Extreme Schräglagen von Motoren Peitschende Welle, Gischt und eisige Temperaturen. Rettungsschiffe müssen meistens dann ausrücken, wenn die Wellen <strong>am</strong> höchsten sind und andere Schiffe mit den Bedingungen nicht mehr klarkommen. D<strong>am</strong>it die Schiffe nicht selbst zum Rettungsfall werden, können sie sich automatisch wieder aufrichten, sollten sie kentern. „Wir legen unsere Motoren speziell auf solch schwierige Einsatzbedingungen aus. Um sicher zu gehen, dass immer genug Öl zur Verfügu8ng steht, um die beweglichen Motorteile mit einem Schmierfilm zu überziehen, testen wir sie außerdem auf einem speziellen Schwenkprüfstand“, erklärt Dr. Carsten Baumgarten, Te<strong>am</strong>leiter Motorenversuch für die Baureihe 2000. Auf diesem Prüfstand werden Motoren in Schräglagen bis zu 45 Grad gebracht und in allen möglichen Last- und Drehzahlkombinationen getestet. Die Entwickler beantworten mit diesen Test-Fragen wie nach der Höhe des Öldrucks, dem Luftgehalt im Öl oder der Menge des Öls in den Blowby-Gasen des Motors, die über die Kurbelgehäuseentlüftung der Verbrennungsluft zugeführt werden. Motoren, die in Muldenkippern oder Baggern eingesetzt werden, müssen bis zu 15 Grad Schräglage in jede Richtung überstehen. Bei Motoren für Schiffe liegt dieser Wert zum Teil noch deutlich höher. In gepanzerten Fahrzeugen müssen <strong>MTU</strong>-Motoren teilweise bis zu 45 Grad Schräglage aushalten. Hierfür sind sie mit einer speziellen Trockensumpfschmierung ausgestattet. Das Öl wird ständig aus der Ölwanne in einen kleineren Behälter gepumpt, aus dem es in den Motor gelangt. So wird sichergestellt, dass immer genug Öl in den Motor gelangt. D<strong>am</strong>it Fahrzeuge – seien es Panzer oder Muldenkipper -- auch in der dünnen Luft in über 4.000 Metern Höhe zuverlässig fahren, werden sie mit einem speziellen Höhenkit ausgestattet. Noch eine Nummer härter hat es die Motoren erwischt, die beispielsweise die Rettungsboote der britischen Seenotrettungsgesellschaft „Royal National Lifeboat Institution“ antreiben. Sie müssen sich um die eigene Längsachse drehen und trotzdem weiterlaufen. Kein leichtes Unterfangen, denn durch das Kentern kann Motoröl über die Kurbelgehäuseentlüftung in die Zylinder gelangen, das dann unkontrolliert verbrennt. <strong>MTU</strong>-Konstrukteure haben daher die Kurbelgehäuseentlüftung und die Räume für das Motoröl so gestaltet, dass bei der 360-Grad-Drehung kein Öl in den Ansaugtrakt gelangt. ***** Die Schiffe der britischen Seenotrettungsgesellschaft RNLI müssen oft dann auf See, wenn andere Schiffe kentern und die Bedingungen <strong>am</strong> härtesten sind. Notstrom nach einem Erdbeben Und was ist, wenn die Erde bebt? Notstromaggregate – egal, ob sie in Kernkraftwerken, in Rechenzentren oder in Krankenhäusern die Stromversorgung absichern – dürfen dann nicht ausfallen. In Kalifornien wackelt die Erde 10.000 Mal im Jahr und auch im Rest der Welt sind Erdbeben keine Seltenheit. Das müssen auch die Stromaggregate von <strong>MTU</strong> <strong>Onsite</strong> <strong>Energy</strong> aushalten. Die Entwickler von <strong>MTU</strong> <strong>Onsite</strong> <strong>Energy</strong> im <strong>am</strong>erikanischen Mankato haben daher kürzlich auf einem speziellen Prüfstand ein Erdbeben simuliert. Auf einem Prüftisch wurde ein Aggregat mit einem 3.250 Kilowatt starken <strong>MTU</strong>-Motor der Baureihe 4000 einem heftigen Erdbeben ausgesetzt. Das Ergebnis: Vor, und noch viel wichtiger, auch nach dem Erdbeben lief das Aggregat und tat das, was es in so einem Fall machen muss: Strom liefern. Das Aggregat erfüllt somit die Vorgaben des International Building Codes (IBC). ***** Bis zum Anschlag Den ultimativen Härtetest haben <strong>MTU</strong>-Entwickler kürzlich mit einem Motor der Baureihe 890 durchgeführt. Sie haben eine Bergabfahrt simuliert und dabei die Drehzahl des Motors gesteigert, bis er ausgefallen ist. „Bei 5.555 Umdrehungen pro Minute mussten wir den Versuch aufgrund eines mechanischen Schadens abbrechen“, erzählt Frank Skrzypinski, <strong>MTU</strong>-Te<strong>am</strong>leiter für Motorversuche. Trotzdem „Approved“? „Ja“, ist Skrzypinski überzeugt. „Denn das sind 800 Umdrehungen pro Minute über der Drehzahl von 4.700, für die der Motor ausgelegt ist.“ TEXT: LUCIE MALUCK BILDER: DENNIS GERING, ROBERT HACK, TOGNUM, RNLI
Technologie Bis zu 45 Grad können <strong>MTU</strong>-Entwickler Motoren auf einem Prüfstand schräg stellen. D<strong>am</strong>it können sie harte Einsatzbedingungen, wie Bergaufoder Bergabfahren oder hohe Wellen simulieren. Mehr dazu... Ein Video über die Simulation eines Erdbebens auf dem Prüfstand. Sie haben keinen QR-Codeleser? Besuchen Sie http:// bit.ly/TCDUwq ONLINE <strong>MTU</strong> Report 03/12 I 25