Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
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3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />
Der vorliegende <strong>Synthesebericht</strong> vermittelt<br />
einerseits einige allgemeine Grundlagen<br />
zum <strong>Schwall</strong>-/<strong>Sunk</strong>-Betrieb aus Wasserkraftwerken<br />
(kurz <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> oder<br />
<strong>Schwall</strong>betrieb), anderseits die wesentlichen<br />
Erkenntnisse aus dem <strong>Rhone</strong>-<strong>Thur</strong> <strong>Projekt</strong><br />
zu den Auswirkungen dieses <strong>Schwall</strong>betriebes<br />
auf die <strong>Rhone</strong>. <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> ist einer<br />
von vier thematischen Schwerpunkten, welche<br />
im <strong>Rhone</strong>-<strong>Thur</strong> <strong>Projekt</strong> über die verschiedenen<br />
Fachbereiche hinweg bearbeitet<br />
worden sind (www.rivermanagement.ch).<br />
Auf der Website des <strong>Rhone</strong>-<strong>Thur</strong> <strong>Projekt</strong>es<br />
zum Thema <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> ist neben dem<br />
vorliegenden, ausführlichen Fachbericht ausserdem<br />
noch eine verkürzte Zusammenstellung<br />
von Grundsätzen und Informationen<br />
für die Praxis in Form eines Fragenkataloges<br />
zu finden (www.rivermanagement.ch/<br />
schwall-sunk/welcome.php).<br />
Abflussschwankungen in Fliessgewässern<br />
können die unterschiedlichsten natürlichen<br />
oder anthropogenen Ursachen haben. Der<br />
hier behandelte <strong>Schwall</strong>betrieb entsteht<br />
durch die rasch zu- und wieder abnehmende<br />
Abgabe von (Betriebs-)Wasser aus hydroelektrischen<br />
Speicherkraftwerken bei<br />
stark schwankendem Strombedarf. Diese<br />
Produktionsweise verändert die Abflussverhältnisse<br />
in den unterliegenden Fliessgewässern<br />
einmal jahreszeitlich, indem beträchtliche<br />
Wassermengen vom Sommer in<br />
den Winter verlagert werden. Das intermittierende<br />
Turbinieren führt aber auch zu kurzfristigen,<br />
künstlichen Abfluss-Schwankungen<br />
im Wochen- und Tagesrhythmus. Dieses<br />
häufige und regelmässige Auftreten unterscheidet<br />
die von Kraftwerken erzeugten<br />
Wechsel zwischen hohem (<strong>Schwall</strong>) und tiefem<br />
Abfluss (<strong>Sunk</strong>) auch grundlegend von<br />
natürlichen Hochwasser-Ereignissen.<br />
Von den mittleren bis grösseren Fliessgewässern<br />
der Schweiz dürfte etwa jedes vierte<br />
durch die Wasserrückgabe aus Speicherkraftwerken<br />
beeinflusst sein, wobei v.a. die<br />
Alpen- und Voralpenflüsse betroffen sind.<br />
Der <strong>Schwall</strong>betrieb stellt damit, neben den<br />
Wasserentnahmen und –ableitungen (Restwasserstrecken)<br />
sowie den Spülungen von<br />
Kraftwerks-Anlagen (Stauseen, Fassungen,<br />
Ausgleichsbecken), eine verbreitete und<br />
schwerwiegende Folgewirkung der hydroelektrischen<br />
Nutzung auf die Fliessgewässer<br />
dar.<br />
Ein weiterer anthropogener Eingriff beeinträchtigt<br />
die <strong>Rhone</strong> und viele andere<br />
<strong>Schwall</strong>strecken mindestens ebenso stark<br />
wie der <strong>Schwall</strong>betrieb selbst: Die Begradigung,<br />
Einengung und Verbauung der Gerinne<br />
im Zuge von Fluss-Korrektionen, welche<br />
in der Regel schon vor der hydroelektrischen<br />
Nutzung erfolgten bzw. begannen.<br />
Im Nachhinein, d.h. allein aufgrund der heutigen<br />
Situation, ist es oft kaum mehr möglich,<br />
die Auswirkungen von morphologischen<br />
und hydrologischen Veränderungen noch<br />
auseinander zu halten. Im <strong>Rhone</strong>-<strong>Thur</strong><br />
<strong>Projekt</strong> wurden deshalb einige ältere<br />
Grundlagen zur Hydrologie, Morphologie<br />
und Biologie der <strong>Rhone</strong> ausgewertet, die<br />
einen besseren Einblick in den früheren<br />
Gewässerzustand und dessen Entwicklung<br />
erlauben. Gestützt darauf wurden auch verschiedene<br />
Indikatoren entwickelt und angewandt,<br />
mit deren Hilfe die schwallbedingten<br />
Veränderungen besser beschrieben<br />
und beurteilt werden können.<br />
Durch den Bau und die Inbetriebnahme<br />
zahlreicher Speicherkraftwerke ist die Hydrologie<br />
der <strong>Rhone</strong> v.a. in der Zeit von 1950<br />
bis 1975 stark verändert worden. Ökologisch<br />
sind dabei besonders die wesentlich<br />
höheren Abflüsse und stärkeren Abflussschwankungen<br />
im Winterhalbjahr von Bedeutung,<br />
würde in dieser Zeit doch natürlicherweise<br />
eine konstant tiefe Wasserführung<br />
vorherrschen. Eine weitere einschneidende<br />
Folge des <strong>Schwall</strong>betriebes ist<br />
die zunehmende Geschwindigkeit, mit der<br />
sich Pegelstand bzw. Abfluss verändern.<br />
Während des Winters erreichen diese<br />
<strong>Schwall</strong>-/<strong>Sunk</strong>raten heute Unterlauf der<br />
<strong>Rhone</strong> einen gewässerökologisch relevanten<br />
bis kritischen Bereich.<br />
Zusammen mit dem Abfluss fluktuieren in<br />
der <strong>Rhone</strong> unter <strong>Schwall</strong>einwirkung auch<br />
die Temperatur und die Trübung des Wassers<br />
als wichtige Parameter der Wasserqualität.<br />
Diese Schwankungen sind kaum so<br />
gross, dass aquatische Organismen akut<br />
geschädigt würden. Dennoch ist, hauptsächlich<br />
bei anfälligen Tieren und wiederum<br />
im Winter, mit Veränderungen des Stoffwechsels<br />
oder des Verhaltens zu rechnen.<br />
Als Folge der Fluss-Korrektion und verstärkt<br />
durch einige Effekte des <strong>Schwall</strong>betriebes<br />
(erhöhte Trübung und stärkere Vibration<br />
des Sohlenmaterials im Winter) hat in der<br />
<strong>Rhone</strong> die Verstopfung der Flusssohle (innere<br />
Kolmation) gegenüber dem natürlichen<br />
Zustand zugenommen. Damit ist auch die<br />
RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 41