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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? II.<br />
Tittman berichtet über die Antwort <strong>de</strong>s Vatikans auf einen Brief Taylors an <strong>de</strong>n Papst, die<br />
Situation <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in Polen betreffend. Tittman wird von Kardinalstaatssekretär Maglione<br />
eine „ungezeichnete Erklärung“ überreicht. In <strong>de</strong>m Papier bezieht sich <strong>de</strong>r Vatikan auf die<br />
„traurige Lage“ <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n und dankt dafür dass diese Tatsache <strong>de</strong>m Heiligen Stuhl (durch <strong>de</strong>n<br />
Brief Taylors) zur Kenntnis gebracht wor<strong>de</strong>n sei. „Berichte über schwerwiegen<strong>de</strong><br />
Maßnahmen gegen über Ju<strong>de</strong>n“ hätten <strong>de</strong>n Vatikan allerdings auch von an<strong>de</strong>rer Seite erreicht.<br />
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es jedoch nicht möglich gewesen, die Genauigkeit <strong>de</strong>r<br />
Informationen zu verifizieren. Vom Heiligen Stuhl wür<strong>de</strong>n aber alle Möglichkeiten<br />
wahrgenommen, um „das Lei<strong>de</strong>n dieser unglücklichen Menschen zu mil<strong>de</strong>rn.“<br />
Mr. Tittmann, so schreibt Wells, bedaure, dass <strong>de</strong>r Heilige Stuhl sich nicht hilfreicher gezeigt<br />
habe. Er habe aus <strong>de</strong>m Gespräch mit <strong>de</strong>m Kardinalstaatssekretär <strong>de</strong>n Eindruck gewonnen,<br />
dass <strong>de</strong>r Vatikan keine praktischen Empfehlungen bereithalte. Mr. Tittman sei <strong>de</strong>r Meinung,<br />
in <strong>de</strong>r Vatikanstadt gehe man davon aus, dass es wenig Hoffnung gebe, die Nazi-Barbareien<br />
aufhalten zu können, es sei <strong>de</strong>nn, durch physische Gewalt von außen. (Tittman lebte innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Vatikans und unterhielt ständig Verbindung mit <strong>de</strong>m Staatssekretariat sowie <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
diplomatischen Vertretern <strong>de</strong>r Anti-Hitler-Allianz, die nach <strong>de</strong>m Kriegseintritt Italiens mit<br />
Billigung <strong>de</strong>s Papstes auf das exterritoriale Gebiet <strong>de</strong>r Vatikanstadt „umgezogen“ waren.<br />
Mussolini hatte sie vor die Alternative gestellt, entwe<strong>de</strong>r Rom und Italien zu verlassen o<strong>de</strong>r<br />
diesen Kompromiss nach Zustimmung durch <strong>de</strong>n Heiligen Stuhl anzunehmen.)<br />
Der Vatikan als Spielball östlicher wie westlicher Geheimdienste. Eines <strong>de</strong>r schwerwiegendsten<br />
Nachkriegskapitel ist verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Vorwurf, <strong>de</strong>r Vatikan habe Nazi-Kriegsverbrechern durch organisierte<br />
„Fluchthilfe“ ermöglicht, sich ins Ausland, vor allem nach Südamerika abzusetzen und sich somit <strong>de</strong>r Justiz zu<br />
entziehen. Dabei fallen Namen wie Eichmann, Barbie, Mengele, Stangl usw.<br />
Fast einer Urkun<strong>de</strong> gleich wird <strong>de</strong>r erst 1984 zur Veröffentlichung freigegebene so genannte<br />
„La-Vista-Report“ herangezogen, das Untersuchungsergebnis eines Agenten <strong>de</strong>s<br />
amerikanischen Counter Intelligence Corps CIC, <strong>de</strong>r militärischen Spionageabwehr also.<br />
Vincent La Vista berichtete unter <strong>de</strong>m Datum vom 15. Mai 1947 über „Illegale<br />
Auswan<strong>de</strong>rungsbewegungen in und durch Italien“ und listete auch kirchliche Hilfs- und<br />
Wohlfahrtsorganisationen in Rom auf. Diese wür<strong>de</strong>n sich illegal betätigen o<strong>de</strong>r stün<strong>de</strong>n unter<br />
<strong>de</strong>m Verdacht, sich an Fluchthilfen zu beteiligen. Unausgesprochen, aber doch wohl so<br />
gemeint: im Auftrag <strong>de</strong>s Vatikans; schlimmer noch: Mit Wissen <strong>de</strong>s Papstes. Die Fluchtwege<br />
wer<strong>de</strong>n als „Rattenlinien“ bezeichnet, ein Begriff aus <strong>de</strong>m Jargon damaliger Geheimdienste.<br />
Auch ist von einer „Klosterlinie“, die Linie, was wohl <strong>de</strong>utlicher etwas über die Fluchthelfer<br />
aussagen soll.