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UNTERRICHTSPRAXIS 248 Unterrichts-Modell M 6a Kann und will der Islam einen Dialog mit dem Christentum führen? „Sagt, wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde, und das, was herabgesandt wurde zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen, und an das, was Moses und Jesus zugekommen ist, und an das, was den anderen Propheten von ihrem Herrn zugekommen ist. Wir machen bei keinem von ihnen einen Unterschied.“ Sure 2,136 „Die Juden und die Christen haben ihre heiligen Schriften gefälscht. Dafür gibt es den Begriff des ´tharif´. Die Juden haben diese Fälschung mit Absicht vorgenommen, die Christen aus Unwissenheit. Die Wahrheit über die heiligen Schriften kennen nur die Muslime, weil die Wahrheit über diese Religionen nur in unserem Koran steht.“ Sayyed Fatallah, Islamischer Gelehrter an der Al -Azhar Universität in Kairo „Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion“. Sure 100,6 Die verpflichtende Weisung des Koran, das „Haus des Islam“ bis an die Grenzen der Erde auszuweiten, sieht die Möglichkeit friedlicher Kontakte zu pflegen vor. „Allerdings bedeutet die Zulässigkeit ausgehandelter Verträge und vereinbarter Friedenszeiten nicht die Gleichstellung nicht-islamischer Länder mit dem islamischen Staat.“ Hans Maier, Religion und Gewalt, in: Internationale Zeitschrift Communio (32) 2003. S. 266. „Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind, und die Christen und all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie haben nichts zu befürchten, und sie werden nicht traurig sein.“ Sure 2,62 „Jeder Muslim sollte in seinem Land die schlechten Regime stürzen und einen islamischen Staat aufbauen…. Wenn du Muslim bist, kannst du nicht Demokrat sein, und wenn du Demokrat bist, nicht Muslim.“ Ein Anhänger des inzwischen ausgewiesenen „Kalifen von Köln“, Metin Kaplan. www.stern.de und FAZ vom 13.12.2001. S. 3. „Und streitet mit den Leuten des Buches [= Juden und Christen] nur auf die beste Art.“ Sure 29,46 „Dialog bedeutet im Arabischen, dass man zusammenkommen muss, wenn man gestritten hat und uneins ist. Es bedeutet nicht, wie in Europa, das Interesse am anderen, als Mensch, ein Interesse an seiner Kultur und seinen Vorstellungen.“ Marco Brogi, Apostolischer Nuntius in Ägypten „Gott ist unser Herr und euer Herr. Wir haben unsere Werke, und ihr habt eure Werke (zu verantworten). Es gibt keinen Streitpunkt zwischen uns und euch. Gott wird uns zusammenbringen und zu Ihm führt der Lebensweg.“ Sure 42,15 „Angefragt werden darf: Die Todesstrafe bei Konversion vom Islam zu anderen Religionen ist menschenwidrig; gleichfalls das (mit Todesstrafe belegte) Verbot einiger muslimischer Staaten, dort auch im privaten Raum eine Messe zu feiern und ein Kreuz zu tragen (so in Saudi Arabien), von der Unmöglichkeit, Kirchen zu bauen, zu schweigen. Das Verdrängen von Juden und Christen aus islamischen Ländern ist nicht nur historisch, sondern auch aktuell offenkundig. Die Kopten in Ägypten, neuerdings die Chaldäer im Irak, seit langem die armenischen und anderen Christen in der Türkei bedürfen der klaren Solidarität, um überhaupt zu überleben und nicht abwandern zu müssen.“ Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Erstaunliche Nähe – bedrängende Ferne, in: INFO 4/2004. S. 230 Aufgaben: 1. Erarbeite die Aussagen des Koran zum interreligiösen Gespräch und vergleiche sie mit den Aussagen verschiedener Muslime und Islamwissenschaftler! 2. Welche Haltungen und welche Hindernisse auf dem Weg zu einer Verständigung werden hier angesprochen? Erläutere sie mit deinem Wissen über den Islam! 3. Beurteile abschließend: Ist der Islam zum Dialog bereit? Versuche, diese Frage zu erörtern, ohne die Vielfalt des Islam aus dem Blick zu verlieren! M 6b Sollen und wollen wir den Dialog mit dem Islam führen? Rheinischer Merkur: Der Orientalist Hans-Peter Raddatz sagt, der Islam sei strukturell unfähig zum Dialog. Hans Maier: Ich habe Mühe, von dem Islam an sich zu sprechen. Es gibt genauso wie bei den Juden und Christen verschiedene Strömungen religiöser, nationaler und politischer Art. Wir dürfen da kein Feindbild aufbauen. Ist die gewaltsame Durchsetzung des Glaubens ein Spezifikum des Islam? Jede der drei abrahamitischen Religionen hat Elemente der Gewalt in sich und hat auch im Laufe der Geschichte Gewalt ausgeübt. Wenn die Juden seit der Exilszeit davon abgekommen sind und die Christen die Kreuzzüge heute bestimmt nicht mehr wiederholen wollen, so müssen wir für den Islam hoffen, dass er sich von diesem Erbe der Gewaltbereitschaft befreit. Mehr noch, wir müssen ihm dabei helfen und einen Dialog auch dann führen, wenn die wechselseitigen Einschätzungen noch asymmetrisch sind. Welches sind die Grenzen, welches sind die Mindestbedingungen dafür? Wir müssen doppelt vorgehen. Auf der einen Seite scharfe Abgrenzung und Vorgehen mit rechtstaatlichen Mit- INFO 33 · 4/2004
teln gegenüber denjenigen, die den Islam als eine mit Gewalt zu verbreitende Religion ansehen. Auf der anderen Seite intensive Bemühungen um diejenigen, die über diese militante Verengung ebenso entsetzt sind wie wir, aber sich aus alter Solidarität mit dem Gesamtislam zurückhalten und nicht genügend deutlich von der Gewalt lösen. Ein Problem des Dialogs ist doch: Uns entschwindet das Gefühl für die eigene Tradition, während es bei den Muslimen noch wächst. Das ist in der Tat eine Herausforderung für uns Christen. Im Augenblick werden christliche Kirchen versteigert oder abgerissen, während immer mehr Moscheen gebaut werden. Immerhin steht im Neuen Testament: Was ihr glaubt, das ruft von den Dächern. Aber wer ruft bei uns noch von den Dächern? Allenfalls der Muezzin vom Minarett. Also müssten wir uns selbstbewusster zum Glauben und seinen Werten bekennen? Unbedingt, denn das ist unsere Schwäche im Dialog mit dem Islam. Wir dürfen das sperrige Gut Religion nicht einfach abschütteln. Vielmehr sollten wir ein Zusammenleben der Völker und Kulturen anstreben, das die alte Überlieferung der Religionen mitnimmt, statt sie zu verdrängen. Das sperrige Gut Religion. Interview mit Hans Maier, in: Rheinischer Merkur: Nr. 12 (2004) (gekürzt) „Der interreligiöse Dialog hat der katholischen Kirche sehr viel gebracht. Er öffnet unsere Augen für die wunderbaren Wege, auf denen Gott in die Herzen von jedem Menschen auf der Welt kommen kann.“ Erzbischof Michael Fitzgerald, Präses des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Aufgaben: 1. Bestimme die Aufgaben und Grenzen des christlich-islamischen Dialogs nach Hans Maier! Wie begründet er die Notwendigkeit des Gespräches? 2. Was bedeutet der interreligiöse Dialog für den eigenen Glauben, für die eigene Religion? Was setzt er voraus? 3. Formuliere und begründe deine eigene Position in der Frage des Dialogs! 4. Welche Voraussetzungen müssen für eine gelingende Verständigung gegeben sein? Stelle selbst einen Katalog von Forderungen auf! 5. Siehst Du sonst noch in deinem (Schul-)Alltag die Möglichkeit der Begegnung und des Austausches mit muslimischen Mitschülern, Lehrern etc.? Benenne praktische Beispiele! M 7 Ideenbörse Didaktischer Hinweis: Die nachfolgenden Themen können den Schülerinnen und Schülern als begleitende oder ergänzende Aufgaben angeboten werden. Aufgrund des benötigten Zeitbedarfs eignen sie sich besonders für ein projektartiges Vorgehen, das bei der Themenauswahl auch die Interessenlage der Schüler/-innen berücksichtigen kann. Der Islam im Familienalltag Vielleicht können einzelne Schüler/-innen Kontakt zu muslimischen Familien aufnehmen und diese danach fragen, wie die Religion ihren Alltag bestimmt. Welche Rolle spielt das (gemeinsame) Gebet, welche religiösen Feste feiert die Familie, welche Speisevorschriften gibt es...? Die Begegnung mit dem Islam im Alltag kann beeindruckend sein und auch zum Nachdenken über die eigene religiöse Praxis anregen, wird doch gerade von den Muslimen die Ausübung der christlichen Religion in der westlichen Welt als wenig lebendig wahrgenommen. Besuch einer Moschee Wenn es sich ermöglichen lässt, ist der Besuch einer Moschee unbedingt empfehlenswert. Die Schüler/-innen können die unterschiedliche Gestaltung (u. a. Bilderlosigkeit) des Raumes im Vergleich zum Kirchenbau wahrnehmen, den Ablauf z. B. des Freitagsgebetes, den Einfluss der islamischen Gemeinde auf das Leben der Stadt erfragen und weitere Fragen an einen Vertreter des Islam selber stellen. Geschichte des Islam – fächerverbindendes Projekt Das Bild der Kreuzzüge prägt auch die Äußerungen heutiger Politiker. Präsident Bush verwendet sie in seiner Rhetorik ebenso wie Osama Bin Laden. Dies könnte sowohl im Geschichts- als auch im Deutschunterricht zusätzlich beleuchtet werden. Die Entwicklung des Islam in der Gegenwart kann exemplarisch an einigen Ländern verfolgt werden, z. B. Afghanistan, Irak, Iran, Ägypten, Saudi Arabien. Besondere Gruppierungen wie die amerikanischen „Black Muslim“ mit ihrer Leitfigur Malcom X (vgl. den gleichnamigen Kinofilm) und die 1928 in Ägypten gegründete Muslim-Bruderschaft könnten im Fach Sozialwissenschaften oder Geschichte näher untersucht werden, was das Bild des Islam fundieren und abrunden würde. Collage zum Islam Das Erstellen einer großflächigen Collage zum Islam gemeinsam mit dem Kunstunterricht könnte als Gegenbild zu den Bildern in den aktuellen Medien, in denen sich die brennenden Türme des World Trade Centers von New York eingebrannt haben und begleitet werden von den Bildern des Kampfes in Afghanistan und den Anschlägen in Israel, erstellt werden. Wenn dies durch informative Texttafeln ergänzt wird, könnte auch eine kleine Ausstellung zum Thema Islam gemeinsam mit den Schüler/-innen entwickelt und den Mitschüler/-innen in der Schule, der Gemeinde im Pfarrsaal oder anderswo präsentiert werden. UNTERRICHTSPRAXIS 249 Unterrichts-Modell INFO 33 · 4/2004
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Seite 72 und 73: INFOS & AKTUELLES 292 RHEINLAND - P
Seite 74 und 75: Dezernat Schule und Hochschule im B
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