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Ausgabe 12/10 - Bund Deutscher Forstleute (BDF)

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FORSTPOLITIK<br />

6 <strong>BDF</strong>aktuell <strong>12</strong>•20<strong>10</strong><br />

Die Internationale Forstpolitik in wichtiger<br />

aber schwieriger Phase<br />

Besuch des <strong>BDF</strong> beim BMELV<br />

Am Tag nach der Sauvesper hatten<br />

Hans Jacobs und Ines von Keller<br />

die Gelegenheit zu einem intensiven<br />

Gedankenaustausch mit dem neuen<br />

Abteilungsleiter für den Forstbereich im<br />

BMELV, MDir Clemens Neumann. Zudem<br />

nahm Dr. Eckhard Heuer als Referent<br />

für Klimafragen in der Forstabteilung<br />

teil.<br />

Arbeitsgruppe für neue<br />

Waldstrategie 2020<br />

Einleitend auf den inoffiziell vorliegenden<br />

Entwurf einer Waldstrategie<br />

angesprochen, stellte Neumann dar,<br />

dass das derzeitige Papier auf allgemeine<br />

Ablehnung stoße und er der<br />

Forstchefkonferenz vorgeschlagen habe,<br />

eine Arbeitsgruppe zu gründen,<br />

die eine tragfähige umfassende Strate-<br />

<strong>BDF</strong> (Hans Jacobs, Ines v. Keller) im Gespräch mit dem neuen Abteilungsleiter<br />

BMELV Clemens Neumann (r.).<br />

gie erarbeiten soll. Es bestand Einigkeit<br />

über das Ziel, eine Gesamtstrategie zu<br />

entwickeln, die die Belange der Biodiversitätsstrategie,<br />

der Nachhaltigkeitsstrategien<br />

etc. zusammenführt und als<br />

Regierungsstrategie gleichberechtigt<br />

neben den anderen Strategien Bestand<br />

hat.<br />

Zu den derzeit auf EU-Ebene laufenden<br />

Konsultationen zur zukünftigen<br />

Ausgestaltung der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik (GAP) stellte der Abteilungsleiter<br />

heraus, dass die Agrarministerkonferenz<br />

sich hierzu klar positioniert<br />

habe und die Forstwirtschaft in<br />

der zweiten Säule für die Abgeltung<br />

gesellschaftlicher Leistungen ausreichend<br />

Berücksichtigung finden würde.<br />

Im Übrigen vertrat Neumann die Ansicht,<br />

dass der Einfluss der EU auf den<br />

Wald möglichst gering gehalten werden<br />

müsse, um eine Gesamtzuständigkeit<br />

der EU möglichst zu verhindern.<br />

Der <strong>BDF</strong> ist der Meinung, dass wir<br />

<strong>Forstleute</strong> uns auf EU-Ebene viel stärker<br />

einbringen müssen, da viele forstliche<br />

Regelungen dort beschlossen und<br />

auf nationaler Ebene nur noch umgesetzt,<br />

aber nicht mehr beeinflusst werden<br />

können (NATURA 2000 u. Ä.).<br />

Stärkere Einbindung auf<br />

EU-Ebene erforderlich<br />

Ein weiteres Thema war das<br />

<strong>Bund</strong>esprogramm zur biologischen<br />

Vielfalt des <strong>Bund</strong>esumweltministeriums<br />

(BMU), das die Grundlagen für die finanzielle<br />

Förderung von Maßnahmen<br />

zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie<br />

legen soll. Hier wurde vonseiten<br />

des <strong>BDF</strong> die Meinung geäußert, dass<br />

die Umsetzung der angedachten 15-<br />

Mio.-Euro-Fördermittel tunlichst über<br />

die in <strong>Bund</strong> und Ländern für die Umsetzung<br />

der EU-Förderprogramme bereits<br />

bestehenden Verwaltungsstränge<br />

abgewickelt werden müsse. Auch war<br />

man sich einig, dass die Umsetzung<br />

der Ziele dieser Strategie voraussichtlich<br />

viel höhere Finanzmittel benötigt,<br />

ohne das bislang klar ist, wo diese zu<br />

akquirieren sind.<br />

Eine mögliche Finanzierungsquelle<br />

stellt der Wald-Klima-Fonds dar, der<br />

aus der Vermarktung der Zertifikate<br />

aus der CO2-Senkenfunktion des Waldes<br />

nach Kapitel 3.4 des Kyoto-Protokolls<br />

gespeist wird. Neben der Festlegung<br />

eines möglichst großen Teilbetrages<br />

für den Wald besteht das Problem,<br />

dass derzeit nur für die Periode 2008<br />

bis 20<strong>12</strong> mit einer Ausschüttung zu<br />

rechnen ist. Es wird prognostiziert,<br />

dass die deutsche Forstwirtschaft in<br />

den kommenden Jahren wegen des<br />

hohen Anteils an älteren vorratsreichen<br />

Waldbeständen voraussichtlich zu einer<br />

Kohlenstoffquelle wird. Daher setzt<br />

sich die <strong>Bund</strong>esregierung für ein Verfahren<br />

ein, das nicht die faktische Nettospeicherung<br />

von Kohlenstoff zur<br />

Grundlage der Berechnung macht,<br />

sondern als Beurteilungsmaßstab die<br />

„normale“ Waldbewirtschaftung und<br />

die sich daraus ergebende Entwicklung<br />

der Speicherraten (= Vorräte) zugrunde<br />

legt. Im zweiten Schritt wird die<br />

Differenz der prognostizierten zu den<br />

tatsächlichen Vorräten bewertet und<br />

der Wald entsprechend als CO2-Quelle<br />

bzw. Senke eingestuft.<br />

Quelle oder Senke?<br />

Zudem soll die Möglichkeit, die<br />

dauerhafte CO2-Speichung in Holzprodukten<br />

anzurechnen, eröffnet werden<br />

und Kohlenstoffverluste durch Großkalamitäten<br />

(Sturmwürfe, Großfeuer u. a.<br />

= Wald als CO2-Quelle) herauszurechnen,<br />

da sie nicht anthropogen beeinflussbar<br />

sind.<br />

Das Thema Klimawandel stellt insgesamt<br />

auch für das BMELV und die<br />

angeschlossenen Forschungsinstitute<br />

einen wichtigen Themenkomplex dar,<br />

zu dem Neumann für das Frühjahr die<br />

Einladung der forstlichen Verbände<br />

plant. Er nahm den Vorschlag des <strong>BDF</strong>,<br />

dieses Treffen zu einer regelmäßigen<br />

Einrichtung zum gegenseitigen Gedankenaustausch<br />

zu entwickeln, bereitwillig<br />

auf.<br />

Das Gespräch war ausgesprochen<br />

konstruktiv und kollegial, ein Umstand,<br />

der sich offenbar auch auf die Kommunikation<br />

zwischen BMELV und BMU erstreckt,<br />

die sich gegenüber der letzten<br />

Legislaturperiode deutlich verbessert<br />

hat. Dies begrüßt der <strong>BDF</strong> ausdrücklich.<br />

� HJ<br />

<strong>Bund</strong>esgeschäftsstelle<br />

Telefon: (0 30) 40 81 65 50<br />

Info@bdf-online.de<br />

www.bdf-online.de

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