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Kondo-Effekt in Systemen mit niedriger Ladungsträgerkonzentration

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8 Kapitel 1: E<strong>in</strong>führung<br />

der Störstelle begünstigen beziehungsweise dieses zerstören. Außerdem lassen sich drei e<strong>in</strong>fache<br />

Grenzfälle des Modells <strong>in</strong>tuitiv verstehen. Hier sollen nun P. W. Andersons Gedanken<br />

kurz erläutert werden. Die Störstelle kann <strong>mit</strong> maximal zwei Elektronen besetzt werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>facher Besetzung trägt sie den Anteil ε f zur Gesamtenergie des Systems bei. Wegen<br />

der Coulomb-Abstoßung U ist dieser Anteil bei Doppeltbesetzung nicht e<strong>in</strong>fach 2ε f , sondern<br />

2ε f +U. Liegt nun ε f unter der Fermikante und 2ε f +U darüber, sorgt also der U-Term<br />

dafür, dass die Störstelle bei nicht zu hohen Temperaturen höchstens e<strong>in</strong>fach besetzt ist<br />

und da<strong>mit</strong> pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong> magnetisches Moment haben könnte. Die Hybridisierung <strong>mit</strong> dem<br />

Leitungsband wirkt dem Coulomb-Term dadurch entgegen, dass sie die Fluktutation des<br />

Sp<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es Störstellen-Elektrons ermöglicht und so e<strong>in</strong> eventuelles magnetisches Moment<br />

unterdrückt. Diese Fluktuationen werden verständlicherweise umso stärker, je größer die<br />

Zustandsdichte des Leitungsbandes ist. Da<strong>mit</strong> ist klar, dass die Stärke der Hybridisierung<br />

und die Zustandsdichte der Leitungselektronen entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die Ausbildung<br />

lokalisierter magnetischer Momente haben. Es ist dann das Zusammenspiel aller Modellparameter,<br />

das das tatsächliche Verhalten des Systems bestimmt.<br />

Nachdem nun der E<strong>in</strong>fluss der e<strong>in</strong>zelnen Terme von (1.3) geklärt ist, hilft es, drei Grenzfälle<br />

des Systems zu untersuchen. Diese s<strong>in</strong>d<br />

a) der Free-Orbital-Grenzfall (FO),<br />

b) der Local-Moment-Grenzfall (LM) und<br />

c) der Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall (SC).<br />

Der FO-Grenzfall liegt vor, wenn man sowohl U = 0 als auch V = 0 wählt. Nun stellt<br />

die Störstelle lediglich e<strong>in</strong> freies Orbital <strong>mit</strong> Energie ε f zusätzlich zum Leitungsband dar.<br />

E<strong>in</strong>e Wechselwirkung existiert hier nicht. Den LM-Grenzfall erhält man bei sehr kle<strong>in</strong>em V<br />

und gleichzeitig sehr großem U. Liegt ε f unter der Fermienergie ε F , dann ist die Störstelle<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Elektron <strong>mit</strong> Sp<strong>in</strong> σ besetzt, da die Gesamtenergie bei Doppeltbesetzung <strong>mit</strong><br />

2ε f +U weit über der Fermikante liegt. Die Hybridisierung ist nicht stark genug, um durch<br />

Sp<strong>in</strong>fluktuationen die Ausbildung e<strong>in</strong>es magnetischen Moments des Störstellen-Elektrons<br />

zu unterb<strong>in</strong>den. Ist h<strong>in</strong>gegen V ≫ U, so sorgt die starke Hybridisierung dafür, dass die<br />

Störstelle ke<strong>in</strong> magnetisches Moment entwickeln kann.<br />

H. R. Krishna-murthy et al. [18] und K. G. Wilson [26] fanden <strong>mit</strong> Hilfe der NRG heraus,<br />

dass sich das Anderson-Modell abhängig von der Temperatur ähnlich wie diese Grenzfälle<br />

verhält und schließlich für T → 0 dem Strong-Coupl<strong>in</strong>g-Grenzfall entspricht. Startet man<br />

von T > 0 und dem FO-Verhalten und senkt dann die Temperatur, so beobachtet man je<br />

nach Wahl der Modellparameter zunächst e<strong>in</strong>en Übergang zum LM-Verhalten <strong>mit</strong> anschließendem<br />

Übergang zum SC-Grenzfall bei der <strong>Kondo</strong>-Temperatur T K – <strong>in</strong> diesem Fall zeigt<br />

das System <strong>Kondo</strong>-Verhalten – oder e<strong>in</strong>en direkten Übergang vom FO- zum SC-Grenzfall.<br />

Die obigen Überlegungen Andersons konnten skizzieren, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen die<br />

Störstelle <strong>in</strong> Wechselwirkung <strong>mit</strong> dem Elektronenbad magnetisch wird. Die Ergebnisse se<strong>in</strong>er<br />

Berechnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abbildungen 1.4 und 1.5 illustriert. Abbildung 1.5 zeigt e<strong>in</strong><br />

Phasendiagramm der Störstelle. Auf der x-Achse ist das <strong>mit</strong> π multiplizierte Verhältnis<br />

zwischen Hybridisierung ∆ – bei Anderson def<strong>in</strong>iert als ∆ = π 〈 V 2〉 ρ(ε) – und Coulomb-<br />

Abstoßung U (y = ∆ U ), auf der y-Achse ist der Parameter x = ε F −ε f<br />

U<br />

aufgetragen. Die

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