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VISIER: Das internationale Waffen-Magazin Pistolen-Karabiner 9mm Para (Vorschau)

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Britische Polizeipistolen | GESCHICHTE & GESCHICHTEN<br />

Colt M 1903 und Walther PP –<br />

im Abstand von einem halben<br />

Jahrhundert erfüllten sie in Irland<br />

jeweils denselben Zweck: Verdeckt<br />

geführt, sollten sie dann in Notwehrlagen<br />

zur Hand sein, wenn<br />

ihr Träger in zivil und ohne seine<br />

Dienstwaffen unterwegs war.<br />

Im Hintergrund eine um 1920 in<br />

Dublin entstandene Aufnahme. Sie<br />

zeigt Auxiliaries und Black & Tans,<br />

letztere gut an ihrer zweifarbigen<br />

Uniformierung zu erkennen.<br />

ten <strong>Pistolen</strong> setzen in jeder Kollektion<br />

von Colt- und Walther-<strong>Pistolen</strong> einen<br />

besonderen Akzent. Und sie lenken das<br />

Augenmerk auf den sich über Jahrhunderte<br />

hinziehenden Kampf um die<br />

Selbstbestimmung der Iren.<br />

Die Anfänge: Adrian IV. hieß der einzige<br />

englische Papst – er erteilte 1155<br />

dem englischen König Heinrich II. Plantagenet<br />

per päpstlicher Bulle das Recht,<br />

Oktober 2014<br />

die Insel der Kelten zu erobern. Jedoch<br />

schaffte es erst Heinrich VIII. zu Beginn<br />

des 16. Jahrhunderts, über beide Königreiche<br />

in Personalunion zu herrschen.<br />

Freiheitsbewusst revoltierten die katholischen<br />

Iren in den folgenden Jahrhunderten<br />

regelmäßig gegen die protestantischen<br />

Besatzer. Im 17. Jahrhundert<br />

musste Oliver Cromwell als Lord<br />

Protector des britischen Commonwealth<br />

Irland praktisch neu erobern. Unter alldem<br />

litt die Grüne Insel. Hungersnöte<br />

traten auf, Millionen von Iren wanderten<br />

aus. Die Verbliebenen gingen zur<br />

Guerillataktik über. Sobald Großbritannien<br />

in einen Krieg eintrat, baten Iren<br />

den Gegner um Unterstützung. In Form<br />

von <strong>Waffen</strong> und Beratern gewährten<br />

dies diverse spanische Könige ebenso<br />

wie Napoleon Bonaparte und im I. Weltkrieg<br />

auch Kaiser Wilhelm II.<br />

Easter Rising: Am Ostermontag 1916<br />

war es wieder soweit. Die britische Armee<br />

versank im Schlamm von Flandern,<br />

in Irland standen nur wenige Truppen zur<br />

Ausbildung. Nationalisten nutzten die<br />

Chance: Die Irish Volunteers unter James<br />

Connolly und die Irish Republican Brotherhood<br />

unter Patrick Pearse besetzten<br />

in Dublin ohne Widerstand mehrere strategische<br />

Punkte. In der Hauptpost richteten<br />

sie ihr Hauptquartier ein und verlasen<br />

die „Oster-Proklamation“. Nur die<br />

Einnahme eines <strong>Waffen</strong>lagers in Phönix-<br />

Park und diejenige von Dublin Castle gelangen<br />

nicht. Doch damit war die Aktion<br />

praktisch gescheitert – das Schloss von<br />

Dublin war seit eh und je die britische<br />

Machtzentrale in Irland. Zudem waren<br />

die vom weltweit bekannten Nationalisten<br />

Sir Roger Casement eingefädelten<br />

deutschen Lieferungen französischer<br />

und russischer Beutegewehre den Engländern<br />

in die Hände gefallen. Nur einige<br />

hundert Mauser-Repetierer 71/84 und<br />

98a, eine kleinere Menge <strong>Pistolen</strong> P.08<br />

und Mauser C 96 sowie ein Schwung Webley-Revolver<br />

waren durchgekommen.<br />

Der britische Befehlshaber, Sir John<br />

Maxwell, schickte Truppen aus der Garnison<br />

Curragh und forderte weitere aus<br />

England an. Nach ersten Verlusten bei<br />

seinen unerfahrenen Rekruten befahl<br />

Maxwell den Einsatz von Artillerie im<br />

Stadtgebiet. Damit hatten die Aufständischen<br />

nicht gerechnet. Dublin brannte,<br />

das Zentrum der für ihre Brauereien<br />

bekannten Hafenstadt wurde verwüstet.<br />

Und es gab viele Opfer unter der Zivilbevölkerung.<br />

<strong>Das</strong> auch, weil britische<br />

Soldaten praktisch jeden Mann im<br />

Kampfgebiet erschossen. Am 29. April<br />

1916 kam das Ende. Connolly und Pearse<br />

unterschrieben die bedingungslose Kapitulation.<br />

Maxwell griff auf Anordnung<br />

des Kabinetts in London brutal durch.<br />

Die 15 Anführer wurden im Mai erschossen.<br />

Ausgenommen war nur der spätere<br />

irische Taoiseach (Premierminister) Éamon<br />

de Valera. Ihn rettete der Umstand,<br />

dass er ein kubanisch-irischstämmiger<br />

Amerikaner war. Maxwells rigoroses<br />

Vorgehen führte zu einem Umdenken<br />

der Iren. Hatten viele den Aufstand zu<br />

Beginn belächelt, fand man jetzt zusammen.<br />

Der britische Premierminister<br />

Lord H. H. Asquith wollte gegensteuern:<br />

Er opferte seinen Bauern und entließ<br />

Maxwell. Es reichte nicht. Dann versuchte<br />

man mit allen Mitteln, den irischen<br />

Freiheitswillen zu unterdrücken.<br />

IRA contra Auxies: In diese Zeit fiel<br />

die Geburtsstunde der Irish Republican<br />

Army (IRA). 1919 fanden die bisher zerstrittenen<br />

Nationalisten zusammen und<br />

begannen unter dem charismatischen<br />

Michael Collins einen gnadenlosen<br />

Kampf gegen alle Vertreter des verhassten<br />

Empire. Die schon immer bewaffneten<br />

Polizisten der Royal Irish Constabulary<br />

(RIC) traf es zuerst. Sie hatten in<br />

Englands Auftrag die Unterdrückung<br />

vorangetrieben und dabei unter ihren<br />

eigenen Landsleuten viele Opfer gefordert.<br />

Die IRA rechnete alttestamentarisch<br />

Eins zu Eins: Für jeden ihrer Kämpfer<br />

starb ein Mann der RIC, immer! Waren<br />

Unbeteiligte zu Tode gekommen, stieg<br />

die Quote auf Zwei zu Eins. Die RIC konnte<br />

sich nur noch in Gruppen bewegen,<br />

ihre Familien mussten sich in Kasernen<br />

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