RWI-Arbeitsbericht 2002 - Rheinisch-Westfälisches Institut für ...
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Regionalwirtschaftliche Analysen<br />
Schwerpunkte der Arbeit der Forschungsgruppe waren auch im Jahr <strong>2002</strong> die kritische<br />
Begleitung der Regionalpolitik der Europäischen Union, die regionalisierte<br />
Arbeitsmarktpolitik in Nordrhein-Westfalen, die Analyse kleinräumiger Aspekte<br />
des Strukturwandels und ausgewählte Zusammenhänge zwischen Umwelt- und<br />
Regionalpolitik.<br />
Die über das Instrument der Strukturfonds finanzierte Kohäsionspolitik der EU ist<br />
seit <strong>2002</strong> mit weiteren Unsicherheiten belastet. Spätestens 2006 muss es zu umfangreichen<br />
Reformen kommen, da die meisten Beitrittsländer diese Förderung<br />
flächendeckend in Anspruch nehmen können, was erheblichen Einfluss auf die Föderung<br />
in den einzelnen Ländern hat. Da bis 2007 Reformen nur einstimmig im<br />
Europäischen Rat beschlossen werden können, sind erhebliche Verteilungskämpfe<br />
insbesondere mit den südeuropäischen Ländern abzusehen. Wie sich diese Probleme<br />
nach einem Beitritt der Türkei verschärfen würden, zeigt eine Analyse der Forschungsgruppe:<br />
Wendet man die geltenden Regeln nach der AGENDA 2000 an,<br />
steigt der Mittelbedarf bei einer Erweiterung auf 28 Mitglieder (Bulgarien, Rumänien,<br />
Türkei) nicht etwa an, sondern verringert sich um 913 Mill. ¤ pro Jahr. Dies<br />
resultiert aus dem Umverteilungseffekt eines sinkenden durchschnittlichen BIP in<br />
der EU. Die bisherigen Förderregionen in der EU 15 würden etwa 16,9 Mrd. ¤<br />
Fördermittel verlieren, die neuen Mitgliedstaaten etwa 16 Mrd. ¤ erhalten. Es ist<br />
wenig wahrscheinlich, dass diese Umverteilung von den am stärksten betroffenen<br />
Staaten (Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, aber auch Deutschland) akzeptiert<br />
werden wird. Absehbar ist zudem, dass der Finanzbedarf für die Erweiterung<br />
und eine abgeschwächte Förderung der Regionen in den derzeitigen Mitgliedsländern<br />
für die Förderung altindustrialisierter Regionen und ländlicher Räume (Ziel<br />
2-Gebiete der Strukturfonds) kaum noch Raum lässt.<br />
Von der Frage der Finanzierung der Strukturfonds zu trennen ist die nach der Effizienz<br />
der Programme. Im Jahr <strong>2002</strong> wurde zusammen mit ausländischen Forschungsinstituten<br />
eine Evaluierung der Programme in Ziel 2-Gebieten im Zeitraum<br />
1994 bis 1999 in Angriff genommen. Für Deutschland zeigt sich, dass mit<br />
den bisherigen Evaluierungsmethoden zwar die haushaltstechnische Abwicklung<br />
bewertet werden kann, nicht aber der ökonomische Erfolg der Programme. Die<br />
von der EU-Kommission durchgeführte Trennung in ex ante- und ex post- Evaluierungen<br />
unter Verzicht auf eine kontinuierliche, die Programme begleitende Vorgehensweise<br />
führt insbesondere bei den Maßnahmen im arbeitsmarktpolitischen<br />
Bereich zu unbefriedigenden Ergebnissen. Weiterhin lässt sich feststellen, dass das<br />
Datenmaterial zu Einzelprojekten in Bundesländern nur lückenhaft vorhanden ist.<br />
Eine ökonomische Bewertung insbesondere der kleineren Programme war somit<br />
kaum möglich. Dies spricht dafür, die heutige Praxis der Evaluierung nochmals<br />
kritisch zu überprüfen.<br />
Ein zweiter Schwerpunkt der Forschungsarbeiten ist die Untersuchung regionaler<br />
Arbeitsmarktprozesse. Ziel ist die Analyse der zunehmenden Divergenzen, die in<br />
der räumlichen Beschäftigungsveränderung festzustellen sind. Hier wirken sich u.a.<br />
die Einflüsse des sektoralen Strukturwandels auf der regionalen Ebene deutlich dif-