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Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag

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2.2 Morphologie, Kolmation und Grundwasserhaushalt<br />

2.2.1 Gerinnemorphologie<br />

In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die <strong>Rhone</strong><br />

zwischen Brig und dem Lac Léman fast auf<br />

ihrer ganzen Länge kanalisiert und durch<br />

Dämme befestigt worden (Service Fédéral<br />

des Routes et des Digues, 1964; Baumann,<br />

2004; Weber et al., eingereicht). So wurde<br />

im Rahmen der ersten und zweiten <strong>Rhone</strong>korrektion<br />

aus einem ursprünglich verzweigten<br />

Alpenfluss ein begradigter<br />

und mit Blockwürfen,<br />

Buhnen und<br />

Vorländern stark verbauter<br />

Kanal. Während bei<br />

der ersten Korrektion<br />

noch eine gewisse morphologische<br />

Vielfalt erhalten<br />

blieb, verschwanden<br />

durch die zweite<br />

Korrektion auch die meisten<br />

zuvor noch vorhandenen<br />

flussmorphologischen<br />

Strukturen wie<br />

Verzweigungen, Kiesbänke, Riffles etc. aus<br />

der <strong>Rhone</strong> (Mariétan, 1953; Sauvan, 1984).<br />

Die ursprüngliche Dynamik des Flusses lässt<br />

sich heute noch am einzigen morphologisch<br />

intakt gebliebenen Flussabschnitt zwischen<br />

Leuk und Sierre verfolgen (Bezzola, 1989;<br />

Brögli, 2001). In dieser 9.2 km langen Restwasserstrecke<br />

führen die nach wie vor auftretenden<br />

Hochwässer der <strong>Rhone</strong>, der starke<br />

Geschiebeeintrag aus dem Illgraben sowie<br />

die grosse seitliche Bewegungsfreiheit<br />

des Flusses immer wieder dazu, dass sich<br />

einerseits neue Strukturen wie Kiesbänke<br />

und Seitenarme bilden, andererseits aber<br />

auch bestehende Strukturen sich verlagern<br />

oder verschwinden.<br />

In den übrigen Fliessstrecken wurde der<br />

<strong>Rhone</strong>lauf durch die systematische Regulierung<br />

gestreckt (Peter und Weber, 2004). So<br />

wird das uniforme Gerinne der <strong>Rhone</strong> als<br />

morphologisch stark beeinträchtigt bis naturfremd<br />

eingestuft (Tockner et al., 2004a). Die<br />

Breiten- und Tiefenunterschiede sind sehr<br />

Abbildung 15: Schematischer Querschnitt durch das <strong>Rhone</strong>ufer mit den<br />

Temperatur-Messstellen.<br />

Abbildung 16: Temperaturmessungen im ufernahen <strong>Rhone</strong>wasser (A) und<br />

Grundwasser (B) bei Fully. Die Temperaturschwankungen in der <strong>Rhone</strong> werden<br />

zeitverzögert durch konvektive Wärmeübertragung an das Grundwasser<br />

weitergegeben. Dispersion verursacht eine Verschmierung des Signals im<br />

Grundwasser.<br />

gering. Seitenarme fehlen und Laufwindungen<br />

sind selten und minimal. Die Sohle mit<br />

einer uniformen Breite ist in weiten Teilen<br />

abgepflästert und kolmatiert (Kapitel 2.2.2),<br />

die Uferbereiche durch Blockwurf stabilisiert.<br />

Durch die Kanalisierung wurden auch die<br />

Auen stark beeinträchtigt. Wo noch Reste<br />

existieren, ist sowohl deren Längsvernetzung<br />

(Beziehung zwischen den Auenzonen)<br />

als auch deren Quervernetzung (Beziehung<br />

zwischen den Ufergesellschaften) nur noch<br />

schwach ausgeprägt (Roulier und Vadi,<br />

2004).<br />

Die zwischen dem eigentlichen<br />

Gerinne<br />

und der Dammkrone<br />

liegenden Vorländer<br />

werden nur bei relativ<br />

grossen Hochwässern<br />

überflutet und<br />

fallen deshalb als<br />

aquatische oder amphibische<br />

Lebensräume<br />

ausser Betracht<br />

(Baumann,<br />

2004). Dies gilt auch<br />

für die meisten natürlichen<br />

Zuflüsse im<br />

Talboden, welche<br />

hart verbaut und dadurch<br />

in unterschiedlichem<br />

Masse hydrologisch<br />

wie morphologisch<br />

beeinträchtigt<br />

sind (Brögli, 2001).<br />

RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 23

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