ZAHNÄRZ TEBLATT
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Wandel im Ordnungsrahmen:<br />
Chancen und (Gesundheits)-Risiken<br />
Gesundheitspolitik hat die Aufgabe, für die<br />
Menschen alle nötigen Voraussetzungen<br />
einer umfassenden und qualitativ hochwertigen<br />
Versorgung – heute und in Zukunft – zu schaffen.<br />
Dies hängt von den finanziellen Ressourcen ab, die in<br />
der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft<br />
im Gesundheitssystem bereitgestellt worden sind bzw.<br />
bereitgestellt werden.<br />
Finanzielle Ressourcen (=Gesundheitsausgaben) werden<br />
für Vergütungen, Honorare und Gehälter, für Arznei- und<br />
Hilfsmittel, aber auch für direkte Investitionen im Gesundheitssystem<br />
eingesetzt. Direkte Investitionen sind z.B. die<br />
Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonen, der Kauf bzw.<br />
die Erweiterung von Arztpraxen und Steuermittel für den<br />
Neubau von Krankenhäusern. D.h., finanzielle Ressourcen<br />
werden eingesetzt, um die laufende medizinische Versorgung<br />
aufrechtzuerhalten und um Sach- und Humankapital<br />
langfristig und zum Zweck der zukünftigen medizinischen<br />
Versorgung aufzubauen.<br />
© Andy Dean/Fotolia.com<br />
In Deutschland beliefen sich die Gesundheitsausgaben<br />
2013 auf rund 11,3 % des BIP, im OECD-Durchschnitt<br />
waren es 9,3 % (alle Daten: OECD Health Statistics 2014).<br />
In den letzten 13 Jahren sind die Gesundheitsausgaben<br />
im Durchschnitt um 1,8 % real je Jahr gestiegen, im OECD-<br />
Durchschnitt waren es 3,9 %. Die Lebenserwartung liegt<br />
mit 83,3 Jahren für Frauen bzw. 78,6 Jahren für Männer<br />
über dem OECD-Durchschnitt (82,8 Jahre Frauen, 77,5 Jahre<br />
Männer). Damit dies so bleibt, sind auch heute und in<br />
Zukunft alle notwendigen finanziellen Ressourcen für das<br />
Gesundheitssystem bereitzustellen. Geschieht dies nicht,<br />
werden irreversible, negative „Investitionsprozesse“ in<br />
Gang gesetzt, die Jahrzehnte nachwirken und kurzfristig<br />
nicht zu revidieren sind.<br />
Stellt die heutige Gesundheitspolitik diese finanziellen<br />
Ressourcen sicher? Um diese Frage zu beantworten, muss<br />
überprüft werden, ob die Gesundheitspolitik eine Strategie<br />
der Langfristplanung, d.h. eine Agenda bis zum Jahr 2030<br />
verfolgt. Würde die Gesundheitspolitik eine „Agenda 2030“<br />
für das Gesundheitssystem verfolgen, so würden darin die<br />
folgenden Punkte auftauchen:<br />
Bis zum Jahr 2030 wird der überwiegende Teil der<br />
geburtenstarken Jahrgänge (über 65-Jährige) in Rente<br />
gegangen sein: Dies werden rund 20 Mio. Männer und<br />
Frauen sein.<br />
Diese geburtenstarken Jahrgänge werden wegen<br />
ihres Alters und ihrer Morbidität zunehmend<br />
medizinische Leistungen nachfragen, schon alleine<br />
wegen der gestiegenen Zahl an Personen.<br />
Die Infrastruktur (Praxen, Kliniken, Pflegeheime) muss<br />
diese zusätzliche Nachfrage aufnehmen und medizinisch<br />
versorgen können, d.h. mit einem Ausbau der medizinischen<br />
Infrastruktur müsste heute begonnen werden.<br />
Für die zusätzliche Infrastruktur müssen zusätzliche<br />
Finanzmittel und zusätzliche Ärzte und medizinisches<br />
Personal bereitgestellt werden.<br />
Die verrenteten geburtenstarken Jahrgänge können<br />
wegen der prozentualen Beitragsfinanzierung nur<br />
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