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„Psychiatrische Pflege vernetzt“ (2011)

Kongressband Dreiländerkongress 2011 in Bern

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selbst kommen. Die Schwierigkeit beim Begleiten der Austrittsgruppe liegt<br />

daran, die beschrieben Leerzeiten auszuhalten. Die Erfahrung hat gezeigt,<br />

dass in den meisten Fällen das Schweigen von den Patienten genutzt wird<br />

um Gesagtes zu reflektieren oder bereits Gedanken weiterzuführen. In der<br />

Regel kommt nach einiger Zeit, dies kann zum Teil mehr als eine Minute<br />

sein, ein Input, welcher durchdacht und wertvoll ist. Nach einer solchen<br />

Pause ist der Austausch oft dynamischer und offener als zuvor. Wird das<br />

Schweigen zu lange, das heisst eine der beiden Begleitungen erträgt es nicht<br />

mehr, so sollte durch direktes Ansprechen von Teilnehmern versucht werden<br />

die Diskussion wieder ins Rollen zu bringen, ohne die Thematik zu beeinflussen.<br />

Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, in dem man das<br />

zuletzt Gesagte zitiert und einen oder mehrere Teilnehmer direkt dazu befragt.<br />

Als hilfreich hat sich auch erwiesen, wenn man den Teilnehmern in<br />

solchen Situationen einen Moment lang in die Augen sieht, dies scheint viele<br />

Personen das Gefühl zu geben, dass etwas von ihnen verlangt wird. Wird,<br />

um Leerzeiten aufzuheben, ein neues Thema von der Begleitung in den<br />

Raum gestellt, so kann es sein, dass die Diskussion dynamisch weitergeht,<br />

aber bei weitem nicht mehr so offen gesprochen wird, wie zuvor. Es macht<br />

den Eindruck, als würden sich Patienten besser identifizieren können, wenn<br />

es ein Austausch unter Betroffenen ist und bleibt. Manchmal gibt es nach<br />

solchen Inputs sogar einen kurzen Moment der Stille und danach wird das<br />

vorherige Thema weiterbesprochen.<br />

In wie weit kann die Austrittsgruppe zu einer optimaleren<br />

Genesung und einer kleineren Rückfallquote beitragen?<br />

Durch das frühzeitige thematisieren des Austritts können die Patienten<br />

ihren Blick, bereits während der Behandlung, auf die Zeit nach dem Austritt<br />

richten. Durch den Austausch von Erfahrungen mit anderen Direktbetroffenen,<br />

wird die Wichtigkeit den Austritt gut zu planen unterstrichen. Die Notwendigkeit<br />

einer Tagesstruktur, eines Notfallplanes oder eines nachbehandelnden<br />

Therapeuten erhält viel mehr Gewicht, wenn man hört, wie andere<br />

gescheitert sind, weil ebendiese gefehlt haben. Der Austausch ermöglicht<br />

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