21.10.2014 Aufrufe

Einsichten - Ludwig-Maximilians-Universität München

Einsichten - Ludwig-Maximilians-Universität München

Einsichten - Ludwig-Maximilians-Universität München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Licht ist alles für uns. Wenn das Experiment läuft, haben wir zwölf Laser im Einsatz“, sagt Immanuel Bloch. Foto: Jan Greune<br />

Supraleitung oder Magnetismus ableiten?<br />

Das ist die Kernfrage. Die Komplexität ist<br />

so groß, dass selbst die größten Computer<br />

bereits früh scheitern. „Superrechner können<br />

die Wechselwirkung von 30 bis 50 Teilchen<br />

berechnen, dann ist Ende, für einfache<br />

Modelle wohlgemerkt“, sagt Bloch. Es gibt<br />

dabei zudem ein grundlegendes Problem:<br />

Selbst wenn man die Rechenleistung dramatisch<br />

steigern könnte, kann man nicht<br />

viel mehr Teilchen simulieren. Schon für ein<br />

kleines System mit ein paar Hundert Atomen<br />

bräuchte man einen Speicher, der so<br />

viele Plätze hat, wie es Atome im sichtbaren<br />

Universum gibt. Um nur ein Elektron mehr<br />

im Festkörper zu simulieren, bräuchte man<br />

einen doppelt so großen Speicher, das Problem<br />

wächst exponentiell.<br />

Auch deshalb setzen so viele Forscher<br />

große Hoffnungen in die Quantensimulatoren.<br />

„Damit können wir je nach Fragestellung<br />

das Verhalten von 1000 bis Millionen<br />

von Teilchen anschauen“, sagt Bloch.<br />

Damit sind die Quantensimulatoren den<br />

Superrechnern in bestimmten Fragen haushoch<br />

überlegen. Wichtig könnten die Vorhersagen<br />

künftig für die Materialwissenschaften<br />

sein. „Wir wissen bis heute nicht,<br />

welches mikroskopische Modell Hochtemperatursupraleitung<br />

erzeugt.“ Bloch will<br />

zusammen mit Materialwissenschaftlern<br />

und Theoretikern herausfinden, wie man<br />

ein Material maßschneidern muss, um Supraleitung<br />

sogar bei Raumtemperatur zu<br />

erzeugen. Ein nahezu verlustfreies Stromversorgungssystem<br />

wäre damit greifbar<br />

nahe.<br />

Bleibt eine große Frage: Sind die optischen<br />

Kristallgitter schon Kandidaten für einen<br />

vielbeschworenen universellen Quantencomputer?<br />

Die hohe Kontrollierbarkeit der<br />

Atome öffnet die Perspektive, die Teilchen<br />

als Speicherbausteine für Quantencomputer<br />

zu nutzen. Bloch bremst die Erwartungen.<br />

„Die technischen Hürden sind enorm.<br />

Vor allem die Kontrolle des Systems und<br />

die Isolation von der Umgebung sind<br />

schwierig.“ Doch Bloch sagt auch: „Es gibt<br />

kein fundamentales Hindernis, warum es<br />

nicht gehen sollte. Die Zustände 0 und 1<br />

lassen sich auf Spin-Zustände im Atom<br />

abbilden.“ Das ist der Kern. Dann muss<br />

man Gatter zwischen den Rechenoperationen<br />

machen, zwischen den sogenannten<br />

Qubits. Daran scheitert man noch. „Wir lernen<br />

hier im Labor immer mehr über die<br />

Bausteine, die man für den Quantencomputer<br />

braucht“, sagt Bloch. „Aber zum universellen<br />

Quantencomputer ist es noch ein<br />

weiter Weg. Wir müssen die Kontrolle weiter<br />

steigern, dann haben wir auch neue<br />

Arten zu rechnen.“ Wer weiß, vielleicht wird<br />

Immanuel Bloch irgendwann am Ende seines<br />

Arbeitslebens wieder einen Vorhang<br />

aufziehen, hinter dem dann der Prototyp<br />

des ersten Quantencomputers steht.•<br />

Prof. Dr. Immanuel Bloch<br />

ist Ordinarius für Experimentalphysik an<br />

der LMU und Direktor am Max-Planck-<br />

Institut für Quantenoptik in Garching.<br />

Bloch, Jahrgang 1972, studierte Physik an<br />

der <strong>Universität</strong> Bonn und promovierte an<br />

der LMU beim späteren Nobelpreisträger<br />

Theodor Hänsch. Von 2003 an war er<br />

Lehrstuhlinhaber an der <strong>Universität</strong> Mainz,<br />

bevor er 2008 zurück nach <strong>München</strong> kam.<br />

Bloch ist unter anderem Träger des<br />

Leibnizpreises der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(2004) und eines hoch<br />

dotierten Synergy Grants des Europäischen<br />

Forschungsrates ERC (2013).<br />

Nummer 2 / 2013 <strong>Einsichten</strong> – Das Forschungsmagazin<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!