Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
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Am höchsten stiegen die<br />
Driftdichten von Algen und<br />
Makroinvertebraten im Alpenrhein<br />
bei Erreichen jener<br />
Abfluss-Schwelle, bei<br />
der auch die Mobilisierung<br />
von Feinsedimenten<br />
(Schwebstoffe, Feinsand)<br />
auf der Flussohle einsetzte<br />
(Abbildung 26). Es ist anzunehmen,<br />
dass auch in<br />
der <strong>Rhone</strong> ganz ähnliche<br />
Mechanismen wirksam sind.<br />
2.5.2 Laterale Konnektivität<br />
Andere biotische Funktionen<br />
sind in schwallbeeinflussten<br />
Gewässern bisher<br />
weniger häufig untersucht<br />
worden als das Stranden<br />
und die Drift (Baumann und<br />
Klaus, 2003). Das liegt<br />
auch daran, dass sich der<br />
<strong>Schwall</strong>betrieb nur bei wenigen<br />
Prozessen so direkt<br />
auswirkt und deshalb auch<br />
so eindeutig als Ursache für<br />
die festgestellten Veränderungen<br />
festzumachen ist.<br />
Abbildung 26: A: Driftdichte des Makrozoobenthos am 23./24.5.2001<br />
in der <strong>Rhone</strong> bei Riddes während eines <strong>Schwall</strong>durchganges. Die Abflussganglinie<br />
der <strong>Rhone</strong> ist aus der LHG-Messstation Sion und dem<br />
Betriebswasser der Zentrale Nendaz (Kraftwerk Cleuson-Dixence) berechnet.<br />
Rohdaten der Driftmessung aus Uhlmann (2001). B: Driftdichte<br />
des Makrozoobenthos und Volumen des transportierten Feinsedimentes<br />
im Alpenrhein bei Untervaz während eines <strong>Schwall</strong>durchganges<br />
am 13./14.2.2000. Der Pegelstand wurde direkt bei der Drift-<br />
Messstelle erfasst. Daten aus ARGE Trübung Alpenrhein (2001).<br />
Von besonderer Bedeutung sind in einem<br />
Flusssystem neben der zeitlichen Dimension<br />
der einzelnen Prozesse auch die Verbindungen<br />
bzw. die Durchgängigkeit (Konnektivität)<br />
zwischen verschiedenen Lebensräumen<br />
in den drei räumlichen Richtungen<br />
(longitudinal, lateral, vertikal; Ward, 1989).<br />
So sind in einem natürlichen Alpenfluss die<br />
aquatischen und terrestrischen Habitate<br />
beidseits der Uferlinie und deren wirbellose<br />
Bewohner "funktional und räumlich eng miteinander<br />
verbunden" (Hering, 1995). Durch<br />
<strong>Schwall</strong>betrieb wird diese laterale Konnektivität<br />
oft wesentlich beeinflusst:<br />
Abbildung 27: Individuen-Verhältnis von grossen Wolfsspinnen<br />
(Familie Lycosidae) zu sehr kleinen Zwergspinnen (Familie Linyphiidae)<br />
am Ufer einiger Aufweitungen an der Oberen Drau. Die<br />
Aufweitung Spittal ist als einzige durch starken <strong>Schwall</strong>betrieb<br />
geprägt. Aus Ökoteam (2003), Wiedergabe mit Erlaubnis.<br />
• Der <strong>Schwall</strong>betrieb beeinträchtigt die<br />
Uferfauna v.a. dadurch, dass in der periodisch<br />
überfluteten Wasserwechselzone<br />
(Kapitel 2.4.4) die Porenräume der<br />
Schotter- und Kiesbänke von Feinsediment-Ablagerungen<br />
verstopft oder überdeckt<br />
werden (Kolmation; Kapitel 2.2.2).<br />
Auf diese Weise werden den Organismengruppen<br />
der Spinnen, Lauf- und<br />
Kurzflügelkäfern wichtige Rückzugsräume<br />
(Refugien) genommen, worin sie sich<br />
zum Schutz gegen andere Räuber und<br />
teilweise auch gegen Hochwasser zurückziehen<br />
könnten. Eine verstärkte<br />
"Zementierung" der ufernahen<br />
Schotterflächen wurde auch in<br />
der <strong>Schwall</strong>strecke der Oberen<br />
Drau bei Spittal in Kärnten<br />
festgestellt (ÖKOTEAM, 2003).<br />
In der Folge stieg der Anteil an<br />
kleinen Zwergspinnen, welche<br />
die verbliebenen Refugien<br />
noch eher nutzen können. Geringe<br />
absolute Werte und Anteile<br />
wiesen in Spittal hingegen<br />
die grossen Wolfsspinnen auf<br />
(Abbildung 27). Darunter war<br />
auch die Riesenwolfsspinne<br />
Arctosa cinerea, die Paetzold<br />
(2005) von allen untersuchten<br />
Alpenflüssen (darunter die<br />
<strong>Rhone</strong>) nur noch im hydrolo-<br />
RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 37