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ZAHNÄRZ TEBLATT

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komplexeren Fällen kann der Einsatz von Materialien mit<br />

einer hohen Steifigkeit wie Titan (E-Modul: 110 GPa) oder<br />

Zirkoniumdioxid (E-Modul: 210 GPa) zu einer Überbelastung<br />

noch vorhandener Zähne und des Kieferknochens während<br />

des Kauvorgangs führen [7], da die eingeleiteten Kräfte<br />

direkt und eher punktuell auf das benachbarte natürliche<br />

Gewebe übertragen werden, was beispielsweise eine<br />

Knochenresorption an Implantaten zur Folge haben kann<br />

[8]. Durch die elastischeren Eigenschaften lässt sich PEEK<br />

daher leichter an den natürlichen Organismus adaptieren.<br />

Insbesondere für Patienten mit ausgeprägtem Bruxismus<br />

ist deshalb die Verwendung dieses Werkstoffes zu empfehlen.<br />

So bewirken beispielsweise im Gegensatz zu steifen<br />

Osteosyntheseplatten aus Titan solche auf PEEK-Basis<br />

keinen sogenannten „Stress-shielding“-Effekt, welcher<br />

dazu führt, dass die Knochendichte im Bereich der Platte<br />

abnimmt [9,10].<br />

Insofern hat PEEK auch als Basis für Zahnersatz das Potenzial,<br />

Verwindungen der Gerüste besser zu kompensieren<br />

und stoßdämpfend gegen die eingeleiteten Kaukräfte<br />

wirken zu können, was sich schonend auf den Knochen<br />

auswirkt.<br />

PEEK ist chemisch inert. Gleichzeitig hat es eine geringe<br />

Wärmeleitfähigkeit, kann keine elektrischen Ströme leiten<br />

und kann durch keine in der Mundhöhle vorkommende<br />

Substanz gelöst werden, weshalb es ideal für dieses<br />

Einsatzgebiet geeignet ist.<br />

Als besonders angenehm wird von Patienten das Trageund<br />

Aufbissgefühl empfunden sowie die vollkommene<br />

Geschmacksneutralität im Gegensatz zu den metallbasierten<br />

Restaurationsvarianten. Nach aktuellem Wissensstand<br />

sind keine Unverträglichkeiten gegenüber PEEK bekannt,<br />

sodass es sich ideal als alternativer Werkstoff für Patienten<br />

mit einem hohen Allergierisiko eignet. Auf den ersten Blick<br />

scheint der bisweilen gräuliche bis weißliche Farbton<br />

gewöhnungsbedürftig zu sein – je nachdem, welches<br />

Material von welchem Hersteller herangezogen wird. Im<br />

Biokompatibel<br />

Sterilisierbar mit allen üblichen Verfahren<br />

Hohe Beständigkeit gegenüber Verschleiß<br />

Hoher Tragekomfort aufgrund niedriger<br />

Dichte (ISO 1183 1,32 g/cm 3 )<br />

Isoelastisch zu natürlichen Hartgeweben<br />

Thermisch hoch belastbar (ISO 3146 343 C)<br />

Röntgentransparent<br />

Verursacht keine Artefakte bei sämtlichen<br />

bildgebenden Verfahren<br />

Ideal für Allergiepatienten,<br />

da lösungsmittelfrei bzw. unlöslich<br />

Metallfrei<br />

(keine Metallosen und Metallallergien)<br />

Korrosionsfrei<br />

Kein Thermoloading bei Bestrahlung,<br />

beständig gegen energiereiche Strahlung<br />

Elektrisch isolierend<br />

Thermisch isolierend<br />

Spannungsfreier Sitz<br />

Minimale Wasseraufnahme<br />

Abb. 2: Materialeigenschaften von PEEK.<br />

Vergleich zum herkömmlichen Metallguss wirken PEEK-<br />

Gerüste optisch jedoch diskreter. So rückt ein eher gräulicher<br />

bis beigefarbener Transversalbügel oder Klammerarm aufgrund<br />

von Schatteneffekten – gerade unter Einhaltung des<br />

klassischen Sprech-/Komfortabstands – in den Hintergrund<br />

des Betrachters. Insofern ist weißes PEEK aufgrund seiner<br />

hervorstechenden Eigenfarbe nicht in jedem Fall indiziert. <br />

F A C H L I C H E S<br />

Hochgoldhaltige<br />

Legierungen<br />

Ti-/CoCr-<br />

Legierungen<br />

PMMA Zirkon PEEK-Optima<br />

Geringes Gewicht – +/– + – +<br />

Festigkeit ähnlich Knochen – – + – +<br />

Metallfreies Material – – + + +<br />

Lösungsmittelfrei – – – + +<br />

Abb.3: PEEK im Vergleich zu anderen Zahnersatzwerkstoffen.<br />

O K T O B E R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />

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