ für die Parameter potenz-2.<br />

1 − δ


66 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Es bleibt die Frage zu klären, warum die Ergebnisse für Werte von 1 − δ kle<strong>in</strong>er als 10 −7<br />

nicht zu gebrauchen s<strong>in</strong>d. Hierzu muss man zunächst untersuchen, wie sich die Bandverschiebung<br />

genau auf ¯β auswirkt. Wie beabsichtigt, liefert die oben beschriebene Methode<br />

zur Bestimmung von ¯β im Fall δ = 0 ungefähr den Erfahrungswert von 0.46, nämlich auf<br />

zwei Dezimalstellen gerundet 0.46. Bis δ = 0.99 steigt ¯β nach und nach auf e<strong>in</strong>en Wert von<br />

3.31. Ab diesem Punkt steigt ¯β <strong>mit</strong> δ sehr stark an. So ist für 1 − δ = 10 −3 schon 10.52<br />

und für 1 − δ = 10 −7 schließlich 1047.13. Die entsprechende Temperatur bei N = 1 ist<br />

dann nicht mehr 2.17 wie bei δ = 0, sondern 9.55 · 10 −4 . Die Bandverschiebung verschiebt<br />

also auch den beobachtbaren Temperaturbereich, und das gleich um mehrere Größenordnungen.<br />

Läge die <strong>Kondo</strong>-Temperatur des hier diskutierten Parametersatzes nicht bei etwa<br />

10 −8 , sondern beispielsweise bei 10 −4 , so würde schon dies alle<strong>in</strong> ausreichen, um die Ergebnisse<br />

unbrauchbar zu machen.<br />

Da dies aber nicht der Fall ist, bedarf es noch e<strong>in</strong>er weiteren Begründung, die im Wert der<br />

Zustandssumme Z N im Iterationsschritt N zu suchen ist. Mit dem ger<strong>in</strong>gsten Aufwand<br />

lässt sich die Zustandssumme des freien Referenzsystems HN 0 <strong>mit</strong>tels Gleichung (3.25)<br />

bestimmen, da sich HN 0 aufgrund des fehlenden U-Terms auf E<strong>in</strong>teilchen-Niveau diagonalisieren<br />

lässt. Die Größenordnung dieser Zustandssumme ZN 0 sollte <strong>mit</strong> der des vollen<br />

Systems H N vergleichbar se<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong> der NRG <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt die Grundzustandsenergie<br />

abgezogen wird, erhält man dort nur die <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Boltzmann-Faktor skalierte<br />

Zustandssumme. Führt man diese Rechnung für den Parametersatz potenz-1 durch, so<br />

stellt man fest, dass die Zustandssumme ZN 0 bei unverschobenem Band bereits bei N = 6<br />

von der Größenordnung 10 6 ist, also unbestreitbar viel größer als ¯β = 0.4641. Anders sieht<br />

es dagegen im Fall 1 − δ = 10 −7 aus. Hier erreicht ZN 0 e<strong>in</strong>e vergleichbare Größenordnung,<br />

nämlich 10 7 erst bei N = 25. Gleichzeitig ist aber auch ¯β von der Größenordnung 10 3 . Da<br />

die Korrekturterme 2. Ordnung der Störungstheorie aus Kapitel 3.2.1 gerade von ¯β<br />

Λ Z−1 N<br />

bestimmt werden, ist es also wichtig, dass Z N wesentlich größer als ¯β ist. Dies führt natürlich<br />

dazu, dass die Ergebnisse im diskutierten Fall 1 − δ = 10 −7 <strong>mit</strong> den Parametern<br />

potenz-1 erst ab N > 25 verwertbar s<strong>in</strong>d. Für kle<strong>in</strong>ere N s<strong>in</strong>d die Korrekturen 2. Ordnung<br />

noch nicht vernachlässigbar. Dies entspricht hier e<strong>in</strong>er Temperatur von etwa 1.6 ·10 −8 , die<br />

schon sehr nahe an der <strong>Kondo</strong>-Temperatur liegt. So<strong>mit</strong> stehen <strong>in</strong> der Nähe der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur zu wenige Datenpunkte zur Verfügung, so dass e<strong>in</strong>e zuverlässige Bestimmung<br />

von T K nicht mehr möglich ist. Das geschilderte Problem tritt bei allen hier berechneten<br />

thermodynamischen Größen spätestens dann auf, wenn sich 1 − δ der <strong>Kondo</strong>-Temperatur<br />

nähert.<br />

Der Parametersatz potenz-2 unterscheidet sich von potenz-1 lediglich durch den erhöhten<br />

Wert von ∆ 0 . Hier f<strong>in</strong>det man für δ = 0 e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von 1.31 · 10 −4 , was <strong>mit</strong><br />

dem schon vorher verwendeten Wert der Bandbreite D e<strong>in</strong>em Wert von e<strong>in</strong>igen Kelv<strong>in</strong> <strong>in</strong> SI-<br />

E<strong>in</strong>heiten entspricht. Angesichts der vorhergehenden Diskussion ist also zu erwarten, dass<br />

T K der Entropie nur bis zu e<strong>in</strong>er Bandverschiebung δ = 0.999 sicher zu entnehmen ist. Dies<br />

ist auch tatsächlich der Fall. Die Ergebnisse der Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern potenz-2<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.12 gezeigt. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d die Verläufe der T K (δ)-Kurven von<br />

potenz-1 und potenz-2 sehr ähnlich. Allerd<strong>in</strong>gs senkt sich T K <strong>mit</strong> δ nicht ebenso stark ab<br />

wie im Fall der Parameter potenz-1. Mit δ = 0.999 ist T K = 6.94·10 −5 . Auch fällt auf, dass<br />

die Datenpunkte <strong>in</strong> Abbildung 4.12 nicht mehr so glatt verlaufen wie <strong>in</strong> Abbildung 4.11, was


4.2 Physikalische Eigenschaften 67<br />

TK<br />

Abbildung 4.13: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (1 − δ) für den Parametersatz potenz-3.<br />

1 − δ<br />

auf e<strong>in</strong>en größeren Fehler bei der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur h<strong>in</strong>deutet. Schließlich<br />

setzt die Absenkung von T K im Fall potenz-2 erst bei etwas größeren Bandverschiebungen<br />

e<strong>in</strong> als im Fall potenz-1. Dies zeigt die Ausschnittsvergrößerung <strong>in</strong> Abbildung 4.11.<br />

Der Trend der <strong>mit</strong> Erhöhung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur schlechter werdenden Ergebnisse setzt<br />

sich fort, wie die Untersuchung des Parametersatzes potenz-3 <strong>in</strong> Abbildung 4.13 zeigt.<br />

Hier wurde nochmals ∆ 0 auf jetzt 0.09 erhöht, was e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ = 0) =<br />

6.02 · 10 −4 bedeutet. Der höchste Wert von δ, bei dem die NRG noch verwendungsfähige<br />

Ergebnisse für die Entropie liefert, beträgt 0.97 <strong>mit</strong> T K (δ = 0.97) = 4.70·10 −4 . Der Verlauf<br />

der <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> steigender Bandverschiebung δ ist <strong>mit</strong> diesen Parametern schon<br />

recht unspezifisch. Ihre dennoch erkennbare Absenkung ist kle<strong>in</strong>.<br />

In den Rechnungen zu den bisher gezeigten Ergebnissen wurden nur flache Hybridisierungsfunktionen<br />

verwendet, die e<strong>in</strong>fachst mögliche Wahl. Die folgenden Abbildungen zeigen die<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperaturen für e<strong>in</strong>ige Hybridisierungsfunktionen gemäß dem Potenzmodell (4.1)<br />

<strong>mit</strong> r > 0. Abbildung 4.14 zeigt die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für nach oben geöffnete Potenzfunktionen<br />

<strong>mit</strong> r = 1, 2, 3, 4, 10 und c 1 = 0.5. Darunter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.15 die nach<br />

unten geöffneten Pendants <strong>mit</strong> den gleichen Werten von r, jedoch <strong>mit</strong> c 1 = −0.5, zu sehen.<br />

Als Vergleich ist jeweils auch T K (δ) für die flache Hybridisierungsfunktion von potenz-1<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet. Alle jetzt betrachteten Funktionen ∆ (ω) haben im Fall δ = 0 bei ω = 0<br />

den gleichen Wert. In Abbildung 4.14 erkennt man, dass dann auch die entsprechenden<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperaturen fast gleich s<strong>in</strong>d.<br />

Die vorhandenen Unterschiede sche<strong>in</strong>en jedoch systematisch zu se<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d bei δ = 0<br />

die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parameter <strong>mit</strong> c 1 = 0.5 stets etwas größer und <strong>mit</strong> c 1 =<br />

−0.5 stets etwas kle<strong>in</strong>er als im Fall des Parametersatzes potenz-1. Am größten ist die<br />

Abweichung für r = 1, am kle<strong>in</strong>sten für r = 10. Die entsprechenden <strong>Kondo</strong>-Temperaturen


68 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

s<strong>in</strong>d T K (δ = 0) = 3.22 ·10 −8 (potenz-5), T K (δ = 0) = 2.27 ·10 −8 (potenz-4), T K (δ = 0) =<br />

2.73 · 10 −8 (potenz-13) und T K (δ = 0) = 2.68 · 10 −8 (potenz-12).<br />

Erhöht man jetzt δ, so folgt die T K -Kurve umso länger dem Verlauf der Kurve von potenz-<br />

1, je größer der Wert von r ist. Letztlich nähern sich die Kurven <strong>mit</strong> r > 0 aber e<strong>in</strong>ander<br />

wieder an. Für Werte von δ nahe 1 stimmen sie fast übere<strong>in</strong>. Die Kurven <strong>mit</strong> größerem r<br />

liegen aber weiterh<strong>in</strong> näher an der Referenzkurve von potenz-1. Die nach unten geöffneten<br />

Hybridisierungsfunktionen führen bei Bandverschiebung zu e<strong>in</strong>em sehr starken Abfall der<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur um mehrere Größenordnungen, der sich für δ → 1 wieder abschwächt.<br />

Hat 1 − δ den Wert 10 −5 erreicht, ergeben sich <strong>Kondo</strong>-Temperaturen zwischen 4.13 · 10 −16<br />

(potenz-4) und 1.07 · 10 −15 (potenz-12).<br />

Umgekehrt bewirken die nach oben geöffneten Hybridisierungsfunktionen <strong>mit</strong> c 1 = 0.5 bei<br />

für δ > 0 zunächst e<strong>in</strong> starkes Anwachsen von T K . Dieses wird <strong>mit</strong> der Annäherung von<br />

δ an 1 jedoch teilweise kompensiert und es kommt wieder zu e<strong>in</strong>em leichten Rückgang.<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d die berechneten Werte von T K um ungefähr zwei Größenordnungen größer<br />

als die entsprechenden Werte für potenz-1. Sie liegen beispielsweise bei δ = 0.999 zwischen<br />

4.75 · 10 −7 (potenz-13) und 7.10 · 10 −7 (potenz-5). Anders als bei den nach oben<br />

geöffneten Hybridisierungsfunktionen erkennt man im gezeigten Temperaturbereich noch<br />

ke<strong>in</strong>e Sättigung der nach unten geöffneten Funktionen. Doch auch bei diesen sche<strong>in</strong>t die<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur im Grenzfall δ → 1 gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert zu tendieren. Im Fall<br />

von potenz-6 geht T K zwischen 1 − δ = 10 −8 und 1 − δ = 10 −12 nur noch von 7.67 · 10 −17<br />

auf 1.92 · 10 −17 zurück. Dies ist im E<strong>in</strong>satz von Abbildung 4.15 zu sehen.<br />

Hewson gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch [13] e<strong>in</strong>e Formel an, die die Abhängigkeit der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur von der Coulomb-Abstoßung U, der Störstellen-Energie ε f und dem Wert der<br />

Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) bei ω = 0 beschreibt, sofern sich das System <strong>mit</strong> diesen<br />

Parametern im <strong>Kondo</strong>-Regime bef<strong>in</strong>det. Da sich ∆ (ω = 0) im Falle der gerade diskutierten<br />

Potenzfunktionen <strong>mit</strong> der Bandverschiebung δ ändert, lohnt es, die Übere<strong>in</strong>stimmung der<br />

gefundenen Werte von T K <strong>mit</strong> dieser Formel zu überprüfen. Sie lautet:<br />

T K ∝ exp<br />

(<br />

− π∣ ∣ εf<br />

∣ ∣<br />

∣ ∣εf + U ∣ ∣<br />

2U∆ (0)<br />

)<br />

. (4.19)<br />

1<br />

Die Übere<strong>in</strong>stimmung lässt sich leicht testen, <strong>in</strong>dem man ln (T K ) gegen<br />

∆(0, δ)<br />

aufträgt, da<br />

die Datenpunkte gemäß Gleichung (4.19) e<strong>in</strong>e Gerade ergeben sollten. Dies wird beispielhaft<br />

für die Parametersätze potenz-6 und potenz-7 <strong>in</strong> Abbildung 4.16 gezeigt. Zusätzlich ist<br />

e<strong>in</strong>e Referenzgerade e<strong>in</strong>gezeichnet, die aus den <strong>Kondo</strong>-Temperaturen der Parametersätze<br />

potenz-1, potenz-2 und potenz-3 ) jeweils im Fall δ = 0 gewonnen wurde. Sie ist durch die<br />

Gleichung ln (T K )(<br />

1<br />

∆(0 δ)<br />

= − 0.448379<br />

∆(0,δ)<br />

− 2.49193 gegeben. Die beiden betrachteten Hybridisierungsfunktionen<br />

potenz-6 und potenz-7 s<strong>in</strong>d nach unten beziehungsweise nach oben<br />

geöffnete Parabeln. Bei δ = 0 haben beide an der Fermikante ω = 0 den gleichen Wert,<br />

nämlich 0.03. Das bedeutet, beide Kurven ln (T K )(<br />

1<br />

∆(0, δ)<br />

)<br />

beg<strong>in</strong>nen bei<br />

1<br />

0.03 = 331 3 . Die<br />

Parabel für potenz-6 hat bei δ = 1 den Wert ∆ (0, 1) = 0.015, die für potenz-7 erreicht<br />

h<strong>in</strong>gegen den Wert ∆ (0, 1) = 0.045. Da<strong>mit</strong> reicht der Wertebereich, <strong>in</strong> dem die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

der berechneten <strong>Kondo</strong>-Temperaturen <strong>mit</strong> Gleichung (4.19) untersucht wird,<br />

ungefähr von 1<br />

∆(0) = 22 bis 1<br />

∆(0) = 66.


4.2 Physikalische Eigenschaften 69<br />

TK<br />

T K potenz-5<br />

T K potenz-7<br />

T K potenz-9<br />

T K potenz-11<br />

T K potenz-13<br />

T K potenz-1<br />

Abbildung 4.14: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ) für die Parametersätze potenz-1, potenz-5,<br />

potenz-7, potenz-9, potenz-11 und potenz-13.<br />

1-δ<br />

T K potenz-6<br />

TK<br />

T K<br />

1 − δ<br />

T K potenz-4<br />

T K potenz-6<br />

T K potenz-8<br />

T K potenz-10<br />

T K potenz-12<br />

T K potenz-1<br />

Abbildung 4.15: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K (δ) für die Parametersätze potenz-1, potenz-4,<br />

potenz-6, potenz-8, potenz-10 und potenz-12. E<strong>in</strong>satz: T K für die Parameter potenz-6.<br />

Hier ist zu erkennen, dass sich der Abfall der <strong>Kondo</strong>-Temperatur für 1 − T K → 0 wieder<br />

abschwächt.<br />

1-δ


70 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

ln(T K ) potenz-6<br />

ln(T K ) potenz-7<br />

ln(T ref K )<br />

ln(TK)<br />

Abbildung 4.16: Logarithmus der <strong>Kondo</strong>-Temperatur ln (T K ) <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1<br />

∆(0) .<br />

1<br />

∆(0)<br />

Bei kle<strong>in</strong>en Bandverschiebungen ergibt sich e<strong>in</strong>e recht gute Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>mit</strong> Gleichung<br />

(4.19) beziehungsweise <strong>mit</strong> der Referenzgerade. Für ∆ (0) < 25 und ∆ (0) > 64<br />

erkennt man jedoch, dass die gefundenen T K jeweils deutlich kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als die Referenzwerte.<br />

Für die Parametersätze potenz-4 bis e<strong>in</strong>schließlich potenz-13 f<strong>in</strong>det man dabei<br />

ähnliche Abweichungen.<br />

Es ist also klar, dass beide Größen, Bandverschiebung und Hybridisierungsfunktion, E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur des Anderson-Modells haben. Daher wird der Versuch<br />

unternommen, die Anteile der beiden vone<strong>in</strong>ander zu trennen. Hierzu wird zu e<strong>in</strong>em Parametersatz<br />

potenz-x <strong>mit</strong> r > 0 e<strong>in</strong>e Referenzrechnung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />

durchgeführt. Der Parameter ∆ 0 dieser Rechnung wird so gewählt, dass er jeweils<br />

gleich dem Wert der Hybridisierungsfunktion der Rechnung potenz-x bei ω = 0 für jeden<br />

untersuchten Wert von δ ist. Es wird also immer <strong>mit</strong> δ = 0 gearbeitet, jedoch <strong>mit</strong><br />

verschiedenen Werten von ∆ 0 . Die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parametersätze potenz-6<br />

und potenz-7 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abbildungen 4.17 und 4.18 den entsprechenden Referenzwerten<br />

gegenübergestellt. Wie weiter oben bereits diskutiert, stimmen die Werte von T K für<br />

potenz-6 und -7 bei δ = 0 nahezu übere<strong>in</strong>. Erhöht man nun δ, verlaufen die Kurven zunächst<br />

noch weitgehend gleich, weichen dann aber nach unten von den Referenzwerten ab.<br />

Diese Abweichung tritt im Fall von potenz-7 schon bei δ ≈ 0.8 auf, im Fall von potenz-6<br />

h<strong>in</strong>gegen erst etwas später bei δ ≈ 0.95. Die Referenzkurven erreichen auf der logarithmischen<br />

Skala recht schnell ihren jeweiligen Grenzwert. Der Grund hierfür ist, dass δ ab dem<br />

Wert von 0.99 <strong>in</strong> immer kle<strong>in</strong>eren Schritten erhöht wird, so dass auch die Änderungen von<br />

∆ 0 <strong>in</strong> den Referenzrechnungen immer kle<strong>in</strong>er werden und nahe an ihrem Grenzwert liegen.<br />

Gerade <strong>in</strong> diesem Bereich setzt sich der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung durch, die für alle


4.2 Physikalische Eigenschaften 71<br />

T K potenz-6<br />

T K<br />

ref<br />

potenz-6<br />

TK<br />

Abbildung 4.17: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den Parametersatz<br />

potenz-6 und die zugehörige Referenzrechnung.<br />

1 − δ<br />

TK<br />

T K potenz-7<br />

T K<br />

ref<br />

potenz-7<br />

Abbildung 4.18: <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den Parametersatz<br />

potenz-7 und die zugehörige Referenzrechnung.<br />

1 − δ


72 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

untersuchten Potenz-Modelle nach Gleichung (4.1) zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Absenkung der<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur führt.<br />

Der E<strong>in</strong>fachheit wegen wird nun angenommen, dass die Abhängigkeit der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur von der Bandverschiebung als zusätzlicher Faktor <strong>in</strong> Gleichung (4.19)<br />

e<strong>in</strong>geht:<br />

(<br />

T K ∝ exp − π∣ ∣ ∣<br />

∣ εf ∣εf + U ∣ )<br />

+ f (δ) . (4.20)<br />

2U∆ (0)<br />

Dass diese Annahme zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e vertretbare Näherung darstellt, lässt sich leicht zeigen,<br />

<strong>in</strong>dem man die Differenz aus den Werten ln (T K ) der Parametersätze potenz-4 bis potenz-<br />

13 und den entsprechenden Werten ln ( TK<br />

ref )<br />

der Referenzrechnungen bildet und gegen<br />

1 − δ aufträgt. Am Beispiel der Parameter potenz-6 und potenz-7 ist dies <strong>in</strong> Abbildung<br />

4.19 gezeigt. Dort ist da<strong>mit</strong> zum e<strong>in</strong>en die vom Wert ∆ (ω = 0, δ) verursachte Veränderung<br />

der <strong>Kondo</strong>-Temperatur ( ) ( )<br />

ln TK ref (δ) − ln TK ref (δ = 0) (4.21)<br />

zu sehen und zum anderen die von der Bandverschiebung δ alle<strong>in</strong>e verantwortete Veränderung<br />

( )<br />

ln(T K (δ)) − ln TK ref (δ) . (4.22)<br />

Um die Werte besser e<strong>in</strong>ordnen zu können, ist zum Vergleich ln (T K (δ)) − ln (T K (δ = 0))<br />

aus der Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 e<strong>in</strong>gezeichnet. Die so bere<strong>in</strong>igten Kurven<br />

zeigen e<strong>in</strong>e klare Ähnlichkeit <strong>mit</strong> der Vergleichskurve. Generell fällt bei dieser Untersuchung<br />

auf, dass die Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur aufgrund der Bandverschiebung für<br />

Potenzfunktionen <strong>mit</strong> positivem Koeffizienten c 1 stets etwas ger<strong>in</strong>ger ist als für negatives<br />

c 1 . Die Absenkung für e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion liegt dazwischen. Auch setzt sich<br />

der Abfall von T K bei negativen c 1 bis zu um e<strong>in</strong>ige Größenordnungen kle<strong>in</strong>eren Werten<br />

von 1 − δ fort, als dies bei positivem c 1 der Fall ist.<br />

Nun sollen die Rechnungen für Hybridisierungsfunktionen der Form (4.2) diskutiert werden.<br />

Da dieses Modell weniger Freiheiten bietet als das Potenzmodell, werden lediglich die<br />

zwei Parametersätze stufe-1 und stufe-2 untersucht, die wie die Potenzmodelle <strong>mit</strong> allen<br />

Parametern <strong>in</strong> Anhang D zusammengefasst s<strong>in</strong>d. Da im Fall von stufe-1 die Koeffizienten<br />

a und ∆ 0 nahezu gleich s<strong>in</strong>d, zeigt sich bei Variation von b ke<strong>in</strong> <strong>Effekt</strong> auf T K , da die Temperaturabhängigkeit<br />

der Hybridisierungsfunktion vernachlässigbar kle<strong>in</strong> ist. Etwas anders<br />

sieht es aus, wenn man a = 0.01 wählt. Die <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz<br />

stufe-2 steigt marg<strong>in</strong>al an, wenn b erhöht wird. Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.20<br />

zu sehen. So sche<strong>in</strong>t es, als könne man <strong>mit</strong> den Hybridisierungsfunktionen (4.2) nichts sonderlich<br />

Interessantes beobachten. Bezogen auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur mag dies stimmen.<br />

Jedoch treten <strong>in</strong> den Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern stufe-2 e<strong>in</strong>ige Besonderheiten auf,<br />

die es zu betrachten lohnt. Denn hier handelt es sich um e<strong>in</strong>en Fall, <strong>in</strong> dem die Temperaturabhängigkeit<br />

des Leitungsbandbeitrags zu den thermodynamischen Größen nicht immer<br />

vernachlässigbar ist. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2 erörtert wurde, kann diese dann vernachlässigt<br />

werden, wenn die Hybridisierungsfunktion auf kle<strong>in</strong>en Energieskalen strukturlos ist. Dies<br />

ist natürlich <strong>mit</strong> den Parametern stufe-2 nicht der Fall, wenn ∣ ∣ b<br />

∣ ∣ genügend kle<strong>in</strong> wird. Denn<br />

dann hat das Bad auf der Energieskala ∣ ∣ b<br />

∣ ∣ e<strong>in</strong>e sehr ausgeprägte Struktur, die im Grenzfall


4.2 Physikalische Eigenschaften 73<br />

ln(T K 7 )-ln(T K ref7 )<br />

ln(T K ref7 (δ))-ln(T K ref7 (δ=0))<br />

ln(T K 1 (δ))-ln(T K 1 (δ=0))<br />

ln(T K 6 )-ln(T K ref6 )<br />

ln(T K ref6 (δ))-ln(T K ref6 (δ=0))<br />

1 − δ<br />

Abbildung 4.19: Veränderung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur bei verschobenem Leitungsband im<br />

Vergleich zum unverschobenem Band für die Parametersätze potenz-6 und potenz-7.<br />

TK<br />

T K stufe-1<br />

T K stufe-2<br />

Abbildung 4.20: <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parametersätze stufe-1 und stufe-2.<br />

- b


74 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

S(T)<br />

S b = -10 -5<br />

S 0<br />

b = -10 -5<br />

S imp<br />

b = -10 -5<br />

S b = -10 -8<br />

S 0<br />

b = -10 -8<br />

S imp<br />

b = -10 -8<br />

S b = -10 -10<br />

S 0<br />

b = -10 -10<br />

S imp<br />

b = -10 -10<br />

S imp<br />

b = -1.0<br />

T<br />

Abbildung 4.21: Gesamtentropie S, Referenz-Entropie S 0 und Störstellen-Entropie S imp<br />

für die Parameter stufe-2 und verschiedene Werte von b.<br />

b → 0 zu e<strong>in</strong>er Unstetigkeit wird. Dies äußert sich dar<strong>in</strong>, dass sich <strong>in</strong> den thermodynamischen<br />

Größen des freien Referenzsystems HN 0 etwa bei der Temperatur ∣ ∣ b zusätzliche<br />

markante Strukturen ausbilden. Insgesamt weisen sie bis unterhalb von ∣ ∣ b e<strong>in</strong>e Temperaturabhängigkeit<br />

auf. Dies ist verständlich, da man die Struktur der Hybridisierungsfunktion<br />

erst bei Temperaturen kle<strong>in</strong>er als ∣ ∣ b außer Acht lassen kann. Dies bedeutet also, dass man<br />

ab e<strong>in</strong>em bestimmten Wert von b, hier etwa ∣ ∣ b 10 −5 , die Referenzgrößen von HN 0 , beispielsweise<br />

S 0 oder m eff<br />

0 , explizit berechnen und von den entsprechenden Größen des vollen<br />

Systems H N abziehen muss, um den Störstellenbeitrag zu erhalten. Die daraus folgenden<br />

Ergebnisse für die Entropie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.21 zusammengefasst. Nähert sich der Wert<br />

von ∣ ∣b ∣ der Skala der <strong>Kondo</strong>-Temperatur, so überlagern sich die durch die spezielle Form<br />

des Bades e<strong>in</strong>gebrachte temperaturabhängige Struktur und der LM-SC-Übergang. In diesem<br />

Fall können über den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> ke<strong>in</strong>e sicheren Aussagen mehr getroffen werden.<br />

4.2.2 Koeffizient der spezifischen Wärme, magnetisches Moment und<br />

Wilson-Verhältnis<br />

Nach der ausführlichen Diskussion der Entropie und der <strong>Kondo</strong>-Temperatur sollen nun<br />

auch die anderen <strong>in</strong> Kapitel 3.2 genannten thermodynamischen Größen untersucht werden.<br />

Dies s<strong>in</strong>d der Koeffizient der spezifischen Wärme, das effektive magnetische Moment, die<br />

magnetische Störstellen-Suszeptibilität und das Wilson-Verhältnis.<br />

Die Temperaturabhängigkeit der genannten Größen ist <strong>in</strong> allen untersuchten Fällen qualitativ<br />

gleich und hier weniger wichtig als ihre Abhängigkeit von der Bandverschiebung


4.2 Physikalische Eigenschaften 75<br />

γ (T)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

Abbildung 4.22: Koeffizient der spezifischen Wärme γ imp für den Parametersatz potenz-1<br />

und verschiedene Werte von δ.<br />

T<br />

δ. Daher wird nur der pr<strong>in</strong>zipielle Verlauf von γ imp , m eff<br />

imp , χ imp und R bei variierender<br />

Temperatur am Beispiel der Ergebnisse der Parameter potenz-1 erläutert.<br />

In Abbildung 4.22 ist der Koeffizient der spezifischen Wärme, berechnet <strong>mit</strong> den Parametern<br />

potenz-1, für e<strong>in</strong>ige Werte von δ gegen die Temperatur aufgetragen. Auch hier erkennt<br />

man – es handelt sich schließlich um die erste Temperaturableitung der Entropie – deutlich<br />

den Übergang vom LM- zum stabilen SC-Fixpunkt. Da sich das Anderson-Modell im<br />

SC-Regime wie e<strong>in</strong>e Fermi-Flüssigkeit verhält [13], sollte sich im entsprechenden Temperaturbereich<br />

e<strong>in</strong> konstanter Wert von γ imp ergeben. Wie erwartet zeigt sich diese Eigenschaft<br />

<strong>in</strong> Abbildung 4.22. Der Übergang zwischen dem <strong>mit</strong> s<strong>in</strong>kender Temperatur steilen Anstieg<br />

von γ imp und dem konstanten Abschnitt bei tiefen Temperaturen liegt natürlich im Bereich<br />

der <strong>Kondo</strong>-Temperatur. In Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>mit</strong> den Ergebnissen von Kapitel 4.2.1<br />

verschiebt sich die gesamte Kurve bei wachsender Bandverschiebung zu tieferen Temperaturen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> erkennt man, dass der Tieftemperaturwert von γ imp <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

δ ebenfalls zunimmt. Bei δ = 0.99 ist die γ imp -Kurve nicht mehr so glatt wie bei δ = 0.<br />

Dies ist wieder e<strong>in</strong> Anzeichen dafür, dass die thermodynamischen Größen für δ → 1 immer<br />

unzuverlässiger werden. Die hier beobachteten Schwankungen übertragen sich auch auf das<br />

Wilson-Verhältnis.<br />

Die Abbildungen 4.23 und 4.24 zeigen das effektive magnetische Moment m eff<br />

imp der Störstelle<br />

beziehungsweise den daraus bestimmten Anteil der Störstelle an der magnetischen<br />

Suszeptibilität χ imp . Das effektive magnetische Moment hat im LM-Regime e<strong>in</strong>en Wert<br />

von ungefähr 1 4<br />

, e<strong>in</strong> Anzeichen dafür, dass sich die Störstelle <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich<br />

wie e<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>- 1 2<br />

verhält. Bei s<strong>in</strong>kender Temperatur geht meff imp schließlich langsam auf<br />

null zurück. Dies zeigt den Übergang zum SC-Verhalten an, das sich dadurch auszeichnet,


76 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

dass die Leitungselektronen das magnetische Moment der Störstelle abschirmen. Auch hier<br />

beobachtet man <strong>mit</strong> zunehmendem Wert von δ e<strong>in</strong>e Verschiebung der Kurve zu tieferen<br />

Temperaturen. Die Kurven der Störstellen-Suszeptibilität ähneln stark denen des Koeffizienten<br />

der spezifischen Wärme. Dabei muss allerd<strong>in</strong>gs, wie schon <strong>in</strong> Kapitel 3.2.5 erwähnt,<br />

beachtet werden, dass die gezeigten Kurven χ imp nur im SC-Regime korrekt wiedergeben,<br />

da die Suszeptibilität nur <strong>in</strong> diesem Temperaturbereich vom Fermi-Flüssigkeitsverhalten<br />

bestimmt wird und da<strong>mit</strong> χ = const. gilt. Nur dann ergibt die Ableitung von m eff<br />

imp nach<br />

der Temperatur auch tatsächlich χ imp . Abgesehen von dieser Besonderheit f<strong>in</strong>det man, dass<br />

sich γ imp und χ imp bezüglich der Variation von δ analog verhalten.<br />

Beispielhaft zeigt Abbildung 4.25 das Wilson-Verhältnis R <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Temperatur.<br />

Es berechnet sich gemäß Gleichung (3.38) aus dem Quotienten von χ imp und γ imp .<br />

Da die Störstellen-Suszeptibilität lediglich im SC-Regime korrekt berechnet wird, s<strong>in</strong>d auch<br />

nur die Werte von R im entsprechenden Temperaturbereich korrekt. Letztlich macht die<br />

Betrachtung dieser Größe auch nur im SC-Grenzfall S<strong>in</strong>n, da man nur dann Werte zwischen<br />

1 und 2 erhält, die anzeigen, ob das Anderson-Modell bei den gewählten Parametern<br />

<strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, und wenn ja, wie stark dieses ausgeprägt ist (siehe 3.2.5, [13] und<br />

[26]). Dennoch wird das Wilson-Verhältnis <strong>in</strong> Abbildung 4.25 auch für höhere Temperaturen<br />

gezeigt, um besser erläutern zu können, wie die Ergebnisse ausgewertet werden.<br />

Auch die Probleme der Thermodynamik werden <strong>in</strong> den Kurven für R sichtbar. Schon im<br />

SC-Regime der Suszeptibilität und des Koeffizienten der spezifischen Wärme tauchten bei<br />

zunehmendem δ immer größere Schwankungen auf (siehe Abbildungen 4.22 und 4.24). Diese<br />

übertragen sich natürlich direkt auf das Wilson Verhältnis, wie <strong>in</strong> Abbildung 4.25 zu<br />

erkennen ist. Abgesehen von diesen Schwankungen ergeben sich im SC-Regime, hier also<br />

unterhalb der <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K von etwa 2.69 · 10 −8 , unabhängig von δ Werte von<br />

R nahe 2.<br />

Wie jetzt schon mehrmals angesprochen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Arbeit hauptsächlich die Werte von<br />

γ imp , χ imp und R im SC-Regime und ihre Abhängigkeit von der Füllung des Leitungsbandes<br />

von Interesse. Alle drei genannten Größen tendieren im entsprechenden Temperaturbereich<br />

gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert. Dieser wird als arithmetisches Mittel aller <strong>in</strong> Frage kommenden<br />

Tieftemperaturwerte der jeweiligen Größe berechnet und im Folgenden <strong>mit</strong> dem Index sc<br />

gekennzeichnet. So<strong>mit</strong> werden die bei größeren Werten von δ auftretenden Schwankungen<br />

größtenteils ausgeglichen. Abbildung 4.26 zeigt die so bestimmten Werte von γ sc und χ sc<br />

für e<strong>in</strong>ige der <strong>in</strong> Tabelle D.2 aufgeführten Parametersätze <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ. Dort kann<br />

man erkennen, dass γ sc und χ sc umso größer s<strong>in</strong>d, je kle<strong>in</strong>er die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K<br />

ist. Im Fall der Parameter potenz-1 kann e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken von T K um ungefähr den Faktor<br />

10 bei der Erhöhung von δ beobachtet werden (siehe Abbildung 4.11). Parallel steigen<br />

γ sc und χ sc von δ = 0 bis 1 − δ = 10 −5 ungefähr um den Faktor 20 an. Beträgt die<br />

Störstellensuszeptibilität ohne Bandverschiebung noch 2.66 ·10 6 , so erhöht sie sich bis zum<br />

größten hier untersuchten Wert von δ auf 4.84 · 10 7 . Das Verhältnis von γ sc zu χ sc , das<br />

bei der <strong>in</strong> Abbildung 4.26 verwendeten doppelt-logarithmischen Auftragung gerade dem<br />

Abstand zwischen beiden Kurven entspricht, verändert sich h<strong>in</strong>gegen nicht sichtbar.<br />

Die Werte von γ sc und χ sc für die beiden Parametersätze potenz-6 und potenz-7 variieren<br />

bei Steigerung der Bandverschiebung wesentlich stärker als die für die Parameter potenz-1.<br />

Die Ursache hierfür ist die Energieabhängigkeit der verwendeten Hybridisierungsfunktio-


4.2 Physikalische Eigenschaften 77<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

meff (T)<br />

T<br />

Abbildung 4.23: <strong>Effekt</strong>ives magnetisches Moment m eff<br />

verschiedene Werte von δ.<br />

imp<br />

für die Parameter potenz-1 und<br />

χ (T)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

Abbildung 4.24: Beitrag der Störstelle zur magnetischen Suszeptibilität χ imp für die Parameter<br />

potenz-1 und verschiedene Werte von δ.<br />

T


78 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

δ = 0<br />

δ = 0.9<br />

δ = 0.99<br />

R(T)<br />

Abbildung 4.25: Wilson-Verhältnis R für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />

Werte von δ.<br />

T<br />

γsc und χsc<br />

γ sc potenz-1<br />

χ sc potenz-1<br />

γ sc potenz-6<br />

χ sc potenz-6<br />

γ sc potenz-7<br />

χ sc potenz-7<br />

γ sc potenz-14<br />

χ sc potenz-14<br />

γ sc potenz-15<br />

χ sc potenz-15<br />

Abbildung 4.26: γ sc und χ sc <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ für verschiedene Parametersätze.<br />

1 − δ


4.2 Physikalische Eigenschaften 79<br />

R<br />

R potenz-1<br />

R potenz-6<br />

R potenz-7<br />

R potenz-14<br />

R potenz-15<br />

Abbildung 4.27: Wilson-Verhältnis R <strong>in</strong> Abhängigkeit von δ für die Parametersätze potenz-<br />

1, potenz-6, potenz-7, potenz-14 und potenz-15.<br />

1 − δ<br />

nen, die schon zu e<strong>in</strong>er wesentlich stärkeren Variation der <strong>Kondo</strong>-Temperatur führten. Dies<br />

wurde ausführlich <strong>in</strong> Kapitel 4.2.1 diskutiert. Das starke Abs<strong>in</strong>ken von T K von 2.53 · 10 −8<br />

bei δ = 0 auf 5.22 · 10 −16 bei 1 − δ = 10 −5 im Fall potenz-6 spiegelt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlich<br />

starken Anstieg der Werte von γ sc und χ sc von etwa 10 7 auf etwa 10 14 wider. Auch hier<br />

sche<strong>in</strong>t das Verhältnis beider Größen unverändert zu bleiben. Im Fall von potenz-7 stieg<br />

die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> zunehmender Bandverschiebung um bis zu e<strong>in</strong>e Größenordnung<br />

(siehe Abbildung 4.18). In Abbildung 4.26 äußert sich das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ebenso starken<br />

Abs<strong>in</strong>ken der Störstellensuszeptibilität und des Koeffizienten der spezifischen Wärme.<br />

Den Abbildungen 4.11, 4.12 und 4.13, die die <strong>Kondo</strong>-Temperaturen für die Parameter<br />

potenz-1 , potenz-2 und potenz-3 zeigen, kann man entnehmen, dass der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung<br />

auf T K abnimmt, je kle<strong>in</strong>er das Verhältnis von Coulomb-Abstoßung U zur<br />

Hybridisierungsstärke ∆ 0 ist. Dies erkennt man auch <strong>in</strong> den Werten von γ sc und χ sc für<br />

U<br />

die Parameter potenz-14 <strong>mit</strong><br />

π∆ 0<br />

= 3. Diese zeigen bei Steigerung von δ praktisch ke<strong>in</strong>e<br />

Veränderung.<br />

Abbildung 4.26 gibt weiterh<strong>in</strong> die Ergebnisse für den Parametersatz potenz-15 wieder,<br />

bei dem das Verhältnis von U zu ∆ 0 so gewählt wurde, dass das System bei δ = 0 ke<strong>in</strong><br />

<strong>Kondo</strong>-System ist. Diese s<strong>in</strong>d hier aufgeführt, um noch e<strong>in</strong>mal die Probleme der thermodynamischen<br />

Berechnungen aufzuzeigen, die sich gerade <strong>in</strong> solchen Fällen ergeben. Diese<br />

Probleme s<strong>in</strong>d auch der Grund, warum die Werte von γ sc und χ sc nur bis δ = 0.7 <strong>in</strong> der<br />

Abbildung enthalten s<strong>in</strong>d. Hier sche<strong>in</strong>t es so, als ob sich das Verhältnis von χ sc zu γ sc<br />

verkle<strong>in</strong>ert, da der Abstand beider Größen <strong>in</strong> Abbildung 4.26 leicht zunimmt.<br />

In Abbildung 4.27 s<strong>in</strong>d die Werte des Wilson-Verhältnisses für die <strong>in</strong> Abbildung 4.26 untersuchten<br />

Parametersätze zusammengefasst. Wie schon anhand von Abbildung 4.26 vermutet<br />

wurde, variiert das Verhältnis von χ sc zu γ sc , aus dem sich das Wilson-Verhältnis ergibt,<br />

für die Parameter potenz-1, potenz-6, potenz-7 und potenz-14 kaum. Für alle untersuchten


80 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

Werte von δ liegen die Werte von R nahe an 2. Die erkennbaren Schwankungen s<strong>in</strong>d auf die<br />

Bildung des arithmetischen Mittels aller zur Verfügung stehenden Tieftemperaturwerte zurückzuführen.<br />

Die <strong>in</strong> den Abbildungen 4.22 und 4.24 zu sehenden Schwankungen von γ imp<br />

und χ imp – ihr Ursprung liegt wohl wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.4 diskutiert <strong>in</strong> der Beschneidung<br />

des Hilbert-Raums – übertragen sich direkt auf R. Da nun nicht so viele Datenpunkte<br />

zur Berechnung des Mittelwerts vorhanden s<strong>in</strong>d, dass sich diese Schwankungen im Mittel<br />

vollständig aufheben, konnten aus den Daten ke<strong>in</strong>e glatten Kurven R (δ) erstellt werden.<br />

Dennoch kann man relativ sicher sagen, dass das Wilson-Verhältnis <strong>in</strong> diesen Fällen zum<strong>in</strong>dest<br />

ke<strong>in</strong>e auffällige Abhängigkeit von der Bandverschiebung aufweist. Die Werte nahe<br />

2 zeigen ausgeprägtes <strong>Kondo</strong>-Verhalten an [26].<br />

Das Wilson-Verhältnis für die Parameter potenz-15 s<strong>in</strong>kt im Gegensatz dazu von se<strong>in</strong>em<br />

Wert von 1.68 bei δ = 0 recht schnell ab. Im Vorfeld wurde jedoch schon gesagt, dass diese<br />

Ergebnisse problematisch s<strong>in</strong>d. In Abbildung 3.4 wurde gezeigt, dass das magnetische<br />

Moment unterhalb der <strong>Kondo</strong>-Temperatur kle<strong>in</strong>e Sprünge aufweisen kann, deren Ursprung<br />

<strong>in</strong> der Begrenzung der Dimension des Hilbert-Raums zu suchen ist. Ähnliches kann auch<br />

bei der Entropie beobachtet werden. Diese sehr kle<strong>in</strong>en Sprünge <strong>in</strong> S und m eff führen zu<br />

teilweise sehr großen Unstetigkeiten <strong>in</strong> γ imp und χ imp und so<strong>mit</strong> auch <strong>in</strong> R. Unterhalb der<br />

Temperatur, bei der diese Sprünge auftreten, f<strong>in</strong>det man beispielsweise auch bei den Parametern<br />

potenz-1 e<strong>in</strong> Wilson-Verhältnis, das unterhalb von 1.5 liegt. Die Schlussfolgerung<br />

daraus ist, dass die Beschneidung des Hilbert-Raums ab e<strong>in</strong>em gewissen Iterationsschritt<br />

doch das Verhalten des gesamten Systems bee<strong>in</strong>flusst und die Ergebnisse der folgenden<br />

Iterationsschritte nicht mehr vertrauenswürdig s<strong>in</strong>d. Der fragliche Temperaturbereich ist<br />

daher <strong>in</strong> den Abbildungen 4.22, 4.24 und 4.25 nicht e<strong>in</strong>gezeichnet. Im Fall des Parametersatzes<br />

potenz-15 ist bei δ = 0.7 e<strong>in</strong> solcher Sprung <strong>in</strong> m eff schon bei e<strong>in</strong>er Temperatur von<br />

etwa 10 −5 erkennbar, e<strong>in</strong> Temperaturbereich, der nicht e<strong>in</strong>deutig dem SC-Regime zuzuordnen<br />

ist. Daher besteht der Verdacht, dass die Schwächen der Thermodynamik <strong>in</strong> diesem<br />

Fall dazu führen, dass die Ergebnisse nicht mehr zuverlässig s<strong>in</strong>d, bevor das System den<br />

SC-Fixpunkt erreicht hat. So<strong>mit</strong> kann auch nur der Wert von R bei δ = 0 als vertrauenswürdig<br />

angesehen werden. Die Untersuchung der Störstellen-Spektralfunktion im folgenden<br />

Kapitel kann H<strong>in</strong>weise darauf geben, ob diese Annahmen gerechtfertigt s<strong>in</strong>d.<br />

4.2.3 Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion<br />

Die Störstellen-Spektralfunktion ist neben den thermodynamischen Größen e<strong>in</strong>e weitere<br />

wichtige Eigenschaft des Anderson-Modells. Sie erlaubt Rückschlüsse auf se<strong>in</strong> physikalisches<br />

Verhalten, <strong>in</strong>sbesondere auch darauf, ob es <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt. Dazu kommt noch,<br />

dass sie nicht den gleichen E<strong>in</strong>schränkungen unterworfen ist wie die thermodynamischen<br />

Größen, die im vorhergenenden Kapitel ausführlich diskutiert wurden. In diesem Kapitel<br />

wird der E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung δ auf die Spektralfunktionen der Parametersätze<br />

potenz-1, potenz-6, potenz-7, potenz-14 und potenz-15 unter hauptsächlich qualitativen<br />

Gesichtspunkten untersucht.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ien, an denen sich die Interpretation der hier gezeigten Spektralfunktionen orientiert,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [4] nachzulesen. Sie sollen im Folgenden nur bei Bedarf kurz wiederholt<br />

werden. Abbildung 4.28 zeigt e<strong>in</strong>en Überblick über die Ergebnisse für den Parametersatz


4.2 Physikalische Eigenschaften 81<br />

potenz-1. E<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d die Kurven für δ = 0, 0.5, 0.9 und 0.99. In diesem Ausschnitt<br />

erkennt man zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Kurven kaum Unterschiede. Abbildung 4.28<br />

ist zunächst auch nur dazu gedacht, die Struktur der Spektralfunktion e<strong>in</strong>es typischen<br />

<strong>Kondo</strong>-Systems zu erklären. Man erkennt zwei relativ breite Maxima, die symmetrisch um<br />

ω = 0 liegen. Bei ω = 0 sieht man e<strong>in</strong>e sehr schmale und hohe Resonanz, die sogenannte<br />

Abrikosov-Suhl-Resonanz, die nur bei <strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> auftritt. Die beiden äußeren Maxima<br />

s<strong>in</strong>d direkt den beiden Energieniveaus der Störstelle zuzurechnen. Würde sie nicht <strong>mit</strong><br />

dem Leitungsband hybridisieren, wäre die Struktur ihrer Zustandsdichte klar. Sie bestünde<br />

lediglich aus zwei δ-Funktionen bei ε f und ε f +U. Durch das E<strong>in</strong>schalten der Hybridisierung<br />

werden sie verbreitert, da nun Elektronen zwischen Leitungsband und Störstelle h<strong>in</strong>- und<br />

herspr<strong>in</strong>gen können. Dies entspricht e<strong>in</strong>er endlichen Lebensdauer des Störstellen-Niveaus.<br />

Daher liegen die beiden breiten Maxima im Teilchen-Loch-symmetrischen Fall auch bei<br />

±0.5, was bei den gewählten Parametern gerade ε f und ε f + U entspricht. Die Abrikosov-<br />

Suhl-Resonanz ist e<strong>in</strong> durch die Anwesenheit der Störstelle verursachter Vielteilcheneffekt,<br />

der auf Streuprozesse der Leitungselektronen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Energieskala <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

der <strong>Kondo</strong>-Temperatur zurückzuführen ist. Die genauen Ursachen dieser Resonanz<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht Thema dieser Arbeit. Sie liegt pr<strong>in</strong>zipiell nur im Fall von Teilchen-Lochsymmetrischen<br />

<strong>Systemen</strong> bei ω = 0, und ihre Breite ist e<strong>in</strong> Maß für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur.<br />

Da<strong>mit</strong> ist auch erklärt, warum die Abrikosov-Suhl-Resonanzen <strong>in</strong> Abbildung 4.28 so schmal<br />

s<strong>in</strong>d. Die Rechnungen <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 ergaben <strong>Kondo</strong>-Temperaturen von der<br />

Größenordnung 10 −8 .<br />

Abbildung 4.29 zeigt e<strong>in</strong>en Ausschnitt aus Abbildung 4.28, um den E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung<br />

δ besser untersuchen zu können. Die Kurve für das unverschobene Band ist noch<br />

symmetrisch, <strong>mit</strong> Brechung der Teilchen-Loch-Symmetrie durch δ ≠ 0 werden auch die<br />

Spektralfunktionen zunehmend asymmetrischer. In Abbildung 4.29 fallen zwei markante<br />

Veränderungen sofort auf. Zum e<strong>in</strong>en werden die äußeren beiden Maxima <strong>mit</strong> steigendem<br />

δ immer höher und verschieben sich leicht nach l<strong>in</strong>ks, zum anderen s<strong>in</strong>kt die spektrale<br />

Dichte zwischen dem l<strong>in</strong>ken Maximum und der Abrikosov-Suhl-Resonanz immer weiter ab,<br />

so dass bei δ = 0.99 e<strong>in</strong> breiter Bereich entsteht, <strong>in</strong> dem die Spektralfunktion vernachlässigbar<br />

kle<strong>in</strong> wird. Im Bereich zwischen der Abrikosov-Suhl-Resonanz und dem rechten<br />

Maximum verändert sich die Spektralfunktion zum<strong>in</strong>dest bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen<br />

Hybridisierungsfunktion nur marg<strong>in</strong>al. Der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Abbildung 4.28 zeigt e<strong>in</strong>e Vergrößerung<br />

der Abrikosov-Suhl-Resonanz der im Hauptteil gezeigten Kurven. Hier kann man<br />

die Ergebnisse für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur aus Kapitel 4.2.1 nachvollziehen. Mit zunehmendem<br />

δ wird die Resonanz immer schmaler. Ihre Höhe sollte eigentlich <strong>mit</strong> zunehmendem δ<br />

wachsen, da γ sc und χ sc proportional zu ihr s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> Kapitel 4.2.2 e<strong>in</strong> leichter Zuwachs<br />

gefunden wurde. Hierzu reicht aber die Auflösung der Rechnung wegen der sehr kle<strong>in</strong>en<br />

Halbwertsbreite nicht aus.<br />

Der Parametersatz potenz-1 arbeitet <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion. Die Unterschiede,<br />

die sich bei Verwendung nicht-konstanter Hybridisierungsfunktionen ergeben,<br />

s<strong>in</strong>d am Beispiel der Parametersätze potenz-6 und potenz-7 <strong>in</strong> Abbildung 4.30 für δ = 0.99<br />

zu sehen, da für δ = 0 ke<strong>in</strong> Unterschied zu erkennen ist. Die Hybridisierungsfunktion der<br />

Parameter potenz-6 hat die Form e<strong>in</strong>er nach unten geöffneten Parabel. Sie führt dazu,<br />

dass die spektrale Dichte bei kle<strong>in</strong>en positiven ω zwischen dem rechten Maximum und der


82 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

A(ω)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

A(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.28: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />

Werte von δ. E<strong>in</strong>satz: Vergrößerung der Abrikosov-Suhl-Resonanzen der gleichen Kurven.<br />

ω<br />

A(ω)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

Abbildung 4.29: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-1 und verschiedene<br />

Werte von δ.<br />

ω


4.2 Physikalische Eigenschaften 83<br />

A(ω)<br />

potenz-1<br />

potenz-6<br />

potenz-7<br />

Abbildung 4.30: Störstellen-Spektralfunktionen für die Parametersätze potenz-1, potenz-6<br />

und potenz-7 und δ = 0.99.<br />

ω<br />

Abrikosov-Suhl-Resonanz im Vergleich zur flachen Hybridisierungsfunktion der Parameter<br />

potenz-1 leicht zurückgeht. Im Gegensatz dazu bewirkt die Hybridisierungsfunktion des<br />

Parametersatzes potenz-7 e<strong>in</strong>e leichte Erhöhung der Spektralfunktion <strong>in</strong> diesem Bereich.<br />

Dies kann man <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>sehen, als die Verschiebung dieser Funktionen zu e<strong>in</strong>er Abschwächung<br />

beziehungsweise Verstärkung der Hybridisierung <strong>mit</strong> den Leitungsbandzuständen im<br />

entsprechenden Energiebereich führt. Im Gegenzug fällt die Erhöhung der äußeren Maxima<br />

etwas stärker beziehungsweise schwächer aus.<br />

Die Spektralfunktionen für e<strong>in</strong>en Parametersatz, der höhere <strong>Kondo</strong>-Temperaturen der Größenordnung<br />

10 −3 liefert, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.31 gezeigt. Es handelt sich um die Ergebnisse<br />

der Parameter potenz-14, die schon <strong>in</strong> Kapitel 4.2.2 untersucht wurden. Qualitativ bietet<br />

sich bei der Betrachtung dieser Spektralfunktionen das gleiche Bild wie <strong>in</strong> Abbildung 4.28.<br />

Quantitativ f<strong>in</strong>den sich jedoch e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Unterschiede. So ist die Erhöhung der äußeren<br />

Maxima bezogen auf ihre Höhe bei δ = 0 größer. Auch verschieben sie sich wesentlich<br />

deutlicher nach l<strong>in</strong>ks, als dies bei den Spektralfunktionen für den Parametersatz potenz-1<br />

der Fall ist. Die Breite der Abrikosov-Suhl-Resonanz ändert sich nicht wesentlich, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist sie im Fall δ = 0.99 deutlich <strong>in</strong> den negativen Frequenzbereich verschoben, wie im<br />

E<strong>in</strong>satz von Abbildung 4.31 zu sehen ist. Insgesamt wirken die durch die Bandverschiebung<br />

verursachten Änderungen der Störstellen-Spektralfunktion <strong>in</strong> diesem Beispiel, <strong>in</strong> dem die<br />

Hybridisierung im Vergleich zur Coulomb-Abstoßung wesentlich stärker ist als im Fall der<br />

Parameter potenz-1, auffälliger.<br />

Der letzte Parametersatz, dessen Spektralfunktionen hier untersucht werden, ist potenz-15.<br />

In Kapitel 4.2.2 wurde festgestellt, dass alle dort bestimmten thermodynamischen Größen<br />

ke<strong>in</strong>e Aussage über die durch die Bandverschiebung verursachten Veränderungen zulie-


84 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

A(ω)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

A(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.31: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-14. E<strong>in</strong>satz:<br />

Vergrößerung des Bereichs um die Abrikosov-Suhl-Resonanzen der gleichen Kurven<br />

ω<br />

ßen. Die Ergebnisse für die Störstellen-Spektralfunktion s<strong>in</strong>d dagegen aussagekräftiger.<br />

Für δ = 0 zeigt das System, wie <strong>in</strong> Abbildung 4.32 zu sehen ist, gemischt-valentes Verhalten.<br />

Das Verhältnis von Coulomb-Abstoßung zu Hybridisierung ist<br />

U<br />

π∆ 0<br />

= 1, was schon<br />

andeutet, dass bei diesen Parametern und δ = 0 ke<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> zu erwarten ist. Die<br />

Energieniveaus der Störstelle s<strong>in</strong>d ε f = −0.5 und ε f + U = 0.5 und da<strong>mit</strong> vergleichbar<br />

<strong>mit</strong> der Hybridisierung ∆ 0 = 1 π<br />

≈ 0.32. Das bedeutet, dass hier sehr starke Ladungsfluktuationen<br />

auftreten, die auch bei niedrigen Temperaturen thermisch angeregt werden<br />

können [13]. Da<strong>mit</strong> zeigt das System ke<strong>in</strong> LM-Verhalten mehr und man kann auch ke<strong>in</strong>en<br />

Übergang zwischen LM- und SC-Regime beobachten, wie das bei e<strong>in</strong>em <strong>Kondo</strong>-System der<br />

Fall wäre. An der Spektralfunktion erkennt man das daran, dass sie lediglich e<strong>in</strong> breites<br />

Maximum aufweist, das hier wegen ε f = − U 2<br />

bei ω = 0 liegt. Erhöht man δ auf 0.5, verschiebt<br />

sich das Maximum leicht nach l<strong>in</strong>ks. Weitere Veränderungen s<strong>in</strong>d hier noch nicht<br />

zu erkennen. Bei δ = 0.7 erkennt man jedoch, dass sich bei ω = −1 und ω = −0.2 leichte<br />

Knie ausbilden. In Abbildung 4.33 s<strong>in</strong>d die Störstellen-Spektralfunktionen für δ = 0.9 und<br />

δ = 0.99 dargestellt. Bei δ = 0.9 hat sich das Knie bei ω = −1 aus Abbildung 4.32 schon<br />

zu e<strong>in</strong>em breiten Maximum bei ω ≈ −0.8 weiterentwickelt. Das ursprünglich bei ω = 0<br />

gelegene Maximum ist nun deutlich nach l<strong>in</strong>ks verschoben, wesentlich schmaler und auch<br />

höher. Bei ω = 0 beg<strong>in</strong>nt sich e<strong>in</strong>e weitere Struktur zu formen. Die Spektralfunktion für<br />

δ = 0.99 wirkt schon wie die e<strong>in</strong>es <strong>Kondo</strong>-Systems. Die kle<strong>in</strong>e Struktur bei ω = 0 der Kurve<br />

für δ = 0.9 hat sich zu e<strong>in</strong>em eigenständigen Maximum entwickelt. Auch das l<strong>in</strong>ke Maximum<br />

ist nun ausgeprägter. Das zentrale Maximum, das an e<strong>in</strong>e Abrikosov-Suhl Resonanz<br />

er<strong>in</strong>nert, ist doppelt so hoch wie <strong>in</strong> der Kurve für δ = 0.9 und noch etwas schmaler. Der<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Abbildung 4.33 zeigt e<strong>in</strong>e Vergrößerung des Frequenzbereichs um dieses Maxi-


4.2 Physikalische Eigenschaften 85<br />

mum. Falls es tatsächlich e<strong>in</strong>e Abrikosov-Suhl-Resonanz se<strong>in</strong> sollte, würde das bedeuten,<br />

dass das System e<strong>in</strong>e <strong>Kondo</strong>-Temperatur von der Größenordnung 10 −2 besäße. Diese liegt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Temperaturbereich, <strong>in</strong> der <strong>mit</strong> den thermodynamischen Größen aus Kapitel 4.2.2<br />

nicht mehr untersucht werden kann. Die Spektralfunktionen s<strong>in</strong>d also der e<strong>in</strong>zige H<strong>in</strong>weis<br />

auf das Verhalten des Systems <strong>mit</strong> den Parametern potenz-15.<br />

Ob die hier gezeigten Ergebnisse den Rückschluss zulassen, dass das System bei zunehmender<br />

Bandverschiebung tatsächlich wieder <strong>Kondo</strong>-Verhalten zeigt, muss also sorgfältig<br />

abgewägt werden. Dies wird <strong>in</strong> der abschließenden Bewertung aller <strong>in</strong> dieser Arbeit vorgestellten<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> Kapitel 6 getan.


86 Kapitel 4: Ergebnisse der NRG<br />

A(ω)<br />

δ = 0<br />

δ = 0.5<br />

δ = 0.7<br />

Abbildung 4.32: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-15 und δ =<br />

0, 0.5, 0.7.<br />

ω<br />

A(ω)<br />

δ = 0.90<br />

δ = 0.99<br />

A(ω)<br />

ω<br />

Abbildung 4.33: Störstellen-Spektralfunktion für den Parametersatz potenz-15 und δ =<br />

0.90, 0.99. E<strong>in</strong>satz: Vergrößerung des Frequenzbereichs um das zentrale Maximum der<br />

Kurve für δ = 0.99.<br />

ω


Kapitel 5<br />

Alternative Methoden<br />

Das Ziel dieses Kapitels ist hauptsächlich, die <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 vorgestellten Ergebnisse für<br />

die <strong>Kondo</strong>-Temperatur und ihre Abhängigkeit von der Bandverschiebung <strong>mit</strong> alternativen<br />

Methoden zu überprüfen. Diese s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en das von P. W. Anderson [2] für das s-d-<br />

Modell entwickelte sogenannte Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g und die renormierte Störungstheorie<br />

von A. C. Hewson (siehe [12] und [13]).<br />

5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g<br />

5.1.1 Theoretische Grundlagen<br />

E<strong>in</strong>e Überprüfung der Ergebnisse für T K (δ) ist <strong>mit</strong> Hilfe des sogenannten Poor Man’s<br />

Scal<strong>in</strong>g Ansatzes möglich, der zuerst von P. W. Anderson auf das s-d-Modell (1.1) angewendet<br />

wurde [2]. Anderson betrachtet e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Leitungsband, dessen Kanten<br />

symmetrisch um die Fermi-Energie liegen. E<strong>in</strong>e Erweiterung dieser Methode auf asymmetrische<br />

Bandkanten, die <strong>in</strong> dieser Arbeit untersucht werden, nehmen Ujsaghy et al. <strong>in</strong><br />

[24] vor. Die theoretischen Grundlagen dieses Verfahrens werden hier nur auf e<strong>in</strong>er relativ<br />

anschaulichen Basis erläutert, da es nicht Hauptbestandteil dieser Arbeit ist. Genauere<br />

Erläuterungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [2] und [13] zu f<strong>in</strong>den.<br />

Den Ausgangspunkt bildet das s-d-Modell (1.1), das hier der E<strong>in</strong>fachheit wegen als isotrop<br />

<strong>mit</strong> J kk ′ ≡ J angenommen wird. Es beschreibt e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong> S, der <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Bad<br />

unabhängiger Elektronen über den J-Term wechselwirkt. Ist man an den physikalischen<br />

Eigenschaften des Modells bei hohen Temperaturen beziehungsweise deren Beschreibung<br />

auf e<strong>in</strong>er großen Energieskala, beispielsweise der Bandbreite D des Leitungsbandes, <strong>in</strong>teressiert,<br />

muss man alle möglichen Zustände und Anregungen des Systems berücksichtigen.<br />

Will man diese h<strong>in</strong>gegen auf kle<strong>in</strong>en Energieskalen ε ≪ D beziehungsweise niedrigen Temperaturen<br />

beschreiben, ist es h<strong>in</strong>derlich, auch Anregungen des Systems explizit berücksichtigen<br />

zu müssen, deren Energien wesentlich größer s<strong>in</strong>d als die untersuchte Energieskala.<br />

Die Idee des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g ist es nun, diese hochenergetischen Wechselwirkungen<br />

aus dem Hamilton-Operator zu elim<strong>in</strong>ieren und sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e effektive Wechselwirkung umzuschreiben,<br />

die nur auf kle<strong>in</strong>eren Energieskalen gültig ist. Letztlich sucht man wie im Fall<br />

der Renormierungsgruppen-Transformation des Anderson-Hamilton-Operators nach e<strong>in</strong>er<br />

87


88 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

E<br />

D<br />

T~D<br />

T


5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g 89<br />

1 schließlich enthält alle übrigen Zustände ∣ ∣ψ 〉 ∣<br />

. Stellt man die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung<br />

〉 ∣ 〉 1<br />

H s−d ∣Ψ = E∣Ψ <strong>in</strong> dieser Basis dar, erhält man folgendes Gleichungssystem:<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞<br />

H 00 H 01 H 02<br />

H 10 H 11 H 12<br />

⎠<br />

H 20 H 21 H 22<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞ ⎛<br />

ψ 0<br />

ψ 1<br />

⎠ = E ⎝<br />

ψ 2<br />

⎞<br />

ψ 0<br />

ψ 1<br />

⎠ (5.1)<br />

ψ 2<br />

Die Matrixelemente H ij <strong>mit</strong> i ≠ j enthalten alle Anregungen, die die Unterräume i und<br />

j <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. Um den gesuchten Hamilton-Operator zu erhalten, der die unerwünschten<br />

Anregungen nur noch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er effektiven Wechselwirkung enthält, muss<br />

man <strong>mit</strong> Hilfe des Gleichungssystems (5.1) nur noch die Schröd<strong>in</strong>ger-Gleichung für ψ 1<br />

aufstellen und daraus die Zustände ψ 0 und ψ 2 elim<strong>in</strong>ieren. Die gesuchte Gleichung lautet<br />

also:<br />

˜H s−d ψ 1 = Eψ 1 (5.2)<br />

<strong>mit</strong><br />

]<br />

˜H s−d =<br />

[H 11 + H 12 (E − H 22 ) −1 H 21 + H 10 (E − H 00 ) −1 H 01<br />

. (5.3)<br />

Die Berechnung der e<strong>in</strong>zelnen Terme ist <strong>in</strong> [13] zu f<strong>in</strong>den und wird hier nicht gezeigt.<br />

Wichtig ist das Resultat dieser Rechnung. Der neue Hamilton-Operator ˜H s−d hat wieder<br />

die Form e<strong>in</strong>es isotropen s-d-Modells, jedoch <strong>mit</strong> renormierten Parametern ˜J und ˜D. Berücksichtigt<br />

man <strong>in</strong> der Berechnung von Gleichung (5.3) nur Terme bis zur Ordnung J 2 ,<br />

erhält man folgende Differentialgleichung, die die Abhängigkeit der Kopplung J von der<br />

Bandbreite D beschreibt:<br />

dJ<br />

d ln D = −2ρ 0J 2 . (5.4)<br />

Die Größe ρ 0 ist hier die Zustandsdichte des Leitungsbandes an der Fermikante. Da<strong>mit</strong><br />

kann zu gegebenen Anfangsparametern J und D die renormierte Kopplung ˜J zu jedem<br />

D > ˜D > 0 bestimmt werden. Weiterh<strong>in</strong> erhält man (siehe [13]) folgende Gleichung für die<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur:<br />

(<br />

T K ∝ D exp − 1 )<br />

. (5.5)<br />

2Jρ 0<br />

Berücksichtigt man bei der Berechnung von (5.3) auch Terme der Ordnung J 3 erhält man<br />

stattdessen<br />

√ ( ∣∣2Jρ0 ∣<br />

T K ∝ D ∣exp − 1 )<br />

+ O (Jρ 0 ) . (5.6)<br />

2Jρ 0<br />

Diese Gleichung wird später bei der Anwendung des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g auf den Fall e<strong>in</strong>es<br />

verschobenen Leitungsbandes benötigt.<br />

5.1.2 Anwendung auf e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband<br />

Die im vorigen Abschnitt beschriebene Methode kann noch nicht direkt auf das <strong>in</strong> dieser<br />

Arbeit untersuchte Störstellen-Anderson-Modell angewendet werden. Zunächst muss<br />

noch die von Ujsaghy et al. [24] entwickelte Erweiterung des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong><br />

Leitungsband <strong>mit</strong> asymmetrischen Cutoffs bei ω l und ω u e<strong>in</strong>geführt werden. Anschließend


90 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

E<br />

∆D<br />

ω u<br />

1<br />

−ω l<br />

ε F<br />

2<br />

ω l<br />

Abbildung 5.2: Leitungsband <strong>mit</strong> asymmetrischen Bandkanten bei ω l und ω u für zweistufiges<br />

Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g. Im ersten Schritt wird durch e<strong>in</strong>seitiges Skalieren die Asymmetrie<br />

beseitigt. Im zweiten Schritt erfolgt e<strong>in</strong>e herkömmliche Skalierung.<br />

muss noch geklärt werden, welche Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem Anderson- und dem s-d-Modell<br />

besteht.<br />

Die veränderte Situation ist <strong>in</strong> Abbildung 5.2 dargestellt. Die dort gezeigte Verschiebung<br />

des Leitungsbandes führt dazu, dass zunächst bei Absenkung der Temperatur nur Zustände<br />

<strong>mit</strong> Energien nahe der oberen Leitungsbandkante nicht mehr angeregt werden können. Die<br />

Zustände an der unteren Leitungsbandkante liegen näher an der Fermi-Kante und bleiben<br />

davon vorerst unberührt. Dies führt zur Idee, e<strong>in</strong> Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g wie <strong>in</strong> Kapitel 5.1.1<br />

beschrieben <strong>in</strong> zwei Stufen durchzuführen. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt werden die Zustände<br />

zwischen ω u und −ω l durch e<strong>in</strong>seitiges Skalieren <strong>in</strong> renormierte Parameter übersetzt, die<br />

anschließend als E<strong>in</strong>gangsgrößen für e<strong>in</strong> herkömmliches Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g im zweiten<br />

Schritt verwendet werden können. Ujsaghy et al. geben für den ersten Schritt die folgenden<br />

Skalierungsgleichungen an<br />

⎛<br />

d<br />

⎜<br />

dD u<br />

⎝<br />

J x<br />

J y<br />

J z<br />

2K<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ = − ρ 0<br />

2D<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

2K −J z −J y J x<br />

−J z 2K −J x J y<br />

−J y −J x 2K J z<br />

J x J y J z 2K<br />

⎞ ⎛<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

J x<br />

J y<br />

J z<br />

2K<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ . (5.7)<br />

Dabei wurde D u als Variable verwendet. Die Größe K gibt die Stärke e<strong>in</strong>es eventuell<br />

vorhandenen Potentialstreuungsterms der Form ∑ kk ′ ,σ Kc† k,σ c k ′ ,σ an. Der Startwert von<br />

D u bei der Lösung des Differentialgleichungssystems (5.7) ist natürlich ω u . Da hier e<strong>in</strong> s-d-<br />

Modell <strong>mit</strong> isotroper Kopplung betrachtet werden soll gilt weiterh<strong>in</strong> J x = J y = J z ≡ J. Die<br />

Lösung von (5.7) <strong>mit</strong> den Anfangsbed<strong>in</strong>gungen J = J <strong>in</strong> und K = K <strong>in</strong> ergibt die folgende<br />

Gleichung für die renormierte Kopplung J (D u ):<br />

⎡<br />

⎤<br />

J (D u ) = 1 ⎣<br />

4<br />

J <strong>in</strong> + 2K <strong>in</strong><br />

(J <strong>in</strong> + 2K <strong>in</strong> ) ρ 0<br />

2<br />

ln<br />

(<br />

ωu<br />

D u<br />

)<br />

+ 1<br />

+<br />

3J <strong>in</strong> − 2K <strong>in</strong><br />

( ) ⎦ . (5.8)<br />

(2K <strong>in</strong> − 3J <strong>in</strong> ) ρ 0<br />

2<br />

ln ωu<br />

D u<br />

+ 1


5.1 Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g 91<br />

Mit K <strong>in</strong> = 0 erhält man daraus analog zu [24] als E<strong>in</strong>gangsgröße für den zweiten Schritt<br />

des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g folgende renormierte Kopplung:<br />

⎡<br />

⎤<br />

˜J ≡ J (−ω l ) = 1 ⎣<br />

4<br />

J <strong>in</strong><br />

ρ 0<br />

2<br />

ln<br />

J <strong>in</strong><br />

(<br />

ωu<br />

−ω l<br />

)<br />

+ 1<br />

+<br />

3J <strong>in</strong><br />

( ) ⎦ . (5.9)<br />

ρ<br />

1 − 3J 0 <strong>in</strong> 2<br />

ln ωu<br />

−ω l<br />

Diese kann dann <strong>in</strong> Gleichung (5.6) e<strong>in</strong>gesetzt werden, um die entsprechende <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur zu bestimmen.<br />

Bevor diese Methode jedoch auf das Störstellen-Anderson-Modell angewendet werden<br />

kann, muss noch auf dessen Zusammenhang <strong>mit</strong> dem s-d-Modell e<strong>in</strong>gegangen werden. Das<br />

Anderson-Modell kann, falls die Wahl der Parameter e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System repräsentiert, <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>er Schrieffer-Wolff-Transformation (siehe [13] und [22]) auf e<strong>in</strong> s-d-Modell abgebildet<br />

werden. Die entsprechende Transformationsgleichung, <strong>mit</strong> der sich die Kopplungsstärke<br />

bestimmen lässt, ist <strong>in</strong> [13] angegeben. Sie lautet:<br />

J kk ′ = V k V ′<br />

k<br />

[<br />

1<br />

U + ε f − ε k ′<br />

+<br />

]<br />

1<br />

ε k − ε f<br />

. (5.10)<br />

Diese Gleichung ermöglicht es nun <strong>mit</strong> gewissen E<strong>in</strong>schränkungen, die <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

verwendeten Parameter des Anderson-Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kopplung J für das s-d-Modell umzurechnen.<br />

Dieses J wird dann <strong>in</strong> Gleichung (5.9) e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>mit</strong> der für verschiedene<br />

Bandverschiebungen δ die passenden renormierten Kopplungen ˜J bestimmt werden. Aus<br />

diesen wiederum ergibt sich die zugehörige <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> Gleichung (5.6).<br />

Die oben erwähnten E<strong>in</strong>schränkungen bestehen, da die E<strong>in</strong>teilchenenergien des Leitungsbandes<br />

hier nicht explizit def<strong>in</strong>iert wurden, da für die Anwendung der NRG vom Anderson-<br />

Hamilton-Operator <strong>in</strong> der Form von Gleichung (2.6) ausgegangen wurde. So<strong>mit</strong> musste<br />

statt der E<strong>in</strong>teilchenenergien die Hybridisierungsfunktion festgelegt werden. Dennoch kann<br />

<strong>mit</strong> Hilfe der Schrieffer-Wolff-Transformation zum<strong>in</strong>dest die Größenordnung der Kopplung<br />

J er<strong>mit</strong>telt werden. Um die folgende Abschätzung e<strong>in</strong>fach zu halten, wird V k ≡ V gewählt<br />

und von e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion ∆ (ω) = ∆ 0 = const. ausgegangen. Aus der<br />

Def<strong>in</strong>ition (2.9) folgt da<strong>mit</strong><br />

∆ 0<br />

πV 2 = ρ 0 . (5.11)<br />

Als Abschätzung wird angenommen, dass V ≈ t −1 . Aus den Gleichungen (2.27) , (2.28)<br />

und (B.12) geht hervor, dass t −1 bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />

gerade durch<br />

t 2 −1 = 2D 0∆ 0<br />

, (5.12)<br />

π<br />

gegeben ist. Die Konstante 2D 0 entspricht dabei dem Wert von ω u −ω l . Aus den Gleichungen<br />

(5.11) und (5.12) erhält man also folgende Abschätzung für V :<br />

V 2 ≈ 2D 0∆ 0<br />

π<br />

. (5.13)<br />

Weiterh<strong>in</strong> folgt daraus, dass ρ 0 = 1 2<br />

gilt. Da <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em isotropen s-d-Modell gearbeitet<br />

werden soll und die E<strong>in</strong>teilchenenergien ε k nicht def<strong>in</strong>iert wurden, wird Gleichung (5.10)


92 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

als Abschätzung für ε k = ε k ′ = 0 ausgewertet, um J zu berechnen. Zusammen <strong>mit</strong> ε f = − U 2<br />

erhält man so für die Kopplung J <strong>in</strong> :<br />

J <strong>in</strong> ≈ 8D 0∆ 0<br />

(5.14)<br />

πU<br />

Die Potentialstreuung wird vernachlässigt, da analog zu [2] angenommen wird, dass sie ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong> hat. In den Abbildungen 5.3 und 5.4 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse<br />

des hier beschriebenen Verfahrens für D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.03, 0.05 zu sehen. Die<br />

Kurven zeigen e<strong>in</strong>e große Ähnlichkeit zu Abbildung 4.11. Die Kurve für ∆ 0 = 0.03 liegt<br />

jedoch bei etwas größeren Temperaturen als ihr <strong>mit</strong> der NRG berechnetes Pendant. Dies<br />

liegt aber voraussichtlich an den während der Schrieffer-Wolff-Transformation vorgenommenen<br />

Abschätzungen. Dennoch ist deutlich zu erkennen, dass sowohl NRG als auch das <strong>in</strong><br />

diesem Kapitel angewendete Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g zum<strong>in</strong>dest qualitativ übere<strong>in</strong>stimmende<br />

Ergebnisse liefern. Beide Methoden ergeben e<strong>in</strong>e Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur, wenn<br />

die Füllung des Leitungsbandes reduziert wird, ohne dabei den Wert der Hybridisierungsfunktion<br />

an der Fermikante zu ändern.<br />

Abschließend muss <strong>in</strong> diesem Kapitel noch angemerkt werden, dass auch das Poor Man’s<br />

Scal<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der hier verwendeten Form nicht für beliebig kle<strong>in</strong>e Werte von 1 − δ geeignet<br />

ist. Ähnlich wie im Fall der NRG kommt es zu Problemen, sobald die untere Bandkante<br />

1 − δ = ω l <strong>mit</strong> der <strong>Kondo</strong>-Temperatur vergleichbar wird. Dann beg<strong>in</strong>nt T K wieder stark<br />

anzusteigen und durchläuft e<strong>in</strong> sehr schmales, hohes Maximum. Zurückzuführen ist dies<br />

vermutlich auf die vollständige Vernachlässigung der Potentialstreuung, die dann auch bei<br />

Temperaturen im Bereich der <strong>Kondo</strong>-Temperatur wichtig wird. Um dies zu berücksichtigen,<br />

müssten die Skalierungsgleichungen des zweiten Schritts des hier verwendeten Verfahrens<br />

angepasst werden, was aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.<br />

5.2 Renormierte Störungstheorie<br />

5.2.1 Idee der renormierten Störungstheorie<br />

Die renormierte Störungstheorie (englisch: „renormalized perturbation theory“ , kurz RPT)<br />

ist e<strong>in</strong> Konzept, das ursprünglich zur Anwendung <strong>in</strong> der Quantenelektrodynamik entwickelt<br />

wurde. Sie dient dort dazu, divergente Terme <strong>in</strong> Störungsentwicklungen zu umgehen, die<br />

<strong>mit</strong> dem Fehlen e<strong>in</strong>es Cutoffs bei hohen Energien <strong>in</strong> den auftretenden Integralen e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Die RPT ist e<strong>in</strong>e Störungsentwicklung des untersuchten Modells <strong>mit</strong> renormierten<br />

Parametern, <strong>in</strong> der die erwähnten Divergenzen nicht mehr auftreten.<br />

A. C. Hewson wendet dieses Konzept auf Störstellen-Modelle <strong>in</strong> der Festkörperphysik an.<br />

Für ihn ist die Hauptidee des Ansatzes, e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> Parametern zu untersuchen, die<br />

der Energieskala entsprechen, für die man sich <strong>in</strong>teressiert. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Herleitung der<br />

renormierten Störungstheorie für das Anderson-Modell ist <strong>in</strong> [13] zu f<strong>in</strong>den. Diese Details<br />

s<strong>in</strong>d aber für die Anwendung <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit nicht nötig, und so werden hier<br />

nur die übergeordneten Ideen und die später benötigten Ergebnisse wiedergegeben.<br />

Bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.1 wurde gesagt, dass sich das Anderson-Modell bei tiefen Temperaturen<br />

wie im SC-Grenzfall verhält. Weiterh<strong>in</strong> ist bekannt, dass dieses Verhalten dem e<strong>in</strong>er Fermi-<br />

Flüssigkeit entspricht und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em effektiven Hamilton-Operator ˜H beschrieben werden


5.2 Renormierte Störungstheorie 93<br />

T K<br />

Abbildung 5.3: Ergebnisse des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> den<br />

Parametern D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.03.<br />

1 - δ<br />

T K<br />

Abbildung 5.4: Ergebnisse des Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> den<br />

Parametern D 0 = 1, U = 1 und ∆ 0 = 0.05.<br />

1 - δ


94 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

kann [13]. Dieser hat die gleiche Form wie H SIAM aus Gleichung (1.3), enthält jedoch<br />

angepasste Modellparameter Ṽ , ˜ε f und Ũ. E<strong>in</strong>e normale Störungstheorie würde H SIAM um<br />

U = 0 entwickeln. Zur Betrachtung des Tieftemperaturverhaltens ist jedoch der Ansatz<br />

der RPT zielgerichteter. Dabei wird der Anderson-Hamilton-Operator so umgeschrieben,<br />

dass er die Form H SIAM = ˜H + ˜H c erhält. Der Operator ˜H ist dabei der bereits erwähnte<br />

effektive Hamilton-Operator <strong>mit</strong> den renormierten Parametern. Der Ausgleichsterm ˜H c<br />

ergänzt den renormierten Hamilton-Operator wieder zum ursprünglichen Anderson-Modell.<br />

Nun werden die renormierten Parameter für das SC-Regime bestimmt, anschließend wird<br />

e<strong>in</strong>e Störungstheorie <strong>in</strong> Ũ entwickelt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man jetzt nach<br />

Parametern entwickelt, die an niedrige Energien beziehungsweise Temperaturen angepasst<br />

s<strong>in</strong>d, aber letztlich immer noch <strong>mit</strong> dem vollen Hamilton-Operator arbeitet.<br />

In [12] wendet Hewson die RPT auf das Anderson-Modell <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />

und V k ≡ V an. Da<strong>mit</strong> gilt ∆ 0 = πV 2 ρ 0 . Für die Störungsentwicklung <strong>in</strong><br />

Ũ gibt er die folgenden Gleichungen für die Tieftemperaturwerte e<strong>in</strong>iger Größen an. Die<br />

renormierte Zustandsdichte der Störstelle an der Fermikante ist<br />

˜ρ imp,0 = 1 π<br />

˜∆ 0<br />

˜ε 2 f + ˜∆ 2 0<br />

(5.15)<br />

<strong>mit</strong> der renormierten Hybridisierung ˜∆ 0 . Da<strong>mit</strong> lässt sich die Sp<strong>in</strong>-Suszeptibilität der Störstelle<br />

berechnen:<br />

χ imp = 1 ( )<br />

2 ˜ρ imp,0 1 + Ũ ˜ρ imp,0 . (5.16)<br />

Der Koeffizient der spezifischen Wärme ergibt sich direkt aus der renormierten Zustandsdichte:<br />

γ imp = 2π2<br />

3 ˜ρ imp,0 . (5.17)<br />

Die Störstellen-Besetzung ist durch die Friedel-Summenregel gegeben. Sie lautet ausgedrückt<br />

durch die renormierten Parameter:<br />

n imp,σ = 1 2 − 1 π arctan ( ˜εf<br />

˜∆ 0<br />

)<br />

Das Wilson-Verhältnis ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

. (5.18)<br />

R = 1 + Ũ ˜ρ imp,0 . (5.19)<br />

Aus der Bed<strong>in</strong>gung, dass im <strong>Kondo</strong>-Regime die hier nicht aufgeführte Ladungssuszeptibilität<br />

der Störstelle verschw<strong>in</strong>det, erhält man den Zusammenhang zwischen der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur und den renormierten Parametern:<br />

4T K = Ũ = π ˜∆ 0 . (5.20)


5.2 Renormierte Störungstheorie 95<br />

5.2.2 Berechnung der renormierten Parameter für das Störstellen-<br />

Anderson-Modell<br />

In diesem Kapitel wird beschrieben, wie die renormierten Parameter für den <strong>in</strong> [12] untersuchten<br />

Fall berechnet werden. Da die RPT angewendet auf das Anderson-Modell e<strong>in</strong>e<br />

Störungsentwicklung nach Ũ ist, ist es hilfreich, sich zunächst das ungestörte System ˜H<br />

0<br />

<strong>mit</strong> Ũ = 0 anzusehen. Dieses kann durch e<strong>in</strong>e unitäre Transformation auf E<strong>in</strong>teilchen-<br />

Niveau diagonalisiert werden und hat dann folgende Form:<br />

˜H 0 = ∑ i,σ<br />

ε i c † iσ c iσ . (5.21)<br />

Da ˜H 0 e<strong>in</strong>e nicht-wechselwirkende Fermi-Flüssigkeit beschreibt, ist klar, welche Bedeutung<br />

die hier auftretenden Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren haben. Sie repräsentieren<br />

Anregungen über den Grundzustand, also Quasiteilchen, falls ε i > 0, beziehungsweise<br />

Quasilöcher, falls ε i < 0. Mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Umbenennung kann man Gleichung (5.21)<br />

umschreiben <strong>in</strong><br />

[<br />

]<br />

E p,i p † iσ p iσ + E h,i h † iσ h iσ . (5.22)<br />

˜H 0 = ∑ i,σ<br />

Hierzu wurden die E<strong>in</strong>teilchen-Energien ε i lediglich <strong>in</strong> positive (E p,i ) und negative (E h,i )<br />

Energien separiert. Die entsprechenden Operatoren werden <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em p für Quasiteilchen<br />

beziehungsweise e<strong>in</strong>em h für Quasilöcher bezeichnet. Die hilfreiche Eigenschaft e<strong>in</strong>er Fermi-<br />

Flüssigkeit ist nun, dass e<strong>in</strong>e Wechselwirkung Ũ zwischen den Quasiteilchen nur dann<br />

wirksam wird, wenn mehr als e<strong>in</strong>e Anregung relativ zum Grundzustand im System vorhanden<br />

ist. Da ja auch der Hamilton-Operator ˜H <strong>mit</strong> Ũ e<strong>in</strong>e Fermi-Flüssigkeit beschreibt,<br />

heißt das, dass die E<strong>in</strong>teilchen-Anregungsenergien von ˜H und ˜H 0 übere<strong>in</strong>stimmen. Erst<br />

wenn im System ˜H mehr als e<strong>in</strong> Quasiteilchen oder Quasiloch angeregt ist, macht sich<br />

die Wechselwirkung im Energiespektrum bemerkbar. Daher können die Operatoren p (†)<br />

iσ<br />

und h (†)<br />

iσ als Basis für die Darstellung von ˜H verwendet werden. Dieser besteht dann aus<br />

(5.22) und e<strong>in</strong>em durch die Operatoren p (†)<br />

iσ<br />

und h(†)<br />

iσ<br />

ausgedrückten Wechselwirkungsterm.<br />

Dieser Gedanke bildet den Ansatzpunkt zur Berechnung der renormierten Parameter für<br />

das Anderson-Modell.<br />

Denn bei der Anwendung der NRG auf das Anderson-Modell werden die Anregungsenergien<br />

der Hamilton-Operatoren H N relativ zum Grundzustand <strong>in</strong> jedem Iterationsschritt<br />

berechnet, darunter auch die E<strong>in</strong>- und Zweiteilchenanregungen. Welche dies bezogen auf<br />

die Notation der Eigenenergien E (N)<br />

Q,S,r<br />

s<strong>in</strong>d, wird im Folgenden noch erklärt. In Kapitel<br />

3.1 wurde festgestellt, dass die Eigenenergien von H N ab e<strong>in</strong>em gewissen N gerade den<br />

SC-Grenzfall des Anderson-Modells beschreiben. Da<strong>mit</strong> s<strong>in</strong>d sie also die Eigenenergien<br />

e<strong>in</strong>er wechselwirkenden Fermi-Flüssigkeit. Dieser Zusammenhang zusammen <strong>mit</strong> den obigen<br />

Überlegungen ermöglicht es schließlich, die renormierten Parameter iterativ aus den<br />

Informationen der NRG zu berechnen.<br />

Für die renormierte Hybridisierung und das renormierte Störstellen-Niveau kann man die<br />

Wechselwirkung Ũ zunächst vernachlässigen, da sie aus den E<strong>in</strong>teilchenanregungen alle<strong>in</strong>e<br />

berechnet werden können, die für die wechselwirkende und die nicht-wechselwirkende


96 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

Fermi-Flüssigkeit gleich s<strong>in</strong>d. Weil die E<strong>in</strong>teilchenanregungen durch die Pole der<br />

Störstellen-Greenfunktion gegeben s<strong>in</strong>d, muss diese für das System ˜H N 0 bestimmt werden,<br />

das die gleiche Form wie der Hamilton-Operator H N <strong>mit</strong> U = 0 hat, abgesehen von der<br />

renormierten Kopplung ˜t −1 und dem renormierten Störstellen-Niveau ˜ε f . Dies wurde <strong>in</strong><br />

Kapitel 4.1.3 bereits für die diskretisierte Form von H SIAM getan. Die Anpassung auf die<br />

hier vorliegende Situation ist daher sehr e<strong>in</strong>fach. Mit der gleichen Vorgehensweise wie <strong>in</strong><br />

Kapitel 4.1.3 erhält man den folgenden Kettenbruch für die Störstellen-Greenfunktion:<br />

G (N)<br />

−1σ (z) = 1<br />

z − Λ N−1<br />

2 ˜ε f − Λ N−1 ˜t 2 −1<br />

z − Λ N−1<br />

2 ε 0 − Λ N−1 t 2 0<br />

. ..<br />

=<br />

Λ N−1 t 2 N−1<br />

z − Λ N−1<br />

2 ε N<br />

1<br />

z − Λ N−1<br />

2 ˜ε f − Λ N−1˜t 2 −1 g 00 (z) . (5.23)<br />

Dabei wurde analog zu [12] die abkürzende Schreibweise g 00 e<strong>in</strong>geführt. Die Pole auf der<br />

reellen Achse s<strong>in</strong>d also gegeben durch<br />

ω − Λ N−1<br />

2 ˜ε f − Λ N−1˜t 2 −1 g 00 . (5.24)<br />

Die <strong>mit</strong> der NRG berechneten E<strong>in</strong>teilchenanregungen müssen zum<strong>in</strong>dest im SC-Grenzfall<br />

diese Gleichung erfüllen. Daher kann man für jeden Iterationsschritt N der NRG <strong>mit</strong> Hilfe<br />

der niedrigsten Teilchenanregung E p<br />

(N) und der niedrigsten Lochanregung E (N)<br />

h<br />

relativ<br />

zum Grundzustand aus Gleichung (5.24) die renormierten Parameter ˜ε (N)<br />

f<br />

und ˜t (N)<br />

−1 bestimmen.<br />

Mit dem zusätzlichen Zusammenhang ˜∆ 0 = 2D˜t π 2 −1 erhält man analog zu [12] die<br />

Gleichungen<br />

πΛ − N−1<br />

2 E (N)<br />

p<br />

2D<br />

˜∆<br />

(N)<br />

0<br />

πΛ − N−1<br />

2 E (N)<br />

h<br />

2D<br />

˜∆<br />

(N)<br />

0<br />

−<br />

2D<br />

−<br />

2D<br />

π˜ε(N) f<br />

˜∆<br />

(N)<br />

0<br />

π˜ε(N) f<br />

˜∆<br />

(N)<br />

0<br />

)<br />

= Λ N−1<br />

2 g 00<br />

(E (N)<br />

)<br />

= Λ N−1<br />

2 g 00<br />

(E (N)<br />

p<br />

h<br />

. (5.25)<br />

Hat man die renormierte Hybridisierung und das renormierte Störstellen-Niveau bestimmt,<br />

kann man den Hamilton-Operator ˜H N 0 aufstellen und <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>teilchen-Form<br />

Λ N−1<br />

2<br />

(N+2)/2<br />

∑<br />

i=1,σ<br />

[<br />

]<br />

E p,i p † iσ p iσ + E h,i h † iσ h iσ<br />

(5.26)


5.2 Renormierte Störungstheorie 97<br />

br<strong>in</strong>gen. Dies ist notwendig, um die renormierte Wechselwirkung Ũ berechnen zu können,<br />

wie oben schon angedeutet wurde. In Matrix-Schreibweise hat ˜H N 0 noch folgende Form:<br />

˜H 0 N =<br />

Λ N−1<br />

2<br />

∑(<br />

σ<br />

f † σ, c † 0σ , ..., c† Nσ<br />

⎛<br />

)<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

˜ε (N)<br />

f<br />

˜t (N)<br />

⎛<br />

−1<br />

˜t (N)<br />

−1<br />

ε 0 t 0<br />

. .. . .. . ..<br />

. .. . .. ⎟ ⎜<br />

tN−1 ⎠ ⎝<br />

t N−1 ε N<br />

⎞<br />

f σ<br />

c 0σ<br />

.<br />

⎟<br />

. ⎠<br />

c Nσ<br />

.<br />

(5.27)<br />

Die Diagonalisierung der Hamilton-Matrix <strong>in</strong> Gleichung (5.27) liefert alle E<strong>in</strong>teilchenenergien<br />

für (5.26) sowie e<strong>in</strong>e unitäre Transformation auf die entsprechenden Quasiteilchenund<br />

Quasiloch-Operatoren. Der renormierte Wechselwirkungsterm ist gegeben durch<br />

Ũ N Λ N−1<br />

2 : f † ↑ f ↑f † ↓ f ↓ : (5.28)<br />

Er muss normalgeordnet se<strong>in</strong>, da<strong>mit</strong> er nur wirkt, wenn zwei und mehr Quasiteilchen im<br />

System angeregt s<strong>in</strong>d. Mit Hilfe der soeben gewonnenen Transformation kann er durch die<br />

Quasiteilchen-Operatoren aus Gleichung (5.26) ausgedrückt werden. Um die renormierte<br />

Wechselwirkung bestimmen zu können, benötigt man aus der NRG-Rechnung noch die<br />

Energien der niedrigsten Zweiteilchenanregung E pp (N) . Die Wechselwirkung ist nach [12]<br />

dann im wesentlichen durch die Energiedifferenz zwischen der kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>teilchen- und<br />

der kle<strong>in</strong>sten Zweiteilchenanregung gegeben:<br />

E (N)<br />

pp<br />

− 2E (N)<br />

p<br />

=<br />

N−1<br />

ŨNΛ 2<br />

∣<br />

∣ψ f p,1<br />

∣ 4 . (5.29)<br />

Die Zahl ψ f p,1 ist dabei das Matrixelement der obigen Transformation, die die renormierte<br />

Störstelle f σ <strong>mit</strong> der kle<strong>in</strong>sten Quasiteilchenanregung p 1σ verb<strong>in</strong>det.<br />

Jetzt muss noch geklärt werden, welches genau die Energien E p<br />

(N) , E (N)<br />

h<br />

und E pp<br />

(N) s<strong>in</strong>d.<br />

Hat der Grundzustand im Iterationschritt N der NRG die Quantenzahlen Q g und S g , dann<br />

ist E p<br />

(N) die kle<strong>in</strong>ste Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q p = Q g + 1 und S p = S g + 1 2 , E(N) h<br />

die<br />

kle<strong>in</strong>ste Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q p = Q g − 1 und S p = S g + 1 2<br />

und E(N) pp die kle<strong>in</strong>ste<br />

Energie e<strong>in</strong>es Zustandes <strong>mit</strong> Q pp = Q g + 2 und S pp = S g . All diese Energien werden <strong>mit</strong><br />

der NRG berechnet. Aus den schon <strong>in</strong> Kapitel 3.1.1 diskutierten Gründen kann die hier<br />

beschriebene Methode zur Berechnung der renormierten Parameter immer nur für gerade<br />

oder nur für ungerade N durchgeführt werden.<br />

Abbildung 5.5 zeigt anhand e<strong>in</strong>er NRG-Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1 und δ =<br />

0.2, wie die renormierten Parameter aus den Werten von ŨN, ˜∆(N) 0 und ˜ε (N)<br />

f<br />

bestimmt<br />

werden. Da das Anderson-Modell den SC-Fixpunkt <strong>in</strong> der NRG erst nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Anzahl von Iterationsschritten erreicht, können die hier berechneten Werte auch erst<br />

ab e<strong>in</strong>em gewissen Wert von N den gesuchten renormierten Parametern entsprechen. Sobald<br />

der SC-Fixpunkt aber erreicht ist, wird sich aufgrund se<strong>in</strong>er Stabilität ke<strong>in</strong>e weitere


98 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

renormierte Parameter<br />

~<br />

∆ 0<br />

~<br />

|ε f |<br />

~<br />

U<br />

N<br />

(N)<br />

Abbildung 5.5: Renormierte Parameter ŨN, ˜∆ 0 und ∣ (N)<br />

∣˜ε ∣<br />

f für e<strong>in</strong>e NRG-Rechnung <strong>mit</strong><br />

den Parametern potenz-1 und δ = 0.2.<br />

Renormierung mehr ergeben. Die Kurven von ŨN, ˜∆(N) 0 und ˜ε (N)<br />

f<br />

werden also ab e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Wert von N unabhängig von N se<strong>in</strong>. Dies kann man auch <strong>in</strong> Abbildung 5.5<br />

erkennen, wo ŨN, ˜∆(N) 0 und ∣ (N)<br />

∣˜ε ∣<br />

f auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala gegen N aufgetragen<br />

s<strong>in</strong>d. Ab N ≈ 45 hat das System den SC-Fixpunkt erreicht, so dass sich die renormierten<br />

Parameter nicht mehr ändern. Aus diesen Grenzwerten können anschließend die <strong>in</strong> 5.2.1<br />

angegebenen Größen berechnet werden. Lediglich <strong>in</strong> den letzten Iterationsschritten ändern<br />

sich die renormierten Parameter noch e<strong>in</strong>mal. Dies ist aber auf die <strong>mit</strong> zunehmendem N<br />

größer werdenden numerischen Fehler <strong>in</strong> ihrer Berechnung und auf die Bandverschiebung<br />

zurückzuführen.<br />

5.2.3 Ergebnisse der renormierten Störungstheorie<br />

Bevor <strong>in</strong> diesem Abschnitt die Ergebnisse der renormierten Störungstheorie diskutiert werden,<br />

muss angemerkt werden, dass Hewson se<strong>in</strong>er Rechnung den Grenzfall e<strong>in</strong>es unendlich<br />

breiten – und natürlich symmetrischen – Bandes zugrunde legte. Praktisch heißt das, dass<br />

die Bandkanten −D und D wesentlich größer se<strong>in</strong> sollen als alle anderen Energien von<br />

Bedeutung. Unter anderem muss etwa D ≫ T gelten. Das stellt im Fall e<strong>in</strong>es unverschobenen<br />

Leitungsbandes ke<strong>in</strong> Problem dar. Verschiebt man das Band aber, rückt die untere<br />

Bandkante ω l immer näher an die Energien heran, die man <strong>mit</strong> der RPT untersuchen will.<br />

Spätestens wenn ω l vergleichbar <strong>mit</strong> dieser Energieskala wird, kommt es also zu Problemen,<br />

weil der vorausgesetzte Grenzfall nicht mehr vorliegt. Im Voraus kann jedoch nicht gesagt<br />

werden, ob und wie gut diese Methode <strong>mit</strong> δ > 0 funktionieren wird. Tatsächlich s<strong>in</strong>d die<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten der renormierten Störungstheorie <strong>in</strong> der Form von Kapitel 5.2.2 bei


5.2 Renormierte Störungstheorie 99<br />

~<br />

∆ 0 t/∆ 0<br />

~<br />

U/(π∆ 0 )<br />

~<br />

ε f /(π∆ 0 )<br />

n imp,σ<br />

R<br />

U/π∆<br />

˜∆ 0<br />

π∆ 0<br />

,<br />

Ũ<br />

Abbildung 5.6: Renormierte Parameter und<br />

π∆ 0<br />

, Wilson-Verhältnis R und<br />

Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ für das Anderson-Modell <strong>mit</strong> ∆ 0 = 1<br />

2π , ε f = −π∆ 0<br />

und Λ = 1.8 und verschiedene Werte von U<br />

π∆ 0<br />

.<br />

˜ε f<br />

π∆ 0<br />

der <strong>in</strong> dieser Arbeit untersuchten Situation begrenzt, wie die folgenden Ergebnisse zeigen<br />

werden.<br />

Um den neu geschriebenen RPT-Code zu testen, wurde zunächst e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> [12] gezeigte Abbildung<br />

reproduziert. Zu diesem Zweck wurde e<strong>in</strong>e Reihe von NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Verhältnissen von U<br />

π∆<br />

durchgeführt und anschließend <strong>mit</strong> der renormierten Störungstheorie<br />

analysiert. Die Ergebnisse der renormierten Parameter, des Wilson-Verhältnisses<br />

und der Störstellen-Besetzungszahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 5.6 gegen U<br />

π∆ 0<br />

aufgetragen. Untersucht<br />

wurde e<strong>in</strong>e flache Hybridisierungsfunktion <strong>mit</strong> den Parametern ε f = −π∆ 0 , ∆ 0 = 1<br />

2π<br />

und Λ = 1.8. Anhand der Störstellen-Besetzungszahl und dem Wilson-Verhältnis kann man<br />

erkennen, dass das System <strong>mit</strong> steigendem Wert von U<br />

π∆ 0<br />

von e<strong>in</strong>em Nicht-<strong>Kondo</strong>-System<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System übergeht. Das Wilson-Verhältnis steigt von e<strong>in</strong>em Wert nahe 1 auf<br />

e<strong>in</strong>en Wert nahe 2. Parallel dazu s<strong>in</strong>kt die Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ von ungefähr 1<br />

auf etwa 0.5, zählt man beide Sp<strong>in</strong>richtungen zusammen, ist die Störstelle dann also e<strong>in</strong>fach<br />

besetzt. Da sich <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>e sehr gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den von Hewson<br />

angegebenen Daten und den hier berechneten Werten ergibt, kann man davon ausgehen,<br />

dass der RPT-Code im Fall des unverschobenen Bandes zuverlässig funktioniert.<br />

Im Folgenden werden die NRG-Rechnungen zu den Parametersätzen potenz-1 und potenz-3<br />

<strong>mit</strong> der RPT analysiert. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur. Diese erhält man aus der Bed<strong>in</strong>gung, dass im <strong>Kondo</strong>-Regime Gleichung (5.20)<br />

gilt. Es wird also zunächst geprüft, ob die renormierten Parameter Ũ ≈ π ˜∆ 0 erfüllen.<br />

Wenn ja, wird aus dem Wert von π ˜∆ 0 die zugehörige <strong>Kondo</strong>-Temperatur bestimmt. Die


100 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

T K aus RPT<br />

T K aus NRG<br />

T K<br />

Abbildung 5.7: <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz potenz-1 aus den Rechnungen<br />

<strong>mit</strong> der NRG sowie der RPT.<br />

1 - δ<br />

Abbildungen 5.7 und 5.8 zeigen die Kurven von T K <strong>in</strong> Abhängigkeit von 1 − δ für den<br />

Fall potenz-1 beziehungsweise potenz-3. Zum Vergleich s<strong>in</strong>d die entsprechenden Kurven<br />

aus Kapitel 4.2.1 e<strong>in</strong>gezeichnet. In Abbildung 5.7 ist die qualitative Übere<strong>in</strong>stimmung der<br />

beiden Kurven deutlich zu erkennen. Um hervorzuheben, dass sie sich lediglich um e<strong>in</strong>en<br />

Proportionalitätsfaktor unterscheiden, ist die Temperatur logarithmisch aufgetragen. Der<br />

vertikale Abstand zwischen den Kurven ist e<strong>in</strong> Maß für diesen Faktor, der vermutlich auf<br />

die beiden verschiedenen Def<strong>in</strong>itionen von T K zurückzuführen ist. Denn <strong>in</strong> Kapitel 4.2.1<br />

wurde T K als Wendepunkt der Störstellen-Entropie def<strong>in</strong>iert, während <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

T K proportional zu π ˜∆ 0 ist. Das gleiche Bild bietet sich <strong>in</strong> Abbildung 5.8, obwohl hier<br />

die <strong>Kondo</strong>-Temperatur <strong>mit</strong> der NRG nicht mehr so sauber wie im vorigen Fall bestimmt<br />

werden konnte. Dennoch unterscheiden sich auch im Fall der Parameter potenz-3 die beiden<br />

Kurven für T K lediglich um e<strong>in</strong>en Proportionalitätsfaktor.<br />

Doch wie vertrauenswürdig diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d, muss genau abgewägt werden. Denn<br />

neben der beobachteten Geme<strong>in</strong>samkeiten, bezogen auf die <strong>Kondo</strong>-Temperatur, gibt es aus<br />

den am Anfang dieses Abschnitts genannten Gründen auch Probleme. Es ist nicht klar,<br />

ob die Annahme e<strong>in</strong>es unendlich breiten Bandes <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Bandverschiebung vere<strong>in</strong>bar ist.<br />

Betrachtet man andere <strong>mit</strong> der renormierten Störungstheorie berechnete Größen, treten<br />

e<strong>in</strong>ige Widersprüche auf. Dies wird am Beispiel von Abbildung 5.9 erläutert. Sie zeigt das<br />

Wilson-Verhältnis R und die Störstellen-Besetzungszahl für den Parametersatz potenz-1 <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von 1−δ. Im Widerspruch zu den NRG-Ergebnissen aus Kapitel 4.2.2 geht das<br />

Wilson-Verhältnis von 2 bei δ = 0 auf etwa 1 bei 1−δ = 10 −5 zurück, woh<strong>in</strong>gegen es <strong>in</strong> den<br />

NRG-Rechnungen fast unverändert blieb. Die Störstellen-Besetzungszahl geht von 0.5 auf<br />

etwa 0.1 zurück. Dies ersche<strong>in</strong>t unphysikalisch, da das Störstellen-Niveau ε f unverändert<br />

bei −0.5 liegt und so<strong>mit</strong> bei δ > 0.5 unterhalb der unteren Bandkante. Die Erwartung wäre,


5.2 Renormierte Störungstheorie 101<br />

T K aus RPT<br />

T K aus NRG<br />

T K<br />

Abbildung 5.8: <strong>Kondo</strong>-Temperatur für den Parametersatz potenz-3 aus den Rechnungen<br />

<strong>mit</strong> der NRG sowie der RPT.<br />

1 - δ<br />

dass sich die Störstellen-Besetzungszahl <strong>mit</strong> wachsendem δ kaum verändert. So legen es<br />

auch die zugehörigen Störstellen-Spektralfunktionen aus Kapitel 4.2.3 nahe. Bei negativen<br />

Frequenzen geht die spektrale Dichte nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Maße zurück, der den hier beobachteten<br />

Rückgang der Besetzungszahl rechtfertigen würde.<br />

Da<strong>mit</strong> s<strong>in</strong>d auch die RPT-Rechnungen zum Parametersatz potenz-15 <strong>mit</strong> Vorsicht zu<br />

betrachten. Da diese Parameter e<strong>in</strong> Modell <strong>mit</strong> gemischt-valentem Verhalten repräsentieren,<br />

gilt bei δ = 0 nicht der Zusammenhang (5.20), es gibt <strong>in</strong> diesem System ke<strong>in</strong>e<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur. Auch <strong>mit</strong> diesen Parametern beobachtet man e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken des<br />

Wilson-Verhältnisses von 1.76 bei δ = 0 auf 1.46 bei δ = 0.99. Allerd<strong>in</strong>gs ist es angesichts<br />

der vorher erwähnten Widersprüche höchst fraglich, ob diese Werte vertrauenswürdig s<strong>in</strong>d.


102 Kapitel 5: Alternative Methoden<br />

R<br />

n imp,σ<br />

1 - δ<br />

Abbildung 5.9: Wilson-Verhältnis R und Störstellen-Besetzungszahl n imp,σ aus der RPT-<br />

Rechnung <strong>mit</strong> den Parametern potenz-1.


Kapitel 6<br />

Zusammenfassung und Bewertung<br />

der Ergebnisse<br />

Zum Abschluss dieser Arbeit sollen die <strong>in</strong> den vorangegangenen Kapiteln vorgestellten Ergebnisse<br />

noch e<strong>in</strong>mal kurz zusammengefasst werden. Angeregt durch die Messungen des<br />

spezifischen Widerstandes von Ca 1−x U x B 6 von Wigger et al. [25] sollte der <strong>Kondo</strong>-<strong>Effekt</strong><br />

für Systeme <strong>mit</strong> <strong>niedriger</strong> <strong>Ladungsträgerkonzentration</strong> untersucht werden. Hierzu wurde <strong>in</strong><br />

Kapitel 2 das Störstellen-Anderson-Modell durch Verwendung e<strong>in</strong>er Hybridisierungsfunktion<br />

<strong>mit</strong> beliebigen oberen und unteren Cutoffs ω u und ω l an die gewünschte physikalische<br />

Situation angepasst. Um <strong>mit</strong> Hilfe der NRG bestmögliche Ergebnisse zu erhalten, wurde<br />

zur Abbildung des Anderson-Hamilton-Operators (1.3) auf die halbunendliche Kette e<strong>in</strong>e<br />

neue Form der logarithmischen Diskretisierung e<strong>in</strong>geführt, die die Lage von ω u und ω l<br />

berücksichtigt.<br />

Die Kettenparameter t n und ε n , die unter Verwendung der neuen Diskretisierung berechnet<br />

wurden, konnten anschließend <strong>in</strong> Kapitel 4.1 gründlich auf ihre Verlässlichkeit geprüft werden.<br />

Im Fall des symmetrischen Bandes zeigte sich e<strong>in</strong>e hervorragende Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

<strong>mit</strong> den entsprechenden Werten der analytischen Formeln von Bulla et al. [7]. Der Test<br />

der Kettenparameter für e<strong>in</strong> verschobenes Leitungsband <strong>mit</strong> ∣ ∣ ωl<br />

∣ ∣ ≠ ωu <strong>in</strong> Kapitel 4.1.3<br />

war etwas aufwändiger. Mit Hilfe von Bewegungsgleichungen für Green-Funktionen konnte<br />

e<strong>in</strong>e Rekonstruktion der Hybridisierungsfunktion aus den t n und ε n erzeugt werden. Dort<br />

zeigten sich die Vorteile der angepassten logarithmischen Diskretisierung (Abbildung 2.1<br />

c)) gegenüber der sonst standardmäßig verwendeten Variante (Abbildung 2.1 b)), die die<br />

gewünschte physikalische Situation nicht so gut widerzuspiegeln schien.<br />

In Kapitel 4.2 wurden <strong>mit</strong> der neuen Diskretisierung für verschiedene Hybridisierungsfunktionen<br />

NRG-Rechnungen durchgeführt. Hauptsächlich wurden dabei <strong>Kondo</strong>-Systeme<br />

untersucht. An diesen konnte der E<strong>in</strong>fluss der Füllung des Leitungsbandes auf die <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur teilweise sehr gut beobachtet werden. Bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion<br />

führte die Verschiebung des Leitungsbandes zu e<strong>in</strong>er Absenkung der<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur. Die gezeigten Ergebnisse legten nahe, dass T K für δ → 1 nicht gegen<br />

Null strebt, sondern gegen e<strong>in</strong>en endlichen Wert größer als Null. Die Absenkung fiel umso<br />

ger<strong>in</strong>ger aus, je größer der Wert der Hybridisierungsfunktion war.<br />

103


104 Kapitel 6: Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse<br />

Bei Verwendung nicht-konstanter Hybridisierungsfunktionen wurde die Absenkung der<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur von e<strong>in</strong>em zweiten <strong>Effekt</strong> überlagert. Denn nach [13] gilt der Zusammenhang<br />

ln (T K ) ∝<br />

1<br />

∆(ω=0) zwischen Hybridisierung und T K. Näherte sich der Parameter<br />

der Bandverschiebung δ jedoch dem Wert 1, traten deutliche Abweichungen von diesem<br />

Gesetz auf. Mit Hilfe von Referenzrechnungen ließ sich dieser Anteil an der Veränderung<br />

der <strong>Kondo</strong>-Temperatur jedoch abtrennen und es zeigte sich, dass der verbleibende <strong>Effekt</strong><br />

<strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur war. Diese Absenkung fiel größer<br />

aus, wenn der Wert der Hybridisierungsfunktion an der Fermi-Kante ∆ (ω = 0) <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

δ abnahm. Sie fiel h<strong>in</strong>gegen kle<strong>in</strong>er aus, wenn er <strong>mit</strong> zunehmendem δ zunahm.<br />

Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich, dass T K (δ → 1) <strong>in</strong> den untersuchten Fällen stets gegen e<strong>in</strong>en konstanten<br />

Wert größer als Null tendierte.<br />

Neben der <strong>Kondo</strong>-Temperatur wurden auch der Koeffizient der spezifischen Wärme, die<br />

Störstellen-Suszeptibilität und das Wilson-Verhältnis R untersucht. Die Werte von γ und<br />

χ verhielten sich der Veränderung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur entsprechend. Mit s<strong>in</strong>kendem T K<br />

wird der Temperaturbereich größer, <strong>in</strong> dem das Anderson-Modell Local-Moment-Verhalten<br />

zeigt. Daher stiegen γ und χ <strong>mit</strong> kle<strong>in</strong>er werdender <strong>Kondo</strong>-Temperatur beziehungsweise<br />

nahmen <strong>mit</strong> zunehmender <strong>Kondo</strong>-Temperatur ab. Das Wilson-Verhältnis veränderte sich<br />

dabei jedoch kaum. Es hatte unabhängig von der Bandverschiebung Werte nahe 2.<br />

E<strong>in</strong> generelles Problem stellte jedoch die <strong>mit</strong> steigendem Wert von δ immer größer werdende<br />

Unzuverlässigkeit der NRG-Ergebnisse für T K , γ, χ und R, die <strong>in</strong> Kapitel 4 häufig diskutiert<br />

wurde. Dadurch war es auch nicht möglich, anhand dieser Größen Aussagen über den<br />

E<strong>in</strong>fluss der Bandverschiebung auf Systeme zu treffen, die bei δ = 0 ke<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-Verhalten<br />

zeigten. Als Beispiel seien die Rechnungen zum Parametersatz potenz-15 angeführt.<br />

Mit Hilfe der Störstellen-Spektralfunktion konnten aber auch diese Systeme untersucht<br />

werden. Die Spektralfunktionen bestätigten die aus der Analyse der Störstellen-Entropie<br />

gewonnenen Ergebnisse für die <strong>Kondo</strong>-Temperatur qualitativ durch die abnehmende Breite<br />

der Abrikosov-Suhl-Resonanz. Zusätzlich wurden bei den <strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> weitere charakteristische<br />

Veränderungen der spektralen Dichte festgestellt. Bei negativen Frequenzen<br />

kurz unterhalb der Abrikosov-Suhl-Resonanz bildete sich <strong>mit</strong> wachsendem δ e<strong>in</strong> Bereich<br />

aus, <strong>in</strong> dem die spektrale Dichte stark reduziert war. Die Maxima rechts und l<strong>in</strong>ks der<br />

Resonanz wurden etwas höher und verschoben sich leicht zu kle<strong>in</strong>eren Frequenzen. Diese<br />

Veränderungen erschienen bei <strong>Systemen</strong> <strong>mit</strong> höheren <strong>Kondo</strong>-Temperaturen etwas stärker<br />

ausgeprägt. Die Spektralfunktion e<strong>in</strong>es Systems, das bei δ = 0 gemischt-valentes Verhalten<br />

zeigte, veränderte sich bei zunehmendem δ sehr deutlich. Bei δ = 0.99 hatte sie e<strong>in</strong>e<br />

deutliche 3-Peak-Struktur, die typisch für <strong>Kondo</strong>-Systeme ist. Das zentrale Maximum lag<br />

deutlich im negativen Frequenzbereich. Allerd<strong>in</strong>gs kann dies noch nicht als Beweis gelten,<br />

dass das untersuchte System <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Kondo</strong>-System übergeht. Vorher muss geklärt werden,<br />

ob das Maximum im positiven Frequenzbereich durch das numerische Berechnungsverfahren<br />

der Spektralfunktion erzeugt wird oder nicht. Andererseits wurde bei den untersuchten<br />

<strong>Kondo</strong>-<strong>Systemen</strong> e<strong>in</strong> starker Rückgang der spektralen Dichte bei Frequenzen knapp unterhalb<br />

von ω = 0 beobachtet, die das pr<strong>in</strong>zipielle Verhalten des Systems nicht bee<strong>in</strong>flussten.<br />

Es ist also nicht klar, ob die festgestellte Veränderung der Form der Spektralfunktion<br />

des Nicht-<strong>Kondo</strong>-Systems auch tatsächlich <strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duziert. Hierzu muss das<br />

Anderson-Modell auch <strong>mit</strong> anderen Methoden als der NRG untersucht werden.


105<br />

Erste Versuche, auch alternative Untersuchungsmethoden anzuwenden, wurden <strong>in</strong> Kapitel<br />

5 unternommen. E<strong>in</strong> zweistufiger Poor Man’s Scal<strong>in</strong>g Ansatz konnte zum<strong>in</strong>dest die <strong>mit</strong> der<br />

NRG beobachtete Absenkung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur qualitativ bestätigen. Mehr konnte<br />

<strong>mit</strong> dieser Methode jedoch nicht erreicht werden. Vielversprechender ersche<strong>in</strong>t die Anwendung<br />

der renormierten Störungstheorie von Hewson. Auch sie konnte die Ergebnisse für<br />

die <strong>Kondo</strong>-Temperatur bei Verwendung e<strong>in</strong>er flachen Hybridisierungsfunktion qualitativ<br />

bestätigen. Andere Größen, die <strong>mit</strong> der RPT berechnet werden können, erschienen h<strong>in</strong>gegen<br />

weniger zuverlässig. Die Schwachstelle der RPT-Berechnungen <strong>in</strong> dieser Arbeit ist,<br />

dass <strong>mit</strong> der Störungstheorie für e<strong>in</strong> unendlich breites Leitungsband gearbeitet wurde. Diese<br />

Annahme ist für Werte von δ nahe 1 natürlich nicht mehr zutreffend. Daher wäre es<br />

hilfreich, die RPT für das Anderson-Modell ohne diese Näherung anzupassen. So können<br />

womöglich die Spektralfunktionen aus Kapitel 4 leichter <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

Um e<strong>in</strong>e größere Klarheit über die hier noch strittigen Punkte zu erlangen ist es also<br />

zunächst notwendig, die <strong>in</strong> Kapitel 4.2.3 gezeigten Spektralfunktionen genauer zu untersuchen.<br />

Insbesondere ist zu klären, ob die <strong>in</strong> Abbildung 4.33 beobachtete Struktur nur aus<br />

der numerischen Berechnung resultiert oder nicht. So kann der Verdacht, dass die Bandverschiebung<br />

<strong>Kondo</strong>-Verhalten <strong>in</strong>duziert erhärtet werden. Weiterh<strong>in</strong> muss die <strong>in</strong> Kapitel<br />

5 vorgestellte renormierte Störungstheorie verallgeme<strong>in</strong>ert werden, so dass sie für alle untersuchten<br />

Parametersätze vertrauenswürdige Ergebnisse liefert. Mit diesen Maßnahmen<br />

sollten die noch offenen Fragen beantwortet werden können.


Anhang A<br />

Erläuterung der verwendeten<br />

E<strong>in</strong>heiten<br />

Die <strong>in</strong> dieser Arbeit verwendeten E<strong>in</strong>heiten unterscheiden sich teilweise recht stark von den<br />

entsprechenden SI-E<strong>in</strong>heiten. Der <strong>in</strong> Kapitel 1.5 lediglich tabellarisch angegebene Zusammenhang<br />

der beiden E<strong>in</strong>heitensysteme soll hier ausführlich hergeleitet werden. Die erste<br />

Modifizierung erfolgt dadurch, dass alle <strong>in</strong> Gleichung (1.3) auftretenden Energien von der<br />

Fermikante aus gemessen werden. Da<strong>mit</strong> gilt stets ε F = 0:<br />

ε −→ ε − ε F .<br />

(A.1)<br />

Weiterh<strong>in</strong> werden alle Energien durch die halbe Breite des Leitungsbandes D geteilt und ħ<br />

sowie k B auf 1 skaliert. Größen <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten erhalten <strong>in</strong> den folgenden Gleichungen den<br />

Index „SI“ als Super- oder Subskript, Größen <strong>in</strong> den skalierten E<strong>in</strong>heiten den Index „SIAM“.<br />

Die beiden Konstanten ħ und k B tauchen ohneh<strong>in</strong> meist nur <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten auf und werden<br />

daher nicht <strong>in</strong>diziert. Sollte es dennoch e<strong>in</strong>mal notwendig se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Unterscheidung zu<br />

treffen, wird der Index „SIAM“ verwendet.<br />

Die drei grundlegenden E<strong>in</strong>heiten, die hier skaliert werden und sich auf viele weitere E<strong>in</strong>heiten<br />

auswirken, s<strong>in</strong>d Energie, Zeit beziehungsweise Frequenz und Masse. Für die Energie<br />

gilt:<br />

E SI = D E SIAM .<br />

(A.2)<br />

Da<strong>mit</strong> folgt für Frequenz und Zeit<br />

E SI = ħω SI ⇔ D E SIAM = ħ ħ<br />

} SIAM<br />

{{ }<br />

=1<br />

ω SI<br />

=⇒ ω SI = D ħ ω SIAM (A.3)<br />

t SI = ħ D t SIAM .<br />

(A.4)<br />

Durch die Skalierung von k B ist die Temperatur äquivalent zur Energie. Der entsprechende<br />

Umrechnungsfaktor <strong>in</strong>s SI-System ist von besonderer Wichtigkeit, da später tem-<br />

107


108 Anhang A: Erläuterung der verwendeten E<strong>in</strong>heiten<br />

peraturabhängige Größen des Anderson-Modells berechnet werden. Er ergibt sich wegen<br />

E SI = k B T SI zu:<br />

T SI = D k B<br />

T SIAM .<br />

(A.5)<br />

Da die E<strong>in</strong>heit der Zeit skaliert wurde, müssen auch die Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit und da<strong>mit</strong><br />

wegen der Masse-Energie-Äquivalenz auch die E<strong>in</strong>heit der Masse korrekt umgerechnet werden.<br />

[c SI ] = m s ⇒ c SI = D ħ c SIAM<br />

E SI = m SI c 2 SI ⇒ m SI = ħ2<br />

D m SIAM<br />

(A.6)<br />

Das großkanonische Potential Ω hat die E<strong>in</strong>heit Energie, die Entropie ist ihre Ableitung<br />

nach der Temperatur. Demnach erhält man als Umrechnungsfaktoren für diese Größen:<br />

Ω SI = DΩ SIAM<br />

S SI = k B S SIAM .<br />

(A.7)<br />

Die spezifische Wärme und ihr Tieftemperaturkoeffizient γ werden zur Berechnung des<br />

Wilson-Verhältnisses R benötigt. Die Wärmekapazität des Systems ist gegeben durch die<br />

Ableitung der Entropie nach der Temperatur multipliziert <strong>mit</strong> der Temperatur. γ ist dann<br />

die Ableitung der Wärmekapazität nach der Temperatur. Da<strong>mit</strong> ist ihr Verhältnis zu den<br />

entsprechenden Größen im SI-System:<br />

C SI = k B C SIAM<br />

γ SI = k2 B<br />

D γ SIAM .<br />

(A.8)<br />

Auch die Störstellensuszeptibilität wird <strong>in</strong> Kapitel 4 berechnet. Daher muss man auch die<br />

Umrechnungsfaktoren der elektromagnetischen Größen kennen. Wegen ǫ SI<br />

0 µSI 0 = c SI<br />

− 2<br />

ergibt sich e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Faktor für die dielektrische Konstante ǫ 0 und die Permeabilität<br />

µ 0 , der auf die beiden Größen verteilt werden kann. Hier wird folgende Wahl getroffen:<br />

ǫ SI<br />

0 = 1 D ǫSIAM 0<br />

µ SI<br />

0 = ħ2<br />

D µSIAM 0 . (A.9)<br />

Da für die Kraft F SI = D F SIAM gilt, folgt für das elektrische Feld<br />

E SI<br />

el = D E SIAM<br />

el . (A.10)<br />

Die E<strong>in</strong>heit der Ladung h<strong>in</strong>gegen bleibt unverändert. Aus der Maxwell-Gleichung −→ ▽ ×<br />

E el + ∂B<br />

∂t<br />

= 0 erhält man für die magnetische Induktion<br />

B SI = ħB SIAM .


109<br />

Daraus folgt <strong>mit</strong> B = µ 0 (H + M) sofort für das Magnetfeld und die Magnetisierung<br />

H SI = D ħ H SIAM<br />

M SI = D ħ M SIAM .<br />

(A.11)<br />

Die Suszeptibilität muss nicht umgerechnet werden, da sie e<strong>in</strong>heitenlos ist. Zuletzt sollen<br />

die Umrechnungen noch auf ihre Konsistenz geprüft werden. Hierzu werden alle Transformationen<br />

auf die Def<strong>in</strong>ition des Wilson- beziehungsweise Sommerfeld-Verhältnisses R<br />

aus Suszeptibilität χ und γ angewendet. Da R ebenfalls e<strong>in</strong>heitenlos ist müssen sich alle<br />

Umrechnungsfaktoren gegenseitig aufheben. Da <strong>in</strong> der Def<strong>in</strong>ition von R auch das Bohrsche<br />

Magneton µ B = ħe<br />

2m e<br />

auftritt, wird der entsprechende Umrechnungsfaktor bestimmt.<br />

µ SI<br />

B = D ħ µSIAM B<br />

(A.12)<br />

In [13] ist R wie folgt def<strong>in</strong>iert – jedoch nicht <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten –<br />

R := 4π2 k 2 B<br />

3(gµ B ) 2 χ imp<br />

γ imp<br />

.<br />

(A.13)<br />

In SI-E<strong>in</strong>heiten f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> [16] folgende Def<strong>in</strong>ition:<br />

R :=<br />

π2 k 2 B<br />

µ 0 (µ eff ) 2 χ imp<br />

γ imp<br />

.<br />

(A.14)<br />

Dabei ist µ eff = const. µ B . Der letztlich e<strong>in</strong>zige qualitative Unterschied zwischen beiden<br />

Def<strong>in</strong>itionen ist der zusätzliche Faktor µ 0 , da Hewson <strong>in</strong> [13] im cgs-E<strong>in</strong>heitensystem arbeitet.<br />

Da<strong>mit</strong> ergibt die Umrechnung<br />

R =<br />

3µ SI<br />

B<br />

= 4π2<br />

3<br />

4π 2 kB<br />

2 (<br />

gµ<br />

SI<br />

B<br />

µ SIAM<br />

B<br />

) 2<br />

χ SI<br />

γ SI<br />

1 χ SIAM kB 2 ( ) D2 ħ 2<br />

gµ<br />

SIAM 2<br />

γ SIAM k 2 B<br />

B D2 ħ 2<br />

} {{ }<br />

=1<br />

. (A.15)<br />

Da<strong>mit</strong> ist gezeigt, dass die berechneten Umrechnungsfaktoren konsistent s<strong>in</strong>d. Mit ihrer<br />

Hilfe ist es später möglich, die <strong>in</strong> dieser Arbeit berechneten Werte <strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten umzurechnen.


Anhang B<br />

Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />

B.1 Berechnung der Dispersion g (ε)<br />

In Kapitel 2.2.1 kam das Problem der Bestimmung der Dispersionsrelation g (ε) auf, die<br />

den Zusammenhang zwischen ε und ω herstellt. Es galt, die Energien ξ ± n zu bestimmen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d durch Integrale über g gegeben:<br />

ξ ± n = 1<br />

d ± n<br />

∫±,n<br />

dεg (ε) .<br />

(B.1)<br />

Die Funktion h(ε) wurde abschnittsweise konstant als Mittelwert der Hybridisierungsfunktion<br />

gewählt:<br />

∫±,n<br />

h ± 2 1<br />

n =<br />

d ± dε 1<br />

n π ∆ (ε)<br />

(B.2)<br />

Anhand der Differentialgleichung<br />

∆ (ω) = π d g−1 (ω)<br />

h [ g −1 (ω) ] 2<br />

dω<br />

(B.3)<br />

ist nun die passende Funktion g zu bestimmen. Die folgende Argumentation folgt der<br />

Herleitung der ξ n ± aus [7]. Gleichung (B.3) kann zunächst durch Trennung der Variablen<br />

für ω ∈ I n ± <strong>in</strong>tegriert werden:<br />

∫ω n<br />

±<br />

1<br />

h ± n 2 dω ′ ∆ ( ω ′) = π<br />

ω<br />

g −1 (ω ± n )<br />

∫<br />

g −1 (ω)<br />

dg −1 ( ω ′) = π ( g −1 (ω) − g −1 ( ω ± n<br />

))<br />

. (B.4)<br />

Hier wurde ω ± n ≡ ω u,l Λ −n verwendet. Als Randbed<strong>in</strong>gung wählt man g −1 (ω ± n ) = ω ± n ,<br />

was gleichbedeutend da<strong>mit</strong> ist, dass ε und ω auf den Intervallgrenzen der logarithmischen<br />

Diskretisierung identisch s<strong>in</strong>d. Weiterh<strong>in</strong> hat diese Wahl zur Folge, dass die <strong>in</strong> Kapitel 2.3<br />

111


112 Anhang B: Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />

ε<br />

ε = ω<br />

ω n<br />

ω n+1<br />

g(ε)<br />

A<br />

ω n+1<br />

B<br />

ω n<br />

ω<br />

Abbildung B.1: Skizze zur Herleitung der Beziehung zwischen den Integralen ∫ dωg −1 (ω)<br />

und ∫ dεg (ε).<br />

e<strong>in</strong>geführten Hüpfenergien t n wie Λ −n abfallen [7], was für die Aufstellung der gesuchten<br />

Renormierungsgruppen-Transformation sehr praktisch ist. Da<strong>mit</strong> erhält man folgende<br />

Gleichung für g −1 :<br />

g −1 (ω) = 1 ∫ω n<br />

±<br />

πh ± n 2 dω ′ ∆ ( ω ′) − ω n ± .<br />

(B.5)<br />

ω<br />

Nun muss noch der Zusammenhang zwischen ∫ dωg −1 (ω) und ∫ dεg (ε) hergestellt werden.<br />

Hierzu hilft e<strong>in</strong> Blick auf Abbildung B.1. Demnach gilt – zunächst nur für Intervalle I + n –<br />

ω 2 n+1 + A + B = ω 2 n .<br />

Die Flächen A und B aus Abbildung B.1 s<strong>in</strong>d hierbei gegeben durch die Integrale<br />

Partielle Integration von B liefert<br />

A =<br />

B =<br />

∫ω n<br />

ω n+1<br />

dεg (ε)<br />

∫<br />

ω n<br />

ω n+1<br />

dωg −1 (ω) .<br />

B = [ ωg −1 (ω) ] ∫+,n<br />

ω n<br />

ω n+1<br />

− dω<br />

( dg −1 (ω)<br />

dω<br />

)<br />

ω .<br />

(B.6)<br />

(B.7)<br />

(B.8)<br />

Für die Ableitung von g −1 kann man wieder Gleichung (B.3) e<strong>in</strong>setzen. Da<strong>mit</strong> erhält man<br />

schließlich die gesuchte Gleichung für die ξ ± n :<br />

1<br />

d ± n<br />

∫±,n<br />

dεg (ε) = 1<br />

∫ ±,n<br />

dω∆ (ω)ω<br />

d ± n πh ± n 2 , (B.9)


B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette 113<br />

die allgeme<strong>in</strong> gültig ist, da die obige Argumentation für die Intervalle In − vollkommen<br />

analog ist. Setzt man nun noch die Def<strong>in</strong>ition der h ± 2 n e<strong>in</strong>, erhält man Gleichung (2.21)<br />

aus Kapitel 2.2.1. Neben der oben gezeigten Herleitung ist es natürlich auch möglich, das<br />

Integral B direkt aus Gleichung (B.5) zu berechnen. Hierzu muss man die Identität<br />

∫ω n<br />

+<br />

ω + n+1<br />

⎛<br />

∫<br />

⎜<br />

dω ⎝<br />

ω + n<br />

ω<br />

dω ′ ∆ ( ω ′) ⎞<br />

⎟<br />

⎠ = −<br />

∫ω n<br />

+<br />

ω + n+1<br />

⎛<br />

∫<br />

⎜<br />

dω∆ (ω) ω − ⎝<br />

e<strong>in</strong>setzen. Auch so erhält man das korrekte Ergebnis (2.21).<br />

B.2 Abbildung auf die halbunendliche Kette<br />

ω + n<br />

ω<br />

dω ′ ∆ ( ω ′) ⎞<br />

⎟<br />

⎠ ω + n+1<br />

(B.10)<br />

Die Transformationskoeffizienten, die Hüpfenergien und die On-Site-Energien der Abbildung<br />

auf die halbunendliche Kette (Kapitel 2.3) erhält man aus e<strong>in</strong>em Koeffizientenvergleich,<br />

<strong>in</strong>dem man die Gleichheit der beiden Formen des Anderson-Modells (2.29) und<br />

(2.30) fordert und die Transformationen (2.31) ausnutzt:<br />

1<br />

2<br />

(<br />

1 + Λ<br />

−1 ) ∑ ( )<br />

Λ −n ω u a † nσ a nσ + ω l b † nσ b nσ<br />

n,σ<br />

!<br />

=<br />

∞∑<br />

n=0,σ<br />

Die Startwerte der Iteration s<strong>in</strong>d natürlich (siehe z.B. [4])<br />

(<br />

) ]<br />

[t n c † nσc n+1σ + c † n+1σ c nσ + ε n c † nσc nσ<br />

u 0n = 1 √<br />

ξ0<br />

k + n , v 0n = 1 √<br />

ξ0<br />

k − n ,<br />

(B.11)<br />

t −1 =<br />

√<br />

ξ0<br />

π , ε −1 ≡ ε f . (B.12)<br />

Als nächstes setzt man die Transformation (2.31) für die Vernichtungsoperatoren auf der<br />

l<strong>in</strong>ken Seite von (B.11) e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Koeffizientenvergleich bezüglich der Operatoren c nσ führt<br />

schließlich auf Gleichungen, die die Berechnung der benötigten Größen ermöglichen.<br />

m > 0:<br />

m = 1:<br />

m = 0:<br />

∞∑<br />

n=0,σ<br />

∞∑<br />

n=0,σ<br />

∞∑<br />

n=0,σ<br />

(<br />

)<br />

ξ n + u 0n a † nσ + ξn − v 0n b † !<br />

nσ = ∑ σ<br />

(<br />

)<br />

ξ n + u 1na † nσ + ξ− n v 1nb † !<br />

nσ = ∑ σ<br />

(<br />

)<br />

ξ n + u mna † nσ + ξ− n v mnb † !<br />

nσ = ∑ σ<br />

( )<br />

ε 0 c † 0σ + t 0c † 1σ<br />

(<br />

)<br />

ε 1 c † 1σ + t 0c † 0σ + t 1c † 2σ<br />

(<br />

)<br />

ε m c † mσ + t m−1c † m−1σ + t mc † m+1σ<br />

(B.13)


114 Anhang B: Nebenrechnungen zu Kapitel 2<br />

Bildet man nun für m = 0 den Antikommutator <strong>mit</strong> c 0σ , so erhält man ε 0 . Der Antikommutator<br />

<strong>mit</strong> c 1σ h<strong>in</strong>gegen ergibt t 0 . Auflösen der Gleichung für m = 0 nach c † 1σ und<br />

E<strong>in</strong>setzen der Transformationsgleichung (2.32) für c † 1σ und c† 0σ liefert letztlich u 1n und<br />

v 1n durch e<strong>in</strong>en erneuten Koeffizientenvergleich. Analoges Vorgehen für m > 0 ergibt die<br />

allgeme<strong>in</strong>en Iterationsgleichungen, die nun vollständig angegeben werden.<br />

t 2 0 = ∑ (<br />

)<br />

ξ n<br />

+ 2 u<br />

2<br />

0n + ξn<br />

− 2 v<br />

2<br />

0n − ε 2 0<br />

n<br />

ε 0 = ∑ (<br />

ξ<br />

+<br />

n u 2 0n + ξn − v0n)<br />

2<br />

n<br />

u 1n = 1 t 0<br />

u 0n<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n − ε 0<br />

)<br />

v 1n = 1 t 0<br />

v 0n<br />

(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε 0<br />

)<br />

(B.14)<br />

t 2 m = ∑ n<br />

= ∑ n<br />

[(<br />

)<br />

ξ n<br />

+ 2 u<br />

2<br />

0n + ξn<br />

− 2 (<br />

v<br />

2<br />

0n − t m−1 ξ<br />

+<br />

n u m−1n u mn + ξn − v ) ]<br />

m−1nv mn − ε 2 m<br />

{ [(ξ<br />

+<br />

n − ε m<br />

)<br />

umn − t m−1 u m−1n<br />

] 2 +<br />

[(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε m<br />

)<br />

vmn − t m−1 v m−1n<br />

] 2<br />

}<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n u 2 mn + ξ− n v2 mn)<br />

ε m = ∑ n<br />

u m+1 = 1<br />

t m<br />

[<br />

umn<br />

(<br />

ξ<br />

+<br />

n − ε m<br />

)<br />

− tm−1 u m−1n<br />

]<br />

v m+1 = 1<br />

t m<br />

[<br />

vmn<br />

(<br />

ξ<br />

−<br />

n − ε m<br />

)<br />

− tm−1 v m−1n<br />

]<br />

(B.15)<br />

Hier sei angemerkt, dass die zweite Gleichung für t 2 m <strong>in</strong> (B.15) numerisch unproblematischer<br />

ist als die erste, da sie immer e<strong>in</strong>en positiven Wert liefert. Man erhält sie, wenn<br />

man den Antikommutator von (B.13) und c † m+1σ<br />

nicht direkt auswertet, sondern für alle<br />

auftretenden c-Operatoren (2.32) e<strong>in</strong>setzt und dann den Antikommutator bestimmt.<br />

Die erste Gleichung führt zum Zusammenbruch der Iteration, wenn sie durch die endliche<br />

Genauigkeit e<strong>in</strong>en negativen Wert für t 2 m ergibt.<br />

B.3 Wellenpakete<br />

Krishna-murthy et al. [18] orientieren sich bei der Diskussion <strong>in</strong> Kapitel 2.3 an folgenden<br />

Grundvorstellungen. Zunächst vere<strong>in</strong>fachen sie das Anderson-Modell dadurch, dass<br />

sie es als isotrop annehmen, genauer, dass die Fermioberfläche vollständig <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelnen isotropen Leitungsbandes <strong>mit</strong> Bandkanten −D und D liegt, und dass die Hybridisierung<br />

nur von ∣ ∣ k<br />

∣ ∣ nicht aber von der Richtung von<br />

−→ k abhängen soll. Diese Forderungen<br />

führen dazu, dass unter Verwendung von sphärischen Wellen, zentriert an der Störstelle,<br />

als Basissatz für die Leitungsbandzustände die Störstelle nur an s-Wellen koppelt. Da<strong>mit</strong><br />

konnten sie auf Basis der Erkenntnisse über e<strong>in</strong>dimensionale ebene Wellenpakete e<strong>in</strong>ige


B.3 Wellenpakete 115<br />

Eigenschaften der Wellenfunktionen des Leitungsbandes herleiten. Die nun folgende Diskussion<br />

orientiert sich an der Darstellung <strong>in</strong> [8], ähnliche Darstellungen f<strong>in</strong>den sich aber<br />

sicherlich <strong>in</strong> jedem ausführlichen Buch über Quantenmechanik.<br />

E<strong>in</strong> Wellenpaket aus ebenen Wellen ist folgendermaßen def<strong>in</strong>iert:<br />

∫<br />

Ψ (r,t = 0) = d 3 k g (k) e ikr .<br />

(B.16)<br />

Da das gesamte Problem isotrop se<strong>in</strong> soll und nur s-Wellen von Interesse s<strong>in</strong>d, kann man<br />

folgende Vere<strong>in</strong>fachungen vornehmen:<br />

kr = kr und<br />

g (k) = g (k) .<br />

Man kann das Wellenpaket also auf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>dimensionales Problem vere<strong>in</strong>fachen:<br />

∫<br />

Ψ (r,t = 0) = dk g (k) e ikr .<br />

(B.17)<br />

(B.18)<br />

Wichtig bei der Bestimmung des Maximums der Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist nun die<br />

Form der Gewichtungsfunktion g (k). Man schreibt sie <strong>in</strong> der Polardarstellung<br />

g (k) = ∣ ∣ g (k)<br />

∣ ∣e iα(k) .<br />

(B.19)<br />

Ist das Intervall, <strong>in</strong> dem g (k) ungleich null ist, kle<strong>in</strong> genug und g h<strong>in</strong>reichend regulär, kann<br />

man g <strong>mit</strong>tels Taylor-Entwicklung um den Schwerpunkt k 0 der Gewichtungsfunktion g (k)<br />

l<strong>in</strong>earisieren und erhält für das Argument<br />

[ ] dα<br />

α (k) = α(k 0 ) + (k − k 0 ) .<br />

(B.20)<br />

dk<br />

k=k 0<br />

E<strong>in</strong>gesetzt <strong>in</strong> Gleichung (B.18) f<strong>in</strong>det man die Lage des Schwerpunkts des Wellenpakets<br />

bei<br />

[ ] dα<br />

r m (t = 0) =<br />

(B.21)<br />

dk<br />

k=k 0<br />

.<br />

Ob das Maximum des Wellenpakets im Ursprung, also bei der Störstelle, liegt, hängt zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal davon ab, ob die Gewichtungsfunktion g e<strong>in</strong>en Imag<strong>in</strong>ärteil hat. Bei der<br />

Transformation des Anderson-Modells (1.3) auf die Sternform (2.29) ist das sicherlich für<br />

alle Terme <strong>mit</strong> p ≠ 0 der Fall, da es sich ja um e<strong>in</strong>e Fourier-Entwicklung handelt. Dies<br />

beweist die Aussage, dass nur die Zustände <strong>mit</strong> p = 0 an der Störstelle lokalisiert s<strong>in</strong>d. Bei<br />

der Abbildung auf die halbunendliche Kette h<strong>in</strong>gegen wurden reelle Transformationskoeffizienten<br />

verwendet und so<strong>mit</strong> ist der Imag<strong>in</strong>ärteil von g (k) null und alle resultierenden<br />

Wellenpakete s<strong>in</strong>d an der Störstelle lokalisiert.


Anhang C<br />

Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

C.1 Details der iterativen Diagonalisierung<br />

In diesem Anhang soll die iterative Diagonalisierung detaillierter als im Haupttext besprochen<br />

werden, um die Darstellung der Numerischen Renormierungsgruppen-Methode<br />

<strong>in</strong> dieser Arbeit zu vervollständigen. Die im Folgenden gezeigte Vorgehensweise ist abgesehen<br />

von e<strong>in</strong>igen Formulierungen und Erläuterungen analog zu [4] und [18].<br />

Bevor man <strong>mit</strong> der Diagonalisierung beg<strong>in</strong>nen kann, benötigt man e<strong>in</strong>e geeignete Konstruktionsvorschrift<br />

für die Basis des jeweiligen Hilbertraums. Um die später zu diagonalisierenden<br />

Matrizen kle<strong>in</strong> zu halten, charakterisiert man die Basiszustände anhand von<br />

geeigneten Erhaltungsgrößen des Hamilton-Operators (3.1). Diese s<strong>in</strong>d analog zu [18] die<br />

Ladung ˆQ N = ˆN − N+2<br />

2<br />

– hier ist ˆN der Operator der Gesamtteilchenzahl – der Gesamtsp<strong>in</strong><br />

Ŝ2 und die z-Komponente des Gesamtsp<strong>in</strong>s Ŝz. Es werden also die Eigenzustände von<br />

H N so berechnet, dass sie auch gleichzeitig Eigenzustände von ˆQ, Ŝ2 und Ŝz s<strong>in</strong>d.<br />

Ausgangspunkt der iterativen Diagonalisierung ist der Störstellenanteil des Anderson-<br />

Hamilton-Operators H SIAM , der gleich H −1 ist.<br />

]<br />

H −1 = Λ −1 H imp = Λ −1 [ ∑<br />

σ<br />

ε −1 c † −1σ c −1σ + Uc † −1↑ c −1↑c † −1↓ c −1↓<br />

(C.1)<br />

E<strong>in</strong>e Basis, die H −1 diagonalisiert, ist leicht gefunden, die Störstelle kann unbesetzt oder<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em beziehungsweise zwei Fermionen besetzt se<strong>in</strong>. Daher s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />

Basiszustände:<br />

〉 ∣<br />

∣ 0 = ∣Q = −1,S = 0,Sz = 0 〉 −1<br />

c † 〉 ∣<br />

∣<br />

−1σ 0 = ∣0,<br />

1<br />

2 ,σ〉 −1<br />

〉 ∣<br />

∣ 0 = ∣1,0,0<br />

〉−1 . (C.2)<br />

c † −1↑ c† −1↓<br />

Die Indizes ∣ ∣ ...<br />

〉N der Eigenzustände geben an, auf welchen Hamilton-Operator H N beziehungsweise<br />

Iterationsschritt N der NRG sich ihre Quantenzahlen beziehen. Bei der Berechnung<br />

von Matrixelementen wird nur e<strong>in</strong> solcher Index angegeben, da ke<strong>in</strong>e Matrixelemente<br />

zwischen Zuständen aus verschiedenen Iterationsschritten auftreten. Die entsprechende<br />

117


118 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

Schreibweise ist also 〈 ... ∣ ∣O ∣ ∣... 〉 N . Die Eigenenergien von H −1 s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> den Zuständen<br />

(C.2) ganz offensichtlich:<br />

E −1 (−1,0,0) = 0<br />

E −1<br />

(<br />

0, 1 2 ,σ )<br />

= Λ −1 ε −1<br />

E −1 (1,0,0) = Λ −1 (2ε −1 + U)<br />

(C.3)<br />

Nun wird e<strong>in</strong> Platz zur Kette h<strong>in</strong>zugefügt, so dass folgender Hamilton-Operator diagonalisiert<br />

werden muss:<br />

H 0 = √ ΛH −1 + ∑ (<br />

)]<br />

[ε 0 c † 0σ c 0σ + t −1 c † −1σ c 0σ + c † 0σ c −1σ . (C.4)<br />

σ<br />

Als Basis des zugehörigen Hilbertraums kann man folgenden Satz von Zuständen aus der<br />

Basis von H −1 konstruieren:<br />

{ ∣∣<br />

Q,S,S z<br />

〉<br />

−1<br />

}<br />

⊗ {∣ ∣0 〉 , ∣ ∣ ↑ 〉 , ∣ ∣ ↓ 〉 , ∣ ∣ ↑↓ 〉} 0 .<br />

(C.5)<br />

Daraus müssen nun orthonormierte Basiszustände <strong>mit</strong> den Quantenzahlen Q, S und S z<br />

von H 0 konstruiert werden, bevor <strong>mit</strong> der Diagonalisierung fortgefahren werden kann.<br />

Dies wird nun für den allgeme<strong>in</strong>en Fall diskutiert. Sei also der Operator H N bereits diagonalisiert<br />

und se<strong>in</strong>e Basis sei<br />

{∣ ∣ w 〉 } {∣<br />

N = ∣ Q,S,S z ,r 〉 N<br />

}<br />

, (C.6)<br />

wobei w e<strong>in</strong> Index ist, der die Eigenzustände von 1 bis zur Dimension des Hilbert-Raums<br />

von H N durchnummeriert; der Index r steht für weitere Dimensionen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

{Q,S,S z }-Unterraums. Die Basis für den neu h<strong>in</strong>zugefügten Platz der Kette ist vierdimensional:<br />

{∣ ∣i<br />

〉}<br />

=<br />

{∣ ∣0<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↑<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↓<br />

〉<br />

,<br />

∣ ∣ ↑↓<br />

〉}<br />

, i = 1,2,3,4 . (C.7)<br />

Die neue Basis für H N+1 ist da<strong>mit</strong>:<br />

{ ∣∣<br />

w,i 〉 N+1}<br />

= {∣ ∣w 〉 N ⊗ ∣ ∣i 〉} =<br />

{ ∣∣Q,S,Sz<br />

= ,r;0 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↑ 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↓ 〉 N+1 ,∣ ∣ Q,S,Sz ,r; ↑↓ 〉 }<br />

.<br />

N+1<br />

(C.8)<br />

In dieser Darstellung beziehen sich die dem Index w entsprechenden Quantenzahlen<br />

{Q,S,S z ,r} auf das System H N und geben nicht die Quantenzahlen der Basiszustände<br />

des Systems H N+1 wieder. Aus den Zuständen ∣ w,i müssen also zuerst die passenden<br />

L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen gebildet werden, so dass sie dann Eigenzustände von<br />

〉N+1<br />

Ladung


C.1 Details der iterativen Diagonalisierung 119<br />

und Sp<strong>in</strong> von H N+1 s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig sollen sie noch orthonormiert se<strong>in</strong>. Mit diesen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen erhält man leicht die folgende Konstruktionsvorschrift:<br />

∣ Q,S,Sz ,r;1 〉 N+1 = ∣ Q + 1,S,Sz ,r;0 〉 N+1<br />

∣<br />

∣Q,S,S z ,r;2 〉 N+1 = a∣ ∣Q,S − 1 2 ,S z − 1 2 ,r; ↑ 〉 N+1 + b∣ ∣Q,S − 1 2 ,S z + 1 2 ,r; ↓ 〉 N+1<br />

∣ Q,S,Sz ,r;3 〉 N+1 = c∣ ∣<br />

1 Q,S +<br />

2 ,S z − 1 2 ,r; ↑ 〉 N+1 + d∣ ∣<br />

1 Q,S +<br />

2 ,S z + 1 2 ,r; ↓ 〉 N+1<br />

∣ Q,S,Sz ,r;4 〉 N+1 = ∣ Q − 1,S,Sz ,r; ↑↓ 〉 N+1 .<br />

(C.9)<br />

Hier s<strong>in</strong>d nun Q, S und S z tatsächlich die Quantenzahlen des neuen Systems <strong>mit</strong> dem<br />

Hamilton-Operator H N+1 . Da die Hamilton-Operatoren H N <strong>mit</strong> Ladung, Gesamtsp<strong>in</strong> und<br />

dessen z-Komponente vertauschen, ist H N+1 <strong>in</strong> der Basis (C.9) auf jeden Fall blockdiagonal.<br />

Das heißt, dass es ke<strong>in</strong>e Matrixelemente zwischen Unterräumen <strong>mit</strong> verschiedenem<br />

Q, S oder S z gibt. Die Vorfaktoren a, b, c und d werden so bestimmt, dass die neuen<br />

Basisvektoren e<strong>in</strong> Orthonormalsystem bilden.<br />

√ √<br />

S + Sz S −<br />

a =<br />

2S<br />

, b = Sz<br />

,<br />

2S<br />

√ √<br />

S − Sz + 1 S +<br />

c =<br />

2S + 2 , d = Sz + 1<br />

(C.10)<br />

2S + 2<br />

In dieser Basis müssen nun die Matrixelemente von H N+1 berechnet werden. Sie werden<br />

anschließend zur Diagonalisierung genutzt. Hier erkennt man den Vorteil der so konstruierten<br />

Basiszustände. Der erste und zweite Summand <strong>in</strong> Gleichung (C.11) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Basis<br />

(C.9) nämlich schon diagonal und die Matrixelemente des ersten Summanden ergeben sich<br />

sofort aus den Eigenenergien von H N . Auch die Matrixelemente des zweiten Summanden<br />

lassen sich leicht bestimmen, so dass nur noch die Matrixelemente des dritten Summanden,<br />

des Kopplungsterms, etwas mühsamer zu berechnen s<strong>in</strong>d. Die gesuchten Matrixelemente<br />

s<strong>in</strong>d von der Form<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣ HN+1<br />

∣ ∣Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 N+1 =<br />

= √ Λ 〈 Q,S,S z ,r;i ∣ ∣<br />

∣H N Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 N+1<br />

+ Λ N 〈<br />

2 Q,S,Sz ,r;i ∣ ∑ ε N+1 c † N+1σ c ∣<br />

N+1σ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 N+1<br />

σ<br />

〈<br />

+ Λ N 2 Q,S,Sz ,r;i ∣ ∑ σ<br />

t N<br />

(c † Nσ c N+1σ + c † N+1σ c Nσ) ∣∣Q,S,Sz<br />

,r ′ ;j 〉 N+1 . (C.11)<br />

Der erste Summand liefert folgende Energien:<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣H N<br />

∣ ∣ Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 N+1 = ⎧⎪ ⎨<br />

⎪ ⎩<br />

E N (Q + 1,S,r) δ rr ′ i = j = 1<br />

E N<br />

(<br />

Q,S −<br />

1<br />

2 ,r) δ rr ′ i = j = 2<br />

E N<br />

(<br />

Q,S +<br />

1<br />

2 ,r) δ rr ′ i = j = 3<br />

E N (Q − 1,S,r) δ rr ′ i = j = 4 .<br />

(C.12)


120 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

S ↓ σ →<br />

1<br />

2<br />

− 1 2<br />

S ′ + 1 2<br />

√<br />

S ′ +S z+ 1 2<br />

2S ′ +1<br />

√<br />

S ′ −S z+ 1 2<br />

2S ′ +1<br />

S ′ − 1 2<br />

−√<br />

S ′ −S z+ 1 2<br />

2S ′ +1<br />

√<br />

S ′ +S z+ 1 2<br />

2S ′ +1<br />

Tabelle C.1: Clebsch-Gordon-Koeffizienten 〈 S ′ ,S ′ z, 1 2 ,σ∣ ∣ S,Sz<br />

〉<br />

.<br />

Der zweite Summand trägt folgende Matrixelemente bei:<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;i ∣ ∣ ∑ σ<br />

0 j = 1<br />

⎧⎪<br />

ε N+1 c † N+1σ c ∣<br />

N+1σ∣Q,S,S z ,r ′ ;j 〉 ⎨<br />

N+1 = ε N+1 δ rr ′ i = j = 2<br />

ε N+1 δ rr ′ i = j = 3<br />

⎪ ⎩<br />

2ε N+1 δ rr ′ i = j = 4 .<br />

(C.13)<br />

Wie bereits erwähnt, erfordern die Beiträge des dritten Summanden e<strong>in</strong>en etwas größeren<br />

Aufwand:<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;i ∣ c<br />

†<br />

Nσ c N+1σ + c † N+1σ c ∣<br />

Nσ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 i,j = 1,2,3,4 .<br />

N+1 (C.14)<br />

Aufgrund der speziellen Wahl der Basis s<strong>in</strong>d sie aber reell, so dass es wegen<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;i ∣ c<br />

†<br />

∣ Q,S,Sz ,r ′ ;j 〉 = 〈 Q,S,S z ,r ′ ;j ∣ c<br />

†<br />

∣ Q,S,Sz ,r;i 〉<br />

Nσ c N+1σ<br />

N+1σ c Nσ<br />

(C.15)<br />

genügt, e<strong>in</strong>en dieser beiden Werte zu berechnen. Schließlich lässt sich auch das Wigner-<br />

Eckart-Theorem [19] anwenden, da man die Operatoren c (†)<br />

Nσ<br />

als Komponenten e<strong>in</strong>es Tensors<br />

-ter Stufe auffassen kann. Angewandt auf den vorliegenden Fall lautet es (vergleiche [4]):<br />

1<br />

2<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r ∣ ∣ c<br />

†<br />

Nσ<br />

∣ Q ′ ,S ′ ,S z,r ′ ′〉 N = 〈 Q,S,r ∣ ∣ c<br />

† ∣ ∣ Q ′ ,S ′ ,r ′〉 N〈<br />

S ′ ,S z, ′ 1 2 ,σ∣ 〉<br />

∣ S,Sz . (C.16)<br />

Der erste Faktor auf der rechten Seite von (C.16) ist e<strong>in</strong> sogenanntes reduziertes Matrixelement,<br />

das nicht mehr von S z abhängt; der zweite Faktor ist e<strong>in</strong> Clebsch-Gordon-Koeffizient<br />

für die Addition e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>- 1 2 zu e<strong>in</strong>em System <strong>mit</strong> Gesamtsp<strong>in</strong> S′ . Alle benötigten Clebsch-<br />

Gordon-Koeffizienten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle C.1 zusammengefasst. Da<strong>mit</strong> lassen sich die benötigten<br />

Matrixelemente leicht berechnen. Im Folgenden werden nur die nichtverschw<strong>in</strong>denden<br />

Elemente angegeben:<br />

∑〈 Q,S,Sz ,r;1 ∣ c<br />

†<br />

σ<br />

∑〈 Q,S,Sz ,r;1 ∣ c<br />

†<br />

σ<br />

Nσ c N+1σ<br />

Nσ c N+1σ<br />

N<br />

∣ Q,S,Sz ,r ′ ;2 〉 N+1 = 〈 Q + 1,S,r ∣ ∣ c<br />

†<br />

∣ ∣ 1<br />

N Q,S −<br />

2 ,r′〉 N ≡ a<br />

∣ Q,S,Sz ,r ′ ;3 〉 N+1 = 〈 Q + 1,S,r ∣ ∣ c<br />

†<br />

∣ ∣ 1<br />

N Q,S +<br />

2 ,r′〉 N ≡ b


C.1 Details der iterativen Diagonalisierung 121<br />

∑<br />

σ<br />

∑<br />

σ<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;2 ∣ ∣c † Nσ c N+1σ∣<br />

∣Q,S,S z ,r ′ ;4 〉 N+1 =<br />

〈<br />

Q,S,Sz ,r;3 ∣ ∣c † Nσ c N+1σ∣<br />

∣Q,S,S z ,r ′ ;4 〉 N+1 =<br />

√<br />

2S 〈 1<br />

= Q,S −<br />

2S + 1 2 ,r∣ ∣ ∣ ∣c † ∣ ∣ N<br />

∣Q − 1,S,r ′〉 N ≡ c<br />

√<br />

2S + 2 〈 1<br />

= − Q,S +<br />

2S + 1 2 ,r∣ ∣ ∣ c<br />

†<br />

∣ ∣ N Q − 1,S,r<br />

′ 〉 N ≡ d . (C.17)<br />

Mit diesen Ergebnissen kann man jetzt beg<strong>in</strong>nen, sich e<strong>in</strong> Bild der zu diagonalisierenden<br />

Matrix zu machen. Hier ist zunächst die schon erwähnte blockdiagonale Form zu bedenken,<br />

wodurch nur Matrixelemente <strong>mit</strong> Q = Q ′ , S = S ′ und S z = S z ′ berücksichtigt werden<br />

müssen. Am besten beg<strong>in</strong>nt man dabei <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Ausschnitt der vollen Matrix, <strong>in</strong><br />

dem Q, S, S z , r und r ′ festgelegt und so<strong>mit</strong> i und j die verbleibenden Indizes s<strong>in</strong>d.<br />

⎛<br />

B 1 ≡ √ Λ⎜<br />

⎝<br />

B 2 ≡ Λ N 2<br />

B 3 ≡ Λ N 2<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

E N,Q+1,S,r δ rr ′ 0 0 0<br />

0 E N,Q,S−<br />

1<br />

2 ,r δ rr ′ 0 0<br />

0 0 E N,Q,S+<br />

1<br />

2 ,r δ rr ′ 0<br />

0 0 0 E N,Q−1,S,r δ rr ′<br />

0 0 0 0<br />

0 ε N+1 δ rr ′ 0 0<br />

0 0 ε N+1 δ rr ′ 0<br />

0 0 0 2ε N+1 δ rr ′<br />

0 t N a t N b 0<br />

t N a 0 0 t N c<br />

t N b 0 0 t N d<br />

0 t N c t N d 0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(C.18)<br />

Die drei Matrizen B 1 , B 2 und B 3 enthalten die Beiträge der drei Summanden aus Gleichung<br />

(C.11). Mit A r,r ′ ≡ B 1 + B 2 + B 3 kann man nun den nächstgrößeren Ausschnitt der<br />

Hamilton-Matrix aufbauen, für den nur noch Q, S und S z festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />

⎛<br />

⎞<br />

A 1,1 A 1,2 ... A 1,rmax<br />

H Q,S,Sz ≡<br />

A 2,1 A 2,2 .<br />

⎜<br />

⎝<br />

.<br />

. ..<br />

⎟ (C.19)<br />

⎠<br />

A rmax,1 ... A rmax,r max<br />

Die gesamte Hamilton-Matrix H N+1 ist aus Blöcken der Form (C.19) aufgebaut und hängt<br />

nicht mehr von S z ab:<br />

⎛<br />

⎞<br />

H Qm<strong>in</strong> ,S,S z<br />

0 ... 0<br />

.<br />

H N+1 =<br />

0 .. .<br />

⎜<br />

⎟ (C.20)<br />

⎝ .<br />

⎠<br />

0 ... H Qmax,S,S z


122 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

Die Diagonalisierung erfolgt numerisch. Sie liefert die Eigenenergien E N+1 sowie die zugehörigen<br />

Eigenvektoren, die wiederum e<strong>in</strong>e unitäre Transformation der Form (3.7) liefern<br />

(siehe [4]):<br />

∣ Q,S,Sz ,w 〉 N+1 = ∑ U Q,S (w,ri) ∣ Q,S,Sz ,r,i 〉 N+1 . (C.21)<br />

r,i<br />

Diese bildet die Basis (C.9) auf die Basis der Eigenzustände von H N+1 ab, deren Form<br />

Gleichung (C.6) entspricht. Außerdem ermöglicht sie die Bestimmung der reduzierten Matrixelemente<br />

für den folgenden Iterationsschritt über den Zusammenhang (siehe wieder<br />

[4]):<br />

〈 ∣∣ Q,S,w c † ∣<br />

N+1∣ ∣ ∣Q ′ ,S ′ ,w ′〉 N+1 =<br />

= ∑ [<br />

(<br />

U QS (w,rk) U Q ′ S ′ w ′ ,r1 ) ± 2S′ + 1<br />

2S + 1 U (<br />

QS (w,r4) U Q ′ S ′ w ′ ,rk′ )] (C.22)<br />

r<br />

Hierbei gelten die folgenden Bed<strong>in</strong>gungen:<br />

S = S ′ + 1 2 ⇒ „ + “ und k = 2, k′ = 3<br />

S = S ′ − 1 2 ⇒ „ − “ und k = 3, k′ = 2 .<br />

(C.23)<br />

Um nun die iterative Diagonalisierung <strong>mit</strong> Hilfe des Computers durchführen zu können,<br />

muss man nur noch die reduzierten Matrixelemente für N = −1 kennen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [4]<br />

angegeben:<br />

〈 ∣∣ − 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ 〉<br />

−1 − 1,0<br />

−1 = 0 〈 0, 1 ∣ ∣ 2 c<br />

†<br />

∣ ∣ −1 − 1,0<br />

〉−1 = 1 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ −1 − 1,0<br />

〈 ∣∣ 〉−1 = 0<br />

− 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ 〉<br />

−1 0,<br />

1<br />

2 −1 = 0 〈 0,<br />

1∣ ∣ 2 c<br />

†<br />

∣ ∣ −1 0,<br />

1<br />

2<br />

〉−1 = 0 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ 〉<br />

−1 0,<br />

1<br />

2<br />

= −√ 2<br />

〈 ∣∣ − 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ −1 1,0<br />

〉−1 = 0 〈 0,<br />

1∣ ∣ 2 c<br />

†<br />

∣ ∣ −1 1,0<br />

〉−1 = 0 〈 ∣∣ 1,0 ∣c †<br />

∣ ∣ −1 1,0<br />

〉−1 = 0 .<br />

(C.24)<br />

C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation<br />

Bei der Berechnung der thermodynamischen Größen müssen häufig Ableitungen berechnet<br />

werden. Auch die <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K wird <strong>mit</strong>tels e<strong>in</strong>er Wendepunktanalyse bestimmt,<br />

die die Kenntnis der zweiten Ableitung der Entropie nach der Temperatur voraussetzt. Die<br />

Berechnung des Wilson-Verhältnisses R erfordert sogar e<strong>in</strong>e Interpolation der Datensätze<br />

von magnetischer Suszeptibilität und Koeffizient der spezifischen Wärme, um Wertepaare<br />

bei geme<strong>in</strong>samen Temperaturen zu erhalten. Daher wird <strong>in</strong> diesem Kapitel die Lagrange-<br />

Interpolation vorgestellt, die auch zur numerischen Ableitung führt. Dabei folgt die hier<br />

gegebene E<strong>in</strong>führung der sehr ausführlichen Darstellung <strong>in</strong> [23]. Diese Werkzeuge werden<br />

anschließend auf die <strong>in</strong> dieser Arbeit auftretenden Probleme angewendet. Auch die Schwächen<br />

numerischer Differentiation werden diskutiert.


C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation 123<br />

C.2.1<br />

Lagrange-Interpolation<br />

Gegeben seien n+1 diskrete, paarweise verschiedene Stützstellen (x i ,y i ) <strong>mit</strong> i = 0,1,... ,n<br />

e<strong>in</strong>er Funktion f (x) <strong>mit</strong> f (x i ) = y i . Gesucht ist hierzu e<strong>in</strong> Polynom n-ten Grades<br />

P n (x) = a 0 + a 1 x + ... + a n x n<br />

(C.25)<br />

<strong>mit</strong> der Eigenschaft<br />

P n (x i ) = y i ,<br />

(C.26)<br />

das e<strong>in</strong>e Näherung der Funktion f darstellt. E<strong>in</strong> Polynom <strong>mit</strong> den gewünschten Merkmalen<br />

ist gegeben durch<br />

P n (x) ≡<br />

L i (x) ≡<br />

n∑<br />

y i L i (x)<br />

i=0<br />

n∏<br />

j=0<br />

j≠i<br />

L i (x k ) = δ ik .<br />

x − x j<br />

x i − x j<br />

(C.27)<br />

(C.28)<br />

(C.29)<br />

Wie sich leicht zeigen lässt (siehe [23]), existiert zu den Stützstellen (x i ,y i ) genau e<strong>in</strong> solches<br />

Polynom. Zur Herleitung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Algorithmus, der das Interpolationspolynom<br />

P n (x) berechnet, müssen die Funktionen L i (x) etwas umgeformt werden:<br />

⎞<br />

L i (x) =<br />

n∏<br />

j=0<br />

j≠i<br />

x − x j<br />

= 1<br />

x i − x j<br />

⎛<br />

⎝ 1<br />

x − x i<br />

∏ n<br />

j=0<br />

j≠i<br />

(x i − x j ) ⎠<br />

n∏<br />

(x − x k ) . (C.30)<br />

k=0<br />

Hier<strong>mit</strong> def<strong>in</strong>iert man<br />

λ i ≡<br />

n∏<br />

j=0<br />

j≠i<br />

1<br />

x i − x j<br />

µ i ≡ λ i<br />

x − x i<br />

<strong>mit</strong> i = 0,1,... ,n .<br />

(C.31)<br />

(C.32)<br />

Unter Verwendung dieser Def<strong>in</strong>itionen wird das Interpolationspolynom (C.27) zu<br />

( n∑<br />

)<br />

∏ n<br />

P n (x) = µ i y i (x − x k ) . (C.33)<br />

i=0<br />

Wählt man y i = 1 für alle i, so f<strong>in</strong>det man folgende allgeme<strong>in</strong> gültige Identität, da die µ i<br />

ja nicht von der Wahl der y i abhängen,<br />

n∏<br />

(x − x k ) =<br />

k=0<br />

k=0<br />

1<br />

∑ n<br />

i=0 µ i<br />

, (C.34)


124 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

und erhält letztlich für das Interpolationspolynom<br />

P n (x) =<br />

∑ n<br />

i=0 µ iy i<br />

∑ n<br />

i=0 µ i<br />

. (C.35)<br />

Gleichung (C.35) heißt auch „baryzentrische Formel der Lagrange-Interpolation“. Zur Herleitung<br />

des gesuchten Algorithmus, der auf e<strong>in</strong>fache Weise die Koeffizienten λ i berechnet,<br />

muss man nur noch wissen, wie sich die λ i verändern, wenn e<strong>in</strong>e neue Stützstelle<br />

(x n+1 ,y n+1 ) h<strong>in</strong>zugefügt wird. Hierzu benötigt man die leicht zu beweisende Beziehung<br />

(siehe wieder [23])<br />

n∑<br />

λ i = 0 für n 1 .<br />

(C.36)<br />

i=0<br />

Der Satz der λ i für n + 1 Stützstellen wird im folgenden <strong>mit</strong> λ (n)<br />

i<br />

bezeichnet, der für n + 2<br />

Stützstellen <strong>mit</strong> λ (n+1)<br />

i<br />

. Aus Gleichung (C.31) erhält man<br />

λ (n+1)<br />

i<br />

= λ (n)<br />

i<br />

1<br />

für i = 0,1,... ,n<br />

x i − x n+1<br />

(C.37)<br />

Der letzte Koeffizient λ (n+1)<br />

n+1 folgt dann aus Gleichung (C.36). Da<strong>mit</strong> lässt sich nun e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>faches Rekursionsschema aufsetzen. Man startet wegen Gleichung (C.37) <strong>mit</strong> λ (0)<br />

0 = 1.<br />

Die Rekursion für k = 1,2,... ,n ist dann<br />

λ (k)<br />

i<br />

λ (k)<br />

k<br />

1<br />

für i = 0,1,... ,k − 1<br />

x i − x k<br />

∑<br />

λ (k)<br />

i<br />

. (C.38)<br />

= λ (k−1)<br />

i<br />

k−1<br />

= −<br />

i=0<br />

Wenn alle λ (n)<br />

i<br />

berechnet s<strong>in</strong>d, kann man die µ i für e<strong>in</strong>en Interpolationswert x bestimmen<br />

und da<strong>mit</strong> den <strong>in</strong>terpolierten Wert y = P n (x). Im Fall äquidistanter Stützstellen <strong>mit</strong><br />

Abstand h, also x 1 = x 0 + h, x 2 = x 0 + 2h usw. vere<strong>in</strong>fachen sich die λ i zu<br />

( )<br />

λ i = (−1)n<br />

h n (−1) i n<br />

, (C.39)<br />

n! i<br />

wobei der erste Faktor <strong>in</strong> P n (x) herausfällt.<br />

C.2.2<br />

Anwendung der Lagrange-Interpolation: Numerische Ableitung<br />

Das im vorhergehenden Abschnitt e<strong>in</strong>geführte Interpolationspolynom (C.27) kann zur Herleitung<br />

von Regeln für die numerische Ableitung der Funktion f (x) verwendet werden,<br />

deren Näherung das Polynom ist. Hier muss vorausgesetzt werden, dass die Funktion f<br />

zum<strong>in</strong>dest n-mal stetig differenzierbar se<strong>in</strong> soll. Man nutzt folgende Form von P n (x):<br />

P n (x) =<br />

n∑ ∏<br />

y i λ i (x − x j ) . (C.40)<br />

i=0<br />

j=0<br />

j≠i


C.2 Details zur numerischen Ableitung und Interpolation 125<br />

Hieraus erhält man dann leicht für die n-te Ableitung<br />

d n P n (x)<br />

dx n =<br />

n∑<br />

y i λ i n! ≈ f (n) (x) .<br />

i=0<br />

(C.41)<br />

Dieses Verfahren f<strong>in</strong>det hauptsächlich im Fall äquidistanter Stützstellen <strong>mit</strong> Abstand h<br />

Anwendung, da <strong>in</strong> diesem Fall die gesonderte Berechnung der Faktoren λ i entfällt. Mit den<br />

λ i aus Gleichung (C.39) erhält man dann<br />

f (n) (x) ≈ 1<br />

h n<br />

n∑<br />

( )<br />

(−1) n−i n<br />

y i .<br />

i<br />

i=0<br />

(C.42)<br />

Die Stelle ξ, an der Gleichung (C.42) die Funktion f (n) (x) am besten approximiert, ist<br />

meist der Mittelpunkt der verwendeten Stützstellen. Man kann diese Näherung verbessern,<br />

<strong>in</strong>dem man f (n) (x) über die n-te Ableitung von P m (x) <strong>mit</strong> m > n berechnet.<br />

Im Falle nicht-äquidistanter Stützstellen bestimmt man die erste Ableitung am e<strong>in</strong>fachsten<br />

<strong>mit</strong>tels P 1 (x), also über e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Näherung. Das Ergebnis ist dann e<strong>in</strong>fach<br />

f ′ (x M ) ≈ y 1 − y 0<br />

x 1 − x 0<br />

<strong>mit</strong> x M = 1 2 (x 0 + x 1 ) .<br />

(C.43)<br />

Hier ist es nämlich egal, ob die Stützstellen gleiche Abstände vone<strong>in</strong>ander haben oder nicht,<br />

da ohneh<strong>in</strong> nur jeweils zwei von ihnen betrachtet werden. Bei äquidistant verteilten Stützstellen<br />

erhält man e<strong>in</strong> bis O ( h 4) korrektes Ergebnis für die erste Ableitung über P 4 (x).<br />

Man berechnet hierzu P ′ 4 (x 2), da x 2 der Mittelpunkt der fünf verwendeten Stützstellen ist:<br />

P ′ 4 (x 2 ) = 1<br />

12h (y 0 − 8y 1 + 8y 3 − y 4 ) = f ′ (x 2 ) + O ( h 4) .<br />

(C.44)<br />

C.2.3<br />

Anwendung auf die Thermodynamik des Störstellen-Anderson-<br />

Modells und Probleme<br />

Die erste Ableitung gemäß Gleichung (C.43) wird <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2 zur Berechnung der<br />

Entropie aus der Freien Energie verwendet. Auch der Koeffizient der spezifischen Wärme<br />

γ wird auf diese Weise aus der Entropie bestimmt. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.3 gezeigt, ist γ<br />

durch die zweite Ableitung der Freien Energie nach der Temperatur gegeben. Da<strong>mit</strong> erhält<br />

man e<strong>in</strong>e Formel, die den Koeffizienten der spezifischen Wärme durch die Freie Energie<br />

ausdrückt:<br />

γ ( T N<br />

′ ) ∂<br />

∂T<br />

=<br />

F (N+1)<br />

SIAM<br />

( ) ∂F<br />

≈ S 1 − S 2<br />

∂T T 1 − T 2<br />

(N−1)<br />

−F N SIAM +Λ− 2 (EG,N+1 + √ ΛE G,N)<br />

T N+1 −T N−1<br />

− F (N−1)<br />

SIAM<br />

1<br />

2 [(T N+1 + T N−1 ) − (T N−1 + t N−3 )]<br />

(N−3) N−2<br />

−F SIAM +Λ− 2 (E G,N−1 + √ ΛE G,N−2)<br />

T N−1 −T N−3<br />

(C.45)


126 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

Hier ist die Temperatur T<br />

N ′ = 1 2 T N−1 + 1 4 (T N+1 + T N−3 ). Die magnetische Suszeptibilität<br />

wird vollkommen analog zur Entropie durch Ableitung des effektiven magnetischen<br />

Moments berechnet.<br />

Die Ableitung nach Gleichung (C.44) wird zur Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-Temperatur verwendet.<br />

Da sich der Wertebereich der Temperatur über sehr viele Zehnerpotenzen erstreckt<br />

und T N sehr kle<strong>in</strong> wird, wird die Entropie auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Skala differenziert.<br />

Statt nach T wird nach dem Zehnerlogarithmus der Temperatur log (T) abgeleitet. Das<br />

bedeutet<br />

∂S<br />

∂log (T) ∣ ≈<br />

log(T ′<br />

N )<br />

1<br />

12log (Λ) (S N−2 − 8S N−1 + 8S N+1 − S N+2 ) ,<br />

(C.46)<br />

wobei S N abkürzend für S (T<br />

N ′ ) aus Gleichung (3.20) geschrieben wurde. Dies ist möglich,<br />

da auf e<strong>in</strong>er logarithmischen Temperaturskala die gegebenen Stützstellen äquidistant <strong>mit</strong><br />

Abstand log (Λ) verteilt s<strong>in</strong>d (siehe auch Abbildung 3.3). Nach zweimaliger Differentiation<br />

muss der resultierende Datensatz nur noch nach e<strong>in</strong>er Nullstelle durchsucht werden.<br />

Aus dieser ergibt sich dann die <strong>Kondo</strong>-Temperatur. Praktisch werden die Daten dazu nach<br />

Vorzeichenwechseln <strong>in</strong> der zweiten Ableitung der Entropie zwischen zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />

Temperaturpunkten abgesucht. Anhand e<strong>in</strong>er numerischen Bed<strong>in</strong>gung muss dann<br />

entschieden werden, ob es sich bei dem Vorzeichenwechsel nur um Rauschen um die Null<br />

oder um e<strong>in</strong>e wirkliche Nullstelle handelt. Handelt es sich tatsächlich um e<strong>in</strong>e Nullstelle,<br />

wird die zweite Ableitung zwischen den gefundenen Temperaturen l<strong>in</strong>ear <strong>in</strong>terpoliert und<br />

die Nullstelle der Interpolationsgeraden bestimmt.<br />

Generell ist beim numerischen Ableiten Vorsicht geboten. Bei der Bestimmung der <strong>Kondo</strong>-<br />

Temperatur wird die Entropie nach dem Logarithmus der Temperatur abgeleitet. Dies ist<br />

unerheblich, da ja lediglich e<strong>in</strong>e analytische Eigenschaft von S (T) gesucht ist. Deren Lage<br />

hängt nicht davon ab, ob man die Entropie auf e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen oder e<strong>in</strong>er logarithmischen<br />

Skala betrachtet. Lediglich die Numerik ist im letzteren Fall zuverlässiger, da nicht Quotienten<br />

von Zahlen berechnet werden müssen, die sich um viele Größenordnungen unterscheiden.<br />

Will man jedoch e<strong>in</strong>e bestimmte physikalische Größe berechnen, die als Ableitung<br />

e<strong>in</strong>er anderen def<strong>in</strong>iert ist, macht es e<strong>in</strong>en großen Unterschied, ob man beispielsweise nach<br />

T oder nach log (T) ableitet. Denn die beiden Ableitungen hängen ja über<br />

∂S ∂S<br />

= ln (10) T<br />

∂log (T) ∂T<br />

(C.47)<br />

zusammen. Bei e<strong>in</strong>er analytischen Betrachtung würde dies ke<strong>in</strong>e Schwierigkeit darstellen.<br />

Bei numerischer Ableitung ergeben sich jedoch e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten. Da ja nur <strong>mit</strong> diskreten<br />

Stützstellen gearbeitet wird, ist nicht ganz klar, welcher Wert der Temperatur auf<br />

der rechten Seite von Gleichung (C.47) steht und ob sie die gleiche ist, an der auch die<br />

Ableitungen auf beiden Seiten gültig s<strong>in</strong>d. Die Verbesserung, die die Ableitung nach dem<br />

Logarithmus der Temperatur <strong>mit</strong> sich br<strong>in</strong>gt, würde so vermutlich auch wieder verloren<br />

gehen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> müssen Ableitungen konsistent se<strong>in</strong>, wenn zwei Größen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>ander verglichen<br />

werden, wie es bei der Berechnung des Wilson-Verhältnisses der Fall ist. Hier muss der


C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion 127<br />

Quotient aus magnetischer Suszeptibilität und dem Koeffizienten der spezifischen Wärme<br />

berechnet werden. Da<strong>mit</strong> die Ergebnisse konsistent s<strong>in</strong>d, ist es wichtig, dass beide Größen<br />

auf die gleiche Weise, also <strong>mit</strong> der gleichen Ableitungsformel und der gleichen numerischen<br />

Genauigkeit, berechnet wurden. Denn nur so s<strong>in</strong>d die durch die Numerik e<strong>in</strong>gebrachten systematischen<br />

Fehler gleich und heben sich bei der Berechnung e<strong>in</strong>es Quotienten gegenseitig<br />

auf. Insbesondere beim Wilson-Verhältnis ist das wichtig, da es im Fall des Störstellen-<br />

Anderson-Modells zum Beispiel <strong>mit</strong> V ≫ U gerade 2 ergeben muss. So ist es auch von<br />

Bedeutung, ob e<strong>in</strong>e Größe <strong>in</strong>nerhalb des NRG-Hauptprogramms während der iterativen<br />

Diagonalisierung aus dem Programmspeicher heraus berechnet wird oder danach, so dass<br />

die E<strong>in</strong>gabegrößen für die Differentiation aus e<strong>in</strong>er Datei e<strong>in</strong>gelesen werden müssen. Daher<br />

wurde für diese Arbeit die Berechnung von γ imp und χ imp <strong>in</strong> den Algorithmus zur iterativen<br />

Diagonalisierung <strong>in</strong>tegriert.<br />

C.3 Berechnung der Störstellen-Spektralfunktion<br />

In Kapitel 3.2.6 wurde die Bedeutung der Störstellen-Spektralfunktion A f (ω) anschaulich<br />

erklärt und ihre pr<strong>in</strong>zipielle Berechnung <strong>mit</strong>tels der Vielteilchen-Theorie hergeleitet. Die<br />

so aufgestellte Gleichung lautet:<br />

A σ (ω) = 1 ∑<br />

∣ 〈 i ∣ ∣ 〉∣ ( )<br />

c−1σ∣j ∣<br />

2 δ (ω + Ei − E j ) e −βE i<br />

+ e −βE j<br />

Z<br />

i,j<br />

. (C.48)<br />

Die explizite Berechnung dieses Ausdrucks <strong>mit</strong> Hilfe der Informationen, die die iterative<br />

Diagonalisierung liefert, ist ausführlich <strong>in</strong> [6] beschrieben. Die wesentlichen Punkte werden<br />

hier aber kurz wiederholt. Am e<strong>in</strong>fachsten ist zunächst die Betrachtung des Grenzfalls<br />

T → 0. Dann treten <strong>in</strong> Gleichung (C.48) nur noch Matrixelemente auf, <strong>in</strong> denen entweder<br />

∣ ∣j 〉 = ∣ ∣0 〉 oder ∣ ∣i 〉 = ∣ ∣0 〉 <strong>mit</strong> dem Grundzustand ∣ ∣0 〉 gilt. Dies sieht man leicht e<strong>in</strong>,<br />

wenn man Gleichung (C.48) <strong>mit</strong> eβE G<br />

multipliziert und den Limes β → ∞ ausführt. Im<br />

e βE G<br />

Iterationsschritt N der iterativen Diagonalisierung hat man da<strong>mit</strong><br />

A N σ (ω,T = 0) = 1 ∑<br />

∣ 〈 i ∣ ∣<br />

∣c −1σ 0 〉 ∣ 2 δ ( ω + E N )<br />

Z N (T = 0)<br />

N i<br />

i<br />

1 ∑<br />

+<br />

∣ 〈 0 ∣ ∣ 〉<br />

c−1σ∣j ∣ 2 δ ( ω − E N )<br />

Z N (T = 0)<br />

N j<br />

j<br />

(C.49)<br />

da die Grundzustandsenergie EG N <strong>in</strong> jedem Schritt auf 0 gesetzt wird. Die charakteristische<br />

Energie-Skala des Hamilton-Operators H N wird <strong>in</strong> [6] <strong>mit</strong> ω N = 1 (<br />

2 1 + Λ<br />

−1 ) Λ − N−1<br />

2 angegeben<br />

und ist proportional zur Temperatur T N aus Kapitel 3.2.1. Das Frequenz-Intervall,<br />

<strong>in</strong> dem Gleichung (C.49) die Störstellen-Spektralfunktion gut nähert, ist nach oben durch<br />

die Beschneidung des Hilbert-Raumes nach jedem Iterationsschritt begrenzt, die die hochenergetischen<br />

Anregungen verwirft. Für Frequenzen unterhalb von ω N kann (C.49) nur e<strong>in</strong>e<br />

Näherung se<strong>in</strong>, da die niederenergetischen Anregungen erst <strong>in</strong> Hamilton-Operatoren H M<br />

<strong>mit</strong> M > N enthalten s<strong>in</strong>d, wie <strong>in</strong> Kapitel 2.3 begründet wird. Daher ist A N σ (ω,T = 0)


128 Anhang C: Nebenrechnungen zu Kapitel 3<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Intervalls [ω N ,K (Λ) ω N ] e<strong>in</strong>e gute Näherung von A σ (ω,T = 0). Die Zahl<br />

K (Λ) liegt nach [6] normalerweise zwischen 5 und 10.<br />

E<strong>in</strong> Problem bleibt noch bestehen. Auf diese Weise erhält man wegen der δ-Funktionen <strong>in</strong><br />

(C.49) immer nur diskrete Spektren. Um die berechneten Spektren <strong>mit</strong> Messungen vergleichen<br />

zu können, ersetzt man daher die δ-Funktionen durch glatte Funktionen, beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e Gauß-Verteilung, deren Halbwertsbreite noch zu spezifizieren ist. E<strong>in</strong>e genaue<br />

Diskussion dieser Verbreiterungs-Prozedur f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> [6].<br />

Für Temperaturen T > 0 ist die Berechnung der Spektralfunktion wesentlich komplizierter,<br />

da nun Matrixelemente zwischen allen Eigenzuständen ∣ ∣ i<br />

〉<br />

zu Aσ (ω,T) beitragen.<br />

Demnach enthält die Spektralfunktion für endliches T bei ω ≈ ω N Beiträge aus allen Iterationsschritten<br />

n N. Aufgrund der Boltzmann-Faktoren <strong>in</strong> Gleichung (C.48) werden aber<br />

alle Anteile <strong>mit</strong> n < N für ω N > T stark unterdrückt, so dass man bei diesen Frequenzen<br />

ω N folgende Näherung machen kann:<br />

A σ (ω N ,T) ≈ A N σ (ω N ,T)<br />

1 ∑<br />

= ∣ 〈 i ∣ ∣ 〉<br />

c−1σ∣j Z N (T)<br />

i,j<br />

N<br />

∣ 2 δ ( ω N + Ei<br />

N<br />

− E N j<br />

) ( e −βEN i + e −βEN j<br />

)<br />

. (C.50)<br />

Will man allerd<strong>in</strong>gs Frequenzen ω N T betrachten, wird die Berechnung komplizierter<br />

und unzuverlässiger, wie <strong>in</strong> [6] diskutiert wird. In dieser Arbeit soll nur die Spektralfunktion<br />

im Limes T → 0 berechnet werden, wobei jedoch der Algorithmus für endliche<br />

Temperaturen verwendet wird. Daher wird die Temperatur auf e<strong>in</strong>en sehr kle<strong>in</strong>en Wert<br />

gesetzt, für den gegebenenfalls T ≪ T K gilt, wenn es bei den gewählten Parametern e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Kondo</strong>-Temperatur gibt. Die Frequenzen, bei denen die erwähnten Probleme auftauchen,<br />

s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> so nahe bei null, dass sie ke<strong>in</strong>e Rolle mehr spielen.<br />

Zum Abschluss soll nur noch die Berechung der Matrixelemente 〈 i ∣ ∣<br />

∣c −1σ j 〉 N erläutert<br />

werden. Man erhält sie rekursiv aus der Kenntnis der Matrixelemente 〈 i ∣ ∣ c−1σ∣j 〉−1 <strong>mit</strong>tels<br />

der Transformation (3.7):<br />

〈 ∣ ∣ 〉<br />

i∣c−1σ∣j N = ∑ ∑<br />

U i,rk U j,r ′ k ′δ 〈 ∣ ∣<br />

kk ′ r∣c−1σ∣r ′ 〉 N−1 . (C.51)<br />

r,k r ′ ,k ′


Anhang D<br />

Ergänzungen zu Kapitel 4<br />

In Kapitel 4 werden die Ergebnisse von NRG-Rechnungen <strong>mit</strong> verschiedenen Parametersätzen<br />

diskutiert. Um nicht ständig alle Modellparameter aufzählen zu müssen, werden<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Sätzen Namen gegeben, die das verwendete Hybridisierungsmodell und e<strong>in</strong>e<br />

Laufnummer enthalten. Diese s<strong>in</strong>d hier zusammen <strong>mit</strong> den zugehörigen Parametern tabellarisch<br />

aufgeführt. Rechnungen <strong>mit</strong> Hybridisierungsfunktionen gemäß Gleichung (4.1)<br />

werden <strong>mit</strong> potenz-x abgekürzt, Rechnungen <strong>mit</strong> dem Modell (4.2) heißen stufe-x.<br />

Name ∆ 0 a Λ<br />

stufe-1 0.03 0.028 2.5<br />

stufe-2 0.03 0.01 2.5<br />

Tabelle D.1: Zusammenstellung der verwendeten Parametersätze für Hybridisierungsfunktionen<br />

gemäß (4.2).<br />

129


130 Anhang D: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />

Name U ε f Λ ∆ 0 r c 1 c 2<br />

U<br />

π∆ 0<br />

potenz-1 1 −0.5 2.5 0.03 0 0 1 10.6<br />

potenz-2 1 −0.5 2.5 0.07 0 0 1 4.5<br />

potenz-3 1 −0.5 2.5 0.09 0 0 1 3.5<br />

potenz-4 1 −0.5 2.5 0.03 1 −0.5 1 10.6<br />

potenz-5 1 −0.5 2.5 0.03 1 0.5 1 10.6<br />

potenz-6 1 −0.5 2.5 0.03 2 −0.5 1 10.6<br />

potenz-7 1 −0.5 2.5 0.03 2 0.5 1 10.6<br />

potenz-8 1 −0.5 2.5 0.03 3 −0.5 1 10.6<br />

potenz-9 1 −0.5 2.5 0.03 3 0.5 1 10.6<br />

potenz-10 1 −0.5 2.5 0.03 4 −0.5 1 10.6<br />

potenz-11 1 −0.5 2.5 0.03 4 0.5 1 10.6<br />

potenz-12 1 −0.5 2.5 0.03 10 −0.5 1 10.6<br />

potenz-13 1 −0.5 2.5 0.03 10 0.5 1 10.6<br />

potenz-14 1.5 −0.75 2.5<br />

1<br />

2π<br />

0 0 1 3<br />

potenz-15 1 −0.5 1.8<br />

1<br />

π<br />

0 0 1 1<br />

Tabelle D.2: Zusammenstellung der verwendeten Parametersätze für Hybridisierungsfunktionen<br />

gemäß (4.1).


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131


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