Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diese sogenannte Wasserwechselzone ist<br />
als Lebensraum sowohl für aquatische als<br />
auch für terrestrische Organismen nur sehr<br />
eingeschränkt nutzbar und daher oft spärlich<br />
besiedelt (Verödungszonen; Schnell,<br />
2005). Es gibt aber vereinzelt auch Arten,<br />
welche mit den speziell harschen Bedingungen<br />
in der Wasserwechselzone vergleichsweise<br />
gut zurecht kommen und deshalb<br />
in der Uferzone von <strong>Schwall</strong>strecken<br />
mangels Konkurrenz ansehnliche Besiedlungsdichten<br />
erreichen können (ARGE Trübung<br />
Alpenrhein, 2001; Baumann und<br />
Klaus, 2003). Zu diesen toleranten Arten<br />
gehören etwa gewisse fädige Grünalgen<br />
oder die Larve der Köcherfliege Allogamus<br />
auricollis, welche auch in der <strong>Rhone</strong> verbreitet<br />
sind (Baumann, 2004). Karaus (2005)<br />
fand Allogamus auricollis in Uferproben vom<br />
<strong>Rhone</strong>-Unterlauf als eine der wenigen und<br />
teilweise sogar als einzige Vertreterin der<br />
Eintags, Stein- und Köcherfliegen (EPT).<br />
Abbildung 24: Makrozoobenthos des <strong>Rhone</strong>ufers entlang eines<br />
Gradienten von der Wasserlinie bei <strong>Schwall</strong> in Richtung Flussmitte.<br />
Aufnahme durch Uhlmann (2001) am 22./23.5.2001 bei Riddes.<br />
Die Lage der Uferlinie bei tiefem Wasserstand (<strong>Sunk</strong>) ist<br />
nur ungefähr bestimmbar und wird deshalb durch einen Bereich<br />
angegeben (graue Schattierung).<br />
Ein drastisches Beispiel für die Auswirkungen<br />
von kraftwerksbedingten Wasserspiegelschwankungen<br />
auf die Besiedlung eines<br />
Flussufers hat Gislason (1985) am Skagit<br />
River im US-Bundesstaat Washington dokumentiert<br />
(Abbildung 23). Der Fluss wies<br />
1976 einen ausgeprägten <strong>Schwall</strong>betrieb<br />
auf mit teilweise sehr ausgedehnten trokkenfallenden<br />
Uferzonen. 1977 herrschten<br />
aufgrund grosser Trockenheit hingegen<br />
gleichbleibend tiefe Abflüsse, weshalb sich<br />
auch keine Wasserwechselzone ausbildete.<br />
Dank dieser besonderen Umstände wurde<br />
sichtbar, wie dicht besiedelt der benetzte<br />
Uferbereich bei konstanter Wasserführung<br />
war und in welchem Ausmass diese Areale<br />
hoher benthischer Vielfalt ("hot spots" im<br />
Querprofil) durch den <strong>Schwall</strong>betrieb entvölkert<br />
wurden — bis hinein in den ständig benetzten<br />
Bereich.<br />
Abbildung 23: Benthos-Aufnahmen (nur Insekten)<br />
zu verschiedenen Jahreszeiten während zweier<br />
Jahre in einem Querprofil des Skagit River. Die<br />
vertikale rote Linie markiert jeweils die tiefste Lage<br />
der Uferlinie bei <strong>Sunk</strong>, der rot eingefärbte Bereich<br />
die Wasserwechselzone zwischen <strong>Schwall</strong><br />
und <strong>Sunk</strong> während der einzelnen Untersuchungsperioden.<br />
Grafik aus Gislason (1985), leicht verändert.<br />
In der <strong>Rhone</strong> deuten die Untersuchungen<br />
von Uhlmann (2001) an der stark schwallbeeinflussten<br />
Stelle bei Riddes in eine ähnliche<br />
Richtung (Abbildung 24). In den exponierten,<br />
bei <strong>Sunk</strong> teilweise trockenfallenden<br />
Streifen entlang der Flussufer war das Makrozoobenthos<br />
auch in der <strong>Rhone</strong> quantitativ<br />
und qualitativ stark beeinträchtigt. Bei<br />
zukünftigen Revitalisierungsmassnahmen ist<br />
deshalb zu berücksichtigen, dass<br />
die Wasserwechselzonen mit zunehmender<br />
Verbreiterung des<br />
Flusses und Abflachung der Ufer<br />
immer ausgedehnter werden<br />
können. Je nach Ausmass des<br />
<strong>Schwall</strong>betriebes, d.h. nach der<br />
Lage der Revitalisierungsstrecke<br />
im Längsverlauf, ist dabei mit einer<br />
mehr oder weniger stark veränderten<br />
benthischen Besiedlung<br />
zu rechnen. Durch das regelmässige<br />
Trockenfallen grösserer<br />
Uferbereiche können aber<br />
auch etliche ökologische Funktionen<br />
des Lebensraumes und<br />
der Lebensgemeinschaft beeinträchtigt<br />
werden (bzw. bleiben),<br />
welche an diese Uferzonen gebunden<br />
sind (z.B. Fortpflanzung<br />
vieler Fischarten, Emergenz von<br />
Makroinvertebraten usw.).<br />
RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 35