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M 2 Christliche und islamische<br />

Märtyrer im Vergleich: Sterben und<br />

Töten für <strong>de</strong>n Glauben?<br />

Didaktischer Hinweis:<br />

Die Vermehrung christlicher Märtyrer<br />

vor allem im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt hat<br />

zu einem intensiveren Nach<strong>de</strong>nken<br />

über <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Märtyrers und seiner<br />

Be<strong>de</strong>utung für das eigene kirchliche<br />

Leben in Gemein<strong>de</strong>, Liturgie und<br />

Kirchenjahr geführt. Inzwischen hat<br />

sich <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Märtyrers zum<br />

Schlüsselbegriff über kirchlich-religiöse<br />

Grenzen hinweg erweitert und politisch<br />

aufgela<strong>de</strong>n. So steht er heute für<br />

die vielfältigsten Opfer von Gewalt<br />

und Unterdrückung, er reicht vom rein<br />

passiven Opfertum bis zur aktiven Täterschaft.<br />

Vor allem <strong>de</strong>r islamistische Dschihadismus<br />

hat die Grenzen zwischen Blutzeugnis<br />

und mör<strong>de</strong>rischem Kampf verwischt,<br />

hat so die von muslimischer Gemein<strong>de</strong>,<br />

von Recht und Theologie gezogenen<br />

Grenzen überschritten und aus<br />

<strong>de</strong>m Streben für <strong>de</strong>n Glauben ein Töten<br />

für <strong>de</strong>n Glauben gemacht. In <strong>de</strong>r kritischen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit diesem<br />

Phänomen möchte die folgen<strong>de</strong> Unterrichtseinheit<br />

Anregung sein, über die<br />

Konturen <strong>de</strong>s ursprünglich gemeinsamen<br />

Märtyrerbegriffs nachzu<strong>de</strong>nken, damit<br />

im interreligiösen Dialog eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Verständigung möglich bleibt.<br />

Als Einstieg dient die plakative Gegenüberstellung<br />

eines christlichen „Märtyrers“<br />

und eines Mannes, <strong>de</strong>r für viele<br />

Muslime ebenfalls <strong>als</strong> ein solcher angesehen<br />

wird. Biographische und zeitgeschichtliche<br />

Hintergrün<strong>de</strong> können dabei<br />

<strong>als</strong> Lehrerinfo zur Verfügung gestellt<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n SchülerInnen selbsttätig<br />

recherchiert wer<strong>de</strong>n. Der Vergleich<br />

Maximilan Kolbes mit Mohammed<br />

Atta (, <strong>de</strong>r auch durch einen an<strong>de</strong>ren<br />

islamistischen Extremisten ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann,) provoziert die Frage,<br />

was einen Märtyrer eigentlich ausmacht<br />

und wo mittlerweile die Bruchlinie<br />

innerhalb <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n abrahamitischen<br />

Religionen liegt. So können Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschie<strong>de</strong> anhand<br />

<strong>de</strong>s anschließen<strong>de</strong>n Fragekatalogs<br />

in Partner- o<strong>de</strong>r Gruppenarbeit induktiv<br />

erschlossen und beurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies kann durch Information über<br />

das ursprünglich weitgehend gemeinsame<br />

Verständnis (INFO II) und die inzwischen<br />

zu Tage treten<strong>de</strong>n Differenzen<br />

(INFO IV) vertieft und zu <strong>de</strong>r kritischen<br />

Frage nach <strong>de</strong>n Hintergrün<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>r öffentlichen Wahrnehmung islamistischer,<br />

„mor<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Märtyrer“<br />

vorangetrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Christliche und islamische „Märtyrer“<br />

im Vergleich<br />

Maximilian Kolbe<br />

Mohammed Atta<br />

© KNA-Bild<br />

© picture-alliance / dpa<br />

INFO II<br />

Martys – Märtyrer<br />

Martys (griech.) be<strong>de</strong>utet (Blut-)<br />

Zeuge. Womöglich unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />

von Ju<strong>de</strong>ntum und Christentum<br />

kennt <strong>de</strong>r Islam wie diese die Vorstellung<br />

vom Märtyrer <strong>als</strong> Wort- und Tatzeugen.<br />

M.a.W. in allen drei Religionen<br />

legen die Märtyrer unter Geringachtung<br />

ihrer eigenen Existenz ein öffentliches<br />

und für ihre Gemein<strong>de</strong> beispielhaftes<br />

Zeugnis für die Wahrheit<br />

und Gerechtigkeit Gottes ab. Dabei<br />

schöpfen sie die Kraft für ihr Selbstopfer<br />

aus ihrem Glauben, für <strong>de</strong>n diese<br />

radikale Form <strong>de</strong>r Lebenshingabe<br />

<strong>de</strong>n Ernstfall darstellt. Während die<br />

katholische Kirche Kriterien für die<br />

Anerkennung <strong>de</strong>r Märtyrer vorgibt<br />

(siehe INFO III), legt <strong>de</strong>r Islam trotz<br />

Gemeinsamkeiten das Märtyrertum in<br />

Umfang und Be<strong>de</strong>utung an<strong>de</strong>rs aus.<br />

Fragen zur Bewertung ihres „Martyriums“<br />

• Was haben die jeweiligen „Märtyrer“<br />

mit ihrer Tat erreicht?<br />

• Welche Motive hatten die bei<strong>de</strong>n<br />

bei ihrer Lebenshingabe?<br />

• Für wen o<strong>de</strong>r was wollten Sie dabei<br />

öffentliches Zeugnis geben?<br />

• Wie und von wem wird ihre Tat bewertet<br />

und <strong>als</strong> vorbildhaft gewertschätzt?<br />

• Was be<strong>de</strong>utet dieses Zeugnis für ihre<br />

jeweilige soziale und religiöse Gemeinschaft?<br />

• Wie ge<strong>de</strong>nken diese Gemeinschaften<br />

ihrer Tat? (Liturgie, Kirchenjahr etc.)<br />

„Halte diejenigen, die auf <strong>de</strong>m Wege<br />

Gottes getötet wer<strong>de</strong>n, nicht für tot. Sie<br />

sind vielmehr lebendig bei ihrem Herrn<br />

(<strong>als</strong> dsahid/Martyrer) und sie wer<strong>de</strong>n<br />

versorgt.“ Sure 3, Vers 170<br />

INFO III<br />

Kriterien für die Anerkennung<br />

<strong>als</strong> Märtyrer<br />

Die Katholische Kirche sieht seit<br />

Papst Benedikt XIV (1740 bis 1758)<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

239<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

INFO 33 · 4/2004

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