Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
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wird der Abfluss gegenüber den natürlichen<br />
Verhältnissen stark vermindert. In diesen<br />
Restwasserstrecken herrscht im Gegensatz<br />
zu den <strong>Schwall</strong>strecken oft nicht zuviel,<br />
sondern zuwenig Variation in der Wasserführung<br />
(Forstenlechner et al., 1997; Favre,<br />
2004), weshalb etwa im Spöl künstliche<br />
Hochwasser erzeugt werden (Scheurer und<br />
Molinari, 2003). Die Restwassermenge unmittelbar<br />
vor der Kraftwerks-Zentrale bildet in<br />
der Regel auch den Grundabfluss am Anfang<br />
der <strong>Schwall</strong>strecke zu jenen Zeiten, in<br />
denen nicht turbiniert wird (<strong>Sunk</strong>).<br />
Anthropogen verursacht<br />
Natürlich bedingt<br />
Häufig auftretend<br />
- <strong>Schwall</strong>- und <strong>Sunk</strong>betrieb von Speicherkraftwerken<br />
- <strong>Schwall</strong>- und <strong>Sunk</strong>erscheinungen<br />
durch Schiffsschleusen<br />
- Spülungen von alpinen Wasserfassungen<br />
(bei hoher Wasserführung)<br />
Selten - Spülungen von alpinen Wasserfassungen<br />
(bei geringer Wasserführung)<br />
- <strong>Schwall</strong>- und <strong>Sunk</strong>wellen durch Notabschaltungen<br />
von Turbinen von Laufwasserkraftwerken<br />
- Spülung von Speicherseen<br />
- Spülungen von Laufwasserkraftwerken<br />
- Staudammbruch<br />
- Tageszyklen im Abfluss von vergletscherten<br />
und schneebedeckten Einzugsgebieten<br />
- Gezeiten im Mündungsbereich von Flüssen<br />
- Hochwasser (Regen, Schneeschmelze,<br />
Kombination)<br />
- Ausbruch eines Gletschersees<br />
- Entleerung eines durch Eismassen aufgestauten<br />
Fliessgewässers (ice-jam)<br />
- Erdrutsch/Felssturz; Aufstau und Entleerung<br />
eines Sees<br />
Tabelle 1: Ursachen von Abfluss- bzw. Pegelschwankungen in Fliessgewässern. In Abbildung 5 sind einige<br />
unterschiedliche Arten von Abflussschwankungen dargestellt.<br />
1.2 <strong>Schwall</strong>betrieb und Flussrevitalisierung<br />
1.2.1 Auswirkungen von <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> auf<br />
den Fliessgewässerzustand<br />
Der Fliessgewässerzustand ist abhängig<br />
von der Gewässermorphologie, dem Abflussregime<br />
und der Wasserqualität, welche<br />
die Lebensbedingungen für Fauna und Flora<br />
bestimmen (Abbildung 1). Die Wasserqualität<br />
kann anhand von chemischen und<br />
physikalischen Parametern erfasst werden.<br />
Das vorherrschende Abflussregime, das bei<br />
gegebener Morphologie massgebend ist für<br />
die Wasserstände (Pegel) und Strömungsgeschwindigkeiten,<br />
kann mit Hilfe der<br />
Grundparameter "mittlerer Tagesabfluss"<br />
(Q mittel ), "maximaler Tagesabfluss" (Q max ),<br />
"minimaler Tagesabfluss" (Q min ) sowie der<br />
"<strong>Schwall</strong>- und <strong>Sunk</strong>raten" (dQ/dt) beschrieben<br />
werden (Kapitel 1.4.1). Sind die Morphologie<br />
und die Sohlenrauhigkeit des Gewässers<br />
bekannt, können andere Grössen<br />
wie maximale Pegeländerung oder –änderungsraten<br />
berechnet werden. Die Komplexität<br />
der hydraulischen Modelle zur Berechnung<br />
der abgeleiteten Grössen nimmt aber<br />
mit der Vielfältigkeit der Morphologie zu. Als<br />
Alternative zu Berechnungen bieten sich insitu<br />
Messungen an.<br />
Im Verlaufe der letzten zwei Jahrhunderte<br />
wurden Morphologie, Abflussregime und<br />
Wasserqualität von vielen Fliessgewässern<br />
in der Schweiz, wie auch weltweit, stark beeinträchtigt<br />
(Jakob et al., 1992; Kobelt,<br />
1992; Margot et al., 1992; Weingartner und<br />
Aschwanden, 1992), was sich auch in einer<br />
Abnahme der an die Gewässer anschliessenden<br />
Auengebiete um bis zu 90% widerspiegelt<br />
(Müller-Wenk et al., 2003).<br />
Morphologie, Abflussregime und Wasserqualität<br />
stellen die abiotischen Indikatoren<br />
eines Gewässers dar. Sie können im Normalfall<br />
relativ einfach erfasst werden. Zur<br />
Beurteilung der Morphologie eignen sich<br />
zum Beispiel sogenannte Struktur- oder<br />
Vielfältigkeitsindices (Hunzinger, 1998;<br />
Schleiss, 2005; Zarn, 1997) oder das Modul-Stufen-Konzept<br />
des Bundesamtes für<br />
Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL,<br />
1998). Je näher die abiotischen Indikatoren<br />
betreffend Morphologie, Abflussregime und<br />
Wasserqualität eines Fliessgewässers bei<br />
jenen eines unbeeinflussten Referenzgewässers<br />
liegen, umso gewässertypischer<br />
und in der Regel auch umso vielfältiger wird<br />
die pflanzliche und tierische Besiedlung<br />
RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 4