Ausgabe - 17 - Produktion
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30 · Management · <strong>Produktion</strong> · 25. April 2013 · Nr. <strong>17</strong><br />
TPM Forum<br />
„Wir glauben an die<br />
<strong>Produktion</strong> in Deutschland“<br />
Sabine Leikep, <strong>Produktion</strong> Nr. <strong>17</strong>, 2013<br />
Zum 15. Mal trafen sich Experten zum Erfahrungsaustausch rund um<br />
das Thema Total Productive Management (TPM). Bei dem TPM-Forum<br />
wurde der Award for Operational Excellence verliehen.<br />
München (gk). Die Essenz von<br />
Total Productive Management<br />
liegt darin, dass es ein umfassendes<br />
Verbesserungssystem ist mit<br />
dem Fokus, bestimmte Null-Ziele<br />
zu erreichen. So die einleitenden<br />
Worte von Professor Dr. Constantin<br />
May, Academic Director der Hochschule<br />
Ansbach, auf dem TPM Forum<br />
in München. „TPM bietet einen<br />
ganz klar formulierten Nordstern.<br />
Er gibt die Richtung vor, in<br />
die sich Unternehmen mit ihren<br />
Verbesserungsbemühungen bewegen<br />
sollten.“ Man habe damit<br />
ein umfassendes Managementsystem,<br />
das auch die Administration<br />
beinhalte und mit leichten Anpassungen<br />
weltweit in allen Kulturen<br />
funktioniere. Denn die Ansprüche<br />
der Menschen seien überall gleich:<br />
Anerkennung erhalten, auf etwas<br />
stolz sein können, gute Arbeit abliefern<br />
und einen Beitrag zur Gesellschaft<br />
leisten. Um diese Ansprüche<br />
zu befriedigen und gleichzeitig<br />
das Unternehmen auf eine<br />
gute Basis zu stellen, stehe eine<br />
Vielzahl bewährter Methoden und<br />
Werkzeuge bereit, die über Jahrzehnte<br />
entwickelt wurden.<br />
„Wir glauben an die <strong>Produktion</strong><br />
in Deutschland“, betonte Uwe Kreidel,<br />
Geschäftsführung Paul Hettich<br />
GmbH & Co. KG in Kirchlengern.<br />
Der Hersteller von Möbelbeschlägen<br />
setzt sich gegen asiatische Kopierer<br />
durch schnelle Innovationen<br />
und starke Markenwerte wie<br />
Qualität, Innovation, Kundennähe<br />
und Zuverlässigkeit durch. Mit einem<br />
hauseigenen Total-Productive-Management-Programm<br />
(TPM) arbeiten alle Mitarbeiter<br />
daran, jegliche Art von Verlusten<br />
und Verschwendung bei Mensch,<br />
Maschine und Material zu vermeiden.<br />
Der Generation Y muss das<br />
Warum erklärt werden<br />
„Der Mensch ist der entscheidende<br />
Faktor bei der erfolgreichen<br />
Umsetzung von TPM“, so die Überzeugung<br />
von Uwe Kreidel. Deshalb<br />
würden alle Mitarbeitenden inklusive<br />
Teilzeitkräften intensiv geschult,<br />
damit jeder in der Lage ist,<br />
Verschwendung zu erkennen und<br />
zu vermeiden. Schlüsselfiguren<br />
seien dabei die Führungskräfte,<br />
denen es obliege, die Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen und Vorbild<br />
zu sein.<br />
Als Irrweg betrachtet Anton Deißer,<br />
ehemaliger Fabrik-des-Jahres-<br />
Sieger und Plant Manager der B.<br />
Braun Medical AG in Escholzmatt,<br />
die Vorgehensweise, Mitarbeiter<br />
durch massiven Einsatz von Lean-<br />
Methoden zur ständigen Produktivitätssteigerung<br />
zu drängen. Deißer<br />
dreht in seinem Werk das ergebnisgetriebene<br />
Management<br />
um und setzt auf Sinnvermittlung<br />
und gesunden Menschenverstand.<br />
„Nur zufriedene Mitarbeiter sorgen<br />
für zufriedene Kunden. Dann<br />
sind auch Umfeld, Umwelt und<br />
letztendlich die Eigentümer zufrieden.<br />
Umsatz und Gewinn muss<br />
man sich immer noch erarbeiten -<br />
das Zusammenzählen der Ergebnisse<br />
ist dann nur noch Fleißaufgabe“,<br />
bringt es der Plant Manager auf<br />
den Punkt. Im Hinblick auf die<br />
nachkommende ‚Generation Y‘<br />
sieht Deißer zudem die dringende<br />
Notwendigkeit zum Wandel im<br />
Führungsverhalten. Die jungen<br />
Menschen seien auf der Suche<br />
nach dem „Why“, das heißt nach<br />
sinnvollen und spannenden Aufgaben<br />
bei gleichzeitiger hoher Eigenverantwortung.<br />
TPM sei eine<br />
ideale Philosophie, um Bedingungen<br />
schaffen, damit diese hohe Eigenmotivation<br />
entsteht.<br />
„TPM bietet einen ganz klar formulierten Nordstern“, sagte Professor Dr. Constantin<br />
May. Rechts: Rajesh Parim.<br />
Bild: Sabine Leikep<br />
Auch indische Firmen<br />
orientieren sich an TPM<br />
Über TPM-Aktivitäten in Indien<br />
berichtete Rajesh Parim, TPM Club<br />
India, Confederation of Indian Industry.<br />
Immer mehr indische Unternehmen<br />
würden erkennen, dass<br />
sich durch Reduzierung von Verlusten<br />
extra Gewinne erzielen lassen.<br />
Mit TPM sei man in der Lage,<br />
wirkungsvolle Standards aufrecht<br />
zu halten. Die Firmen orientierten<br />
sich dabei an dem etablierten<br />
TPM-Haus mit acht Säulen. Man<br />
konzentriere sich zunächst auf den<br />
Shopfloor, später kämen die Bereiche<br />
Sicherheit, Umwelt und Administration<br />
dazu. Die Ergebnisse der<br />
Maßnahmen seien nicht nur finanzieller<br />
Natur – es entstehe insgesamt<br />
eine vorteilhafte Konstitution<br />
des Unternehmens.<br />
Unternehmen, die sich ein Ziel<br />
setzen und wissen möchten, wo sie<br />
stehen, können sich für die Zertifizierung<br />
durch den Award for Operational<br />
Excellence bewerben. Der<br />
Award ist eine Art Navigationssystem<br />
auf dem Weg der kontinuierlichen<br />
Verbesserung. Die Auditoren<br />
der Jury bestätigen damit den Unternehmen,<br />
dass sie ihr Etappenziel<br />
erreicht haben. Silber-Awards<br />
gingen an die Teams von Continental<br />
Focus Factory Chassis & Safety<br />
Regensburg und Deutsche Solar<br />
GmbH, Werk Freiberg/Sachsen.<br />
Bronze-Awards erhielten in diesem<br />
Jahr Vertreter der Unternehmen<br />
KSB AG, Armaturenfertigung,<br />
Werk Pumpen und Armaturen<br />
Standard Frankenthal, der<br />
KAMAX-Werke Rudolf Kellermann<br />
GmbH & Co. KG Werk Osterode/<br />
Harz und der Krones AG, Werke<br />
Neutraubling und Nittenau.<br />
Preis-Gestaltung<br />
„Es gibt keinen Marktpreis“<br />
Gunnar Knüpffer, <strong>Produktion</strong> Nr.<br />
<strong>17</strong>, 2013<br />
Nach Einschätzung von Simon-<br />
Kucher & Partners hat auch die<br />
B2B-Branche in engen Märkten<br />
viel mehr Spielraum bei der<br />
Preisgestaltung, als gemeinhin<br />
angenommen wird.<br />
Bonn. Führungskräfte der B2B-<br />
Unternehmen stufen ihre eigene<br />
Preis-Gestaltung als mittelmäßig<br />
ein. Wären die Teilnehmer der<br />
B2B-Pricing Konferenz von Simon-<br />
Kucher & Partners Fußball-Manager,<br />
würden sich zwei Drittel im<br />
Pricing in der ‚Bundesliga‘ oder ‚2.<br />
Bundesliga‘ einstufen. Nur 6 %<br />
spielen in der ‚Champions League‘,<br />
glauben also, viel richtig zu machen.<br />
Hingegen gibt jeder Zehnte<br />
zu, nur in der Regionalliga zu spielen.<br />
Harald L. Schedl und Dr. Philip<br />
Grothe, Partner bei Simon-Kucher,<br />
stellten zu Beginn der Veranstaltung<br />
klar, dass Pricing unter Einsatz<br />
von professionellen Werkzeugen<br />
bei der Schaffung von Preistransparenz<br />
beginnen muss, um langfristige<br />
Erfolge zu bringen. Nur so<br />
seien systematische Preiserhöhungen<br />
überhaupt erfolgreich durchführbar.<br />
Dabei habe der Wettbewerb<br />
beim Pricing häufig weit weniger<br />
Einfluss, als man denken<br />
mag: „Es gibt sicher ein gewisses<br />
Marktpreisniveau. Aber es gibt kei-<br />
Jeder einzelne Verkauf habe seinen eigenen Preis, sagte Simon-Kucher-Partner<br />
Harald L. Schedl bei der B2B-Pricing-Konferenz der Beratung. Bild: Fotolia<br />
nen Marktpreis. Denn jeder einzelne<br />
Verkauf hat seinen eigenen<br />
Preis“, so Schedl. „Geht nicht, gibt’s<br />
nicht: Auch die B2B-Branche hat in<br />
engen Märkten noch viel mehr<br />
Preisspielraum als gedacht.“<br />
Laut Befragung vor Ort sehen die<br />
Teilnehmer die größten Herausforderungen<br />
beim Pricing in den Bereichen<br />
Preissetzung und -durchsetzung<br />
beim Kunden sowie der<br />
Entwicklung einer Preisstrategie.<br />
Für die Preisexperten von Simon-<br />
Kucher ist vor allem eine Veränderung<br />
in der Vertriebsarbeit der<br />
Unternehmen notwendig. Es reiche<br />
etwa nicht, Zielpreise festzule-<br />
gen, wenn sie vom Vertrieb nicht<br />
durchgesetzt werden. „Der Vertrieb<br />
hat eine Schlüsselrolle“, so<br />
Grothe. „Hier muss der Preis verteidigt<br />
werden, auch gegen den Widerstand<br />
der Kunden.“ Durch Rabatte<br />
erreiche man vielleicht mehr<br />
Absatz, aber nur kurzfristigen Gewinn.<br />
Auf lange Sicht verliere das<br />
Produkt aber an Wert und es drohten<br />
schmalere Margen. „Ihre Kunden<br />
kennen ihre Preise oft besser<br />
als Sie selbst und sind daher harte<br />
Verhandlungspartner.“ Entsprechend<br />
müsse der Vertrieb besser<br />
im kommerziellen Verhandeln geschult<br />
werden.<br />
Wuppertal. Der Wuppertaler Mittelstandsfinanzierer<br />
akf bank hat<br />
die Ernst Factoring GmbH mit Sitz<br />
in Hamburg übernommen. Damit<br />
erweitert der Finanzdienstleister<br />
sein Angebot und steigt in den<br />
Markt für Factoring ein.<br />
Die Ernst factoring GmbH finanziert<br />
mittelständische Unternehmen<br />
aus ganz Deutschland auf der<br />
Basis von Factoring. Sie hat ein aktuelles<br />
Ankaufvolumen von 75 Mio<br />
Euro. Das Angebot umfasst neben<br />
Full-Service mit Forderungsankauf,<br />
Ausfallversicherung und Debitorenmanagement<br />
auch Varianten<br />
wie Inhouse- und Reverse-<br />
Factoring.<br />
Der Gründer von Ernst Factoring,<br />
Volker Ernst, ist Vorstandsvor-<br />
Ernst factoring<br />
akf bank setzt auf Factoring<br />
Gunnar Knüpffer<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>17</strong>, 2013<br />
Der Finanzdienstleister akf bank<br />
steigt in das Factoring-Geschäft<br />
ein. Aus diesem Grund erwarb das<br />
Wuppertaler Unternehmen die<br />
1998 gegründete Ernst factoring<br />
GmbH in Hamburg.<br />
sitzender des Bundesverbands<br />
Factoring für den Mittelstand<br />
(BFM). Ernst engagiert sich für hohe<br />
Qualitätsstandards beim Factoring<br />
und gute Rahmenbedingungen<br />
für Finanzierungen im Mittelstand.<br />
Künftig wird Volker Ernst die<br />
Ernst factoring GmbH als eigenständige<br />
Gesellschaft innerhalb<br />
der akf-Gruppe weiterführen. Von<br />
der akf Bank wird die Geschäftsführung<br />
des Factoring-Spezialisten<br />
um Folker Weise erweitet.<br />
Finanzierung entlang der<br />
Wertschöpfungskette<br />
Der Fokus von Ernst factoring<br />
liegt auf kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Zusätzliche Aktivitäten<br />
sollen gestartet werden für<br />
neue Kundengruppen aus dem<br />
größeren Mittelstand und mit passenden<br />
Lösungen für die Umsatzfinanzierung.<br />
Künftig soll die Produktpalette<br />
der akf-Gruppe kombinierte<br />
Factoring-, Investitionsund<br />
Finanzierungskonzepte entlang<br />
der Wertschöpfungskette ermöglichen.<br />
Die akf bank in Wuppertal erwirbt die Ernst factoring GmbH.<br />
Bild: akf bank