Synthesebericht Schwall/Sunk - Rhone-Thur Projekt - Eawag
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werkszentralen flussabwärts von Martigny<br />
verarbeitet wird und zeitlich als erstes grösseres<br />
"<strong>Schwall</strong>paket" in Porte du Scex eintrifft.<br />
Eine schwallbedingte, starke Zunahme<br />
der Schwebstoffkonzentration, wie sie z.B.<br />
auch aus dem Alpenrhein bekannt ist<br />
(ARGE Trübung Alpenrhein, 2001), setzt in<br />
der <strong>Rhone</strong> erst einige Stunden später ein<br />
und erreicht ihren Höhepunkt etwa gleichzeitig<br />
mit dem Abflussmaximum während der<br />
ersten Nachthälfte. Diese Trübungsspitze<br />
markiert den Durchgang des Wassers aus<br />
den Speichern Lac de Mauvoisin und Lac<br />
des Dix, das bei Riddes in die <strong>Rhone</strong> gelangt<br />
und deshalb eine längere Fliessstrekke<br />
bis Porte du Scex zurückzulegen hat.<br />
Während der Sommermonate, die ca. 80%<br />
zur jährlichen Schwebstofffracht in der <strong>Rhone</strong><br />
beitragen, beeinflussen natürliche Faktoren<br />
wie der Niederschlag sowie die Schneeund<br />
Gletscherschmelze den Schwebstoffhaushalt<br />
und die Trübung stärker als der<br />
Kraftwerksbetrieb (Portmann et al., 2004).<br />
Die Schwebstoffkonzentrationen der <strong>Rhone</strong><br />
sind im Sommer mit Werten zwischen ca. 20<br />
mg/L und mehreren 100 mg/L deutlich höher<br />
als jene im Winter.<br />
Wie sich bestimmte Schwebstoffkonzentrationen<br />
gewässerökologisch auswirken hängt<br />
von zahlreichen Randbedingungen ab. Zwei<br />
Faktoren spielen dabei eine zentrale Rolle<br />
(Imhof et al., 2004):<br />
• Die Zeitspanne, während der eine bestimmte<br />
Schwebstoffkonzentration bzw.<br />
Trübung herrscht;<br />
• Das Verhältnis oder die Differenz zur natürlichen<br />
Konzentration bzw. Trübung,<br />
die an dieser Stelle und in diesem Zeitraum<br />
ohne anthropogene Einflüsse herrschen<br />
würde.<br />
Im Winter wird der Gehalt des Wassers an<br />
mineralischen Schwebstoffen und damit die<br />
Trübung bei <strong>Schwall</strong> erhöht. Auf diese Weise<br />
ist die Sohlenoberfläche mechanisch zusätzlich<br />
belastet, indem aufsitzende Organismen<br />
durch die feinverteilten, schnell bewegten<br />
Schwebstoffe abgeraspelt werden<br />
(Sandstrahl-Effekt). Durch die künstliche<br />
Trübung verschlechtern sich zudem die<br />
Lichtverhältnisse auf der Sohle, was zu Beschränkungen<br />
des Algenbewuchses auf<br />
weniger lichtbedürftige Arten und zu einer<br />
Verminderung der produzierten Algen-<br />
Biomasse (Primärproduktion) führen kann.<br />
Vermutlich ist die mechanische Beanspruchung<br />
durch erhöhte Wasser- und Schwebstoffführung<br />
für viele (besonders fädige) Algen<br />
aber einschneidender, als das reduzierte<br />
Lichtangebot (Baumann, 2004).<br />
Bei Fischen kann ein erhöhter Schwebstoffgehalt<br />
des Wassers je nach Konzentration<br />
und Einwirkungsdauer zu sehr unterschiedlichen<br />
Effekten führen (Kapitel 2.5.4). Als<br />
Folge einer höheren Zufuhr von Feinpartikeln<br />
kann sodann auch eine verstärkte<br />
Kolmation der Flusssohle auftreten (Kapitel<br />
2.2.2). Dadurch wird auch der Lebensraum<br />
von auf und in der Sohle lebenden Organismen<br />
eingeschränkt (Kapitel 2.5.3).<br />
2.4 Struktur der Lebensgemeinschaft<br />
Gemäss Baumann und Klaus (2003) kann<br />
der <strong>Schwall</strong>betrieb aus Wasserkraftwerken<br />
sehr vielfältige Auswirkungen auf die ökologische<br />
Struktur der Lebensgemeinschaft<br />
(Biozönose) im und am Fliessgewässer haben.<br />
Erfasst wird diese ökologische Struktur<br />
anhand von unterschiedlichen Zustandsgrössen,<br />
welche gewisse Merkmale von<br />
ausgewählten Organismengruppen zu bestimmten<br />
Zeitpunkten beschreiben. Typische<br />
und oft verwendete Zustandsgrössen<br />
sind etwa die Häufigkeit (Abundanz), die<br />
Biomasse, die Zusammensetzung oder die<br />
Artenvielfalt (Diversität).<br />
Die wichtigsten Organismengruppen, zu denen<br />
schon Untersuchungen in <strong>Schwall</strong>strekken<br />
vorliegen, sind die Fische, die pflanzlichen<br />
und tierischen Organismen der Flusssohle<br />
(Phyto- und Makrozoobenthos), die<br />
höheren Wasserpflanzen (Makrophyten)<br />
sowie die Besiedler der wechselfeuchten<br />
(amphibischen) und trockenen (terrestrischen)<br />
Standorte entlang des Gewässers<br />
(Ufervegetation und –fauna). Mit Ausnahme<br />
der Makrophyten, die auf einzelne flussbegleitende<br />
Seitengewässer beschränkt bleiben<br />
(Baumann, 2004) sind in und an der<br />
<strong>Rhone</strong> im Rahmen des <strong>Rhone</strong>-<strong>Thur</strong> <strong>Projekt</strong>es<br />
alle genannten Organismen-Gruppen<br />
eingehend untersucht worden. Berücksichtigt<br />
wurden dazu auch die Grundwasser-<br />
Tiere (Stygofauna), zu deren Ökologie in<br />
<strong>Schwall</strong>strecken bisher kaum etwas bekannt<br />
ist. Dabei zeigte sich, dass v.a. die Steinfliegenlarve<br />
Leuctra major als Indikator für<br />
eine offene, durchgehende Verbindung zwischen<br />
Oberflächen- und Grundwasser dienen<br />
kann (Kapitel 2.5.3).<br />
RHONE-THUR PROJEKT <strong>Synthesebericht</strong> <strong>Schwall</strong>/<strong>Sunk</strong> Seite 28