Anschauliche Geometrie
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<strong>Anschauliche</strong> <strong>Geometrie</strong> 1 (Tag 1) 4<br />
Beweis. Man hat einen Begriff von „Volumen“ auf S 1 (das heißt, jeder Kreisbogenabschnitt hat<br />
eine Länge), und die Abbildung<br />
f : S 1 → S 1<br />
y ↦→ y + η<br />
ist längenerhaltend. Angenommen, die Folge η, 2η, . . . wäre nicht dicht in S 1 . Dann gäbe es<br />
einen Punkt y 0 ∈ S 1 und eine Umgebung U ∋ y 0 (einen offenen Kreisbogen) so, dass U keine<br />
Punkte der Folge η, 2η, . . . enthält. Wähle nun U maximal mit der Eigenschaft, keine Punkte<br />
der Folge zu enthalten. Die Translate f(U), f 2 (U), . . . enthalten alle keine Punkte der Folge.<br />
Aber f ist längenerhaltend und S 1 hat endliche Länge; das heißt, es existiert ein N ∈ N so, dass<br />
U ∩f N (U) ≠ ∅. Ist U = f N (U), dann wäre log 10 2 rational . Ist U ∩f N (U) ≠ ∅ und U ≠ f N (U),<br />
dann ist dies ein Widerspruch zur Maximalität von U.<br />
Korollar 1.1. Die Zahl 7 kommt in der Folge (b n ) der Anfangsziffern der Zahlen (2 n ) vor.<br />
Nun zur zweiten Frage. Gegeben sei die Abbildung<br />
f : R/Z = [0, 1) → [0, 1)<br />
a ↦→ a + log 10 2 (mod 1).<br />
Sei x 0 = log 10 2. Betrachte die Folge (c n ) mit c n = f n (x 0 ). Wie sind die Werte (c n ) in [0, 1)<br />
verteilt?<br />
Behauptung 2. Die Zahlen c 0 , c 1 , c 2 , . . . sind in [0, 1) gleichverteilt.<br />
(Gleichverteilung: Ist I ∈ [0, 1) ein Teilintervall, dann ist<br />
#{c k | c k ∈ I, k ≤ n}<br />
lim<br />
n→∞ n<br />
die Länge von I.)<br />
Stimmt die Behauptung, dann ist die Antwort auf Frage 2 wie folgt: Die 6 kommt mit Häufigkeit<br />
log 10<br />
7<br />
6 vor, die 5 häufiger mit log 10 6 5 .<br />
Beweis (dass (c n ) gleichverteilt ist). Für alle Riemann-integrierbaren Abbildungen<br />
f : [0, 1) → C<br />
(∗)<br />
gilt<br />
∫ 1<br />
0<br />
1<br />
f(t) dt = lim<br />
n→∞ n<br />
n∑<br />
f(c k ).<br />
Es folgt die Gleichverteilung. (Denn: Man nehme für f die charakteristische Funktion χ I eines<br />
Teilintervalls I ⊂ [0, 1) =⇒ Gleichverteilung.)<br />
Man rechnet nach: (∗) gilt für f ≡ 1. (∗) gilt auch für f(x) = e 2πimx , m ∈ Z. Es ist ∫ 1<br />
0<br />
f(x) dx =<br />
0, daher reicht es zu zeigen:<br />
1<br />
n∑<br />
lim e 2πimkϑ = 0<br />
n→∞ n<br />
k=1<br />
k=1