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Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag

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2.3 Wasserqualität<br />

2.3.1 Temperatur der <strong>Rhone</strong><br />

Der <strong>Schwall</strong>betrieb hat je nach Jahreszeit<br />

unterschiedliche Auswirkungen auf das<br />

Temperaturregime der <strong>Rhone</strong>. Der Betrieb<br />

der hydroelektrischen Kraftwerke im Wallis<br />

glättet den ursprünglichen (natürlichen) Jahresverlauf<br />

der Wassertemperatur. Im Winter<br />

liegt heute die Temperatur um bis zu 2°C<br />

über dem natürlichen Niveau, da turbiniertes<br />

Wasser aus den temperierten Stauseen die<br />

<strong>Rhone</strong> erwärmt. Im Frühling und im Sommer<br />

ist der Fluss heute ca. 1°C kühler, was vor<br />

allem auf den Entzug der Energie durch die<br />

Stromproduktion zurückzuführen ist (Meier<br />

et al., 2004). Diese Aussage deckt sich<br />

auch mit Erkenntnissen anderer Autoren.<br />

So ist die Temperatur der Hasliaare im Winter<br />

rund 1°C höher als bei vergleichbaren<br />

Flüssen, was auf die Turbinierung von wärmerem<br />

Tiefenwasser aus Speicherbecken<br />

der Kraftwerke Oberhasli zurückzuführen ist<br />

(Oppeliguer, 2004).<br />

Durch <strong>Schwall</strong>- und <strong>Sunk</strong>erscheinungen treten<br />

in der <strong>Rhone</strong> v.a. im März/April und September/Oktober<br />

kurzfristige Temperaturschwankungen<br />

von bis zu 2.4 °C h -1 auf. Bei<br />

besonders stark beeinflussten Zuflüssen wie<br />

der Lonza und der Lizerne wird der tägliche<br />

Temperaturverlauf total verändert (z.B. Maxima<br />

in der Nacht statt am Nachmittag). Die<br />

Erhöhung der Wassertemperatur um 0.8 °C<br />

in den letzten 20 Jahren durch die Klimaveränderung<br />

hat die kühlenden Effekte der<br />

Wasserkraftwerke teilweise kompensiert<br />

(Meier et al., 2004).<br />

Die durch den Kraftwerksbetrieb bedingte,<br />

saisonale Temperaturveränderung ist relativ<br />

gering und aus ökologischer Sicht kaum<br />

gravierend, da sich viele Organismen an<br />

langfristige Verschiebungen anpassen können<br />

(Meier et al., 2004). Grössere Auswirkungen<br />

haben die kurzfristigen Temperatursprünge<br />

des <strong>Schwall</strong>betriebes. Die Messungen<br />

in den verschiedenen Zuflüssen der<br />

<strong>Rhone</strong> zeigen, dass vor allem an Wochentagen,<br />

wenn die Kraftwerke kaltes Wasser<br />

aus den Stauseen turbinieren, die Temperatur<br />

in stark genutzten Bächen wie der Lonza<br />

oder der Vispa, innert kürzester Zeit um<br />

mehr als 3°C absinken kann. Auch in der<br />

<strong>Rhone</strong> bei Fully wurden Temperaturveränderungen<br />

von bis zu 2.4°C innerhalb einer<br />

Stunde gemessen (Meier et al., 2004).<br />

Im Rahmen der Kolmationsuntersuchungen<br />

in der <strong>Rhone</strong> konnten diese regelmässigen<br />

Temperaturvariationen zur Beschreibung<br />

der Interaktion zwischen Grund- und Flusswasser<br />

genutzt werden (Kapitel 2.2.2).<br />

Rasche Temperaturschwankungen wirken<br />

sich unterschiedlich auf aquatische Organismen<br />

aus. Arten mit kurzen Reproduktionsintervallen<br />

werden weniger beeinträchtigt als<br />

solche mit einer langsameren Entwicklung.<br />

Auch jene (als kaltstenotherm bezeichneten)<br />

Arten, die wärmeres Wasser<br />

meiden, sind besser an die Bedingungen<br />

flussabwärts von kühlen Kraftwerks-Einleitungen<br />

angepasst. Empfindliche Organismen<br />

werden dagegen stärker beeinträchtigt<br />

und u.U. sogar ganz aus dem Gewässer<br />

verdrängt (Frutiger, 2004). So haben rasche<br />

Temperaturschwankungen verschiedene<br />

negative Auswirkungen auf den Metabolismus<br />

von Fischen (Kapitel 2.5.4).<br />

Der Einfluss der <strong>Rhone</strong>-Korrektionen (Kapitel<br />

2.2.1) auf die Wassertemperatur kann<br />

nicht quantifiziert werden, da für die Zeit davor<br />

keine Messungen vorliegen. Für eine<br />

Abschätzung können jedoch Flüsse wie der<br />

Tagliamento als Referenz dienen. So fallen<br />

etwa beim Tagliamento, dem letzten grossen<br />

und weitgehend unverbauten Alpenfluss,<br />

v.a. die grossen Temperaturunterschiede<br />

über das breiten Querprofil auf: In<br />

den Schwemmebenen des Tieflandes können<br />

die Differenzen zwischen den Lebensräumen<br />

(Hauptfluss, Seitenarme, Totarme<br />

und Grundwasseraufstösse) bis zu 15°C betragen<br />

(Meier et al., 2004).<br />

Es ist daher auch für die ursprüngliche, unkorrigierte<br />

<strong>Rhone</strong> von einer hohen Temperaturvariabilität<br />

im Quer- und Längsverlauf<br />

auszugehen. Durch die Fluss-Korrektionen<br />

wurden die Wasseroberfläche, die Aufenthaltszeit<br />

des Wassers und der Austausch<br />

mit dem Grundwasser verringert, weshalb<br />

auch der Energieaustausch mit Atmosphäre<br />

und Sediment abnahm. Die kanalisierte<br />

<strong>Rhone</strong> ist daher praktisch über den gesamten<br />

Querschnitt gleich warm bzw. kalt. Rückzugsmöglichkeiten<br />

wie Totarme und Stillwasserzonen<br />

mit abweichenden Temperaturen<br />

sind nicht mehr vorhanden oder für die<br />

Fliessgewässerorganismen nicht mehr zugänglich<br />

(Meier et al., 2004).<br />

Um die negativen Effekte des veränderten<br />

Temperaturhaushalts in der <strong>Rhone</strong> zu vermindern,<br />

empfehlen Meier et al. (2004) folgende<br />

Massnahmen:<br />

• Anbindung von Totarmen und Seitenbächen,<br />

damit die Fliessgewässerorganismen<br />

bei ungünstigen Temperaturbedingungen<br />

in der <strong>Rhone</strong> Rückzugsmöglichkeiten<br />

haben;<br />

RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 26

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