Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Diese Ausgabe als PDF herunterladen - Service.bistumlimburg.de ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
250<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Glauben wir an <strong>de</strong>nselben Gott?<br />
Texte und Bil<strong>de</strong>r zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit einigen<br />
Aspekten <strong>de</strong>s islamischen Gottesverständnisses für <strong>de</strong>n<br />
im Religionsunterricht <strong>de</strong>r Oberstufe *<br />
(1) Im Religionsunterricht <strong>de</strong>r Grundschule<br />
und <strong>de</strong>r Sekundarstufe I wird<br />
üblicherweise religionskundliches Wissen<br />
über <strong>de</strong>n Islam vermittelt. In <strong>de</strong>r<br />
Oberstufe hingegen sollten die Gemeinsamkeiten,<br />
aber auch die Differenzen<br />
bei<strong>de</strong>r Religionen herausgearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine solche For<strong>de</strong>rung<br />
lässt sich nicht zuletzt mit <strong>de</strong>m neuen<br />
„Grundlagenplan für <strong>de</strong>n katholische<br />
Religionsunterricht in <strong>de</strong>r gymnasialen<br />
Oberstufe/Sekundarstufe II“ (Bonn<br />
2003) begrün<strong>de</strong>n, welcher die Perspektivenübernahme<br />
zum didaktischen Leitprinzip<br />
erhebt.<br />
(2) Für die Gottesthematik heißt das,<br />
dass sich die Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>de</strong>r Oberstufe zwar vorrangig mit <strong>de</strong>r<br />
Binnenperspektive von Theologie und<br />
Kirche, <strong>de</strong>m Glauben an <strong>de</strong>n drei-einigen<br />
Gott, befassen. Wenn nun die Perspektive<br />
an<strong>de</strong>rer Religionen und Weltanschauungen,<br />
hier das islamische<br />
Gottesverständnis, ins Spiel gebracht<br />
wird, dann wird im Rahmen <strong>de</strong>s konfessionellen<br />
Religionsunterrichts eine<br />
wichtige Voraussetzung für <strong>de</strong>n interreligiösen<br />
Dialog gelegt: Vom christlichen<br />
Verständnis Gottes ausgehend,<br />
wird eine Annäherung an das islamische<br />
Verständnis unternommen. In<strong>de</strong>m<br />
sich die Schülerinnen und Schüler mit<br />
<strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Islam vertraut machen,<br />
brechen Fragen an die eigene<br />
Sicht auf, <strong>de</strong>ren Diskussion und Klärung<br />
in eine vertiefte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m Glauben führen kann.<br />
(3) Aus Platzgrün<strong>de</strong>n beschränken<br />
sich die knapp kommentierten Materialien<br />
auf drei Aspekte: Den strikten Monotheismus<br />
<strong>de</strong>s Islam, die wesentlichen<br />
koranischen Aussagen zu Jesus sowie<br />
<strong>de</strong>n Stellenwert,<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Koran für<br />
Muslime hat. Wir<br />
beginnen mit einer<br />
Vergegenwärtigung<br />
<strong>de</strong>s christlichen<br />
Gottesverständnisses.<br />
1. Das christliche<br />
Gottesverständnis<br />
(1) Durch ein<br />
Bild – eine spezifisch<br />
westliche<br />
Bil<strong>de</strong>rfindung, die<br />
in Deutschland <strong>als</strong><br />
Gna<strong>de</strong>nstuhl, in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn <strong>als</strong><br />
Trinität bezeichnet wird – kann Schülerinnen<br />
und Schülern das christliche<br />
Gottesverständnis veranschaulicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein schönes Beispiel stellt die Holztafel<br />
<strong>de</strong>s Nicoletto Semitecolo (1367)<br />
aus <strong>de</strong>m Diözesanmuseum in Padua<br />
dar, die vermutlich an einer Reliquienkiste<br />
angebracht war.<br />
Das bei Gna<strong>de</strong>nstuhldarstellungen<br />
sonst sichtbare Kreuz ersetzt <strong>de</strong>r Maler<br />
durch die kreuzförmige Anordnung<br />
von Vater und Sohn. Bemerkenswert<br />
ist zu<strong>de</strong>m die Darstellung <strong>de</strong>r sich berühren<strong>de</strong>n<br />
Hän<strong>de</strong> (vgl. Abb. 1).<br />
Abb. 1: Nicoletto Semitecolo • Trinität (1367)<br />
(2) In unserem Kontext sind folgen<strong>de</strong><br />
theologische Gesichtspunkte be<strong>de</strong>utsam:<br />
• Von grundsätzlicher Relevanz ist<br />
die Tatsache einer bildhaften Darstellung<br />
<strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes.<br />
Das Christentum rechtfertigt sie mit<br />
<strong>de</strong>m Glauben an Christus <strong>als</strong> <strong>de</strong>m<br />
Thomas Menges<br />
Foto: ALINARI 2004 – ARTOTHEK<br />
„Ebenbild <strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes“<br />
(Kol 1,15). Deshalb ist die Christomorphie<br />
das legitime christliche<br />
Gottesbild.<br />
• Die Christomorphie zeigt sich an<br />
<strong>de</strong>n überaus ähnlichen Gesichtern<br />
<strong>de</strong>s alten Gott-Vaters und <strong>de</strong>s jüngeren<br />
Sohnes. Seine gleiche göttliche<br />
Wür<strong>de</strong> wird durch <strong>de</strong>n gol<strong>de</strong>nen<br />
Nimbus sichtbar: Der präexistente<br />
Sohne ist zugleich wahrer<br />
Gott und wahrer Mensch.<br />
• Die zwischen Gott-Vater und Gott-<br />
Sohn schweben<strong>de</strong> nimbierte Taube<br />
repräsentiert <strong>de</strong>n Heiligen Geist.<br />
Mit <strong>de</strong>m „Vater“ und <strong>de</strong>m „Sohn“<br />
teilt er die gleiche göttliche Natur.<br />
• Die drei göttlichen Personen sind <strong>als</strong><br />
drei distinkte, aber zusammengehören<strong>de</strong><br />
Größen dargestellt. Ins Bild gebracht<br />
wird <strong>de</strong>r christliche Monotheismus<br />
<strong>als</strong> Drei-Einigkeit, die Einheit<br />
von „Vater“, „Sohn“ und „Geist“.<br />
• Der Gna<strong>de</strong>nstuhl veranschaulicht das<br />
christliche Offenbarungsverständ-<br />
INFO 33 · 4/2004