Rote Liste Moose
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84 ROTE LISTE MOOSE; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 11 (4) 2002<br />
wie Calliergon giganteum, Campylium stellatum,<br />
Dicranum bonjeanii, Riccardia chamedryfolia,<br />
Warnstorfia exannulata und Arten saurer<br />
Moore, wie Calypogeia sphagnicola, Cephaloziella<br />
pleniceps, Mylia anomala, Odontoschisma<br />
denudatum, Riccardia latifrons, Sphagnum<br />
compactum, S. cuspidatum, S. rubellum und<br />
der Laubwälder wie Diplophyllum albicans,<br />
Mnium marginatum, Plagiochila asplenioides,<br />
Pogonatum aloides und Rhytidiadelphus triquetrus.<br />
In der Gefährdungskategorie 3 befinden sich<br />
77 Arten. Hier wurden ca. 15 Arten, die sich<br />
bei BENKERT et al. (1995) in der Kategorie 2 befanden,<br />
aufgenommen. In dieser Gefährdungskategorie<br />
finden sich z. B. Arten der Laubwälder<br />
wie Bartramia pomiformis, Eurhynchium<br />
schleicheri, Thuidium tamariscinum, Buxbaumia<br />
aphylla, Hylocomium splendens oder das<br />
für trockene Kiefernwälder typische Dicranum<br />
spurium.<br />
In die Kategorie R sind 39 Arten eingestuft. Es<br />
handelt sich vielfach um in Brandenburg sehr<br />
seltene Gesteinsbesiedler, so Anomodon attenuatus,<br />
A. longifolius und Rhabdoweisia fugax.<br />
Eine Tendenz des Artenrückgangs auf Grundlage<br />
eines Vergleichs der aktuellen <strong>Liste</strong> mit der<br />
von BENKERT et al. (1995) lässt sich nicht ableiten.<br />
Die Verschiebungen der Artenzahlen in<br />
den einzelnen Gefährdungskategorien haben<br />
sich lediglich aufgrund des besseren Kenntnisstandes<br />
und der veränderten Definitionen ergeben.<br />
Aufgrund der Verbesserung der Luftqualität im<br />
südöstlichen Bereich von Brandenburg haben<br />
sich die Bestände einiger weniger empfindlicher<br />
epiphytischer Arten sogar verbessert, wie z. B.<br />
Metzgeria furcata, Frullania dilatata, Orthotrichum<br />
affine, O. lyellii, O. pumilum, O. speciosum,<br />
Ulota bruchii.<br />
Einige Arten sind außerdem in Ausbreitung begriffen,<br />
wie bspw. die Neophyten Campylopus<br />
introflexus, Dicranum tauricum, Orthodontium<br />
lineare. Aber auch Standortveränderungen,<br />
wie z. B. Austrocknen von Torfen begünstigen<br />
das Ausbreiten von Arten, die auf sauren<br />
und nährstoffarmen Standorten gedeihen, z. B.<br />
Ceratodon purpureus.<br />
Aufgrund der aktuellen Prognosen zur Umweltsituation,<br />
bspw. weitere Grundwasserabsenkung,<br />
Erwärmung der Atmosphäre, geringere<br />
Niederschläge und höhere Verdunstung, ist<br />
jedoch eine Verschlechterung der Standortverhältnisse<br />
für <strong>Moose</strong> zu erwarten. Die aus den<br />
zukünftigen Veränderungen resultierende geringere<br />
Luftfeuchtigkeit und der Rückgang von<br />
Feuchtstandorten werden sich besonders gravierend<br />
auf den Bestand der <strong>Moose</strong> auswirken.<br />
Der Kenntnisstand der Artenverbreitung kann<br />
jetzt weitgehend als ausreichend angesehen<br />
werden, um als Grundlage für einen zukünftigen<br />
Vergleich der Artenentwicklung in Brandenburg<br />
herangezogen zu werden.<br />
Auf Grundlage der vorliegenden <strong>Liste</strong> lässt sich<br />
ein Artenmonitoring (z. B. für Leitarten) aufbauen<br />
und somit ein Beitrag zu einem Umweltmonitoring<br />
leisten, da <strong>Moose</strong> bekanntlich besonders<br />
stark auf Umwelteinflüsse reagieren.<br />
10 Naturschutzfachliche<br />
Konsequenzen<br />
Brandenburgs Bryoflora befindet sich in einer<br />
zunehmend prekären Situation. <strong>Moose</strong> gehören<br />
in Brandenburg (und ganz Deutschland) zu<br />
den am stärksten und weit überdurchschnittlich<br />
gefährdeten Organismengruppen überhaupt.<br />
Sieht man einmal von – in Bezug auf die Gesamtartenzahl<br />
– sehr kleinen Gruppen ab, werden<br />
sie in der Gesamtgefährdung nur noch von<br />
den Flechten übertroffen. Wie aus der <strong>Rote</strong>n<br />
<strong>Liste</strong> ersichtlich, gilt dies besonders für die<br />
Gruppe der <strong>Moose</strong> von neutro- bis basiphilen<br />
Mooren.<br />
Die derzeitigen Schutzbemühungen zur Sicherung<br />
des Bestandes vieler <strong>Moose</strong> können nicht<br />
als ausreichend erachtet werden. Speziell auf<br />
den Moosschutz ausgerichtete Schutzgebiete<br />
und Pflegerichtlinien kennen wir bislang überhaupt<br />
nicht, obwohl es durchaus in Brandenburg<br />
zahlreiche spezielle Biotope gibt, die ihren<br />
besonderen biologischen Wert v. a. durch das<br />
Vorkommen von typischen <strong>Moose</strong>n und anderen<br />
Kryptogamen besitzen. Dazu gehören alte<br />
(Kirchhofs)mauern, Lesesteinhaufen, Findlinge,<br />
Bachufer, Binnendünen, Moore usw.<br />
Darüber hinaus hat Brandenburg für eine ganze<br />
Reihe von Arten eine alleinige oder erhebliche<br />
Mitverantwortung zur Erhaltung, die in jedem<br />
Falle zu tragen und erfüllen ist. Prinzipiell<br />
lässt sich der Schutzbedarf aus den zugeordne-