S3-Leitlinie Prostatakarzinom - AWMF
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3.1 PSA und DRU in Früherkennung/Screening<br />
12<br />
Testve<br />
rfahre<br />
n<br />
Aufklärungsinhalte zur Früherkennung des <strong>Prostatakarzinom</strong>s<br />
Der Patient soll durch die umfassende Aufklärung befähigt werden, selbst zu<br />
entscheiden, ob er eine PSA-Wert-Bestimmung wünscht. Die Aufklärung soll dem<br />
individuellen Informationsbedürfnis und –verständnis gemäß erfolgen.<br />
Bei Aufklärung über eine PSA-gestützte Früherkennungsuntersuchung muss darauf<br />
hingewiesen werden, dass anhand eines PSA-Testergebnisses nur das Risiko für das<br />
Vorliegen eines <strong>Prostatakarzinom</strong>s vorhergesagt werden kann. Die Vorverlagerung der<br />
Diagnose als Prinzip der Früherkennung soll erläutert werden.<br />
Die an der Früherkennung interessierten Männer sollen darüber informiert werden,<br />
dass die Wahrscheinlichkeit, an einem <strong>Prostatakarzinom</strong> zu versterben, in Deutschland<br />
etwa 3 % beträgt und eine Früherkennung diese Wahrscheinlichkeit bei Annahme der<br />
positivsten Ergebnisse [18] auf 2,4 % bis maximal etwa 1,8 % senken kann. Dies soll in<br />
absoluten Zahlen vermittelt werden (drei von hundert versus drei bis im günstigsten<br />
Fall etwa zwei von hundert Männern die ohne bzw. mit Screening an <strong>Prostatakarzinom</strong><br />
versterben). Den an Früherkennung interessierten Männern soll das Risiko der<br />
Überdiagnostik und Übertherapie in absoluten Zahlen verständlich gemacht werden.<br />
Für die schwedische Studie [18] gelten nach 14 Jahre Beobachtung die folgenden<br />
Angaben:<br />
• Auf 34 verhinderte PCa-Todesfälle kommen 422 Überbehandlungen, bzw. auf<br />
einen verhinderten Todesfall kommen zwölf Überbehandlungen.<br />
• Es müssen 293 Männer zum Screening eingeladen werden, um einen PCa-<br />
Todesfall zu vermeiden. Einer von 24 eingeladenen Männern (4,2 %) erhält eine<br />
Überhandlung, wird also geschädigt.<br />
Aus der europäischen Studie ergeben sich nach neun Jahren die folgenden<br />
Anhaltswerte:<br />
• pro 10.000 Männer werden in der Screeninggruppe 822 <strong>Prostatakarzinom</strong>e<br />
diagnostiziert und behandelt. 29 Männer versterben an einem PCa.<br />
• Pro 10.000 Männer werden in der Kontrollgruppe 482 <strong>Prostatakarzinom</strong>e<br />
diagnostiziert und behandelt. 36 Männer versterben an einem PCa.<br />
• Auf sieben verhinderte PCa-Todesfälle kommen 340 Überbehandlungen 3 , bzw.<br />
auf einen verhinderten Todesfall kommen 48 Überbehandlungen.<br />
Für die Aufklärung können verschiedene Hilfsinstrumente verwendet oder geschultes<br />
Assistenzpersonal (z. B. Arzthelferin) eingearbeitet werden.<br />
3 Überbehandlung: Das ist die Behandlung eines Tumors, der wahrscheinlich niemals symptomatisch geworden<br />
wäre. Es ist die meist – bei Schröder (2009) in 40 von 48 Überbehandlungen mit OP und oder Bestrahlung -<br />
aggressive und mit Nebenwirkungen behaftete Behandlung einer irrelevanten und vom Patienten nicht<br />
wahrgenommenen Erkrankung. Hiermit wird dem Patienten ein großer körperlicher und seelischer Schaden<br />
zugefügt.<br />
© <strong>Leitlinie</strong>nprogramm Onkologie | <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> <strong>Prostatakarzinom</strong> | Version 2.0, 1. Aktualisierung 2011